Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Angela.Bücherwurm
Wohnort: 
Wülfrath
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 243 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2016
Unterleuten
Zeh, Juli

Unterleuten


ausgezeichnet

Ein Spiegelbild unserer Gesellschaft

Vorweg möchte ich sagen, dass ich mich bisher mit Büchern von Juli Zeh nicht recht anfreunden konnte. Doch diesen neuen Roman der Autorin habe ich zu meinem eigenen Erstaunen sehr gerne gelesen. Ich war angenehm überrascht.

Unterleuten ist ein kleines ( fiktives ) Dorf in Brandenburg, nicht allzu weit von Berlin entfernt. Auch zwanzig Jahre nach der Wende tun sich die meisten Dofbewohner schwer mit Änderungen oder gar Neuerungen.... selbst eine richtige Kanalisation gibt es hier noch nicht. Allerdings gibt es hier inzwischen auch noch die " neu " Hinzugezogenen, die Städter, die Wessis, die von den alt eingesessenen Bürgern mit äußerster Skepsis und großem Misstrauen beäugt werden. Aber auch zwischen den ursprünglichen Bewohnern herrscht nicht nur Eingkeit. Im Gegenteil, jeder beobachtet jeden, bildet sich rasch ein ( Vor- ) Urteil. Es könnte ja sein, dass man irgendeinen Nutzen aus seinen Beobachtungen bzw. aus seinem Wissen ziehen kann oder , was noch viel schlimmer wäre, dass man selbst ausgenutzt wird. Man ist hier in diesem kleinen Dorf eben immer unter Leuten.
Die Situation spitzt sich zu, als auch in dieser vermeintlich idyllischen und ruhigen Gegend die neueste Errungenschaft der Technik hinsichtlich erneuerbarer Energien in Form eines Windparks Einzug halten soll.
Jeder kämpft nur noch um seine eigenen Interessen, sucht Verbündete und scheut nicht davor zurück, dies auf Kosten anderer zu tun.

Diese scheinbare Dorfidylle mit zum Teil ziemlich bisssigem Dorftratsch spiegelt auf wunderbare, sehr unterhaltsame Weise unsere Gesellschaft mit all ihren Ecken und Kanten, mit all ihren Höhen und Tiefen wieder. Das Dorfleben hat durchaus komödiantische Züge, aber genauso wähnt man sich als Leser/in mitten in einem Drama oder auch in einem Krimi.

Zu jeder Facette des menschlichen Wesens gibt es hier eine passende Figur, deren Charakter symbolhaft eine bestimmte Spezies darstellt : sei es der überbesorgte Naturschützer, der nur nach Profit strebende Unternehmer, die leidenschaftliche Pferdezüchterin, der berechnende Bürgermeister, der ewige Grantler und noch so einige exzentrische Persönlichkeiten mehr.

Jedes der meist eher kurzen Kapitel schildert das Geschehen aus der Perspektive eines Protagonisten und ist entsprechend mit seinem Namen betitelt. So behält man leicht den Überblick und bekommt einen detailreichen Einblick in das Leben dieser Dorfgemeinschaft.. Alle Charaktere sind sehr authentisch, wenn auch nicht immer liebenswert und sympathisch.

Es werden viele gesellschaftliche Probleme unserer Zeit ins Visier genommen und anhand von zum Teil skurrilen Situationen und einer großen Portion Ironie beleuchtet.

Der Sprachstil ist großartig, angenehm zu lesen, sehr bildhaft und lebendig, aber genauso auch sehr pointiert, kritisch und zielgerichtet.

Das Dorf Unterleuten mag fiktiv sein, aber es steht ganz sicher stellvertretend für zahlreiche ähnlicher, tatsächlich existierender Ortschaften, Dörfer oder gar Städte.

Ich habe diesen grandiosen, wirklich meisterhaft erzählten Gesellschaftsroman Seite für Seite genossen und empfehle ihn sehr, sehr gerne weiter.

Vielen Dank , dass ich ihn lesen durfte. Er ist wahrlich eine Bereicherung meiner Leseerfahrungen.

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2016
Für einen Sommer und immer
Leuze, Julie

Für einen Sommer und immer


sehr gut

Harte Schale - Weicher Kern

Die 32jährige Annika Winter ist eine typische Karrierefrau. Sie ist diszipliniert, erfolgsgewohnt, nicht bereit, irgendeine Schwäche erkennen zu lassen und sehr selbstbewusst. So wirkt sie auf ihre Mitmenschen arrogant, überheblich, zickig und gefühllos. Und es nicht weiter verwunderlich, dass ihre bisherigen Beziehungen nicht von langer Dauer sind.

Als sie erfährt, dass ihre Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist und bald sterben muss, ist sie jedoch mit der Situation vollkommen überfordert. Ziemlich kopflos beschließt sie, eine Auszeit zu nehmen, um Kraft zu tanken für das , was auf sie zukommen wird. Dazu fährt sie in die Dolomiten, obwohl sie die Berge eigentlich nicht wirklch mag. Aber zur Ruhe zu kommen ist für diese Powerfrau nicht ganz einfach. Sie muss erst lernen , wieder zu sich selbst zu finden. Dabei behilflich ist ihr letztendlich der Bergführer Samuel, den sie für zwei Wochen engagiert. Der attraktive Mann entdeckt schon bald, dass unter der vermeintlich harten Schale dieser unnahbar wirkenden Frau doch eher ein weicher, verletzlicher Kern steckt. Aber seine Liebe gilt den Bergen.

Dieser Lieberoman hat mich für einige Stunden recht gut unterhalten. Es war interessant, die Entwicklung von Annika zu verfolgen und zu beobachten, wie ihr wahres Selbst an die Oberfläche kommt. Aber auch wenn ich ihre Wandlung gut nachvollziehen konnte, ist sie mir am Ende doch immer noch ein wenig fremd geblieben. Es haben mich keine tieferen Emotionen erreicht und ein Rest an Distanziertheit ist für mich bestehen geblieben. Aber irgendwie passt dies auch wiederum gut zu Annikas Charakter, denn eine in jeder Beziehung 100%ige Wandlung wäre wohl zu unglaubwürdig gewesen.

Das Buch lässt sich Dank eines leichten, unkomplizierten Sprachstils schnell lesen und eignet sich damit bestens zum Entspannen und Abschalten.

Wer also Liebesgeschichten, die nicht allzu banal sind, sondern auch ein wenig Raum zum Nachdenken bieten, mag, dürfte mit diesem Roman gut bedient sein.

Ich vergebe knappe 4 Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.03.2016
In der ersten Reihe sieht man Meer
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

In der ersten Reihe sieht man Meer


sehr gut

Amüsant, unterhaltsam und ein wenig nostalgisch

Familienvater Alexander Klein erlebt kurz vor der Abreise in den lang ersehnten Italienurlaub eine Reise oder genauer gesagt eine Zeitreise der ganz besonderen Art. Er wähnt sich in einem seltsamen, sehr realistisch wirkenden Traum, in dem er einen früheren Italienurlaub mit Eltern, Schwester und Oma erneut durchlebt und zwar wie damals im Körper eines 15 jährigen, pubertierenden Teenagers, aber mit dem Hintergrundwissen und Erfahrungen eines Mittvierzigers der heutigen Zeit. Mit viel Humor und einem Augenzwinkern berichtet er von seinen Erlebnissen dieser 14tägigen Reise voller Klischees und Vorurteile in die Vergangenheit.

Bei so manchem Leser werden dabei wohl eigene, vergangene Erinnerungen an zurückliegende Urlaube geweckt und man erkennt sicher die ein oder andere, heute komisch anmutende Situation wieder. Ich habe mich einige Stunden gut unterhalten gefühlt, viel geschmunzelt und so manches Mal laut gelacht.

Inhaltlich gibt es zwar keine wirklichen Überraschungen, aber der witzige Schreibstil mit leicht ironischem Unterton und die nostalgische Zeitreise lassen die Seiten nur so dahin fliegen.

Gut gefallen haben mir auch die den einzelnen Kapiteln vorangestellten Fotos des Autorenduos aus dem eigenen Archiv und die jeweiligen Song-Titel aus dieser Zeit.

Die einzelnen Charaktere sind mit all ihren Eigenarten und kleinen Ticks liebenswert sympathisch und ich konnte sie mir sehr bildhaft vorstellen. Zum Teil hatte ich regelrecht das Gefühl, ich wäre mit ihnen gemeinsam im Uraub.

Dem mir als Krimi-Autoren bekannten Duo ist mit diesem Roman in meinen Augen ein amüsanter, lesenswerter Roman zum Entspannen gelungen. Gerne mehr ( Meer ) davon !

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2016
Die Morde von Sherringford / Holmes & ich Bd.1
Cavallaro, Brittany

Die Morde von Sherringford / Holmes & ich Bd.1


sehr gut

Jugendlich frische Adaption

Jamie Watson, 16 Jahre alt, darf - so wie er glaubt - aufgrund eines Stipendiums ein Elite-Internat in Sherringford an der Ostküste der USA besuchen. Er ist ein Nachfahre des berühmten Dr. Watson. Und so ist er schon ganz gespannt auf die 17jährige Charlotte Holmes, die ebenfalls in diesem Internat lebt und unterrichtet wird. Denn Charlotte ist, wie der Name schon ahnen lässt, eine Nachfahrin des nicht minder berühmten Detektivs Sherlock Holmes. Ihre erste Begegnung verläuft aber nicht gerade vielversprechend.
Dennoch müssen die zwei sich zusammenraufen und gemeinsam agieren, denn kaum ist Jamie im Internat angekommen, geschieht ein Mord. Hauptverdächtige sind zunächst ausgerechnet Charlotte und Jamie. Doch schnell wird klar, dass genau das jemand beabsichtigt. Weitere Unglücke geschehen. Und immer scheint als Vorlage zu den Taten ein früherer Fall des legendären Detektivduos zu dienen. Wer steckt dahinter? Auf wen genau hat er oder sie es abgesehen? Und warum? Es bedarf einiges an detektivischen Spürsinn, um den Fall zu lösen.

Als ich dieses Buch zum ersten Mal gesehen habe, fand ich die Idee eines Romans, in dem Holmes und Watsons jugendliche Nachfahren in die Fußstapfen ihrer berühmten Ahnen treten, einfach toll und war sehr gespannt auf die Umsetzung. Und nach der Lektüre muss ich nun sagen, dass ich sie voll und ganz gelungen finde. Es gibt viele Paralellen, wie z.B. Holmes Scharfsinnigkeit oder Überheblichkeit oder eben dagegen auch Watsons scheinbare Praktikanten-Funktion. Es gibt aber genauso viele eigenständige, neue Aspekte, die diesem Krimi einen frischen, jugendlichen Touch geben. Mir hat diese Mischung aus eher altmodichen, angestaubten Anleihen und neuen, modernen Zügen gut gefallen.

Die Figur des Jamie war mir auf Anhieb recht sympathisch, wohingegen ich Charlotte zunächst sehr sperrig und unzugänglich fand. Aber genau das macht letztendlich ja auch ihren Charakter aus. Und wenn man Charlotte dann im Laufe der Zeit durch Jamies Augen immer besser kennenlernt, versteht man sie immer mehr und kann sich immer besser in sie hineinversetzen.

Der Krimi ist zwar als Jugendbuch konzipiert, aber durchaus auch für Erwachsene lesenswert, insbesondere natürlich, wenn man schon einen Bezug zu dem "alten" Detektivpaar hat.
Der Sprachstil ist sehr ansprechend, flott und mit seiner überwiegend jugendlichen Ausdrucksweise angenehm zu lesen. Es gibt viele Rätsel und unvorhersehbare Wendungen, die der Leser mitentschlüsseln kann.
Das Buch ist fast durchweg spannend. Es gibt meines Erachtens nur einige wenige, kleinere "Längen" oder eher ruhigere Momente, in denen vielleicht noch mehr Platz für den gewissen, typischen britischen Humor gewesen wäre.

Der Fall an sich ist am Ende abgeschlossen, aber es bleibt viel Potential für Folgebände. Ich würde auch diese dann ggf. gerne wieder lesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2016
Die Rose der Welt (Restexemplar)
Prange, Peter

Die Rose der Welt (Restexemplar)


ausgezeichnet

Gut recherchierter, historischer Schmöker

" Rose der Welt " , so wird die berühmte Pariser Universität, die erste Universität der Welt genannt. Studenten aus aller Herren Länder streben Anfang des 13. Jahrhunderts dorthin, um hier einen Platz zu ergattern. Auch die aus den Ardennen stammenden Freunde Robert und Paul träumen davon, hier zu studieren.
Während Paul zuerst die Chance erhält, nach Paris zu gehen, muss Robert in der Heimat ausharren und darauf vertrauen, dass sein Freund ihn auslöst und er nachkommen kann. Doch Jahre vergehen, ohne dass Paul irgendetwas von sich hören lässt. Robert ist zutiefst enttäuscht. Schließlich eröffnet sich jedoch auch für ihn im Jahre 1229 endlich die Möglichkeit, seinen Traum zu verwirklichen.Voller Enthusiasmus stürzt er sich erfolgreich in seine Studien.
Über Pauls Verbleib und Werdegang stellt er keine Nachforschungen an, da er sich von ihm in Stich gelassen fühlt. Es ist jedoch gerade eine unruhige Zeit. Die Studenten und Professoren sind in Aufruhr, es folgt ein Streik. Ein Machtkampf zwischen Universitätsmitgliedern , Krone und Kirche beginnt. Und ehe Robert sich versieht, steht er mitten im Fokus dieser Konflikte und gerät in Gefahr. Ausgerechnet Paul , der als Kopist zu einigem Wohlstand gekommen ist, kann ihm in dieser Situation helfen. Die Freundschaft der beiden lebt erneut auf, bis Robert Pauls Frau Marie kennenlernt .... Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Dieser gut recherchierte historische Roman ist recht komplex und gibt einen interessanten Einblick in diese Epoche der Geschichte der Pariser Universität und den Machtspielen zwischen Krone und Kirche. In anschaulichen, lebendigen Bildern lässt uns der Autor daran teilhaben.
Die Geschichte wird dabei aus unterschiedlichen Blickwinkeln der beteiligten Hauptprotagonisten erzählt, so dass der Leser diese gut kennen lernt und deren Handlungen und Gefühle nachvollziehen kann. Besonders ansprechend dabei war für mich, dass die einzelnen Charaktere nicht nur " gut " oder nur " böse " sind, sondern sich sehr vielschichtig gestalten.. Sie wirkten für mich dadurch sehr glaubwürdig.
Das Buch selbst ist in sieben Teile mit jeweils mehreren, zum Teil sehr kurzen Kapiteln gegliedert. Dadurch sind die vielen Perspektivwechsel kein großes Problem.
Toll fand ich außerdem das Interview mit dem Autor am Anfang des Romans und die Erläuterungen zur Geschichte bzw. zum geschichtlichen Hintergrund am Ende. Das verdeutlicht nochmal, wie gewissenhaft der Autor recherchiert hat.

Mich hat die Lektüre sehr bereichert und ich empfehle es allen historisch interessierten Lesern gerne weiter. Peter Prange versteht es meisterhaft, historische Fakten in einen unterhaltsamen Roman zu verpacken.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2016
Das Mädchen mit dem Fingerhut
Köhlmeier, Michael

Das Mädchen mit dem Fingerhut


sehr gut

Das Mädchen ohne Namen und ohne Herkunft

In dieser mit 140 Seiten sehr kurzen Geschichte begleitet der Leser ein sechsjähriges Mädchen eine kurze, sehr traurige Wegstrecke seines noch jungen Lebens.

Eines Tages wird dieses Mädchen in irgendeiner, nicht näher bezeichneten Stadt mitten im Winter einfach abgeladen. Es versteht die Sprache der dort lebenden Menschen nicht, es hat keinerlei Ahnung davon, wo es sich befindet. So,wie es nicht weiß, wo es ist, so erfährt der Leser nicht, wo es herkommt. Noch nicht einmal seinen Namen erfährt man. Mutterseelenallein muss sie sich zurechtfinden und sich durchs Leben schlagen. Ihr zartes Alter und ihre großen Kulleraugen sorgen dafür, dass die Menschen zumindest ab und zu Mitleid mit ihr haben. Sie geben ihr zu Essen , zu trinken, sogar ein wenig warme Kleidung. Eine Zeit lang " kümmern " sich auch zwei ältere Jungen in ähnlicher Lage mehr oder weniger um die Kleine. Doch sie ist und bleibt eine Fremde unter Fremden, allein ohne Familie.
Der Leser erlebt wie das Kind friert, hungert und auch krank wird. Als stiller Beobachter ist man entsetzt über ihr Schicksal und möchte so gerne helfen, ist jedoch völlig machtlos.

Der Autor bedient sich einer sehr schlichten Sprache ohne Schnörkel. Die einzelnen Sätze sind größtenteils sehr kurz und knapp, auf das Nötigste reduziert gehalten, passend zu einem kindlichen Gemüt. Sie muten dabei sehr nüchtern, beinahe sogar emotionslos an. Sie drücken für mich extrem starke Resignation aus, so wie sich das Kind vermutlich resigniert in sein Schicksal ergibt. Aber gerade diese sehr klaren, einfachen Worte treffen mitten ins Herz des Lesers. Man hofft und bangt dabei immer, dass sich das Schicksal des Mädchens irgendwie doch noch zum Guten wendet.
Aber in dieser Beziehung gibt es für den Leser keine Erlösung. Man wird vom Autor allein gelassen, allein mit seinen Gedanken und Gefühlen, genauso allein wie das Mädchen, ohne realistische Hoffnung und Aussicht auf eine positive Änderung der Situation.

Dieses kleine Büchlein liest sich aufgrund seines geringen Umfangs und seines Sprachstils sehr schnell. Dennoch wird es mir sicher noch sehr lange nachhaltig in Erinnerung bleiben. Es bietet viel Potential zum Nachdenken und sicher auch reichlich Diskussionsstoff.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2016
Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9
Läckberg, Camilla

Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9


sehr gut

Grauenvolle Vorgänge im Haus des Schreckens

" Die Schneelöwin " ist der neunte Fall des Ermittlerpaares Kommissar Patrick Hedström und seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Erica Falck.

Erica ist gerade mal wieder mit Recherchen zu ihrem neuen Buch beschäftigt. Hierzu besucht sie Laila im Gefängnis. Diese Frau wurde vor einigen Jahren wegen der Ermodung ihres Mannes verurteilt. Lange Zeit schweigt Laila zu ihrer Tat, doch plötzlich und unerwartet fängt sie zögerlich an zu reden. Erica vermutet schon bald, dass mehr hinter dieser Geschichte steckt als alle vermuten.
Gleichzeitig hat Ericas Mann Patrick es mit einer Serie von Entführungen junger Mädchen zu tun. So richtig kommt die Polizei mit den Ermittlungen hierzu aber nicht voran. Bis eines Tages das zuletzt verschwundene Mädchen Victoria wieder auftaucht. Aber das Mädchen erliegt wenig später den Verletzungen eines Unfalls. Außerdem wurde sie bestialisch misshandelt. Wer ist zu solch einer brutalen Tat fähig? Und was ist mit den anderen Mädchen? Besteht noch eine Chance für sie?
Erica findet bald heraus, dass zwischen Lailas zurückliegender Geschichte und den aktuellen Vorkommnissen ein direkter Zusammenhang bestehen muss. Nur welcher?

Die Geschichte wird, wie bei dieser Autorin üblich, wieder in mehreren Erzählsträngen aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Auch Rückblenden in die Vergangenheit gehören dazu. Dies führt leicht zu Verwirrungen und erfordert daher einige Aufmerksamkeit beim Lesen, um den Überblick nicht zu verlieren. Ansonsten lässt sich das Buch dank eines ansprechenden Schreibstils leicht und flott lesen.
Es gibt wie gewohnt viele Fährten und immer, wenn man meint, der Lösung des Falles nahe zu sein, ergeben sich neue Wendungen. Das hält die Spannung bis zum Schluss aufrecht und man fiebert bis zum Ende dem Showdown entgegen.
Diesmal wird der Fall jedoch nicht wie sonst komplett aufgelöst und es bleiben viele Fragen offen, die quasi nach einer Fortsetzung der Geschichte rufen. Wobei natürlich auch in der Realität bei weitem nicht alle Verbrechen restlos aufgeklärt werden. Allerdings gibt es in diesem Buch auch während der Ermittlungen immer mal wieder Hinweise und Aspekte, die angesprochen werden, aber letztendlich für den Leser offen und nicht geklärt bleiben. Das fand ich schade und zuweilen auch störend, da man sich so einiges nur selber zusammenreimen konnte. Ich möchte hierzu jedoch nicht ins Detail gehen, um nichts vorwegzunehmen.

Der Kriminalfall als solches steht für sich, sodass man das Buch aus dieser Sicht getrennt von den Vorgängern lesen könnte. Um jedoch die Entwicklung und das Leben der Hauptprotagonisten - was in dieser Reihe eine große Rolle spielt - verfolgen und verstehen zu können, ist es denke ich dennoch von Vorteil, wenn man die anderen Fälle bereits gelesen hat. Es gibt schon einige Anspielungen auf vorherige Geschichten, die man anderenfalls nicht wirklich nachvollziehen kann.

Insgesamt ist in diesem Krimi, passend zum Thema, die Stimmung recht düster und zuweilen bedrückend. Das Cover des Buches spiegelt für mich diese Atmosphäre gut wieder.
Der Titel " Die Schneelöwin " erschließt sich mir dagegen nicht. Ich habe keinerlei Assoziationen dazu entdecken können. " Das Haus des Schreckens " oder etwas Ähnliches hätte es meines Erachtens besser getroffen.

Insgesamt bietet dieser Krimi wieder spannende Unterhaltung in bewährter Manier mit kleineren Schwächen. Für mich bleibt einfach zuviel offen und ungeklärt. Daher ist er für mich nicht das beste Buch dieser Reihe. Ich hoffe aber, es gibt noch eine Fortsetzung, die diesen " Mangel" behebt. Ich vergebe daher knappe 4 Sterne.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2015
Love and Confess
Hoover, Colleen

Love and Confess


ausgezeichnet

Geständnisse

Auburn hat als 15jährige unter schmerzhaften Umständen ihre erste große Liebe verloren. Auch 5 Jahre später hat sie diesen Verlust noch nicht wirklich überwunden.
Eines Tages macht sie in Dallas zufällig die Bekanntschaft des Malers Owen, der sie spontan als Assistentin für seine Ausstellung einstellt.. Owen sammelt anonyme Geständnisse fremder Menschen und setzt diese dann in Bilder um.
Zwischen ihnen besteht von Anfang an eine starke Anziehungskraft. Doch beide haben so ihre Geheimnisse, die sie vor dem anderen aus Angst vor Zurückweisung verbergen. Ein gemeinsames Leben scheint damit nicht möglich zu sein. Es kommt immer wieder zu schwierigen Situationen . Werden sie ihr Herz erleichtern können und dem jeweils anderen ihre Sorgen und Probleme gestehen und anvertrauen können ? Gibt es für ihre Liebe eine Chance ?

Mit " Love and Confess " ist der Autorin eine weitere gefühlvolle, aber auch spannende Liebesgeschichte gelungen. Die Spannung wir dadurch erzeugt, dass auch der Leser erst im Laufe der Geschichte die Geheimnisse der Liebenden erfährt und die ganze Zeit mitfiebern kann, ob es eine Lösung für das Dilemma gibt. Mehr möchte ich zum Inhalt daher auch nicht verraten, damit eben diese Spannung nicht vorweggenommen wird.

Erzählt wird die Geschichte in Ich-Form abwechselnd aus Auburns und Owens Perspektive. Das ermöglicht einen guten Einblick in ihre jeweilige Gefühlswelt. Die beiden sind in ihrer Art sehr sympathisch und man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungsweisen verstehen und nachvollziehen. Sicher wird es an der ein oder anderen Stelle auch mal ein wenig kitschig, aber das darf für mich in einer Liebesgeschichte auch ruhig so sein.

Gefallen hat mir auch, dass das ein oder andere Bild des Künstlers im Buch abgebildet ist. Irgendwie fühlte ich mich dadurch den Protagonisten noch ein Stück näher.

Das Buch lässt sich insgesamt aufgrund seines angenehmen und flüssigen Schreibstils leicht und flott lesen. Ich fühlte mich einige Stunden bestens unterhalten und konnte in die Welt von Auburn und Owen abtauchen. Ich empfehle es daher gerne nicht nur Jugendlichen , sondern allen, die gefühlvolle und ein wenig dramatische Liebesgeschichten mögen, weiter.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2015
Kitty Kathstone
Oehl, Larry;Öhl, Sandra

Kitty Kathstone


sehr gut

Eine Geschichte voller Fantasy, Spannung, Abenteuer und Humor

Kitty ist ein ganz normaler Teenager - glaubt sie jedenfalls. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, hat zuweilen eine recht große Klappe und gerät irgendwie immer wieder in Schwierigkeiten. Schon häufiger musste sie deswegen die Schule wechseln. So auch ausgerechnet mal wieder an ihrem 15. Geburtstag. Sie fliegt von der Schule, obwohl sie doch eigentlich nur helfen wollte. Und es kommt noch schlimmer. Sie soll nun auf Betreiben ihrer Großmutter das C.O.G. besuchen, eine Schule für sogenannte Sonderbegabte, die allgemein als Schule für irgenwie gestörte Schüler gilt. Kitty kann und will es nicht glauben, sie ist regelrecht entsetzt. Und dann macht sie eine noch viel unglaublichere Entdeckung : ihre Großmutter ist eine Werkatze und auch sie soll angeblich das Gen in sich tragen. Kitty kann und will das alles nicht richtig glauben, bis sie die Schule betritt und Wesen sieht, von denen sie bisher glaubte, dass sie nur in Märchen existieren: Gestaltwandler, Meerjungfrauen, Einhörner, Riesen und noch viele unglaubliche Spezies mehr.
Zunächst völlig überfordert gerät sie natürlich auch hier sehr schnell in Schwierigkeiten und sie weiß nicht, wem sie wirklich vertrauen kann und wem nicht. Kitty würde die Schule am liebsten schnellstmöglich wieder verlassen, aber neugierig ist sie dennoch auf das, was hinter all dem steckt. Und schließlich gibt es hier auch noch einen ganz besonderen Jungen.... und Kitty wäre nicht Kitty, wenn sie nicht alles versuchen würde, mit der ungewöhnlichen Situation klarzukommen und das Beste daraus zu machen.

Das Grundkonzept dieser Fantasy-Geschichte ist sicher nicht neu und erinnert in Ansätzen an andere Romane dieser Art. Aber das mindert das Lesevergnügen nicht, denn es gibt durchaus auch - zumindest für mich - neue Fragmente und einige Wendungen, die immer wieder die Neugier und Leselust schüren.

Besonders gut gefallen har mir der etwas außergewöhnliche Schreibstil. Erzählt wird die Geschichte von Sir Larry Oehl. Und wie bei einem " Sir " naheliegend, wirkt seine Ausdrucksweise häufig ein wenig antiquiert und gestelzt. Dabei spricht der Erzähler den Leser oft direkt an und beteiligt ihn dadurch indirekt am Geschehen. Der Sprachstil wechselt allerdings, wenn Kiity selbst ins Spiel kommt. Dann ist er nämlich - einem Jugendbuch angepasst - locker und zu Zeiten etwas flapsig. Wer genau Sir Larry Oehl ist und welche Rolle er bei dem Ganzen spielt wird erst am Ende des Buches deutlich. Ich möchte dies an dieser Stelle daher auch nicht vorwegnehmen.

In der Geschichte gibt es viele Mitwirkende, die ebenso zahlreiche, ganz unterschiedliche Charaktere bergen. Es gibt freundliche und zornige , ängstliche und resolute, arrogante und geheimnisvolle Typen und noch viele weitere mehr. Das macht die Geschichte abwechslungsreich und spannend, da man nie so genau weiß, auf wen oder was man noch so stoßen wird.

Das Cover des Buches ist liebevoll gestaltet und gefällt mir ausgesprochen gut. In meinen Augen dürfte es aus der Vielzahl an Büchern herausstechen - alledrdings muss ich leider sagen, dass ich es bisher noch in keiner Buchhandlung habe ausliegen sehen - und das obwohl ich häufig und in viele Buchhandlungen zu " Gast " bin und auch bewusst nach diesem Buch Ausschau gehalten habe. Sehr schade !
Denn ich hoffe, dass es viele weitere junge und junggebliebene Leser findet. Ich freue mich auf jeden Fall auf eine Fortsetzung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.