Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 312 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2024
Das Grab im Eis / Hildur Bd.2
Rämö, Satu

Das Grab im Eis / Hildur Bd.2


ausgezeichnet

Bestürzende Enthüllungen

Schon wieder erschüttert ein Verbrechen die kleine Gemeinde Ísafjörður in den abgelegenen Westfjorden Islands. Ein äußerst umstrittener Politiker wurde ermordet, der Kreis der Verdächtigen scheint daher beinahe endlos. Kriminalpolizistin Hildur und ihr finnischer Kollege Jakob müssen in einem Dickicht aus Korruption und Erpressung ermitteln.

„Hier, in diesem abgelegenen Winkel der Welt, hinter dem Rücken Gottes, des Finanzamts und der Gesundheitsdienste musste jeder zurechtkommen, so gut er konnte.“

Bereits zum zweiten Mal führt uns die Reihe in den rauen Nordwesten Islands, in abgelegene Gebiete mit harten äußeren Bedingungen, aber großartigen Charakteren. Das wirklich Schöne an Fortsetzungen ist, dass die Charaktere bereits bekannt sind, diese sich nun weiterentwickeln können und ihre Geschichte noch einmal an Tiefe gewinnen kann, was hier hervorragend gelingt.

Während die Stärke des ersten Bands vor allem in der authentischen Schilderung des Lebens in diesem abgelegenen Gebiet und viel Island-Feeling lag, punktet die Fortsetzung nun mit Hochspannung und völlig unerwarteten Entwicklungen. Zwar behandelt jeder Band einen eigenen Kriminalfall, doch ein alter, für Hildur sehr persönlicher Fall zieht sich wie ein roter Faden durch die Reihe. Und hier bietet der Roman nun Enthüllungen und überraschende Wendungen, mit denen ich in keiner Weise gerechnet hätte. Mir stand beim Lesen geradezu der Mund offen vor Erschütterung, es packte mich emotional und ließ mich fassungslos zurück!

Für mich stellt dieser Fortsetzungsband eine deutliche Steigerung dar, was Spannung und Raffinesse der Handlung betrifft, und ich warte schon jetzt sehnsüchtig auf den Abschluss der Trilogie!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.05.2024
Eisige Nacht
Sonnenschein, Niklas

Eisige Nacht


sehr gut

Ermittlungen in Eis und Kälte

Ein rätselhafter Hilferuf, abgesetzt von einer Wetterstation im hohen Norden Norwegens, führt das Ermittlungsteam Karl und Mats auf die Insel Bjørnøya. Dort erwartet die beiden ein Tatort mit Toten, Verletzten und Verschwundenen. Nur leider gibt es keine aussagefähigen Zeugen, die erklären könnten, welches Grauen sich hier abgespielt hat.

Im Mittelpunkt dieses Thrillers steht ein Ermittlungsteam, das sich erst einmal finden muss. Karl hat eine schwere Zeit hinter sich, Mats versucht, im Norden von Norwegen überhaupt erst einmal Fuß zu fassen. Und dazu kommt mein absoluter Lieblingskollege, Mikkel Kuhmunen, der Mann mit dem ganz besonderen Humor. Aber keine Angst, es wird nicht allzu männerlastig, denn mit Aino haben Karl und Mats eine Chefin, die genau weiß, was sie will.

Der Fall selbst entwickelt sich spannend, vor allem ist es ein Krimi, in dem endlich mal wieder ordentlich und anständig ermittelt wird, auch wenn das den Spannungsbogen zwischendurch ein klein wenig abflauen lässt.

Eine besondere Zutat der Story ist natürlich das eisige Setting, das zum Aufbau einer beklemmenden Atmosphäre hervorragend beiträgt. Dunkelheit und Frost, Schnee und Stürme, all dies schafft eine Kulisse der rauen Naturgewalten, in der die Ermittler unter erschwerten Bedingungen ihre Arbeit verfolgen. Der flüssige Schreibstil ließ mich nur so durch die Story fliegen, und am Ende war ich mit der Auflösung des Falles rundum zufrieden. Ich glaube, dass das Ermittlerteam aus Karl und Mats wirklich Potential für weitere spannende Fälle bietet, dann aber bitte unbedingt wieder mit Kollege Kuhmunen! Der ist wirklich ein Original!

Ein wirklich schöner, eisiger Kriminalroman, für den ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2024
Die Rosenholzvilla Bd.1
Bach, Tabea

Die Rosenholzvilla Bd.1


ausgezeichnet

Die Kunst, den richtigen Ton zu treffen

Elisas Großvater Niklas hatte einen Schlaganfall, und so reist die junge Frau zum ersten Mal seit ihrer Jugend wieder ins Tessin. In die Rosenholz-Villa des Stardirigenten, der nun hilflos im Krankenhaus liegt. Vor vielen Jahren war es zum Bruch zwischen Großvater und Enkelin gekommen, obwohl die Liebe zur Musik und den Streichinstrumenten die beiden tief verbunden hatte. Doch ein einschneidender Vorfall hatte zum völligen Kontaktabbruch und dem Ende von Elisas Karriere geführt.

Die neue Reihe von Tabea Bach entführt uns ins zauberhafte Tessin und die klangvolle Welt der Streichinstrumente. Die hohe Kunst des Instrumentenbaus wird in der Manufaktur der Familie Fasetti zur Perfektion gebracht. Die beiden Söhne der Familie haben sich dieser verschrieben, wobei Fabio auf den traditionellen Instrumentenbau setzt, während Danilo seine Kreativität in die Suche nach neuen Klängen fließen lässt. Gemeinsam ist den Brüdern jedoch ein Interesse an Elisa.

Zwischen klangvollen Streichinstrumenten gibt es in dieser Geschichte einige Misstöne, nämlich innerhalb der Familien: Danilo stößt mit seinen Ambitionen bei seiner Mutter und seinem Bruder auf keinerlei Verständnis. Und die Familienaufstellung von Großvater Niklas, Tochter Anna und Enkelin Elisa strotzt nur so vor Disharmonie(n). Sie sind drei schwingende Saiten, die sich partout nicht zum harmonischen Akkord finden wollen.

Viel klangvoller verläuft da das Duett, das Elisa mit einem der Fasetti-Brüder anstimmt, wo die Töne einander umschmeicheln, miteinander in Harmonie erklingen und sich in einem leidenschaftlichem Crescendo steigern.

Ich habe nun schon einige Reihen von Tabea Bach gelesen, aber die Rosenholz-Villa schafft es auf Anhieb, ganz neue Akzente zu setzen, und dies definitiv nicht nur in musikalischer, sondern auch in literarischer Hinsicht. Der Auftaktband konnte mich vollauf begeistern und ich warte nun sehnsüchtig auf die Fortsetzung dieser wunderbaren neuen Reihe!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.05.2024
Perfect Addiction / Fighter’s Dream Bd.1
Tan, Claudia

Perfect Addiction / Fighter’s Dream Bd.1


sehr gut

Kämpfen und Küssen

Sienna erwischt ihren Freund und ihre Schwester miteinander im Bett. Ihre Welt bricht zusammen und sie haut erstmal ab. Doch in ihrem Inneren brodelt es, und als sich die Gelegenheit zur Rache bietet, schlägt Sienna zu. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Sienna ist MMA-Trainerin und baut nun ausgerechnet Kayden, den größten Konkurrenten ihres Ex, für ein illegales Kampfturnier auf. Dabei sprühen bald die Funken zwischen Trainerin und Kayden.

MMA ist die Abkürzung für Mixed Martial Arts, und diese spezielle Kampftechnik und überhaupt die zahlreichen Trainings- und Fightszenen verleihen der Story jede Menge Action und Tempo. Da läuft beim Lesen regelrechtes Kopfkino ab. Dementsprechend erwartet uns auch keine zarte Lovestory, sondern brennende Leidenschaft zwischen zwei kantigen Charakteren, die beide ein ganzes Paket von Problemen aus ihrer Vergangenheit mit sich herumtragen. Hier sei auch noch ausdrücklich auf die Triggerwarnung hingewiesen, denn das Buch ist wirklich nicht zimperlich mit den Themen Gewalt und Tod.

Richtig gut gefiel mir an der Story, dass Sienna und Kayden kein typischer Fall von Miscommunication sind. Wie oft würde man Charaktere beim Lesen gerne schütteln, damit sie endlich mit der Sprache herausrücken. Nicht so die beiden. Da werden Dinge offen und auf den Punkt angesprochen, was ich einmal so richtig positiv fand.
Insgesamt ließ sich die actionreiche Story wahnsinnig flott lesen. Zwei Nebencharaktere sorgen zusätzlich noch für freche Sprüche und Humor.

Übrigens ist dieser Roman der Auftakt einer Reihe, wobei dieser Band hier in sich abgeschlossen ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.05.2024
Die Liebe der Lady River / Celtic Dreams Bd.2
MacIver, Kristin

Die Liebe der Lady River / Celtic Dreams Bd.2


ausgezeichnet

Gegen alle Widrigkeiten

Nachdem ihre ältere Schwester Flower in Cailan die große Liebe gefunden hat, quillt das Herz der jüngeren Schwester River beinahe über vor Sehnsucht. Sehnsucht nach Liebe und Sehnsucht nach der Ferne. Wie überaus passend, dass ihr mit Morgan Sutherland ein Handel treibender Kaufmann den Hof macht. Leider übersieht River in ihren überbordenden Gefühlen, dass Morgan dies nicht aus Liebe tut, sondern der frisch verwitwete Mann möchte in erster Linie den halbverwaisten Sohn versorgt sehen. Da prallen Romantik und knallharte Geschäfte aufeinander und die Katastrophe ist vorbestimmt.

Die Fortsetzung der Celtic Dreams-Trilogie widmet sich der verträumten River. Während Flower ein Temperamentsbündel mit eigenen Plänen war, lernen wir nun die zweite Schwester näher kennen. River leidet unter einer Rechtschreibschwäche und verfügt daher nur über wenig Selbstbewusstsein, dazu ist sie eine unerfahrene, recht naive junge Frau, die nun ausgerechnet auf einen Mann im emotionalen Ausnahmezustand der Trauer trifft. Der Roman wird daher zum wilden Wellenritt, wenn Welten aufeinanderprallen und Missverständnisse alles unnötig erschweren. Hinzu kommen noch jede Menge gefährliche Intrigen, die der Geschichte einige aufregende Wendungen verpassen, ehe es zu einem wahrlich dramatischen Showdown mit allerhöchsten Drama-Qualitäten kommt.

Ein aufregender Roman für alle, die sich gerne mit einer gefühlvollen und dramatischen Geschichte ins Schottland des 15. Jahrhunderts träumen wollen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.04.2024
Einmal Chile und zurück
Wengert, Melanie

Einmal Chile und zurück


ausgezeichnet

Spannender Erfahrungsbericht

Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben. Da lernt man als Buch- und Reisebloggerin mitten in der überfüllten Straßenbahn in Leipzig die Autorin eines Chile-Buchs kennen und bekommt das Büchlein spontan in die Hand gedrückt und ans Herz gelegt. Denn auch das Leben dieser Autorin hat eine spannende Geschichte geschrieben:

Im Jahr 2005 ist die damals 21-jährige Melanie Wengert für ein halbes Jahr nach Chile aufgebrochen. Ihre Erfahrungen bei der Arbeit in Santiago de Chile in einer Einrichtung für behinderte Kinder, aber auch ihre Erlebnisse in diesem aufregenden Land fasst die Autorin in einem kleinen Band zusammen.

Für mich war es ein wirklich aufregender Erfahrungsbericht, der mir die wirtschaftliche und politische Situation und die Geschichte Chiles spannend vermittelt hat. Gerade im Hinblick auf die Gruppe der Mapuche konnte ich einiges lernen. Besonders stark waren für mich jedoch die persönlichen Erlebnisse der jungen Melanie, die tagebuchähnlich erzählt werden. Da gibt es lustige Episoden, aber auch gefährliche Situationen und Begebenheiten, die mich wirklich traurig und nachdenklich gestimmt haben. In einem Roman sind fiktive Charaktere zwischengeschalten, mögen diese auch von wahren Personen inspiriert sein. Durch die Unmittelbarkeit des Berichts durch die Autorin selbst wird die Authentizität immer wieder eindringlich vor Augen geführt, und so manche Episode berührt zutiefst, vor allem wenn sie von ihren Schützlingen in der Einrichtung erzählt.

Kein Roman, sondern persönliche Erinnerungen mit tiefen Einblicken in das südamerikanische Land und seine Bevölkerung, und damit authentisch und wahnsinnig interessant.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2024
Kokosnuss und Mangokuss
Larsson, Thorid

Kokosnuss und Mangokuss


ausgezeichnet

Lost in Thailand

Da traut man sich einmal im Leben was und wird bestraft mit dem Missverständnis des Jahres! So fühlt sich Elsa.
Bisher verlief ihr Studium nach Plan, sie war Musterstudentin und Mustertochter. Bis sie an den Punkt kommt, an dem sie sich fragt, wessen Plan das eigentlich ist? Ihrer oder doch eher der ihrer Eltern? Eine Auszeit muss her, und Hals über Kopf meldet sich Elsa bei Voluntary United. Ein Monat in einem Krankenhaus in Bangkok soll ihr Auslandserfahrung in Thailand bescheren.

Oh ja, die Auslandserfahrungen in Thailand macht Elsa dann auch, aber aufgrund eines Missverständnisses nicht im Krankenhaus in der City von Bangkok, sondern in einer Hunderettungsstation in der tiefsten Provinz in Kanchanaburi. Dort wohnt sie zu allem Überfluss in einer unfreiwilligen WG mit Tierpfleger Vince.
Hunde? WG mit dem Tierpfleger? Kanchanairgendwas? Das passt leider so gar nicht zu Arzttöchterchen Elsa, die mit einem Koffer weißer Leinenklamotten für den Klinikalltag angereist ist und nicht ernsthaft vorhatte, Straßenhunde zu operieren.

Nein, das passt nicht zu Eiskönigin Elsa, die hier angereist ist. Aber der Roman lässt uns daran teilhaben, wie Elsas Eis zu schmelzen beginnt, denn spätestens als sie in der Hundestation von den süßesten Fellnasen der Welt umringt ist, reift in ihr der Gedanke, dass vielleicht doch nicht alles furchtbar ist. Sogar ihr Mitbewohner ist möglicherweise gar nicht so doof, wie sie anfangs dachte!

Die Geschichte von Elsa und Vince war ein herrliches Lesevergnügen, weil der Roman jede Menge freche Sprüche und Humor, aber auch ganz viel Herz bereithält. Und auch für die Sinne wird einiges geboten, da lief mir beim Lesen das Wasser im Mund zusammen, und seitdem träume ich von Sticky Rice mit Mango!

Besonders gut gefiel mir Elsas persönliche Entwicklung. Von der behüteten Tochter zur selbstbewussten Frau mit eigenen Plänen und Vorstellungen ist es ein weiter Weg, vor allem weil Elsa erst einmal herausfinden muss, was sie im tiefsten Grunde ihres Herzens eigentlich will. Da war es ganz wunderbar, Elsa bei dieser Selbstfindung zu begleiten. Und zum Glück findet sie in Vince, der sie aus ihrer festgefahrenen Haltung befreit.

Ein wunderbares Leseerlebnis, für das ich von Herzen gerne eine Leseempfehlung gebe!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2024
The Hike
Clarke, Lucy

The Hike


ausgezeichnet

Wanderlust und Vertigo

Jedes Jahr treffen sich die vier Freundinnen Liz, Helena, Maggie und Joni zu einem schönen gemeinsamen Urlaub, aber dieses Jahr steht eine Wanderung durch die Wildnis Norwegens an. Von Anfang an steht der der Trip unter keinem guten Stern: Keine der Frauen ist wirklich optimal vorbereitet, das Wetter verheißt nichts Gutes und die Einheimischen warnen vor der Tour und erzählen Geschichten von einer auf dem Berg verschwundenen Frau und unheimlichen Begebenheiten auf dem Blafjell. Dennoch starten die vier Frauen und das Geschehen nimmt seinen Lauf.

Ja Wahnsinn, diese Geschichte konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite packen. Die Strapazen beim Wandern, die Gefahren und das unheimliche Setting waren geradezu körperlich spürbar. Mehr als einmal musste ich beim Lesen vor Schreck nach Luft schnappen oder die Geschichte schickte mir eine Gänsehaut über den ganzen Rücken! Dabei würden die reinen Strapazen der Wanderung an sich schon genügen, um mit den vier Frauen zu leiden, doch die Autorin packt noch Mystery und einen handfesten Kriminalfall mit in die Geschichte und raubt mir so vollends den Atem! Die zwischen den vier Frauen wechselnden Perspektiven schenken uns tiefe Einblicke in deren Seelenleben und Ängste. Ganz raffiniert sind auch die Wechselbeziehungen zwischen den Freundinnen verarbeitet, da sorgt der ein oder andere Konflikt zusätzlich für Aufregung. Und die unvergleichliche, raue Wildnis zwischen norwegischen Bergen und Küste mit all ihren natürlichen Gefahren, Klippen und Felsgraten treibt die Anspannung auf die Spitze!

Tatsächlich habe ich einen entscheidenden Kniff der Handlung früh erkannt, aber das Ende hat mich noch einmal so richtig eiskalt erwischt!

Was für ein Leseerlebnis! Mir taten von der Wanderung die Füße weh, ich fühlte mich gebeutelt und erschöpft, aber rundum glücklich und zufrieden mit diesem wahnsinnig guten Thriller! Ganz große Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2024
Stunden des Glücks / Die Telefonistinnen Bd.1
Schojer, Nadine

Stunden des Glücks / Die Telefonistinnen Bd.1


ausgezeichnet

Mit welchem Teilnehmer darf ich Sie verbinden?

Diese Frage bekommt man gestellt, wenn man bei der Versicherung Pering in Köln anruft. Es ist das Jahr 1948, und in der Telefonzentrale der Versicherungsanstalt bemühen sich die Telefonistinnen Gisela und Hanni mit ihren Kolleginnen um den richtigen Ton und die richtige Verbindung.

Es ist eine Zeit des Wiederaufbaus und der Aufbruchsstimmung. Nach langen Jahren des Hungers und der Entbehrungen schwelgen die jungen Frauen in Träumen und kleinem Luxus wie einem Stück Buttercremetorte oder einem neuen Lippenstift. Dank Rezeptionistin Erna florieren Klatsch und Tratsch in der Versicherungsanstalt und lassen die Fräuleins ihre Sorgen von zuhause vergessen. Bald stoßen die pfiffige Julia und die undurchsichtige Charlie zu der Gruppe dazu, und der ein oder anderen lächelt das Glück unverhofft wieder zu.

Der Roman erzählt wahnsinnig lebensnah von den jungen Frauen, von ihren Träumen und ihren handfesten Sorgen. Dabei gefielen mir vor allem die schön ausgeformten Charaktere, denn jedes der Fräuleins hat einen eigenen Kopf und eigene liebenswerte Macken. Und ganz besonders das Zeitgefühl ist hervorragend getroffen. Da freut sich die Belegschaft der Versicherung riesig, wenn es zur Feier des Tages für jeden eine Stulle gibt. Der Schwarzhandel blüht und auch der Ideenreichtum unserer Clique führt zu ganz neuen Geschäftsmodellen. Überhaupt sind die Heldinnen pfiffig und selbstbewusst, eine echte Wucht!

Ich habe die Telefonistinnen auf Anhieb so in mein Herz geschlossen, dass ich schon voller Vorfreude der Fortsetzung dieser Reihe entgegenblicke!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2024
Die Auszeit
Rudolf, Emily

Die Auszeit


sehr gut

Mehr Schein als Sein

Es soll das perfekt inszenierte Event werden: Influencerin Viktoria verbringt eine Auszeit in einem verborgen gelegenen Retreat in den Bergen, um dort das Überschreiten der 1 Millionen-Marke ihrer Follower*innen zu feiern und letztlich vor allem sich selbst. Doch zwischen Luxus und Glamour brechen allmählich ganz hässlich Verrat und Lügen innerhalb der Gruppe hervor, und die Fassade der perfekten Clique beginnt zu bröckeln bis es zu einem grauenhaften Mord kommt. Abgeschnitten von der Außenwelt wird klar, dass der Mörder unter ihnen sein muss.

Einen spannenden Thriller serviert uns da die Autorin, dessen Handlung mit aufschlussreichen Rückblicken gespickt ist. So werden wir mit Wucht in den Augenblick nach dem Mord geworfen, können aber erst nach und nach die Zusammenhänge und die Abläufe entschlüsseln, was die Spannungskurve natürlich nach oben schnellen lässt.

Das Setting an einem einsamen Ort und der eingegrenzte mögliche Täterkreis sind wahrlich nicht neu, aber die Autorin hat der Story mit der Welt der Influencer einen originellen Touch verpasst. Da bekommt man allein schon Gänsehaut aufgrund der Oberflächlichkeit dieser Gruppe, wo alles inszeniert und gepostet wird, es stets auf die Außenwirkung und die Likes ankommt, nicht aber auf ehrliche oder wahrhaftige Momente. Gleichzeitig liegt hier aber für mich der eine Punkt begraben, warum es der Thriller trotz aller Spannung nicht zum Highlight schafft: Denn sämtliche Charaktere werden oberflächlich beschrieben. Das passt natürlich perfekt zur glitzernden Influencer-Welt mit all ihrem Schein, bedeutet aber leider umgekehrt, dass die Charaktere recht eindimensional wirken. Da ist die Story sozusagen ihrer eigenen Idee zum Opfer gefallen.

Insgesamt aber für mich ein spannender Locked-Room-Thriller, der mich neugierig auf weitere Bücher von Emily Rudolf macht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.