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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Vanessa W.
Wohnort: 
Saarbrücken

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


weniger gut

Ein Pensionat in Lübeck ist Schauplatz dieses historischen Romans, der an der Schwelle zum 20. Jahrhundert spielt und in dessen Mittelpunkt vier Mädchen stehen: die Grafentochter Nora, die Kaufmannstochter Agnes, die Senatorentochter Lotte sowie die Stipendiatin Fanny. Ebenfalls im Mittelpunkt steht die junge Lehrerin Gesche Petersen, die vor allem auch Vertraute, Vorbild und Mentorin für die Mädchen ist.
Erwartungsgemäß geht es in diesem Roman vor allem um Freundschaft, Liebe, die Gesellschaft der damaligen Zeit, das Bild und die Rolle der Frau, Konventionen, die den Wünschen und Träumen im Weg stehen, und wie diese Menschen damit umgehen, welche Wege sie finden.

So weit, so theoretisch interessant ...
Der Roman lässt sich angenehm und flüssig lesen, aber das war es dann leider auch schon.
Vielleicht können sich jüngere Leserinnen eher mit den Protagonistinnen identifizieren; vielleicht kann diese Geschichte sie eher fesseln und begeistern.
Für mich erinnerten große Teile der Geschichte stark an den Trotzkopf.
Und ich empfand diese Geschichte insgesamt als sehr langweilig und enttäuschend. Mich konnte sie überhaupt nicht fesseln und begeistern und ich habe mich oft gefragt, ob ich da nicht viel zu viel wertvolle Lebens- und Lesezeit verschwende/ob ich das Buch nicht abbrechen soll.
Den zweiten Band möchte ich persönlich daher nicht lesen.
Wenn man Pensionatsgeschichten wirklich liebt, dann könnte man trotzdem Freude an diesem Buch haben - aber es ist eben nur ein nettes Buch für zwischendurch und kein Highlight.

Bewertung vom 12.08.2023
Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle
Marquis, Krystal

Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle


sehr gut

"Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle" ist der Auftakt einer neuen Reihe aus der Feder von Krystal Marquis.
Die Geschichte spielt im Chicago des Jahres 1910; im Mittelpunkt stehen Olivia und Helen, die Töchter der schwarzen Familie, die mittlerweile wohlhabend und angesehen ist, und die nun in die Gesellschaft eingeführt werden sollen, sowie das Dienstmädchen Amy-Rose und Olivias beste Freundin Ruby.
Sie alle haben andere Pläne als die, die andere Menschen, allen voran ihre Familien, für sie vorgesehen haben, und sie alle müssen sich behaupten und für ihre Wünsche und Träume kämpfen ...
So will Olivia beispielsweise einen anderen Mann als den, den ihre Eltern für sie ausgesucht haben; zudem erwacht ihr Interesse für Politik.
Helen will eigentlich nicht heiraten, sondern in der Automobilwerkstatt der Familie arbeiten, da ihr Herz dafür schlägt. Ihre Meinung ändert sich, als sie einen bestimmten Mann trifft - doch auch hier gibt es Hindernisse ...
Auch Rubys Herz schlägt nicht für den Mann, den ihre Eltern für sie ausgewählt haben, sondern für einen ganz anderen.
Amy-Rose träumt derweil von einem eigenen Friseursalon. Natürlich ist dieser Traum für ein Dienstmädchen nicht leicht zu verwirklichen. Und natürlich hat auch sie es in und mit der Liebe nicht leicht ...
******
Das klang sehr nach Bridgerton, und da ich Bridgerton liebe, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.
Dieser erste Band ist angenehm flüssig geschrieben und lässt sich ebenso lesen. Erzählt wird die Geschichte im steten Wechsel aus der Perspektive von Olivia, Helen, Amy-Rose und Ruby. Eigentlich sorgt dieses Vorgehen dafür, dass eine Geschichte fesselnd, spannend und kurzweilig ist. Dennoch gab es vorliegend für meinen Geschmack leider immer wieder Längen, die sich bis zum Ende des Bandes durchzogen.
Manchmal war es aber sogar verwirrend, sodass ich mich erstmal wieder zurechtfinden musste. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man jedem der Mädchen einen eigenen Band gewidmet hätte. Ich glaube, dann hätte wirklich jedes einzelne Mädchen stets im Mittelpunkt gestanden, und dann hätte man wahrscheinlich auch noch eher jeweils eine Verbindung zu ihm aufbauen können.
So war es leider ständig mal verwirrend, mal vor sich hinplätschernd und vorhersehbar - und es blieb leider ziemlich oberflächlich.
Ich glaube, dass dieser Auftaktband der eigentlichen Zielgruppe noch besser gefallen wird und diese ihn als fesselnder und spannender empfinden wird.
Und ich glaube, dass gerade die eigentliche Zielgruppe viel über die Probleme, mit denen schwarze Familien gerade in der damaligen Zeit zu kämpfen hatten, über die Unterdrückung der Frau, das Bild der Frau in der Gesellschaft, über die historischen Hintergründe ... lernen und mitnehmen kann.
Im Grunde genommen ist es ein sehr aktueller Roman, da auch heute noch Menschen aufgrund ihrer Herkunft mit Problemen zu kämpfen haben, es auch heute noch ein bestimmtes Frauenbild gibt, Frauen es auch heute noch schwerer haben als Männer usw. Schon deshalb ist diese Reihe lesenswert.
Für erwachsene Leser ist es wohl eher eine nette Reihe für zwischendurch, die ein paar gemütliche Lesestunden schenkt, aber in diesem Fall nicht zu den absoluten Highlights gehören wird.
Das Ende ist absolut offen und macht neugierig auf den Folgeband.
Fazit: "Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle" wird vor allem die jugendliche Zielgruppe begeistern. Erwachsene Leser könnten trotzdem Freude daran haben, wenn sie dieses Genre mögen. Es ist noch Luft nach oben vorhanden und ich bin gespannt darauf, ob die Autorin das Potenzial im zweiten Band und weiteren Verlauf der Reihe besser ausschöpfen wird.

Bewertung vom 09.07.2023
Der Laden der unerfüllten Träume
Cox, Amanda

Der Laden der unerfüllten Träume


sehr gut

Ein Generationenroman, in dessen Mittelpunkt drei Frauen stehen und der auf zwei Zeitebenen und somit in zwei Erzählsträngen erzählt wird:
Glory Ann wurde mit 19 Jahren mit einem Mann verheiratet, den ihre Eltern für sie ausgesucht hatten, nachdem sie vor der Heirat schwanger wurde und ihr Mann im Krieg in Vietnam gefallen sein sollte. Die Ehe war glücklich. Doch Glory Ann konnte Jimmy nie vergessen ...
Glory Anns Tochter Rosemary hat vor Jahren etwas getan, das nicht richtig war. Sie hütet dieses Geheimnis gut, denn sie weiß genau, dass ihre Familie auseinanderbrechen könnte, wenn dieses Geheimnis bekannt wird ...
Beide Frauen leben ihr Leben, haben sich damit abgefunden, verdrängen ihre wahren Gefühle.
Doch eines Tages taucht Sarah, die Tochter von Rosemary und Enkelin von Glory Ann, auf. Sie hat einen Schicksalsschlag erlitten und braucht Zeit und den Rückhalt ihrer Familie. Doch Sarah kommt auch hinter Rosemarys Geheimnis und erfährt etwas, das Glory Anns Leben erneut eine komplette Wende geben wird ...
******
Ich liebe christliche historische Romane und entdecke gerne neue AutorInnen. Amanda Cox kannte ich noch nicht, das Cover gefiel mir, der Klappentext klang interessant, die im Francke Verlag erscheinenden Romane haben bisher ebenso wie die aus dem Hause SCM Hänssler immer überzeugt - also war ich sehr gespannt auf dieses Buch.
Die Geschichte lässt sich angenehm und flüssig lesen, sie ist von Anfang an schön atmosphärisch und man hat gleich das Gefühl, an der Seite dieser Frauen zu sein und alles hautnah mitzuerleben. Das gefiel mir.
Der christliche Aspekt ist auch wie gewohnt absolut stimmig in die Handlung eingewoben. Themen wie Liebe, Trauer, Familie, Schmerz und Erlösung, Lüge und Wahrheit, Schweigen und Offenbarung, Hoffnung und Heilung stehen im Mittelpunkt dieses Werkes.
Die Figuren sind absolut gelungen gezeichnet und werden wirklich lebendig.
Einziger Kritikpunkt ist, dass mir persönlich der Vergangenheitsstrang über weite Teile hinweg etwas besser gefallen hat als der Gegenwartsstrang. Letzterer wies immer wieder mal kleine Längen auf. Erst zum Ende hin empfand ich beide Erzählstränge als wirklich ebenbürtig; erst zum Ende hin waren sie für mich beide absolut fesselnd und spannend.
Insgesamt aber ein gewohnt gutes Buch aus diesem Verlag, das einem ein paar schöne Lesestunden schenkt. Es ist eine ebenso traurige wie schöne, zutiefst berührende Geschichte. Eine interessante neue Autorin. Für Liebhaber dieses Genres definitiv eine Empfehlung!

Bewertung vom 23.06.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


weniger gut

Schon nach der Leseprobe befürchtete bzw wusste ich, dass dies nur ein absolut durchschnittlicher Krimi sein würde. Dennoch wollte ich dieser Autorin und diesem Buch eine Chance geben. -Nach der Lektüre steht fest: es ist der wirklich langweiligste und schlechteste Krimi, den ich seit langer, langer Zeit gelesen habe! Ich kann mich an kein Werk dieses Genres erinnern, das ich zuletzt als so mies empfand und bewertet habe.
-Und ich lese sehr gerne cosy crime, daran lag es also nicht!
Aber hier konnte mich wirklich gar nichts überzeugen ... da können auch das ganz nette Cover und die Tatsache, dass sich dieser Krimi wenigstens flüssig lesen lässt, nichts mehr retten.
Das Ganze klang skurril, erfrischend anders, atmosphärisch, und eine nette Abwechslung zu der Kulisse England, die ich zwar sehr liebe, aber einfach ständig lese. -Also auf nach Amsterdam!
Das hätte vergnüglich werden können, wenn man sich den Klappentext so anschaut ... aber hier konnte wie gesagt gar nichts überzeugen.
Die Figuren, die Kulisse, die Handlung, die Auflösung ... alles völlig blass, langweilig, einfach schlecht. Es konnte mich nichts fesseln und begeistern. Immer wieder gab es Längen. Ich habe immer wieder Passagen überlesen und war einfach nur froh, als ich am Ende angekommen war. Schade!
Aus meiner Sicht ist dieses Werk leider nicht empfehlenswert. Ich möchte keine weiteren Werke dieser Autorin lesen. Selbst M.C. Beaton, die mit Agatha Raisin im Laufe der Zeit für meinen Geschmack stark nachgelassen hat, weshalb ich diese Reihe, die ich einst so geliebt habe, irgendwann nicht mehr weiterverfolgen wollte, ist da noch um Längen besser und im Vergleich fast schon eine Agatha Christie ...
Für mich ist dieser erste Band der Hausboot-Detektei wirklich das langweiligste und enttäuschendste Werk dieses Genres seit langer, langer Zeit.

Bewertung vom 09.05.2023
Ein Gefühl von Unendlichkeit / Sturmjahre Bd.1
Scott, Lia

Ein Gefühl von Unendlichkeit / Sturmjahre Bd.1


ausgezeichnet

Der Auftakt der fünf Bände umfassenden Sturmjahre-Saga: Die Geschichte beginnt im Schottland des Jahres 1917. Eigentlich lebt die junge Bonnie hier zusammen mit ihrer Familie, doch seit Beginn des Ersten Weltkrieges arbeitet sie als Krankenschwester in London, wo sie sich um verletzte Soldaten kümmert. Eines Tages wird auch ihr Bruder Archie eingeliefert - zusammen mit dessen Kameraden Connor. Zwischen Bonnie und Connor entwickeln sich schnell zarte Gefühle, doch auch nach der Rückkehr in ihre Heimat Schottland sind sie vor den dunklen Schatten der Vergangenheit nicht sicher ...

******

Der Krieg nimmt sehr viel Raum ein in diesem Auftaktband, was mitunter ziemlich an die Substanz geht - doch ich persönlich bin da eher zart besaitet, sodass dieser Eindruck sehr subjektiv ist. -Und es war ja klar, dass der Krieg und alles, was dazu gehört, eine zentrale Rolle spielen wird.

Es ist wie angekündigt sehr dramatisch und emotional.

Ansonsten kommt man schnell in dieser Geschichte an, und die Figuren, die Kulisse und die Atmosphäre haben mir sehr gut gefallen.

Es ist eine schöne Mischung aus Weltkriegsroman, historischem Roman, Familiengeschichte, Liebesgeschichte, die auch gut geschrieben ist und sich absolut angenehm und flüssig lesen lässt.

Es ist nicht nur dramatisch und traurig, sondern die Autorin setzt auch immer wieder Gegengewichte, sodass man diesen Auftakt insgesamt sehr gerne liest und sich auf die Folgebände freut.

Absolut lesens- und empfehlenswert für alle, die historische Romane, Familien- und Liebesgeschichten sowie Schottland lieben und auch noch mehr über das Leben während des Ersten Weltkrieges und über die Spanische Grippe erfahren möchten.

Ich freue mich sehr auf Band 2, der im Herbst erscheinen wird!

Bewertung vom 25.04.2023
Die unglaubliche Grace Adams
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


weniger gut

Grace Adams hat ihren Mann, ihre Tochter und ihren Job verloren - und sie will vor allen Dingen ihre Familie wieder haben. Und so macht Grace Adams sich daran, dieses Ziel zu erreichen ...

Die Tatsache, dass es sich um einen großen Frauenroman aus England handeln soll, machte mich neugierig. Ich war nach dem Klappentext und der Leseprobe skeptisch, dachte, dass das entweder ein großer Wurf oder eben ein seichter und langweiliger Frauenroman und damit eine herbe Enttäuschung wird. Ich habe dem Roman eine Chance gegeben - aber leider war Letzteres der Fall.

Der Roman wird durch mehrere -zu viele!- Zeitebenen erzählt, immer aus Graces Sicht. Hier wollte die Autorin zu viel, es ist eher verwirrend.
Fran Littlewoods Stil liest sich leicht und flüssig, ist aber für meinen Geschmack leider absolut nichts Besonderes. Schönheit, Eleganz ... was auch immer der Sprache sucht man leider vergebens.
Die Geschichte, schon die Figuren, haben Potenzial. Aber die Autorin schöpft dieses Potenzial leider überhaupt nicht aus.
Die Geschichte plätscherte nur so dahin - am Ende war ich sehr froh darüber, dass ich die letzte Seite gelesen hatte und das Buch zur Seite legen konnte.
Inhaltlich konnte mich dieses Buch überhaupt nicht fesseln, begeistern und überzeugen - ganz im Gegenteil.
Ein absolut seichter, durchschnittlicher und langweiliger Frauenroman, den man definitiv nicht lesen muss und der auch garantiert sehr schnell vergessen sein wird.
Schade!

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Bewertung vom 25.04.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


sehr gut

Anthony Horowitz und Daniel Hawthorne reisen gemeinsam auf die Kanalinsel Alderney, um dort im Rahmen eines Literaturfestivals gemeinsam ihren neuen Kriminalroman vorzustellen.
Doch es geht keineswegs so idyllisch und erholsam zu, wie man es von dieser Insel erwarten könnte, denn es ereignet sich mehr als ein Mord.
Und so kommt es, dass Horowitz und Hawthorne wieder gemeinsam ermitteln. Auch diesmal wahrlich keine leichte Aufgabe - schon die übrigen Teilnehmer des Literaturfestivals sind überaus mysteriös, und auch viele Bewohner der Insel haben ein Motiv, wollten sie doch eine riesige Stromtrasse, die die Toten vorantrieben, verhindern ...
******
Ich liebe Horowitz, und so war ich sehr gespannt auf sein neuestes Werk.
Es ist ein typischer Horowitz - schon sprachlich ein wahrer Genuss, schreibt er doch ganz im Stile und in der Tradition Agatha Christies und Arthur Conan Doyles und schenkt uns so immer wieder klassische britische whodunits, wie man sie kennt und liebt, wenn man England und Kriminalromane mag.
-Wobei es Werke aus seiner Feder gibt, die meiner Meinung nach noch stärker in dieser Tradition stehen, bzw. bei denen dies noch etwas stärker zum Vorschein kommt, etwa "Die Morde von Pye Hall" oder "Ein perfider Plan". Das hat mir hier etwas gefehlt.
Es ist bildhaft und atmosphärisch ... aber es könnte eben noch etwas atmosphärischer sein.
Vielleicht liegt es auch an der Kulisse und Handlung, die mich dieses Mal nicht vollends überzeugen und gefangen nehmen konnten. Mir hat das gewisse Etwas gefehlt; es war kein absolutes Highlight für mich.
Ich hoffe darauf, dass der nächste Horowitz wieder ein solches absolutes Highlight wird.
Dennoch ist auch "Wenn Worte töten" ein typischer und guter Horowitz - fesselnd, spannend, ohne Längen, mit klugem Humor.
Die Lösung des Falles ist schwer vorhersehbar, das Werk auch insofern gut aufgebaut. Der Leser wird dazu eingeladen, mit Horowitz und Hawthorne zu ermitteln - und dabei auch entsprechend gefordert.
Insgesamt also wieder ein solider, überzeugender Horowitz, den ich wie immer sehr gerne gelesen und genossen habe.
Wer gute Kriminalromane und klassische britische whodunits mag, wer klassische britische Autoren dieses Genres liebt und Bücher in diesem Stile und in dieser Tradition lesen möchte ... der kommt an Anthony Horowitz nicht vorbei!

Bewertung vom 22.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


ausgezeichnet

Nachdem ihr Freund ihr eröffnet hat, dass er eine andere Frau heiraten wird, hält Takako es in seiner Nähe nicht mehr aus und kündigt auch noch ihren Job. Ohne Einkommen hat sie zwei Möglichkeiten: die Rückkehr zu ihren Eltern oder das Arbeiten im und Wohnen über dem Antiquariat ihres Onkels. -Für Takako eine Wahl zwischen Pest und Cholera, hatte sie doch schon seit vielen Jahren keinerlei Kontakt mehr zu ihrem Onkel und auch überhaupt kein Interesse an Büchern und am Lesen.
Doch sie entscheidet sich für die zweite Option. Dort lebt sie sich wider Erwarten schnell ein und entdeckt die Magie und die heilende Kraft der Bücher und des Lesens. Und so wagt Takako einen Neuanfang ...
******
Ein traumhaftes Cover, ein Klappentext, der so gut klingt, dazu die Tatsache, dass dieses Werk in Japan bereits ein Bestseller ist, mit einem Literaturpreis ausgezeichnet und auch schon verfilmt wurde - die Vorfreude und die Erwartungen waren groß.
Satoshi Yagisawas Stil gefiel mir recht gut - mal schnörkellos, mal fast schon poetisch, mal humorvoll, mal melancholisch, immer fast schon meditativ. Ich konnte einen Nachmittag lang komplett in dieser Geschichte abtauchen und alles um mich herum vergessen. Schon die Sprache ist ein Genuss.
Ein paar Kritikpunkte gibt es:
So dachte ich ab und an, dass andere Autoren die Atmosphäre einer Buchhandlung/eines Antiquariats noch besser einfangen können.
Ein paar wenige Passagen haben mir nicht ganz so gut gefallen wie der Rest und für mich persönlich auch nicht hundertprozentig zum Rest gepasst.
Ich hätte mir vielleicht noch mehr Bücher, Lesen, Zitate und dergleichen gewünscht.
Auch spielen Katzen, anders, als das Cover vermuten lassen könnte, überhaupt keine Rolle.
Dennoch habe ich dieses Buch so gerne gelesen und in jeder Hinsicht genossen!
Es ist definitiv eine Geschichte der leisen Töne. Eine wundervolle und berührende Geschichte über Bücher, Familie, Freundschaft, Liebe ... das Leben!
Es ist japanische Literatur, wie man sie kennt und liebt.
Satoshi Yagisawa ist ein Autor, von dem ich mehr lesen möchte - und "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" ist ein Buch, dessen Verfilmung ich nun auch sehen möchte.
Fazit also: ein tolles Buch und eine große Empfehlung für alle, die Bücher und/oder japanische Literatur lieben!

Bewertung vom 21.04.2023
Und morgen ein neuer Tag
Alexander, Claire

Und morgen ein neuer Tag


sehr gut

Meredith hat seit über drei Jahren ihr Haus nicht mehr verlassen; ihr kleines Universum besteht vor allem aus Büchern, Puzzlen, Kochen und Backen sowie einem bezaubernden Kater.
Den Grund für dieses Leben, die Sache, die sich damals ereignete, kennen nur einige engste Bezugspersonen.
Und Meredith fühlt sich verhältnismäßig wohl, könnte und würde und wollte so weiterleben - doch dann tritt Tom in ihr Leben. Eigentlich ist es nur Toms Job, Meredith zu helfen, doch zwischen den beiden entwickelt sich schnell eine schöne Freundschaft.
Und es kommt der Tag, an dem Meredith sich ihrer Vergangenheit in jeder Hinsicht stellen muss ...
******
"Und morgen ein neuer Tag" ist ein Frauenroman. Ein Roman über sexuelle Gewalt, Depressionen, Angststörungen, Wurzeln, Familie, Freundschaft, Liebe, eine wundervolle Katze ... kurz: ein Roman aus dem und über das Leben.
Der Großteil wird in der Gegenwart aus Merediths Sicht erzählt, doch in Rückblenden, die bis in die Kindheit reichen, erfährt man immer mehr über Merediths Leben.
Der Stil der Autorin ist kein absolutes Highlight, lässt sich aber stets flüssig und angenehm und ist auch schön bildhaft und atmosphärisch genug. Ich hatte stets das Gefühl, mich in Merediths Haus zu befinden und bspw. mit ihr dazusitzen, scones zu essen, zu puzzlen, mit ihr und Tom im Wohnzimmer zu sitzen.
Trotz der Thematik zog einen dieser Roman nicht extrem herunter; ich habe ihn im Gegenteil sehr gerne gelesen und auch keinerlei Pausen gebraucht, sondern ihn vielmehr an einem Nachmittag verschlungen. Dies auch, weil der Autorin ein schöner Kontrast zu Merediths unschöner und schwerer Vergangenheit gelingt.
Es war kein solches Highlight wie erwartet, doch es war definitiv eine sehr schöne, authentische und berührende Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe und empfehlen kann! Definitiv eine Autorin, von der man mehr lesen möchte.

Bewertung vom 10.04.2023
30 Tage Dunkelheit
Madsen, Jenny Lund

30 Tage Dunkelheit


gut

"In diesem Dorf gibt´s Geheimnisse, an denen man am besten nicht rührt."

Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix hat eine fließende Sexualität, ein extremes Bedürfnis nach Alkohol - und eine Schreibblockade. Diese macht es noch unklüger, öffentlich zu behaupten, dass jeder Idiot in einem Monat einen Krimi schreiben kann - denn genau das muss sie nun beweisen!
Dies soll in einem kleinen, abgelegenen isländischen Dorf geschehen.
Doch schon bald nach ihrer Ankunft wird der Neffe der Frau, bei der Hannah wohnt, tot aufgefunden - und ebenso schnell stellt sich heraus, dass es sich wohl um Mord handelt.
Hannah beginnt auf eigene Faust zu ermitteln - obwohl ihr mehrfach von mehreren Dorfbewohnern zu verstehen gegeben wird, dass sie sich gefälligst aus dem Fall heraushalten soll. Und so geschieht das Unvermeidliche ...
******
Ich liebe Island, ein guter Krimi geht sowieso immer, der Schauplatz Island bot eine willkommene Abwechslung zu meinen sonst so geliebten und gelesenen klassischen britischen whodunits, obendrein handelt es sich bei "30 Tage Dunkelheit" um den besten dänischen Kriminalroman 2021 ... die Erwartungen waren also hoch, die Vorfreude groß.
Rückblickend muss ich leider sagen, dass mich dieses Werk nicht überzeugen konnte. Man kann es lesen, aber man muss es definitiv nicht lesen. Wenn das wirklich der beste dänische Kriminalroman ist, dann möchte ich die schlechten lieber nicht sehen und lesen ...
Der Stil der Autorin liest sich angenehm und flüssig.
Ich hätte mir noch mehr Island-Atmosphäre gewünscht.
Den Humor fand ich teilweise passend und gut, teilweise aber auch unpassend und too much.
Die Handlung ist oftmals widersprüchlich - so passt der beschriebene Charakter des Islandpferdes überhaupt nicht zu dem, was sich bei der Tour dann ereignet. Ich hatte als Leserin und Reiterin den Eindruck, dass es sich um zwei völlig verschiedene Pferde handeln muss, was aber nicht der Fall war!
Die Figuren waren zwar teilweise ganz interessant, hätten aber immer noch komplexer und besser gezeichnet werden können.
Viel mehr gestört hat mich die Tatsache, dass die gesamte Handlung, etwa Hannahs Ermittlungen auf eigene Faust, wirklich absolut konstruiert, idiotisch und unglaubwürdig wirkten.
Auch gab es immer wieder Längen für meinen Geschmack.
Letztlich hätte bspw. über Hannah und Margrét gerne noch mehr gelesen.
Man muss sehen, dass Jenny Lund Madsen in Dänemark eine sehr renommierte Drehbuchautorin ist. Vielleicht funktioniert diese Geschichte als Film viel besser als als Buch. In dieser Form fand ich es jedoch leider eher enttäuschend und langweilig.
Man kann ein paar nette Lesestunden damit haben - mehr aber leider nicht.
Schade, denn das Potenzial war da und die Erwartungen waren hoch.