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Benutzername: 
Monika58097
Wohnort: 
Hagen

Bewertungen

Insgesamt 637 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2019
Matthäus-Passion
Scheer, Robert

Matthäus-Passion


sehr gut

Was für eine herrliche Geschichte! Vor einiger Zeit habe ich "Der Duft des Sussita" von Robert Scheer gelesen und da hatte ich schon jede Menge Spaß. Aus der Zeit ist mir auch Onkel Sauberger bekannt, der auch in der "Matthäus-Passion" wieder eine große Rolle spielt. Wie schön, ihm wieder zu begegnen und seinen Geschichten lauschen zu können!

Lothar Matthäus, der als Trainer für die israelische Mannschaft Maccabi Netanja arbeiten soll, spielt eher eine Nebenrolle, obwohl er stets dabei ist. Die Hauptperson ist eindeutig sein Dolmetscher, der Ich-Erzähler und halt Onkel Sauberger, der immer noch am liebsten Schweinefleisch isst und das ausgerechnet im gelobten Land! Sein Konsum an Wurst ist fast schon legendär!

Lothar Matthäus, sein Dolmetscher und Onkel Sauberger machen sich auf den Weg einmal quer durch Israel, um irgendwo ein großartiges Fußballtalent zu entdecken, dass die Mannschaft endlich voranbringen könnte. Die Talentsuche entpuppt sich allerdings als sehr große Herausforderung, doch Onkel Sauberger wäre nicht er selbst, wenn er nicht aus jeder Situation das Beste machen würde. In der Hauptsache geht es ihm natürlich ums Essen.

Unter nahöstlichen, blauen und heißem Himmel begegnen die drei Männer den unterschiedlichsten Menschen und Religionen. Als Leser sitzt man irgendwie mit im Auto, erlebt alles hautnah und erfährt so ganz nebenbei sehr viel über Land und Leute.

Robert Scheer erzählt ehrlich, genau und witzig. Die Handlung schreitet leicht und unterhaltsam voran. Die Geschichte ist erfrischend bunt und heiter und ich hoffe, dass es weitere Geschichten von Onkel Sauberger geben wird. Ob Lothar Matthäus mit seiner Talentsuche Erfolg gehabt hat? Tja, das müsst Ihr schon selbst lesen!

Bewertung vom 09.09.2019
Es ist Sarah
Delabroy-Allard, Pauline

Es ist Sarah


sehr gut

Sarah und die Erzählerin lernen sich an Silvester kennen. Sarah, laut und ungestüm, immer auf der Überholspur. Zu stark geschminkt, zu impulsiv, zu schnell. Und da ist die Erzählerin, deren Namen der Leser nie erfahren wird. Die Erzählerin, eine Lehrerin mit Kind, alleinerziehend. Sie ist ruhig. Sie ist unauffällig.

Die beiden verlieben sich ineinander. Eine Liebe wie ein Orkan. Eine Liebe, die über beide hinwegfegt, voller Leidenschaft, alles verzehrend. Voller Zweifel und voller Verzweiflung, voller Liebe. Diese Liebe ist zügellos. Sie verausgabt beide und doch kann die eine nicht ohne die andere.

Als Sarah schwer erkrankt, flieht die Erzählerin nach Triest. Dort lebt sie allein in der Wohnung einer Freundin. Sie kann nicht aufhören an Sarah zu denken. Sie kann aber auch nicht zurück. Ob Sarah noch lebt? Ob Sarah schon tot ist? Sie weiß nicht mehr, was sie kann, was sie will. Und ihr Kind? Und wieder rollt ein Orkan über sie hinweg...

"Es ist Sarah" - ein Buch geschrieben wie ein Trommelfeuer. Die Worte wie ein Orkan, der nicht nur über die beiden Protagonistinnen hinwegfegt, sondern auch über den Leser. Eine sehr intensive Sprache, in einem wilden, impulsiven Takt. Geschrieben, als würden Peitschen knallen.

Keine schöne Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, sondern die Geschichte über eine alles verzehrende Beziehung. Eine Beziehung voller Emotionen, voller Verzweiflung voller Verlangen. Tragisch. Aufwühlend. Ein intensives Buch. Ungewöhnlich. Außergewöhnlich.

Bewertung vom 06.09.2019
Suppenbrunzer
Lingen, Nicole

Suppenbrunzer


ausgezeichnet

Sophia Alvarez, eine Ermittlerin aus Leidenschaft, hat sich mit der Münchner Mordkommission überworfen und wird strafversetzt in den Bayerischen Wald. Hier ist sie aufgewachsen. Hier wollte sie nie wieder hin. Kaum dort angekommen, geht an Pfingsten ein junges Mädchen in Flammen auf. Während der Polizeichef von Bogen von Suizid ausgeht, ist sich Sophia sicher, dass es Mord war. Obwohl sie sich eigentlich nur um Verkehrsangelegenheiten kümmern soll, nimmt sie heimlich die Ermittlungen auf. Sie kann einfach nicht anders. Sie muss ermitteln und das Ergebnis wird nicht nur die Dorfgemeinschaft durcheinander bringen.

Als ich die letzten Zeilen gelesen, das Buch schließlich zur Seite gelegt habe, habe ich laut ausgerufen: "Wow! Hammer!". Die Geschichte wird mit jeder Seite spannender. Ein sehr intensives Buch mit einem Thema, das es in sich hat. Ein Buch, das man nicht so leicht aus der Hand legt. Psychologisch so aufgebaut, dass man leicht atemlos werden kann.

Man schaut dem möglichen Täter beim Lesen über die Schulter. Man ist dabei, lernt seine Gedanken, sein Wesen kennen und wird doch immer wieder auf eine andere Spur geführt. Der Autorin gelingt der Aufbau eines enormen Spannungsbogens.

Ganz wunderbar auch die private Sophia, die zweifache Mutter, die in ihren Heimatort verbannt wird, an den sie keine guten Erinnerungen hat und deren Kinder bei ihrem Exmann leben. Immer wieder wird sie von Zweifeln geplagt, sagt sich, dass sie keine gute Mutter ist, nicht besser als die eigene.

In Bogen ermittelt sie nicht nur unerlaubterweise, hier muss sie sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen und wird feststellen, dass es für einen Neuanfang nie zu spät ist.

Genau und ehrlich beschreibt die Autorin, wie eine Dorfgemeinschaft tickt. Der Leser wird konfrontiert mit uralten Bräuchen und Vorurteilen. Auch Sophie Alvarez ist davor nicht gefeit.

"Suppenbrunzer" - eine wahnsinnig spannende Geschichte zu einem sehr wichtigen Thema. Außerordentlich gut gelungen! Unblutig, großartig, einmalig! Ich hoffe, Sophia Alvarez bald bei ihrem zweiten Fall begleiten zu dürfen!

Bewertung vom 05.09.2019
Diese goldenen Jahre
Wood, Naomi

Diese goldenen Jahre


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 1922. Fünf Menschen beginnen ihr Studium am Bauhaus im Weimar. Sie sind jung. Sie sind wild. Sie sind frei. Sie lieben ihre junge Kunstwelt, sie lieben das Besondere am Bauhaus.

Paul Beckermann ist einer von ihnen. Er erzählt ihre Geschichte. Neben seinem Studium am Bauhaus arbeitet Paul für Ernst Steiner. Für Steiner malt er kitschige Landschafts- und Mädchenbilder, die im großen Stil von Amerikanern gekauft werden. Paul braucht das Geld, um unabhängig von seinen Eltern das Studium finanzieren zu können.

Am Bauhaus haben die jungen Studenten mit Künstlern mit Itten, Kandinsky und Klee zu tun. Von Itten übernehmen sie u.a. die Sitte, strengt zu fasten. Das Fasten schafft Klarheit, sie bekommen einen besseren Blick für die Kunst. Das Fasten, das Studium, es bringt die Studenten oft an ihre Grenzen. Sie feiern, sie nehmen Drogen, verbringen aber auch viel Zeit in der Natur. Eine herrliche Zeit für die jungen Menschen, die die Kunst so lieben und nach Erfolg streben.

Paul ist in Charlotte verliebt, doch sie ist mit Jenö zusammen, der wiederum von Walter geliebt wird. Geheime Lieben, Lebensläufe, Schicksale. Die Zeit vergeht. Einige von ihnen werden zu Jungmeistern ernannt, dürfen nun selbst unterrichten.

Die goldenen Zwanziger Jahre sind bald vorbei. Eine andere Zeit bricht an, eine düstere Zeit. Das Bauhaus mit seiner modernen Kunst ist verpönt bei den Nationalsozialisten. Das Bauhaus in Weimar muss schließen. Sie siedeln sich in Dessau an. Charlotte, die ursprünglich aus Prag stammt, wird zur unerwünschten Person erklärt, doch zum Fliehen ist es zu spät.

"Diese goldenen Jahre" - es ist ein Roman, der mich fasziniert hat. Ein Roman, mit dem man eintaucht in die Welt der Kunst, die vielleicht nicht jedem geläufig sein mag. Am Bauhaus gibt es eine Weberei, eine Metallwerkstatt, eine Druckerei. Es sollen Produkte erschaffen werden mit einfachen und klaren Formen. Industriell hergestellte Gebrauchsgegenstände, die auch für gewöhnliche Menschen erschwinglich sind, die ihnen das Leben leichter machen sollen

Das Bauhaus - eine spannende Zeit, vielleicht sogar der Zeit voraus. Im Jahr 2019 feiert das Bauhaus 100jähriges Jubiläum. Das Buch passt hervorragend. Es ist ein großartiges Buch. Es fesselt, es begeistert. Ich weiß nicht, ob es Zufall ist oder gewollt, aber könnte es sein, dass bei der Form des Buch (sehr eckig) an das Bauhaus gedacht wurde?

"Diese goldenen Jahre" - ein Roman, der bestens unterhält und die Bauhaus-Ära lebendig werden lässt. Unbedingte Lese-Empfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2019
Spiel des Lebens
Jürgens, Udo;Moritz, Michaela

Spiel des Lebens


sehr gut

6 wunderschöne zu Herzen gehende Geschichten über Menschen, die einem vielleicht nicht sofort auffallen würden, wenn man ihnen begegnet. Da ist der rumänische Vater, der stundenlang mit seinem Sohn im Bus fährt. Zuhause würden die beiden nur frieren. Da ist der Kellner, der den Musiker in seiner Anfangszeit kennenlernt und ihn auch später am Ende der Karriere noch einmal trifft. Und da ist auch der Mann in Asien, der Jeans zusammennäht und sich wundert, dass kurze Zeit später Löcher hinein gerissen werden, weil das gerade so in ist.

Liebenswerte Figuren, die der Leser sofort in sein Herz schließt. Geschichten, die nachdenklich stimmen, wunderbar geschrieben. Ein ganz zauberhaftes Buch, leicht und unterhaltsam und doch bewegend.

Ein Buch, anders als erwartet. Ich habe gedacht, es sind Geschichten von und über Udo Jürgen, doch es sind Geschichten von Menschen, von denen er gehört oder denen er in seinem Leben begegnet ist. Geschichten mit ganz viel Lebensgefühl. Schön zu lesen. Ideal auch zum Verschenken!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2019
Paulas erster Frühling
Lieder, Susanne

Paulas erster Frühling


ausgezeichnet

Paula Neumann, eine Mittfünfzigerin, führt zusammen mit ihrem Ehemann Thilo eine Apotheke. Die Ehe ist lieblos. Obwohl jeder der beiden längst seine eigenen Wege geht, fällt Paula aus allen Wolken, als ihr Mann sie von einem auf den anderen Tag verlässt. Nun sitzt sie ganz alleine da. Alleine in einem großen Haus. Der Mann ist weg in ein anderes Leben, Tochter Katharina im Internat.

Paulas Welt ist aus den Fugen geraten, doch da gibt es auch noch ihre jüngere Schwester Iris, die mit dem Downsyndrom auf die Welt gekommen ist. Iris, kurz vor ihrem 40. Geburtstag und doch immer so voll kindlicher Freude. Iris sieht überall das Positive. Sie hat ein besonderes Gespür für Menschen, nimmt sie an die Hand, tanzt mit ihnen. Sie macht den Menschen Freude, bringt sogar Fremde zum Lächeln. So ist es auch Iris zu verdanken, dass Paula nicht in ihrem dunklen Loch hocken bleibt.

Mit ihrer fröhlichen Art, ihrer ansteckenden Tanzerei und überhaupt positiven Einstellung zum Leben, bringt sie auch Paula dazu, wieder an ihre Träume zu glauben. Paula entdeckt ebenso das Tanzen für sich und so wird Thilos altes Zimmer kurzerhand zum Tanzzimmer umorganisiert. Endlich rückt auch die Schauspielerei wieder in ihr Bewusstsein. Ein alter Traum, so lange begraben, weil ihr Sicherheit für die Familie wichtiger war als das unsichere und unstete Leben einer Schauspielerin.

Und dann ist da auch noch Hendrik, dieser äußerst nette Tierarzt, der für Schmetterlinge in Paulas Bauch sorgt..

"Paulas erster Frühling" - eine Geschichte, in die ich mich sofort verliebt habe! Eine wunderschöne Liebesgeschichte und doch so viel mehr als das. Eine Geschichte über eine Frau in den besten Jahren, gefangen in einer lieblosen Beziehung, die nach der Trennung endlich ihre Träume lebt.

Ganz wunderbar auch Paulas Mutter, die sie tatkräftig bei der Verwirklichung ihrer Träume unterstützt. Auch Marie ist so ein toller Mensch, erst Angestellte, dann Freundin, wie sie sich jeder wünscht.

"Paulas erster Frühling" - mit viel Zärtlichkeit und Klugheit geschrieben. Eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und einen Neuanfang. Eine Geschichte die zeigt, dass es sich immer lohnt, für seine Träume zu leben, egal, wann man damit beginnt. Absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2019
Marina, Marina
Landau, Grit

Marina, Marina


sehr gut

Wer kennt ihn nicht, diesen Ohrwurm "Marina, Marina" aus den 60er Jahren? Allein schon beim Titel des Buches hatte ich sofort dieses Lied in den Ohren. Auch nach Beenden der Geschichte begleitet mich der Song noch immer durch den Tag.

"Marina, Marina" - die Geschichte von Sant'Amato, eines fiktiven Dorfes an der ligurischen Küste. Die Geschichte eines Dorfes und seiner Bewohner, seiner Familiengeschichten, seiner Tragödien und Geheimnisse.

Und natürlich gibt es auch eine Marina. Der junge Nino betet die Frau des Friseurs heimlich an. Sie ist seine große Liebe, doch Marina ist verheiratet, hat 2 Kinder und ist zudem die Mutter seines besten Freundes. Als Nino ihr die aktuelle Schallplatte zukommen lässt, denkt Marina jedoch, sie sei von einem anderen und so nimmt das Schicksal seinen Lauf...

Die Autorin entführt den Leser ins Italien der 1960er Jahre. Dieses Buch ist wie ein Film aus dieser Zeit. Überall palavernde Italiener, laut, bunt und voller Lebenslust. Hier eine Liebelei, dort eine Tragödie. Der Leser ist stiller Zeuge all dieser Ereignisse und Episoden. Mit jedem Kapitel und jedem Jahr lernt man die Familien besser kennen.

Dann plötzlich ein Sprung zurück ins Jahr 1944. Ein düsteres Kapitel deutsch-italienischer Geschichte. Geschichte, die die meisten von uns nur vom Hörensagen kennen, wenn überhaupt. Begleitet ist dieses Kapitel vom Partisanenlied "Bella Ciao", das mir seit 2018 in der Pop-Version ein Begriff ist.

Das letzte Kapitel ist dem Jahr 1980 gewidmet. Hier erfährt der Leser, was aus all den Schicksalen, Träumen und Wünschen der Dorfbewohner geworden ist.

"Marina, Marina" - nicht einfach nur Dolce Vita, wie man vielleicht vermuten mag, nein! Es ist eine Zeitreise in die 60er Jahre. Eine Zeit, in der noch immer viele Menschen den Krieg nicht verwunden haben, aber auch eine Zeit, in der die Menschen wieder leben und lieben wollen. Die ersten Touristen kommen nach Bella Italia und möchten wenigstens ein paar Tage im Jahr die italienische Leichtigkeit genießen.

Grit Landau liebt Italien. Das merkt man ihr jeder Zeile an. Sie schafft es hervorragend, das italienische Flair wiederzugeben. Alles scheint vertraut zu sein. Ein tolles Buch über Liebe, Hoffnung und Erwartungen. Am besten zu lesen bei einem Glas gutem italienischen Wein mit der passenden Musik dazu.

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Bewertung vom 15.08.2019
Frieda
Fohl, Dagmar

Frieda


ausgezeichnet

Frieda, die sich selbst lieber Elfriede nennt, verlässt mit jungen 16 Jahren ihr ungeliebtes Elternhaus, um sich ganz der Kunst zu widmen. Ihr Leben besteht aus Malen, Malen, Malen. Sie ist regelrecht besessen von ihrer Malerei. Sie besucht erst eine Fachklasse für Mode, später für Angewandte Graphik. Sie bewegt sich im Umfeld von Otto Dix, Otto Griebel und Conrad Felixmüller.

Als sie den Maler und Sänger Kurt Lohse kennenlernt, verliebt sie sich und gibt schnell ihre lieb gewonnene Freiheit auf. Kurt Lohse macht die junge Frau und ihre Kunst nieder. Immer wieder behauptet er, sie würde nichts können. Sie selbst sei nichts wert. Trotzdem kann Frieda nicht von dem Künstler lassen. Die beiden heiraten, doch die Ehe ist alles andere als glücklich. Sie hassen und sie lieben sich.

Als Kurt beginnt fremd zu gehen und später Kinder mit seiner Geliebten Ella hat, erleidet Elfriede Lohse-Wächtler einen ersten Nervenzusammenbruch. Zum ersten Mal kommt sie in eine Heilanstalt. Dort malt sie wieder. Sie malt Patienten, offen, schonungslos.

Aus der Heilanstalt entlassen, widmet sie sich wieder ganz der Malerei. Von Kurt lebt sie getrennt. Elfriede ist unglücklich. Sie lebt in bitterer Armut, hält sich mit dem Malen von Postkarten und dem Erstellen von Batiken über Wasser. Als sie kein Dach mehr über dem Kopf hat, muss sie zurück in ihr Elternhaus ziehen.

Immer wieder sieht und hört Frieda Phantasie-Gestalten. Sie erleidet weitere Nervenzusammenbrüche. Der Vater lässt sie schließlich wieder in eine Heilanstalt einweisen. Diagnostiziert wird Schizophrenie. Ihr Ehemann beantragt die Entmündigung und lässt sich von Frieda wegen unheilbarer Geisteskrankheit scheiden. Im Rahmen des Euthanasie-Programms T14 der Nazis, wird Frieda in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet.

"Frieda" - selten habe ich so einen wortgewaltigen Roman gelesen! ein großartiges Buch über eine Künstlerin, die sich ganz der Malerei gewidmet hat. Eine junge Frau, die zerrissen ist in ihrer Liebe zu ihrem Ehemann Kurt, die sich immer wieder niedermachen lässt und doch von diesem Mann nicht lassen kann.

Dieser Roman hat mich überwältigt. Er ist schonungslos, er ist brutal offen und lässt einen nicht los. Ein Buch, das man so schnell nicht vergessen wird.

"Frieda" - für mich eine DER Entdeckungen 2019!

Bewertung vom 14.08.2019
Mit dem Wind
Leonhardt, Paula

Mit dem Wind


ausgezeichnet

Mathilde, von allen nur liebevoll Tille genannt, ist schon als Kind ein echter Wildfang. Jetzt, als junge Frau, hat sich daran kaum etwas geändert. Am liebsten ist Tille mit ihrem langjährigen Freund Fritz unten am Fluss zum Steine werfen. Für Fritz ist Tille jedoch längst mehr geworden als nur die gute Freundin.

Es ist das Jahr 1884. Als die junge Frau Paul Naumann kennenlernt, wittert sie sofort ein neues Abenteuer, den Paul ist Ballonfahrer und zugleich Luftakrobat. Er tritt öffentlich auf und verdient sein Geld mit Vorstellungen auf großen Plätzen. Nichts findet Tille faszinierender, als auch einmal mit einem Ballon zu fahren, doch noch findet Paul es zu riskant für eine Frau. Tille gibt sich zunächst damit zufrieden, dem Ballonfahrer die Ausrüstung auszubessern oder gar komplett neu zu nähen. Schließlich ist sie Näherin und versteht ihr Handwerk. Dann ist es soweit. Tille darf Paul begleiten und ihm assistieren. Endlich erfüllt sich ihr Traum vom Fliegen!

Tille und Paul verbindet mehr als nur die Ballonfahrerei. Tille wird schwanger und bekommt eine Tochter. Rosa. Dass das Kind unehelich ist, stört Tille herzlich wenig. Sie legt nicht allzu viel Wert auf die Meinung der Menschen, die denken, dass sich so etwas für eine Dame nicht schickt. Paul ist ein Lebemann. Er liebt nicht nur das Leben, sondern auch die Frauen. Tille erwischt ihn, wie er gerade ihre nervige Cousine Emma küssen möchte. Um zu beweisen, was Tille ihm wirklich bedeutet, will er sie endlich heiraten, doch bevor es zur Hochzeit kommt, geschieht ein tragischer Unfall. Fritz steht ihr wie immer zur Seite, doch wird die junge Mutter die Ballonfahrerei nun endgültig aufgeben müssen?

"Mit dem Wind" - eine wunderbare, packende Lektüre über das Ballonfahren. Der Erzählstil angenehm und so bildhaft, dass ich mir als Leser vorkam, als würde ich hautnah dabei sein. Dabei auf einer Art Jahrmarkt, auf dem Paul auftritt. Viele Menschen um mich herum, voller Spannung, voller Aufregung mit dem einstigen Ziel, Zeuge von Pauls spektakulärer Luftakrobatik zu werden.

Tille muss man einfach sofort mögen. Diese junge Frau, die ihrer Zeit sehr weit voraus ist. Man spürt direkt ihre Abenteuerlust, ihren Drang, immer wieder etwas Neues zu entdecken und zu erleben. Und dann Fritz, der junge Mann, der Tille heimlich liebt und still leidet. Ich habe ihm ständig die Daumen gedrückt, dass er auch endlich sein Glück finden mag.

"Mit dem Wind" - was für ein wundervolles Buch! Allerbeste Unterhaltungsliteratur!

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