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Woertergarten

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


sehr gut

Das für die Nachwelt erhaltenes Gedicht einer vergänglichen Frau

Mitten in ihrer routinierten Alltag, zwischen Windel und Milchpumpe entdeckt eine irische Mutter das irische Gedicht „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ wieder, das Eibhlín Dubh Ní Chonaill im 18. Jahrhundert nach dem Tod ihres Ehemannes verfasst hat. Dieser Text in Gaeilge (die irische Sprache) begleitet sie in den schwierigen Momenten, in der sie um das Leben ihres Kindes bangt. Das Klagelied und seine Autorin faszinieren sie so sehr, dass sie eine umfassende Recherchearbeit unternimmt, um bei ihrer Übersetzung ins Englisch Eibhlín Dubh Ní Chonaill gerecht zu werden. Ihre Besessenheit für die Frau und Mutter kennt keine Grenzen.

Die irische Dichterin Doireann Ní Ghríofa hat mit diesem Roman ein unglaubliches und sehr persönliches Werk gezaubert. Mit „Ein Geist in der Kehle“ weicht sie von ihren üblichen Lyrik-Werken ab und versucht sich an Prosa. Das Ergebnis ist ein unkonventionellen Roman, dessen poetische und atmosphärische Schreibstil für mich ein Vergnügen war. Man schwebt regelrecht über die Seiten.

Der Inhalt dieses Buches lässt mich allerdings zwiegespalten. Die Autorin ist eine großherzige Frau, die trotz Schicksalsschlägen sich durchs Leben kämpft. Aber ihr Alltag konnte mich nicht besonders hinreißen, außer wenn es um die Recherche um Eibhlín Dubh Ní Chonaill ging. Diese fand ich sehr spannend, weil die Autorin hervorragend die Besessenheit beschreibt, die einen bei solchen Forschungen überwältigt.

Die Verweise auf die irischen Sprache, Geschichte, Kultur und Landschaften entsprechen den Erinnerungen an „mein“ Irland. Die erwähnten Orte in County Cork sind wie Musik in meinem Ohr und bedeuten für mich eine Menge Erinnerungen. Mit der Interview von Doireann Ní Ghríofa am Ende des Buches schnappt man noch weiter irische Luft.

Auch Daniel O‘Connell, der seinerzeit als „The Liberator“ bekannt war, wird in diesem Buch mehrmals erwähnt. Dank seiner Briefe haben einige der wenigen Informationen über seine Tante Eibhlín Dubh Ní Chonaill ihren Weg bis ins 21. Jahrhundert gefunden.

Mit dem anfänglichen Satz „Dies ist ein weiblicher Text“, der wie einem Motto mehrmals wiederholt, wirft Doireann Ní Ghríofa die Frage der Position der Frau in der Gesellschaft und in der Geschichte auf. Obwohl ihres Klagelieds „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ dazu beigetragen hat, dass ihr Name verewigt wurde, sind nur noch wenige Spuren von Eibhlín Dubh Ní Chonaill als Frau zu finden. Trotz der Zweifel, die sie an ihrer Methodik hegt, überliefert Doireann Ní Ghríofa den Lesern einen unglaublichen Einblick im Leben einer Frau des irischen Landadels am Ende des 18. Jahrhunderts.

Das dunkle, aber schöne Cover verleiht dieses Buch ein gewisses Flair, dass viele Leser in Versuchung bringen könnte. Obgleich es mir sehr gut gefallen, bezweifle ich, dass alle Leser diese Meinung teilen werden. Dafür ist dieses Werk viel zu ungewöhnlich.

Bewertung vom 30.03.2023
Glücksorte in der Ortenau
Stieglitz, Marion

Glücksorte in der Ortenau


ausgezeichnet

Die Ortenau macht glücklich!

Wie bei jedem anderen Buch der „Glücksorte“-Reihe ist das Cover des der Ortenau gewidmeten Buches ein kleines Kunstwerk: Einige verspielten Illustrationen berühmter und weniger berühmter Sehenswürdigkeiten schmücken die Vorderseite.

Als weiteres Merkmal der „Glücksorte“-Reihe entdeckt der Leser die Definition der Wörter „Glück“, „Ort“ und „ die Ortenau“. Wer das Cover ausklappt, findet versteckt wie in jedem Buch der Reihe einen wunderschönen Stimmungsmacher. Zum Glück für den Droste-Verlag gibt es zahlreiche Zitate zum Thema Glück!

Die Reise ins Glück kann beginnen!
Die Glücksorte werden immer ähnlich vorgestellt: Ein Foto auf der rechten Seite, eine Beschreibung, sowie die Adresse und Erreichbarkeitsinformationen auf der linken Seite, noch ein Tipp.

Die Liebe für ihre Heimat ist im Marion Stieglitz Schreibstil unübersehbar. Alle Glücksorte sind so liebevoll beschrieben, dass man einfach fühlt, wie das Glück aus diesem Buch heraussprudelt. Schon das Lesen macht glücklich!

Am Ende des Buches befindet sich eine Karte, in der die von Marion Stieglitz ausgesuchten und liebevoll beschrieben 80 Glücksorte dargestellt sind: Die Nummern entsprechen dem Verzeichnis, ein paar werden sogar von einem kleinen Bild begleitet und springen somit sofort ins Auge. Diese Karte sorgt für eine klare Übersicht und erleichtert die Planung des nächsten Ausflugs ins Glück.

Achtzig ist eine gute Zahl für so ein Buch: vielfältig und zugleich überschaubar. Die Mischung ist bunt und ausgewogen: Bekannte Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele, Spaziergänge und Wanderungen in der Natur, tierische Begegnungen, Kunst und Handarbeit, traditionelle Produkte für Leib und Seele… In der Ortenau ist für jeden ist was dabei. Wer mutig genug ist, kann auch die Grenze überqueren und sich von der deutsch-französischen Freundschaft im Elsaß überzeugen. Die Ortenau macht es möglich!

Dieses Buch eignet sich für Touristen, genauso gut wie für Einheimischen und beweist, dass die Ortenau viel mehr zu bitten hat, als nur den meist besuchten Freizeitpark Deutschlands. Ein kleiner Umweg oder sogar eine Reise in die Ortenau lohnt sich.

Bewertung vom 18.03.2023
Das Bäckermädle Familienbackbuch
Regele, Katharina

Das Bäckermädle Familienbackbuch


gut

Ein Backbuch mit gewährten Klassikern

Wer das Bäckermädle Katharina Regele schon folgt, wird wahrscheinlich von diesem Buch begeistern sein. In diesem Backbuch hat sie 25 Rezepte unter dem Motto „Familie“ zusammengetragen. Die kleinen und großen Hände auf dem schönen Cover, sowie die ungewöhnliche Gliederung nach Familienmitgliedern passen perfekt zu diesem Thema.
Im Gegensatz zu anderen Koch- oder Backbüchern von Bloggern, Influencern und anderen Zelebritäten stehen das Backen und die Rezepte in diesem Buch im Mittelpunkt. Nicht die Fotos der Autorin. Davon gibt im ganzen Buch sogar sehr wenig. Für mich ein Pluspunkt… aber für Fans des Bäckermädle eventuell eine Enttäuschung.
Das Format des Buches ist handlicher, als dicke Hochglanzkochbücher. Die Rezepte sind gut erläutert und können ohne große Schwierigkeiten bachgebacken werden.
Die Gliederung nach Familienmitgliedern führt dazu, dass würzige und süße Rezepte gemischt sind. Bei 25 Rezepten stört es aber nicht.
Allerdings finde ich die Einteilung der Rezepte zwischen den Familienmitgliedern unausgewogen. Zusätzlich sind unter den Rezepten sehr viele bewährten Klassiker. Diese neu zu interpretieren hätte dem Backbuch an Originalität verliehen.
Für Fans des Bäckermädle wahrscheinlich ein Muss. Aber leidenschaftliche Bäcker:innen könnten aufgrund der zahlreichen Klassiker in ihren Erwartungen enttäuscht sein.
Dennoch wünsche ich Katharina Regele viel Erfolg mit ihren anderen Projekten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2023
Der Ruf des Eisvogels
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


sehr gut

Ode an die Mutterliebe

Als Olga zur Welt kam, verließ sie ihre Mutter. In Ginsterburg in der Uckermark wird sie vor allem von ihrem Großvater Albert Blume, der Hausarzt des Ortes, groß gezogen. Mit ihm entdeckt Olga die Welt der Medizin und der Geburtshilfe, die nach vielen Schicksalswenden zu ihrem Beruf wird. Der Zweite Weltkrieg zwingt Olga zur Flucht in den Westen. Nach der Wende kommt sie widerwillig mit ihren Tochter und Enkelin nach Ginsterburg zurück.

Wie ein Schutzengel wacht der Eisvogel über Anne Prettins Roman und verwandelt das türkis-farbenes Cover in ein bezauberndes Kunstwerk. In Olgas Kindheit und Jugend spielt dieser kleine Vogel auch eine wichtige Rolle und erinnert sie an ihre Mutter, die ihr unter dramatischen Umständen das Leben geschenkt hat.

Trotz der Liebe ihres Großvaters und der Freundschaft zu Lotte, Annemie, Gero und Fritz ist Olgas Kindheit alles anders als unbeschwert. Obwohl die Frontlinien weit entfernt laufen, hat der Krieg auch auf Olgas Freundeskreis Konsequenzen.

Auch die Nachkriegszeit, die Anne Prettin unverblümt beschreibt, ist für Olga kein Vergnügen. Als junge Mutter mit einer kleinen Tochter in den Westen zu fliehen und im Flüchtlingslager in Oldenburg zu überleben beweist, wie wichtig ihr Becki ist. Das Kind kommt immer an erster Stelle, obwohl sie selber ohne Mutter aufwachsen musste.

Auch wenn einige Sprünge zwischen der Zeiten verwirrend oder konfus wirken mögen, basiert diese herzergreifende Geschichte auf einem gut ausgebauten Plot. Für den Leser, genauso wie für die Protagonisten wird das Geheimnis erst in den letzten Kapiteln gelüftet.

Im Buch wimmelt es von ernsten Themen, wie Schuld, Verlust oder Trauer, die den Leser zum Nachdenken bringen. Dennoch ist dieser hoffnungsvolle Roman vor allem eine Ode an die Mutterliebe, die sehr unterschiedlichen Formen nehmen kann und sich täglich neu erfinden lässt.

Bewertung vom 18.02.2023
Ludwig und das Nashorn
Schneider, Noemi

Ludwig und das Nashorn


sehr gut

Für kleine und große Philosophen

Es ist Zeit, ins Bett zu gehen. Laut Ludwig befindet sich ein Nashorn in seinem Kinderzimmer. Der Vater sucht es im ganzen Zimmer, ohne es zu finden.

Auf den ersten Blick stellt diese Geschichte die Frage, ob Erwachsene so fantasielos sind, dass sie ein Nashorn im Schlafzimmer übersehen könnten. Auch wenn der Verstand manchmal ein Hindernis darstellen kann, geht es in diesem Kinderbuch nicht darum, ein Mangel an Fantasie und Vorstellungskraft bei Erwachsenen anzuprangern.

Mit einer scharfsinnigeren Absicht präsentiert die Autorin eine Beweisführung zur These des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein: Nur weil man etwas, wie das Nashorn in der Geschichte, nicht sieht, kann man nicht beweisen, dass es nicht da ist.

Dieses philosophische Kinderbuch bringt Kindern ab vier Jahren das philosophische Denken und das Beweisen näher. Durch die unterschiedlichen Schriftarten lassen sich die Gesprächspartner gut zuordnen. So gibt es die Möglichkeit, die Rollen zwischen Kinder (Erstleser) und Eltern aufzuteilen. Kinder sind auch begeistert, auf jeder Seite nach dem Nashorn zu suchen. Schrille Farben und fantasievolle Illustrationen peppen diese philosophischen Gute-Nacht-Geschichte auf.

Auch Erwachsenen finden Freude an diesem erstaunlichen Buch: Die Illustrationen dieses kleinen Kunstwerk entstanden aus mehreren Techniken und wurden nur mit drei Farben ausgedruckt. Zusätzlich bietet die Autorin Hintergrundwissen über Ludwig Wittgenstein und seine Werke.

Fazit: Eine wunderbare (Vor-)Lesezeit aus der Kinder sowie Erwachsene was für sich ziehen können.

Bewertung vom 18.02.2023
Gefangen im alten Babylon
Grieco, Katrin

Gefangen im alten Babylon


ausgezeichnet

Lass uns Daniels Geschichte in einer mitreißenden Weise entdecken!

„Gefangen im alten Babylon“ von Katrin Grieco wird auf dem farbenfrohen Cover als ein „Bibel-ESCAPE-Abenteuer“ beschrieben, was zuerst für große Augen mit Fragezeichen sorgt: Was erwartet den Leser von diesem Buch für Kinder ab 6 Jahren?

Beim Bewundern des Ischar-Tores im Museum wird der Leser ins alte Babylon entführt, wo er Daniel und seine Freunde begegnet, die aus ihrer Heimatstadt Jerusalem verschleppt wurden. Genauso wie die vier Freunde sehnt man sich nach Hause. Was bleibt einem übrig, als alle vier zu begleiten, um den Weg zur Gegenwart wieder zu finden.

Während dieses Abenteuers in einer ganz anderen Epoche nimmt der Leser an dieser Geschichte in einer Beobachterrolle teil. Die kindgerechte Sprache ermöglicht junge Leser, sich auch allein nach Babylon zu begeben, um Daniels Geschichte und die Rolle Gottes in dieser mitzuerleben.

Aber, die Beschreibung des Buches verrät auch, dass es in diesem Buch nicht nur ums Lesen geht. Es befinden sich auch eine Vielfalt an Aufgaben und Rätsel, die der Leser lösen muss, um auf die nächste Seite und das Ziel näher zu kommen. Wenn man sich doch nicht sicher ist, kann man bei Bedarf auf die Lösungen der Rätsel zurückgreifen. Jedoch ist es eigentlich nicht nötig, weil das Schwierigkeitsgrad dem Alter des Publikums angemessen ist. Außerdem ist das Buch so konzipiert, dass man, wenn man sich doch vertut oder „falsch“ entscheidet, trotzdem über einen kleinen Umweg (eine oder zwei Seiten) weiterkommt.

Dieses Kinderbuch ermöglicht das Entdecken Daniels Geschichte, aber auch die des alten Babylons, in einer ungewohnten und mitreißenden Weise zu entdecken. Ich wünsche mir weitere Bücher dieser Art, damit ich mein Patenkind für weitere wichtigen Botschaften der Bibel begeistern kann.

Bewertung vom 05.02.2023
Meine Kindheit! (blaue Version)
Giebichenstein, Cornelia

Meine Kindheit! (blaue Version)


ausgezeichnet

Das schönste Erinnerungsalbum für den Sohnemann: Vom vor der Geburt bis zum achtzehnten Geburtstag

Ein Erinnerungsalbum ist als Geburtsgeschenk immer eine schöne Idee, besonders als Patenonkel oder -tante. Dieses Album für Junge gefällt mir sehr: Es vereint das Blau, das traditionell als Farbe in Verbindung mit Jungen gebracht wird, mit neutraleren Farben, wie Beige, Grau und Ockergelb. Die leicht verspielte Schriftart, sowie die unterschiedlichen Illustrationen und Graphiken verleihen dem Album eine moderne Aufmachung.

Die achtzig Seiten des Albums bieten sehr viel Platz, um die wichtigen Meilensteine vom vor der Geburt bis zum achtzehnten Geburtstag zu beschreiben und mit Fotos und weitere Erinnerungsstücke zu illustrieren. Viele Sätze brauchen nur noch mit den wichtigen Eckdaten ausgefüllt werden. Es gibt aber auch einige Möglichkeiten für Freitext, weil jedes Kind und jede Familie anders sind.

Ab Kindergarten- oder Grundschulalter ist es ein Vergnügen, mit dem Sohnemann die betroffenen Seiten zu vervollständigen: Ein schönes Ritual, das man einführen kann, um jedes Jahr eine schöne gemeinsame Zeit zu genießen…

Bewertung vom 04.02.2023
Toffi erforscht das Wetter
Weber, Judith;Weber, Marcus

Toffi erforscht das Wetter


ausgezeichnet

Die Meteorologie für Kleinkinder

Der kleine Affe Toffi und seine Freudin, die Eule Ella, genießen bei jedem Wetter ihre gemeinsame Zeit im Garten. Jedes Wetterphänomen ist ein Anlass für einige kindgerechten Erklärungen zur Entstehung und Experimente.

Die Autoren haben Ella passenden Wörter souffliert, mit den Toffi nachvollziehen kann, wie die Sonne eine aktive Rolle in den üblichen Wetterphänomenen besitzt. Sie weiß sehr viel, ohne besserwisserisch zu wirken und bringt Toffi dazu, über das Wetter selbst nachzudenken. Für Kleinkinder sind Toffi und Ella ein Anreiz, die Welt der Meteorologie zu erkunden und die Experimente der beiden Freunde nachzumachen.

Mit ihren sanften Farben begeistern die wunderschönen Illustrationen den Vorlesenden und sein Publikum. Aufgrund der vielfältigen dargestellten Objekte ermöglicht dieses Pappbuch auch einige weiteren Aktivitäten, wie das Suchen oder das Üben von Zahlen und Farben.

Fazit: ein tolles Buch für wissbegierige Kinder, die ihre Umwelt schon gut im Blick haben und sich Fragen zu den üblichen Wetterphänomenen stellen.

Bewertung vom 29.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


gut

Verirrt zwischen Schein und Sein

Die Italiener Anna und Tom haben vor Jahren sich in Berlin niedergelassen und leben dort als Freelancer im Bereich Medien und Kommunikation. Das Leben, das sie sich in der deutschen Hauptstadt aufgebaut haben, ähnelt das anderer Expats, die Berlin mit offenen Armen aufgenommen hat. Über die Jahre verändern sich ihre Gefühle und Bedürfnisse, sowie, je nach Ankunft oder Rückzug, die Gemeinschaft der Expats.

Der Schutzumschlag des türkisfarbenen Covers illustriert sehr passend die Welt der Kommunikation und Social Media, in der viel mit Filtern und Retuschieren gearbeitet wird. Wie zwei in einem prekären Gleichgewicht gehalten Waagschalen wird ein pseudoperfekter Umfeld vorgetäuscht, in dem Anna und Tom sich verirrt haben.

Mit einem unkonventionellen aber hochwertigen Schreibstil führt Vincenzo Latronico den Leser zuerst durch die Berliner Wohnung, in der Anna und Tom leben und arbeiten. Er beschreibt danach ihr Leben in der Hauptstadt, die Kreise, in den sie sich begeben, ihre Freizeiten, ihre Aktivitäten, ihre Gewohnheiten, sowie ihre Interessen und Gelüste. Dabei gibt der Autor einige Hinweise zur Zeitschiene der Erzählung.

Obwohl dieses Buch ausschließlich aus Beschreibungen besteht, kam es mir nie langwierig vor, was eine hochgradige Beherrschung der Sprache beweist. Allerdings lassen diese ungewöhnlich langen und detaillierten Beschreibungen Anna und Tom innerhalb ihrer Umfeld und Leben passiv wirken. Außerdem haben Anna und Tom trotz unzähliger Jahre in Berlin die Gelegenheit verpasst, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Deshalb fällt es mir schwer, mich in den beiden wiederzuerkennen.

Aufgrund von der überschaubaren Länge passt dieser Roman gut zwischen zwei langen und anspruchsvollen Lektüren. Allerdings ist es keine leichte Kost und nur eifrigen Lesern, die Spaß an einem unkonventionellen und hochentwickelten Schreibstil haben, zu empfehlen.

Bewertung vom 25.01.2023
Das Geheimnis der Frau Purpur / Detektiv Parzival Po Bd.1
Troll

Das Geheimnis der Frau Purpur / Detektiv Parzival Po Bd.1


sehr gut

Ein Kinderkrimi mit Kawaii-Flair

Dieser erste Band der Detektiv-Parzival-Po-Reihe beinhaltet zwei spannenden Kriminalfälle. In der ersten Geschichte werden der Detektiv Parzival Po und sein treuer Assistent Brown angeworben, um eine verschlüsselte Nachricht zu entziffern. Auf Schatzsuche für Frau Purpur lösen sie sogar eine brisante Einbruchserie. In der zweiten Ermittlung geht es um einen tückischeren Fall von Puddingdiebstahl.

Mit diesem Buch aus Japan werden Krimi-Fans ihre Begeisterung mit ihren Kindern teilen können und vielleicht die gleiche Leidenschaft fürs Rätsellösen bei ihren Sprösslingen wecken. Beide Geschichten sind kindgerecht geschrieben und lassen sich ohne große Schwierigkeit lösen, sofern man den Details ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt. Die Reihenfolge der Bilder mit Kawaii-Flair auf den Seiten ermöglichen den Leser mitzurätseln, bevor Parzival Po seinen Lösungsansatz verrät.

Parallel zu den Ermittlungen von Detektiv Parzival Po und Brown bieten die Autoren weitere Rätsel und Mitmachspiele, wie Labyrinth, Wimmelbilder oder Unterschiede-Spiele. Sogar beide Seiten des Buchumschlages werden dafür in Anspruch genommen.

Wieso die Autoren einen Detektiv mit einem überdimensionierten Po-Gesicht erfunden haben, bleibt mir allerdings ein Rätsel. Höchstens bei der Entlarvung des Täters lässt sich diese Wahl nachvollziehen. Eine überdimensionierte Nase hätte aber vermutlich den gleichen Zweck erfüllen können.

Nichtsdestoweniger ist dieses Buch ein gelungenes Beispiel für einen spannenden und unterhaltsamen Kinderkrimi. Viel Spaß mit diesem Ermittlerduo aus Japan!