Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
M.

Bewertungen

Insgesamt 358 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2023
Und plötzlich warst du fort
Espach, Alison

Und plötzlich warst du fort


ausgezeichnet

Die merkwürdige Geschichte über Verlust, Trauer und erste Lieben


Zwei Schwestern. Eine erste große Liebe. Ein Unfall. Nur eine Schwester überlebt. Und doch muß das Leben aller irgendwie weitergehen.
Das ist im Grunde der Inhalt von „Und plötzlich warst du fort“.
Die Tatsache, daß das Buch den Umgang der ganzen Familie mit Kathys Tod beleuchtet, könnte grundsätzlich für die Geschichte sprechen, aber Autorin Alison Espach entschied sich dazu ihre Schilderungen über Verlust, Trauer und den Versuch der Bewältigung selbiger „aufzuhübschen“, indem sie die überlebende Schwester, Sally, eine merkwürdige Verbindung zum Freund ihrer toten Schwester, mit Billy, eingehen läßt.

Vielleicht bin ich altmodisch oder in der Hinsicht einfach eigen, aber sollte der Freund, Ex oder eine in irgendeiner anderen Art und Weise geartete Liebe von Geschwistern und Freund*innen nicht ein absolutes Tabu sein?
Das ist hier nicht der Fall und so entwickelt sich eine seltsame Dynamik zwischen Sally und Billy, die über Jahre – selbst ohne Kontakt – hinweg anhält, und damit einen Bogen in der Erzählung spannt, der mehr als eine Dekade abdeckt.

Grundsätzlich könnte ich irgendwie darüber hinwegsehen (da hab ich schon ganz andere Dinge gelesen), aber mich konnte leider weder die Geschichte der Trauer, noch die (eigenwillige) Liebesgeschichte von sich überzeugen.

Dabei spreche ich der Autorin ihr Gefühl für Sprache, (teilweise sehr subtilen) Humor und auch das Absurde gar nicht ab – mich konnte nur leider wenig davon wirklich erreichen.
Auch wenn es ein paar wirklich gute Beobachtungen, in Bezug auf das Verständnis von Trauer und wie sie sich entwickelt gab, so zog sich der Großteil des Buches für mich einfach zu sehr.
Dazu kommt ein – für mich – absolut unbefriedigendes Ende, so daß ich „Und plötzlich warst du fort“ zwar als Geschichte über Trauer wertschätzen kann, die mich aber leider nicht so gepackt hat, wie ich es mir vielleicht erhofft hatte.

Bewertung vom 31.10.2023
Eine neue Liebe (Sunset River 3)
Weiß, Josefine

Eine neue Liebe (Sunset River 3)


gut

... und es endet. Endlich! ... und es endet. Endlich!


„Eine neue Liebe“ ist Band 3 der Sunset-River-Saga und gleichzeitig deren Abschluß.
Das Buch beginnt dort, wo der Vorgänger aufhörte und ohne lästige Zeitsprünge oder Ähnliches, wird man direkt wieder in die Handlung geworfen.

Und im Gegensatz zum vorangegangenen Band gibt es hier zumindest ein wenig Handlung, auch wenn das Hin und Her zwischen den beiden Hauptfiguren auch hier scheinbar kein Ende nehmen will. Problem ist nur, daß das bißchen Handlung, das es gibt, leider sehr vorhersehbar ist. Und das bißchen, das nicht schon im Klappentext gespoilert wird, wird dann nicht zu Ende geführt (Travis / Tiara), was vielleicht auch daran liegt, daß das Buch mehr oder weniger abrupt endet – und das eben ohne eine richtige Schleife, um alle Erzählstränge gebunden zu haben.

Das Vorhersehbare ist ja in dieser Art von Buch nichts Neues. Und normalerweise würde mich das auch nicht wirklich stören, ABER was mich hier wirklich gestört, im Grunde schon geärgert hat, war die Tatsache, daß Autorin Josefine Weiss sich am Ende dafür entschieden hat, ihre bis dahin so starke Protagonistin, die sich durch Traumata gekämpft hat und für sich selbst eingestanden ist, „kaputt zu machen“, nur um dem fragilen männlichen Egos ihres Protagonisten Dinge klarzumachen die 350 Seiten Hin und Her nicht geschafft haben.

Diese Art von „Auflösung“ mag in Kitsch-Filmen und gegebenenfalls auch in Schmonzetten und einigen Liebesromanen funktionieren, aber da hat man vorher eben nicht so viel Zeit mit dem „Ich will Dich, aber ich kann nicht“ der Figuren verschwendet.

Wie bereits am Ende von Teil 2 vermutet, hätte es der ganzen Geschichte gut getan gestrafft und auf maximal (!) zwei Bücher ausgewalzt zu werden.
So aber hat die „Sunset-River-Trilogie“ bei mir mit jedem Band an Sympathie und Punkten verloren, auch weil ich weiß, daß es die Autorin eigentlich sehr viel besser kann.

Es bleibt dennoch bei drei Sternen, die aber gerade im Hinblick auf diesen letzten Teil eher als Durchschnittswertung für die gesamte Saga verstanden werden dürfen.

Bewertung vom 27.10.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still (eBook, ePUB)
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still (eBook, ePUB)


sehr gut

Familiengeschichte(n)


„Bei euch ist es immer so unheimlich still“ ist die Geschichte zweier Frauen: Mutter und Tochter. Aber es ist auch die Geschichte einer ganzen Familie. Und eine Geschichte voller Konflikte und Geheimnisse. Großer und kleiner, offener und nie offenbarter.
Und es ist, was mir erst erschreckend spät klar wurde, eine Art Fortsetzung bzw. Vorgeschichte des ersten Buches der Autorin: Alena Schröders „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“.
Allerdings möchte ich behaupten, daß man es nicht gelesen haben muß, um sich in diesem, neueren Buch zurecht zu finden. Denn obwohl ich das erste Buch gelesen habe und gut fand, ist es zu lang her, als daß ich mich noch an dessen Inhalt erinnern konnte. Und so war es mehr oder weniger Zufall, daß ich entdeckt habe, daß wir auch in diesem Buch wieder bei der selben Familie „zu Gast“ sind.

Unabhängig von dieser Fortsetzungs-Thematik und einer möglichen Debatte, ob es dieser gebraucht hätte, hat mir „Bei euch...“ gut gefallen. Und das obwohl ich historischen Romanen wenig abgewinnen kann und mich eben auch nicht mehr en detail an das erste Buch erinnern konnte.

Vielleicht hat es mir gefallen, weil es Alena Schröder einfach gut gelungen ist ihre beiden Erzählstränge, einer fest verankert im Jahr 1989, der andere wanderte in den Jahren 1951 immer weiter voran, miteinander zu verbinden und so eine Art Familiengeschichte, der etwas anderen Art zu erzählen: Es ist eine Familiengeschichte, eine Geschichte über Mutter-Tochter-Dynamiken, über gesellschaftliche Konventionen und wie schwer es sein kann, sich diesen zu stellen oder sich über sie hinwegzusetzen, über den Ausbruch aus starren Strukturen, Geheimnisse und den zum Teil daraus resultierenden (Lebens)lügen. Eine Geschichte über (Ver)schweigen und den fehlenden Mut miteinander zu reden. Und damit auch gleichzeitig eine Geschichte, die Augen öffnet und versucht Mut zu machen. Vielleicht aber auch einfach eine Geschichte, die zeigt, wie fortschrittlich die Gesellschaft geworden ist. Oder eben leider nicht.

Schröders Erzählstil ist leicht, modern und nie anstrengend. Ich hab die Geschichte einfach gern gelesen! Auch weil gerade der Erzählstrang im Jahr 1989 mit so vielen kleinen Details, vor allem in Hinblick auf die Musik, gespickt war, daß es sich „echt“ anfühlte.

Dennoch ist es ein Buch bei dem mir ein wenig die Höhepunkte gefehlt haben: Es gab weder Ausbrüche nach oben, noch nach unten. Und auch das Ende war eher abrupt. Und doch irgendwie passend. Beinahe schon versöhnlich. Und manchmal ist das ja schon alles, was es braucht.

Bewertung vom 24.10.2023
Ein neues Leben (Sunset River 2)
Weiß, Josefine

Ein neues Leben (Sunset River 2)


gut

... es geht weiter...


Es sind knapp zwei Monate vergangen seit dem Ende von Band 1 und den dort mitverfolgten schlimmen Erfahrungen von Isobel.
Gleichbedeutend mit den daraus resultierenden verhärteten Fronten zwischen ihr und Michael, heißt das für Leser*innen auch, daß die drei Bände der „Sunset River“-Trilogie NICHT unabhängig voneinander gelesen werden können.

Die nun also verhärteten Fronten zwischen den beiden Hauptfiguren weichen bald einem beispiellosen Hin und Her zwischen „Ich will Dich“ und „Ich kann aber nicht“, das vielleicht zum Teil aus der Geschichte der Figuren heraus noch nachvollziehbar ist, aber leider sehr schnell, sehr nervig wird. Vor allem Michaels Handeln und Denken grenzte bald ans Pathetische.

Nervig wirkt das Ganze auch, weil dieser zweite Teil im Grunde aus kaum anderer Handlung neben dem ganzen Hin und Her besteht. Das bißchen, was doch an zusätzlichem Geschehen passiert, ist leider sehr vorhersehbar und kann den „Nerv-Faktor“ für mich nicht wirklich aufwiegen.

Da „Ein neues Leben“ nur knapp 200 Seiten hat, ist das Buch aber dennoch schnell gelesen.
Es muß Einem aber vorab klar sein, daß es sich hier nur um eine Art Überbrückung zwischen den anderen beiden Bänden handelt, ohne große Handlung oder Spannungsbögen.
Ein Buch, das es mit ein wenig Straffung hier und da, und mehr Seitenzahlen in Band 1 und 3, vermutlich nicht gegeben hätte.

Bewertung vom 22.10.2023
Die Einladung (eBook, ePUB)
Cline, Emma

Die Einladung (eBook, ePUB)


weniger gut

Eine "Einladung", die ich besser ausgeschlagen hätte


Der Mann mit dem sie in den Hamptons ist (oder seien wir ehrlich: sie bis dahin ausgehalten hat), setzt sie mehr oder weniger vor die Tür. Einer wirklichen Schuld ist Alex sich nicht bewußt und redet sich ein, daß sie einfach nur ein wenig Abstand brauchen. Wenn sie in einer knappen Woche zu seiner Labour Day-Party auftaucht, ist sicher alles wieder gut. Aber wird es das wirklich?

Und so schlingert man, zusammen mit Hauptfigur Alex, durch die Hamptons, durch das Leben der dort ansässigen Schönen und vor allem Reichen, und von einer Situation in die andere. Einfach nur um die Zeit rumzubekommen. Leider gibt es dabei wenig Auf und Ab, so daß das ganze Buch mehr oder weniger an einem vorbeizieht ohne große Eindrücke zu hinterlassen. Es ist ein immer wiederkehrender, endlos wirkender Strudel aus Furcht, Alkohol, Drogen und Männern.

Vieles wird nur angedeutet, wenig wirklich klar und deutlich ausgesprochen. Und so ist es auch mit all den Personen, die Alex in ihrer Flucht vor sich selbst und ihrem Glauben einfach nur die Zeit bis zur Party überbrücken zu müssen, „kennenlernt“ - sie alle sind nur da um für sie kurzzeitig eine Art Zuflucht zu sein. Nicht mehr und nicht weniger. So daß man, auch als Leser*in, niemanden, auch nicht Alex, wirklich kennenlernt. Viel mehr wirkt sie anstrengend, manipulativ, opportunistisch, aber im Grunde auch einfach nur leer und kaputt.

Das macht es schwer einen Zugang zur Protagonistin, aber auch zur Geschichte an sich zu finden.
Denn es ist als würde man Alex nur auf einem Teil ihres Weges begleiten. Wie sie dort hin gekommen ist? Man weiß es nicht. Und das macht es zu einer Geschichte ohne richtigen Anfang und vor allem ohne ein richtiges Ende.

So fühlte es sich für mich letztendlich ein wenig wie verschwendete Zeit an – denn nichts an dieser Geschichte war wirklich befriedigend: nicht die Charaktere, nicht das Narrativ und ganz besonders nicht die Auflösung.

Wer damit leben kann, der sollte dennoch zugreifen.
Ich für meinen Teil werde bei einer zukünftigen „Einladung“ der Autorin vermutlich eher nicht zugreifen.

Bewertung vom 19.10.2023
Vom Ende der Nacht (eBook, ePUB)
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht (eBook, ePUB)


sehr gut

Mehr als nur eine Jugendliebe?!


Rosie und Will lernen sich noch zu Schulzeiten kennen. Damals, als Will Josh, Rosies Zwillingsbruder, bei Mathe half. Gefühle keimen auf. Doch es kommt zu einer Katastrophe. Und obwohl ihrer beider Leben irgendwie weitergeht, bleiben die Gefühle doch immer da.

Was man leichthin als Geschichte über eine Jugendliebe abtun könnte, ist doch so viel mehr als das. Allein schon weil Autorin Claire Daverley die Geschichte ihrer beiden Hauptfiguren über Jahre, ja Jahrzehnte, hinweg erzählt und ihre Leserschaft so diese zwei Menschen über eine lange Zeit hinweg begleiten läßt. Zwei Leben, die nicht immer den selben Pfaden folgen und irgendwie doch immer miteinander verbunden sind.

Daverley erzählt dabei, manchmal in schon fast poetischer, oftmals aber auf jeden Fall bildhafter Sprache, gleichzeitig realistisch und schmerzhaft, reißt Wunden auf und versucht sie zu heilen. Selbst die, für die es eigentlich keinerlei Heilung gibt.
Ihre Charaktere sind nicht perfekt; kämpfen mit Verlusten, Süchten, Zwängen, Eßstörungen und Depressionen. Und vielleicht ist es genau dieses Unperfekte, daß Rosie und Will so echt wirken läßt. Und ihre (Liebes-)Geschichte genauso. Obwohl, oder vielleicht gerade weil sie nicht schwülstig oder wie ein Hollywood-Happy-End daherkommt.

Letztlich ist „Vom Ende der Nacht“ aber nicht nur die Geschichte über zwei Menschen und ihr Umfeld, oder „einfach nur“ eine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte, die im Katastrophalen das Gute sucht, die ihre Protagonisten wachsen, scheitern, fallen , aber eben auch lieben läßt.

Ein Buch, das man entweder (mit)fühlt oder am Liebsten sofort wieder weglegen möchte.
Ich, für meinen Teil, habe es gefühlt.

Bewertung vom 17.10.2023
Ein neuer Anfang (Sunset River 1)
Weiß, Josefine

Ein neuer Anfang (Sunset River 1)


gut

Es beginnt...


„Ein neuer Anfang“ ist lediglich der Auftakt zur Sunset River-Trilogie von Autorin Josefine Weiss.

Und eben solch ein Neuanfang soll es für Hauptfigur Isobel sein. Sucht sie doch nach Jahren ohne Kontakt den Heimatort ihres Vaters (eben titelgebendes Sunset River) auf, um nach Verlust und Vertrauensbruch, endlich ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, um wieder nach vorn sehen zu können. Wer hätte damit rechnen können, daß sie in dem kleinen idyllischen Örtchen, auf mehr als nur ihren Vater (und damit ihre Vergangenheit) trifft?!

Wir Leser*innen natürlich.
Im Grunde ist schon beim Cover klar was einen erwartet: eine leichte (manchmal auch seichte) Liebesgeschichte mit ein wenig Wirrwarr drum rum bis zum Happy End.

Das ist hier nicht anders, aber ganz gut gemacht. Sowohl Isobel, als auch die männliche Hauptfigur Michael, aus dessen Sicht auch einige wenige Kapitel erzählt werden, haben Verlust erlebt, den sie versuchen zu verarbeiten, um mit ihrem Leben weitermachen zu können. Das verbindet die Beiden, aber es hält sie gleichzeitig auch auseinander.

Aufgrund der nur knapp 180 Seiten (es kommen ja schließlich noch 2 Bände) hat die Erzählung ein angenehmes Tempo und man hat sie relativ schnell "weggelesen".

Weiss hat einen guten Punkt gewählt, um Band 1 ihrer Geschichte zu beenden, denn man möchte tatsächlich wissen, wie Isobel mit all dem umgeht, was Sunset River (und vor allem seine Bewohner) ihr noch zusätzlich aufs Tableau ihres Lebens gelegt haben. Also schauen wir mal wie es weitergeht.

Bewertung vom 16.10.2023
Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1 (MP3-Download)
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1 (MP3-Download)


weniger gut

Diese Paris-Reise kann man sich sparen


Auf mehreren Spaziergängen habe ich mir Lily Martins „Sommertage im Quartier Latin“ vorlesen lassen. Sprecherin Tanja Fornaro hat dabei gute Arbeit geleistet, gerade auch was das französische Vokabular anging.

Und damit wäre ich schon bei einem – für mich – großen Manko.
Direkt nach einem der ersten Male des Hörens, mußte ich recherchieren, ob dieses Buch schlecht übersetzt wurde oder da jemand einfach ein bißchen zu viel des Guten wollte. Es stellte sich raus, daß Lily Martin das Pseudonym einer deutschen Autorin ist. Und die wollte wohl auf Biegen und Brechen ihre Leser*innen bzw. Hörer*innen davon überzeugen, daß ihre Geschichte in Paris spielt. (Hätte man ja nach dem Titel vergessen haben können.) Anders kann ich es mir nicht erklären.
Dabei geht es mir noch nicht mal darum, daß ständig von Rue de la Bla Bla, Avenue de Blub Blub oder Place de la Sowieso erzählt wird (als würde tatsächlich irgendjemand mit einem Stadtplan daneben sitzen und die Routen verfolgen), auch nicht um das beinahe schon zwanghafte Einbauen aller bekannter französischer Auto- und Zigarettenmarken. Nein, viel mehr war es das Verwenden aller möglicher französischer Vokabeln von denen die Autorin dachte sie könnte damit durchkommen, daß man sie ohne Übersetzung benutzt, d'accord?! Bon! Da wird nicht „Gute Nacht“ gewünscht, es muß „Bonne nuit“ sein, rive gauche, rive droite, salut, bon jour, ça va, et allez vous, n'est-ce pas? Merde!

Ich würde darüber hinwegsehen können, wenn die Detailverliebtheit der Autorin was alles Französische angeht, nicht auf Kosten der eigentlichen Geschichte und deren Details gegangen wäre, aber genau das war hier der Fall.
Da waren Kleinigkeiten wie ein bestellter Martini mit Zitrone, aus dessen Nachfolger später aber die Olive geknabbert wird. Oder aber ein speziell erwähntes schwarzes Hemd (damit man keine Schweißflecken sieht), das dann aber später weiß im Dunkeln leuchtet. Und geht hin zu eklatanteren Fehlern, was die Beschreibung der eigenen Charaktere angeht.

Denn eigentlich geht es in „Sommertage im Quartier Latin“ um die (Liebes-)Geschichte zwischen Lola und Fabien. Die vielen Figuren Drumrum kommen und gehen und sind eher Steigbügelhalter für die Beiden. Selbst die Geschichte von Lolas Großmutter, die der Grund für Lolas Rückkehr nach Paris ist, wird nur beiläufig und eher lieblos erzählt.
Lola hat zu Beginn des Buches ihre Mutter im Kindesalter von 8 oder 9 verloren. Am Ende des Buches war es kurz vor ihrem Abitur.

Und dieser Verlust, der hier dafür herhalten soll, daß Lola Bindungsschwierigkeiten hat, wird nicht mal richtig beleuchtet. Vielmehr erscheint Lola flatterhaft und unbesonnen, was es schwer macht sie als Hauptfigur zu mögen. Kurz nachdem sie Fabien, den alten Schulfreund, wieder trifft, heißt es noch, daß sie kaum Gedanken an ihn verschwendet hat, einen einzelnen Kuß im Grunde fast vergessen hatte, nur um am Schluß zu meinen, daß sie „immer wußte“, daß sie mit Fabien keine Affäre haben könnte, so wie mit all den anderen Männern. Ja, was denn nun?

Es sind solche „Kleinigkeiten“ die sich zu einem großen Ganzen zusammensetzen, daß es mir unmöglich macht dieses (Hör-)Buch tatsächlich ernst zu nehmen, geschweige denn zu mögen.

Was eine nette kleine Sommer(liebes)geschichte hätte sein können, wurde so zu einer Ansammlung von Klischees über Paris und seine Bewohner. Inklusive Catcalling und Bodyshaming.

Und so kann ich den letzten Satz des Epilogs, in dem dann auch noch unerklärlicherweise die Erzählperspektive zu einer Ich-Erzählerin wechselt, „Wir sehen uns wieder im Sommer in Paris.“ tatsächlich nur als Drohung verstehen.

Bewertung vom 11.10.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


gut

Von vielen kleinen und großen Geschichten


Auf mehreren Spaziergängen habe ich mir Sally Pages Buch „Das Glück der Geschichtensammlerin“ vorlesen lassen.

Leider dauerte es eine Weile / einige Kapitel bis ich wirklich in die Geschichte rund um Hauptfigur Janice gefunden habe. Das lag keinesfalls an Sprecherin Sandra Voss. Die hat wirklich hervorragende Arbeit geleistet, gerade auch was die unterschiedlichen Stimmen für die vielen unterschiedlichen im Buch vorkommenden Charaktere anging.

Nein, meine anfänglichen Schwierigkeiten waren wohl viel mehr der sich zu Beginn ziemlich ziehenden und trägen Geschichte geschuldet. Erst nach einer ganzen Weile konnte mich die Handlung rund um Janice, ihres Zeichens Putzfrau, und ihre vielen Arbeitgeber, für sich erwärmen. Nicht zuletzt auch Dank des dann immer öfter durchscheinenden britischen Humors.

Inwiefern die Geschichten die im Rahmen des Buches „gesammelt“ und noch einmal wiedergegeben werden realistisch sind, sei mal dahingestellt. Und auch das die Charaktere manchmal ein wenig eigen wirkten, ist wohl Geschmackssache. Ich bin es bei britischen Büchern irgendwie gewöhnt, erwarte es nahezu, so daß mich das weniger gestört hat.

Aber, wo die Handlung zu Beginn viel zu schleppend war, so überschlugen sich zum Ende hin die Ereignisse beinahe, und immer mehr Geschichten und Geheimnisse werden offengelegt, nur um am Ende dann doch wieder abzuflachen und in einem Ende zu münden, das wie „mit Schleife bestellt“ daherkam.

Alles in Allem: nicht schlecht, aber keine Geschichte, die wirklich in Erinnerung bleiben wird!

Bewertung vom 09.10.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse (eBook, ePUB)
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse (eBook, ePUB)


sehr gut

Von Enden und (Neu-)Anfängen


„Between us“ ist bereits der dritte Roman den ich von Autorin Mhairi McFarlane gelesen habe und so hatte ich im Grunde schon eine Ahnung (möglicherweise auch Hoffnung), was mich erwarten würde.

Hauptfigur Roisin ist Lehrerin und schon seit fast 10 Jahren mit Joe zusammen. Seines Zeichens Drehbuchautor und gerade auf dem Weg zu Ruhm und Erfolg. Doch der allein ist es nicht, der die Beziehung der Beiden seit einiger Zeit auf wackeligen Beinen stehen läßt.

Wie bereits in vorigen Romanen spielt hier neben (zerbrochener, unerfüllter, alter und neuer) Liebe auch Freundschaft eine große Rolle, genauso wie ein wenig psychologische Finesse in der Zeichnung der Charaktere. Gerade Joe kommt dabei zwar nicht besonders gut weg, gibt dafür aber einen hervorragenden „Gegner“ im Buch ab.

Ohnehin war der Kniff über die von Joe geschriebene / erfundene Serie das Privatleben der Beiden zu beleuchten, meines Erachtens nach, kreativ und ziemlich gelungen, auch wenn Roisin das sicher etwas anders sehen würde. Denn wenn sich die Vergangenheit plötzlich ganz anders darstellt, als man sie selbst empfunden hat, dafür Lügen, Gaslighting und Betrug zum Vorschein kommen, dann ist es vielleicht an der Zeit die Rettungsleine zu ziehen.

Neben den Liebesgeschichten und den kleinen Erzählsträngen rund um die Freundes-Truppe im Buch, gibt es auch noch eine komplizierte und damit ziemlich interessante Mutter-Tochter-Beziehung, die mit in die Handlung gewoben wird. Und dazu, wie fast immer, eine Prise britischer Humor und Pop-Culture-Anspielungen.

Für mich beweist damit auch „Between us“ die Stärke der Autorin, daß Liebesgeschichten nicht immer seichte, bonbon-rosa-farbene, weich gespülte und schon 1000 Mal erzählte Geschichten sein müssen, sondern auch ein wenig düsterer, komplexer und psychologisch intensiver erzählt werden dürfen und können.