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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1016 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2024
Der Tod der Meerjungfrau / Kommissar Mütze Bd.1
Wilkes, Johannes

Der Tod der Meerjungfrau / Kommissar Mütze Bd.1


ausgezeichnet

»Kennen wir schon ihre Identität?«
»Antje Söring. Arbeitet hier in einer Eisbude.«
»Haben Sie sie gekannt?«
»Auf Spiekeroog kennt jeder jeden.«

Der Fund einer Wasserleiche erschüttert das malerische Spiekeroog. Die junge Frau wurde eindeutig ermordet! Und gerade jetzt liegen sämtliche ostfriesischen Mordermittler nach dem Genuss eines Krabbensalates auf der Jahrestagung der ostfriesischen Kriminalpolizei mit Salmonellen flach.
Kriminalkommissar Mütze aus Dortmund, der eigentlich gerade mit seinem Lebenspartner Karl-Heinz in den Teneriffa-Urlaub aufbrechen wollte, fährt nun stattdessen zum Arbeiten auf die Nordseeinsel, abkommandiert als Krankheitsvertretung.

Dieses Buch entdeckte ich in einem kleinen Laden beim letzten Spiekeroog-Urlaub und da ich die Insel liebe (und Krimis sowieso), durfte es mich heim ins Ruhrgebiet begleiten. Von dort starten auch Mütze und Karl-Heinz und ihr erster Kontakt mit dem Inselleben gleicht einem Kulturschock. Auf den sehr schnell Begeisterung folgt, vor allem Karl-Heinz trauert Teneriffa nicht mehr nach, sondern verliebt sich blitzartig in Land und Leute. Mütze braucht da ein wenig länger, Ermittlungen unter diesen Umständen stellen ihn aber auch vor ungewohnte Anforderungen.

Der Mord an der jungen Antje wird aufgeklärt werden, Mütze macht seine Arbeit wirklich gut. Die Beziehung zwischen ihm und Karl-Heinz wird fast gleichrangig behandelt, die beiden sind sehr verschieden, haben unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse, lieben sich aber sehr. Zum Zeitpunkt der Handlung sind sie bereits seit 23 Jahren zusammen und da diesem ersten Band von 2013 viele andere gefolgt sind, darf man ihre Zukunft wohl positiv sehen. Vielleicht wird ja auch mal was aus Karl-Heinz‘ Kinderwunsch? Auf jeden Fall waren mir beide sehr sympathisch, anders kann ich nicht erklären, weshalb ich so gern von ihrem Beziehungsgeplänkel las.

Gut gefiel mir zudem, dass ich so viele Ecken der Insel wiedererkannte, ich hatte den jeweiligen Schauplatz stets vor Augen. Allerdings werde ich bei der nächsten Überfahrt darauf achten, ob Apfelsinenkisten an Bord gebracht werden – angeblich soll dies der Weg sein, Verstorbene aufs Festland zu bringen, um die Touristen nicht durch den Anblick eines Sargs zu verschrecken.
Ein Punkt blieb jedoch ungeklärt: Wie heißt Mütze eigentlich mit Vornamen?

Fazit: Gelungener Krimi, obwohl die Beziehung zwischen Mütze und Karl-Heinz einen größeren Umfang einnimmt, als ich es normalerweise mag. Dazu die tolle Inselatmosphäre – bald fahre ich wieder hin.

Bewertung vom 02.06.2024
Lacroix und die Toten vom Pont Neuf / Kommissar Lacroix Bd.1
Lépic, Alex

Lacroix und die Toten vom Pont Neuf / Kommissar Lacroix Bd.1


ausgezeichnet

»Neben dem Toten lagen seine Habseligkeiten: ein schmutziger, abgegriffener Rucksack, zwei Tüten vom Simply Market, eine leere Weinflasche. Ein Stillleben.«

Gerade aus dem Urlaub zurück, muss sich Commissaire Lacroix gleich an einen Tatort begeben. Unter dem Pont Neuf wurde ein ermordeter Clochard aufgefunden, mit brutal durchschnittener Kehle. Obwohl sich der beste Kommissar von Paris und sein Team sofort in die Arbeit stürzen, einschließlich nächtlicher Wachen an der Seine, können sie nicht verhindern, dass der Mörder auch in der folgenden Nacht ein Opfer findet.
Bevölkerung und Presse sind in Aufruhr, denn die Fälle ähneln sehr einer lang zurückliegenden und niemals aufgeklärten Mordserie. Hat der damalige Täter sein blutiges Werk wieder aufgenommen? Wird es diesmal gelingen, ihn zu stoppen?

Mit Lacroix machte ich zum ersten Mal vor Weihnachten Bekanntschaft, da las ich den dritten Band der Reihe, der in der Vorweihnachtszeit spielt. Begeistert setzte ich anschließend Band 1 auf meine Liste und nun war er dran, mich erneut zu begeistern.

Ich war noch nie in Frankreich, Paris ist ein langgehegter Reisewunsch, der nach der Lektüre nicht kleiner geworden ist. Die Atmosphäre im Buch war ungeheuer dicht, dazu trug neben den Ortsbeschreibungen und eingestreuten französischen Ausdrücken auch die Tatsache bei, dass Lacroix mit leerem Magen unmöglich denken kann und ihn daher regelmäßig mit guter französischer Küche nebst den passenden Getränken füllen muss.

Dann die Charaktere. Lacroix trägt den Spitznamen Maigret – und den hat er sich redlich verdient. Zunächst einmal gilt er als der beste Ermittler der Stadt, aber auch äußerlich gleichen sein Kleidungsstil und die unverzichtbare Pfeife der Romanfigur. Vor allem aber meidet er strikt alle technischen „Neuheiten“, hat zuhause ein Festnetztelefon und unterwegs: nichts. Wer ihn trotz fehlendem Mobiltelefon erreichen will, nutzt das von Lacroix in der Stadt gespannte Netz von Kommunikationsstandorten. Seine Frau und natürlich die Kolleginnen und Kollegen wissen genau, wann sie ihn in welchem Restaurant oder Café erreichen können und falls er wirklich mal nicht da ist, hinterlassen sie eine Nachricht. Funktioniert erstaunlich gut.

Lacroix zur Seite stehen Paganelli und Rio, beide gleichen zunächst einmal die technischen Unzulänglichkeiten ihres Chefs aus. Capitaine Rio ist tough und clever, fährt gerne schnell und man sollte sie nicht verärgern. Aktuell durchlebt sie eine schlimme Beziehungskrise mit ihrer Frau. Mit dem Korsen Paganelli steht Lacroix ein ewig lästernder, aber fähiger und überaus gut vernetzter Kollege zur Seite, der überhaupt kein Privatleben zu haben scheint. Beide waren mir sehr sympathisch und als Team sind sie unschlagbar.

Fazit: Spannend und mit toller Atmosphäre, hier lese ich gerne weiter.

Bewertung vom 27.05.2024
Prost, auf die Künstler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Künstler


sehr gut

»Na, dann komm, Resi. Aber eines sage ich dir. Denk nicht mal dran, da drinnen die Pfote zu heben. Das kann nämlich ganz schön teuer werden.«

Eine Ermittlung mit Dackel bei einer Kunstauktion ist sicher eine besondere Herausforderung. Ohnehin haben die Kommissare Tischler und Fink aus dem beschaulichen Brunngries wieder alle Hände voll zu tun, nachdem der Bauer Karl Hinterleitner tot in seiner Garage neben dem laufenden Traktor aufgefunden wurde.
Schnell wird den Ermittlern klar, dass hier weder Unfall noch Selbstmord vorliegen, sondern ganz eindeutig Mord. Aber wer könnte etwas gegen den stillen Karl gehabt haben? Kann ein Streit, den Hinterleitner kurz vor seinem Tod bei einem Oldtimertreffen hatte, Auslöser für den Mord gewesen sein? Tischler und Fink erkennen schon bald, dass der Verstorbene selbst vor seinen besten Stammtischbrüdern ein Geheimnis hatte…

Auch der neunte Fall für Tischler und Fink hat mir sehr gefallen. Das Buch liest sich leicht, es wird ordentlich ermittelt und gleichzeitig nicht an unterhaltsamen Momenten gespart. Diesmal müssen sich die Kommissare unter anderem in der Kunstszene und im Darknet herumtreiben, das fand ich thematisch spannend. Leider waren die Szenen mit Dackeldame Resi für mein Empfinden zu sparsam gesät, ich hoffe auf den nächsten Band.

Fazit: Wieder ein gelungener Fall, interessante Handlung und unterhaltsame Momente.

Bewertung vom 18.05.2024
Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14
Maurer, Jörg

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14


ausgezeichnet

»Das hatte ja mal kommen müssen, dachte Ursel. Dass der Kommissar in eine Situation gerät, aus der er alleine nicht mehr rauskommt.«

Das eigenwillige Bestatter-Ehepaar Ignaz und Ursel Grasegger sind nicht die einzigen, die sich um Kommissar Jennerwein sorgen. Dieser steckt auch tatsächlich bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Nicht nur, dass er auf einer Bank mitten im Grünen aufwacht und keine Ahnung hat, wie er dorthin gekommen ist, zuvor soll er auch noch einen Mord begangen haben. Die Beweislage ist eindeutig, sein Team muss ihn schweren Herzens zur Fahndung ausschreiben.
Auf sich allein gestellt, versucht Jennerwein, ein schier unglaubliches Rätsel zu knacken…

Ich mag die Reihe rund um den Kultkommissar Hubertus Jennerwein sehr und diesen Band hier mochte ich gar nicht aus der Hand legen. Jörg Maurer hat einen Stil, der mich regelmäßig begeistert, so schräg, witzig, und gespickt mit skurrilen Einfällen, gleichzeitig aber spannend und gut durchdacht – was will man mehr? Ich kann nur jedem Leser raten, weder Vor- noch Nachwort zu vernachlässigen, hier heißen sie „Leitlinie“ und „Ziellinie“ und sind ein weiterer Beweis für den großen Einfallsreichtum des Autors. Gut, die Handlung war in Grundsätzen ein wenig futuristisch, was bei mir normalerweise für Punktabzug sorgt, doch hier überwog einfach der hohe Unterhaltungswert bei gleichbleibender Spannung.

Neben Jennerweins Team voller sympathischer Charaktere waren auch diesmal all die bewährten charismatischen Nebencharaktere angetreten, die schon erwähnten Graseggers, der italienische Padrone und der österreichische Problemlöser, dazu noch einige höchst coole Hacker, lässige Mafiosi und – besonders schön – es gab ein Wiedersehen mit einem gern gelesenen Charakter aus früheren Bänden.

Fazit: Ich habe wieder sehr gelacht! Unterhaltsam, skurril, spannend und voller einzigartiger Charaktere, ich liebe diese Reihe!

Bewertung vom 15.05.2024
Feine Freunde / Commissario Brunetti Bd.9
Leon, Donna

Feine Freunde / Commissario Brunetti Bd.9


sehr gut

»Die Wirklichkeit war da, formbar und gehorsam: Man musste sie nur ein wenig hierhin ziehen oder dahin schieben, um sie mit dem in Einklang zu bringen, was irgendwer sich vorstellte. Oder wenn die Wirklichkeit sich als unverrückbar erwies, fuhr man eben die großen Geschütze von Macht und Geld auf und eröffnete das Feuer.«

Schon oft musste Commissario Brunetti feststellen, dass sein geliebtes Venedig eine Welt voller Macht, Geld und Korruption ist. Auch dieser Fall stellt keine Ausnahme dar.

Alles beginnt mit einem privaten Problem für Brunetti, als eines Tages ein Beamter vom Katasteramt vor der Tür steht und ihn damit konfrontiert, dass für seine Wohnung nie eine Baugenehmigung vorlag. Während der Commissario noch auf den Bescheid mit den vermutlich üblen Konsequenzen wartet, wird er zu einem Unfallort gerufen. Ein Mann stürzte von einem Baugerüst und kam dabei zu Tode. Vor Ort erkennt Brunetti zum einen, dass der Tote niemand anders als besagter Beamter des Katasteramts ist und zum anderen, dass es sich nicht um einen Unfall handeln kann.
Bei der Suche nach dem Mörder wird er nicht nur auf weitere Verbrechen in der Drogenszene stoßen, sondern – mal wieder – auf ein dicht gesponnenes Netz von Korruption.

Dieser Krimi gefiel mir wieder sehr. Die besondere Atmosphäre Venedigs wird intensiv beschrieben, gern würde ich auf der Stelle meinen Koffer packen. Der langsam startende Krimi erhöht stetig die Spannung, die Hintergründe schockieren, wirken aber gleichzeitig sehr realistisch.

Fazit: Ich mag die Reihe und freue mich auf den nächsten Band.

Bewertung vom 09.05.2024
Der heulende Müller
Paasilinna, Arto

Der heulende Müller


ausgezeichnet

»Ruhig verwies ihn Huttunen darauf, dass er nicht geistesgestört sei, höchstens ein wenig sonderbar. Wenn er allerdings genau hinschaue, sehe er um sich herum weitaus merkwürdigere Menschen.«

Ein kleines Dorf im Norden Finnlands. Eines Tages taucht dort ein Fremder namens Gunnar Huttunen auf und nimmt sich der heruntergekommenen Mühle an. Mit großem Einsatz setzt er sie wieder in Betrieb und beginnt seine Arbeit im Dienst der Dorfbewohner. Eine vorbildliche Arbeit, gut und preiswert zugleich, doch trotzdem bleibt die Gemeinschaft auf Abstand. Der Müller hat nämlich immer wieder Phasen, in denen er in große Traurigkeit verfällt und dann nachts wie ein Wolf heult. Wer sich so benimmt, da ist sich die Gemeinschaft einig, ist eindeutig verrückt, damit auch gefährlich und gehört ins Irrenhaus. Man lässt ihn zwangseinweisen, doch Huttunen gelingt die Flucht. Er versteckt sich in der Wildnis und versucht dort, einfach ein ruhiges Leben zu leben. Doch das Dorf ist auf der Jagd nach dem Irren…

Arto Paasilinna ist einer meiner Lieblingsautoren. Wie er mit einfachen, direkten Worten einen Sachverhalt auf den Punkt trifft, ist einfach großartig. Selbst bei einem eigentlich ernsten Thema ist der Unterhaltungswert hoch, dazu blitzt immer wieder schwarzer Humor auf, herrlich! Auch hier wird dem Leser sofort klar, dass der angeblich verrückte Müller immer wieder von depressiven Phasen geplagt wird. Das Heulen wirkt auf ihn befreiend, sorgt aber leider auch zum Ausschluss aus der Gemeinschaft, weil ein solch „absonderliches“ Verhalten einfach nicht toleriert wird. Gleichzeitig zeigen einige der „vernünftigen“ Menschen ebenfalls Verhaltensauffälligkeiten und können schlicht von Glück reden, dass bei ihnen darüber hinweggesehen wird.

Das Buch ist eins der frühen Werke Paasilinnas, es erschien 1981. Finnland hatte lange ein trauriges Problem, in einem Artikel aus dem Jahr 2012 schreibt beispielsweise das Ärzteblatt „Im Hinblick auf die Häufigkeit psychischer Erkrankungen nimmt Finnland bei Depressionen im weltweiten Vergleich eine Spitzenposition ein. Auch Suizide kommen überdurchschnittlich häufig vor. Depressionen verursachen in Finnland enorme Gesundheitskosten.“ Aber man hat an dem Problem gearbeitet, im Jahr 2018 konnte dasselbe Blatt schon von einer halbierten Selbstmordrate bei Depressionen schreiben und im Jahr 2024 wurde Finnland zum siebten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt gekürt.

Huttunen selbst weiß auch, was ihm guttut. Die Nähe ihm wohlgesonnener Menschen (ein paar wenige davon gibt es zum Glück), viel freie Natur und hin und wieder ein befreiendes Heulen. Ich habe so mit ihm mitgelitten und ihm bei seiner Flucht die Daumen gedrückt! Ein halbwegs realistisches, gutes Ende konnte ich mir kaum vorstellen, doch dem Autor ist es gelungen, mich trotzdem versöhnt aus dem Buch zu entlassen.

Arto Paasilinna schrieb bis zu seinem Tod 36 Romane, davon wurden 23 ins Deutsche übersetzt. Die habe ich nun alle gelesen und kann nur hoffen, dass sich noch mal jemand der verbliebenen 13 Bücher annimmt.

Fazit: Auf sehr unterhaltsame Art und mit treffenden Worten hält Paasilinna hier der Gesellschaft einen Spiegel vor. Die Frage, wer hier wirklich verrückt ist, kann jeder Leser nach kurzer Zeit beantworten. Ein großes Plädoyer für Toleranz und Mitgefühl.

»Hätte er ein schmerzendes Geschwür in der Brust gehabt, so dachte er bei sich, dann hätte man ihn in Ruhe leben lassen, man hätte ihn bedauert, ihm geholfen, ihn umsorgt. Aber dass sein Gemüt anders war, wurde nicht geduldet, sondern man verstieß ihn aus der menschlichen Gemeinschaft.«

Bewertung vom 07.05.2024
Rote Grütze mit Schuss / Thies Detlefsen Bd.1
Koch, Krischan

Rote Grütze mit Schuss / Thies Detlefsen Bd.1


gut

»Mach mir einfach zwei Coffee … äh … to go.«
»Wat is dat denn?«
»Haben sie jetzt sogar schon in Bredstedt. Latte macchiato, Coffee to go und dieses ganze Zeugs.«
»Ja, nee, da kann ich nich mit dienen. Weißt was, Thies, ich geb dir einfach zwei Becher Kaffee mit und tu zwei Deckel drauf.«

Fredenbüll in Nordfriesland liegt richtig schön hinterm Mond, die Anzahl vorhandener Schafe (600) übersteigt die der Einwohner (176) bei weitem. Polizeiobermeister Thies Detlefsen muss mangels Kriminalität befürchten, dass seine kleine Ein-Mann-Wache demnächst dem Rotstift zum Opfer fallen wird. Als eine junge Frau vermisst wird, ruft er gleich eine Entführung aus. Und als dann noch ein Biobauer tot unter seinem Mähdrescher liegt, meldet Thies sofort der Mordkommission in Kiel ein Kapitalverbrechen. Als von dort Hauptkommissarin Nicole Stappenbek samt Spusi anrückt, wird schnell klar, dass Fredenbüll tatsächlich einen Einwohner durch einen Mord verloren hat.
Thies hat keine Zeit mehr für dörfliche Beschaulichkeit, denn plötzlich folgt ein Verbrechen auf das andere…

Ich mag Küstenkrimis und da mir der Sinn nach etwas Unterhaltsamen stand, griff ich zu diesem hier. Unterhaltsam war es auch wirklich, wobei der besondere Reiz durch den Dorfcharakter entsteht. Wenn der Casanova des Ortes den Ruf hat, mit jeder Frau Fredenbülls schon geturtelt zu haben, dann wirkt das glaubhaft. Die Küstenatmosphäre tut ein Übriges, die Anwesenheit der Kommissarin aus der Großstadt sorgt für weitere amüsante Situationen. Lachen konnte ich auch über den Raser des Ortes, den alle nur den Schimmelreiter nennen.
Die Krimihandlung trat hinter all dem zurück. Die Ermittlungen konnte ich zwar nachvollziehen, aber ich empfand weder Spannung noch Überraschungen. Daher weiß ich noch nicht, ob ich der Reihe eine weitere Chance gebe.

Fazit: Wirklich unterhaltsam, aber die Umsetzung des Krimis konnte mich nicht überzeugen.

Bewertung vom 06.05.2024
Tulpenliebe (eBook, ePUB)
Roobol, Femke

Tulpenliebe (eBook, ePUB)


gut

»Bevor ich aus Leiden weggegangen war, hatte es nichts gegeben, was meinem Vorhaben, ein eigenes Atelier zu eröffnen, im Weg gestanden hätte. Meine ganze Jugend bestand aus Malen, und ich dachte, dass es immer so bleiben würde.«

Haarlem 1635. Mitten im „Goldenen Zeitalter“ träumt auch die junge Malerin Hester Falliaert davon, ein eigenes Atelier zu eröffnen. Ohne Zweifel ist sie sehr begabt, doch die Tatsache, dass sie eine Frau ist, legt ihr zahlreiche Steine in den Weg. Als der Maler Christiaan um sie wirbt, nimmt sie seinen Antrag an und glaubt seinen Versprechungen, in seinem Atelier ihre Kunst leben zu dürfen. Doch nach der Hochzeit will er davon nichts mehr wissen und erlaubt ihr lediglich Hilfsarbeiten.
Eine Zeitlang versucht Hester, sich mit diesem Leben abzufinden, nach einem dramatischen Ereignis jedoch schmiedet sie neue Pläne.

Bei diesem Buch erlebte ich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Anfangs hatte ich große Sympathien für die junge Protagonistin, ich litt mit ihr, als sie aufgrund ihres Geschlechts übel benachteiligt wurde und hoffte, dass sich alles noch irgendwie zum Guten wenden würde. Auch als ihre Ehe immer unglücklicher wurde, hielt ich gefühlsmäßig zu ihr und ärgerte mich sehr über ihren Ehemann. Den Weg, den sie anschließend beschritt, konnte ich jedoch absolut nicht gutheißen, ich empfand ihn als maßlos übertriebenen Racheakt. Man kann nicht unrechtes Verhalten kritisieren und dann selber so handeln! Das hat mir die Freude am Buch gründlich verdorben.

Den Schreibstil empfand ich als angenehm, das Buch las sich flott. Der geschichtliche Hintergrund ist hochinteressant, die Malerei hatte im 17. Jahrhundert einen enormen Stellenwert in den Niederlanden. Dazu die detailliert beschriebene Tulpenmanie, bei der umfangreiche Spekulationsgeschäfte mit Tulpenzwiebeln getätigt wurden! Mich fesselte das regelrecht.

Fazit: Hätte ich mich nicht so sehr über die Protagonistin geärgert, wäre hier eine sehr gute Bewertung herausgekommen. So lande ich bei 2,5 Sternen, die ich nach viel Überlegen wegen der interessanten geschichtlichen Beschreibungen auf 3 Sterne aufrunde.

Bewertung vom 29.04.2024
Das Geheimnis der Essener
Rademacher, Cay

Das Geheimnis der Essener


ausgezeichnet

»Nach ein paar Augenblicken stand ich wieder vor dem Haus des Mannes, den ich, wenn nicht für einen Freund, dann doch wenigstens für einen Vertrauten gehalten hatte. Und ich wusste nicht einmal warum.«

Rom, 95 nach Christus. Decimus Junius Juvenalis, ursprünglich aus der Provinz kommend, hat bereits einen ordentlichen Aufstieg absolviert. Noch gehört er zum Stand der Equites, träumt aber von einer weiteren Karriere als Senator. Schon oft war er bei Hofe, ist wohlhabend und lebt in einem schönen, von Sklaven gepflegten Haus in einem der besseren Wohnviertel Roms.

Nach einem ereignisreichen Besuch im Circus Maximus samt Damenbekanntschaft und Wettgewinn stolpert er über einen sterbenden Mann, offensichtlich ein Mordopfer. Und von diesem Moment an ist nichts mehr wie zuvor. Er wird von Unbekannten gejagt, keiner seiner Freunde will mehr etwas mit ihm zu tun haben und in sein Haus kommt er auch nicht mehr. Das besonders Fatale daran ist aber, dass er keine Ahnung hat, wieso ihm dies widerfährt. Es sieht so aus, als wäre er aus ihm unerfindlichen Gründen in eine kaiserliche Intrige geraten.
Juvenalis sieht nur eine Chance für sich: Er muss herausbekommen, wer der Tote war und weshalb er sterben musste. Eine schwierige und lebensgefährliche Aufgabe, denn gleichzeitig darf er den unbekannten Jägern nicht in die Hände fallen…

Ich habe schon einige Bücher des Autors gelesen und auch mit diesem hier konnte er mich wieder begeistern. Die Atmosphäre ist stimmig, die römische Kulisse so treffend beschrieben, dass ich alles deutlich vor mir sah. Besonderen Reiz bekommt die Handlung durch die umfassenden Möglichkeiten des Kaisers, das Leben anderer Menschen nach Belieben durcheinanderzuwirbeln. Juvenalis kämpft nicht nur gegen unbekannte Gegner, der eigentliche reiche Mann ist auf seiner Flucht bald mittellos und muss sich neben allem anderen auch noch Gedanken um Nahrung und Obdach machen.
Interessant ist auch, dass ihn seine Ermittlungen über Pompeji und Alexandria bis hin nach Jerusalem führen. Er macht die Bekanntschaft von Christen und Essenern und muss sich immer wieder neuen Gefahren und Herausforderungen stellen. All das ist spannend geschrieben, lediglich einige theologische Diskussionen empfand ich als zu lang.

Die Hardcover-Ausgabe erschien unter dem Titel „Das Geheimnis der Essener“, das Taschenbuch jedoch unter „Mord im Circus Maximus“.

Fazit: Wieder ein gelungenes Buch des Autors. Tolle Kulisse und eine spannende Handlung!

Bewertung vom 21.04.2024
Totgeglaubte leben länger / Tempe Brennan Bd.8
Reichs, Kathy

Totgeglaubte leben länger / Tempe Brennan Bd.8


gut

»Auf der Rückfahrt nach Montreal wurde meine Angst immer stärker. Was hatte Jake über das Skelett gesagt, das M. mir gegeben hatte? Seine Entdeckung könnte explosiv sein.«

Es beginnt wie ein ganz normaler Fall für Dr. Temperance Brennan, der vermeintliche Selbstmord eines jüdisch-orthodoxen Importeurs wird von ihr als Mord erkannt. Richtig verzwickt wird es, als ein Fremder ihr ein Foto zusteckt, das ein uraltes Skelett zeigt und erklärt, dass dieses Foto den Grund für das Verbrechen zeigt. Die neugierig gewordene Tempe folgt der Spur des Fotos nach Israel und gerät dort in eine lebensgefährliche Auseinandersetzung rund um ein sehr altes Geheimnis…

Eigentlich mag ich diese Reihe, die Bände 1-6 haben mich begeistert und obwohl ich Band 7 als schwächer angesehen hatte, war ich optimistisch mit diesem achten Band gestartet. Leider konnte mich der aber auch nicht in gewohnter Weise fesseln.

Woran lag das? Ich fand es wie immer faszinierend, was aus uralten Knochenresten herausgefunden werden kann. Ich lese auch sehr gerne die Ausführungen zu den entsprechenden Untersuchungsmethoden und geschichtliche Hintergründe mag ich ebenfalls. Tempe ist wieder mit vollem Einsatz dabei und an spannenden Szenen mangelt es ebenfalls nicht.
Nachdem ich einen Tag darüber nachgedacht habe, komme ich zu dem Schluss, dass es für mich der falsche Zeitpunkt für dieses Buch war. Ich mag einfach aktuell weder über Konflikte in Israel noch allgemein über Religionskonflikte lesen. Realismus ist ein Punkt, der mir gewöhnlich sehr wichtig ist, aber hier hätte ich mir gewünscht, das hohe Maß an Realismus nicht so deutlich zu erkennen.

Fazit: Zu einem anderen Zeitpunkt hätte mir das Buch vermutlich besser gefallen. Spannend und historisch sehr interessant, aber die zahlreichen Konflikte wirkten auf mich zu realistisch.