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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 982 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2023
Der Wintermordclub
Beinßen, Jan

Der Wintermordclub


gut

»Im selben Augenblick tönte ein gellender Schrei durch den Flur bis in den Salon. Die Schauspielerin hinter ihr ließ das Tablett fallen, die andere hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Voilà! In Louannes Gesicht breitete sich ein erwartungsfrohes Lächeln aus. Der Startschuss für den Krimiabend war gefallen.«

Sie sind im Ruhestand, gehören aber noch lange nicht zum alten Eisen. Seit vielen Jahren trifft sich eine Gruppe ehemaliger Ermittler jeweils im Dezember zu einer spannend-unterhaltsamen Woche in einem kleinen Hotel an der Côte d’Azur. Zum Programm gehört immer ein von der Hotelleitung organisiertes Krimidinner und auch in diesem Jahr macht sich die Truppe nach dem Schrei gutgelaunt auf, um die vermeintliche Leiche zu suchen und sich in der Folge an die Aufklärung des Falls zu machen. Als sie die Leiche finden, müssen sie jedoch feststellen, dass sie leider wirklich tot ist und die herbeigerufenen, noch aktiven Kollegen, natürlich überfordert. Besonders vertrackt ist jedoch die Erkenntnis, dass sich der Täter bzw. die Täterin unter ihnen befinden muss…

Die Ausgangslage des Buchs reizte mich sehr, solche Geschichten lese ich wirklich gern. Die Handlung wird aus stetig wechselnden Perspektiven erzählt, zudem werden immer wieder Rückblenden in die aktive Zeit der Ermittler eingestreut. Dabei merkt man natürlich, dass es einen Bezug zu dieser Vergangenheit geben muss, außerdem scheint fast jeder der Anwesenden etwas vor den alten Freunden zu verbergen. Ob das alles in allem ein wenig viel war? Oder ob es der Stil war, der mich nicht vollständig packen konnte? Jedenfalls empfand ich zwischendurch einige Längen und auch den Charakteren mangelte es etwas an Tiefe.

Fazit: Tolle Ausgangslage, bei der Umsetzung empfand ich ein paar Längen.

Bewertung vom 29.11.2023
BLOODLESS - Grab des Verderbens / Pendergast Bd.20
Preston, Douglas;Child, Lincoln

BLOODLESS - Grab des Verderbens / Pendergast Bd.20


sehr gut

Pendergast untersuchte die Blutergüsse mit dem Elektronenmikroskop, wobei er es in alle Richtungen drehte. Schließlich richtete er sich auf und schaute den Gerichtsmediziner mit glitzernden Augen an. »Das ist eins der sonderbarsten Dinge, die ich jemals an einem Leichnam gesehen habe.«

Special Agent Pendergast hasst kaum etwas mehr als Langeweile, sein aktueller Fall ist aber so dermaßen ungewöhnlich, dass er ihn in Hochstimmung versetzt. Absolut blutleere Leichen, nur wenige höchst rätselhafte Spuren und dazu eine Legende über einen umgehenden Vampir – was will man mehr? Sein Partner Coldmoon ist anfangs schwer genervt über den Sonderauftrag, wollte er doch eigentlich seinen neuen Job antreten. Doch auch er wird durch den Fall immer mehr gefesselt und als Pendergast, kräftig unterstützt durch Constance, der Lösung des Rätsels auf die Spur kommt, wird es für alle lebensgefährlich.

Mit diesem Band sind die Autoren wieder zu ihrem bewährten Schema zurückgekehrt, die Handlung ihres Thrillers nicht nur mit diversen wissenschaftlichen Hintergründen, sondern auch einem guten Schuss Übernatürlichem zu würzen. Alles gleichermaßen spannend und durch das Miteinander der tollen Charaktere sehr unterhaltsam. Im Anhang erfuhr ich zudem, dass eine der grundlegenden Handlungen des Buchs real ist und zu den ungelösten Fällen des FBI gehört. Tja, in der Realität haben die wohl zu ihrem Pech keinen Pendergast ;-)

Alles endet in einem fiesen Cliffhanger und ich bin daher sehr froh, dass in Kürze der nächste Band erscheint und ich bald weiterlesen kann.

Fazit: Spannend und unterhaltsam, aber mit fiesem Cliffhanger. Gut, dass in Kürze der nächste Band erscheint!

Bewertung vom 24.11.2023
Ocean - Insel des Grauens / Pendergast Bd.19
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Ocean - Insel des Grauens / Pendergast Bd.19


ausgezeichnet

»Wir machen Fortschritte. Und ich würde unsere neuesten Erkenntnisse nun nicht gerade als „beschissen“ bezeichnen. Wir haben mindestens schon „unausgegoren“ erreicht.«

Für die meisten Menschen wäre der Anblick von über hundert Füßen, die in Sneakern steckend an den Strand geschwemmt werden, Grund genug für ein mächtiges Trauma. Special Agent Pendergast ist von dem Fall fasziniert und macht sich gewohnt lässig und eigenwillig an die Arbeit. Wer ihn kennt, ist nicht erstaunt, dass er sich den Ermittlungsansätzen der örtlichen Kommission nicht einfach anschließt, sondern auf eigene Faust eine Ozeanografin für Nachforschungen engagiert. Diese gestalten sich allerdings schwierig, die Wissenschaftler stoßen auf unerwartete Schwierigkeiten. Der ungewöhnlichste aller FBI-Männer wird wie üblich eine Lösung finden, aber auch in große Gefahr geraten…

Ich habe mich ja lange zurückgehalten bei der Reihe, schließlich warteten nur noch zwei Bände in meinem Regal und ich hasse das Gefühl, keinen ungelesenen Pendergast zuhause zu haben. Aber nun erscheint in Kürze der 21. Band, daher konnte ich mich endlich über diesen hier hermachen – und habe es von vorn bis hinten genossen.

Der Fall ist richtig schön grauslich und Pendergast zeigt sich von seiner besten Seite, herrlich! Wie beim letzten Mal muss er sich wieder mit dem ihm zwangsweise zugeordneten Partner Coldmoon arrangieren, was auch diesem meist mächtig auf die Nerven geht. Man merkt aber schon, dass sich die beiden irgendwann zusammenraufen werden, sie haben hoffentlich noch in vielen Bänden Gelegenheit dazu. Die Spannung stieg stetig an, ich mochte das Buch bis zur ungewöhnlichen (aber vorstellbaren) Auflösung nicht aus der Hand legen.

Fazit: Wie gut, dass ich gleich zum nächsten Band greifen kann. Spannend – und Pendergast ist einfach Kult!

Bewertung vom 24.11.2023
Prost, auf die Pfennigfuchser
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Pfennigfuchser


sehr gut

»Findest du nicht auch diese Momente in unserem Beruf am schönsten?«
»Du meinst, vormittags im Haus einer ermordeten Frau zu stehen und Porzellanfiguren anzustarren?«
»Nein! Das Rätseln! Wie ist was passiert? Die Möglichkeiten ausloten … Wie bei Miss Marple.«

Felix Fink liebt seinen Beruf und gemeinsam mit seinem Kollegen und Vorgesetzten Constantin Tischler lösen die beiden Kommissare im normalerweise beschaulichen Brunngries die verzwicktesten Fälle. Miss Marple wäre sicher stolz auf sie! Auch diesmal haben sie wieder ein ordentliches Rätsel zu lösen. Die angesehene Leiterin einer Privatbank wurde ermordet und bei der Durchsuchung der Wohnung machen die Ermittler einen sehr ungewöhnlichen Fund. Hatte die saubere Weste der Ermordeten womöglich ein paar Flecken?

Der achte Fall für Tischler und Fink – ich habe sie alle gelesen und liebe die Reihe sehr. Da wird richtig ordentlich ermittelt, gerätselt, befragt und beobachtet, kurz gute Polizeiarbeit betrieben. Außerdem sind die beiden sehr sympathisch und unterhaltsam, auch die Ausflüge in ihr Privatleben mag ich. Tischler und seine Freundin wollen endlich zusammenziehen und besichtigen Wohnungen, allerdings tut sich Constantin noch schwer bei dem Gedanken, seine Freiheiten aufzugeben. Das birgt Konfliktpotential!

Tja, und dann ist da noch Dackeldame Resi, auf deren ersten Auftritt ich diesmal lange warten musste. Ich muss immer an den Polizei-Dackel Hubert auf Spiekeroog denken, den ich im Sommerurlaub so gern bei seinen Streifengängen mit den zweibeinigen Kollegen sehe. Das würde Resi sicher auch gefallen!

Fazit: Wieder ein toller Fall, gute Polizeiarbeit und hoher Unterhaltungswert. Noch ein bisschen mehr Resi hätte ich mir gewünscht.

Bewertung vom 19.11.2023
Harry Potter und der Feuerkelch / Harry Potter Bd.4
Rowling, J. K.

Harry Potter und der Feuerkelch / Harry Potter Bd.4


ausgezeichnet

»Harry, wer immer deinen Namen in diesen Kelch geworfen hat – ich – ich wette, die wollten dich erledigen!«

Für Harry Potter und seine Freunde Ron Wesley und Hermine Granger hat das vierte Jahr in Hogwarts begonnen. Beim Trimagischen Turnier, dem Wettkampf zwischen den großen Zaubererschulen, dürfen nur volljährige Schüler teilnehmen – und das aus gutem Grund! Die Anforderungen und die Gefahr bei den verschiedenen Wettkämpfen sind hoch und Harry ist ihnen im Grunde nicht gewachsen, doch der Feuerkelch hat ihn als Teilnehmer ausgewählt, daher muss er mitmachen. Allerdings hätte diese Auswahl aufgrund von Harrys Alter eigentlich gar nicht erfolgen können, irgendjemand mit großer Zauberkraft hat den Kelch überlistet und manipuliert. Die Frage ist nur, wer hat das getan und warum?

Bei diesem vierten Band der Reihe merkt man schon am Anfang, wie sehr die Bedrohung durch die Rückkehr Voldemorts zunimmt. Die Quidditch-Weltmeisterschaft, eigentlich ein wunderbares und friedliches Sportereignis, wird durch ein schreckliches Ereignis erschüttert. Und dann diese unfreiwillige Turnierteilnahme! Unsere Freunde verlieren immer mehr von ihrer Unbeschwertheit, nur ihr Zusammenhalt macht sie stark.

Obwohl sie Zauberer und Hexen sind, wirken die Protagonisten von ihrer Art her so normal wie jeder andere Mensch auch. Sie haben charakterliche Stärken und Schwächen, die Pubertät setzt ihnen zu und diverse Handlungen kann man getrost als unvernünftig bezeichnen. Daher kann man sich hervorragend mit ihnen identifizieren und bei der stetig steigenden Spannung mitfiebern.

Fazit: Was für ein tolles Buch! Wenn ich das als Kind gelesen hätte, hätte ich ständig auf eine Eule aus Hogwarts gehofft.

Bewertung vom 05.11.2023
Mercy Seat
Winthrop, Elizabeth Hartley

Mercy Seat


sehr gut

»Gabes Frage während des Abendessens fällt ihm wieder ein: Tut es weh? Und dann denkt er an das plötzliche Aufbäumen und den dumpfen Schlag, die Gänsehaut und das Anschwellen, das Zusammensinken und den aufsteigenden Rauch, all die Dinge, für die er heute Nacht verantwortlich ist.«

Louisiana im Jahr 1943. In einer kleinen Stadt kommt ein Lieferwagen mit einem elektrischen Stuhl an, auf dem ein junger Mann sterben soll. Sein Vergehen ist, dass er schwarz ist und ein junges, weißes Mädchen liebt. Ihr Vater überraschte beide beim Liebesspiel und nun soll der achtzehnjährige Will wegen Vergewaltigung hingerichtet werden. Vor Gericht stand die einsame Aussage Wills gegen die der anständigen weißen Bürger und seine Freundin, die theoretisch für ihn hätte aussagen können, brachte sich nach seiner Inhaftierung um.

Das Buch erzählt aus verschiedenen Perspektiven den Tag der Hinrichtung. Dabei wird mehr als deutlich, dass alle wissen, dass das Urteil falsch ist. Angefangen vom Bezirksstaatsanwalt, über den Sheriff, einen Geistlichen und diverse Einwohner der Stadt bis letztlich sogar zu den Wutbürgern, denn die mussten bestimmte Hebel ziehen, um das von ihnen gewünschte Urteil zu erhalten. Für einen weißen Jungen in einem vergleichbaren Fall wäre wohl nie die Höchststrafe verhängt worden und dieser Fakt ist selbst den Leuten klar, die Will für einen Vergewaltiger halten.

Wie erlebt man nun diesen letzten Tag, wenn man von einem schlechten Gewissen geplagt wird? Oder von Wut oder Verzweiflung wegen der schreienden Ungerechtigkeiten auf dieser Welt? Wie erlebt Will diesen Tag, vor dem er sich einerseits fürchtet, der aber auch ein Ende seiner Qualen in Aussicht stellt?

Die kurzen Kapitel mit ständig wechselnden Perspektiven fesseln ans Buch, obwohl man gleichzeitig merkt, wie sehr man in einen Strudel aus Hass und Verzweiflung hineingezogen wird. Ich hätte abwechselnd schreien und weinen können, das Buch ist extrem intensiv und berührt zutiefst, zumal es auch noch auf einem wahren Fall beruht. Alles andere als eine entspannende Lektüre, aber aufgrund der Rassismus-Thematik leider immer aktuell und lesenswert.

Fazit: Extrem intensiv und berührend, dieses Buch lässt einen nicht kalt.

Bewertung vom 05.11.2023
Bittersüße Zitronen / Capri-Krimi Bd.2
Ventura, Luca

Bittersüße Zitronen / Capri-Krimi Bd.2


sehr gut

»Ich bin mir sicher. An dieser Ape ist herumgeschraubt worden, und jetzt ist Elisa Constantini tot.«

Wenn man Polizist auf Capri ist, dann kann das auch bedeuten, dass man noch nebenbei eine Zitronenplantage bewirtschaften und die nötigen technischen Geräte bzw. Fahrzeuge in Schuss halten muss. Daher erkennt Enrico Rizzi nach kurzer Untersuchung der verunglückten Ape, dass ihre Bremsen manipuliert wurden und die getötete Fahrerin kein bloßes Unfallopfer, sondern das eines Mordanschlags geworden ist. Allerdings gibt es rund um den Anschlag diverse Ungereimtheiten, angefangen bei der Frage, wem der Anschlag eigentlich galt.

Der zweite Fall für Enrico Rizzi und Antonio Cirillo, ich hatte mich auf einen erneuten Ausflug nach Capri gefreut und wurde nicht enttäuscht. Das Buch vereint einen klassischen Krimi mit reichlich Capri-Flair, neben den Zitronen und beeindruckenden Landschaftsbeschreibungen gehört dazu auch dieses spezielle Miteinander der Inselbewohner, das dem einer kleinen Dorfgemeinschaft entspricht. Während Rizzi, der gebürtige Insulaner, sich in dieser Gemeinschaft bewegt wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser, hat Cirillo, die aus Bergamo nach Capri versetzt wurde, ständig das Gefühl, außen vor zu sein und nicht akzeptiert zu werden. Aber sie ist dadurch auch in der Lage, eine Situation oder einen Verdächtigen neutral zu betrachten, was Rizzi oft nicht möglich ist.

Die Krimihandlung gefiel mir sehr. Ich mag es klassisch und finde es gut, wenn kein ominöser Psychopath gejagt wird, sondern der Mörder im Umfeld des Opfers zu suchen ist. Im konkreten Fall haben die Ermittler damit alle Hände voll zu tun, es gibt diverse falsche Fährten und weitere Opfer. Einzig Cirillo nervt mich manchmal durch ihr Verhalten, in ihrer Vergangenheit hat sie irgendetwas falsch gemacht, muss dafür jetzt büßen und tut sich ständig leid. Vielleicht verstehe ich sie besser, wenn ich irgendwann mehr über sie weiß.

Fazit: Ein klassischer Krimi vor toller Kulisse, ich fühlte mich gut unterhalten und freue mich auf weitere Fälle für das Team auf Capri.

Bewertung vom 05.11.2023
Die weiße Iris / Asterix Bd.40
Fabcaro

Die weiße Iris / Asterix Bd.40


ausgezeichnet

»Asterix, was ist los? Alles, was ich im Leben gern tue, wird mir vermiest! Als nächstes erzählt mir noch jemand, dass Hinkelsteine zu gar nichts nütze sind.«

Armer Obelix, was ist bloß aus seinen Mitbewohnern im kleinen gallischen Dorf geworden? Keiner will mehr raufen und streiten, alle essen nur noch Fisch, weil Wildschweine die Arterien verstopfen und selbst die Römer laufen nicht mehr vor ihm fort, sondern beginnen zu diskutieren.

Die Ursache ist mal wieder eine neue Strategie Cäsars, das leidige Problem des störrischen kleinen Dorfs endlich in den Griff zu bekommen. Sein Abgesandter Visusversus schmeichelt sich dort mit überaus gewählten Worten ein und bringt die Dorfbewohner auf einen so großen Achtsamkeitstrip, dass selbst ein Konzert von Troubadix sie nicht mehr auf die Palme bringen kann. Nur der „harte Kern“ um Asterix lässt sich von positiven Schwingungen und meditativen Dufttherapien nicht einlullen, doch Visusversus hat auch gegen den aufkommenden Widerstand eine Taktik und überredet Gutemine zu einem Ausflug nach Lutetia…

Ein toller Band war das, so gut gefiel mir lange kein Asterix-Band mehr! Allein der liebeskranke Majestix ist urkomisch und die achtsamen Gallier und Römer ließen mich einige Male laut lachen. Immer wieder finden sich herrliche Anspielungen, zum Beispiel auf frühere Bände, aber auch auf aktuelle Themen. Beispielsweise stehen unsere Gallier bei der Fahrt nach Lutetia in einem Riesenstau, weil sich „vorne jemand festgeleimt hat, gegen die Abholzung des Karnutenwaldes“. Die Pariser Kulturszene kriegt ihr Fett weg und der Gruß „Möge die Kraft mit dir sein!“ wird vermutlich auch von jedem verstanden. Und wenn dann noch Troubadix „Claudius hat einen Schäferhund“ singt…

Fazit: Der beste Band seit langem! Bei den letzten dachte ich immer etwas wehmütig an die alten Bände, aber dieser hier macht Hoffnung, dass das Niveau der Zeit von Goscinny & Uderzo zurückkommen könnte.

Bewertung vom 31.10.2023
Die Insel der Tausend Leuchttürme
Moers, Walter

Die Insel der Tausend Leuchttürme


ausgezeichnet

»Manche Türme besitzen Kanonen, mit denen sie wasserdichte Feuerwerksraketen durch Regen und Sturm in die Troposphäre jagen können. Andere verschießen brennbare Flüssigkeiten in Glaskugeln, die auf ihrem Zenit platzen und in funkelndem Sternennebel zerstäuben. Wieder andere schleudern mit Katapulten Pulverkapseln in die Luft, deren Inhalt sich in einer exakt vorausberechneten Höhe selbst entzündet. Es soll Leuchtturmwärter geben, die mit dressierten Irrlichtern und Feuerkäfern arbeiten, mit Mondlichtreflektoren, mit entzündlichem Friedhofsgas oder biologischem Schrecksenfeuer. Mit kanalisierter Lava und was weiß ich sonst noch allem.«

Es ist schon eine höchst ungewöhnliche Insel, dieses Eydernorn, selbst für zamonische Verhältnisse! Der Großschriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, ein berühmter Lindwurm der Lindwurmfeste, erhofft sich von seinem Kuraufenthalt dort eine Linderung seiner Bücherstauballergie. Und darüber hinaus möchte die reise- und abenteuerlustige Echse sämtliche der berühmten Leuchttürme und noch diverse weitere Sehenswürdigkeiten besichtigen.

Das Buch besteht aus Briefen, die Hildegunst an seinen Freund Hachmed schickt. Darin berichtet er beinahe täglich von seinen Erlebnissen – und die haben es in sich! Ebenso wie die Leuchttürme, von denen nahezu jeder eine geheimnisvolle Besonderheit hat. Walter Moers, der sich im Vorwort mal wieder lediglich als den Übersetzer aus dem Zamonischen bezeichnet, hat gewohnt großzügig in eine Kiste voller Skurrilitäten gegriffen. Ich staune regelmäßig über diese unglaubliche Fantasie und Kreativität! Wer schon mal nach Zamonien gereist ist, kennt bereits diverse ungewöhnliche Lebensformen und Naturereignisse, hier kommen noch einmal zahlreiche hinzu. Sehr viele davon zusätzlich versehen mit tollen Zeichnungen, die ich gerne und immer wieder anschaue. Ich gestehe auch, dass ich für die Lektüre länger als geplant gebraucht habe, einfach weil ich oft Absätze schlicht aus Vergnügen mehrfach gelesen habe.

Ein großer Spaß waren für mich die Schilderungen der Kuranwendungen. Hildegunst ist ein Hypochonder, wie er im Buche steht und leidet immer unsäglich unter den zugegebenermaßen kreativen Behandlungen. Natürlich ist Hildegunst sehr erzählfreudig und seine mythenmetzschen Abschweifungen legendär. Was bei anderen Längen wären, ist hier ein Muss! Zudem ist der Lindwurm ein Naturtalent im Kraakenfieken und ein großer Freund von Hummdudeln. Ich hatte sehr viel Spaß! Und abgesehen von der Freude über so viele skurrilen Einfälle wird das Buch zum Schluss hin noch richtig spannend.

Fazit: Es war wieder toll in Zamonien und ich hoffe, Walter Moers sitzt schon wieder an einer neuen Übersetzung!

Bewertung vom 31.10.2023
Der Sohn des Asterix / Asterix Bd.27
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Der Sohn des Asterix / Asterix Bd.27


ausgezeichnet

»Ich frage mich, ob wir dem Kind ein gutes Vorbild sind?«

Bislang gab es keine Aufgabe, die Asterix und Obelix überfordern konnte, doch der Säugling, der vor Asterix Tür abgelegt wurde, bringt die unfreiwilligen Adoptivväter schnell an ihre Grenzen. Und leider duldet das Baby auch niemand anderen in seiner Nähe, was man wörtlich nehmen darf, da es versehentlich mit dem Milchfläschchen eine Portion Zaubertrank geschluckt hat…

Ein wunderbarer Band ist das, der mich heute noch genau wie bei seinem Erscheinen begeistern konnte! Es ist einfach zu komisch, diese tollen Krieger zu sehen, wie sie übernächtigt und verzweifelt vor dem brüllenden Baby stehen! Und dann natürlich dessen Aktionen, die sich aufgrund des Zaubertranks für seine Umgebung höchst nachteilig auswirken. Da werden die Türen der anderen Dorfbewohner eingeschlagen, Kühe als Rasseln missbraucht und wer sich als Babysitter versucht, wird das schnell bereuen. Diese schmerzhafte Erfahrung machen mehrere Römer, die sich getarnt im gallischen Dorf einschleichen, um sich des Kindes zu bemächtigen. Aber warum bloß sind die Römer so an dem Kind interessiert? Und wer hat es bloß vor Asterix Tür abgelegt?

Natürlich wird im Dorf zunächst mächtig getratscht. Ein Baby vor der Tür eines unverheirateten Krieges, das sorgt für Aufregung bei selbsternannten Sittenwächtern. In dem Zusammenhang ist Obelix besonders amüsant, der noch fest an den Storch glaubt und entsprechende Anspielungen nicht verstehen kann. Natürlich wird sich am Ende alles glücklich aufklären und das abschließende Festmahl ist aufgrund der Teilnehmer ein sehr Außergewöhnliches.

Fazit: Ein superstarkes Baby und zwei gallische Krieger am Rand des Nervenzusammenbruchs. Was habe ich gelacht!