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Benutzername: 
Hartmut Zimmer
Wohnort: 
Alzenau

Bewertungen

Insgesamt 49 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2010
Also sprach Bellavista
De Crescenzo, Luciano

Also sprach Bellavista


sehr gut

Überzeugend wirkt insbesondere das kartesische System der vier Persönlichkeitsquadranten, die von den Koordinatenachsen Freiheit und Macht auf der einen sowie Hass und Liebe auf der anderen Seite gebildet werden.
Wie der Autor selbst sagt: Mit dieser besonderen Mischung aus Philosophie und Romanform mag sich der Verlag zunächst schwer getan haben. Dennoch gehört Bellavista zu einem der sehr lesenswerten Werke von de Creszenzo.

Bewertung vom 25.11.2009
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
Precht, Richard David

Wer bin ich - und wenn ja wie viele?


gut

Feuerwerk der Bilder und Gedanken zwischen Philosophie, Psychologie und Neurobiologie

Das Buch gleicht einem dreieckigen Billardtisch - mit den wesentlichen Eckpunkten Philosophie, Psychologie und Neurobiologie. Dazwischen bewegen sich gut formuliert und fachlich fundiert die Gedankengänge des Autors, wobei der Neurobiologie häufig eine -wenn auch nicht absolute- Vorrangstellung zukommt. Es enthält ein Feuerwerk einprägsam dargestellter, anregender Gedanken. Selektiv und kapitelweise sollte das Buch wohl nicht gelesen werden: Man muss es wirklich von ganz vorne beginnen und bis zum Schluss durchlesen. Dann erst werden die Vernetzungen deutlich, dann erst wird das Gesamtgemälde sichtbar.---

Der Autor schlägt dabei einen riesenhaft erscheinenden thematischen Bogen. Den Atem anhaltend, könnte man glauben, sich auf einer Achterbahnfahrt zu befinden, allerdings teilweise kurz vor dem gedanklichen neurobiologischen Absturz, dann aber sich auch wieder in Details verlierend, die nicht immer für das Große und Ganze wirklich wichtig erscheinen. --

Manche der angesprochenen Themen haben denn wohl auch mit Philosophie im klassischen Sinn kaum noch etwas zu tun, es sei denn, man erklärt eben, alles sei Philosophie. Das Werk befindet sich in der atemberaubenden Gefahr, sich auf der Fahrt zwischen Philosophie, Psychologie und Neurobiologie zu verlieren, zumal dann, wenn Precht noch Etliches zu aktuellen politischen Grundsatzfragen zum Besten gibt oder sich als allgemeiner Lebensratgeber versucht. Dann besteht das Risiko, dass der rote Faden, der große Überblick verloren geht. An diesen Stellen steht der Autor in akuter Gefahr, sich heillos zu verzetteln - irgendwie nachvollziehbar, will doch sein zweifellos großes Universalwissen, wollen doch alle seine Einsichten irgendwie untergebracht sein… Wie, so scheint sich Precht pausenlos gefragt zu haben, soll das bloß auf knapp 400 Seiten gelingen..? Weniger wäre da vielleicht an manchen Stellen mehr gewesen. ---

Zwecks fachlicher Abrundung bleibt dem geneigten Leser am Ende eben doch nichts anderes übrig, als sich etwa in Fragen der Psychologie intensiver mit Freud und C.G. Jung oder zur Neurobiologie mit Antonio Damasio zu befassen, von der Vielfalt der für sich gesehen -eben auch außerhalb Prechts!- durchaus einzigartigen philosophischen Literatur einmal ganz abgesehen. Warum nur muss das Buch in seinem Klappentext einen derart überzogenen Anspruch auf Einzigartigkeit erheben, wo Precht doch gerade die Relativität und Individualität von Erkenntnis und Sinn herausarbeitet?---

Gerade noch bekommt Precht in den Schlusskapiteln des Buches die philosophische Kurve und behandelt in einigen kurzen Abschnitten zentrale philosophische Fragen wie diejenigen nach Gerechtigkeit, Glück und Sinn. Mit dem Verweis auf den rein individuell zu verstehenden Sinn mag für manchen Leser am Ende wohl –außer womöglich ein wenig Ratlosigkeit- doch nicht so viel Verbindliches übrig bleiben.

20 von 23 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2009
Der Crash kommt
Otte, Max

Der Crash kommt


sehr gut

--gute volkswirtschaftliche Ursachenanalyse, Anlageempfehlungen zu hinterfragen--
n seiner volkswirtschaftlichen Analyse ist Max Otte hervorragend. Auch die Kritik an einer für den weltweiten Schuldenaufbau verantwortlichen "Politikerkaste" bringt er auf den Punkt. Die fundamentale Bedeutung von Moral, Demut und Anstand hätte jedoch eine deutlich präzisere Ausarbeitung verdient, denn dies ist doch der eigentliche Urgrund aller Vermögensschieflagen und Krisen, die die in Politik und Wirtschaft (un-) verantwortlich Handelnden verursacht haben. -- Dagegen wirkt das Buch im Bereich der Anlageempfehlungen -nicht nur quantitativ- dünner und austauschbarer. Stark ist Otte hier vor allem in der Herausarbeitung der Anlageklasse der Edelmetalle. - Macht es aber zum Beispiel in der Breite wirklich Sinn, stark auf Anlagen in der Schweiz, Singapur und Norwegen zu setzen? Da wirkt manches vielleicht noch originell, zuweilen aber sogar skurill. - Was wäre zum Beispiel gewesen, wäre man vor 2-3 Jahren dem bekennenden "Aktienfan" Otte gefolgt..? Die pauschale Kritik an manchen anderen Anlageformen wirkt dagegen eher oberflächlich. -- Und wie Max Otte ja auch selbst sagt: Sein Buch ersetzt ganz bestimmt keine individuelle, unabhängige Anlageberatung. Geeignet ist sein Buch insbesondere in seinem Analyseteil als wertvolle, ergänzende Gedankenanregung. Man muß dann ja noch nicht unbedingt den von Otte selbst verwalteten -von ihm in eigener Sache angepriesenen- Fonds erwerben. -- So paßt zum Schluß der plakativ wirkende Buchtitel, der auch einer Boulevardzeitung gut zu Gesicht stehen würde, doch noch ein wenig.

21 von 21 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2009
Das Kapital
Marx, Reinhard

Das Kapital


sehr gut

--Wie Räuber durch Evolution zu Gerechten werden--
Reinhard Marx plädiert für eine globale soziale Marktwirtschaft als dritten Weg zwischen Markt und Marx, für eine aktive staatliche Ordnungspolitik, aber auch für Evolution statt Revolution. Das gut ausgearbeitete Leitmotiv "Gerechtigkeit" ist der rote Faden, der sein Werk durchzieht. Eine ausschließliche Ausrichtung auf Gewinnmaximierung kann keinesfalls ein sinnvoller Weg sein. Sinn ergibt sich erst in ethischer Ausrichtung, über moralische Wertmaßstäbe. Damit trifft Reinhard Marx den richtigen Kern, den Nerv unserer Zeit. Angelehnt an Augustinus läßt sich fragen: Was ist eine Gemeinschaft ohne Gerechtigkeit anderes als eine Räuberbande? Auch eine Räuberbande verfügt ja bereits über einen Anführer, hat sich zu einer Gemeinschaft verabredet und teilt die Beute nach fester Übereinkunft. - Gelten die genannten Kriterien, die Augustinus auf Staaten bezog, nicht auch für jede heutige Gemeinschaft, nicht auch für heutige Großunternehmen und für diejenigen Mitglieder der ökonomischen Führungskaste, die an der Auslösung der Finanzkrise beteiligt waren? Reinhard Marx aber sucht am Ende stets den Konsens und möchte wohl am allerliebsten -ganz konsequent in seinem Denken- niemanden ausgrenzen, niemandem wirklich weh tun, möglichst zu jedem eine hübsche Brücke bauen. Er vertritt engagiert überzeugende Positionen, scheint dann aber zuweilen deutlich an Konsequenz zu verlieren, versteht er doch immer, dass der ein oder andere "Räuber" -leider, leider- sehr nachvollziehbar den ein oder anderen Einwand hegt, was es -abgewogenermaßen- natürlich zu berücksichtigen gelte... Aber will sich wirklich jeder der von Reinhard Marx deutlich benannten "Räuber" überhaupt mitnehmen zu lassen zu einer "gerechten" Ordnung? Woher auch sollten die "Räuber" nur so plötzlich den guten Willen zu ethisch-ehrenwertem Handeln nehmen..? Glaubwürdige Verhaltensänderungen setzen jedenfalls viel mehr voraus als zuweilen vorgetragene Proklamationen, im Angesicht der Finanzkrise vom Saulus zum Paulus geworden zu sein.

10 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2009
Abschied von der Opferrolle
Kast, Verena

Abschied von der Opferrolle


sehr gut

Verena Kast analysiert das Spannungsverhältnis zwischen Aggressor und Opfer und entwickelt das Alternativmodell des Gestalters. -- Nur am Rande berührt Verena Kast dabei -ganz behutsam und fast unbemerkt- gesellschaftliche Zusammenhänge, wenn sie etwa -lediglich in einem Nebensatz- darauf verweist, dass "ein System, dass so sehr auf Macht, Reichtum und Ansehen basiert, weggeschlossene Leichen hat." Ja, da könnte sie wohl recht haben - aber warum nur so beiläufig? -- Denn dass psychologische Erkenntnis natürlich auch für Verena Kast eine große gesellschaftliche Relevanz hat, zeigt sie in ihrem Schlusskapitel, darauf hinweisend, dass es darum gehe, Macht zu opfern und das Leben nicht auf Machtstreben, Dominanz und Unterwerfung zu reduzieren. -- Und auch das von Verena Kast herausgearbeitete Phänomen der Identifikation des Opfers mit dem Angreifer ist gerade angesichts einer ja unverändert streng hierarchisch geprägten Wirtschaftsordnung aktueller denn je: Die machthungrigen Aggressoren konnten uns bislang jedenfalls nicht nachweisen, dass sie über ein grundpositives, nachhaltig überzeugendes Geschäfts- und Lebensmodell verfügen. -- Mit ihrem Alternativmodell des Gestalters setzt Verena Kast dagegen einen angenehm-ausgleichenden und auf persönliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung gerichteten wertvollen Impuls.

12 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2009
Leben lernen, Eine philosophische Gebrauchsanweisung
Ferry, Luc

Leben lernen, Eine philosophische Gebrauchsanweisung


ausgezeichnet

Der Titel "philosphische Gebrauchsanweisung" erscheint eher nichtssagend und sehr austauschbar - wohl eine vergebene Chance, noch mehr -berechtigte- Aufmerksamkeit für ein überzeugendes Werk zu erzielen... sehr kompakter, klar strukturierter und dabei leicht lesbarer Gesamtüberblick über die wesentlichsten philosophischen Grundrichtungen. Selbst wiederholtes Lesen dieses Buches ist keine Zeitverschwendung...

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.