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Murksy

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2022
Heat 2
Mann, Michael;Gardiner, Meg;Gardiner/Mann, Meg/Michael

Heat 2


ausgezeichnet

1995. Al Pacino und Robert de Niro in einem Actionthriller von Michael Mann. Lose auf wahren Figuren basierend, entstand ein Kultfilm. Als Jahre später Gerüchte über eine Fortsetzung zu "Heat" auftauchten, wurde die Filmwelt hellhörig. Nun ist der zweite Teil erschienen, allerdings als Buch. Kann dies funktionieren? Zusammen mit der Krimiautorin Meg Gardiner hat Michael Mann einen Roman geschrieben, der die Geschehnisse um den Film aufnimmt und weiterspinnt. Man muss den Film nicht zwingend gesehen haben, das erste Kapitel gibt kurz die Geschichte wieder, aber den vollen Genuss hat man, wenn man (am besten noch einmal kurz vor dem Lesen) den Film gesehen hat. Die Figuren spielen dann sozusagen fließend im Buch weiter, dass in den Abschnitten sowohl die Jahre vor der Filmhandlung, als auch die weitere Entwicklung zeigt. Einer der Protagonisten aus dem Film, der Polizist Hanna, jagt immer noch gnadenlos nach Verbrechern. Die Ereignisse um Neil haben ihn nie losgelassen und der flüchtige Chris spukt
seither in seinem Hirn. Geschickt weben die Autoren ein Spinnennetz, das die Akteure auf das grandiose Finale zusteuern lässt. Das Buch ist ein pageturner, schafft es perfekt, das Filmgefühl mitzunehmen. Spannung und Action bauen sich perfekt auf, nehmen den Leser auf eine atemlose, düstere Reise mit. Das Buch beschönigt nichts, ist stellenweise auch brutal, ein authentischer Blick auf Bandenkriminalität und psychotische Verbrecher, sowie getriebene Ermittler. Für mich der beste Thriller des Jahres und eine wahrhaft gekonnte Fortsetzung, auf deren Verfilmung ich mich schon freue.

Bewertung vom 25.09.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


ausgezeichnet

Toni ist in den besten Jahren, Lehrer mit Passion zur Philosophie, geschieden, gesund. Ein ganz normaler Durchschnittsmensch, der vom Leben allerdings nichts mehr erwartet und glaubt, auch nichts mehr erwarten zu können. Deshalb sein Plan: noch ein Jahr, dann wird er sich das Leben nehmen.
Wen diese deprimierend klingende Ausgangslage nicht abschreckt, wird mit einem großen Werk hervorragender Gegenwartsliteratur belohnt. Der Protagonist Toni wird jeden Tag in Form eines Tagebuches zu Papier bringen. Dadurch ergibt sich die Gliederung in Monate und Tage, sowie die vielleicht ebenfalls erschlagend wirkende Seitenzahl. Doch das Leben des Toni betrachtend, ist das vollkommen angemessen. Schließlich reflektiert er über sein gesamtes Leben, springt scheinbar wahllos in die Vergangenheit und zurück, zeigt uns sein Leben und erklärt, warum er denkt, am Ende des Weges angekommen zu sein. In hervorragender Sprache nimmt uns der Autor mit durch dieses alltägliche Leben des Lehrers, den ich nicht als Antihelden bezeichnen will. Wer von uns ist denn ein Held? Haben wir nicht alle mir unseren Dämonen, Niederlagen und Verlusten zu kämpfen? Andererseits die Frage, warum wir uns dieses Buch dann antun sollen? In erster Linie, weil der Autor sein Handwerk versteht. Gespickt mit philosophischer Betrachtung, jeder Menge Ironie und Zynismus erklärt Toni sein Vorhaben. Das kann stellenweise bedrückend oder derb sein, aber unter der Oberfläche dieses Gerüstes schlummert immer wieder die Liebe zu den Menschen und Büchern, Freundschaft und all die kleinen positiven Dinge des Lebens, die genauso dazugehören, wie die Niederlagen und Enttäuschungen. Das Buch am Stück zu lesen, überfordert vermutlich. Ich empfehle gemäß der Gliederung des Buches pro Tag einen Monat des Buches zu lesen. Das gibt Zeit, das Gelesene zu verarbeiten. Es ist kein Buch für Schnellleser. Auch werden jüngere Menschen sich mangels Lebenserfahrung nicht so gut in Toni hineinversetzen können, die finden sich vielleicht eher in den Schülern oder in Nikita, dem Sohn, wieder. Dem Herkunftsland Spanien zuzuordnen ist die teilweise deftige Ausdrucksweise und eine gehörige Portion machismo, die der Autor allerdings geschickt widerlegt. Genau wie die politischen Hintergründe und die spanische Kultur, beispielhaft am Stierkampf gezeigt, wird das Buch Spanienkennern noch mehr bieten, als den gelegentlichen Spanienurlaubern.
Wer sich auf das Buch einlässt, bekommt eine wunderbare Erzählung über das Leben, seinen Sinn und die Frage, was wir daraus machen wollen. Der oberflächlich depressive Kern der Lebensgeschichte enthält das ganze Spektrum an Gefühlen und Erfahrungen eines ganzen Lebens. Wie werden wir zu der Person, die wir sind? Was prägt uns? Und ist die Prägung ein Zwangskostüm, das wir nicht ablegen können? Vielmehr sind wir doch lernfähig und können uns entwickeln. All dies fließt in dieses zugegeben dicke, aber absolut meisterliche Werk des Fernando Aramburu ein, das, und dies soll erwähnt werden, von Willi Zurbrüggen hervorragend übersetzt wurde.

Bewertung vom 18.07.2022
Wie wir die Welt retten wollten und dabei aus Versehen das Bernsteinzimmer fanden
Lindner, Anni E.

Wie wir die Welt retten wollten und dabei aus Versehen das Bernsteinzimmer fanden


sehr gut

Die Geschichte begleitet eine kinderreiche Familie auf einem Abenteuerreise, die mit einer Petition beginnt und einer Sensation endet. Durch die Erzählerin und die Themenwahl (erster Mädchenschwarm sei genannt) richtet sich das Buch eher an Mädchen, kann aber bestimmt auch den einen oder anderen, lesefreudigen Jungen erfreuen. Die Geschichte ist gemäß der Altersangabe ab 10 Jahren empfohlen, was der Thematik entspricht. Umweltschutz, erste Liebe, Teenagerprobleme sind für Jüngere eher nicht so interessant. Geringe Abstriche an dem Erzählstil muss man dann machen, wenn die erwachsene Autorin ihrer vorpubertären Protagonistin Worte in den Mund legt wie "mit 70 entlangbrettern". Das habe ich noch kein Kind in dem Alter sagen hören. Ansonsten kann man aber nichts an der Schreibweise aussetzen. Der Text ist nicht zu kompliziert, wenn auch bei Verknüpfungen mit der deutschen Vergangenheit vielleicht die eine oder andere Frage auf die Erwachsenen zukommen könnte. Gelegentlich wird das Buch durch einfache Illustrationen aufgelockert, die mehr oder weniger ins Bild passen. Um das Lesen etwas zu entspannen, wären davon ein paar mehr wünschenswert gewesen. Im Fazit ein geeignetes Buch für zukünftige Weltverbesserer, wenn auch dieser Aspekt stellenweise ruhig mehr Umfang bekommen könnte.

Bewertung vom 26.04.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

4800. Das ist die ungefähre Anzahl der neu veröffentlichten Bücher laut der UNESCO, pro Tag! Also selbst wer viel liest, mehrsprachig liest, wird nur einen winzigen Bruchteil der Bücher in seinem Leben lesen können. Das großartige Sachbuch von Irene Vallejo gehört für Literaturliebhaber meiner Meinung nach zu den Büchern, die man lesen sollte, wenn man mehr über die faszinierende Geschichte der Bücher, der Sprache und der Bedeutung der Literatur erfahren will. Zunächst wird man durch das schlichte, aber dennoch wunderschöne Cover mit der gold-grünen Darstellung einer Papyruspflanze neugierig gemacht. Der Untertitel "Die Geschichte der Welt in Büchern" zeigt, in welche Richtung das Sachbuch tendiert. Es soll keine bloße Geschichte über Bücher sein, sondern vielmehr die Verknüpfung der Weltgeschichte mit der geschriebenen Sprache verdeutlichen. Die Seitenzahl von 750 sollte den Leser nicht abschrecken, das Format ist handlich und das Buch liegt überraschend leicht in der Hand. Ich konnte es kaum weglegen, habe Seite um Seite verschlungen, im Liegen, im Sitzen, im Stehen. Selten gelingt es einem Sachbuch, so zu fesseln, teilweise spannend wie ein Krimi, immer informativ und nie belehrend. Beginnend bei der berühmtesten Bibliothek der Geschichte in Alexandria, umspannt das Buch den Jahrtausende währenden Verlauf der Jagd und Sucht nach Büchern, die darin enthaltenden Geheimnisse, ihre Bedeutung oder auch ihre Bedeutungslosigkeit je nach Betrachtungsweise. Wer absolut keinen Bezug zur Geschichte hat, Politik abschreckend findet, wird vielleicht gelangweilt oder überfordert das Buch zur Seite legen. Wer lebhafte Geschichtsschreibung, interessante Anekdoten und viele Anreize für ein vertiefendes Lesestudium der sogenannten Klassiker sucht, wird auf jeder Seite fündig. Wussten Sie zum Beispiel, wer der erste Celebrity war? Oder wie Oxford die schiere Menge der Bücher bewältigt, die jeden Tag um Hunderte ansteigt? Es gibt viel zu entdecken. Von der Entwicklung des Alphabetes bis zu den modernen e-books, von den ersten, brotlosen Schriftstellern bis zu neuzeitlichen Deutungen der alten Griechen. Vallejo entpuppt sich freudiger Weise nicht als Puristin. Auch der Bezug zu Filmen, die literarische Themen aufgreifen oder durch die Macht der Bilder und Töne aus Büchern neue Kunstwerke schaffen, wird hergestellt. Natürlich kann und will das Buch keine Leseempfehlungen aussprechen, der Kanon wird erwähnt, aber nicht verklärt. Im 80seitigen Glossar gibt es weiterführende Literatur, die Zitate des Buches schreien dem Literaten entgegen: "Lies mich!". Ein zurecht preisgekröntes Sachbuch, das einen Spagat zwischen Antike und Moderne schafft, aber natürlich trotzdem nur einen Teil der grandiosen Geschichte der Bücher und der in ihnen widergespiegelten Welt ausbreiten kann. Ein von Anfang bis Ende lesenswertes Vergnügen und ein schier unerschöpflicher Quell des Wissens und der Informationen. Und ein Vermächtnis an all die Literatur, die im Laufe der Jahrtausende verschwunden ist, teilweise gerade noch in Fragmenten überliefert wurde.

Bewertung vom 18.03.2022
New York und der Rest der Welt
Lebowitz, Fran

New York und der Rest der Welt


gut

Der Titel des Buches gibt die Grundhaltung der New Yorker (und auch der Autorin) treffend wieder: New York first, der Rest ist Teil eines Freilichtmuseums, das man bei Bedarf oder Langeweile beachtet (siehe Europa-Reisen). Lebowitz gliedert ihr Buch nach diversen Themengebieten, die ohne direkten Zusammenhang sind. Das ist Teil des Grundproblems mit Essay- und Kolumnensammlungen. Was nimmt man darin auf? Was hat Relevanz? Mit der Relevanz des Buches ist es zwangsweise nicht so gut bestellt. Denn das Buch zieht sich über fast 50 Jahre hin, viele der Namen und Orte sind nur New Yorkern ein Begriff oder schon so weit aus der Zeit gefallen, dass man gar nicht weiß, wer da für eine witzige Pointe herhalten musste. Politik ist sowieso außen vor, die Wahl des richtigen Restaurants und Modefragen deutlich präsenter. Lebowitz hat Sprachwitz, manche Kapitel haben Esprit und produzieren amüsante bon mots. Als Beispiel seien hier die Abhandlungen zum Thema Wissenschaft herausgestellt. Andere Auszüge sind weniger lesenswert, da sie wie gesagt nur für New Yorker verständlich sein werden. Die Autorin kokettiert mit der Selbstbezogenheit der New Yorker, dieser zur Perfektion gebrachten Borniertheit und Oberflächlichkeit. Als Teil dieser Parallelwelt darf Lebowitz sich darüber lustig machen, ohne selbst großen Schaden zu erleiden. Bessere Einblicke in die Gedankenwelt der LA-verachtenden New Yorker Society liefert allerdings zum Beispiel Woody Allen. Das vorliegende Buch lässt sich bequem an zwei Nachmittagen lesen. Es hinterlässt keine bleibenden Schäden, offenbart allerdings auch keine tiefenpsychologischen Einblicke, die es wert wären, gelesen zu werden. Für Fans der Autorin vermutlich ein Kauf wert. Alle anderen, die keinen Bezug zu New York haben, dürfen sich die humoristische Nabelschau ruhig verkneifen.

Bewertung vom 05.03.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


ausgezeichnet

Mir war weder der Autor noch der Verlag bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, diesen literarischen Schatz zu entdecken also entsprechend klein, wie die Suche nach einer schwarzen, besonders wertvollen Perle in einem Berg Muscheln. Die Handlung des Buches richtet sich an einem wahren Fall aus: ein pensionierter Lehrer wird des Mordes an einer jungen Frau bezichtigt. Sein Lebenswandel als einsamer Sonderling, der viel liest, Musik hört und kaum Kontakte pflegt, macht ihn zum geborenen Ziel der Presse. Ein Monster wird erschaffen. Bevor seine Schuld auch nur annähernd bewiesen werden kann, vernichten ihn die Medien. Und auch die Polizei verliert ihre Objektivität. Zu verlockend die Aussicht auf eine schnelle Lösung des Falles, eine sauberen Abschluss. Ja, wäre da nicht ein Beamter der Polizei, der eine besondere Beziehung zu dem Verdächtigen hat. Denn der mutmaßliche Täter war einst sein Lehrer. Damit wird der Fall kompliziert und führt die Fahnder viele Jahre zurück an eine der berüchtigten Schulen in England, die dominiert wurden von machtbesessenen Lehrern, die sich teilweise mehr als nur psychologisch an ihren Schülern vergangen haben.
Patrick McGuinness kreiert aus dem wahren Fall einen Roman, der mehr ist als ein gewöhnlicher Krimi. Voller Metaphern und brillanten Beschreibungen leuchtet der Roman weit über den üblichen Veröffentlichungen des Genres. Der Autor lässt jeden Satz wie einen Auszug eines gewaltigen Thesaurus erscheinen. Präzise Formulierungen demonstrieren nicht nur eine außergewöhnliches Erzähltalent, sondern bezeugen eine großartige Beobachtungsgabe, die weit in die Psychologie der Figuren hineinreicht. So reicht das Buch weit über den Mordfall hinaus, gibt ein erschütterndes Bild eines perfiden Schulsystems ab und hält den modernen Medien einen dunklen Spiegel vor. Der Mensch, der aus welchen Gründen auch immer zum Gejagten der sensationsgierigen Kanälen und Foren wird, hat keine Chance, dem Geschehen zu entkommen. Das Buch ist ein grandioses Psychogramm, eine treffliche Sozialstudie und zudem spannende True-Crime-Geschichte, die ihresgleichen sucht.
Hervorheben ist die begeisternde Arbeit des Übersetzers Dieter Fuchs. Jeder Satz der deutschen Fassung ist ein Genuss.
Bis auf zwei fehlende Buchstaben (Seite 180 und 385) ist das Buch gut gedruckt, die 400 Seiten angenehm zu lesen. Ein rundherum gelungener Glücksgriff, der jedem ans Herzen zu legen ist, der gehobene Literatur liebt.

Bewertung vom 23.02.2022
Glücksfisch: Weißt du, was die Tiere machen? Kleine Biene

Glücksfisch: Weißt du, was die Tiere machen? Kleine Biene


gut

Positiv fällt sofort die kindgerechte Gestaltung auf: bunte Farben, einfache Formen, dicke Seiten und abgerundete Ecken. Das ist sehr gut und hat meinem Jüngsten, der fast zwei ist, gut gefallen. Das Büchlein fällt sehr kurz aus und kann nicht ganz mit namhafter Konkurrenz mithalten. Die Drehscheibe (die einzige) zeigt nur bewegende Flügel. Die Klappen (leider nur auf der letzten Doppelseite) beinhalten fast nur Bienen, die Summ sagen. Nun ja, etwas einfallslos. Auch die erste Biene im Buch wird nur mit Stachel und Fühler erklärt. Warum nicht auch Beine und Fühler? Ältere Kinder könnten dann schon ein paar Wörter mehr üben. Etwas weiter hinten wird dann aber der Schwänzeltanz erklärt. Das passt meiner Meinung nicht zusammen. Andere, ähnliche Bücher sind hier besser aufgebaut. Es wäre mehr drin gewesen, zumindest die ganz Kleinen erfreuen sich kurzfristig an den bunten Seiten. Viel mehr leider auch nicht.

Bewertung vom 15.01.2022
Unsere Erde / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.5
Noa, Sandra

Unsere Erde / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.5


sehr gut

Wie gewohnt bietet der Verlag hohe Qualität, ein Mitmachbuch, das animiert und die Aufmerksamkeit durch diverse Spiele fesselt. Natürlich ist das Thema "Erde" zu umfassend für gute 60 Seiten, aber es soll ja kein Lehr- sondern ein Erstleserbuch sein. Doch hier empfiehlt es sich für die begleitenden Erwachsenen, das Buch vorher zu lesen, um aufkommenden Fragen gegenüber gewappnet zu sein. Für die Kinder dürften einige Themen ( zum Beispiel Milliarden Jahre) sehr abstrakt sein. Eine hilfreiche Erklärung vereinfacht das Ganze. Die Texte sind meiner Meinung für reine Erstleser etwas zu komplex. Nennen wir das Buch eher ein Zweitleserbuch. Auf der Rückseite des Buches sollten Käufer den Hinweis auf die zweite Lesestufe beachten. Die angesprochenen Spiele (Leselotto, Leserätsel) lockern auf, vertiefen das Erlernte und motivieren. Statt den wenigen Stickern zum Einkleben hätte ich Klett bevorzugt. Das käme einer Mehrfachverwendung entgegen, nach dem Einkleben sind die Sticker eher uninteressant. Alles in allem ein hervorragendes, qualitativ hochwertiges Buch für neugierige Leseratten. Eine tolle Alternative zu den elektronischen Medien.

Bewertung vom 28.11.2021
606
Fox, Candice

606


ausgezeichnet

Ein raffiniert ausgeführter Massenausbruch überrascht sogar die meisten der 606 Verbrecher, die sich plötzlich in Freiheit befinden und die Öffentlichkeit in Panik versetzen. Wer steckt hinter dem Ausbruch? Und vor allem, wie schnell gelingt es den Behörden, die grausame Bande wieder einzufangen? Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, den ein paar der Flüchtlinge haben konkrete Pläne. Die Jagd hat begonnen.
Was zunächst nach einem unrealistischen Plot klingt, entwickelt sofort eine Hochspannung und Dynamik, die viele andere Thriller vermissen lassen. Statt auf sinnloses Blutvergießen oder reine Effekthascherei zu setzen, konzipiert Fox ein raffiniertes Szenario mit mehreren Strängen, das fesselt, gut unterhält und immer wieder überraschende Wendungen bringt. Wo anderen Büchern bald der Atem und die Einfälle ausgehen, fasziniert die Geschichte und die Charaktere bis zum Ende. Nicht dass die Autorin auf Brutalität verzichten würde, nein, aber sie nutzt diese nicht als Mittel zum Zweck, sondern erhöht dadurch die Brisanz und sorgt für Nervenkitzel. Fox erzählt grandios, zaubert ein durchaus glaubhaftes Bild und lässt sogar sanft versteckten Humor nicht zu kurz kommen. Meisterhaft und souverän beherrscht Fox den Thriller und hat aufs Neue einen "page turner" geschaffen.
Nett auch die Danksagung, in der die Autorin ihr millionstes, gedrucktes Wort erwähnt und dazu auffordert, trotz Kritik und Ablehnung nicht aufzugeben, ein Ratschlag, der nicht nur für das Schreiben anzuwenden ist.

Bewertung vom 01.11.2021
Ein dunkler Abgrund
French, Nicci

Ein dunkler Abgrund


weniger gut

Schade, denn obwohl das Thema eines Kindes, das Zeuge eines Verbrechens wird, nicht neu ist, wäre mehr drin gewesen. Leider agiert die Hauptperson, die zunehmend hysterische Mutter unglaubwürdig. Nachdem sie fast jeden Mann in ihrem Umfeld als verdächtig betrachtet, auf eigene Faust ermittelt, weil die Polizei wahlweise unfähig oder überlastet ist, einige Gesetzte übertritt, dies aber damit rechtfertigt, dass sie als gute Bürgerin nur einen Mörder schnappen will und dann natürlich den Fall löst, schüttelt der Krimifan nur den Kopf. Auf der einen Seite wird das Kind fast panisch vor den Männern geschützt, aber ein Hundebiss wird kaum registriert, man kann es irgendwann nicht mehr ernst nehmen. Weder authentisch noch glaubhaft, zu letzt nur noch nervend, ein Krimi, der Spannung nur zu Beginn bietet, aber dann nur noch lächerlich ist. Schade, hatte mehr erwartet.