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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 188 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2021
Vor Frauen wird gewarnt
Rehn, Heidi

Vor Frauen wird gewarnt


ausgezeichnet

Heidi Rehn gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Wenn sie etwas veröffentlicht, möchte ich es lesen. In ihrem neusten Werk befasst sie sich mit den Berliner Jahren der Autorin Vicki Baum. Diese war mir zwar ein Begriff, nicht zuletzt deshalb, weil sie auch in „Die Tochter des Zauberers“, Heidi Rehns Romanbiografie über Erika Mann, eine Rolle spielte, aber mit ihrem Leben und Wirken hatte ich mich bisher noch nie auseinandergesetzt. Dank Heidi Rehn konnte ich das jetzt auf sehr unterhaltsame und lehrreiche Weise nachholen.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1926, als sich Vicki Baum im Ullstein Verlag als feste Mitarbeiterin bewirbt. Ihr Mann und ihre beiden Söhne leben in Mannheim. Trotzdem will sie auf eigenen Beinen stehen und zieht allein in Grunewald in ihr „Dachjuchhe“, eine Mansardenwohnung in einer jüdischen Villa. Die Herren des Verlags versprechen ihr, sie zur bestbezahlten deutschen Autorin zu machen. Ihr Weg zu diesem Ziel wird im Roman sehr unterhaltsam geschildert. Dabei vermischt Heidi Rehn Fakten, die sie genau recherchiert hat, mit Fiktion. Viele der Figuren im Roman haben tatsächlich gelebt, wie man im Anhang des Buches nachlesen kann. Auch über die Hintergründe des Lebens und Schreibens Vicki Baums berichtet die Autorin im Anhang.

Ich finde, dass Vicki Baum eine wirklich bemerkenswerte Frau war. Auf der einen Seite war sie sehr unkonventionell: Sie führte mit ihrem Mann eine offene Ehe und ließ ihre Familie in Mannheim zurück, um in Berlin Karriere zu machen. Auf der anderen Seite ist sie außergewöhnlich diszipliniert und verfolgt ihre Ziele mit aller Kraft und großem Ehrgeiz.

Die Geschichte begleitet Vicki Baum bis zum Jahr 1932, als ihr wohl bekanntester Roman „Menschen im Hotel“ erscheint, der ihr endgültiger Durchbruch ist. Dieser Roman wird in den USA verfilmt und am Broadway aufgeführt. Vicki Baum siedelt samt Familie zu dieser Zeit in die USA um.

Ich bin sehr begeistert von dieser Romanbiografie, die mich fesseln und unterhalten konnte und mich nebenher noch dazu inspiriert hat, doch mal einen oder mehrere Romane Vicki Baums zu lesen.

Fazit:
Die Geschichte einer bemerkenswerten Frau wird hier unterhaltsam erzählt.

Bewertung vom 15.08.2021
Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8


ausgezeichnet

Der vorliegende Band „Provenzalischer Sturm“ ist bereits der achte Teil der Reihe um den sympathischen „Chef de Police Municipale“ Pierre Durand, der sich einst von Paris ins beschauliche Sainte-Valérie in der Provence versetzen ließ. Ich habe alle Teile mit Begeisterung gelesen und bin auch bei diesem Fall nicht enttäuscht worden.

Pierre möchte mit seiner Angebeteten Charlotte ein romantisches Wochenende in Châteauneuf-du-Pape verbringen und ihr bei dieser Gelegenheit endlich einen Heiratsantrag machen. Doch es kommt alles anders, als er es sich erhofft hat. Zuerst möchte Charlotte, dass sich die Familien kennenlernen, und lädt ihre Eltern und Pierres Vater zu dem Wochenende ein. Dann wird in dem romantischen Hotel eine Kochshow aufgezeichnet, die mit einigen Turbulenzen einhergeht. Zudem geschahen in der schönen Weinregion gerade zwei seltsame Unfälle, bei denen zuerst ein Besitzer eines Weinguts, der dieses gerade an chinesische Investoren verkaufen wollte, sowie der dazugehörige Makler ums Leben kamen. Als dann noch eine der Köchinnen der Kochshow ausfällt und Charlotte spontan ihren Platz einnimmt, ist es mit der Romantik endgültig vorbei.

Neben dem spannenden Kriminalfall, in den Pierre persönlich involviert ist, habe ich die Beschreibung von Land und Leuten in der Provence genossen. Die Begegnung der beiden Väter hat mich einige Male zum Lachen gebracht, denn sie sind grundverschieden, was zu einigen Reibereien führte. Trotz der Abwesenheit Pierres spielen immer wieder auch Szenen in Sainte-Valérie, wo Pierres Kollege Luc parallel Nachforschungen anstellt.

Man merkt der Autorin ihre Liebe zur Provence an. Sie bezeichnet diese Region selbst als „ihre seelische Heimat“. Nebenbei konnte ich einiges erfahren über die Not der Weinbauern und den Verkauf von Weingütern an chinesische Investoren.

Jeder der acht Fälle dieser Reihe ist übrigens in sich abgeschlossen und kann einzeln gelesen werden. Ich empfehle jedoch, die Fälle der Reihe nach zu lesen, um die persönliche Entwicklung der Figuren besser verfolgen zu können. Zudem möchte ich keinen der Bände mehr missen. Auf den neunten Fall, den ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde, freue ich mich schon sehr.

Fazit:
Nicht nur für frankophile Leser ein echtes Lesevergnügen.

Bewertung vom 24.01.2021
Das doppelte Gesicht / Ein Fall für Emil Graf Bd.1
Rehn, Heidi

Das doppelte Gesicht / Ein Fall für Emil Graf Bd.1


ausgezeichnet

Heidi Rehn ist bekannt für ihre historischen Romane. Ihre Karriere begann jedoch mit Kriminalromanen. Mit „Das doppelte Gesicht“ ist sie zu diesem Genre zurückgekehrt, jedoch mit historischem Bezug. Ort und Zeit der Handlung sind München im August 1945. Der zweite Weltkrieg ist gerade vorbei. Eine spannende Zeit in Deutschland, über die es noch nicht viele Romane gibt. Umso interessanter war es für mich, von dieser aufregenden Zeit im Nachkriegsdeutschland zu lesen.

Protagonist ist der junge Emil Graf, der frisch von der Front zurückgekehrt ist. Da er kein überzeugter Nazi war, wird er von den amerikanischen Besatzern als Polizist eingesetzt, obwohl er eigentlich vor dem Krieg Jura studiert hat. Er war mir mit seiner etwas unbeholfenen Art und seinem Charme gleich sympathisch.

Als die Reporterin Billa Löwenfeld zu dem Kriegsheimkehrer Viktor von Dietlitz kommt, findet sie ihn ermordet vor. Emil Graf wird mit dem Fall beauftragt. Billa ist eine deutsche Jüdin, die mit ihrer Mutter vor den Nazis in die USA geflohen ist. Nach Kriegsende ist sie als Reporterin nach Deutschland zurückgekehrt. Sie ist eine resolute, sympathische Frau. Emil Graf und Billa finden sich sehr anziehend. Bei dem einen Mord soll es aber nicht bleiben. Kurz hintereinander werden noch zwei weitere Männer tot aufgefunden. Auch sie sind adelig und frisch aus dem Krieg wieder in ihre Heimatstadt gekommen. Emil nimmt die Ermittlungen auf und findet bald heraus, dass alle drei Opfer eine Gemeinsamkeit haben.

Die Autorin Heidi Rehn lebt in München, was man ihrem Roman anmerkt. Mit viel Liebe zu ihrer Stadt beschreibt sie die zerstörten Straßen und die verzweifelten Menschen in der ihr eigenen bildhaften Sprache. Man merkt dem Roman eine gute Recherchearbeit an. Neben den drei Morden bringt sie noch andere brisante Themen zur Sprache: das Schicksal der Zwangsarbeiter, die in ihre Heimat zurückgeschickt werden sollen, und Euthanasie. Trotzdem wirkt die Geschichte nicht überfrachtet, sie ist spannend geschrieben und macht Lust auf die weiteren Bände, die noch folgen werden. Ich werde diese Serie mit dem sympathischen Ermittler und der resoluten Reporterin auf jeden Fall weiter verfolgen.

Fazit:
Ein spannender Mordfall in einer überaus spannenden Zeit.

Bewertung vom 06.12.2020
Die Tochter des Zauberers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.14
Rehn, Heidi

Die Tochter des Zauberers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.14


ausgezeichnet

Heidi Rehn gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich habe nahezu jedes Buch von ihr gelesen. In ihrem neusten Werk beschreibt sie einen kleinen Teil der Geschichte Erika Manns, nämlich ihre ersten Monate im amerikanischen Exil. Der Roman ist im Aufbau Verlag in der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ erschienen.

Erika und ihr Bruder Klaus Mann treffen 1936 in ihrem amerikanischen Exil ein. Sie beziehen in New York Zimmer im berühmten Bedford Hotel, wo viele Künstler logieren, die aus Deutschland ausgewandert sind, weil sie dem Nationalsozialismus entfliehen mussten. Unter ihnen ist auch der Mediziner und Autor Martin Gumpert, der Erika vom ersten Augenblick an fasziniert.

Erika will die amerikanische Bevölkerung wachrütteln, ihr vermitteln, dass von Hitler eine große Gefahr ausgeht, auch für das ferne Amerika. Dies versucht sie, indem sie das Kabarett „Pfeffermühle“ in New York etablieren will. Leider scheitert dieser Versuch jedoch kläglich. Zu unterschiedlich sind die Erwartungen in ein Showprogramm in USA und Deutschland. Als sich die Truppe auflöst, findet Erika auf andere Art und Weise Gehör. Ihr Bruder Klaus, der labil und drogensüchtig ist, schreibt derweil an seinem Roman „Mephisto“. Er hat, anders als seine Schwester, große Probleme damit, immer nur als Kind des berühmten Thomas Mann wahrgenommen zu werden.

Heidi Rehn ist es in diesem Roman gelungen, einen kleinen Teil der Geschichte Erika Manns unterhaltsam zu beschreiben. Wie im Anhang zu lesen ist, hat sie dafür sehr genau recherchiert. Das merkt man dem Buch auch an. Sie beschreibt Erikas Zerrissenheit zwischen ihrer Geliebten Therese Giehse, dem reichen Maurice Wertheim und dem eher stillen Martin Gumpert sehr gefühlvoll. Dazu kommen ihre Bemühungen, bei den Amerikanern Gehör für ihr Anliegen zu finden, die schließlich bei einer Rede im Madison Square Garden endlich Früchte tragen und ihr Tourneen als politische Rednerin einbringen. Ich habe auf sehr unterhaltsame Art und Weise viel über „die Tochter des Zauberers“ gelernt, was ich bislang noch nicht wusste.

Fazit:
Dieser Roman ist ein Lesegenuss für Menschen, die etwas über die Familie Mann oder das Leben von Künstlern im amerikanischen Exil erfahren möchten.

Bewertung vom 18.10.2020
Der Ahorn und das rote Land
Baites, Mina

Der Ahorn und das rote Land


ausgezeichnet

Mina Baites ist eine meiner Lieblingsautorinnen, von der ich jedes Buch gelesen habe. Die Tetralogie über die Familie Breitenbach gefällt mir dabei besonders, weil sie mit dem Teil, der in Colorado spielt, den Konflikt zwischen den Indianern und den weißen Siedlern beschreibt. Dieses Thema interessiert mich sehr.

Der dritte Teil der Breitenbach-Saga „Der Ahorn und das rote Land“ beginnt im Berlin des Jahres 1910. Es sind politisch unruhige Zeiten, die Arbeiter rebellieren, auch die Frauen fordern mehr Rechte, z. B. das Recht zu wählen. Die Mitglieder der Familie Breitenbach waren sich stets ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern bewusst, was auch hier wieder sehr gut zum Ausdruck kommt. Felix Breitenbach hat mittlerweile die Geschäftsführung übernommen und wird von seiner Schwester Isa unterstützt, während seine jüngste Schwester Caroline noch zur Schule geht. Ein schwerer Unfall bedroht Isas Liebesglück und stellt nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familie vor ganz neue Herausforderungen.

In Colorado, wohin Rosa Breitenbach einst auswanderte, ist ihre Tochter Julia mit dem Weminuche Indianer Chesmu verheiratet. Die beiden haben einen Sohn, der bald zur Indian Boarding School gehen soll. Dies ist eine Schule der weißen Siedler für Indianerkinder. Das will Julia auf jeden Fall verhindern, denn sie hat nichts Gutes über diese „Schulen“ gehört. Aber lässt sich eine Lösung für Sam finden, der als Mischling zwischen zwei Welten aufwächst? Dazu kommt die Sorge um die in Deutschland lebenden Familienmitglieder. Der Schwur auf den weißen Ahorn, den alle Familienmitglieder einst leisteten, hält die Familie fest zusammen.

Ich liebe Familiensagas und diese von Mina Baites ganz besonders. Sie hat einen bildhaften und leidenschaftlichen Schreibstil und die Gabe, mir die Protagonisten sehr nahe zu bringen. Die Geschichten sind sehr gut recherchiert, sodass ich bei jedem Roman auch wieder etwas Neues lernen kann. In dieser Saga faszinieren mich besonders die Lebensumstände und die Konflikte zwischen Indianern und weißen Siedlern in Colorado. Aber auch die Geschehnisse in Berlin werden spannend geschildert. Am Ende des Romans bricht der Erste Weltkrieg aus. Ich bin schon sehr auf den vierten und letzten Band gespannt, der nächstes Jahr erscheinen wird und den ich auf jeden Fall lesen werde.

Bewertung vom 15.07.2020
Provenzalischer Stolz / Pierre Durand Bd.7
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Stolz / Pierre Durand Bd.7


ausgezeichnet

Die Reihe um den Policier municipale Pierre Durand habe ich von Anfang an verfolgt. Sophie Bonnet versteht es ausgezeichnet, Charaktere zu schaffen, die einem das Gefühl geben, sich jedes Mal zu fühlen, als träfe man alte Bekannte wieder. Ein Buch von ihr aufzuschlagen, ist wie „Nachhausekommen“ für mich. Deshalb freue ich mich auf jeden neuen Band ihrer Reihe. Zudem merkt man ihren Romanen ihre Liebe zur Provence an. Obwohl ich selbst noch nie dort war, sehe ich die Landschaften immer vor meinem inneren Auge.

„Provenzalischer Stolz“ ist bereits der siebte Band der Reihe. In diesem verschlägt es Pierre in die Camargue. Nachdem der neue Bürgermeister ihn entlassen hatte, ist Pierre in ein tiefes Loch gefallen. Seine berufliche Zukunft sieht düster aus, er lässt sich gehen. Als er von einem Nachbarn das Angebot bekommt, dessen Hausboot in der Camargue zu überführen, nutzt er die Chance für eine Auszeit.
Währenddessen macht ein Kettenbrief die Runde, in dem angekündigt wird, dass drei Sünder sterben werden. Als die erste Leiche an einem nahen See gefunden wird und Pierre auf dem Hausboot einen Zeugen des Mordes entdeckt, wird er vom Präfekten gebeten, bei der Lösung des Falls mitzuwirken. Und endlich werden seine Lebensgeister wieder erweckt. Pierre ist wieder in seinem Element.

Dieser Fall spielt ausnahmsweise in der Camargue und beschäftigt sich mit der Welt der Gitanes und deren Religion, der Pfingstbewegung. Über dieses Thema wusste ich bislang noch so gut wie nichts. Man merkt dem Roman wieder an, dass er sehr gut recherchiert ist. Neben den spannenden Elementen konnte ich auch wieder mein Wissen erweitern. Auch in Pierres Heimatort stehen die Räder nicht still: Der neue Bürgermeister scheint nicht die reinste aller Westen zu haben. Doch Pierres Freunde sind ihm bereits auf der Spur.

Sophie Bonnet konnte mich wieder fesseln. Dieser Fall war etwas anders als die vorhergehenden, aber nicht minder spannend. Auch das Lokalkolorit und ihre Liebe zu Frankreich kamen wieder gut rüber. Die obligatorischen landestypischen Rezepte am Ende durften natürlich auch nicht fehlen. Ich freue mich schon sehr auf Pierres achten Fall.

Fazit:
Spannende Unterhaltung mit viel Lokalkolorit

Bewertung vom 14.06.2020
Das Liliencottage
Martin, Ricarda

Das Liliencottage


ausgezeichnet

Auf dieses Buch bin ich durch eine Leserunde in Nethas Schmökerkiste aufmerksam geworden. Die Autorin ist mir bereits durch andere Werke, auch unter ihrem Pseudonym Rebecca Michéle, bekannt. Ich lese ihre Bücher sehr gerne, auch weil sie sich oft mit historischen Themen beschäftigen, die eher außergewöhnlich und zum Teil unbekannt sind. So geht es zum Beispiel in „Das Liliencottage“ um die Besetzung der Kanalinseln durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Ich wusste bislang wenig über die Kanalinseln, was sich mit der Lektüre dieses Romans geändert hat. Auf sehr unterhaltsame Art und Weise hat die Autorin mir die Inseln nähergebracht.

Eine der Protagonistinnen ist Sharon, ein Model, das mit Mitte dreißig ins kritische Alter für diese Branche kommt. Sie war mir anfangs eher unsympathisch. Alles drehte sich nur um ihre Karriere, ihr Aussehen, ihr Gewicht. Als sie zuerst ihren Freund verliert und dann auch noch bei einer Modenschau zusammenbricht, nimmt sie sich eine Auszeit und fährt auf ihre Geburtsinsel Guernsey. Dort besucht sie Theodora, die ihr als Kind eine Art Ersatz-Großmutter war. Sharons Eltern hatten karrierebedingt wenig Zeit für sie, weshalb sie oft bei Theodora, die eine kleine Pension auf Guernsey betreibt, anzutreffen war. Theodora hat ihr ganzes Leben auf der Insel verbracht, auch die Jahre des Zweiten Weltkriegs. In Rückblenden wird Theodoras Schicksal erzählt. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Aber auch Sharons Leben nimmt eine entscheidende Wendung.

Sharon fand ich zuerst sehr oberflächlich. Zu dieser Figur habe ich erst im Laufe der Geschichte, als ich mehr über ihr Leben erfuhr, Zugang gefunden. Theodora dagegen hatte ich sofort in mein Herz geschlossen. Was diese Frau in ihrem Leben alles erlebt hat, hat mich zutiefst berührt. Trotzdem hat sie nie ihren Lebensmut verloren. Neben den Geschichten der beiden Frauen bietet dieser Roman auch noch einen spannenden Teil, in dem es um wertvolle Bilder geht, die vor langer Zeit in Theodoras Besitz gekommen sind. Hierzu möchte ich aber nicht mehr verraten. Ich kann für diesen Roman nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Obwohl das Cover und der Titel es vermuten lassen, ist das Buch nicht kitschig.

Fazit:
Eine bewegende Geschichte vor der bezaubernden Kulisse Guernseys.

Bewertung vom 14.04.2020
Bergmannserbe
Kruse, Margit

Bergmannserbe


ausgezeichnet

Seit dem ersten Band „Eisaugen“ verfolge ich die Reihe um die „Miss Marple aus dem Ruhrgebiet“ Margareta Sommerfeld. Diesen nunmehr siebten Band der mit viel Liebe zum Ruhrgebiet und seinen Menschen geschriebenen Reihe hatte ich wieder sehnsüchtig erwartet. Auch mit „Bergmannserbe“ konnte Margit Kruse mich wieder fesseln und gleichzeitig zum Schmunzeln bringen.

Margareta Sommerfeld, die bislang ihrer Passion nebenberuflich nachging, während sie hauptberuflich in einem Kaufhaus arbeitete, hat sich einen Traum erfüllt und sich zur Privatdetektivin ausbilden lassen. Da jedoch aller Anfang schwer ist, agiert sie zunächst von zuhause aus und hält sich mit unliebsamen Beschattungen untreuer Ehemännern und vermeintlicher „Blaumacher“ über Wasser.

Eines Tages meldet sich ihr Bruder Gisbert bei ihr, der einen Auftrag für sie hat. Leider ist er finanziell nicht sehr gut gestellt, sodass eine Vergütung ihrer Dienste eher unwahrscheinlich ist. Ein Spekulant hat es auf die Zechenhäuschen in der Siedlung abgesehen. Er will mit Hilfe einiger Makler die alten Mieter aus ihren Häusern und Wohnungen, in denen sie seit Jahrzehnten günstig wohnen, ekeln, um die Häuser zu sanieren und zu hohen Preisen zu verkaufen. Ein gewinnträchtiges Geschäft! Aber er stößt auf Widerstand, unter anderem von Gisbert, der einem aufdringlichen Makler bei einer Auseinandersetzung die Nase bricht. Dummerweise wird dieser Makler eine Woche später erwürgt an einem Teich aufgefunden. Der Verdacht der Polizei fällt auf Gisbert. Obwohl Margareta keine große Lust hat, für ihren Bruder unentgeltlich zu arbeiten, hat sie schon bald Blut geleckt und kniet sich in den neuen Fall.

In ihrem neuen Roman hat Margit Kruse wieder ein aktuelles Thema aufgegriffen, das zudem auf wahren Begebenheiten beruht. Nach der Schließung der Zechen im Ruhrgebiet ist um die ganze Thematik eine rührselige Nostalgie entstanden. Die Zechenhäuser, die einst für die Kumpel und ihre Familien gebaut wurden, sind plötzlich sehr begehrte Objekte. Das Problem ist, dass viele Mieter zu einer sehr günstigen Miete ein Wohnrecht auf Lebenszeit haben. Auf legalem Wege sind sie kaum aus ihren Häusern zu bekommen. Also werden häufig unlautere Mittel angewandt.

Neben der Aufklärung des Mordes und einiger Ungereimtheiten ist Margareta natürlich auch wieder mit privaten Verwicklungen amouröser Art beschäftigt. Ein neuer Freund, der sich zu sehr in ihre Angelegenheiten einmischt, muss eine bittere Erfahrung machen. Auch Margaretas neugierige Mutter ist wieder mit von der Partie. Deren Auftritte finde ich immer ganz besonders amüsant, weil sie ihr Herz auf der Zunge trägt und ohne Rücksicht auf Verluste immer ausspricht, was sie denkt.

Einige alte Bekannte aus vorhergehenden Fällen tauchen auch wieder auf, was mich sehr gefreut hat. Obwohl dies bereits der siebte Fall der Reihe ist, kann man ihn ohne Kenntnis der ersten sechs Bände lesen, weil die Autorin erklärt, was vorher geschah. Ich würde allerdings empfehlen, sich keine Folge dieser Serie entgehen zu lassen. Jeder Band ist amüsant wie spannend zugleich und mit viel Lokalkolorit gewürzt.

Fazit:
Margareta Sommerfeld ermittelt in einem spannenden Fall, der auf wahren Begebenheiten beruht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2019
Der Ahorn im Sturm
Baites, Mina

Der Ahorn im Sturm


ausgezeichnet

Mit „Der Ahorn im Sturm“ legt die Autorin Iris Klockmann, die hier unter ihrem Pseudonym Mina Baites schreibt, den zweiten Teil der Breitenbach-Saga vor. Die Geschichte spielt in den Jahren zwischen 1888 und 1903 und beschreibt sowohl das Schicksal der Auswanderer in die USA als auch des Teiles der Familie, der in Berlin geblieben ist.

In Berlin führt Theodor die Schuhfabrik, während sein Bruder Georg und seine Schwester Rosa sich in Colorado neue Existenzen aufgebaut haben. Georg leitet das amerikanische Tochterunternehmen und Rosa hat sich ihren Traum erfüllt und eine Schule gegründet, in der sie selbst unterrichtet. Alles scheint perfekt zu sein, bis das Schicksal zuschlägt und alles ändert.

An diesem Band hat mich besonders die Geschichte des Indianerstammes der Ute fasziniert. Diese haben auf dem Land gelebt, das nun den Siedlern gehört. Dies führte selbstverständlich zu Spannungen. Mina Baites beschreibt in ihrem Roman sehr einfühlsam, wie es den Ureinwohnern ergangen ist. Rosa und ihre Familie arrangieren sich mit den Indianern, helfen ihnen sogar, wenn sie können.

Aber auch die Ereignisse in Berlin, die Auswirkungen des Börsencrashes in Amerika und das Schicksal der Familienmitglieder hat mich wieder sehr bewegt. Während Theodor mit seiner zweiten Frau Vanda glücklich ist und zwei weitere Kinder hat, fallen ihm die Nöte seiner Arbeiter nicht auf. Georg dagegen fühlt sich verloren und vermisst sein Leben in Colorado. Dies führt zu Spannungen zwischen den Brüdern.

Mina Baites hat mit diesem zweiten Band eine spannende Fortsetzung von „Der weiße Ahorn“ vorgelegt, die mich noch lange beschäftigen wird. Der dritte Band wird voraussichtlich im Sommer 2020 erscheinen. Darauf freue ich mich schon sehr.