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Bewertungen
Insgesamt 48 BewertungenBewertung vom 04.09.2017 | ||
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Auch wenn Zadie Smith wieder in Swing Time um ihre großen Themen kreist - Identität, Hautfarbe, Herkunft, Bildung und natürlich London NW -, schreibt die doch diesmal ein ganz anderes, deutlich konventioneller aufgebautes Buch. Schon der Prolog zeigt aber, dass die Geschichte der bis zuletzt namenlosen Ich-Erzählerin und ihrer Freundin Tracey dennoch nicht einfach chronologisch heruntererzählt wird. Die junge Frau, sie muss altersmäßig so in den 30ern sein, ist nach ihrer „Schmach“, der fristlosen Entlassung aus den Diensten eines weltweit erfolgreichen Pop-Superstars, aus New York in ihre Heimatstadt London zurückgekehrt. Belagert von Journalisten schleicht sie sich aus ihrer „Übergangswohnung“ und streift ziellos durch die Straßen. Zufällig kommt sie an der Royal Festival Hall vorbei und geht spontan zu einer Veranstaltung. Drinnen läuft ein Filmausschnitt, der sie abrupt in ihre Kindheit versetzt, in der sie zusammen mit ihrer Freundin Tracey von einer Karriere als Tänzerin geträumt hat, die Schranken durchbrechend, die ihnen als farbige Mädchen der unteren Mittelschicht immer wieder gesetzt wurden. Aber ihre Freundschaft ist alles andere als unbelastet. Beide spiegeln sich immerfort ineinander, beide fühlen sie die Abgrenzung, die sie von den überwiegend weißen Mädchen in ihrer Schule trennt. Entstammen sie zwar in etwa der gleichen sozialen Schicht, ist doch die Mutter der Erzählerin sehr um Bildung und Erziehung bemüht, Traceys Mutter tendiert in ihrer Passivität und Vulgarität aber eindeutig zur Unterschicht. Während Tracey trotz ihres Talents nur mittelmäßige Engagements ergattern kann, erhält die Erzählerin mit einer guten Portion Glück die Stellung einer Assistentin des Popstars Aimee, lernt die Welt der Superreichen kennen und jettet um die Welt und begleitet im Auftrag ihrer Chefin in Westafrika den Bau einer Mädchenschule. Vielleicht versucht Zadie Smith ein wenig zu viele Themen anzusprechen. Meiner Meinung nach gelingt ihr das aber sehr gut und berührend, indem sie von dieser fernen afrikanischen Region ein genauso stimmiges Bild entwirft wie von London und New York. Swing Time ist vielleicht nicht Zadie Smiths bestes Buch, hin und wieder schleicht sich besonders im Mittelteil die eine oder andere Länge ein. Bei seiner Themenfülle, seinem klugen Aufbau, seinen wichtigen Gedanken und dem souveränen Schreibstil der Autorin ist das aber Kritik auf allerhöchstem Niveau. |
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Bewertung vom 25.06.2017 | ||
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Ein Loblied auf die Freundschaft, ein Sommerroman, ein Roman über das Vergehen der Zeit und darüber, wie die Träume, die man als junger Mensch hatte, so oft bei der Konfrontation mit der Wirklichkeit platzen. Flüssig und gut lesbar geschrieben. Und doch enttäuschend, da zu vorhersehbar und wenig überraschend. |
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Bewertung vom 08.06.2017 | ||
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In jedem Augenblick unseres Lebens Es ist herzzerreißend, diese Nähe von Glück - über die Geburt der kleinen Tochter Livia, zu früh, aber gesund - und die bodenlose Trauer über den Tod ihrer Mutter, der geliebten Frau Karin, die kurz nach dem freudigen Ereignis an einer schweren akuten Form der Leukämie verstirbt. |
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Bewertung vom 15.04.2017 | ||
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Eine kleine Geschichte. Auf knapp 200 sehr luftig bedruckten Seiten erzählt der 2014 mit 71 Jahren verstorbene amerikanische Autor Kent Haruf von zwei älteren, verwitweten Menschen, die der Einsamkeit entkommen möchten. Der Roman erschien posthum und es ist berührend zu wissen, dass Haruf wohl von seinem baldigen Sterben wusste, während er ihn schrieb. |
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Bewertung vom 22.02.2017 | ||
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2004 reist Jende Jonga mit einem vom schon länger in Amerika lebenden und als Anwalt recht erfolgreichen Cousin Winston finanzierten Visum von Limbe in Kamerun in die USA ein. Zwei Jahre später kann seine Frau Neni mit einem Studentenvisum und dem kleinen Sohn Liomi folgen. Die Zeiten sind schwer, aber mit Jendes Job als Taxifahrer und Nenis Zuverdienst als private Pflegerin kommt die kleine Familie einigermaßen über die Runden. 2007 scheint es endgültig aufwärts zu gehen, als Jende eine gut bezahlte Anstellung als Chauffeur eines Managers der Lehmann Brothers Bank erhält. Es ist kurz vor deren spektakulären Pleite. Die schon vorher kriselnde Ehe der Edwards ist dem Stress nicht gewachsen, Cindy spricht immer mehr Alkohol und Tabletten zu, Clark sucht Entspannung bei bezahlten Liebesdiensten. Wie sehr soziale Verantwortung, Liberalität und Empathie nur Fassade waren, wird recht bald deutlich. Jende wird da bald zum Bauernopfer. Jende droht nicht nur das finanzielle Aus, sondern auch das Scheitern seines Asylantrags und die Abschiebung. Das ganze mag nun etwas klischeehaft klingen – böse, skrupellose Weiße hier, arme, redliche, aber chancenlose Schwarze dort -, ein großer Vorzug an Mbues Roman ist aber gerade die Ambivalenz, mit der alle Personen und Gegebenheiten geschildert werden. Die Edwards sind eigentlich nette Menschen, die aber gefangen sind in ihren eigenen Tragödien. Und auch die Immigranten stecken in ihren eigenen Zwängen fest. Jende entwickelt sich immer mehr zum machohaften Tyrannen, der seiner Frau verbietet nach der Geburt des zweiten Kindes weiter zu arbeiten und schließlich ausdrücklich gegen Nenis Wunsch, völlig eigenmächtig beschließt, nach Kamerun zurückzukehren. Und auch Neni, ehrgeizig, zielstrebig, intelligent und selbstbewusst, fällt nichts anderes ein, als sich dieser Entscheidung zu beugen, sich sogar körperlich misshandeln zu lassen. |
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Bewertung vom 16.01.2017 | ||
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Die Geschichte eines neuen Namens / Neapolitanische Saga Bd.2 Im Sommer letzten Jahres brach es aus, oder wurde vielmehr allerorten beschworen – das Ferrante-Fieber! Ich stand diesem Phänomen etwas ratlos gegenüber. Das Buch konnte durchaus unterhalten, zeichnete zumindest ansatzweise interessante Figuren und eine gut entwickelte Geschichte. Zudem wurde die Spannung gehalten und mit einem ungeheuren Cliffhanger geendet. Trotzdem konnte von einem Fieber bei mir keine Rede sein. 1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 16.01.2017 | ||
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Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2 Der hier vorliegende zweite und mittlere Teil von Angelika Felendas zwischen 1914 und 1933 angesiedelter Krimireihe nimmt das Jahr 1920 ins Visier. Es ist die Zeit der Freicorps und Einwohnerwehren, des erstarkenden Nationalsozialismus, der Dolchstoßlegende, der Putschversuche und großen materiellen Not in weiten Teilen der Bevölkerung. |
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Bewertung vom 24.02.2013 | ||
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Eine Situation, die die meisten Leser kennen: Man möchte endlich mal Ordnung machen, alte Sachen gründlich aussortieren, Platz schaffen, möglichst schnell. Und dann stößt man unseligerweise auf eine dieser Kisten, in der in der hintersten Ecke ein paar Fotos die Jahrzehnte überdauert haben, meistens mies ausgeleuchtet, verschwommen und auch von der Motivwahl nicht der Knaller. Deshalb haben sie den Eingang in die wohlgehüteten, mehr oder weniger oft hervorgeholten Fotoalben im Wohnzimmer nicht geschafft und sind fast vergessen worden. Doch jetzt hält man sie in Händen und alte Begebenheiten, fast vergessene Menschen und Gefühle machen sich breit. Das mit dem Ordnungmachen kann man erst einmal vergessen... 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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