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Mango

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Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2022
People Person
Carty-Williams, Candice

People Person


ausgezeichnet

Eine People Person ist ein Mensch, der gern unter anderen Menschen ist. Offen und extrovertiert. In diese Kategorie lässt sich auch Cyril Pennington einordnen - solange die anderen Menschen nicht seine eignen Kinde sind. Er hat gleich fünf Kinder von vier unterschiedlichen Frauen, um keins kümmert er sich. Der Busfahrer ist ein ziemliches Ekelpaket und statt seine Kinder zu unterstützen, leiht er sich lieber Geld von ihnen und macht Versprechen, die er niemals halten wird.
Da seine Kinder aber relativ nah beieinander wohnen beschließt er, sie einander vorzustellen. So sammelt er seine Kinder, die gerade zwischen 9 und 19 sind und nichts von ihren Geschwistern wissen ein. Er möchte damit verhindern, dass seine Kinder einander unbewusst näher kommen.. Gut läuft daa alles natürlich nicht aus.
Knapp 20 Jahre später treffen sich dann alle wieder bei Dimple, um ihr bei einem großen Problem zu helfen, das ihre Leben auf den Kopf stellt.

Ich wusste echt nicht, wie viel ich von People Person erwarten kann. Und dann war ich plötzlich komplett gefesselt von dieser großartigen Geschichte. Und das lag nicht mal nur an der spannenden Situation, in der sich die Geschwister plötzlich befunden haben.

Wir erleben die Geschichte zum Großteil aus Dimples Sicht, bekommen aber auch viele Einblicke in die anderen Charaktere. Dimple ist eine ziemlich unsichere Frau. Als Kind war sie dick, als Erwachsene hat sie immer noch mehr Kurven, als vielen lieb ist. Das Verhältnis zu ihrer Mutter Janet ist schwierig. Sie ist ihre einzige Freundin und beide sind abhängig voneinander. Der plötzliche Kontakt zu ihren Geschwistern schmeckt Janet überhaupt nicht. Dimple ist mehr als überfordert mit der Situation.

Dementgegen steht ihre wenige Wochen ältere Schwester Lizzie. Sie sieht in Dimple eine Person, die gern das Opfer ist und keine Verantwortung übernehmen möchte. Streit und Anfeindungen sind da natürlich vorprogrammiert.Nikisha ist die älteste, was sie auch immer wieder deutlich macht. Automatisch übernimmt sie die Organisation und mischt sich in alles ein, während der jüngste im Bunde Prynce ein kleiner Träumer ist, der gerne redet und kifft. Mit Danny ist die Runde komplett. Er ist auf den ersten Blick ein optimistischer, lockerer Typ, aber natürlich steckt einiges hinter seiner Fassade.
Auch Cyril lernen wir besser kennen. Ich hab wirklich versucht, ihm gegenüber offen zu sein, aber war schnell angewidert von ihm. Auch wenn er mir bis zum End nicht sympathisch wurde, bin ich froh, noch mehr über ihn erfahren zu habe. Seine Geschichte und sein Verhalten sind alles andere als schön, aber irgendwo nachvollziehbar.
Ihr merkt es vielleicht schon - Ich bin unheimlich verliebt in die Charaktere und die realistische Tiefe, die sie mitbringen. Obwohl wir hier viele Personen haben und auch ihre Mütter noch Raum einnehmen, konnte ich sie schnell auseinander halten und hab zum Ende immer öfter gedacht ‚Hach, wie typisch für x.‘
Ich hätte diese einzigartige Konstellation am liebsten noch ewig begleitet, aber natürlich war die Geschichte irgendwann auserzählt. Auf die eigentliche Story kann ich leider nicht zu sehr eingehen, ohne groß zu spoilern. Glaubt mir einfach, dass sie unterhaltsam ist und sich lohnt.
Außerdem wurden verschiedene Themen wie Rassismus, Haft, Traumata und mehr perfekt in die Geschichte eingeflochten. Ich bin ja ein großer Fan davon, wen solche Dinge nicht totgeschwiegen und einfach gut in eine Geschichte integriert werden, ohne dass sich plötzlich alles darum dreht.
So, ihr seht, ich bin begeistert und das passiert wirklich nicht allzu oft

Bewertung vom 03.09.2022
Der gute Doktor
Galgut, Damon

Der gute Doktor


gut

Frank Eloff ist Arzt ohne richtige Funktion. Er lebt und arbeitet in einem halb verlassenen Krankenhaus tief in den ehemaligen Homelands von Südamerika. Kranke Menschen kommen immer seltener, die meisten müssen ins nächste größere Krankenhaus gebracht werden, um vernünftig behandelt zu werden. Sieben Jahre lang wartet er darauf, wie versprochen die Leitung des Krankenhauses zu übernehmen, doch Dr. Ruth Ngema bleibt an der Spitze, hält ihn hin.
Obwohl es nichts zu tun gibt, taucht Laurence Waters auf, um sein freiwilliges Jahr zu absolvieren. Der junge Arzt ist ein Weltverbesserer und sieht ein großes Projekt vor sich. Seine Naivität und die Weltfremdheit kommen bei Frank gar nicht mal so gut an. Er selbst ist sehr pessimistisch und gemütlich. Die beiden, die sich zu allem Unglück auch noch ein Zimmer teilen müssen, geben ein ungleiches Paar ab. Schnell betrachtet Laurence Frank als Freund, ist ihm total zugeneigt und zieht ihn in seine Pläne rein. Der Idealismus färbt natürlich nicht so schnell ab und Frank, der doch einfach nur seine Ruhe haben und sich dafür bemitleiden möchte, sein Leben verkackt zu haben, wird zunehmend genervter.
Aber das sollen nicht die einzigen Spannungen bleiben. Laurence wagt sich immer weiter in Gebiete vor, die nicht erkundet werden wollen und auch Frank steckt plötzlich immer tiefer drin.

Der gute Dokter bietet unheimlich viele gute Ideen, die Geschichte hatte eine menge Potential. Leider wurde dieses in meinen Augen nicht ganz ausgeschöpft und ich hätte mir gewünscht, mehr als die knapp 300 Seiten zu bekommen.

Die meisten Themen werden nur grob angerissen, die Tiefe fehlt komplett. Auch die Charaktere bleiben oberflächlich. Sie haben ihre Eckpunkte und bewegen sich nur innerhalb der Klischees ihrer Hülle. Eine Entwicklung findet nicht wirklich statt..

Die Dynamik zwischen Frank und Laurence war interessant, aber schnell sehr unspektakulär. Auch hier wird wieder deutlich, dass die Charaktere einfach zu fremd bleiben, was mir hier leider einfach nicht gefällt.

“Ich wunderte mich über meine eigene Wut, über die Kälte und Klarheit meines Zorns - obwohl ich nicht recht wusste, gegen wen er sich richtete. Wir befanden uns jetzt in einer Welt ohne Nuancen, in der sich alle feinen Farbabstufungen in Schwarz und Weiß verwandelt hatten.”

Eine leichte Spannung kommt relativ schnell auf, diese zieht sich auch durch das ganze Buch, bleibt aber eben genau das. Eine kleine Vorahnung, minimaler Nervenkitzel, aber, auch zum Ende hin, einfach nicht mehr.

Gut gefallen hat mir dafür die Atmosphäre des Buches. Das Krankenhaus und der Alltag. Die Beschreibungen der Umgebung, allgemein der Schreibstil. Obwohl ich nicht wirklich gefesselt war, kam ich unheimlich gut durch die Seiten und war fasziniert von einigen Formulierungen. Ich möchte Damon Galgut auf jeden Fall noch eine weitere Chance geben, vielleicht kann ich mit einer anderen Idee mehr anfangen..

Als ich das Buch zugeschlagen habe, blieb ein großes Hä. Nicht unbedingt, weil ich die Geschichte nicht verstanden habe. Sie war relativ schnell vorbei und es war überhaupt nicht schlimm, sie zu lesen, aber am Ende blieb die Frage, ob es sich denn gelohnt hat. Für mich leider nicht, auch wenn ich mich jetzt nicht total ärgere.

Der gute Doktor ist kein Buch, das ich begeistert empfehlen würde, aber auch keins, über dass ich einen leidenschaftlichen Verriss schreiben würde. Eine Geschichte, auf die man Lust haben und Charaktere, mit denen man klar kommen muss. Wenn ihr dazu damit leben könnt, das viele Themen einfach nur angerissen werden, könnte euch die Geschichte sogar gefallen.

Bewertung vom 29.08.2022
Nothing Left for Us (deutsche Ausgabe von Radio Silence)
Oseman, Alice

Nothing Left for Us (deutsche Ausgabe von Radio Silence)


gut

Frances lebt für die Schule und den Traum, in Cambridge zu studieren. Freundschaften pflegt sie kaum, besonders nahe steht sie nur ihrer Mutter. Ihr einziges richtiges Hobby ist das Zeichnen, das lebt sie in den eigenen vier Wänden aus, ihre Interessen hält sie geheim. Bloß nicht auffallen, das stört ja eh nur beim Lernen.

„Schließlich zog ich fast mein gesamtes Selbstbewusstsein aus meiner Intelligenz. Genau genommen bin ich in jederlei Hinsicht eine traurige Gestalt, aber immerhin werde ich zur Uni gehen.“

Abschalten kann sie beim Hören ihres Lieblingspodcasts, dem sie schon lange begeistert zuhört. Ein paar Zufälle später ist sie Teil des ganzen und beginnt eine Freundschaft zu ihrem Nachbarn Aled aufzubauen, der hinter dem Podcast steckt.

Die beiden merken schnell, wie viel sie verbinden. Beide können zum ersten Mal ehrlich sein, müssen keine Masken mehr tragen und fühlen sich einfach wohl. Aber beide haben auch besondere Ansprüche an sich selbst und Ziele vor Augen. Doch sind diese Ziele wirklich noch ihre eigenen und lohnt es sich, das eigene Selbst dafür weiter zu verdrängen? In Nothing left for us gehts um die typischen Themen: Selbstfindung, Zugehörigkeit und das nicht Erfüllen der Erwartungen von Außen.

Besonders gut gefallen, hat mir, dass es hier nicht durchgängig um romantische Liebe geht. Natürlich bekommt sie ihren Raum, aber sie steht nicht im Fokus. Es geht viel eher um eine Freundschaft, die Berge versetzt. Um Intimität und Vertrauen, ohne sexuell zu werden. Mich hat die Nähe zwischen Frances und Aled berührt und ich mochte sie sehr gern.

„Vermutlich denkt ihr, Aled Last und ich, wir würden uns ineinander verlieben oder so etwas. Weil er ein Typ ist und ich ein Mädchen.
Dazu will ich nur eins sagen:
Das passiert nicht.
Und das war’s auch schon.“

Die Geschichte plätschert aber leider die meiste Zeit vor sich hin und kam für mich nicht so ganz in Fahrt. Ich konnte die Probleme der beiden verstehen, fand einige Stellen interessant, aber die große Sogwirkung blieb aus.

Leider hat mir das ganze irgendwann immer weniger Spaß gemacht und ist dann plötzlich ganz falsch abgebogen. Ja, wir haben hier ein Jugendbuch und natürlich habe ich mit Drama gerechnet. Aber das war dann doch ein bisschen viel. Gerade am Ende hat es die Autorin verdammt gut gemeint und noch mal alles ausgepackt. Das war mir alles einfach wieder too much.

„Ihr denkt sicher, ich hätte keinen Grund, mich zu beklagen, oder dass ich ein weinerlicher Teenager bin. Und yeah, dass ich mir das alles nur eingebildet habe. Das heißt nicht, dass es nicht real war. Deshalb fuck you all.“

Aleds Mutter hat einige krasse Probleme, die sie zu seinen macht und auch um seine Schwester gibt es eine Geschichte. Ich finde, dass der Klappentext sich sehr auf den Podcast konzentriert, obwohl das alles dann doch in eine etwas andere Richtung läuft. Besonders schade finde ich dabei aber, dass diese Themen teilweise sehr oberflächlich behandelt und am Ende dann einfach schnell abgehakt werden.

Der Schreibstil von Alice Oseman ist super. Er passt perfekt ins Genre und lässt einen flüssig durch die Geschichte wandern. Ich mag ihre Bücher sonst auch ganz gern und bin gern bereit, mal ein Auge zuzudrücken, ich bin halt einfach kein großer Fan von Jugenbüchern, außer sie sind richtig gut gemacht. Leider gilt das in meinen Augen nicht für Nothing left for us. Das ganze Ding ist sehr konstruiert und lebt von Drama, das zu oft nicht aufgearbeitet wird. Die eigentlichen Themen und Gefühle sind für mich zu sehr untergegangen.

Die Message des Buches gefällt mir und ich finde, dass Frances wirklich realistisch ist und wahrscheinlich eine wichtige Protagonistin für einige Jugendliche ist. Mir persönlich hat das Buch nicht gefallen, aber ich bin auch einfach nicht die Zielgruppe. Empfehlen kann ich es, wenn ihr dieses Drama irgendwie genießen könnt auf jeden Fall.

Bewertung vom 18.08.2022
Die kranke Frau
Cleghorn, Elinor

Die kranke Frau


ausgezeichnet

Elinor Cleghorn ist promovierte Kulturhistorikerin. Außerdem ist sie Feministin und hat eine Autoimmunerkrankung. In Die kranke Frau vereint sie das alles einfach mal und Blick zurück auf Jahrhunderte, in denen Frauen weder ernst genommen, noch wirklich respektiert worden. Was sie zusammenträgt ist tragisch und tut weh. Aber es ist passiert und passiert immer noch.

Männer hatten schon immer die absurdesten Ideen, wenn es um den weiblichen Körper geht. Lange hielten sich Theorien über austrocknende Gebärmütter, wenn Frauen (und auch Mädchen) nicht genug Sex hatten. So wurden sich Periodenschmerzen zum Beispiel lange erklärt). Auch die Idee, dass die Eierstöcke sich entzünden, wenn Frauen ihren Kopf zu sehr anstrengen und zum Beispiel zu viel lesen, hielt sich hartnäckig.

Aber all das ist kein Wunder, wenn Betroffenen nicht zugehört wird, sie nicht mit eingeschlossen werden. Im 14 Jahrhundert wurde in ganz Europa Ärztinnen das Praktizieren untersagt, sie hatten über Jahrhunderte kaum Chancen, sich einzubringen. Da es außerdem als Schande galt, über gynäkologische Erkrankungen zu sprechen, haben Frauen stillschweigend gelitten und brav weiter die Care-Arbeit übernommen.

Aber wir müssen gar nicht so weit zurück in die Vergangenheit. Bis in die 1990er Jahre wurden Frauen einfach ganz aus Beobachtungsstudien ausgeschlossen. (Auch in Deutschland zeigt sich in vielen Coronastudien, dass Frauen gern ignoriert werden, mal so nebenbei.)

Im 18 Jahrhundert wurde es sich dann besonders leicht gemacht. Es wird zwar langsam ein bisschen weiter geforscht, viele Dinge werden aber auch einfach direkt auf die Psyche geschoben. Frauen sind einfach zu schwach und neigen zur Hysterie.

Elinor Cleghorn gibt natürlich noch mal viel tiefere Einblicke. Die kranke Frau ist wie ein langer Zeitstrahl, in dem ausführlich erzählt wird, was alles schief gelaufen ist. Aber auch, wie viel sich verbessert hat, wie sehr Menschen (hauptsächlich Frauen) für eine Veränderung gekämpft haben.

Nach dem ersten Teil verliert sich der rote Faden für mich leicht, es ging plötzlich lange ums Wahlrecht. Natürlich spielen politische Themen immer irgendwo eine Rolle, ich fand es nur ziemlich verwirrend und hätte es schön gefunden, wenn andere Themen dafür aufgekommen wären.

Elinor Cleghorn gibt ihr bestes intersektionell zu arbeiten und bezieht auch ein wenig über den Rassismus, der mindestens genauso stark in der Medizin zu finden ist, wie der Sexismus. Das Thema kommt hier ziemlich kurz und hätte in meinen Augen noch ausgeweitet werden können, um ein wirklich realistisches Bild zu zeichnen.

Allgemein liegt der Fokus sehr auf gynäkologischen Erkrankungen. Natürlich trotzdem sehr interessant, aber ich hatte nicht ganz damit gerechnet, vor allem, weil im Klappentext ja auch von der Autoimmunerkrankung der Autorin gesprochen wird.

Elinor Cleghorn lebt mit Lupus. Für die Diagnose musste sie kämpfen, lange wollte sie niemand ernst nehmen. Dass Frauen immer noch als schwaches Geschlecht wahrgenommen werden nach allem, mit dem wir uns unbehandelt rumschlagen müssen, bringt mich fast zum lachen.

Trotz der Erwähnung im Klappentext geht es nur am Ende einmal kurz um Autoimmunerkrankungen. Auch chronische Kranken finden kurz Erwähnung. Sehr interessante Kapitel, die für mich leider fast schon schnell abgearbeitet wirken.

Die Gynäkologie war wohl einfach wichtiger und auch das war zum Glück sehr interessant. Es überrascht mich zum Beispiel gar nicht, dass die Einführung des Spekulums Kontroversen ausgelöst hat. Auch das Geburtsschmerzen als natürlich und wichtig für die Bindung zum Kind angesehen wurden, und Frauen Schmerzmittel verwehrt blieben lässt mich nur noch müde Lächeln.


Besonders interessant fand ich außerdem die Seiten zum Thema Verhütung und Hormone. Auch ihre Worte über Abtreibung treffen bei dem, was in Amerika gerade abgeht, genau ins Schwarze.

Ihr merkt also, hier werden einige Themen behandelt und ich kann hier natürlich nur au

Bewertung vom 12.08.2022
Psychopathinnen
Benecke, Lydia

Psychopathinnen


ausgezeichnet

In Psychopathinnen beleuchtet die Kriminalpsychologin und Autorin Lydia Benecke ‚Die Psychologie des weiblichen Bösen‘. Ich habe das Hörbuch gehört, gesprochen von Nicole Engeln. Ich bin ein sehr großer Lydia Benecke Fan, habe nächtelang ihre Videos auf Youtube durchgesuchtet und hätte mich natürlich sehr gefreut, wenn sie ihr Buch selbst spricht. Das geht aber natürlich nicht immer und Nicole Engeln hat hier einen guten Job gemacht.

Zitat aus dem Klappentext:
“Frauen gelten immer noch als wehrlos, sie leiden, dulden, verzeihen. Doch wenn die Psychopathie in ihrer Seele sich Bahn bricht, töten sie ebenso grausam wie Männer - und häufig eiskalt geplant. “

Das Buch beginnt direkt mit einer Erzählung. Ich muss sagen, dass ich selten so gut recherchierte, ausführliche Fallballspiele gesehen habe. Man kam den Frauen wirklich unheimlich nah, und hat viele Einblicke bekommen. Ich würde nach dem Buch nicht sagen, dass ich wirklich nachvollziehen kann was in den Köpfen der Psychopathinnen abging, aber ich habe auf jeden Fall einiges dazugelernt und die Perspektive mehr verstehen können.

Ich bin sehr froh, dass Lydia Benecke so viel über Täterinnen spricht. Gerade was psychische Erkrankungen betrifft, gehen Frauen zu oft unter, worauf natürlich auch hier im Buch eingegangen wird. Psychopathinnen sind unheimlich manipulativ und viele wissen natürlich auch, wie sie die Vorurteile, die die Gesellschaft Frauen gegenüber hat, für sich nutzen können. Mit ihrem weit gefächerten Wissen, das aber eher oberflächlich bleibt, wickeln sie ihr Umfeld um den Finger. Und wenn jemand merkt, dass die charmante Frau, die doch so liebevoll mit den Kindern sein kann und sich immer richtig präsentiert, gar nicht so toll ist, ist es manchmal schon zu spät. Frauen können auf die unterschiedlichsten Arten total brutal sein, wie Lydia Benecke eindrücklich schildert.

In ihren Beispielen geht sie immer wieder auf sehr interessante Aspekte ein. Was ist, wenn Psychopathinnen Kinder bekommen, wie stehts um die Erblichkeit? Wie kann eine Therapie aussehen und worauf muss vor allem in der Traumatherapie geachtet werden? Am Ende erzählt sie noch von einigen weiteren Fällen. Dies tut sie sehr sachlich und nicht wertend. Bitte überlegt euch vorher, ob ihr das aushaltet.

Aber sie erzählt nicht nur von Fallbeispielen, sie macht auch spannende Themen auf. Vor allem die Kapitel über die Cluster b Persönlichkeitsstörungen haben mir noch mal spannende Einblicke gegeben und eine benötigte Abwechslung zwischen den Geschichten gebracht. Auch über das Münchhausen (by proxy) Syndrom hat sie einiges zu erzählen und mich auch hier wieder total gepackt.

Ihr merkt, ich bin begeistert (und das passiert leider echt nicht oft). Natürlich ist diese Empfehlung nicht für alle, aber wenn euch Psychologie interessiert und ihr keine Probleme damit habt, brutalen Erzählungen der Realität zu folgen, dann ist das genau euer Buch!

Bewertung vom 10.08.2022
Der Geruch von Wut
Clima, Gabriele

Der Geruch von Wut


sehr gut

TW: Rassistische Gewalt

Der Geruch von Wut ist ein spannender Jugendroman, mit wenigen Schwächen. Er macht dabei ein wichtiges Thema auf und lässt sich gut lesen.

Alex ist ein eher durchschnittlicher Jugendlicher in Italien. Zumindest bis zu dem Tag, an dem sein Vater stirbt. Der Tag, an dem Alex mit seinen Eltern im Auto sitzt, sie lachen und genießen die Zeit zusammen. Der LKW kommt schnell um die Ecke und löscht ein Leben aus.
Alex wacht nach knapp zwei Monaten im Krankenhaus auf. Körperlich gehts ihm schnell wieder besser, innerlich brodelt es. Seine Mutter tut alles, um ihn zu unterstützen, hat aber auch mit der eigenen Trauer zu kämpfen. Die Narbe, die sie seit dem Unfall im Gesicht trägt und all die Veränderungen befeuern seine Verzweiflung.
Diese Verzweiflung verwandelt sich immer mehr in Wut. Aggressive, gefährliche Wut, die rationales Denken verhindert. Diese Wut gilt jetzt ausschließlich Moussa Mbaye. Alex gibt dem LKW Fahrer die Schuld am Tod seines Vaters und will Rache.

“Es war das erste Mal, dass ich einen Menschen wirklich hasste. Und es wunderte mich, dass hassen so einfach war. Man brauchte dafür nichts zu wissen”

Alex wandelt jedes Gefühl in Hass um und versucht, den anderen Fahrer zu finden. Erfolglos. Aufgeben ist aber keine Option und so gerät er an die ‚Black boys‘. Eine Gruppe, die gern bereit ist, ihm zu helfen, wenn er ihnen dafür ein wenig unter die Arme greift. Gefangen in seinen Emotionen lässt er sich darauf ein und merkt schnell, was hinter der rechtsradikalen Gruppe steckt.

“Niemand sagt dir das. Was du tun sollst, wie du etwas akzeptieren kannst, von dem du weißt, dass es nicht hätte passieren müssen. Ich hatte einen Weg gefunden, aber ich war mir nicht sicher, ob es der richtige war.”

Ihr merkt schon, die Story gibt einiges her und ist nicht keine leichte Kost. Gewaltdarstellungen und innere Kämpfe auf fast jeder Seite und trotzdem kommt immer wieder eine gewisse Tiefe durch. Klar, wir haben hier ein Jugendbuch, da darf es auch mal ein wenig seichter sein. Ich finde nur, dass an einigen Stellen zu sehr an der Oberfläche kratzt und sich zu vieler Klischees bedient.
Trotzdem hat es mir ganz gut gefallen, was bei der Thematik immer komisch klingt. Obwohl der Schreibstil etwas emotionslos ist, hat mich die Geschichte tief berührt. Alex Gefühle waren durchgängig spürbar und es war tatsächlich fast nachvollziehbar, warum er diesen Weg einschlägt. Der Autor hat es hier echt geschafft, die Realität des Jugendlichen einzufangen und lebensnah zu erzählen.
Der Geruch von Wut bietet eine Geschichte voller Leid und Verlust, die überall genauso stattfinden könnte und dadurch verdammt wertvoll ist. Es lohnt sich auf jeden Fall, die paar Seiten zu lesen, es wird bei mir noch etwas nachwirken.

Bewertung vom 08.08.2022
Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


schlecht

Die karierten Mädchen ist der Auftakt zu einer Trilogie, die es in meinen Augen einfach nicht gebraucht hätte. Ich verstehe das Bedürfnis der Autorin, die eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten und zu erzählen - aber nicht so.

Klara, die auf der Oma von Alexa Hennig von Lange basiert, ist eine alte, blinde Frau. Gezeichnet vom Leben lebt sie in ihrer Wohnung und bekommt regelmäßig Besuch von ihren Töchtern (vom Sohn nicht, der muss ja arbeiten. Gleich ein richtig toller Start.)
Die Erinnerungen in ihr werden immer schwerer und so beschließt sie, ihre eigene Geschichte auf Kassetten aufzunehmen. Hiermit hatte ich schon das nächste Problem. Der Aufbau war einfach komisch, man wird dauernd aus der Geschichte gerissen, weil wir die verbitterte Klara der Gegenwart erleben. Emotionen kamen für mich nicht wirklich auf.

Ihre Geschichte ist eigentlich recht einfach. 1929 ist Klara eine selbstständige, junge Frau, die keine Kinder möchte. Sie findet Arbeit in einer Heilstätte für tuberkulosekranke Kinder. Den Mädchen bringt sie bei, wie der Haushalt geführt wird und schnell fühlt sie sich wohl.
Die Heimleitung ist aber schwer krank und so müssen Klara und ihre Freundin Susanna immer mehr Verantwortung übernehmen. Sie treffen dann auch die Entscheidung, ein jüdisches Waisenmädchen ohne finanzielle Unterstützung aufzunehmen.

Natürlich ist es um das Heim nicht gut bestellt, ein Glück, dass die Nazis helfen wollen. Sie wollen aus dem Heim Ausbildungsstätte für junge Frauen machen und obwohl Klara von allen Seiten gewarnt wird, lässt sie sich darauf ein. Sie beschwert sich sogar noch, wenn ihr jemand helfen möchte und reagiert genervt mit der Frage “Willst du mir Angst machen?”, wenn Susanna ein offenes Gespräch über ihre Ängste führen möchte. Und hier bin ich einfach raus.

Wir könnten jetzt das Fass aufmachen, dass Menschen damals keine Wahl hatten, sich selbst schützen müssten, blah blah. Es gab damals ja nur Mitläufer, Täter waren immer die anderen, klar
Aber so weit müssen wir gar nicht gehen. Klara hat absolut gar nichts versucht. Sie hat sich bewusst dafür entschieden, die Augen zu verschließen und später noch über andere zu urteilen. Der Gedanke “Fräulein Martin hatte recht gehabt, als sie damals gesagt hatte: Die Menschen sind furchtbar dumm. Sie erkennen nicht das Üble, weil sie das Gute nicht kennen.” hat mich von einer Klara doch sehr amüsiert.
Ich habe ihr ihre Naivität einfach nicht glauben können und ihr Egoismus war an vielen Stellen auch der Situation nicht angemessen. Reflexion gab es an keiner Stelle, zum Ende hin hatte sie ein paar Gedanken, aber gehandelt hat sie nie danach.

Ich befürchte, dass die Absicht der Autorin dem Buch hier einfach zum Verhängnis geworden ist. Also, die Geschichte ist nur an die Erlebnisse ihrer Großmutter angelehnt, es ist keine komplette Nacherzählung, aber einiges wurde eben übernommen. Im Nachwort spricht sie selbst darüber, dass ihre Oma auf den Kassetten öfter ins Stocken kam und einiges nicht Ausformulieren konnte. Ob Schuldgefühle und Scham da eine Rolle gespielt haben, wissen wir aber nicht, denn auch Klara hat damit nicht viel am Hut. Natürlich möchte niemand seine Familie in ein schlechtes Licht rücken. Aber dann lass es doch bitte einfach und fang nicht an, diese Zeit zu beschönigen?

Auch dass jüdische Mädchen, dass die Situation noch mal emotionaler machen und Klaras tolles, reines Herz darstellen soll, hat hier nicht geholfen. Dazu gabs dann natürlich eine dringend notwendige Lovestory, die für mich alles noch weiter ins Lächerliche gezogen hat.

Die Frage, ob wir Bücher brauchen, die eine so schlimme Zeit so verharmlosen und die Täter-Opfer Frage so verwässern, kann ich für mich nur mit einem klaren Nein beantworten. Von mir gibts hier auf jeden Fall eine Empfehlung: Lasst das Buch stehen und verschwendet eure Zeit schöner.

Bewertung vom 08.08.2022
Die Töpferei am Meer / Schottische Träume Bd.1
Hay, Cara

Die Töpferei am Meer / Schottische Träume Bd.1


gut

Die Töpferei am Meer ist der erste Band der ‚Feel-Good-Reihe‘ Schottische Träume. Ich hatte mich ja total drauf gefreut und hatte richtig Bock auf ein Feel-Good-Buch.. Naja, der zweite Band Die bezaubernde Glasbläserei erscheint schon Ende Januar 2023 und wird von mir eher nicht gelesen, auch wenn ich dieses Buch nicht furchtbar fand.

Kirsty hats nicht besonders gut getroffen. Die junge Keramikkünstlerin zweifelt sehr an sich, was auch an ihrem unausstehlichen Freund Andrew liegt. Sein Ziel ist es alles zu kontrollieren und optimieren (außer den Spaß seiner Mitmenschen). Die beiden passen einfach nicht zusammen und dann stirbt Kirsty Großmutter plötzlich und deckt damit einige Familiengeheimnisse auf.
Kirstys Großmutter vererbt ihr eine Töpferei auf der schottischen Isle of Mull. Bei ihrem Besuch verliebt sie sich natürlich direkt in die Insel (und einen Mann, weil, das ergibt ja sonst alles keinen Sinn). Am liebsten würde sie bleiben, das Stadtleben hinter sich lassen und die Geschichte ihrer Familie ergründen. Die Freundinnen ihrer Großmutter machen ihr den Start nicht unbedingt leicht, vor allem die Glasdesignerin Cailin Buchanan möchte sie schnell loswerden.
Nur Aidan, der dringend notwendige Mann, der Kirsty wieder glücklich machen kann, ist wirklich nett zu ihr. Doch nach ihrem langen Gespräch scheint er sie am nächsten Tag auch wieder los werden zu wollen.

Das Buch hat in meinen Augen wirklich gut angefangen. Kirsty war mir auf Anhieb sehr gefallen, sie ist etwas naiv und unsicher, gefangen in einer eingeschlafenen Beziehung mit einem Mann, der überhaupt nicht zu ihr passt.. Aber sie hatte so was positives, liebevolles. Ich war total gespannt auf ihre Reise und mochte sie auch mit Aidan sehr gern. Leider hat meine Sympathie dann immer mehr nachgelassen. Sie war nie komplett weg, aber ich hatte mit Kirstys Unsicherheit sehr zu kämpfen. Sie hat sich für alles die Schuld gegeben und viel zu viel mit sich machen lassen.. Natürlich war sie in einer schwierigen Situation, aber es hat mir wenig Spaß gemacht, das so zu verfolgen.

Gerade die ersten 200 Seiten haben mir aber trotzdem gut gefallen. Es gab viele lustige Momente und ich bin nur so durch das Buch geflogen. Die Story um Kirstys Familie war interessant, konnte mich aber nicht wirklich bewegen. Es gab für meinen Geschmack auch einfach wieder zu viele Probleme, die nicht entstanden wären, wenn alle mal offen und ehrlich kommuniziert hätten.

Die Töpferei am Meer hätte eine wirklich schöne Geschichte sein können. Stellenweise hat sie mir auch gut gefallen - Es ist absolut okay, wenn solche Geschichten klischeehaft sind und nichts komplett neues liefern. Das hatte ich nicht erwartet. Ich bin aber einfach kein Fan davon, wenn Charaktere sich ihre Probleme SO krass selbst machen und es einfach nur darum geht, künstlich Drama zu erzeugen.

“Kirsty hatte den leisten Verdacht, nein, die Hoffnung, dass sich ihr Leben von nun an grundlegend ändern würde.”

Es wird trotzdem wieder sehr vielen gefallen und ich empfehle es sehr gern, wenn ihr eine größere Drama-Toleranz habt.

Bewertung vom 03.08.2022
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


sehr gut

Gretas Erzählungen der Vergangenheit beginnen im Jahr 1914 und was sie erlebt ist einfach tragisch. Diese Dinge werden so ehrlich und offen erzählt, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendjemanden kalt lassen. Ich möchte gar nicht zu sehr auf den Inhalt eingehen, denn es macht wahrscheinlich am meisten Spaß, diese Geschichte einfach zu erleben und sich darauf einzulassen. Ich war auf jeden Fall froh, vorher nicht allzu viel über die Geschichte zu wissen.

In der Geschichte geht es dann auch hauptsächlich um Greta, erst zum Ende hin nimmt Tom mehr Raum ein und wird auch da erst etwas sympathischer. Zum Glück, denn ich konnte wirklich wenig mit ihm anfangen. Ein Großteil der Geschichte spielte ja auch vor seiner Zeit, aber er hat mich auch einfach oft genervt, mit seinen Ansichten und seinem Verhalten. Ein typisches, privilegiertes Arschloch einfach, das ein wenig mehr Tiefe vertragen hätte.

Das Ende war leider mal wieder gar nicht meins, das passiert in letzter Zeit irgendwie öfter.. Aber damit kann ich mich bei so einer tollen Geschichte noch anfreunden, auch wenn dieses rührselige, erzwungene Happy End der Geschichte in meinen Augen einfach nicht gerecht wird.

Ich möchte außerdem darauf hinweisen, dass in dem Buch an dem N-Wort nicht gesparrt wird. Ich möchte hier keine Diskussionen auslösen und ihr müsst mir nicht erzählen, dass ‚früher halt so gesprochen wurde‘. Ich möchte einfach nur Menschen warnen, die sich dem nicht aussetzen möchten.

Außerdem hatte ich im Hörbuch mit den Zeitsprüngen zu kämpfen. Gretas Vergangenheit fließt immer wieder ausführlich ein und wir bekommen die Geschichte in der Vergangenheit und der Gegenwart erzählt. Ich weiß nicht, wie das im Buch gelöst wird, im Hörbuch endet ein Satz in der Vergangenheit und direkt beginnt der nächste, der plötzlich in der Gegenwart spielt. Das hat mich immer wieder etwas rausgerissen und erforderte unnötig viel Konzentration. Das lässt sich doch eleganter lösen.

Auch, wenn ich nicht mit allem komplett einverstanden bin, hatte ich eine tolle Zeit mit dem Hörbuch und empfehle es gerne weiter. Die Geschichte wird in mir noch lange nachwirken

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.08.2022
Damit hatte keiner gerechnet!
Parker, Matt

Damit hatte keiner gerechnet!


ausgezeichnet

Manchmal brauche ich einfach Bücher, die Spaß machen. Bücher, die mir keine Story erzählen, mich aber trotzdem unterhalten. Im besten Fall bringen sie mir noch was bei, aber sind nicht zu anstrengend. Genau das war Damit hatte keiner gerechnet für mich. In den letzten Woche habe ich immer mal wieder in diesem tollen Buch gelesen und es einfach nur geliebt.

Klar, ihr solltet Zahlen und Mathematik nicht komplett scheiße finden, wenn ihr das Buch lesen wollt. Aber ich weiß, dass das auf viele Menschen zutrifft, auch wenn wir dafür gern mal belächelt werden. Auch, wenns nicht jeder so sieht, Mathe ist logisch und das entspannt mich so daran.

Doch was passiert, wenn Menschen nicht aufmerksam genug sind? Fenster, die besonders schlau und cool sein sollen, lösen Brände aus und Menschenmengen können Brücken zum Einsturz bringen, beim einfachen Versuch sie zu überqueren.

Matt Parker widmet sich verschiedensten Bereichen der Mathematik und deckt lustige und interessante Fehler auf. Zum Beispiel kritisiert er die Sesamstraße für ihre Darstellung des Monds und gibt dafür spannende Einblicke in die Geometrie.

Außerdem spricht er darüber, warum mehrerer ineinander verzweigte Zahnräder eigentlich gar kein gutes Bild für ein funktionieredes Team ist und erklärt das Plus-Minus-Eins-Syndrom, das wohl regelmäßig Diskussionen bei vielen Auslöst. Er macht durch Statistik deutlich, dass der ‚Durchschnittsmensch‘ eigentlich nicht existiert und dass der Zufall oft vorhersehbar ist. Und natürlich widmet er sich noch vielen anderen Themen.

Ich fand es unheimlich sympathisch, mit was für einer Begeisterung er über Zahlen spricht und wie glücklich ihn diese Fehler machen, wie viel Zeit er damit verbringt, sie zu suchen. Seine Leidenschaft wird im Buch auf jeden Fall deutlich. Allgemein geht er das Buch eher locker an und kann damit bestimmt auch Leute abholen, die weniger Vorwissen und Mathe aus der Schule eher schlecht in Erinnerung haben.

“Aber Sie können nicht über sich hinauswachsen und neue Herausforderungen annehmen, ohne gelegentlich auch mal daneben zu liegen.”

Am Ende spricht er dann noch mal über das Fehler machen und wie wichtig ein offener Umgang damit ist. Er warnt vor einer Welt, in der Fehler immer unter den Tisch gekehrt werden und Menschen aus Angst vor Konsequenzen Schäden in Kauf nehmen.

Ich hatte ungelogen die Zeit meines Lebens und kann euch das Buch nur empfehlen, wenn es euch anspricht. Das Interesse muss, wie gesagt, da sein, aber dann ist es ein großartiges Buch.