Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kleeblatt
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2017
Die Villa am Meer
Jary, Micaela

Die Villa am Meer


ausgezeichnet

Katharina entscheidet sich mit ihrer Hochzeit gegen die Liebe.
Ihrem heimlichen Verlobten Joachim gibt sie den Laufpass, da er 2 Jahre zur See fahren will. Er hat nie offiziell um ihre Hand angehalten und da sie nicht warten will, entscheidet sie sich für den älteren Korbmacher Olaf Borchers und heiratet ihn. Sie hofft, ihm eine gute Frau sein zu können.
Sie bekommen zusammen 2 Söhne, die Katharina abgöttisch liebt, aber die Betreuung wird einer Gouvernante übertragen. Katharina, der nunmehr alle Aufgaben abgenommen wurden, langweilt sich und bittet ihren Mann Olaf, ob sie denn nicht einen Strandkorbverleih aufmachen könnte. Aber das lehnt er kategorisch ab, sie hätten es nicht nötig, dass die Frau arbeiten gehen müsste, es würde ein schlechtes Licht auf sie werfen.

Joachim ist inzwischen mit Greta verheiratet, die sich bereits in der Hoffnung suhlt, bald Frau Kapitän zu sein und damit etwas darzustellen. Sie hat Joachim nicht geheiratet, weil sie ihn liebte, sondern weil sie in ihm Aufstiegschancen sah. Diese Hoffnung zerschlägt sich aber, als Joachims Schiff untergeht und ihm die Schuld zugeschoben wird. Der gesellschaftliche Abstieg ist vorprogrammiert. Greta, die gerade ihre Tochter zur Welt gebracht hatte, ist maßlos enttäuscht von ihrem Mann und zeigt ihm das auch.

Als sich Olaf anderweitig mit einer Geliebten amüsiert und Katharina ihre Hilflosigkeit erkennt, zieht sie aus dem Haus aus. Eine Scheidung kommt nicht infrage, dann würde sie auch ihre Söhne verlieren. So macht sie gute Miene zum bösen Spiel, trotzt ihm aber als Bedingung die Genehmigung zu einem Strandkorbverleih ab. Er stellt jedoch die Bedingung, dass dieser nur mit einem ihr vorgesetzten Geschäftsführer betrieben werden dürfte.
Wird es Katharina gelingen, ihre Wünsche und Ziele zu erreichen?...

Es passiert mir ganz selten, dass ich für die Protagonisten fast von Beginn an real lebende Personen im Blick habe. Für mich lief das Lesen des Buches wie ein Film ab mit den Schauspielern Nicolas Gage (Joachim), Bridget Fonda (Katharina) und Rosie Perez (Greta). Diese drei Schauspieler aus dem Film "2 Millionen Dollar Trinkgeld" passten für mich so perfekt zu den Protagonisten, dass ich sogar die Stimmen beim Lesen im Kopf hatte.

Das neue Buch der Autorin Micaela Jary spielt an der Ostseeküste und umfasst den Zeitraum von 1897 - 1921.
Eine Zeit, in der Frauen nicht wirklich Mitspracherecht hatten und vom Wohlwollen ihrer Ehemänner abhängig waren. Es ist aber auch eine Zeit, die nicht nur vom Kaiserreich geprägt ist, sondern auch in die Zeit des 1. Weltkrieges reicht.

In dem Buch geht es um die zwei Frauen Katharina und Greta. Wo die eine versucht, ihrem Leben Sinn zu geben und alles dafür gibt, tut die andere das Gegenteil. Sie ist bestrebt, in die besseren Kreise zu gelangen, um etwas darzustellen. Neid und Missgunst sind dabei ihre steten Begleiter und bringen viel Leid.

Es ist ein Buch, das nicht nur spannend und fesselnd geschrieben ist, es berührt auch den Menschen, es spricht ihn an. Zurückversetzt in eine vergangene Zeit nimmt man teil an geschichtlichen Ereignissen wie auch am Leben der Protagonisten.
Ich habe mit den Protagonisten gebangt, gehofft, geliebt, gehasst und habe auch zwangsläufig an den Intrigen teilgenommen. Was auch immer geschah, es ließ mich nicht los, packte mich und zwang mich zum weiterlesen.
Ein Stück deutscher Geschichte, hervorragend recherchiert und verpackt in eine mitreißende Geschichte - was will man mehr?
Nun ja, das würde mir nur eins einfallen, eine Fortsetzung?

Für das Buch spreche ich eine klare Kauf- und Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 11.04.2017
Sommernächte und Lavendelküsse
Johannson, Lena

Sommernächte und Lavendelküsse


sehr gut

Sybille hat den in der Provence lebenden Fotografen Jérôme beauftragt, in der Provence nach Antiquitäten für sie zu suchen und diese zu fotografieren. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf alte Türen und Möbel, die Ansässige verkaufen.
Da sie als Antiquitätenhändlerin das als neuesten Trend sieht, will sie damit ihr Glück versuchen. Als sie sich die Fotos jedoch durchsieht, muss sie feststellen, dass auf einem der Fotos ein Mann abgebildet wurde, den sie von früher kannte. Luc, ein Mann, in den sie vor 15 Jahren verliebt war. So wie es aussieht, scheint er noch immer dort in Grimaud zu leben.
Kurzerhand macht sie sich auf in die Provence, die von ihr ursprünglich anvisierte Anwesenheit hat sie gleich auf Urlaub verlängert.
Wird es ihr gelingen, Luc wiederzusehen? Ist er inzwischen verheiratet, hat er Kinder und vor allem, kann er noch immer so küssen wie vor 15 Jahren?...

Jérôme ist es gelungen, Sybille die Handynummer von Luc zu besorgen, so dass sie sich nach einigem Zögern entschließt, ihn anzurufen, als sie vor Ort ist. Wie erfreut ist sie, als er sich spontan entschließt, sich mit ihr zu treffen und sich scheinbar auch freut, sie wiederzusehen.
Das Herz klopft noch wie vor 15 Jahren, es scheint, als hätte Luc all die Jahre nur auf sie gewartet. Sie versucht, immer mehr Zeit mit ihm zu verbringen, will ihm nahe sein. Selbst eine geschäftliche Partnerschaft mit ihm zieht sie in Betracht. Aber wer ist Luc und warum ist er so unpünktlich und unzuverlässig? Kann man wirklich alles von seiner verkorksten Kindheit ableiten?

Nachdem ich von der Autorin "Strandzauber" gelesen habe, war ich natürlich gespannt, wie mir das neue Werk gefallen wird.

Lena Johannson hat sich dieses Mal in die Provence begeben, wo sie ihre Protagonistin Sybille Antiquitäten besichtigen und kaufen lässt.

Neues Setting und neue Protagonisten, aber ansonsten nicht wirklich etwas neues, muss ich leider so feststellen.
Die Story nimmt sich nicht viel von der vorhergenannten. Auch hier hat die Protagonistin wieder eine innere Stimme, die mit ihr kommuniziert und Ratschläge gibt. Hier heißt sie Frau Eggers, aber auch in diesem Fall wird nicht immer auf sie gehört.

Leider ist auch diese Geschichte sehr vorhersehbar, so dass mit Überraschungen nicht zu rechnen ist.
Ich kenne von der Autorin jetzt genau 2 Bücher, kann aber nur hoffen, dass die anderen nicht nach demselben Schema geschrieben sind.

Die Story lässt sich gut lesen, was dem lockeren Schreibstil der Autorin geschuldet ist. Man kann in sie hineinsinken, kann sie auf sich einwirken lassen, ohne groß mit- oder nachdenken zu müssen. Ein Buch, um die Seele baumeln zu lassen, ein Buch zum Abschalten. Ein traumhafter Schauplatz, die Provence, bringt auch den Leser zum Schwärmen und Träumen. Man möchte am liebsten gleich den Koffer packen und dort Urlaub machen.

Ich hätte die Geschichte wahrscheinlich mehr genossen, wenn ich nicht gerade kurz vorher "Strandzauber" gelesen hätte.

Lange habe ich überlegt, welche Bewertung ich dem Buch gebe, was dann auf 3,5 Sterne hinausgelaufen wäre. Da wir aber keine halben Punkte vergeben, gilt hier zugunsten des Autors.

Bewertung vom 11.04.2017
Strandzauber
Johannson, Lena

Strandzauber


sehr gut

Carolina hat der Familie wegen auf eine berufliche Laufbahn verzichtet. Da war sie sich mit ihrem Mann einig.
Inzwischen hat sie 2 Kinder und der Alltag ruht mehr oder weniger auf ihren Schultern. Dass sie nunmehr aber von ihrem Mann so gut wie gar nichts mehr sieht, war so nicht abgemacht.
Dieser kann sich von der Arbeit nicht loseisen, irgendetwas ist immer, etwas muss immer fertig werden. Urlaub - was ist das? Gern würde sie einmal mit ihrem Mann wegfahren, im Notfall auch mal nur ein paar Tage, nur er und sie.
Als daraus nichts wird, stellt sie ihn vor die Tatsache, dass sie allein für eine Woche verreisen wird. Sie will nach Rügen, eine Insel, die sie von Kindheit an liebt und auf der sie schon lange nicht mehr gewesen ist.
Auf der Insel kommen auch bald die Erinnerungen an früher, als sie mit ihrer Mutter dort Urlaub machte. Auch an ihre erste Liebe Jens erinnert sie sich. Diesem läuft sie doch auch tatsächlich über den Weg und plötzlich sind sie wieder da, die Schmetterlinge, die sie schon damals gespürt hatte.
Auch Jens erinnert sich an sie und die schöne Zeit, die sie seinerzeit dort verlebt haben.
Ist Jens der Schlüssel zu all ihren Sorgen und Problemen?...

Es ist immer wieder erfrischend, wenn die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten auch in der Gegenwart bestehen können. So erging es Carolina, als sie ihre Jugendliebe Jens wiedertrifft. Sie spürt noch immer dieses Kribbeln, wenn er ihr nahe kommt.
Durch ihn lernt sie auch ein altes Ehepaar kennen, das sich auf Rügen ein Haus gekauft hat und dieses umbauen will.
Carolina, die sich Jens gegenüber als ledig und ungebunden gibt, erzählte ihm, dass sie Innenarchitektin geworden ist und als diese berät sie das Ehepaar bei ihren Umbauplänen.
Dabei spürt sie die Freude, die sie hat, wenn sie arbeitet und selbst etwas schaffen kann. Aber ist das in ihrem eigentlichen Leben umsetzbar?

Die Autorin Lena Johannson hat ihren Roman auf die Insel Rügen verlegt. Eine traumhaft schöne Insel, auf der man sich schon verlieren kann.
Sie macht es der Protagonistin Carolina jedoch nicht ganz so einfach, hat sie diese doch mit zwei inneren Stimmen ausgestattet, die mit ihr reden - die verträumte Jeannette und die vernünftige Hildegard. Beide sind ihr Gewissen, auf das sie hört oder auch nicht.

Die Geschichte lässt sich gut lesen. Die Story ist leider sehr voraussehbar, so dass mit Überraschungen nicht zu rechnen ist, was ich sehr schade finde. Mit ihren nicht einmal 200 Seiten ist diese auch recht schnell weggelesen, so dass es eine nette Abwechslung bietet, wenn man einfach schnell mal was zwischendurch lesen möchte, ohne nachdenken zu müssen.

Zur Entspannung oder zum Lesen am Strand ist es genau die richtige Lektüre.

Bewertung vom 10.04.2017
Dietz, Hanna

"Schatz, brennt da grad was an?"


sehr gut

Das Wetter lädt zum Grillen ein.
Wer jetzt denkt, mit ein wenig Grillgut, einem Grill und Grillanzünder wäre die Sache doch perfekt, hat das Buch von Hanna Dietz noch nicht gelesen.

Der Grill, der es letztes Jahr noch gemacht hat, hat die Hufe hochgerissen, es muss ein neuer her. Was sich einfach anhört, für Otto-Normal-Verbraucher, scheint für den Kenner eine Entscheidung zu sein, die wahrlich nicht einfach zu treffen ist.
Was für einer soll es werden? Kugelgrill, Holzkohlegrill, einer, der mit Gas betrieben werden soll, ein elektrischer? Am besten ist da der Weg in einen Fachladen, natürlich in Begleitung eines Fachmanns, in diesem Fall dem Kollegen des Mannes.
Schwere Entscheidungen stehen bevor, aber was soll's, werden eben 2 Stück gekauft.

Hanna Dietz, die Autorin des Buches, beschreibt auf humorvolle Art, wie die Findung eines Grills in ihrem Haushalt stattgefunden hat und vieles mehr rund um das Thema Grillen.

Da finden sich nicht nur Themen wie die Frage nach dem Fleisch, wer verantwortlich für den Grill ist, wer bekommt welches Grillstück und wie handhabt man Grill und Besuch.

Der Leser nimmt ebenfalls teil an Wettbewerben, dem Fachsimpeln von "Grillmeistern" sowie manch anderer Entscheidung, die im Hause rund ums Grillen anstehen.

Hanna Dietz schreibt das Buch in der Ich-Form, dem Leser wird der Eindruck vermittelt, all das hätte sich genau in ihrer Familie so abgespielt. Ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass sie vieles vom Hörensagen erleben durfte und das nur zu Papier bringen musste.
Natürlich bleiben auch die ewig guten Ratschläge der Nachbarn, wie man was richtig macht, auch hier nicht aus.

Rund um den Grill erfährt man ebenfalls Episoden der Familie, bei denen man nur grinsen kann.
Öffentliche Grillplätze werden dabei ebenso erwähnt wie das Überzeugen von Ernährungsfanatikern, der Erweiterung des Grillgutes, ob es da um Fleisch geht, wie Nutria oder Krokodilschwänze oder eben Alternativen zu Fleisch.

Die Autorin hat eine Menge Wissen zusammengetragen und versteht es, den Leser nicht nur zu unterhalten. Das ein oder andere informative mag hängenbleiben, wenn man selbst vor einigen der anstehenden Entscheidungen stehen sollte.

Ich persönlich habe mich gut unterhalten mit dem Buch, auch schon von der Tatsache her, dass Pleiten, Pech und Pannen, betreffen sie andere, doch sehr lustig sind.

Ein Buch zur rechten Zeit, jetzt, wo die Grillsaison so richtig losgeht. Beim Lesen bekommt man nicht nur Lust, selbst die Grillzange in die Hand zu nehmen, man spürt förmlich, wie einem das Wasser im Mund zusammenläuft.

Wo zum Geier ist mein Elektrogrill, der Balkon wartet!

Bewertung vom 06.04.2017
Neben der Spur, aber auf dem Weg
Teichert, Mina

Neben der Spur, aber auf dem Weg


ausgezeichnet

ADS oder ADHS zu haben, war für mich bislang gleichzusetzen mit dem Gedanken an ein hyperaktives Kind, das nicht stillsitzen kann, ein Zappelphillip sozusagen. Wie verkehrt ich mit dieser Meinung lag, zeigte mir die Autorin Mina Teichert in ihrem Buch auf.

Sie selbst ist betroffen von dieser Krankheit, denn sie leidet unter ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom). Dass es bei ihr erst sehr spät diagnostiziert wurde, sie war bereits über 20, liegt daran, dass ihr zum bekannten ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom / Hyperaktivitätssyndrom) die Hyperaktivität fehlt. Diese fehlt bei Mädchen sehr oft, so dass es nicht wundert, dass eine Erkennung der Krankheit fast dem Zufall gleicht.

In ihrem neuen Buch lässt die Autorin den Leser teilhaben an ihrem Leben und dem leben mit ADS. In dem Buch stecken 90% Mina Teichert drin, die restlichen 10% wurden angepasst.

Mina Teichert ist sehr offen mit dem, was sie von sich preisgibt. Viele private Dinge haben in dieses Buch gefunden, nicht alles war lustig.
Sie erzählt von ihrer Kindheit und ihren Wahrnehmungen, die niemand nachvollziehen konnte. Sie hatte es schwer, fand doch für sie ständig eine Reizüberflutung statt, gegen die sie versuchte, anzukämpfen. Wutausbrüche, verbale unflätige Kommunikation und auch vor Gewalt schreckte sie nicht zurück.
Dass sie anders war als andere, merkten auch andere Kinder, von denen sie auch teilweise gemobbt wurde. Eine Integration, zum Beispiel die Aufnahme in die Kita, führte nicht zum Ziel, sie schrie alles zusammen, so dass ihren Eltern nichts anderes übrig blieb, als sie wieder abzuholen, vor der Zeit.
Sie fühlt sich bei altbewährtem wohl, Überraschungen oder Änderungen grenzen an Reizüberflutung, mit der sie sehr schlecht umgehen kann.

Durch die Aufnahme von vielen Eindrücken auf einmal verliert sie sich selbst, sie träumt vor sich hin und achtet nicht mehr auf die Umwelt, was letztendlich zu unendlich vielen Missgeschicken und Unfällen führt.
Nicht mehr lustig war beispielsweise die Tatsache, dass sie mit ihrem Mann im Auslandsurlaub bei einem Arzt landete, der ihren Mann schon fast der häuslichen Gewalt bezichtigte, nachdem er einen Blick auf ihre Röntgenbilder genommen hatte.

Mina merkte selbst, dass sie anders tickt als andere. Die Frage, was mit ihr nicht stimmt, bestimmt auch ihr Leben.
Sie hat große Probleme, was das Berufsleben angeht, Partnerschaften gehen nicht ohne Komplikationen vonstatten.
Sie fühlt sich missverstanden, nicht nur von ihren Eltern. Falsche Diagnosen von Ärzten führen sie in die Psychiatrie und lassen sie Therapien machen, die nichts bringen. Medikamente werden verordnet und es dauert lange, zu lange, bis die eigentliche Diagnose gestellt wird.
Aber selbst von dem Zeitpunkt an ist es für sie nicht leicht, alles kommende zu bewältigen.

An all dem lässt die Autorin den Leser teilhaben. Auf humorvolle Art beschreibt sie nicht nur ihren Lebensweg, sondern zeigt auch die Seiten der Krankheit auf.
Betroffene oder Angehörige von Betroffenen werden viele Dinge wiedererkennen bzw. können sich hier Hilfe holen.
Am Ende des Buches wartet sie noch mit einem Ratgeberteil auf, der Hinweise und Tipps gibt, wohin man sich wenden kann, wie man die Krankheit erkennen kann und vieles mehr.

Ich war überrascht, wie vielseitig die Krankheit ist und auch, dass sich diese nicht immer mit der Zeit verliert. Es gibt Menschen wie Mina, die lebenslang mit dieser Krankheit leben müssen.
Sie hat in ihrem Buch nichts beschönigt, Dinge erzählt, die betroffen machen.

Es ist ein Buch, das nicht nur unterhaltsam geschrieben ist, es vermittelt auch Wissen zu einem ernsten Thema.
Ich kann es nur weiterempfehlen und das nicht nur an Betroffene, sondern auch an Menschen wie mich, die sich bislang um diese Krankheit keine Gedanken gemacht hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2017
Ein Zimmer über dem Meer
Paul, Dana

Ein Zimmer über dem Meer


ausgezeichnet

Als Kims Verlobter Jake mit dem Flugzeug über dem Meer abstürzt, bricht für sie eine Welt zusammen. Ein Leben ohne ihn ist für sie unvorstellbar geworden, so dass sie beschließt, ihrer großen Liebe in den Tod zu folgen.
Sie sucht sich eine Klippe, die in der Nähe des Absturzortes liegt, und will dort ihrem Leben ein Ende bereiten. Während sie noch zögernd auf der Klippe steht, kommt die alte Janet vorbei und verhindert den Sprung.
Janet, die in der Nähe der Klippen wohnt, nimmt Kim mit zu sich, wo diese zur Ruhe kommen soll.
Ihr Enkel Dan, der in regelmäßigen nach seiner Großmutter sieht und für sie Besorgungen macht, ist von dieser Idee so gar nicht begeistert, denn niemand weiß, wo die Fremde her kommt und was sie im Schilde führt.
Kim ist noch lange nicht soweit, ihr Vorhaben aufzugeben, da gibt ihr Janet ein altes Tagebuch, in dem sie eine Geschichte aus ferner Zeit zu lesen bekommt.
Es ist das Tagebuch, in der die stumme Leandra ihren Leidensweg mit einem ungeliebten Ehemann aufgezeichnet hat. Auch sie wollte einst von der Klippe springen und wurde gerettet.
Aber was soll Kim mit der Geschichte anfangen, wird sie ihr helfen, die richtige Entscheidung zu treffen?...

Das Pseudonym Dana Paul ist der bekannten Autorin Corina Bomann zuzuordnen, dessen Bücher mich immer wieder in ihren Bann ziehen.
So geschehen auch mit diesem Buch, das den Leser an die Küste Cornwalls bringt.

Klippen haben ihren eigenen Reiz. Sie liegen meist in einer wundervollen Landschaft mit Blick aufs Meer, aber sie können auch Orte des Todes werden, nämlich genau in dem Moment, in dem man sich von ihnen zu stürzen gedenkt.
Mit genau diesem Ziel sucht sich Kim die Klippe aus, von der sie ihrem verstorbenen Verlobten Jake in den Tod folgen will. Bevor sie jedoch ihr Vorhaben in die Tat umsetzen kann, wird sie von Janet von den Klippen weggebracht.
Während Kim noch in den ersten Tagen nach ihrem verschobenen Vorhaben vor sich hin brütet, versucht Janet sie wieder zu erden.
Mit dem Tagebuch von Leandra, das sich seit 200 Jahren im Besitz ihrer Familie befindet, hofft sie auf ein Umdenken Kims, in dem sie es ihr zum lesen gibt.
Kim ist fasziniert von der Geschichte, die aber Fragen offen lässt und denen sie nun auf die Spur geht.

Ein weiterer wundervoller Roman der Autorin Corina Bomann, der sich nicht nur um Trauer, Verlust und Resignation dreht, sondern der auch Hoffnung, Liebe und Glauben wiederspiegelt.

Dan, der Kim anfangs mit widerstrebenden Gedanken und Gefühlen begegnet und glaubt, dass sie seine Großmutter nur ausnutzen will, wird sich besinnen und auf Kim bauen, als Not am Mann ist.

Der Autorin gelingt es mühelos, den Leser mit nach Cornwall zu nehmen. Man spürt förmlich, wie der Wind einem um die Nase weht und der Geruch des Meeres ist fast greifbar.
Eine traumhafte Kulisse, sympathische Protagonisten und eine Story, die den Leser nicht nur die gegenwärtigen Ereignisse erleben lässt, sondern ihn auch mit in eine Vergangenheit zieht, runden das Bild ab.
Man mag das Buch nicht aus der Hand legen, zumindest ging es mir so. Ich wollte wissen, wie es Kim ergehen wird und auch, was mit Leandra passiert ist.

Ob alle Fragen geklärt werden, müsst ihr schon selbst herausfinden.
Ich spreche für dieses Buch eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 04.04.2017
Winterblüte
Bomann, Corina

Winterblüte


ausgezeichnet

Anfang Dezember 1902 findet Christian Baabe eine schiffbrüchige Frau am Strand des Ostseebades Heiligendamm. In ihren Händen hält sie einen Zweig, den sie sich auch nicht wegnehmen lässt.
Christians Familie führt in Heiligendamm das Hotel Baabe, wohin er auch die junge Frau mitnimmt.
Sie jedoch weiß weder, wo sie herkommt noch wie sie heißt. Mit dieser Tatsache ist sie Christians Mutter ein Dorn im Auge.
Die junge Frau freundet sich mit Christians Schwester Johanna an. Diese soll nach dem Willen ihrer Eltern demnächst verheiratet werden - mit einem Mann, den sie nicht liebt. Die Familie ihres Liebsten ist mit ihren Eltern seit ewigen Zeiten im Streit, so dass keine Hoffnung besteht, den Mann heiraten zu können, den sie liebt.
Die junge unbekannte Frau wird von Johanna Barbara genannt, denn der Zweig, den sie in Händen hielt, ist ein Barbarazweig. An diese Tradition konnte sich die Fremde noch erinnern und erzählt Johanna davon.
Wer am 04.12. einen Obstzweig ins Wasser stellt und dessen Blüten zu Weihnachten aufgehen, soll im nächsten Jahr eine gehörige Portion Glück haben.
Johanna, die wegen der ungeliebten Hochzeit alles Glück der Welt brauchen kann, schneidet sich ebenfalls einen Zweig. Beide Frauen hoffen nun auf das große Wunder, denn gebrauchen können sie es beide...

Mit ihrem neuesten Roman entführt die Autorin Corina Bomann den Leser zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Heiligendamm.
Es ist eine Zeit, in der oftmals noch die Ehen nach dem Willen der Eltern geschlossen wurden. Da ging es nach Ansehen und Stand, persönliche Belange der zu Vermählenden waren nicht gewünscht.

So sind in diesem Roman Johanna und Christian die Leidtragenden. Johanna liebt einen Mann, den sie nie heiraten darf, da ihre Eltern in Streit liegen. Christian fühlt sich zu der fremden jungen Frau hingezogen, die in den Augen seiner Mutter nicht standesgemäß ist. Zudem weiß ja auch niemand, wo sie herkommt und was sie im Schilde führt.
Die Mutter unterbindet alles im Keim und drückt den Anfängen ihren eigenen Stempel auf.

Corina Bomann versteht es wieder einmal mehr, den Leser in ihren Bann zu ziehen.
Die Geschichte spielt in der Vorweihnachtszeit und bringt dem Leser auch die Tradition der Barbarazweige nahe. Mir war diese bislang völlig unbekannt, aber sie fasziniert mich, so dass ich mich im kommenden Dezember auch einmal daran versuchen werde.

Die Protagonisten des Romans kommen dem Leser sehr authentisch vor. Man lernt die sympathische Fremde kennen, wie auch die Geschwister Johanna und Christian und kann sich sehr gut in sie hineinversetzen. Man nimmt als Leser an ihren Schicksalen Anteil und wünscht ihnen nur das allerbeste.
Bei den Eltern reicht es leider nur bis zum Kopfschütteln, die zwar selbst seinerzeit aus Liebe geheiratet haben, dies aber ihren Kindern verwehren wollen.
Die Sympathieträgerin des Buches ist für mich die fremde Frau, die Barbara genannt wird. Sie kommt zu Leuten, die sie nicht kennt, in eine ihr unbekannte Umgebung und weiß nicht, wer sie ist. Sie versucht verzweifelt, sich zu erinnern. Auch die Anfechtungen von Christians Mutter nimmt sie ruhig und beherrscht auf, beugt sich allem, was ihr dort widerfährt, ohne aufzubegehren. Sie zeigt eine Größe, die bewundernswert ist und die sie absolut liebenswert erscheinen lässt. Eine Frau, die man selbst gern als Freundin hätte.

Ein wunderbarer Roman, den man nicht aus der Hand legen möchte. Man leidet, liebt und agiert mit den Protagonisten und ist sofort mittendrin im Geschehen.
Der Schreibstil der Autorin macht es möglich, das Buch genießen zu können. Es gibt keine Längen oder Schnörkel, die es künstlich in die Länge ziehen, da ist jede Zeile es wert, gelesen zu werden.

Das Cover des Buches ist ausgesprochen gelungen. Die Blüten werden mit kleinen glitzernden, in Gold gehaltenen, Tupfen umrahmt, die etwas erhaben auf dem Cover zu finden sind.

Auch für dieses Buch spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 04.04.2017
Ohne Ziel ist der Weg auch egal
Grünig, Michaela

Ohne Ziel ist der Weg auch egal


ausgezeichnet

Für Lenja bricht eine Welt zusammen, als ihr Freund Ben die Beziehung beendet und sich gleichzeitig für "Ärzte ohne Grenzen" verpflichtet.
Sie kann es nicht verstehen. Zu ihrem Glück geht es für ihn aber nicht gleich los, denn er wird vorher noch kurze Zeit als Vertretung in einem Seniorenheim als Arzt arbeiten, dem Seniorenheim, in dem auch seine Oma untergebracht ist.
Lenja, die Drehbuchautorin und auch immer auf der Suche nach neuen Ideen ist, sieht ihre Gelegenheit gekommen, sich in das Seniorenheim einzuschleichen.
Kurzerhand lässt sie sich in die 76-jährige Karla verwandeln und zieht ins Heim ein, um ihrem Liebsten näher zu sein und auf den Zahn zu fühlen. Optimalerweise will sie Ben natürlich zurückgewinnen.
Wird ihr das gelingen?...

Was für ein herrlicher erfrischender Roman, war mein erster Gedanke, als ich das Buch endgültig zuklappen konnte.

Auf die Idee, sich in eine alte Frau zu verwandeln, um die Liebe eines Mannes zurückerobern zu können, muss man erst einmal kommen.
Lenja hat sich da in etwas verrannt, sie will Ben zurückerobern. Ihre Hoffnung ist, durch ihre Maskerade zu erfahren, warum er sie verlassen hat und wie sie ihn zurückbekommen kann.
Ihre zwei engen Freunde denken, dass sie einen Knall hat und auch genau das war mein Gedanke.

Natürlich geht nicht alles glatt, denn wie will sie zum Beispiel einem Pfleger erklären, dass sie nicht überall altersgemäß aussieht? Nur ihre Hände wurden Dank einer Creme auf alt getrimmt, die Arme, wo dieser Blut abnehmen wollte, nicht. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich der Blutabnahme zu verweigern. Auch noch andere nette Begebenheiten gibt es, die Lenja in Bedrängnis geraten lassen, dem Leser aber ein schadenfrohes Lächeln ins Gesicht drücken.
Sicher umschifft sie jedoch jede Herausforderung.

Sie lernt ihre Mitsenioren kennen, ihre Macken und Eigenheiten und muss feststellen, dass diese gar nicht so trottelig daherkommen wie gedacht. Ja im Gegenteil, sie bekommt von diesen auch noch Unterstützung.

Dann gibt es im Heim Unregelmäßigkeiten, Pflegekräfte werden verletzt. Lenja, die immer auf der Suche nach neuen Ideen für ihre Drehbücher ist, wittert die Gelegenheit, hier spannenden Stoff recherchieren zu können. Das ganze ist nicht ganz ungefährlich.

Lenja als Protagonistin war anfangs nicht ganz mein Fall, sie war mir zu fixiert auf ihren Verflossenen, da sie an nichts anderes mehr dachte.
Im Laufe der Geschichte entwickelte sie sich aber zu einer Frau, die ich mochte und die ich sehr gern begleitet habe.

Obwohl es hauptsächlich um Lenja und ihren Vorsatz, Ben zurückzuerobern geht, erhält Tim, Lenjas Freund und Kollege, einen eigenen Erzählstrang. Da Lenja einfach in Urlaub gegangen ist, muss er nun die fehlenden Drehbücher schreiben und die Firma am laufen halten, was ihm zunehmend schwer fällt. Zumal ihm auch noch Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.

Es ist ein Roman, mit dem ich mich sehr gut unterhalten fühlte. Ein Buch, bei dem man die Seele baumeln lassen kann und die man einfach auf sich wirken lässt. Man kann locker abschalten und sich einfach auf sie einlassen.
Ein Liebesroman mit ein paar kriminellen Aspekten, bei dem man sich keinen Moment langweilt, im Gegenteil, man will als Leser wissen, wie es ausgeht und mag das Buch gar nicht aus der Hand legen.

Ein tolles Buch für zwischendurch, das ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 04.04.2017
Das U-Boot auf dem Berg
Fasshauer, Ulrich

Das U-Boot auf dem Berg


sehr gut

Mauritius ist ein Einzelgänger, der keine Freunde hat. Er ist fast 12 Jahre alt und wird in der Schule der Blobfisch genannt. Den Namen haben ihn Klassenkameraden gegeben, als er sich einmal zu einem Thema in der Schule gemeldet hatte, das ihn wirklich interessierte.
Mauritius ist fasziniert von der Tiefsee, liest darüber sehr viel und weiß recht gut bescheid.
Er hat eine imaginären Freund, Herrn Glimm. Das ist ein Fantasiefisch, der Mauritius' Kummer auffrisst
Sein 12. Geburtstag steht an und seine Eltern fragen ihn, was er sich denn wünschen würde. Er wünscht sich ein U-Boot, denn Fußbälle hat er schon, obwohl er Fußball nicht einmal mag. Seine Eltern sind enttäuscht.
Eines Tages ist plötzlich sein durchgeknallter Onkel da und zieht vorübergehend in Mauritius' Zimmer, was dieser nicht ganz so toll findet.
Aber er merkt recht schnell, dass sein Onkel so ganz anders ist als andere Menschen, verrückt und ein wenig gaga. Aber Langeweile gibt es bei ihm nicht und das macht ihn zum Favoriten von Mauritius, der nur noch eins will, auch so verrückt sein wie sein Onkel.

Als sein Geburtstag naht, würde er gern Mieke, die Nachbarstochter, einladen, aber so richtig traut er sich nicht. Das Ende vom Lied ist, dass er die gesamte Klasse einlädt und der Onkel das Chaos komplett macht, denn er hat ein ganz besonderes Geschenk für Mauritius...

Mauritius ist ein Junge, der es schwer hat. Er wohnt mit seinen Eltern in einer alten Mühle und muss nun sein Zimmer räumen, als urplötzlich Onkel Christoph vor der Tür steht. Aber mit dem Onkel ändert sich sein Leben komplett. Dessen Ideen treffen nicht immer auf seine Zustimmung, schon gar nicht, wenn er mit ihm zur Schule kommt. Aber was hat er an sich, dass die Leute ihn trotzdem mögen, selbst seine Lehrerin? Onkel Christoph ist anders, fast immer gut drauf und nimmt sich Zeit für Mauritius. Das ist etwas, was seine Eltern sehr selten haben. So ist es nicht verwunderlich, dass er viel Zeit mit seinem Onkel verbringt und diesen verehrt.
Aber die Sache hat einen Haken, nicht alle Ideen sind wirklich gut überlegt. Einige sind sogar gefährlich, die Mauritius letztendlich wieder zum Alleingänger stempeln.

Ein ungewöhnliches Kinderbuch, das der Autor Ulrich Fasshauer hier vorlegt. Er erzählt die Geschichte eines Jungen, der für die Tiefsee lebt und sich mit diesem Hobby ins Ausseits manövriert hat.
Erst als sein Onkel auftaucht, kommt er ein wenig aus seiner Ecke heraus und wird offener und mutiger.
Mauritius lernt mit der Wesensart seines Onkels umzugehen und muss später sogar erkennen, wie er wirklich ist.

Es ist ein Buch über Freundschaft, Krankheit und erste Verliebtheit und wurde für 10 - 12-jährige Kinder geschrieben. Die Geschichte zeigt auch, dass man an seine Träume glauben soll und dass sie vielleicht ja doch einmal in Erfüllung gehen.