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Benutzername: 
Shanna
Wohnort: 
W.

Bewertungen

Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2018
Vier.Zwei.Eins.
Kelly, Erin

Vier.Zwei.Eins.


ausgezeichnet

Der schmale Grat zwischen Lüge und Wahrheit!
In diesem Roman mit spannenden Thriller-Elementen geht es um Laura und Kit, die bei einer Sonnenfinsternis in Cornwall Zeugen einer (vermeintlichen oder tatsächlichen?) Vergewaltigung werden. Durch ihre Beobachtungen geraten sie in einen Strudel aus Lügen und Wahrheiten, die weitreichende Auswirkungen auf ihr zukünftiges Leben haben werden. Laura kommt zunächst in einen engen Kontakt zu Beth, dem Opfer, doch dann häufen sich Ereignisse, die sie an deren Glaubwürdigkeit zweifeln lassen. Jamie, ein Junge aus reichem Hause mit einer angesehenen Familie im Rücken, beteuert wiederholt seine Unschuld, doch für Laura steht fest, dass er der Täter ist. Es beginnt eine psychologische Achterbahnfahrt aus verschiedenen Blickwinkeln, die diese vier Menschen mit ihren unterschiedlichen, subjektiven Meinungen verbindet und die den schmalen Grat zwischen Opfern und Tätern atemberaubend überspannt!

Mir hat der eindringliche Schreibstil, der die beklemmende Atmosphäre deutlich macht, total gut gefallen und verleiht dem Buch eine ungeheure Sogwirkung, die mich beim Lesen sofort erfasst hat. Man erlebt die Ereignisse aus der Sicht von Laura und Kit in zeitlich wechselnden Rückblenden und einer aktuellen Zeitebene. Ich war am Anfang etwas verwirrt durch die zeitlichen Sprünge, aber nach ein paar Kapiteln blickt man durch und kann der Handlung gut folgen.

Die Charaktere sind klar umrissen und gut nachvollziehbar beschrieben, auch wenn man über ihre Rollen noch etwas im unklaren gelassen wird. Das ist aber gerade das Spannende, wenn man noch nicht genau weiß, wem man glauben soll und wer ein falsches Spiel spielt. Ich finde es sehr interessant, wenn man darüber selbst spekulieren kann.
Es passierten dann auch einige überraschende Wendungen, die dafür gesorgt haben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Die Autorin hat mich ständig an jeder Person zweifeln lassen und ich war während der Handlung immer hin- und hergerissen, wem ich jetzt glauben soll.

Zum Schluss folgt dann noch ein atemberaubender Höhepunkt, der die Rollen noch einmal neu verteilt und nach dem vieles nicht mehr so ist, wie es am Anfang den Anschein hatte. Bis auf ein paar Kleinigkeiten wird alles sehr stimmig, nachvollziehbar und zufriedenstellend aufgelöst. Eine hervorragend entwickelte und spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 04.08.2018
Undying - Das Vermächtnis
Spooner, Meagan;Kaufman, Amie

Undying - Das Vermächtnis


ausgezeichnet

In einer fernen Zukunft ist das Leben auf der Erde bedroht. Doch mit Hilfe eines Portals reisen ein paar Auserwählte (und etliche "blinde" Passagiere) nach Gaia, einem entfernten Planeten auf dem ein Geheimnis verborgen ist, was der Menschheit das Überleben sichern könnte. Die "Unsterblichen" haben dort Hinweise auf ihre Technik hinterlassen, mit deren Entschlüsselung schon das Portal gebaut werden konnte. Nun machen sich neben den wissenschaftlichen Forscherteams auch Plünderer auf den Weg, in der Hoffnung auf schnellen Reichtum. Mia möchte mit dem Geld nur ihre Schwester auf der Erde freikaufen und trifft bei ihrer räuberischen Mission auf Jules, dem die Rettung der archäologisch wertvollen Artefakte und ihre Deutung am Herzen liegen. Trotz ihrer verschiedenen Herkunft und ihrer gegensätzlichen Ziele, erkennen sie bald, dass sie zusammenarbeiten müssen, um in dieser unbekannten Welt zu überleben...

Die Geschichte beginnt gleich sehr spannend und man erfährt aus den jeweils wechselnden Sichtweisen von Mia und Jules, in welcher Situation sich jeder von ihnen befindet. So kann man sich gut in sie hineinversetzen und erfährt, warum sie auf Gaia sind. Dabei haben mir besonders gut die Dialoge zwischen den beiden gefallen, die schlagfertig und mit trockenem, englischen Humor gewürzt, viel Spaß machen. So nennt sie ihn andauernd "Oxford" in Anspielung auf seinen Akzent und auch wenn er sich manchmal wie ein verpeilter, lebensuntüchtiger Wissenschaftler verhält, kann er ihr doch oft einfallsreich kontern.

Der Schreibstil ist sehr anschaulich und mitreißend. Man sieht die Handlung fast wie einen Film ablaufen, dem ein Hauch der Abenteuer von Indiana Jones anhaftet. Es gibt Tempel zu erforschen, Schriftzeichen zu entschlüsseln, Rätsel zu lösen, Fallen zu umgehen und gegen eine Gruppe skrupelloser Plünderer zu kämpfen, die sie hartnäckig verfolgen. Dabei ist nicht immer klar, wer sich auf wen verlassen kann oder ob nicht doch jemand ein doppeltes Spiel spielt. Die Beweggründe hierfür, waren für mich stets glaubwürdig und nachvollziehbar.

Auch wenn die Handlung sich zwischendurch etwas langatmig gestaltet und ich mir gewünscht hätte, etwas mehr über die Entwicklungen auf der Erde zu erfahren, die zu ihrem Untergang führen werden, konnte mich dieses Weltraumabenteuer überzeugen. Die taffe Mia und der geniale Jules sind jedenfalls ein interessantes, sympathisches Gespann und nach einer unerwarteten und atemberaubenden Wendung am Ende, freue ich mich schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 31.07.2018
Ein Roboter kommt selten allein
Install, Deborah

Ein Roboter kommt selten allein


ausgezeichnet

Menschen und Roboter im Gefühlschaos!
Dies ist die Fortsetzung der Geschichte des kleinen Roboters Tang, der eines Tages bei Amy und Ben im Garten lag. Man sollte den ersten Teil "Der Roboter der Herzen hören konnte" unbedingt vorher gelesen haben. Es gibt in diesem Buch so viele Bezüge zu den vorherigen Ereignissen, dass man sich einigen schönen Lesemomenten und Aha-Erlebnissen berauben würde, wenn man sie nicht kennen würde. Außerdem sind diese Vorkenntnisse wichtig, um die Handlung verfolgen zu können, die fast nahtlos an das erste Buch anschließt.

Tang ist mittlerweile fester Bestandteil der Familie und man hat sich aneinander und die jeweiligen Eigenarten mehr oder weniger gewöhnt. Doch der Friede wird jäh gestört, als eines Tages ein weiterer Roboter im Garten auftaucht. Es stellt sich heraus, dass "Jasmine" von Tangs Erfinder geschickt wurde, der sein Eigentum immer noch zurückhaben will. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht!

Diese Bücher sind für mich eine angenehme Überraschung und gleichzeitig Highlight des Jahres. Die Autorin versteht es meisterhaft, den intelligenten und empfindsamen Robotern Leben einzuhauchen und ihnen eine sympathische und liebenswerte Ausstrahlung zu verleihen. Sie stehlen den menschlichen Protagonisten in fast jedem Kapitel die Schau, obwohl diese ebenfalls hervorragend charakterisiert sind. Dafür reichen minimale Beschreibungen der Personen aus, was sich sehr befreiend auf den Lesefluss auswirkt. Das Beste sind die oft herrlich skurrilen Dialoge, die Tang mit seiner Kleinkindlogik zu einem Vergnügen werden lässt und Ben an den Rand der Verzweiflung treibt. Charmant und einfallsreich wickelt Tang seine Familie um den Finger und bekommt am Ende fast immer, was er will.

Die Beziehung zwischen Amy und Ben hat sich durch die Geburt von Bonnie nicht wesentlich verändert. Sie sind zwar räumlich zusammen und verstehen sich gut, doch von einer wieder aufflammenden Liebe sind beide noch weit entfernt. Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Autorin die Situation realistisch beleuchtet und nur an den passenden Stellen die richtige Dosis Romantik verwendet hat.

Am Ende wird es dann noch richtig spannend und man bangt mit Menschen und Robotern, ob die Geschichte einen guten Ausgang haben wird. Ich kann dieses Buch und auch seinen Vorgänger uneingeschränkt jedem empfehlen, der ungewöhnliche, witzige und herzerwärmende Liebesgeschichten mag.

Bewertung vom 17.07.2018
Goldener Zorn / Children of Blood and Bone Bd.1
Adeyemi, Tomi

Goldener Zorn / Children of Blood and Bone Bd.1


gut

Zélie lebt als eine von der Gesellschaft als minderwertig angesehene Diviné in einer Welt, aus der die Magie fast vollständig verbannt wurde. Ihre schwarze Haut und die weißen Haare sind das äußere Anzeichen für ihre Abstammung von den Clans der Maji. Alle erwachsenen Maji, die mit den verschiedensten Kräften gesegnet waren, wurden vom König und seinen Soldaten ermordet. Die Kinder wurden verschont, da bei ihnen die Magie erst mit 13 Jahren durch eine Beschwörung und mit Hilfe von magischen Artefakten erweckt werden muss und sie somit keine Gefahr für das Königreich darstellen. Als "Made" beschimpft und mit hohen Steuern bestraft, versucht Zélie sich und ihre Familie in diesem ungerechten System zu behaupten. Prinzessin Amari und ihrem Bruder Inan stehen im Palast zwar alle Reichtümer zur Verfügung, sie leiden aber ebenfalls unter der Härte ihres Vaters und den königlichen Zwängen. Aber das Leben der drei Jugendlichen ändert sich mit einem Schlag, als Amari ihren Vater bei einer vertraulichen Unterredung mit der Kommandantin seiner Soldaten belauscht...

Der Beginn der Handlung konfrontiert den Leser mit einer faszinierenden und fremdartigen Welt, die aber für meinen Geschmack nicht ausreichend genug beschrieben wird. Viele schöne Ideen der Autorin werden leider zu spärlich ausformuliert und auch die Charaktere der drei Protagonisten bleiben zu oberflächlich, um sich in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen zu können.

Dafür überschlagen sich gerade am Anfang die Ereignisse und das Erzähltempo ist sehr hoch, was einerseits spannend zu lesen ist, bei mir aber den Eindruck erweckte, dass die Autorin ihre Ideen ganz schnell "verarbeiten" wollte und die Handlung deshalb auf mich überhastet und nicht ganz durchdacht wirkte. So kam es zu einigen unglaubwürdigen und unlogischen Schilderungen. Ich lasse mich sehr gerne von magischen Geschichten und Märchen verzaubern, aber da keine Magie im Spiel sein sollte, fand ich viele Szenen zu unrealistisch und naiv geschrieben. Diese Punkte haben mein Interesse an der Handlung sehr abgeschwächt und auch wenn dann in den letzten Kapiteln samt einem furiosen (offenen) Ende wieder eine deutliche Verbesserung gegenüber dem enttäuschenden Mittelteil zu spüren ist, empfand ich die gesamte Entwicklung der Story und der Charaktere als zu glatt und oberflächlich.

Das Buch hat mich zwar ganz gut unterhalten und besitzt einige interessante Ansätze, die mir gut gefallen haben, doch die Umsetzung empfand ich als weniger gelungen. Ich kann den bisherigen Hype um das Buch nicht nachvollziehen.

Bewertung vom 28.06.2018
Der magische Dolch / Podkin Einohr Bd.1
Larwood, Kieran

Der magische Dolch / Podkin Einohr Bd.1


sehr gut

Anspruchsvolle Tier-Fantasy!
Wie es der Titel schon beschreibt, ist der einohrige Kaninchenjunge Podkin der unfreiwillige Held der Geschichte. Als Nachfolger des Stammesführers glaubt er, sich ein faules Leben leisten zu können und schwänzt viele Unterrichtsstunden im Schwertkampf und andere für Kaninchen lebenswichtige Lektionen. Doch sein beschauliches Dasein im behaglichen Bau endet jäh, als das schreckliche Volk der Gorm den Bau stürmt und er mit seinen Geschwistern fliehen muss. Ihnen bleibt nur ein magischer Dolch und so schlagen sie sich, immer gejagt von den bösen Gorm-Kriegern, allein durch eine kalte und gefährliche Welt...

Das Buch beginnt sehr harmonisch damit, dass ein wandernder Barde zu Frostnachten einigen Kaninchenkindern die Geschichte von Podkin erzählt. Doch spätestens wenn er von den grausamen Taten der Gorm berichtet, merkt man, dass es keine harmlose und niedliche Kindergeschichte wird. Auch die spätere Erklärung, wie Podkin sein Ohr verloren hat, ist schon heftig und könnte sensible Kinder verstören.

Ein wenig verwirrend für junge Leser könnte auch die verschachtelte Handlung sein, die zum Teil aus der Erzählung einer Geschichte aus einer Geschichte besteht. Ansonsten ist es eine großartig konstruierte und gut durchdachte Story mit liebenswerten Charakteren, in die man sich hineinfühlen kann. Dabei nehmen vor allem Zusammenhalt, Freundschaft und Hilfsbereitschaft einen großen Stellenwert ein und zum Schluss gibt es noch eine große Überraschung, wenn das Geheimnis um den erzählenden Barden gelüftet wird.

Mir hat die sehr anschauliche und sprachlich toll formulierte Fantasy-Geschichte aus dem Kaninchenreich ausgesprochen gut gefallen, aber ich würde sie nur für schon leseerfahrene und nicht zu zartbesaitete Kinder empfehlen.

Bewertung vom 23.06.2018
Hoffnung und Schicksal / Die Charité Bd.1
Schweikert, Ulrike

Hoffnung und Schicksal / Die Charité Bd.1


ausgezeichnet

Anschaulich geschrieben und gut recherchiert!
Von Ulrike Schweikert habe ich schon einige historische Romane gelesen, die mir sehr gut gefallen haben. Ihr Roman über die berühmte Berliner Charité hat mich noch mehr begeistert, weil man das Krankenhaus heute noch kennt und es sehr interessant zu lesen ist, wie es vermutlich früher dort zuging. Man verfolgt zum Beispiel die Schicksale einer Krankenwärterin, einer Hebamme, einer Gräfin und einigen Ärzten, die alle mit der Charité verbunden waren. Die Schilderungen sind sehr authentisch und lebendig geschrieben, so dass man mit den Charakteren mitfühlen kann und die Schwierigkeiten mit denen sie zu kämpfen hatten, hautnah miterlebt. Zum Teil sind die Personen erfunden, doch man begegnet auch einigen bekannten, historischen Persönlichkeiten, die der Geschichte eine zusätzliche Würze verleihen.

Mir haben besonders die Beschreibungen der damals praktizierten Heilmethoden gefallen, die aus heutiger Sicht barbarisch anmuten, doch zu dieser Zeit den neuesten Forschungen entsprachen. Die "Drehschleuder" und eiskalte Güsse gehörten dabei noch zu den harmloseren Verfahren, um psychische Leiden zu kurieren! Operationen ohne Narkose und die Unkenntnis über Viren und Bakterien führten bei vielen Patienten von unsagbarem Leid bis hin zum Tod, ohne dass die Ärzte etwas dagegen tun konnten. Doch es gab auch erfreuliche Erfolgserlebnisse, die vor allem Professor Dr. Dieffenbach zu verdanken sind, dessen Wirken an der Charité der Realität entspricht. So konnte er vielen Patienten durch seine neuartigen Operationsmethoden zu einem besseren Leben verhelfen. Es ist richtig spannend diese Entwicklungen mitzuverfolgen.

Bei allem medizinischem Fortschritt, den wir heutzutage zum Glück erreicht haben, hat mich aber die Tatsache beschäftigt, dass sich bei der Pflege nicht viel geändert hat. Auch damals waren Pflegekräfte durch lange Arbeitszeiten überfordert und wurden viel zu schlecht bezahlt, was zu Lasten der Patienten ging. Traurig, dass das in unserem modernen Gesundheitswesen immer noch der Fall ist!

Diesen unterhaltsamen, anschaulich geschriebenen und gut recherchierten Roman kann ich uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 11.05.2018
Schwestern für einen Sommer
Lyra, Cecilia

Schwestern für einen Sommer


sehr gut

Familienkonflikte hoch zwei!
Die Halbschwestern Cassie und Julie haben schon jahrelang nicht mehr miteinander gesprochen, obwohl sie als Kinder die besten Freundinnen waren. Als die Großmutter der beiden stirbt, vermacht sie ihnen ein Haus am Meer. Doch laut einer Klausel im Testament können sie das Erbe nur antreten, wenn sie einen Monat zusammen darin verbringen. Werden sie es schaffen, ihre Probleme zu lösen und sich wieder annähern oder geht der Plan der Großmutter schief?

Nach der Ausgangssituation des Romans erwartet man eine unterhaltsame Sommerlektüre und genau das bekommt man auch. Doch geht es hier nicht um eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Frauen, sondern um weitreichende Familienkonflikte, deren Auslöser schon in der Kindheit begründet liegt. Die Handlung wird meist abwechselnd aus der Sicht von Cassie und Julie erzählt, wobei man anhand der unterschiedlichen Schreibstile, gleich merkt, wer gerade erzählt.

Die Charaktere der beiden sind sehr unterschiedlich, aber man kann sich in jede sehr gut hineinfühlen. Sie haben beide unterschiedliche Probleme und Geheimnisse, die den Umgang miteinander zunächst sehr schwierig gestalten. Es gibt immer wieder Rückblicke in deren Kindheit und Jugend und man kann nach und nach immer besser verstehen, warum sie in diese ausweglos erscheinende Situation geraten sind.

Zwischendurch gibt es Stellen, die mich etwas genervt und den Lesefluss gestört haben, weil dort ein ständiges Hin und Her im Geschwisterkrieg stattfand. Doch das ist in meinen Augen der einzige Makel an dieser abwechslungsreichen und tiefgründigen Geschichte, die am Ende sogar mit zum Teil überraschenden Wendungen und einem dramatischen Höhepunkt aufwartet.

Bewertung vom 02.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


sehr gut

Packende Story.
In einer von Männern dominierten Welt, in der Frauen so gut wie keine Rechte haben, wachsen die beiden Schwestern Nomi und Serina mit völlig unterschiedlichen Zielen heran. Serina wird schon seit ihrer Kindheit zur zukünftigen Grace erzogen. Ihre Familie hofft, dass sie vom Thronfolger erwählt und zukünftig im Palast ein gutes Leben haben wird. Ihre unscheinbare Schwester Nomi verrichtet Arbeiten im Haushalt und könnte ihre Schwester als Dienerin begleiten. Doch in ihr schlummert eine Rebellin und so lässt sie sich von ihrem Bruder verbotenerweise das Lesen beibringen. Als die beiden tatsächlich in den Palast eingeladen werden, kommt es zur Katastrophe...

Die Handlung ist von Anfang an spannend und man verfolgt mit Neugier das atemberaubende Geschehen. Obwohl die Charaktere nur sehr spärlich beschrieben werden, kann man sich gut in die Lage der Protagonistinnen hineinversetzen. Es wird abwechselnd aus der Sicht von Serina und Nomi beschrieben, wobei gerade am Anfang für meinen Geschmack ein paar Informationen über die Welt in der sie leben, hilfreich gewesen wären. Dadurch kommt zwar ein rasantes Lesetempo zustande, was auch zu keiner Zeit Langeweile aufkommen lässt, doch ich hätte gerne ausführlichere Beschreibungen der Personen und ihrer Umgebung gehabt. Mir gefallen in diesem Zusammenhang auch Landkarten sehr gut, mit deren Hilfe man sich die Handlungsorte besser vorstellen kann. Leider ist hier keine vorhanden.

Trotz der dürftigen Beschreibungen hat mich die Story gepackt und begeistert. Der Autorin ist es gelungen, mich mit unerwarteten Wendungen und bemerkenswerten Entwicklungen zu überraschen. Einige der Nebencharaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich freue mich darauf, ihnen in der Fortsetzung wieder zu begegnen. Das Buch endet nach einem actiongeladenen Höhepunkt mit einem neugierig machenden Cliffhanger und ich bin sehr gespannt wie es weitergehen wird. Leider muss ich mich bis zum Erscheinen des zweiten Teils noch voraussichtlich bis zum Herbst nächsten Jahres gedulden, aber ich werde auf jeden Fall weiterlesen.

Bewertung vom 12.04.2018
Alles kann, Liebe muss
Bauerfeind, Katrin

Alles kann, Liebe muss


ausgezeichnet

Katrin Bauerfeind schreibt ein Buch über die Liebe - ein alter Hut, oder gibt es zu diesem altbekannten Thema noch etwas Neues zu sagen? Ja, gibt es tatsächlich!

Mit einem klaren Blick fürs Detail und viel Empathie beschreibt sie die ganz verschiedenen Arten der Liebe. Von ihrem Anfang und ihrem Ende, für Singles und für Paare, zur Heimat, zum Nächsten und zum Haustier. Teils sind die Geschichten selbst erlebt, wurden ihr erzählt oder sind ausgedacht. Zwischendurch gibt es sogar mal ein Gedicht oder die Bewerbung zur Bachelorette. Alles sehr unterhaltsam und immer mit einem Augenzwinkern.

Ich finde es sehr sympathisch, wie sie sich selbst und das Dasein nicht so Ernst nimmt und aus dem Leben gegriffene Szenen beleuchtet, die jeder schon mal in der einen oder anderen Art erlebt hat und sich daher genau vorstellen kann. Sie schreibt über ihre eigenen Unzulänglichkeiten, auch wenn sie manchmal peinlich sind und hält auch ab und zu den heutzutage gängigen und hippen Gepflogenheiten der Gesellschaft den Spiegel vor.

Besonders gut haben mir die Szenen aus ihrer schwäbischen Heimat gefallen. Sie kokettiert mit ihrer Herkunft und portraitiert die Eigenheiten dieses Menschenschlags pointiert und amüsant. Ein paar nachdenkliche und wehmütige Töne mischen sich ebenfalls unter die ansonsten sehr unterhaltsamen Geschichten und verleihen den Betrachtungen auf sehr angenehme Art und Weise den nötigen Tiefgang.

Mir hat dieses Buch ausnehmend gut gefallen und ich kann es jedem nur wärmstens an die Herzregion legen...

Bewertung vom 05.04.2018
DUMPLIN'
Murphy, Julie

DUMPLIN'


sehr gut

Niemand ist ohne "Makel"
Das Cover dieses Jugendromans ist mir gleich sehr positiv ins Auge gesprungen und es passt auch unheimlich gut zum Inhalt. Die 16-jährige Willowdean ist mit sich und ihrem Leben eigentlich sehr zufrieden. Mit ihrer besten Freundin Ellen teilt sie seit ihrer Kindheit nicht nur alle großen und kleinen Sorgen, sondern auch die Vorliebe für Dolly Parton und ihre Songs. Die Tatsache, dass Wills Figur etwas üppiger ausfällt als "normal", hat sie bisher nie gestört. Doch das ändert sich, als sich der sportliche Bo, in den sie heimlich verliebt ist, anscheinend auch zu ihr hingezogen fühlt. Beim Gedanken daran, dass er ihre Speckrollen berühren könnte, bekommt sie Panik. Und dann steht da auch noch der jährliche Schönheitswettbewerb in ihrer texanischen Kleinstadt an, den ausgerechnet ihre Mutter als Organisatorin betreut. Bisher hat sie sich nie dafür interessiert, denn sie hat ja sowieso keine Chance dort gut abzuschneiden, oder vielleicht doch?

Die Geschichte ist nicht unbedingt neu, aber die Art wie Will sie dem Leser aus ihrer Sicht präsentiert, lässt uns in ihre Gefühlswelt abtauchen und ihre Probleme hautnah miterleben. Jeder kennt die Situationen, in denen man die Angst hat, nicht perfekt zu sein oder der Norm zu entsprechen. Gerade bei Teenagern ist in dieser Hinsicht die Unsicherheit riesengroß und deshalb sind solche Bücher enorm aufschlussreich, um zu zeigen, dass niemand ohne Makel oder Selbstzweifel ist. Wichtig ist nur, dass man sich selbst so akzeptiert, wie man ist und sich durch nichts von seinen Zielen und Träumen abbringen lassen sollte.

Will befindet sich dazu noch in der bedauernswerten Lage, dass sie eine Mutter hat, die sie nicht versteht und ihr den Spitznamen "Dumplin" verpasst hat, was "Knödel" bedeutet. Da sie selbst früher einmal dick war, versucht sie ständig mit subtilen Hinweisen, Will zum Abnehmen zu bewegen. Leider ist Wills Tante, die für sie mehr wie eine Mutter war, kürzlich verstorben. Sie konnte sich viel besser in Will hineinversetzen und ihr mit weisen Ratschlägen zur Seite stehen, weil sie stark übergewichtig war und deshalb die Probleme aus eigener Erfahrung kannte. Ihr Tod lässt Will haltlos und verzweifelt zurück. Das unsensible Verhalten von Wills Mutter hat mich sehr schockiert. Nicht nur, dass sie ihre Tochter mit diesem schrecklichen Namen anspricht, ist sie auch noch besessen von diesem Wettbewerb, wo sie doch erkennen sollte, dass ihre Tochter gerade jetzt ihre Unterstützung nötig hätte.

Ich finde es generell ganz furchtbar, dass es diese Art von Wettbewerben überhaupt gibt, in denen die Schönheit bewertet wird. Aber ich kann auch verstehen, dass es für die Mädchen aus dieser Gegend ein ganz großes Ereignis ist, da sonst nicht viel Ablenkung oder Unterhaltung geboten wird. Mir hat es gut gefallen, dass durch Wills Mut, sich anzumelden, auch andere Mädchen die nicht als "schön" gelten, sich getraut haben mitzumachen. Das dabei dem einen oder anderen fiesen Mobber der Schneid abgekauft wurde, brachte die Handlung zu einem befriedigenden Ende.

Obwohl in diesem Buch einige, vor allem amerikanische Klischees, für meinen Geschmack etwas zu sehr strapaziert werden, kann ich es als eindrucksvolle und bereichernde Lektüre empfehlen.