Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Meggie
Wohnort: 
Mertesheim
Über mich: 
Ich lese gerne! Und diese Leidenschaft möchte ich teilen! https://www.meggies-fussnoten.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1147 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


sehr gut

Die 16jährige Rosalyn Quest, von allen Ross genannt, ist Teil einer Familie, die sich mit Diebstählen und Gaunereien über Wasser hält. Und dies so erfolgreich, dass ihre Familie die besten Aufträge in ganz Nordamerika bekommt. Dies zieht natürlich viele Feinde an, und als Ross' Mutter eines Tages entführt wird, muss Ross eine Milliarde Dollar auftreiben, um sie auszulösen. Nur gut, dass sie eine Einladung zum Thieves' Gambit erhalten hat. Wenn sie dies gewinnt, hat sie einen Wunsch frei. Und so macht sich Ross auf, gegen ihre 11 Mitstreiter anzutreten. Nicht wissend, dass sie auf eine Erzfeindin aus der Kindheit trifft und auf Devroe, der ihr mit seinem unwiderstehlichen Charme den Kopf verdreht ...

Das Buch fängt gleich mit einem Diebstahl an und zeigt deutlich, dass mit Ross nicht zu spaßen ist. Sie ist ein Vollprofi, was aber auch daran liegt, dass sie quasi die Veranlagung für Gaunereien, Diebstähle und Betrug in die Wiege gelegt bekommen hat. Denn ihre Familie kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Und Ross hegt noch nicht einmal Zweifel an dem, was sie tut.

Trotzdem möchte sie auch normal sein und hat sich, um endlich auch mal Zeit für sich zu haben, bei einem Sportcamp angemeldet, bei dem sie auch genommen wurde. Nur kann sie dies ihrer Mutter nicht erzählen, die dafür kein Verständnis hat. Also plant Ross, in einer Nacht- und Nebelaktion zu verschwinden und erst, wenn sie im Camp angekommen ist, ihrer Mutter Bescheid zu geben. Nur dass eine Entführung ihre Pläne vereitelt.

Ab da wird die Geschichte sehr rasant, denn Ross muss sich nun entscheiden. Nicht, ob sie ihre Mutter rettet, sondern wie. Und da bleibt ihr fast nur, am Thieves' Gambit teilzunehmen, denn die geforderte eine Milliarde Dollar kann sie nicht so einfach aufbringen.

Die Autorin hat einen sehr flüssigen Schreibstil und zieht einem damit durch die Story. Es hat sehr viel Spaß gemacht, Ross auf ihrem Weg zu begleiten und mit ihr Coups zu planen, ihre Gefühle mitzuerleben und vor allem auch ein bisschen Ocean's Eleven zu spielen.

Ross ist taff und weiß, was sie will. Sie verteidigt die Ehre ihrer Familie, nimmt kein Blatt vor den Mund, weiß immer einen Ausweg und vor allem traut sie keinem. Fast keinem. Denn Devroe, dem sie beim Wettbewerb begegnet, lässt ihre Knie ganz schön weich werden. Und das führt dazu, dass sie auch anfängt, Fehler zu machen.

Auch wenn ich garantiert nicht dafür bin, dass nun alle Welt anfangen soll, Diebstähle auszuführen, schafft die Autorin es, dass einem die Mitspieler des Wettbewerbs anfangen, sympathisch zu werden. Ähnlich, wie bei Ocean's Eleven, wünscht man, dass der Coup klappt und die Diebe unbestraft davonkommen.

Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen, hab mitgelitten und mich auch ein kleines bisschen in Devroe verguckt.

Das Ende ist überraschend und zieht einem ein bisschen den Boden unter den Füßen weg. Und es kommt natürlich auch ein übler Cliffhanger, der aber hoffentlich bald mit dem im November erscheinenden zweiten Teil "Royal Gambit. Wer überleben will, darf niemandem trauen" aufgelöst wird.

Fazit:
Ein Wettstreit um die Krone der Diebe.

Bewertung vom 12.07.2024
Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


ausgezeichnet

Die 10jährige Aubry lebt mit ihren Eltern und ihren zwei Schwestern Ende des 19. Jahrhunderts in Paris ein sorgenfreies Leben. Eines Tages wird sie jedoch von einer mysteriösen Krankheit heimgesucht. Von da an kann sie nicht länger als drei, vier Tage an einem Ort verbringen. Und so beginnt eine Reise rund um die Welt, in der Aubry Orte besucht, die anderen verborgen bleiben. Solange sie in Bewegung ist, ist sie gesund, doch bleibt sie zu lange an einem Ort, holt die Krankheit sie mit aller Wucht ein. Und so reist Aubry und lernt dabei Menschen kennen, die ihr immer im Gedächtnis bleiben werden.

Welch ein zauberhaftes Buch, in dem wir uns mit der sehr sympathischen Aubry Tourvel, einer jungen Französin, aufmachen, die Welt zu erkunden. Denn Aubry kann nicht länger als drei, vier Tage an einem Ort verweilen. Bleibt sie zu lange, wird sie krank. Blut fließt aus Mund und Nase und sie fühlt sich schwach. Doch wenn sie sich in Bewegung setzt und den Ort, an dem sie gerade ist, verlässt, wird es besser.

Warum sie diese Krankheit hat, wird nicht richtig erklärt, aber im Laufe des Buches wird einem klar, was die Krankheit mit Aubry vorhat.

Wir starten in Frankreich, doch bald befinden wir uns in den entlegensten Ecken der Erde. Wir durchqueren die Wüste, besteigen die höchsten Berge, überqueren Meere und leben mit wilden Stämmen, erfahrenen Städtern, reizenden Dörflern und lernen immer wieder Personen kennen, die in Aubrys Leben eine größere Rolle einnehmen. Sei es die erste Liebe, die zweite Liebe, die beste Freundin oder einfach Menschen, die bei Aubry Eindruck schinden und ihr helfen, das Leben besser zu verstehen.

Dabei hat der Autor eine schon fast naive Art, alles zu erzählen, da ja aus Aubrys Sicht erzählt wird. Aubry ist sehr wissbegierig und saugt alle Informatioenn, die sie auf ihrer Reise erhält, in sich auf und weiß sie, auch in der Zukunft anzuwenden oder gar an andere weiterzugeben. Aubry geht auf jeden mit viel Offenheit und Ehrlichkeit zu und trifft dabei auf Menschen, die es ihr gleichtun. Daraus entstehen Freundschaften, die jedoch nicht lange anhalten, da Aubry ja wieder weiterziehen muss.

Nur Wenige verbringen mehr Zeit mit Aubry, in dem sie mitreisen oder ihr in der Not helfen, an andere Orte zu gelangen. Und dabei erzählt nicht nur Aubry ihre Geschichte, sondern sie erfährt auch die Geschichten ihres Gegenübers.

Die Story hat durchaus fantastische Elemente, allein schon wegen der mysteriösen Krankheit. Aber es kommt immer wieder zu Begebenheiten, die nicht in unsere Welt passen und doch so passend sind. Der Autor schafft es also, uns eine fiktive Geschichte zu erzählen, von der man am Ende glaubt, dass sie wirklich so geschehen ist.

Da wir uns am Ende des 19. Jahrhunderts bzw. dann weiter hinaus Anfang des 20. Jahrhunderts befinden, kommen natürlich gewisse Probleme auf. So kann Aubry natürlich mangels eines Handys keinen Kontakt zu ihren Eltern aufnehmen und erfährt dadurch nur häppchenweise von Außenstehenden, was mit ihrer Familie passiert. Und so fühlt sich Aubry natürlich noch einsamer, als sie es auf ihren Reisen eh schon ist. Aber sie lernt auch Neues kennen, wie z. B. Autofahren oder fliegen.

Die 464 Seiten fliegen nur so dahin und es ist eine Freude, Aubry auf ihrer Reise rund um die Welt zu verfolgen und mit ihr ein Abenteuer nach dem anderen zu bestehen.

Das Ende ist sehr rührend und aufwühlend. Mir hat es sehr gut gefallen, mitunter eines der besten Enden, welches ich je gelesen habe.

Meggies Fussnote:
Aubrys Reise um die Welt.

Bewertung vom 11.07.2024
Avatar: Gemeinsam gegen den Tod
Bechko, Corinna;Lobel, Beni R.;Dzioba, Wes

Avatar: Gemeinsam gegen den Tod


ausgezeichnet

Dr. Grace Augustin ist schon länger auf dem Mond Pandora und hat sich mittlerweile mit den Na'vi vertraut gemacht. Sie versucht nun aber auch eine Freundschaft aufzubauen, besonders mit Mo'at, der Medizinfrau des Stammes der Omatikaya. Denn Grace würde gerne eine Schule eröffnen, in der sie den Na'vi ihre Welt näher bringen kann, aber auch von den Na'vi einiges lernen möchte.
Da schlägt eine Krankheit bei den Kindern des Stammes der Omatikaya zu und auch die Körper des Avatar-Programms werden geschädigt. Grace muss ein Heilmittel finden und so bleibt ihr und Mo'at nur eines: Vertrauen fassen und zusammenarbeiten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Der Comic spielt ein Jahrzehnt vor der Ankunft von Jake Sully auf Pandora und erzählt, mit welchen Widrigkeiten Dr. Grace Augustin zu kämpfen hat. Das Avatar-Programm läuft sehr gut und zwischen den Na'vi und den Wissenschaftlern, die sich in ihren Avataren bewegen, wird langsam ein Vertrauen aufgebaut. Doch die Na'vi wissen auch, dass hinter den Wissenschaftlern die RDA (Resources Development Administration) steht, die nur eins im Sinn hat: endlich das kostbare Unobtainium abbauen zu können, dass auf der Erde sehr viel Geld bringen wird.

Grace weiß, dass das Vorhaben der RDA illegal ist, aber sie ist fasziniert von den Na'vi und will sie studieren. Vor allem möchte sie sich mit Mo'at anfreunden und durch sie ein besseres Verständnis für die im Einklang mit der Natur lebenden Na'vi bekommen.

Als eine Krankheit ausbricht, ist es für Grace selbstverständlich, ein Heilmittel zu finden, doch die Zusammenarbeit mit Mo'at ist schwierig.

Mich hat die Story sehr fasziniert, vor allem, weil ich auch ein großer Fan von Sigourney Weaver bin und mir hier nicht nur stillstehend bildlich sondern auch beweglich im Kopf anschauen konnte, wie Dr. Grace Augustin (im Film gespielt von Sigourney Weaver) verzweifelt versucht, zu helfen. Wer die etwas schnauzige Grace aus dem Film kennt, weiß, wie manches hier im Comic auch gemeint ist. Ansonsten kommt sie aber nicht so grummelig rüber und verzweifelt fast, weil sie helfen möchte, aber ihr nicht die Chance geboten wird, es zu tun.

Deutlich wird der Konflikt dargestellt. Auf der einen Seite die habgierigen Menschen und die unter ihnen lebenden Ausnahmen, die nicht gutheißen, wie mit den Na'vi umgegangen wird, und auf der anderen Seite die mit der Natur verbundenen Na'vi, die seit dem Eintreffen der Menschen nicht mehr den Einklang erleben dürfen. Sie leiden unter der Anwesenheit der Menschen, fühlen sich unterdrückt und gedemütigt.

Dies wird ja im Film sehr deutlich angesprochen, hier im Comic zwar im Hintergrund gehalten, aber immer vergegenwärtigt.

Die vorherrschende Farbe der Panels ist grün, also die Landschaft und die Natur Pandoras. Ein unmissverständlicher Anklagepunkt gegen die Tyrannei der Menschheit. Und für mich ein wichtiger Bestandteil unserer schnelllebigen und auf Geld ausgerichteten Welt. Der Kampf Gut gegen Böse, Arm gegen Reich, Natur gegen Fortschritt, Habgier gegen Ausgeglichenheit.

Die Avatar-Comics sind allesamt lesenswert, und gerade bei dem Vorliegenden zeigt sich wieder, wie schnell etwas außer Kontrolle geraten kann.

Fazit:
Gemeinsam gegen den Tod und für die Verbundenheit.

Bewertung vom 06.07.2024
Gefangen in Purpur und Schatten / Spiegelstadt Bd.2
Suchanek, Andreas;Handel, Christian

Gefangen in Purpur und Schatten / Spiegelstadt Bd.2


sehr gut

Nach einer gelungenen Flucht findet sich Max in einer dritten Version von Berlin wieder. Wo eben noch Prunk herrschte, sieht er sich nun Verfall und Zerstörung gegenüber. Er ist in einer Gefängniswelt gelandet. Nun muss er sich - um alle Welten retten zu können - mit dem Feind zusammenschließen. Aber auch Lenyo, der nicht mit Max fliehen konnte, muss Entscheidungen treffen. Als Gefangener der Feen-Herrscherin Tamyra kann er Max nicht beschützen.

Die Portale zwischen den Welten lassen sich nicht mehr öffnen und bald erkennen alle, dass dies wohl endgültig so sein könnte und alle Welten dem Untergang geweiht sind. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt.

Ich muss als Erstes auf das wunderschöne Cover eingehen. Schon der erste Teil konnte damit punkten. Die schönen Farben Purpur und Schwarz wurden ganz auf den Titel abgestimmt, und es wirkt tatsächlich so, als würde das Cover teilweise im Schatten liegen. Hier wurde wirklich wunderbare Arbeit geleistet.

Aber auch der Inhalt konnte wieder überzeugen. Die Zusammenarbeit der beiden Autoren ist beispielhaft und - um Dana Rotter (Fantasymagazin Nautilus) zitieren zu dürfen - 'ein Glücksfall für alle Fans deutscher Fantasy'. Denn die Story ist rasant, spannend, fantasiereich, liebevoll, detailliert, magisch, düster und abwechslungsreich.

Der Plot ist sehr komplex, denn es wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, fällt ein Weiterlesen nicht schwer. Denn durch den Sichtwechsel werden viele Details verraten, und es ergibt sich am Ende eine Geschichte, die nur noch wenige Fragen offen lässt.

Durch den sehr angenehm lesbaren Schreibstil hat man auch wenig Mühe, der Story zu folgen, die mit ihren queeren Einschlägen und der spannenden Entwicklung geradezu dazu einlädt, am Ball zu bleiben.

Der zweite Band der Dilogie lässt also fast keine Wünsche offen. Vielleicht nur den einen: die beiden Autoren sollen weiterhin zusammenarbeiten und noch mehr solcher spannenden Storys herausbringen.

Die Story setzt nahtlos am ersten Band an, deshalb wäre meine Empfehlung, die Teile zeitnah nacheinander zu lesen. Ich musste kurz in den ersten Band reinschauen bzw. eine Zusammenfassung nachlesen, weil doch - durch die komplexe Geschichte - ein Fragezeichen über meinem Kopf stand, was genau denn in Teil eins geschehen ist. Für mich als Vielleser jedoch kein Problem, da es mir bei mehreren Reihen so geht.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung für den zweiten Teil bzw. die Dilogie. Ein alternatives Berlin im 20er-Jahre-Look oder als Gefängniswelt ist schon eine Lesereise wert.

Meggies Fussnote:
Gefühlvoller Ausflug in alternative Welten.

Bewertung vom 26.06.2024
Die Radleys
Haig, Matt

Die Radleys


sehr gut

Rowan und Clara sind Geschwister und sind sich sicher, irgendetwas stimmt mit ihnen nicht. Während Rowan von seinen Mitschülern wegen seines blassen Äußeren und seiner introvertierten Art gemobbt wird, ist Clara zwar beliebter, aber seit sie beschlossen hat, vegan zu leben, fühlt sie sich schlapp und ausgelaugt. Außerdem ist ihr immer schlecht. Ihre Eltern Helen und Peter wissen, warum dies so ist, doch vor allem Helen will ihre Kinder schützen. Vor der Außenwelt. Denn wenn herauskommt, dass die Radleys Vampire sind, werden sie gejagt und vielleicht sogar getötet. Als Clara jedoch aus Notwehr einen Klassenkameraden tötet, aussaugt und verstümmelt, ist nichts mehr, wie es vorher war. Denn Clara und Rowan finden es eigentlich gar nicht so schlimm, Vampire zu sein...

Wer ein Buch mit viel Witz und Sarkasmus erwartet, wird hier enttäuscht werden. Schaut man sich den Klappentext an, denkt man nämlich, dass es so kommt, doch der Autor schafft es, eine tiefgründige und vor allem spannende Familiengeschichte vorzulegen. Trotzdem kommt der Witz nicht allzu kurz.

Wir treffen auf die Radleys. Während die Eltern Peter und Helen sich auseinandergelebt haben, was vor allem daran liegt, das Helen versucht, ein normales Leben zu führen, leiden die Kinder an verschiedenen Krankheiten und dem Außenseiterdasein, dass sie an der Schule führen. Nach einem tragischen Unglück jedoch erfahren Rowan und Clara, warum sie bislang so leben mussten. Aus Verzweiflung heraus ruft Peter seinen Bruder Will an. Gerade den Bruder, der sein Leben als Vampir genießt und auch noch auf Helen geprägt ist. Als er bei den Radleys auftaucht, nimmt er auf jeden einzelnen Einfluss in positiver, als auch in negativer Weise.

Mich hat die Story auf jeden Fall packen können und ich habe mit jedem der vier Personen aus der Radley-Familie mitgefühlt. Allen voran Rowan, der ein sehr einsames Leben führt. Er muss einiges einstecken und hat durch seine zögerliche und introvertierte Art den Grundstein dafür gelegt, eigentlich eher als Loser durch sein Leben zu gehen. Er wird gemobbt, findet keine Freunde und muss auch noch jeden Tag 60er Sunblocker auftragen, weil ansonsten sein Hautausschlag schlimmer wird. Erst später erfährt er, was genau dafür verantwortlich ist.

Clara ist eigentlich etwas beliebter, doch auch sie findet nicht so leicht ihren Weg. Erst als sie jemanden tötet, steigt ihr Selbstbewusstsein und sie merkt, dass sie ihre Lage akzeptieren muss, um endlich leben zu können.

Und Helen, die Mutter der beiden, will eigentlich nur ein ganz normales Leben führen. Ohne Vampirismus, ohne Verfolgung und ohne sich abzugrenzen. Seit mehr als 17 Jahren zieht sie das schon durch. Mit mehr oder weniger Unterstützung ihres Ehemannes Peter, der als Arzt arbeitet.

Peter liebt Helen, doch findet er ihre Art eingefahren und langweilig. Deswegen steht er kurz vor einer Affäre mit der Nachbarin.

Zumindest fängt so die Geschichte an.

Der Autor hat einen packenden Schreibstil, der einem sofort in die Geschichte holt. Es kommt zu einem Drama, welches aber für alle vier Familienmitglieder zu einer neuen Chance wird und dazu führt, dass jeder sein Leben überdenkt. Doch bis dahin geschieht so einiges und man hat das Gefühl, dass die Familie auseinanderfällt.

Der eigenwillige Bruder, der dann in die Situation hineinplatzt, gibt sein Bestes, um endlich wieder die Vergangenheit eintauchen zu dürfen, doch merkt er, dass er sich an den vier anderen eher seine Vampirzähne ausbeißt. Doch auch sein Fleisch ist schwach und Blut ist ja bekanntlich dicker als Wasser.

Mit Charme, jeder Menge Klischees, die nicht bedient werden und vor allem ruhiger Erzählweise wird die Story der so anderen Vampire erzählt. Ich hatte auf jeden Fall eine vergnügte Lesezeit.

Meggies Fussnote:
Die Radleys muss man einfach mögen.

Bewertung vom 26.06.2024
Lucid Truth - Was, wenn wir nicht erwachen? / Lucid Bd.2
Martin, Nina

Lucid Truth - Was, wenn wir nicht erwachen? / Lucid Bd.2


sehr gut

Das letzte goldene Tor wurde beim Einsatz der Traumunion zerstört und damit auch große Teile Somnas. Alles gerät außer Kontrolle. Das Träumen ist gefährlich geworden, vor allem, da sich Träume in der realen Welt manifestieren. Auch die Gabe der Traumgänger scheint sich aufzubrauchen.

Während Selena mit ihrer Freundin Mo in Griechenland nach Spuren von Selenas Vater suchen und damit auch Antworten gewinnen, versucht Ria sich gegen die Traumunion zu wehren. Denn die will nur eins: Ria tot sehen, damit deren Gabe auf jemand anderen übergehen kann. Die Zeit drängt und schon bald müssen Ria und Selena versuchen, zusammenzuarbeiten, damit die Albträume nicht überhand gewinnen.

Nachdem der erste Teil noch etwas dahingeplätschert ist, geht es im zweiten nun richtig zur Sache. Nicht nur, dass Selena vieles über ihren Vater herausfindet, auch die Verschmelzung der beiden Welten Corpora (die reale Welt) und Somnia (der Traumwelt) stiftet Chaos.

Und Ria muss um ihr Leben bangen, denn ihre Gabe ist für viele ein Wunder und deshalb sehr begehrt.

Die Kapitel sind wieder abwechselnd aus Rias und Selenas Sicht geschrieben und wir erleben ein wahres Wechselbad der Gefühle. Denn Ria trauert um Yunus, der in eines der goldenen Tore gefallen ist und deswegen für tot erklärt wurde. Selena kämpft mit der Vergangenheit ihres Vaters, aber auch mit der Gegenwart, denn ihre Freundin Mo ruft bei ihr Gefühle wach, die sie verdrängt hat.

Selena und Mo müssen nicht nur mit ihrer Gefühlswelt fertig werden, sondern auch mit dem Gegenspieler der Geschichte. Eric. Er ist dafür verantwortlich, dass das Chaos in der Welt ausbricht und seine Zukunftsvisionen sind nicht gerade das, was sich Selena und Mo vorgestellt haben. Sie entwickeln deshalb einen tollkühnen Plan, für den sie aber Hilfe brauchen und das ist der Moment, in dem Selena auf Ria trifft. Und beide wissen genau, was zu tun ist.

Der Schreibstil der Autorin hat mich diesmal mehr gefangen nehmen können als in Teil 1 und ich muss zugeben, dass mich der zweite Teil der Reihe mehr abholen konnte. Die komplexe Geschichte nötigt einem, genau zu lesen, was aber keinesfalls anstrengend ist, sondern im Gegenteil fordert. So kann man noch mehr in die Story eintauchen und lernt nebenbei genug über Träume und Realität.

Der Spannungsbogen wird bis zum Ende hin gehalten und natürlich fiebert man nun auf den dritten Teil, der hoffentlich all die aufgekommenen Fragen beantwortet.

Meggies Fussnote:
Träume sind gefährlich.

Bewertung vom 26.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


ausgezeichnet

Elizabeth Bennet hat vier Schwester und eine Mutter, die alle am liebsten sofort unter die Haube bringen würde. Nur tun sich alle fünf damit sehr schwer.
Als im benachbarten Anwesen Netherfield der vermögende Mr Bingley einzieht, sind sich alle einig, dass eine der Schwestern ihn heiraten wird. Aber nicht nur Mr Bingley ist ein Gesprächsthema, auch sein attraktiver Freund Mr Darcy bringt gerade Elizabeth um den Verstand. Seine arrogante Art sorgt dafür, dass Elizabeth jedoch eher negativ von ihm denkt. Nur je mehr sie ihn kennenlernt, umso mehr zweifelt sie an ihren Gefühlen.

Jane Austens Klassiker "Stolz und Vorurteil" ist weltweit bekannt. Nicht nur das Buch, auch der Film hat viele Fans gefunden. Ich muss zugeben, dass ich weder das Buch noch den Film gesehen habe, aber natürlich ist mir die Story bekannt. Schon länger wollte ich zu dem Buch greifen, und nachdem ich nun die Graphic Novel gelesen habe, ist das zugehörige Buch dazu auf meinem SuB sehr viel höher gewandert.

Die schön gestalteten Panels sind in warmen Farbtönen gehalten und spiegeln das verspielte Verhalten der Schwestern wieder. Es geht darum, einen Mann zu finden und somit eine Zukunft zu haben, in der man versorgt ist und ein gutes Leben führt. Wenn dann noch Liebe mit im Spiel ist, ist das natürlich das Tüpfelchen auf dem I.

Die Geschichte dreht sich um Elizabeth Bennet, die eigentlich gar nicht heiraten will und wenn, dann auch nur jemanden, den sie wirklich liebt. Als sie auf den stolzen und arroganten Mr Darcy trifft, geraten jedoch ihre Gefühle durcheinander. Denn ihr gefällt die Art von Mr Darcy nicht. Eigentlich...

Die Story wird auf 256 bunten Seiten erzählt, mit wenigen Worten, dafür aber mit viel Gefühl. Leider geht es relativ schnell, aber die wichtigsten "Momente" aus dem Buch scheinen erzählt zu werden. Manchmal hatte ich etwas Probleme, der Story zu folgen, aber dann ergibt es sich doch früher oder später aus dem Kontext.

Auf jeden Fall macht die Graphic Novel große Lust auf das eigentliche Buch. Und ich freue mich jetzt schon, wenn ich mit Elizabeth, Mr Darcy und der verrückten Bennet-Familie auf Brautschau gehe.

Meggies Fussnote:
Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Mädchen ab und zu von der Liebe träumt.

Bewertung vom 26.06.2024
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
Wise, A. C.

Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)


sehr gut

Wendy ist mittlerweile erwachsen, verheiratet und Mutter einer Tochter namens Jane. Die Geschehnisse in Nimmerland und die Abenteuer mit Peter Pan hat sie verdrängt und versucht, ein ruhiges und neues Leben zu führen. Doch dann hört sie im Zimmer ihrer Tochter ein Geräusch. Als sie nachschaut, trifft sie dort auf einen alten Bekannten. Peter Pan ist aus Nimmerland gekommen, weil er für seine Verlorenen Jungs eine neue Mutter braucht. Und er hat sich Wendys Tochter ausgesucht. Bevor Wendy ihn aufhalten kann, hat er Jane geschnappt und mit ihr zusammen das Zimmer verlassen.
Wendy macht sich noch in derselben Nacht auf nach Nimmerland, um ihre Tochter zurückzuholen, wohl wissend, dass sie selbst nicht weiß, ob sie je nach Hause zurückkehren wird.

Peter Pan kennt jeder, eigentlich eine recht fröhliche Geschichte, in der ein Mädchen namens Wendy zusammen mit ihren zwei Brüdern als Dank dafür, dass sie einem Jungen den Schatten wieder angenäht hat, mit nach Nimmerland fliegen darf. Dort erleben sie viele Abenteuer mit Peter und den Verlorenen Jungs, kämpfen gegen den fiesen Captain Hook und vermissen so gar nicht ihr zu Hause. Disney sei Dank.

Die Autorin spinnt die Geschichte nun weiter und dies in einer sehr düsteren Art und Weise. Denn nach dem Wendy zuhause angekommen ist, wird sie krank, spricht über Nimmerland mit ihren Eltern, die ihr nicht glauben und verliert sich in ihren Gedanken. Kurz darauf wird Wendy in eine Psychiatrie eingewiesen und mit unlauteren Mitteln wird versucht, sie wieder "gesund zu machen". Mit Mühe baut sich Wendy ein neues Leben auf, heiratet und bekommt ein Kind.

Wendys Leben könnte nicht besser sein, doch dann passiert ihre größte Angst. Peter Pan taucht wieder auf und stiehlt ihren wertvollsten Schatz. Ihre Tochter.

Die düstere Stimmung setzt gleich am Anfang ein, was mir auch große Mühe bereitet hat. Wenn man den heiteren Disney-Film kennt, ist es schwer, sich auf einen Peter Pan einzulassen, der das komplette Gegenteil ist.

Aber die Autorin hat mit ihrem sehr packenden Schreibstil dann doch einen Zugang zu mir gefunden und ich habe mit Spannung an der Geschichte festgehalten.

Diese andere Interpretation der Story hat mich fasziniert. Und so warte ich mit Spannung auf den zweiten Teil, in dem dann Captain Hook näher unter die Lupe genommen wird.

Meggies Fussnote:
Eine Adaption der besonderen Art.

Bewertung vom 26.06.2024
Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1


sehr gut

Devin freut sich an ihrem Geburtstag auf einen schönen Tag am See mit ihren Freunden. Als sie ihrem Schwarm Tyler näherkommt, passiert jedoch Unvorhergesehenes. Und plötzlich muss Devin mit etwas ganz anderem klarkommen. Sie ist eine Nixe.

Auf der School of Myth & Magic soll sie lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren. Doch nicht nur Wasserwesen bevölkern die Schule. Auch Vampire, Drachen und Hexen tummeln sich dort. Und ein charmanter Faun, der sie seit dem ersten Tag auf Schritt und Tritt beschützen möchte.
Kaum hat Devin begonnen, sich an der Schule einzuleben, kommt es zu Angriffen auf die Schüler. Devin und ihre neuen Freunde stehen plötzlich vor einem schier unlösbaren Problem. Denn der dunkle Schatten, der sich eingeschlichen hat, will eigentlich alle tot sehen.

Durch TikTok bin ich auf diese Reihe aufmerksam geworden und habe - auch durch die sehr sympathische Autorin - nun endlich damit beginnen können. Schon auf den ersten Seiten konnte mich der lockere Schreibstil überzeugen und die interessanten Charaktere mit ihren so unterschiedlichen Talenten und Wesenszügen gaben mir den Rest.

An ihrem Geburtstag findet Devin heraus, dass in ihr besondere Kräfte schlummern. Beinahe hätte sie ihren Schulkameraden getötet und das nur, weil sie ihn geküsst hat. Als sie erfährt, dass sie eine Nixe ist, bekommt sie die Gelegenheit auf die School of Myth & Magic zu gehen und dort zu lernen, diese Kräfte zu kontrollieren.

Devin nimmt ihr neues Leben sehr schnell an und befindet sich dann auch schon kurze Zeit später an der besagten Schule.

Die neugierige und schlagfertige Art von Devin hat mir sehr gut gefallen. Sie lässt sich nichts vormachen, kann Menschen und auch magisch begabte Wesen sehr schnell recht gut einschätzen und gibt auch oftmals einer Person mehrere Chancen, auch wenn ihr Gegenüber durch seine unverschämte Art eigentlich bei anderen schon unten durch wäre.

Doch Devin zieht viel Positives aus ihrer neuen Lebenslage. Auch wenn sie viele Zweifel hat und natürlich nicht alles gleich zum ersten Mal so funktioniert, wie sie es gerne hätte, versucht sie, es erst einmal allen anderen und dann sich recht zu machen.

Auch die anderen Charaktere, die nach und nach in der Geschichte eingeführt werden, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Sie haben Tiefe und am Ende des Buches wünscht man sich deswegen auch gleich den zweiten Band herbei. Aber da müssen wir noch etwas abwarten. Vor allem, wie sich nun alles mit Caleb entwickelt, einem Faun, der nicht nur Devin den Kopf verdreht.

Die Story ist spannend. Klar, das Rad wurde nicht neu erfunden, aber ich habe mit Interesse gelesen, wie sich Devin in ihrer neuen Situation zurechtfindet und zusammen mit neu gewonnen Freunden schafft sie es auch recht gut. Devin ist offen, schlagfertig, neugierig und eine sehr treue Seele.

Der Gegenspieler ist ebenso charismatisch wie Caleb und Devin hat so ihre Mühe, ihre Gefühle richtig im Zaum zu halten bzw. erst einmal alles zuzuordnen. Aber sie hat es in meinen Augen mit Bravour geschafft.

Der Cliffhanger am Ende lässt einem sprachlos zurück und macht natürlich unbändige Lust auf Teil 2. 'School of Myth & Magic. Der Fluch der Meere' erscheint am 01.07.2024.

Meggies Fussnote:
Nixen-Power und unheimliche Wesen.

Bewertung vom 26.06.2024
Ich, Hannibal
Vogt, Judith C.;Vogt, Christian

Ich, Hannibal


sehr gut

Nach dem Tode Hannibals, übernimmt seine Frau Himilke dessen Rolle und kämpft unter seinem Namen im Krieg. Rom soll erobert werden. Doch wird der Krieg nicht nur mit Waffengewalt ausgetragen. Hannibal schickt ihre beste Monsterjägerin in den Kampf und die größten Bestien des Mittelmeerraums sollen unterworfen werden. Sphinxen, Harpyien und weitere mythische Kreaturen sollen die Armee stärken und Rom unterwerfen.

Hannibal ist tot. Lang lebe Hannibal - so könnte die Geschichte beginnen. Denn gleich nach Hannibals Tod nimmt seine Frau Himilke dessen Namen an und kämpft fortan zusammen mit den Karthagern gegen Rom. Eine faszinierende Vorstellung. Und dies ist es auch, wenn man die Story liest.

Man wird quasi sofort in die Geschichte geworfen, denn Hannibal ist tot und seine Frau, fortan ebenfalls Hannibal genannt, reitet auf einem Elefanten vor, um ihre neue Macht zu demonstrieren. Die Autoren halten sich dabei an historische Fakten, die jedoch mit vielen mythischen Elementen gepaart sind.

Wir treffen auf diverse Kreaturen, die sich in den Kampf einbringen. Und dies macht aus der Story eine ebenso wort- wie bildgewandte Geschichte.

Aus drei verschiedenen Sichten wird uns der Punische Krieg nacherzählt. Zum einen darf der Chronist Sysolos die Handlung des Krieges erörtern. Er fungiert als Zeitzeuge und schildert die Erlebnisse des Kriegsgeschehens.

Als zweiter Strang kommt Tamenzut ins Spiel. Sie ist eine Jägerin und jagt Außergewöhnliches. Bestien, mythische Kreaturen, Monster. Sie ist die Beste und hilft mit ihrem Mut und ihrem Talent. Sie ist außerdem queer und hat mir mit ihrer Art sehr imponiert.

Die dritte Sichtweise ist die Römerin Fulvia, die früh ihren Ehemann verloren hat und nun mit nur 17 Jahren für einen Haushalt und drei, ihr doch noch etwas fremde Kinder (aus erster Ehe des Mannes) verantwortlich ist.

Mit eindringlichen Dialogen, einer neuen Sichtweise auf den Krieg, vielen tiefgründigen Themen, einem feministischen Einfluss und vor allem offener Denkweise ist das vorliegende Werk wieder eine Meisterleistung des Autorenduos. Bislang habe ich fast alle Romane der beiden gelesen und wurde nie enttäuscht, weshalb ich mit hohem Enthusiasmus an die Geschichte herangegangen bin.

Die alternative Denkweise hat mir sehr gut gefallen, der Schreibstil ist zwar Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber schlägt einem bald in seinen Bann. Mit großem Interesse bin ich der Story gefolgt und kann letztendlich sagen, dass einem durch die Fantasy-Elemente, den historischen Fakten und dem guten Plot eine gute Mischung mit spannendem Ausgang bevorsteht.

Meggies Fussnote:
Hannibal ist tot. Lang lebe Hannibal.