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Meggie
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Insgesamt 1140 Bewertungen
Bewertung vom 26.06.2024
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
Wise, A. C.

Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)


sehr gut

Wendy ist mittlerweile erwachsen, verheiratet und Mutter einer Tochter namens Jane. Die Geschehnisse in Nimmerland und die Abenteuer mit Peter Pan hat sie verdrängt und versucht, ein ruhiges und neues Leben zu führen. Doch dann hört sie im Zimmer ihrer Tochter ein Geräusch. Als sie nachschaut, trifft sie dort auf einen alten Bekannten. Peter Pan ist aus Nimmerland gekommen, weil er für seine Verlorenen Jungs eine neue Mutter braucht. Und er hat sich Wendys Tochter ausgesucht. Bevor Wendy ihn aufhalten kann, hat er Jane geschnappt und mit ihr zusammen das Zimmer verlassen.
Wendy macht sich noch in derselben Nacht auf nach Nimmerland, um ihre Tochter zurückzuholen, wohl wissend, dass sie selbst nicht weiß, ob sie je nach Hause zurückkehren wird.

Peter Pan kennt jeder, eigentlich eine recht fröhliche Geschichte, in der ein Mädchen namens Wendy zusammen mit ihren zwei Brüdern als Dank dafür, dass sie einem Jungen den Schatten wieder angenäht hat, mit nach Nimmerland fliegen darf. Dort erleben sie viele Abenteuer mit Peter und den Verlorenen Jungs, kämpfen gegen den fiesen Captain Hook und vermissen so gar nicht ihr zu Hause. Disney sei Dank.

Die Autorin spinnt die Geschichte nun weiter und dies in einer sehr düsteren Art und Weise. Denn nach dem Wendy zuhause angekommen ist, wird sie krank, spricht über Nimmerland mit ihren Eltern, die ihr nicht glauben und verliert sich in ihren Gedanken. Kurz darauf wird Wendy in eine Psychiatrie eingewiesen und mit unlauteren Mitteln wird versucht, sie wieder "gesund zu machen". Mit Mühe baut sich Wendy ein neues Leben auf, heiratet und bekommt ein Kind.

Wendys Leben könnte nicht besser sein, doch dann passiert ihre größte Angst. Peter Pan taucht wieder auf und stiehlt ihren wertvollsten Schatz. Ihre Tochter.

Die düstere Stimmung setzt gleich am Anfang ein, was mir auch große Mühe bereitet hat. Wenn man den heiteren Disney-Film kennt, ist es schwer, sich auf einen Peter Pan einzulassen, der das komplette Gegenteil ist.

Aber die Autorin hat mit ihrem sehr packenden Schreibstil dann doch einen Zugang zu mir gefunden und ich habe mit Spannung an der Geschichte festgehalten.

Diese andere Interpretation der Story hat mich fasziniert. Und so warte ich mit Spannung auf den zweiten Teil, in dem dann Captain Hook näher unter die Lupe genommen wird.

Meggies Fussnote:
Eine Adaption der besonderen Art.

Bewertung vom 26.06.2024
Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1


sehr gut

Devin freut sich an ihrem Geburtstag auf einen schönen Tag am See mit ihren Freunden. Als sie ihrem Schwarm Tyler näherkommt, passiert jedoch Unvorhergesehenes. Und plötzlich muss Devin mit etwas ganz anderem klarkommen. Sie ist eine Nixe.

Auf der School of Myth & Magic soll sie lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren. Doch nicht nur Wasserwesen bevölkern die Schule. Auch Vampire, Drachen und Hexen tummeln sich dort. Und ein charmanter Faun, der sie seit dem ersten Tag auf Schritt und Tritt beschützen möchte.
Kaum hat Devin begonnen, sich an der Schule einzuleben, kommt es zu Angriffen auf die Schüler. Devin und ihre neuen Freunde stehen plötzlich vor einem schier unlösbaren Problem. Denn der dunkle Schatten, der sich eingeschlichen hat, will eigentlich alle tot sehen.

Durch TikTok bin ich auf diese Reihe aufmerksam geworden und habe - auch durch die sehr sympathische Autorin - nun endlich damit beginnen können. Schon auf den ersten Seiten konnte mich der lockere Schreibstil überzeugen und die interessanten Charaktere mit ihren so unterschiedlichen Talenten und Wesenszügen gaben mir den Rest.

An ihrem Geburtstag findet Devin heraus, dass in ihr besondere Kräfte schlummern. Beinahe hätte sie ihren Schulkameraden getötet und das nur, weil sie ihn geküsst hat. Als sie erfährt, dass sie eine Nixe ist, bekommt sie die Gelegenheit auf die School of Myth & Magic zu gehen und dort zu lernen, diese Kräfte zu kontrollieren.

Devin nimmt ihr neues Leben sehr schnell an und befindet sich dann auch schon kurze Zeit später an der besagten Schule.

Die neugierige und schlagfertige Art von Devin hat mir sehr gut gefallen. Sie lässt sich nichts vormachen, kann Menschen und auch magisch begabte Wesen sehr schnell recht gut einschätzen und gibt auch oftmals einer Person mehrere Chancen, auch wenn ihr Gegenüber durch seine unverschämte Art eigentlich bei anderen schon unten durch wäre.

Doch Devin zieht viel Positives aus ihrer neuen Lebenslage. Auch wenn sie viele Zweifel hat und natürlich nicht alles gleich zum ersten Mal so funktioniert, wie sie es gerne hätte, versucht sie, es erst einmal allen anderen und dann sich recht zu machen.

Auch die anderen Charaktere, die nach und nach in der Geschichte eingeführt werden, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Sie haben Tiefe und am Ende des Buches wünscht man sich deswegen auch gleich den zweiten Band herbei. Aber da müssen wir noch etwas abwarten. Vor allem, wie sich nun alles mit Caleb entwickelt, einem Faun, der nicht nur Devin den Kopf verdreht.

Die Story ist spannend. Klar, das Rad wurde nicht neu erfunden, aber ich habe mit Interesse gelesen, wie sich Devin in ihrer neuen Situation zurechtfindet und zusammen mit neu gewonnen Freunden schafft sie es auch recht gut. Devin ist offen, schlagfertig, neugierig und eine sehr treue Seele.

Der Gegenspieler ist ebenso charismatisch wie Caleb und Devin hat so ihre Mühe, ihre Gefühle richtig im Zaum zu halten bzw. erst einmal alles zuzuordnen. Aber sie hat es in meinen Augen mit Bravour geschafft.

Der Cliffhanger am Ende lässt einem sprachlos zurück und macht natürlich unbändige Lust auf Teil 2. 'School of Myth & Magic. Der Fluch der Meere' erscheint am 01.07.2024.

Meggies Fussnote:
Nixen-Power und unheimliche Wesen.

Bewertung vom 26.06.2024
Ich, Hannibal
Vogt, Judith C.;Vogt, Christian

Ich, Hannibal


sehr gut

Nach dem Tode Hannibals, übernimmt seine Frau Himilke dessen Rolle und kämpft unter seinem Namen im Krieg. Rom soll erobert werden. Doch wird der Krieg nicht nur mit Waffengewalt ausgetragen. Hannibal schickt ihre beste Monsterjägerin in den Kampf und die größten Bestien des Mittelmeerraums sollen unterworfen werden. Sphinxen, Harpyien und weitere mythische Kreaturen sollen die Armee stärken und Rom unterwerfen.

Hannibal ist tot. Lang lebe Hannibal - so könnte die Geschichte beginnen. Denn gleich nach Hannibals Tod nimmt seine Frau Himilke dessen Namen an und kämpft fortan zusammen mit den Karthagern gegen Rom. Eine faszinierende Vorstellung. Und dies ist es auch, wenn man die Story liest.

Man wird quasi sofort in die Geschichte geworfen, denn Hannibal ist tot und seine Frau, fortan ebenfalls Hannibal genannt, reitet auf einem Elefanten vor, um ihre neue Macht zu demonstrieren. Die Autoren halten sich dabei an historische Fakten, die jedoch mit vielen mythischen Elementen gepaart sind.

Wir treffen auf diverse Kreaturen, die sich in den Kampf einbringen. Und dies macht aus der Story eine ebenso wort- wie bildgewandte Geschichte.

Aus drei verschiedenen Sichten wird uns der Punische Krieg nacherzählt. Zum einen darf der Chronist Sysolos die Handlung des Krieges erörtern. Er fungiert als Zeitzeuge und schildert die Erlebnisse des Kriegsgeschehens.

Als zweiter Strang kommt Tamenzut ins Spiel. Sie ist eine Jägerin und jagt Außergewöhnliches. Bestien, mythische Kreaturen, Monster. Sie ist die Beste und hilft mit ihrem Mut und ihrem Talent. Sie ist außerdem queer und hat mir mit ihrer Art sehr imponiert.

Die dritte Sichtweise ist die Römerin Fulvia, die früh ihren Ehemann verloren hat und nun mit nur 17 Jahren für einen Haushalt und drei, ihr doch noch etwas fremde Kinder (aus erster Ehe des Mannes) verantwortlich ist.

Mit eindringlichen Dialogen, einer neuen Sichtweise auf den Krieg, vielen tiefgründigen Themen, einem feministischen Einfluss und vor allem offener Denkweise ist das vorliegende Werk wieder eine Meisterleistung des Autorenduos. Bislang habe ich fast alle Romane der beiden gelesen und wurde nie enttäuscht, weshalb ich mit hohem Enthusiasmus an die Geschichte herangegangen bin.

Die alternative Denkweise hat mir sehr gut gefallen, der Schreibstil ist zwar Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber schlägt einem bald in seinen Bann. Mit großem Interesse bin ich der Story gefolgt und kann letztendlich sagen, dass einem durch die Fantasy-Elemente, den historischen Fakten und dem guten Plot eine gute Mischung mit spannendem Ausgang bevorsteht.

Meggies Fussnote:
Hannibal ist tot. Lang lebe Hannibal.

Bewertung vom 09.04.2024
Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1
Bell, Theresa

Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1


sehr gut

Meine Meinung:
Sepia wächst als Waise in einem Waisenhaus auf. Die 12jährige erhält einen Brief, in welchem steht, dass sie als Lehrling in Flohall in der berühmten Druckerei Silbersilbe anfangen darf. Doch Sepia ist skeptisch. Warum wurde gerade sie dafür ausgewählt? Bald jedoch fühlt sich Sepia inmitten der vielen Gerüche um Papier und Tinte sehr wohl. Und sie findet Freunde in Sanzio und Niki, die ebenfalls als Lehrlinge arbeiten. Sepia jedoch merkt mit der Zeit, dass sie anscheinend komische Dinge anzieht. Nicht nur, dass sie die mysteriösen Bleiläuse sieht, nein auch ein kleiner Bleibuchstabe macht sich selbständig und sie sieht Schatten um die Druckerei schleichen. Und plötzlich verschwindet ihr Meister, zusammen mit den Meistern von Sanzio und Niki. Ist da etwa böse Alchemie am Werk?

Ich finde Bücher, die von Büchern handeln, immer wieder faszinierend. Die Autorin hat mich mit ihrer Geschichte, die ideal für Kinder ab 8 Jahren geeignet ist, so fesseln können, was an dem flüssigen und packenden Schreibstil einerseits und an der so reizvollen Story andererseits lag.

Zu Anfang treffen wir auf Sepia, die einen geheimnisvollen Brief erhält. Ab sofort darf sie als Lehrling in der Druckerei bei Meister Silbersilbe anfangen. Für sie natürlich eine große Chance, da sie als Waise nicht allzu viele Möglichkeiten hat. Ein aufregendes Abenteuer für das junge Mädchen. Und sie nutzt diese Chance, obwohl sie viele Fragen hat, die erst nach und nach geklärt werden können.

Die ganze Zeit kam ich mir ein bisschen verzaubert vor. Die Beschreibung der Druckerei und des Handwerks des Druckers fand ich unheimlich faszinierend. Aber auch Sepia und ihre Art, sich dem Neuen zu stellen, fand ich so mutig. Denn Sepia ist ein cleveres Mädchen und sie versucht, neue Herausforderungen anzunehmen und das für sie Beste dabei herauszuholen.

Auch Niki und Sanzio, die Sepia im Laufe der Story kennenlernt, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Niki ist neugierig und etwas vorschnell, doch hat sie eine aufgeschlossene und ehrliche Art, so dass man sie einfach liebgewinnen muss. Sanzio dagegen ist etwas ruhiger und besonnener, manchmal etwas naiv, aber hat das Herz am rechten Fleck.

Die Bedrohung kommt schleichend. Sepia ahnt, dass ihr Meister weiß, was passiert. Aber anvertrauen kann er sich ihr nicht - noch nicht. Und dann kommt es zu einer Katastrophe. Sepia muss schnell handeln und mithilfe ihrer Freunde und einer gehörigen Portion Mut stellt sie sich der Dunkelheit und bekommt so viele Antworten.

Dies ist der Auftakt zu einer Trilogie und obwohl es sich hier um ein Kinderbuch handelt, werde ich diese Reihe weiterverfolgen und warte nun gespannt auf den nächsten Teil.

Meggies Fussnote:
Eine Geschichte um Tinte, Papier und Asche.

Bewertung vom 29.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

"Die Burg" - beeindruckend liegt sie oben auf dem Felsen. Maxim aber ist sich sicher, sie ist sein Untergang. Denn in den Katakomben verbirgt sich ein modernes Escape-Room-Game unterstützt von einer künstlichen Intelligenz. Und Maxim - selbst Besitzer diverser "normaler" Escape Rooms - merkt, dass diese Konkurrenz sein Ruin ist. Trotzdem nimmt er die Einladung des millionenschweren Besitzers an, die Räume vor Eröffnung zu testen. Die Neugier ist einfach zu groß. Zusammen mit vier weiteren exklusiven Gästen begibt sich Maxim in die unterirdischen Räume. Nur um kurz darauf darum zu spielen, je wieder Tageslicht sehen zu dürfen.

Die Autorin ist mit ihren Büchern immer nah am Zeitgeschehen. Diesmal nimmt sie sich das Thema "KI" vor und vermischt dieses Thema mit den allseits beliebten Escape Rooms, aus denen man sich innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit mit kniffligen Rätseln "befreien" muss. Nur, dass im realen Leben die Option besteht, jederzeit durch eine offene Tür nach draußen zu spazieren und auch (fast?) in keinem Raum eine KI das Sagen hat.

Schon das Cover des Buches finde ich gelungen. Es wirkt mittelalterlich, die Seiten der Wände sind jedoch mit Nullern und Einsern überzogen, so dass man genau weiß, dass die KI immer und überall anwesend ist.

Der Inhalt war spannend und nervenaufreibend. Bei manchen gestellten Rätseln war mir zwar der Tiefgang zu enorm, aber für die Dramatik war dies unabdingbar. Als Außenstehender hat man keine Chance, die Rätsel zu lösen, da man dafür die Charaktere vorher genauer hätte kennenlernen müssen.

Die Geschehnisse innerhalb der unterirdischen Burg wird aus Sicht Maxims beschrieben, der als Besitzer diverser Escape Rooms und seiner Vorliebe für komplexe Rätsel von Nevio, dem "Erschaffer" der Burg eingeladen wird, sich exklusiv das wohl zurzeit modernste Escape-Game anzusehen und seine fachliche Meinung dazu abzugeben. Maxim, von Grund auf misstrauisch und eher pessimistisch eingestellt, nimmt die Einladung an, jedoch auch eher wegen des Geldes, welches ihm geboten wurde.

Alissa, eine Mitarbeiterin Nevios, ist die zweite Sicht. Sie sitzt im Kontrollzentrum und beobachtet auf den Monitoren, was innerhalb der Katakomben vor sich geht. Zumindest so lange, wie die KI dies zulässt.

Die KI ist der unbestreitbar dritte Hauptcharakter in diesem Buch. Sie ist allgegenwärtig und hat die Oberhand. Sie zeigt, wie angsteinflößend es sein kann, sich allzu sehr auf sie zu verlassen, ihr Freiheit zu geben und ihr nicht mit den richtigen Worten zu sagen, was zu tun und zu lassen ist. Die KI lernt selbstständig und in rasendem Tempo. Sie schwingt sich zu Höhen auf, die sie nicht erreichen darf.

Das Erzähltempo ist rasend, was aber nicht unangenehm ist. Der Zeitdruck ist enorm. Aber es soll verdeutlicht werden, wie es den Eingeschlossenen und denen, die ihnen helfen wollen, ergeht. Die Uhr tickt und der Kampf darum, endlich den Ausgang und damit Freiheit zu finden, ist langwierig.

Die Räume, aus denen die Charaktere einen Ausgang finden müssen, sind allesamt sehr gut beschrieben. In abgewandelter Form würden diese auch gut in die reale Welt passen. Zumindest ab 18 Jahren. Denn es wird teilweise blutig, eklig, gruselig und vor allem eins: unheimlich spannend.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, was aber auch daran liegt, dass sie im Laufe des Buches einfach in die Tiefe gehen müssen. So hatte man das Gefühl, selbst dabei zu sein und mitzuspielen, weil man Raum für Raum mehr in der Story drin war. Immer wieder begeben wir uns in ein mittelalterliches Setting (wobei Mittelalter hier allgemein gehalten ist, denn es ergibt sich eine Zeitspanne von fast über 700 Jahren), geprägt von der modernen Welt. Die KI findet hier eine spannende Mischung.

Trotzdem fand ich die Geschichte letztendlich etwas langwierig. Ein paar weniger Räume hätten es auch getan und vielleicht hätte man den Fokus auch etwas mehr auf die Charaktere selbst legen können. Gerade diejenigen, die außerhalb versuchen, die Eingeschlossenen zu retten. Ich hatte teilweise nicht das Gefühl, dass "genug" getan wurde. Aber da ich mich mit künstlicher Intelligenz nicht intensiv genug auseinandergesetzt habe und auch nur diverse Zeitungsartikel oder Social-Media-Einträge dazu kenne, stehe ich auch nicht genug in der Thematik drin, um mir hier ein größeres Urteil erlauben zu dürfen.

Auf jeden Fall bin ich gut unterhalten worden und bin mal wieder erstaunt, wie leicht es der Autorin anscheinend fällt, zu aktuellen Themen intensiv recherchierte Bücher hervorzubringen. Aber sie lebt eben am Puls der Zeit.

Fazit:
Aus der Geschichte gibt es kein Entkommen.

Bewertung vom 04.03.2024
Gezeitenkinder
Diekhoff, Luise

Gezeitenkinder


sehr gut

Hanna und Evi freuen sich auf ihre neue Arbeitsstelle im Kinderholungsheim Strandhafer auf der schönen Insel Norderney. Vor allem Hanna, die endlich mit Kindern arbeiten möchte, um ihnen etwas beizubringen Für Evi ist die Stelle nur Mittel zum Zweck, denn als angehende Erbin eines Kinoimperiums muss sie sich nicht so die Sorgen um ihre Zukunft machen. Hanna nimmt ihre Aufgabe ernst und will endlich beweisen, dass sie mit beiden Beinen im Leben steht. Doch schon am ersten Tag im Heim merkt Hanna, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Kinder werden zurechtgewiesen, es gibt Essensentzug und wer nachts auf Toilette muss, wird bestraft. Dies sind nur einige Dinge, die Hanna auffallen und je mehr sie herausfindet, umso schlimmer steht es um die armen Kinder. Als Hanna jedoch anfängt, dagegen vorzugehen, stößt sie auf gehörige Probleme.

Die Geschichte spielt im Jahre 1962 auf der schönen Insel Norderney, die uns gleich zu Anfang sehr schmackhaft gemacht wird. Ich konnte mir sehr bildlich vorstellen, wie schön es damals gewesen sein muss, als die Insel dank des Tourismus noch nicht so überlaufen war. Mir ging es so wie Hanna, als sie die ersten Schritte auf der Insel tat. Sie war überwältigt von den neuen Eindrücken, der vorherrschenden Farbe Rot und der salzigen Luft, die sie tief einatmete.

Das war dann aber schon das Positivste, dass Hanna zu Anfang erfahren hat. Denn ab da geht es stetig bergab. Die Zustände, die im Heim herrschen, sind grauenhaft und niveaulos. Aber vor allem, da einige bei diesen Machenschaften mitgemischt haben. Pflegerinnen wie Krankenschwestern und natürlich die Ärzte. Und keiner will etwas gesehen haben.

Mir war Hanna von Anfang an so sympathisch. Ihre Empathie ist beispielhaft und ich hatte mehr als einmal das Gefühl, in Hanna könnte man eine gute Freundin finden. Sie vertritt ihre Ansichten mit aller Vehemenz und zögert nicht, für das Gute einzustehen. Auch wenn sie die Kinder im Grunde nicht kennt, ist sie doch ein so hervorragender Elternersatz für sie. Sie kümmert sich auch um die noch so kleinsten Belange und verdient sich somit das Vertrauen der Kinder. Und meines. Denn ich würde ihr bedenkenlos auch meinen Sohn anvertrauen.

Die Autorin hat einen sehr bildhaften Schreibstil und ich konnte mir so alles sehr gut vorstellen. Das Kopfkino hatte sehr viel zu tun, vor allem, wenn es um die Kinder geht. Doch auch die anderen Dinge waren sehr gut beschrieben.

Hanna lernt auf der Insel Jan kennen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, über seine hier verschwundene Tante Ardie etwas herauszufinden. Der Zweite Weltkrieg spielt dabei auch eine vorherrschende Rolle.

So schafft es die Autorin zwei Themen so miteinander zu verflechten, dass am Ende eine runde und vor allem sehr interessante Geschichte dabei herausgekommen ist.

Auch wenn ich immer weiß, dass alles nur fiktiv und den Gedanken der Autorin entsprungen ist, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es genau so geschehen ist. Vor allem eben durch die bildhafte Schreibweise sind mir die Protagonisten sehr ans Herz gewachsen, allen voran Hanna, Jan und Wilko, der eine weitere Rolle spielt und sich einem großen Thema annimmt, welches auch heute noch sehr wichtig ist: Gegen das Vergessen.

Hanna wächst über sich hinaus und lernt dabei vieles über sich selbst. Vor allem eines: endlich für sich selbst einzustehen und das zu wählen, was einem am wichtigsten ist. Selbst, wenn man dafür Personen, die einem wichtig waren, gehen lassen muss.

Meggies Fussnote:
Gegen das Vergessen!

Bewertung vom 18.02.2024
The Butterfly Tales: Jaelyn
Losbohm, Nadja

The Butterfly Tales: Jaelyn


ausgezeichnet

Schutzengel existieren wirklich. Ab der Geburt ihres Schützlings wachen sie über ihn. Ungesehen, aber mit Sorgfalt, Bedacht und Hingabe. Auch Jaelyn wacht über Max. Sie hat ihn schon vor vielem bewahrt, denn Max sucht die Gefahr. Jedoch mit dem Hintergrund, Jaelyns Existenz zu beweisen. Denn bei einem Unfall, als Max ein Kind war, hat er Jaelyn in einem unbedachten Moment gesehen. Und ist seit dem besessen davon, seinen Schutzengel sichtbar zu machen. Als dies gelingt, geschieht etwas mit Jaelyn. Sie merkt, dass es mehr gibt, als sich um ihren Schützling zu kümmern. Und so lernt sie, wie es ist, menschlich zu sein.
Doch da ist noch die böse Lorelei, ein Wesen, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, Leid und Schmerz zu verbreiten. Und gerade Lorelei ist es, die Jaelyn vielleicht helfen könnte.

Seit mittlerweile über 10 Jahren begleite ich die Autorin bei ihren Werken und bin immer wieder fasziniert, wie sie mit ihrer zarten Art zu schreiben, Geschichten erfinden kann, die einem einfach in den Bann ziehen.
So auch mit ihrem zweiten Schmetterlingsmärchen, das auf den ersten Blick als Liebesgeschichte daherkommt. Liest man jedoch zwischen den Zeilen, ist es einfach so viel mehr. Es geht um die Abgründe menschlicher Emotionen, um Zukunftsängste und den Blick, hinter die Kulissen der "ach so schönen Liebe mit ihren wundervollen Seiten".

So viele Storys mit Happy End beginnen mit Problemen. Hier ist es andersherum. Das Happy End kommt zu Anfang und entpuppt sich als grauenvoll und herzzerreißend.

Ich habe Jaelyn mit ihren blauen Flügeln und ihrer verständnisvollen Art sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist ein zartes Wesen mit starkem Charakter und würde für ihren Schützling wirklich alles tun, nur damit er ein erfülltes Leben führen kann.
Max dagegen ist ein Draufgänger. Er will mit allen Mitteln beweisen, dass es Schutzengel gibt, da er Jaelyn als Kind bei einem Unfall kurz sehen konnte. Seine Verbissenheit ist eigentlich bewundernswert, wäre da nicht die rohe Art, die immer wieder durchschlägt. Ich mochte ihn nicht.

Die Autorin hat die Charakterzüge dieser zwei so unterschiedlichen Protagonisten perfekt eingefangen. Und zeigt uns eben mal auf, wie es ist, wenn nicht alles so läuft, wie man es sich eigentlich erhofft hat.

Weiter hat sie uns ein Setting vor die Nase gesetzt, was man nicht immer in Büchern findet. Neufundland. Ein Land, welches ich auch schon auf Bildern der Autorin, die dort Recherche betrieben und Urlaub gemacht hat, sehen durfte. Ein betörendes Land mit zauberhafter Natur, funkelndem Wasser und einer einnehmenden Art. Die Autorin schildert bestimmte Flecken dieses Landes so detailgetreu, dass man gleich Kopfkino hat und mit Jaelyn am Wasserfall sitzt oder durch die Natur spaziert. Ein Land, welches auch auf meiner Urlaubsliste gelandet ist und es bestimmt nicht lange dauert, bis ich es mal besuche.

Ich war am Ende des Buches traurig. Nicht, weil die Geschichte zu Ende war (also auch schon etwas), sondern wie sie zu Ende ging. Mit einem Knall, bittersüß und einer nachdenklichen Art. Aber auch genau, was die Autorin bezweckt hat. Die Sicht mal auf andere Dinge lenken und nicht nur immer auf Friede, Freude, Eierkuchen.

Fasziniert hat mich auch die Sicht der Autorin auf "Schutzengel". Sie stellt sie nicht dar, wie es uns vorgegeben wurde. Mit Federflügeln und Heiligenschein. Nein. Sie sind schmetterlingsähnlich, mit zarten Flügeln und einem betörenden Wesen. Auch die uns auf einem Felsen am Rhein sitzende und ihre Haare kämmende bekannte Lorelei ist nicht das, was wir erwarten. Sie erinnert ein kleines bisschen an Ursula aus "Arielle, die Meerjungfrau", doch gefährlicher, anziehender und reizvoller.

Die in die Geschichte eingebrachte Mythologie wird neu interpretiert und geschickt mit der Story verflochten.

Meggies Fussnote:
Schmetterlings-schön, zauberhaft-faszinierend, bittersüß-traurig.

Bewertung vom 18.02.2024
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


sehr gut

Meine Meinung:
Wien, 1895: Leopold von Herzfeldt und seine Angebetete Julia Wolf wollen eigentlich nur einen gemütlichen Abend in der Wiener Oper verbringen, als ein neuer Fall die beiden davon abhält. In einer Krypta wird ein Toter gefunden und Leo wird gleich mit den Ermittlungen betraut, während Julia die Tatortfotografien macht. Doch auf den entwickelten Fotografien scheint über dem Toten ein Geist zu schweben. Und gerade ist es so, dass in Wien der Spiritismus in Mode kommt. War es wirklich ein Geist, der den Toten vielleicht hat vor Angst sterben lassen?
Gleichzeitig verschwinden in einem Waisenhaus der Stadt immer wieder Kinder. Anna, die Pflegetochter des Totengräbers Augustin Rothmayer macht sich Sorgen und teilt diese Rothmayer, aber auch Julia und Leo mit.
Gibt es wirklich Geister, die in Wien ihr Unwesen treiben? Und wer vergreift sich an unschuldigen Kindern?

Mittlerweile sind wir beim dritten Teil der Totengräber-Reihe angelangt und ich muss sagen, dass ich es sehr genieße, diese Reihe zu lesen. Denn der kauzige Totengräber, der versnobbte Polizist Leo und die großherzige Julia sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Die drei sind ein so ungewöhnliches Gespann. Und doch können sie sich aufeinander verlassen. Dies zeigt dieser Roman wieder mal in schönster Weise.

Ein Geist scheint in Wien sein Unwesen zu treiben. Hat er wirklich den Toten in der Krypta auf dem Gewissen? Auf den von Julia gemachten Fotografien scheint dies zumindest der Fall, denn über der Leiche schwebt eine durchsichtige Gestalt. Julia kann sich dies alles nicht erklären und zusammen mit Leo macht sie sich an die Aufklärung dieses mysteriösen Verbrechens.

Auch der Totengräber Augustin Rothmayer wird mit einbezogen. Seine Sicht auf den Tod und die etwas anderen Dinge des Lebens, haben schon so manchen guten Rat erbringen können. Außerdem sind Leo und vor allem Julia gerne bei dem kauzigen Mann und seiner Pflegetochter Anna.

Anna übrigens bekommt eine größere Rolle in diesem Buch. Sie macht sich Sorgen, weil aus einem Waisenhaus schon mehrere Kinder verschwunden sind. Irgendetwas passt da nicht und so versucht sie teilweise auch selbst herauszufinden, was da los ist.

Ich hatte beim Lesen immer wieder diesen von mir auch in den letzten Bänden so gerühmten Wiener Charme im Kopf. Garantiert werde ich auch noch das Hörbuch dazu hören, auch weil der Sprecher Hans Jürgen Stockerl garantiert einen tollen Job abliefert und durch den Dialekt das Gefühl vermittelt, in Wien anwesend zu sein.

Der Autor schafft es mit Leichtigkeit, mich in den Fall abtauchen zu lassen und auch wenn mich der Charakter Leo manchmal mit seinen Macho-Allüren auf die Palme getrieben hat, hatte ich sehr viel Freude, mit den drei so unterschiedlichen Charakteren eine rasante Achterbahnfahrt genießen zu dürfen.

Ich wünsche mir zwar mal wieder, dass gerade Augustin Rothmayer etwas mehr in Erscheinung treten könnte, trotzdem fand ich die Geschichte spannend und fesselnd. Sehr gut gefallen hat mir, dass diesmal ein bekannter Krimiautor eine etwas größere Rolle einnehmen durfte. Ebenso Leos Mutter, die mit ihrer lockeren Art viel Würze in die Story brachte.
Julia hat mir auch etwas zu oft ihre Arbeit vorgeschoben und ihre Tochter alleine gelassen. Die Umstände, wie die beiden zu der Wohnung in einem doch sehr umstrittenen Etablissement kamen und auch, wie Julias Tochter Sisi aufwächst, sind etwas befremdlich, vor allem, da Julia zwar Gewissensbisse hat, aber trotzdem mehr an die Arbeit denkt.

Alles in allem hat das Buch wieder einen düsteren Charakter, gerade weil man sich bei einigen Sachen gruselt. Die Beschreibungen von medizinischen Vorgehensweise, Ausstellungsstücken im Wiener Museum oder die Obduktion der Leichen sind detailliert und könnten magenunfreundlich sein. Aber gerade dies macht auch den Reiz aus.

Meggies Fussnote:
Viel Detailtiefe und ein spannender Fall.

Bewertung vom 11.02.2024
A Song to Raise a Storm / Die Sonnenfeuer-Ballade Bd.1
Dippel, Julia

A Song to Raise a Storm / Die Sonnenfeuer-Ballade Bd.1


sehr gut

Meine Meinung:
Halb Mensch, halb Quidhe muss Sintha ein Leben führen, in welchem sie nicht auffallen darf. Denn als magisches Wesen schlägt ihr Misstrauen entgegen. Trotzdem nehmen einige ihre Dienste in Anspruch, auch wenn dies alles mehr als illegal ist. Doch Sintha schlägt sich wacker durch das Leben, bis sie eines Tages in einem Gasthof Schutz suchen muss. Ein Schneesturm hält alle in Atem. Aber ausgerechnet ein Mord führt dazu, dass Sintha die Aufmerksamkeit eines Vakárs, dem Anführer eines dunklen magischen Volkes auf sich zieht. Arezander weiß sofort, dass Sintha kein Mensch ist und will sich die Eigenschaften ihrer Magie zu nutzen machen. Doch schon bald merkt Sintha, dass Arezander nicht nur ihre magischen Fähigkeiten anziehend findet.

Eigentlich sind diese High-Fantasy Geschichten so gar nicht meins. Zumindest dachte ich das sehr lange. Aber die Autorin konnte mich gleich vom ersten Satz an gefangen nehmen und ich habe das Buch in Rekordzeit gelesen. Dies lag auch an der taffen Protagonistin Sintha, die sich mit ihrer vorsichtigen, aber doch aufgeweckten Art sofort in mein Herz geschlichen hat. Sie strahlt - trotz der vielen Widrigkeiten, gegen die sie kämpfen muss - eine solche Herzlichkeit aus, die sie natürlich nur denen entgegen bringt, die ihr etwas bedeuten. Sie ist ein Licht in dunkler Nacht. Ein Strahl, der alles erhellt.

Und dann ist da natürlich Arezander, das totale Gegenteil von Sintha. Er ist dunkel, mürrisch, düster und dominant. Er scheint böse, abartig und unbarmherzig. Und wenn er auf Sintha trifft, sprüht ein wahres Feuerwerk an Funken. An Hass.
Die beiden krachen förmlich aufeinander und es entlädt sich so viele negative Energie, dass man meinen könnte, die beiden gehen daran zugrunde.

Doch dann kommt die Wendung und es fließen plötzlich andere Emotionen mit ein. Es wird ruhiger, intimer und beide Seiten denken nach. Nur um sich dann wieder zu entzünden und das Spiel von vorne beginnen zu lassen.

Die Autorin schenkt den beiden keinerlei ruhige Minuten. Ständig ist alles in Bewegung. So bleibt die Spannung natürlich vorhanden, aber als Leser selbst kommt man nicht nur Ruhe. Dies heißt, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Man lechzt förmlich nach dem nächsten Problem und wie es Sintha und Arezander wohl lösen werden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr fesselnd. Man fliegt durch die Seiten und am Ende war ich wirklich erstaunt, dass ich dieses über 500 Seiten Buch in kürzester Zeit regelrecht verschlungen habe.

Die Story ist ausgeklügelt, Sintha besitzt als Figur sehr viel Tiefe. Aus ihrer Sicht wird die Geschichte auch geschildert. Arezander bleibt uns natürlich geheimnisvoll und unnahbar. So, wie Sintha ihn eben erlebt. Doch in manchen Momenten blitzt auch von ihm etwas durch und macht ihn so fast sympathisch. Ich kann gut nachvollziehen, was Sintha an ihm findet. Diese geheimnisvolle und dunkle Ausstrahlung ist eines Bad Boys würdig und so was hat ja seinen Reiz.

Das Ende ist dramatisch und man will natürlich sofort wissen, wie es weitergeht. Aber hier muss man auf den zweiten Teil warten.

Die Nebencharaktere sind sehr gut gewählt. Hier haben es mir vor allem der Vakár Riven und das Irrlicht Nivi angetan, welches leider viel zu spät eine Nebenrolle erhielt. Es hätte bestimmt einige Momente im Buch gegeben, wo Nivi für Abwechslung und Erheiterung in der doch sehr düsteren Story hätte sorgen können. Ich hoffe, Nivi bekommt eine größere Rolle in der Fortsetzung.

Meggies Fussnote:
Absolut empfehlenswert, wenn man auf Enemies-to-Lover-Storys steht.

Bewertung vom 04.10.2023
Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray
Wilde, Oscar

Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray


sehr gut

Dorian Gray ist schön, wunderschön - und dies wird ihm von jedem gesagt. Der Maler Basil Hallward malt den jungen Mann und sieht ihn als seine Muse.
Und Dorians neuer Freund Lord Henry spricht eindringlich auf ihn ein, er solle doch versuchen, seine Jugend zu bewahren. Denn Schönheit ist vergänglich und nur die Jugend hält das Schöne.
Dorian nimmt sich diese Worte zu Herzen. Und spricht einen Wunsch aus: Er würde seine Seele geben, könnte er seine Schönheit bewahren - nichts ahnend, dass dies der Fall sein wird. Denn fortan altert sein Gemälde und er bleibt jugendhaft schön.
Doch das zieht einiges nach sich.

Auch wenn ich mir am Anfang sehr schwer tat mit der Schreibweise Oscar Wildes hat mich das Buch dann doch in den Bann gezogen. Dorian Gray ist ein verzogener junger Mann, der sich nicht damit abfinden kann, dass er altert und seine Schönheit darunter leidet. Und so spricht er vor einem Gemälde den Wunsch aus, dass er seine Seele dafür geben würde, wenn er ab sofort für immer so blieben könnten, wie er gerade ist. Und es funktioniert.
Ab sofort altert nur noch sein Gemälde und Dorian bleibt so jung und schön.

Eine unheimliche Vorstellung und gleichzeitig aber auch sehr verlockend. Wer würde nichts dafür geben, für immer jung zu bleiben? Dorian Gray hat die Chance und nutzt sie. Aber zu welchem Preis? Denn er wird immer überheblicher, arroganter, unausstehlicher und zahlt für seine ewige Jugend einen furchtbaren Preis.

Die Geschichte ist ungewöhnlich, zieht es sich doch manchmal seitenlang nur über ein Thema. Doch war dies nicht langweilig, eher lehrreich.

Dorian und Lord Henry werden gut beschrieben, andere auftretende Charaktere werden nur angerissen. Auch wenn der Schreibstil (die Geschichte wurde 1890 geschrieben) gewöhnungsbedürftig ist, lässt sich doch so einiges in unsere heutige Zeit umsetzen.

Ich hatte zeitweise das Gefühl, dass der Autor mehr von sich selbst schreibt, als von der von ihm erfundenen Figur Dorian Gray. Der Autor selbst war zu seinen Lebzeiten eher exzentrisch und "als Dandy" verschrieen. Sein Lebenswandel war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Auch war er homosexuell, was ihm nicht viele Freunde einbrachte.

Dies fließt alles in den Roman mit ein und zeigt gleichzeitig, wie modern die Denkweise des Autors war.

Meggies Fussnote:
Ein nachdenkliches Buch über Jugend und Schönheit und die Verbitterung, die daraus resultieren kann.