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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2022
Weber's Wintergrillbibel
Weyer, Manuel

Weber's Wintergrillbibel


ausgezeichnet

Die Grillbibeln von Weber sind einfach immer wieder grandios, wunderbar und toll! Mittlerweile habe ich eine ganze Sammlung der Bände und freue mich trotzdem bei jedem Buch auf neue Ideen, tolle Rezepte und Bilder, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen!

Besonders gut gefällt mir, dass nicht nur für jeden Geschmack etwas dabei ist, sondern auch für jeden Grill Typ! Oft habe ich schon durch Rezepte geblättert und dann festgestellt, dass es auf meinem Kugelholzkohlegrill nicht funktioniert, oder - ja ich gebe es zu, dass ich faul bin - mir die Überlegung, wie ich das Grillgut statt auf einem Gasgrill mit meinem Holzkohlegrill wohl lecker hin bekomme, zu umständlich ist. Weber streicht jegliche Überlegungen und Rätselraten einfach, in dem die Rezepte auf die unterschiedlichen Typen ausgelegt sind.

Zu Beginn des Buches gibt es wie gewohnt Basics. Tipps für das beste Grillergebnis, hilfreiches Zubehör und für mich ganz wichtig, eine kurze Exkursion über unterschiedliche Holzarten und deren Geschmacksrichtung bei Räucherchips. Vor zwei Jahren experimentierte ich das erste Mal mit diesen Chips, habe für mich allerdings noch nicht den richtigen Fahrplan gefunden und freue mich dementsprechend über diesen Passus sehr!
Weber hat für alles das passende Zubehör. Und dementsprechend schön finde ich, dass bei der Grundausstattung auf Eigenwerbung verzichtet wird. Es werden keine markenwirksamen Bilder der Produkte in dem Buch vorgestellt, sondern Zeichnung von den Reinigungsgeräten den Grillkörben, -zangen und sonstigen nützlichen Tools. Weber beschränkt sich hier wirklich auf das Kochen, oder besser gesagt das Grillen und das gefällt mir.

Ich gehöre definitiv nicht zu den Menschen, die sich im Winter gerne rausstellen und sich am Grill versuchen! Dank der kleinen Tipps und Tricks, werde ich es diesen Winter jedoch zumindest häufiger einplanen. Denn eine gute Vorbereitung - Wahl des Standortes, Würzmischungen, Soßen - sind das a und o. Und, dass ich nicht zu viel kreuz und quer grille. Lieber ein Highlight auswählen und das in Szene setzen, statt zich Sachen. Das verkürzt nicht nur meine persönliche Standzeit am Grill, sondern unterstreicht das Werk. Warum nicht mal das Lachsfilet Wellington, ein schmackhaftes Roast Beef oder die Weihnachtsgans vom Grill. Ich persönlich habe das noch nie kosten dürfen und bin begeistert ob dieser Idee!
Aber natürlich gibt es das auch einfacher, oder eher gesagt schneller. Gemüsebeilage oder Nachtisch, ganz wie das Herz begehrt! An Ideen mangelt es nicht!

Super finde ich die Schritt für Schritt Erklärungen, die bebildert und hervorragend geschildert sind! Zudem sind sie nach Grillarten unterteilt, so dass ich mal etwas auf dem Holzkohle-, mal auf dem Gasgrill zaubern kann. Noch ist der Gasgrill bei mir zwar Zukunftsmusik, aber es ist schön, dass ich die Grillbibel dann behalten und die Gerichte dann neu umsetzen kann, ohne mich zu ärgern, dass das Kochbuch überholt ist.

Mein Fazit
Mal wieder ein wunderbares Buch mit vielen Tipps und Tricks! Ich liebe die Kochbücher von Weber einfach!

Bewertung vom 08.10.2022
Inselhoffnung
Hansen, Jette

Inselhoffnung


sehr gut

Endlich ist Sarah auf Föhr angekommen! Bei ihrer Freundin Gretje hat sie sich gut eingelebt, mit ihrer großen Liebe Marten läuft alles wie am Schnürchen und ihr Freundeskreis wächst und gedeiht. Doch plötzlich steht ein junges Mädchen vor Sarah und behauptet, ihre Tochter zu sein, die sie vor sechzehn Jahren zur Adoption frei gegeben hatte. Und Sarahs Leben steht Kopf. Wieder einmal...

Das Cover zeigt einen Bohlenweg, der durch hohes Gras zum Strand von Föhr führt. Das Meer leuchtet im Hintergrund, leichte Wolken ziehen über den Himmel. Alles wirkt friedlich und wunderbar. Ein Coverbild zum Verlieben. So wie auch der Inhalt des Buches.

Schon den ersten Teil von Jette Hansens Stürmische Zeiten auf Föhr habe ich verschlungen und mit Teil zwei erging es mir ebenso. Die Autorin schreibt beruhigend warmherzig und von Beginn an ist klar, dass sich alles irgendwie regeln lässt. Kein Unglück kann so groß sein, dass die kleine Inselgemeinschaft es nicht irgendwie schultern und beheben kann. Ich mag den herzlichen Schreibstil von Jette Hansen, die es schafft, mir Sarah, Marten, Emily, Gretje und Co nicht nur nahe zu bringen, sondern sie auch ein Teil meines Alltags werden zu lassen. Zumindest kurzzeitig. Denn die Nordsee ist mein Sehnsuchtsort und Königswinter meine Heimat. Beide Orte beschreibt die Autorin wunderbar, auch wenn Königswinter leider etwas schlecht wegkommt, aufgrund der nicht ganz so guten Erfahrungen, die Sarah in ihrer Jugend dort gemacht hat. Trotzdem lese ich immer wieder gerne über bekannte Örtlichkeiten und verliere mich in eigenen Erinnerungen.

Auf der traumhaften Insel Föhr ist es Sarah endlich gelungen, ihr Leben als Postbotin aufzubauen und zu festigen. Sie hat die Vergangenheit erfolgreich verdrängt und startet fröhlich in ihr neues Leben. Auch wenn Isabel, ihre beste Freundin aus Kindertagen, ihr stets predigt, dass sie mit der Vergangenheit erst abgeschlossen hat, wenn sie Marten alles erzählt hat. Als ihre Tochter Emily plötzlich auf Föhr auftaucht, bleibt Sarah schließlich keine Wahl mehr. Jette Hansen schildert die innere Zerrissenheit von Sarah sehr anschaulich und ich litt oft mit ihr. Zu gerne wäre ich ihr an die Seite gesprungen und hätte ihr gerne einen Teil der Last abgenommen. Gelichzeitig war es spannend zu beobachten, wie Sarah an der endlich ans Licht gekommenen Wahrheit erstarkt. Mutig blickt sie erst zurück, um dann gestärkt in die Zukunft blicken zu können.
Und das alles vor der atemberaubenden Kulisse der Nordseeinsel Föhr. Aber auch hier ist nicht alles Gold was glänzt. Mir gefiel es sehr gut, dass die Autorin auch die Nöte der Inselbewohner in ihrem Roman schildert, wie knapp Wohnraum geworden ist und die Preisexplosionen durch die Touristen für die Einheimischen. Manchmal liegen Glück und Leid eben recht nah beieinander.

Mein Fazit
Mal wieder ein zum Träumen einladender Roman, den ich sehr gerne gelesen habe!

Bewertung vom 01.10.2022
Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


sehr gut

Als die Bankfiliale, in der Laura Jacobs arbeitet, überfallen wird, behält sie Nerven wie Drahtseile. Eine Gabe, die wenige Menschen haben und die ihr beim plötzlichen Aufstieg zur stellvertretenden Filialleitung helfen. Denkt Laura zumindest. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn statt einer Belohnung, scheint die Beförderung eher ein Bestechungsversuch der Bank zu sein, um Laura von dem Kauf ihres Hauses abzubringen. Einem Haus, das ihr und ihrem Mann sehr ans Herz gewachsen ist, der Bank gehört und nun wegen eines Großinvestors weichen soll.

Veit Etzold hat mal wieder einen packenden Krimi für seine Leser kreiert! Von der ersten Seite an schaffte er es, mein nicht vorhandenes Interesse am Bankenwesen wach zu rufen und mich dafür zu begeistern. Gelungen ist ihm dies bei mir, da er das Bankwesen und seine verschlungenen Wegen zwar anreißt, aber nicht weiter in die Tiefe geht. Kryptowährung, Anlagefonds, Aktien und so weiter ist mir alles ein Begriff, die verschlungenen Wege hingegen nicht. Gut fand ich auch, dass er meine Vorurteile einer Bank gegenüber, alle bediente und sogar noch deutlich überzog. Banker haben nur ihren eigenen Gewinn im Sinn, wie deutlich an Lauras Chef zu sehen war, der sogar einen verzweifelten Familienvater noch über den Tisch zog, ohne mit der Wimper zu zucken und sich sogar am Vermögen von Toten reichlich bediente. Leerverkäufe, Geldwäsche Zinsbetrug und vieles mehr, was in meinem Kopf rum geistert, all dies wurde von Veit Etzold aufgegriffen.
Gemischt mit einer kräftigen Spur Krimi in Form von Betrug, Erpressung, Mord und Totschlag rasten die Seiten wie nichts an mir vorbei und ich tauchte gerne in das Bankwesen ab. Geholfen hat es natürlich, dass der Autor mit Laura Jacobs eine authentische Protagonistin geschaffen hat, in deren Leben ich mich ohne Probleme hineinversetzen konnte. Laura ist ein Mensch wie du und ich, steht mitten im Leben, hat ihre Träume, Ängste, Sorgen und Wünsche. Und doch hat sie eine faszinierende Gabe, die viele von uns gerne hätten: Sie behält in jeder Situation die Nerven. Egal, ob es negativ ist wie die Kündigung aus ihrem Haus, bedrohlich wie ein Banküberfall oder euphorisch bei der angekündigten Beförderung, nach außen hin ist Laura stets beherrscht und überlegt. Vielleicht schon eine Spur zu kühl, aber ich mag das an ihr.

Mein Fazit
Laura Jacobs ist eine tolle Protagonistin und ich freue mich schon sehr auf weitere Bücher mit ihr und dem Bankenwesen!

Bewertung vom 24.09.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


weniger gut

Joe Tournier steht auf einem Bahnhof in London. Er weiß nicht, wer er ist. Er weiß nicht, woher er kommt, oder wohin er möchte. Joe hat sein Gedächtnis verloren. Zum Glück werden seine Besitzer schnell gefunden und die Suche nach dem Ich nimmt ihren Weg. Denn alles erscheint Joe falsch, verworren und irgendwie nicht greifbar. Er weiß nur eins: Er muss M finden! Seine Reise bringt ihn schließlich zu einem geheimnisvollen Leuchtturm und dort erkennt Joe, dass alles anders ist, als er es sich jemals vorgestellt hätte.

Das Cover zeigt den Leuchtturm von Eilean Mór als eine Art abgestempelte Briefmarke. Er thront auf den Klippen einer Insel auf den Äußeren Hebriden wie aus der Zeit gefallen; umkränzt von einem Ziffernblatt. Ich finde es sehr schön und es berührte mich sofort. Zusammen mit dem Klapptext machte es mich sehr neugierig auf das Buch.

Natasha Pulley hat eine schöne, bewegende und interessante Zeitreisegeschichte kreiert, mit deren Irrungen, Wirrungen und unvorhergesehenen Wendungen ich nie gerechnet hätte. Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Joe Tournier, der mitten auf einem Bahnhof ohne jegliche Erinnerungen zu sich kommt. Joe spührt, ahnt und merkt, dass da noch mehr sein muss, kann das Vergessene allerdings nie wirklich greifen. Selbst als er sich endlich am Ziel wähnt, am Leuchtturm Eilean Mór, spitzt sich die Situation immer weiter zu.
Natasha Pulley nimmt nicht nur Joe, sondern auch mich, mit auf eine Zeitreise. Allerdings nicht nur durch die Zeit, sondern auch durch Joes Leben und die Geschichte Englands und wie sie sein könnte, hätte sein können, ist, wäre und in Zukunft sein wird. Mir persönlich waren das zu viele Wendepunkte und schnell verlor ich den roten Faden in der Geschichte. Und auch die Lust am Lesen, da ich nie wusste, wann ich bin und mit wem ich gerade unterwegs bin. Das legte sich erst, als ich Personen und Zeiten auf einem Zettel notierte und diesen griffbereit neben mir hatte. Die Zeitsprünge und vor allem die Rückblicke innerhalb der Zeiten waren mir zu viel des Guten. Außerdem fieberte ich die ganze Zeit nach des Rätselslösung und hatte immer das Gefühl, dass wenn ich endlich Klarheit erlangt habe, mir das Deutliche zwischen den Fingern zerrinnt.
Auch fand ich es nicht schön, die ganze Zeit Menschen leiden zu sehen, ob ihrer inneren Gefühle. Eine raue Zeit, eine faszinierende Zeit und bestimmt auch eine sehr geschichtsträchtige. Mir war es jedoch zu viel durcheinander, als dass ich mich in dem Buch hätte wohlfühlen können.

Mein Fazit
Ein grandioses Thema individuell umgesetzt. Meinen Geschmack hat das Buch leider nicht getroffen, aber es hat seine Stärken.

Bewertung vom 11.09.2022
Zehn Jahre du und ich
Hughes, Pernille

Zehn Jahre du und ich


sehr gut

Mit dem plötzlichen Tod von Ally, bricht nicht nur für ihren Verlobten Charlie eine Welt zusammen, sondern auch für ihre beste Freundin Becca. Doch statt sich gegenseitig Trost und Halt zu spenden, gehen sich die beiden aus dem Weg. Nur einmal im Jahr treffen sie sich, um Allys Bucket-List abzuarbeiten. Und es wird für beide Parteien eine wahre Knochenarbeit, aber auch eine Herzensangelegenheit. Immerhin geht es um ihre geliebte Ally...

Pernille Hughes hat einen unfassbar berührenden, wunderschönen und bewegenden Schreibstil. Sie drückt nicht kitschig auf die Tränendrüse, auch wenn ich hin und wieder schniefen musste, sondern schildert die Gegebenheiten wie aus dem Leben gegriffen. Den Streit, zwischen Becca und Charlie, die innige Liebe der beiden zu Ally, die sie verbunden hat und wie sich ihr Leben nach Allys Tod weiterentwickelt. Ohne Probleme konnte ich mit den beiden die Bucket-List abarbeiten, aber auch die Momente des Triumphes genießen und an den Aufgaben wachsen.
Denn es ging Ally nicht darum, die beiden Streithähne mit Gewalt aufeinander los zu lassen, sondern sie sollten erkennen, was sie verbindet, was sie trennt und dass sie eigentlich nicht wie Hund und Katze sind. Ich genoss es in vollen Zügen, Becca uns Charlies Entwicklung über die Jahre beobachten zu dürfen. Wie sie mit Allys Tod umgehen und sich neue Räume erobern. Ally schien es wichtig, dass die beiden den Tod nicht als böse Bedrohung ansehen, sondern die Chance dahinter sehen, etwas völlig Neues zu erleben und nimmt sie dabei mit Hilfe ihrer Liste an die Hand.
Pernille Hughes schildert dies so feinfühlig, so innig berührend, dass es selbst mir viel gegeben hat. Hoffnung, Mut und Lust an neuen Dingen. Auch mal über den eigenen Schatten springen und nicht immer den Fehler bei anderen suchen, mag es auch oft einfacher erscheinen.

Mein Fazit
Ein wunderschönes, berührendes Buch, dass ich wärmstens empfehlen kann!

Bewertung vom 04.09.2022
Stille blutet / Mordgruppe Bd.1
Poznanski, Ursula

Stille blutet / Mordgruppe Bd.1


gut

Als Tibor Glaser hört, dass seine Ex-Freundin Nadine Just einen verstörenden Nachrichtenbeitrag vorgetragen hat, in dem es um ihren eigenen Tod geht, fährt er sofort zu ihrem Sender. Mit schlechten Gefühlen im Bauch betritt er Nadines Garderobe und findet sie ermordet vor. Kurz darauf kündigt ein weiterer C-Promi seinen baldigen Tod an. Auch dieser ist wieder mit Tibor Glaser verknüpft. Doch Tibor beteuert seine Unschuld, doch die Schlinge zieht sich mehr und mehr zu, denn alle Indizien sprechen gegen ihn.

Das Coverbild zeigt den Stephansdom, der sich in einem Meer aus Blut zu spiegeln scheint. Das Bild wirkt düster, bedrohlich und Angst einflößend und reizte mich zusammen mit dem Klapptext zu einem beherzten Griff zu dem Buch.

Ich schätze Ursula Poznanski sehr für ihre ausgefeilten, teils tiefgründigen und spannenden Romane. Deswegen habe ich mich sehr auf ihr neues Werk gefreut und ließ mich gerne in Wiens Polizeibehörde und deren Arbeit entführen. Wie in vielen Behörden scheint das Team um die Ermittlerin Fina Plank oberflächlich betrachtet wunderbare Arbeit zu leisten, aber unter der Oberfläche brodelt es. Denn Fina ist jung und eine Frau und somit eine Rarität in der Mordermittlung. Während einige Kollegen ihr hilfreich zur Seite stehen, versuchen andere, ihr zu schaden und sie zu verdrängen. Doch Fina setzt sich mit Biss durch, was ich unterhaltsam zu lesen fand. Ich mag zwischenmenschliche Querelen und die Lösungswege hin zu einem guten Miteinander.
Denn das gute Miteinander ist bei dieser verzwickten und vor Zufällen strotzenden Ermittlung mehr als wichtig. Für meinen Geschmack reihten sich diese zu offensichtlich aneinander, was auch der versierten neuen Ermittlerin alsbald unangenehm auffiel. Die Ermittlungen konnten mich leider nicht fesseln, da mir das Motiv fehlt. In vielen Büchern gefällt es mir, gemeinsam mit den Ermittlern einer heißen Spur zu folgen und finde es grandios spannend, den Täter erst auf der letzten Seite zu stellen, aber hier fehlte mir die Spannung leider. Ich fühlte mich alleine gelassen und tappte zu oft im Dunkeln. Folgen konnte ich der Handlung zwar, aber mir fehlte der Sinn, oder das Verständnis für die Situation.

Die Protagonisten fand ich zwar durchaus ansprechend, aber irgendwie sehr Klischee behaftet. Die Neue im Team, ausgerechnet eine Frau in einer Männerdomäne, hat den richtigen Riecher. Der Alpha wird in seine Schranken verwiesen und macht Wind gegen die Neue. Es gibt die typischen Mitläufer und die, die sich dagegen auflehnen. Und doch ist dies nur der innere Schein, denn nach Außen wirkt alles professionell. Ein dankbares Opfer, das als Täter herhalten muss und ein verzwicktes Katz und Maus Spiel. Wobei Spiel falsch ist, denn alle scheinen eher zu reagieren, als zu agieren.

Mein Fazit
Mich hat das Buch leider nicht überzeugen können. Mir war die Handlung zu zäh und das Motiv hat sich mir nicht wirklich erschlossen.

Bewertung vom 21.08.2022
Die Köchinnen von Fenley
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


sehr gut

... noch nie war dieser Spruch so wahr, wie zu Kriegszeiten! Vor allem für die Frauen, die zu sehen mussten, wie sie ihre Familie mit den wenigen, rationierten Lebensmitteln über die Runden bringen sollten.
In dieser Zeit lebt Audrey mit ihren drei Söhnen in Fenley. Ihr Mann Matthew wurde über Düsseldorf abgeschossen und seit dem bringt sie die Familie alleine durch. Doch es ist Arbeit, viel Arbeit. Der einzige Lichtblick scheint die Serie Kitchen Front zu sein, dessen Moderator Tipps und Tricks zeigt, wie man aus wenigen Lebensmittel eine wohlschmeckende Mahlzeit zubereiten kann.
Denn ihre Schwester, Lady Gwendoline Strickland hilft ihr nicht. Lady Gwendoline ist einzig auf ihren eigenen Vorteil bedacht und weiß sich ganz genau in Szene zu setzen. Trotzdem ist auch für sie Kitchen Front ein Lichtblick und Quell der Freude.
Ganz anders die Köchin Zelda. Schwanger und verzweifelt ist für sie Kitchen Front keine Quelle der Freude, sondern Sprungbrett. Denn als die Macher der Radioshow einen Wettbewerb ausrufen und die Gewinnerin des Kochduells groß rausbringen wollen, wittert sie ihre Chance, als Frau endlich das Ansehen zu bekommen, das ihr zusteht.
Von Ansehen und Ruhm träumt die Köchin Mrs Quince und ihre Küchenmagd Nell bei weitem nicht. Sie machen bei dem Wettbewerb mit, wachsen allerdings erst nach und nach an ihren Aufgaben.

Das Cover zeigt die vier Konkurrentinnen Zelda, Lady Gwendoline, Audrey und Nell, wie sie in Kochmontur und mit Lebensmitteln ausgestattet auf dem Weg zu Kitchen Front sind. Mitten in der Bewegung eingefangen, wirkt das Bild auf mich lebendig und voller Tatendrang. Die vier blicken nach vorne, sind zielstrebig und respektieren und schätzen sich. Ich finde es gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt.

Es scheinen die kleinen Augenblicke zu sein, die Jennifer Ryan in den Mittelpunkt ihrer Erzählung stellt und die das Buch für mich zu einem nachhaltigen Erlebnis machte. Sie schreibt so lebendig, so enthusiastisch und berührend, dass die Zeilen wie nichts an mir vorbei geflogen sind. Angst, Alltag, Sorgen und Nöte stehen ebenso auf dem Tagesplan wie stark sein und Spaß haben für die Kinder, der Kampf ums tägliche Leben in Kriegszeiten.
Besonders Freude bereitete mir zu sehen, wie aus den vier Frauen Freundinnen werden. Es gibt immer weniger Ich und immer mehr Wir. Verbiegen muss sich deswegen keine von ihnen, sondern sie wachsen an sich und an den anderen; an den Gegebenheiten des Krieges und an ihren Mitmenschen. Jennifer Ryan schildert diese Entwicklung sehr einfühlsam und behutsam. Sie zwingt nichts auf, sondern lässt Gefühle reifen. Ich hätte nie gedacht, dass diese vier völlig unterschiedlichen Frauen tatsächlich eine Basis finden können, um harmonisch und liebevoll miteinander umzugehen. Die Autorin macht kein Drama um allein erziehende Mütter, Witwen, Mägde oder sonstige Vorurteil behaftete Personen zu dieser Zeit, sondern lässt sie einfach leben, lieben und lachen, denn der Alltag ist schon hart genug. Und doch beschäftigt mich dies sehr. Wie sehr haben die Frauen vor sechzig, siebzig Jahren kämpfen und sich behaupten müssen, damit wir heute unser Leben genießen können.

Mein Fazit

Vier Frauen, die eigentlich ihren Platz im Leben bereits gefunden haben, auf der Suche nach sich selber. Wunderbar einfühlsam und lebendig geschrieben!

Bewertung vom 10.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


ausgezeichnet

An Debbies erstem Tag an der Uni geht einfach alles schief und sie merkt schnell, dass sie mit ihrer gutgläubigen und zuversichtlichen Art hier falsch ist. Statt bei ihren Fehlern Hilfe zu bekommen, erntet sie Spott, auch wenn die anderen dies durchaus nicht böse meinen. Debbies eigentlich schönster Tag entwickelt sich mehr und mehr zu einem Alptraum, dem sie einfach nur entkommen möchte. Doch nach und nach findet sie sich im Uni-Leben ein, vor allem Dank der Hilfe Xanthes, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Xanthe ist auch etwas anders, überspielt dies aber geschickter.

Das Cover zeigt Debbie, die an der Wasserkante steht und aufs Meer hinaus blickt. Debbie ist in schatten-schwarz gehalten, als wenn sie erst aus dem Dunkel ins Licht treten müsste, damit sie ganz zu sehen ist. Das Meer schimmert in einem flüchtigen Morgenrot und verspricht einen neuen Tag. Das Dunkel geht, die Helligkeit kommt. Ich finde das Bild wunderschön zu Titel und Inhalt des Buches gewählt und hätte mir kein schöneres und ausdrucksstärkeres Bild wünschen können.

Louise Nealon beschreibt Debbies Leben, Denken und Fühlen ungewohnt eindringlich und berührend. Ich fühlte mich sofort angesprochen und konnte Debbies Gefühle nachvollziehen. Die Hoffnung, die Freude auf ihren neuen Lebensabschnitt und ihr Verletzt sein ob der Zurückweisung. Ich habe schallend gelacht, Tränen geweint, mich maßlos geärgert, mich fremd geschämt und war gelangweilt. Kurz: Ich habe das Buch gelebt und konnte mich komplett in Debbies ungewöhnliches Leben fallen lassen. Mir kam es allerdings nur so ungewöhnlich vor, weil sie als junge Frau auf der einen Seite absolut weltfremd zu sein scheint und dann wieder wie eine Mensch, der schon unfassbar viel Lebenserfahrung gesammelt hat. In ihrer Welt, der Welt des Bauernhofes und des Dorflebens hat sie schon alles mitgemacht; jeglichen Höhen und Tiefen erlebt und als sie den Schritt an die Universität macht, betritt Debbie eine neue Welt. Vermutlich geht es jedem von uns so, nur keiner spricht offen darüber. Beziehungsweise, die meisten Menschen haben es gelernt, ihre Fehler zu kaschieren; Debbie nicht. Sie spiegelt ihre Selbstzweifel und ihre Unsicherheit nach außen.

Louise Nealon ist mit Debbie eine herzerwärmende Protagonistin gelungen, die mich von der ersten Seite an berührte. Debbie ist so einzigartig wie eine Schneeflocke, aber längst nicht so zerbrechlich. Auch wenn sie ihre innere Stärke erst finden und erkennen muss. Denn Debbie trägt ihre Wünsche wie Löwenzahn mit sich. Leicht, für jeden zugänglich, luftig und doch unbeugsam. Eine luftige Mischung, die eisern sein kann. Ohne wenn und aber arbeitet sie auf dem Bauernhof mit, kümmert sich um ihre debile Mutter und ihren kauzigen Onkel. Ganz selbstverständlich und zieht keine Sekunde in Zweifel, dass es anders sein könnte. Erst der abgewandte Blick zeigt ihr andere Möglichkeiten und neue Wege. Wege, die nicht besser oder schlechter sind, sondern anders.

Mein Fazit
Ein wunderschönes, berührendes und tiefes Buch. Mein bisheriges Highlight!

Bewertung vom 07.08.2022
Sharing - Willst du wirklich alles teilen?
Strobel, Arno

Sharing - Willst du wirklich alles teilen?


sehr gut

Markus wartet. Und wartet. Doch seine Frau Bettina kommt nicht wie abgesprochen nach Hause. Stattdessen meldet sich ein Fremder und gibt ihm einen Link, der Markus ins Darknet führt. Zu einer Internetseite, auf der seine Bettina unter den Augen von tausenden Usern geteilt wird. Morgens liegt sie tot in einer ihrer Wohnung. Schnell ist für die Polizei klar, dass Markus der Täter ist. Doch dann verschwindet auch noch seine Tochter Leoni und gnadenloser Wettkampf gegen die Zeit beginnt.

Das Cover zeigt ein Smartphone-Display, auf dem der Kopf einer Frau zu erkennen ist. Über ihre Augen ist ein gelber Klebestreifen geklebt, der einen Großteil des Gesichts unkenntlich macht. Besonders inspirierend fand ich das gewählte Bild nicht. Es hat zwar den Inhalt des Buches perfekt widergespiegelt, berührt hat es mich allerdings nichts.

Arno Strobel ist mir als Autor von interessanten und spannenden Thrillern bekannt. Mit dementsprechend hohen Erwartungen ging ich an das Buch heran und wurde absolut nicht enttäuscht! Von der ersten Seite an ist es dem Autor mal wieder gelungen, mich in seinen Bann zu schlagen. Mit seinem unnachahmlich hohen Tempo stieg er sofort in die Handlung ein und schaffte es auch, den Spannungsbogen nicht nur hoch zu halten, sondern sogar, das Tempo noch zu steigern und den Druck zu erhöhen. Mal wand sich die Handlung hier hin, mal dort hin und ich begleitete Markus auf der Suche nach den Mördern seiner Frau Bettina und Entführern seiner Tochter Leonie. Dabei gerät er immer stärker ins Fadenkreuz der Ermittlungen und ja, auch ich zweifelte mehr und mehr an seiner Unschuld. Mit perfider Bösartigkeit säte Arno Strobel Zweifel an der Unschuld von Markus und der grandiosen Idee seiner Sharing-Firma und das Saatkorn ging auf. Nur mit Mühe konnte ich mich dem Strudel der Gewalt und der Schuldzuweisung entziehen und objektiv auf die Geschehnisse blicken. Bis mich doch wieder die Ereignisse mitrissen.

Das Thema Sharing finde ich spannend und gut gewählt. Auch, dass es von Arno Strobel nicht als das Allheilmittel hingestellt wird. Stattdessen geht der Autor mit Sinn und Verstand an die Sache und zeigt neben den Vorteilen auch Nachteile auf, die jeder für sich selber ergründen sollte. Verantwortung steht an erster Stelle. Aber nicht nur die für die zu teilenden Dinge, sondern auch der verantwortungsvolle Umgang der Nutzer mit den Dingen. Es kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen. Neben diesem interessanten Thema stand auch das Darknet im Mittelpunkt, dass wie das Sharing eigentlich als gute, ja hervorragende Sache geplant gewesen war. Sollte es verfolgten Menschen helfen, ihre Meinung in die weite Welt zu tragen, ohne Angst vor Verfolgung und Tod, entdeckten es bald Verbrecher für sich. Das Darknet an sich, ist nicht schlecht oder schlimm, nur das, was wir daraus oft machen. Sharing und Darknet sind mit Sicherheit kontrovers diskutierte Themen, die Arno Strobel wunderbar in seinem Buch umsetzt.

Mein Fazit
Ein bösartiger, brutaler und rasant spannender Thriller!

Bewertung vom 02.08.2022
Mörderische Masche / Der Häkelclub ermittelt Bd.1
Letterman, Karla

Mörderische Masche / Der Häkelclub ermittelt Bd.1


sehr gut

Nach dem Unfalltod seiner Frau Maike, steht Henri völlig neben sich. Nur mit Mühe kann sich der junge Witwer aus seiner Lethargie reißen und das Leben in Angriff nehmen. Denn neben Maikes Laden Nähschiff & Nadelflotte warten einige Überraschungen auf Häkel-Henri, wie er bald schon genannt wird.

Das Cover zeigt ein Häkeldeckchen und Totenkopfmotiv, auf dessen feine Spitze Blut tropft. Männerhände halten die blutige Nadel, während eine herrenlose Schere den Faden gekappt hat, der das Motiv fertig stellen sollte. Das Bild wirkt auf mich lustig-bösartig und hat mich zusammen mit dem Klapptext neugierig auf das Buch gemacht.

Von komisch bis traurig über spannend und mysteriös, war einfach alles in dem Häkel-Krimi von Karla Letterman vertreten. Der lebendige Schreibstil der Autorin fesselte mich von der ersten Seite an und brachte mich oft zum Schmunzeln. Tiefgründig erschien mir Karla Lettermans Stil anfangs nicht, aber bewegend; die Dialoge voller Esprit und die Handlung öffnete sich erst nach und nach vor meinen Augen. Zu Beginn des Buches dachte ich mir nicht viel bei dem Tod von Maike, doch nach und nach entfernte sich der Schleier des Hinnehmens, in gleichem Maße, wie Henri gegen seine tiefe Trauer kämpfte und nach den Gründen für ihren Tod forscht.

Henri sinnt nicht auf Rache, er ist kein bösartiger, rachsüchtiger Mensch, aber er möchte verstehen. Und genau das, macht ihn in meinen Augen so sympathisch. Er ist nicht Kopflos, sondern überlegt und würde niemals bösartig auf andere los gehen. Durch die Bank weg haben mich alle Charaktere begeistert und fasziniert! Egal ob jung oder alt, männlich oder weiblich, alle haben mich interessiert, da Karla Letterman sie so lebendig und lebensnah beschrieb, dass ich fast das Gefühl bekam, sie schreibt über nahe Bekannte. Auch hier greift ein Rädchen ins andere. Eine Person, die anfangs nur eine Randfigur war, tritt aus dem Schatten in den Mittelpunkt. Speziell die Namen zauberten mir immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht: Ob das die Kneipe Max Muckefuck war, Maikes Mitarbeiterin Frollein Edda oder die Tierärztin Peggy Pump. Hinter jeder Person steckt ein weiterer, wenn auch kleinere Handlungsfaden, der sich mit der Gesamtgeschichte zu einem Häkeldeckchen vereinte und erst dann eine runde Sache gab.

Oft machte ich mit Gedanken, in welche Richtung sich die Handlung wohl entwickelt, was hinter Maikes Tod steht und wie es wohl mit dem kleinen Nähladen weiter gehen wird, aber dann kam es zum einen ganz anders, als ich es mir gedacht hatte und zum anderen wollte ich mich auch viel lieber einfach von der Handlung treiben lassen. Denn genau dazu lädt die Autorin ein: Rätseln und treiben lassen. Eine gekonnt schöne, sommerliche Erzählstrategie, die mich begeistert!

Mein Fazit
Ein kleiner Häkel-Krimi ganz groß mit immer wieder überraschenden Wendungen und tollen Charakteren.