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Pan Tau Books - Ein Buchblog

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2017
Tilda Apfelkern - Es weihnachtet im Mäusehaus
Schmachtl, Andreas H.

Tilda Apfelkern - Es weihnachtet im Mäusehaus


ausgezeichnet

Die kleinen Leser begegnen in diesem Kinderbuch wieder den beliebten Figuren der Reihe: Tilda Apfelkern, der holunderblütenweißen Kirchenmaus, der Maus Molly, Rupert, dem Igel, Edna Eichhorn, deren Kinder Billy und Benny und dem Rotkehlchen Robin. Wenn man die etwas umfangreicheren Vorlesebücher von Tilda Apfelkern kennt, dann weiß man um die verschiedenen Persönlichkeiten der Figuren, mit denen sich junge Leser sehr gut identifizieren können. Tilda ist mir als Heldin besonders ans Herz gewachsen, denn sie will ihre Freunde am liebsten zu jeder Tageszeit um sich haben und lässt es sich nicht nehmen, sie mit leckerem Essen und in einem einladenden Zuhause zu beherbergen.

"„Ich hatte noch keine Zeit, den übrigen Weihnachtsschmuck vom Dachboden zu holen.“ „Das könnten wir doch jetzt machen“, schlug Molly begeistert vor. „Au ja“, nickte Rupert. „Und zwar alle zusammen.“"

Was dieses Buch besonders macht, ist die Tatsache, dass die 24 Seiten vollständig illustriert und mit so vielen Details ausgestattet sind, dass es als Wimmelbilderbuch bezeichnet werden kann. Es gibt zwar wenig Text, dafür aber zahlreiche aufklappbare Elemente hinter denen es eine Menge zu entdecken gibt. Jede Doppelseite des Buches zeigt ein gemütliches Zimmer in Tildas kleinem Häuschen und so viele liebevolle Kleinigkeiten, dass man in ihrem Anblick glatt versinken könnte. Ich liebe es, wenn man als Leser einen Einblick in das Zuhause der Figuren bekommt, denn jedes Mal habe ich das Gefühl, sie dadurch noch ein Stückchen besser kennenzulernen.

"So plauderten sie eine ganze Weile weiter und schmiedeten noch mehr Pläne für die schönste Zeit des Jahres. Aber mit dem Schnee, der leise vom Himmel herabsegelte, senkte sich schließlich auch ein tiefer Schlaf über die Freunde und das kleine Mäusehaus am Fuße des Kirchturms."

Auch die kurze Geschichte über die Erlebnisse der Freunde in Tildas Zuhause ist wieder wunderbar herzerwärmend und strahlt so viel Gemütlichkeit aus, dass ich traurig war, als das Buch nach wenigen Seiten schon zu Ende war. Für die angestrebte Zielgruppe, nämlich Kindern ab drei Jahren, ist es natürlich völlig angemessen. Wenn man die Adventszeit noch intensiver mit seinen Kindern erleben möchte, ist dieses Buch ein echte Empfehlung von mir, denn eine entspannte und spannende Vorlesezeit ist mit den Kinderbüchern von Andreas H. Schmachtl allemal garantiert!

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Bewertung vom 12.12.2017
Tomte und der Fuchs
Lindgren, Astrid

Tomte und der Fuchs


sehr gut

"Hell ist es in der Nacht! Die Sterne scheinen, und der Schnee leuchtet weiß. Schleiche, Mikkel, schleiche leise, damit keiner dich sieht." (S. 9)

Tomte ist in Schweden die Bezeichnung für Wichtel, die gerade zur Weihnachtszeit eine wichtige Rolle im Haus einnehmen, ähnlich den deutschen Heinzelmännchen. Ich bin immer schon fasziniert von den Geschichten über die kleinen unsichtbaren Helferelin und da ich Astrid Lindgrens Bilderbuch-Klassiker Tomte Tummetott bisher noch nicht gelesen habe, wollte ich unbedingt endlich mit dieser Neuausgabe von Tomte und der Fuchs aus dem Oetinger Verlag in die Geschichten rund um den Wichtel Tomte einsteigen. Die neuen farbigen Illustrationen von Eva Eriksson lassen einen Weihnachtsklassiker im neuen Licht erstrahlen und verleihen der Geschichte eine Tiefe, die ich so nicht erwartet hätte.

"Der Fuchs huscht hinüber zum Kuhstall. Bestimmt gibt es hier etwas zu fressen für einen hungrigen Fuchs."(S. 14)

In der Erzählung von Tomte und der Fuchs geht es um das Grundbedürfnis eines jeden Lebewesens: das Fressen. Der Hunger lockt den Fuchs aus seinem Bau und in die gefährliche Nähe des Menschen. Doch es ist Weihnachtsabend und weil der Wichtel Tomte auf jedes Lebewesen achtet, kann er den Fuchs nicht in sein Verderben laufen lassen und die Hühner nicht ihrem sicheren Tod überlassen. In Astrid Lindgrens Weihnachtsgeschichte geht es also ums Teilen und um Achtsamkeit dem Nächsten gegenüber und darum, dass jedes Lebewesen gleich ist und niemand dem anderen grundlos als Futter dienen darf. Mich hat die Grundaussage der Geschichte sehr berührt und auch für Kinder ist sie einfach und verständlich.

"Da knirschen die Schritte im Schnee. Die Hühner hören sie, und der Fuchs hört sie. Wer schleicht draußen umher?" (S. 21)

Die Illustrationen zur Geschichte strahlen eine angenehme Ruhe und Unaufgeregtheit aus, die ich bei vielen Bilderbüchern oft vermisse. Natürlich liebe ich auch Detailreichtum und finde es klasse, wenn Kinder aufgefordert werden, auf Wimmelbildern etwas Bestimmtes zu finden. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Kinder auch lernen sollten, einfachen Bildern ihre Aufmerksamkeit zu schenken und sie in ihrer Fantasie mit der gehörten Geschichte zu verbinden. Eva Erikssons Illustrationen fand ich aus diesem Grund wunderbar abwechslungsreich!

Fazit & Bewertung

Tomte und der Fuchs von Astrid Lindgren ist ein Bilderbuch, das eine besondere Atmosphäre vermittelt und gleichzeitig dem Leser leise eine Lehre mit auf den Weg geben möchte. Mir hat die Geschichte um den hungrigen Fuchs und dem Wichtel Tomte sehr gut gefallen und finde sie für die Weihnachtszeit einfach nur perfekt. Kinder ab 4 Jahren werden den Flüsterton der unaufgeregten Geschichte zu schätzen wissen und die sanften Zeichnungen lieben.
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Bewertung vom 05.12.2017
Panic - Wer Angst hat, ist raus
Oliver, Lauren

Panic - Wer Angst hat, ist raus


gut

Als Leser folgt man aus der personalen Erzählperspektive sowohl Heather, einer starken weiblichen Protagonistin, die sich, einer Kurzschlussreaktion folgend, ebenfalls dazu entscheidet, an Panic teilzunehmen, als auch Dodge, dem zurückhaltenden und gleichzeitig geheimnisvollen Jungen, der vor nichts Angst zu haben scheint. Mit beiden Figuren gelingt die Identifikation schnell und als Leser hab ich mich mit den Schicksalen beider Figuren verbunden gefühlt. Beide Protagonisten kommen aus schwierigen Verhältnissen und beiden ist ihr Leben weniger wichtig, als das eines ihrer Familienmitglieder. Heathers Mutter ist drogenabhängig und kümmert sich nicht um ihre beiden Töchter. Heathers Sorge gilt daher allein ihrer jüngeren Schwester, für die sie alles tun würde. Dodges Mutter hat ständig wechselnde Partner und hat aufgegeben an eine Genesung ihrer Tochter, Dodges Schwester, zu glauben, die in ihrem der vergangenen Abschlussjahre an Panic teilgenommen hatte und seitdem querschnittgelähmt ist.

Obwohl man als Leser darüber im Unklaren gelassen wird, wie Panic überhaupt funktionieren kann, das heißt, woher beispielsweise das Preisgeld kommt, wer die Organisatoren bestimmt – kurzum, wer hinter dem Ganzen steht, wirkt das Spiel durchaus real. Ich musste nicht nur einmal an die Abi-Ausschreitungen der letzten Jahre denken, die in Großstädten Deutschlands zwischen rivalisierende Schulen zugenommen und oftmals Grenzen überschritten haben. Die Idee des Spiels fand ich klasse und auch die Motivation der Teilnehmer ist durchaus nachvollziehbar. Jeder von ihnen will etwas besseres aus seinem Leben machen als seine Eltern, will dem Elend und der einengenden Vorstadt entkommen und sich eine sorgenfreie Zukunft erspielen. Dass die Schüler dafür den möglichen Tod billigend in Kauf nehmen, wirkt nicht übertrieben, sondern verdeutlicht meiner Meinung nach nur die prekäre Lebenssituation, in der sich jeder einzelne von ihnen befindet. Ich war daher schon sehr gefesselt von der Geschichte, muss allerdings dazu sagen, dass es für mein Empfinden noch ein wenig dramatischer hätte zugehen können. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass das Buch eher für jüngere Jugendliche geeignet ist.

Das Setting der Geschichte hat mich ein bisschen an das von Christoffer Carlssons Jugendbuch Weißzeit erinnert. Auch in Panic bewegen sich die Figuren in einem Mileu, das am unteren Rand der Gesellschaft angesiedelt ist. Die Schauplätze sind entweder trostlos und echte Beispiele gesellschaftlidher Verwahrlosung, oder sie bilden kleine Inseln der Hoffnung, wie der Tierhof, auf dem Heather und ihre Schwester Zuflucht vor ihrer tyrannisierenden Mutter finden. Das Setting war innerhalb der Geschichte durchgängig glaubwürdig und wurde von der Autorin auch sehr bildhaft beschrieben. Die Sprache von Lauren Oliver passt sich in den Dialogen der Figuren dem Milieu der Handlung an. Die Autorin weiß, wie sie ihre Leser in ihren Bann zieht, ihre Erzählweise habe ich als sehr angenehm und leicht empfunden, sodass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen habe.

Fazit & Bewertung
Panic – Wer Angst hat ist raus ist ein zeitgenössisches Jugendbuch, das ich eher jüngeren Lesern empfehle. Der Plot rund um das tödliche Spiel, das die Jugendlichen an ihre Grenzen treibt, hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie die verschiedenen Figuren und das Milieu, in der die Geschichte angesiedelt ist. Trotzdem haben mir ein paar Hintergrundinformationen zum Spiel für das bessere Verständnis gefehlt und ich hätte mir noch einige dramatische Szenen mehr gewünscht. Alles in allem ist Lauren Olivers Jugendbuch jedoch eine fesselnde Lektüre, die mir Lust gemacht hat, noch mehr von der Autorin zu lesen.
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1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2017
Die Entscheidung
Link, Charlotte

Die Entscheidung


weniger gut

Charlotte Link hat für Die Entscheidung ein sehr interessantes Hauptthema gewählt: Menschenhandel. Um nicht zu viel vorwegzunehmen, werde ich euch nur kurz etwas über die zwei groben Handlungsstränge erzählen, die den Plot der Geschichte bilden und ich werde euch gleichzeitig die Figuren skizzieren (Achtung! Wer ab hier weiterliest, kann evtl. gespoilert werden!).

Der Leser folgt in der Geschichte zum einen Simon, einem verweichlichten Ja-Sager, dessen Leben von der Familie seiner Exfrau bestimmt wird. Simon ist als Protagonist zunächst eine sehr interessante Figur, denn er vereint viele negativen Eigenschaften, die ihn zwar nicht als Helden auszeichnen, anhand derer aber schön eine Figurenentwicklung hätte konstruiert werden können. Ich verwende hier bewusst das Wörtchen hätte, denn gerade das passierte nicht, aber dazu später mehr. Simons Hang dafür, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, gibt der Geschichte zu Beginn noch ziemlichen Aufschwung, denn seine Unwissenheit und seine mangelnde Standhaftigkeit werden ihm schnell zum Verhängnis.

Ich muss aber leider sagen, dass die Glaubwürdigkeit von Simons Figur bereits nach den ersten dramatischen Ereignissen, nämlich dem Fund der Leiche, stark abnimmt. Der als penibel und charakterschwach eingeführte Protagonist, wird auf einmal zum Mitwisser, willigt für seine Verhältnisse viel zu schnell darin ein, die Polizei aus allem herauszuhalten, und agiert, für den Leser offensichtlich, fahrlässig und dumm, ganz entgegen seinem beschriebenen Naturell. Ich konnte Simon deshalb ziemlich schnell nicht mehr ernst nehmen, was schade war, weil Simon die Figur gewesen wäre, die mich hätte mitreißen können, wenn sie ihren Eigenschaften treu geblieben wäre. Eine Figurenentwicklung kann man das meiner Meinung nach auch nicht nennen, denn es handelt sich vielmehr um eine Unstimmigkeit in der Konstruktion der Figur. Vielleicht bin ich in diesem Punkt auch etwas zu hart, aber so habe ich es beim Lesen empfunden.

Der zweite Handlungsstrang der Geschichte führt den Leser zu einer bulgarischen Familie, die am Existenzminimum lebt und aus lauter Verzweiflung ihre älteste Tochter nach Westeuropa schickt, um dort ein besseres Leben zu beginnen. Dass sie damit einen fatalen Fehler begehen ist dem Leser sofort klar, denn die Tochter erwartet keine Modelkarriere, sondern Prostitution (was hier einfach auch schon zu früh eindeutig war!). Nachdem die Eltern der Tochter begriffen haben, in was sie da hineingeraten sind, zieht sich die Geschichte über mehrere Hundert Seiten in die Länge und beschreibt die scheinbar hoffnungslose Suche nach der Tochter. Nach über der Hälfte des Buches habe ich gedacht: Wenn jetzt nicht langsam etwas Spannendes passiert, dann bin ich wirklich verärgert!

Und leider ist es genauso gekommen: In Erwartung, dass sich zumindest am Ende der altbekannte Nervenkitzel einstellt, wurde ich enttäuscht, denn der große Showdown blieb einfach völlig aus! Obwohl meine Zitate eine andere Sprache sprechen, konnte mich kaum eine Szene im Buch packen und auch das Ende der Geschichte hat mich leider überhaupt nicht überzeugt. Sehr früh war mir klar, wer der Täter sein muss und dennoch hat die Autorin es geschafft, mir selbst mit diesem Wissen das Ende zu versauen. Selbst zum Schluss kam absolut keine Spannung auf und einige Dinge blieben sogar unaufgeklärt, was ich bei dem vielversprechenden Plot einfach enttäuschend finde.

Fazit & Bewertung

Fehlende Auflösung, mangelnde Spannung, keine Höhepunkte! Mehr brauche ich als Fazit zu diesem Buch nicht zu sagen. Dennoch bleibt meine Begeisterung für Charlotte Links frühere Krimis ungebrochen und ich werde auch ihre nächsten auf jeden Fall lesen, in der Hoffnung, dass sie um einiges besser werden als Die Entscheidung. Zwei von fünf Sternen gibt es für eine tolle Idee, die nur leider schlecht umgesetzt wurde.
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4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2017
Die höchst eigenartige Verschwörung von Barrow's Bay / Archer Helmsley Bd.2
Gannon, Nicholas

Die höchst eigenartige Verschwörung von Barrow's Bay / Archer Helmsley Bd.2


ausgezeichnet

Oma und Opa Helmsley sind wieder da! Das unerwartete und rasche Auftauchen der beiden lang Vermissten überrascht den Leser gleichermaßen wie den Protagonisten Archer, der sich seit Jahren die fantastischsten Geschichten über den Verbleib seiner Großeltern ausdenkt. Ich fand es klasse, dass mit ihrem Erscheinen zwar das größte Mysterium aus dem ersten Band ein Ende findet, gleichzeitig aber umso mehr Fragen nach dem Warum und Wie aufgeworfen werden. Der rasante Einstieg in die Geschichte hat mir deutlich gemacht, dass der Erzählton in dieser Fortsetzung flotter ist als noch im ersten Buch und man diesmal innerhalb der Geschichte vermutlich noch mehr Spannung erwarten darf. Mich hat der Einstieg positiv überrascht, denn ich war unmittelbar am Ort des Geschehens, in Rosewood, der Heimat von Archer Helmsley und Sitz der mysteriösen Entdecker-Gesellschaft, zu deren Mitgliedern sich Oma und Opa Helmsley vor ihrem mysteriösen Verschwinden zählten.

Archer und seine beiden besten Freunde Oliver und Adélaïde sind nach ihrer gefährlichen Begegnung mit den Tigern im Museum (wer die Geschichte noch nicht kennt, sollte sie unbedingt in Band 1 nachlesen!) unzertrennlicher denn je. Selbst die Tatsache, dass Archer zur Strafe die Knopffabrik (die Schule, die er gemeinsam mit Oliver und Adélaïde besucht) verlassen und in ein Internat ziehen musste, schweißt die drei umso mehr zusammen und verstärkt ihren Wunsch, die Wahrheit über das Verschwinden von Archers Großeltern herauszufinden, damit Archer wieder nach Hause kommen darf. Was Archers Situation nicht einfacher macht, sind die Gerüchte, die in ganz Rosewood um das plötzliche Wiederauftauchen der Helmsleys kursieren. Als Leserin konnte ich mich sehr gut in den Protagonisten Archer hineinversetzen, der nicht nur bekümmert darüber ist, wie schlecht die Leute über seine Großeltern sprechen, sondern auch, wie sehr seine Eltern versuchen, ihn von all dem fernzuhalten und abzuschotten.

Dass sich die drei Kinder den strickten Anweisungen von Archers Eltern wiedersetzen und auf eigene Faust ermitteln, ist bei ihrem unersättlichen Drang nach Abenteuern vorprogrammiert. Nicholas Gannon überzeugt in diesem Band mit einem einzigartigen und fesselndem Plot, indem die Kinder vieles wagen, um die Wahrheit herauszufinden, und sich dadurch in so manch gefährliche Situation hinein katapultieren. Diesmal führt sie ihre Suche nicht nur wieder an ihren geheimen Treffpunkt auf den Dächern ihrer Häuser, sondern auch in einen zauberhaften Süßigkeitenladen und auch zum berüchtigten Barrow’s Bay, an dem sich das prachtvolle Hauptquartier der Entdecker-Gesellschaft befindet. Wie in der Beschreibung von Archers Zuhause, hatte ich auch in dieser Geschichte das Gefühl, mich mit Betreten des verwinkelten Hauses der Gesellschaft, an einen verzauberten Ort zu begeben, an dem jeder Raum ein wunderbares Geheimnis verbirgt. Das Setting ist auch in diesem Fortsetzungsroman einfach wieder grandios, zieht einen in seinen Bann und lädt vor allen Dingen zum Träumen ein.

Sprachlich und illustratorisch ist Nicholas Gannon ein wahrer Meister seines Fachs! Mit seinem unglaublichem Gespür für eine bildhafte und sinnliche Sprache, lässt er wunderbare Bilder im Kopf entstehen, die dann von seinen an Schönheit kaum zu übertreffenden Illustrationen noch verstärkt werden. Der einzigartige und farbenprächtige Zeichenstil durchzieht den gesamten Roman und hat mich immer wieder wohlig aufseufzen lassen, wenn ich eine weitere Seite umblättert habe und mich in ein neues unbekanntes Bild verlieren konnte. Ich bin verliebt in Nicholas Gannons wunderbare Welt, die er auf jeder Seite dieses Buches und in jedem einzelnen Satz entstehen lässt und gleichzeitig in jeder Illustration bildlich ausdrückt. Ich kann nicht aufhören zu schwärmen, würde ich mir doch am liebsten die Seiten seiner Geschichten unter das Kopfkissen legen, um auch nachts von ihnen zu träumen.

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Bewertung vom 02.11.2017
Hilda und die Vogelparade
Pearson, Luke

Hilda und die Vogelparade


ausgezeichnet

Die Atmosphäre in diesem Comic nur mit bloßen Worten zu beschreiben, kann ihrer wahren Schönheit kaum gerecht werden. Wie in meinen beiden letzten Rezensionen zu Hilda und der Mitternachtsriese und Hilda und der Troll versuche ich es trotzdem und hoffe euch mit meiner Begeisterung anstecken zu können! Für Hilda ist die Welt ein großes Abenteuer. Hinter jedem Stein und hinter jedem Grashalm entdeckt Hilda Wunder, für die andere Menschen keinen Sinn mehr haben. Deswegen ist es für Hilda besonders schlimm, nun in einer Stadt zu wohnen, in der die Menschen an solchen Dinge vorbeihasten. Eine Stadt, in der zwar alles grau und eintönig zu sein scheint, in der sich aber auch niemand die Mühe macht richtig hinzuschauen.

Hilda besitzt die Fähigkeit, in jedem noch so fantasielosen Spiel ihrer Klassenkameraden, etwas Einzigartiges zu sehen. So sind Steine, die die anderen Kinder benutzen, um Vögel zu bewerfen, für Hilda kleine Schätze, die es sich lohnt aufzuheben. Für mich ist Hilda aus diesem Grund eine besondere Heldin, die mir beim Lesen immer wieder zeigt, wie schön doch gerade die kleinen und unbedeutenden Ereignisse im Leben sind. Toll fand ich, dass Hilda ihre Aufmerksamkeit Dingen widmet, für die auch ich nach dem Lesen wieder einen ganz neuen Blick entwickelt habe. Ob das Haustüren sind, die alle ihren eigenen Charakter haben, Schornsteine oder Dächer – Hilda hat ein einzigartiges Gespür für Details und nutzt dieses, um sich in der fremden Stadt zurechtzufinden.

Auch in diesem Comic wird Hilda ein neuer Freund an die Seite gestellt, der ihr hilft, sich in ihrer Umgebung nicht allzu einsam und verloren zu fühlen. Ein Rabe, der von Hildas Klassenkameraden mit einem Stein von einem Baum geschossen wird, hat sein Gedächtnis verloren und wird von Hilda aufgepäppelt. Schon die Zeichnung des Rabens hat mich schmunzeln lassen, denn sein recht großer Körper wird von fädchendünnen Beinen getragen und verleiht ihm etwas Ulkiges. Die Tatsache, dass der Rabe trotz des Gedächtnisverlusts glaubt, jemand Bedeutendes zu sein, den Schnabel dabei hoch trägt und im nächsten Moment Angst vor einem Wurm (genauer gesagt, vor einem Salzlöwen) hat, macht ihn zu einer herrlich komischen Figur, die perfekt zu Hildas fantasievollem Wesen passt. Nicht nur einmal habe ich herzlich gelacht, wenn Hilda und der Rabe in einem kleinen Schlagabtausch miteinander diskutieren, während sie sich immer weiter in den Straßen von Trolberg verirren.

Wie bisher bei jedem Hilda-Comic, bin ich auch bei diesem wieder von den Zeichnungen Luke Pearsons begeistert! Um Hildas anfängliche Traurigkeit und die Eintönigkeit der Stadt auszudrücken, werden die Panels in knapp der Hälfte des Comics in Beige- und Grautönen gehalten. Später werden die Seiten bunter und farbenfroher und symbolisieren die Lebendigkeit der Stadt, die Hilda mehr und mehr entdeckt. Besonders toll ist auch, dass sich auf dem hinteren Vorsatzpapier des Buches eine Karte befindet, die die Stadt Trolberg und Umgebung zeigt.

Fazit & Bewertung

Hach, wieder ein grandioser Comic aus der Feder von Luke Pearson! Die Geschichte Hilda und die Vogelparade hat mich mit einer wunderbaren Atmosphäre, tollen Illustrationen und einer Heldin überzeugt, die dem Leser mit ihrer kindlichen Weisheit die Schönheit von scheinbar unbedeutenden Dingen vor Augen führt. Eine wunderbar einfühlsame Geschichte, die ich jedem nur empfehlen kann!
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Bewertung vom 02.11.2017
Tilda Apfelkern - Wunderbare Geschichten aus dem Heckenrosenweg
Schmachtl, Andreas H.

Tilda Apfelkern - Wunderbare Geschichten aus dem Heckenrosenweg


ausgezeichnet

Schauplatz der Geschichten ist ein Dorf irgendwo zwischen den Hügeln, das, wenn man es als Leser einmal besuchen möchte, an dem mächtigen Kirchturm zu erkennen ist. An dessen Fuße, in einem kleinen Häuschen, lebt die weiße Kirchenmaus Tilda. Ihre Freunde der Igel Rupert, die Maus Molly, das Rotkehlchen Robin und das Eichhörnchen Edna leben in Höhlen oder auf Bäumen in Tildas Nachbarschaft. Tilda liebt ihr Zuhause und die Natur, die sie umgibt, was auch beides mit unglaublich viel Liebe zum Detail aus Tildas Sicht beschrieben ist. Die Eindrücke, die Tilda von ihrer Umwelt wahrnimmt, werden so beeindrückend eingefangen und wiedergegeben, dass ich beim Lesen jede Einzelheit und jedes wunderbare Ding unmittelbar vor Augen hatte.

Das Buch Wunderbare Geschichten aus dem Heckenrosenweg ist in vier Teile nach Jahreszeiten eingeteilt. Da es noch viele andere Tilda-Bände gibt, kann ich nur vermuten, dass es dort genauso ist. Jede Jahreszeit im Heckenrosenweg wird von einem besonderen Ereignis geprägt, auf das die Figuren hinarbeiten oder mit dem sie sich beschäftigen müssen. Mir hat die Idee, den Plot so thematisch einzuteilen, sehr gefallen. Jede Jahreszeit hat seine Besonderheit und auch seinen ganz eigenen Gemütlichkeitsfaktor. Tildas erlebt die verschiedensten Abenteuer, in jedem geht es aber vordergründig um die Freundschaft der Tiere im Heckenrosenweg. Besonders schön ist, dass junge Leser in allen Figuren wahre Vorbilder finden für eine gegenseitige und loyale Freundschaft.

Die Figuren des Kinderbuchs sind vom Autor mit sehr viel Hingabe entworfen worden. Jede einzelne ist mir ans Herz gewachsen, denn sie tragen alle zu der harmonischen Gemeinschaft des Dorfes bei. Das Eichhörnchen Edna bietet Tilda während einer Überschwemmung an bei ihr zu wohnen, der Igel Rupert baut für Tilda ein Gewächshaus und Molly näht Winterkleidung für Rupert, der das erste Mal im Leben seinen Freunden zuliebe seinen Winterschlaf ausfallen lässt. Für ihre Herzlichkeit und ihre Liebenswürdigkeit kann man Andreas H. Schmachtls Figuren nur lieben! Und ab und an bekommt man von einer Figur auch wunderbare Weisheiten mit auf den Weg gegeben.

Die einzigartige Atmosphäre im Buch entsteht auch deswegen, weil man in der Geschichte als Leser permanent das Gefühl hat, genau zur britischen Tea Time in eine Geschichte spaziert zu sein. Tee und Gebäck gehören für Tilda und ihre Freunde zu einem gemütlichen Nachmittag mit Freunden dazu. Und ganz nebenher lernt man noch etwas über Kuchen, Marmeladen und andere Leckereien, in deren Herstellung unsere Helden wahre Meister sind. Herrlich und einfach sagenhaft gemütlich!

Abgesehen vom Cover, haben mich auch die Illustrationen beim ersten Durchblättern des Buches sofort angesprochen. Aus jeder Illustration im Buch spricht die Liebe zum Detail. Besonders toll sind die Bilder, die einen Einblick in das Haus von Tilda Apfelkern geben. Nicht umsonst gibt es das Haus als Aufklappbuch zu kaufen (Mein wunderbares Mäusehaus – Ein Puppenhaus-Spielbuch zum Aufstellen). Kunterbunt und mit einem einzigartigen Zeichenstil, verstärken die Illustrationen die wunderbare Atmosphäre der Geschichten.

Fazit & Bewertung

Wer Tilda Apfelkern noch nicht kennt, sollte sie unbedingt kennenlernen! Andreas H. Schmachtl erschafft in den Geschichten um die holunderblütenweiße Kirchenmaus eine einzigartige, gemütliche Atmosphäre, die mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Sowohl aufregende Abenteuer als auch gemütliche Teerunden bilden den Rahmen für das Hauptthema der Geschichten: Freundschaft. Ein Muss für Fans von Kindergeschichten, die sich gerne in eine behagliche und harmonische Welt mit dem Flair britischer Tea Time träumen.

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Bewertung vom 27.10.2017
New York zu verschenken
Pfeffer, Anna

New York zu verschenken


gut

Da in einem Chat- oder Briefroman das Setting nur schwer zu bewerten ist, stehen für mich in dieser Rezension der Plot und die Figuren im Mittelpunkt. Anton, der mit seinem Aufruf, eine Reise verschenken zu wollen, die ganze Geschichte erst ins Rollen bringt, ist mein persönlicher Held der Geschichte. Seine Figur hat mir am meisten gefallen, denn obwohl er zuerst als oberflächlicher Spaßvogel eingeführt wird, ist an ihm am deutlichsten eine Figurenentwicklung zu erkennen. Anton liebt sein Leben, denn er hat alles, was man sich wünschen kann: reiche Eltern, viele Freunde, jede Menge Partys – und vor allem – Spaß am Leben. Für ihn zählt der Spasso, koste es was es wolle.

Mit dieser Lebenseinstellung könnte Anton nicht weniger mit Liv gemein haben, denn Liv passt häufig für ihre Mutter auf die kleine Schwester auf, bleibt dadurch viel zu Hause und vertieft sich generell an den Wochenenden lieber in ihre Bücher als auf Partys zu gehen. Als Leser kann man sich gut vorstellen, wie viel Zündstoff die Geschichte bieten wird, wenn zwei so unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen. Dementsprechend heiß geht es auch her, als Anton und Liv miteinander schreiben und ihre jeweiligen Lebensphilosophien vehement vertreten. Besonders witzig ist der Schlagabtausch, den sich beide liefern und bei dem sie einander mehr und mehr kennenlernen.

An Antons Figur kann man sehr schön sehen, wie ihm langsam die teils witzigen, teils ernsten Gespräche mit Liv zu gefallen scheinen, denn obwohl ihm die Mädchenherzen reihenweise zufliegen (laut eigener Aussage), konnte er noch mit niemandem so intensive Gespräche führen wie mit Liv. Sie wird ihr Tagebuch, was für Anton eine ganz neue Erfahrung ist. Auch wenn sie nur chatten, merkt man als Leser, wie Antons Macho-Fassade mehr und mehr bröckelt und ein ganz anderer Mensch zum Vorschein kommt. Immer wieder kommen in den Chats die Themen durch, die Anton wirklich bewegen, und über die er normalerweise nicht spricht. Die Anziehungskraft, die beide anscheinend nur über das Schreiben aufeinander auszuüben beginnen, wird in zarten Andeutungen angelegt, die ich romantisch und amüsant fand.

Sehr gefallen hat mir, dass der Chat auch mal einseitig ist, wenn entweder Liv oder Anton nicht unmittelbar auf eine Nachricht antworten. Die Spannung der Liebesgeschichte entsteht genau in diesen Momenten (was einen Chat- oder Briefroman ja auch ausmacht), weil man natürlich wissen will, warum sich Liv tagelang nicht meldet, Anton sich aber die Finger wund zu schreiben scheint. So liest man Nachricht um Nachricht, erst witzige, dann immer verzweifeltere und fühlt sich mit den Figuren verbunden. Meiner Meinung nach lebt der Plot der Geschichte von einer Menge urkomischer und ernster Missverständnisse zwischen den beiden Protagonisten, von unausgesprochenen Dingen, von Geheimnissen, von aufkeimenden Gefühlen – und einer Sehnsucht nach einem wirklichen Partner, die jeden umtreibt.

Sprachlich haben die beiden Autorinnen ganze Arbeit geleistet. Sie werden nicht nur der umgangssprachlichen Jugend-, sondern auch der Chatsprache mit all ihren Abkürzungen und Smileys gerecht (einige Abkürzungen sind anscheinend so aktuell, die musste ich sogar googeln). Ihr Schreibstil lässt beide Figuren sehr authentisch wirken und hat es für mich noch leichter gemacht, mich mit ihnen zu identifizieren.

Fazit & Bewertung

New York zu verschenken ist ein humorvolles Jugendbuch in Form eines Chat-Romans, das mir sehr gut gefallen hat. Das Autorinnen-Duo Anna Pfeffer versteht sich ungemein darauf, witzige Charaktere mit Tiefe zu erschaffen, die genügend Konfliktpotenzial mitbringen, um die Spannung innerhalb der Handlung, selbst bei längeren Chat-Passagen, nicht abreißen zu lassen. New York zu verschenken hat mich zum schmunzeln gebracht und mein Herz an genau den richtigen Stellen höher schlagen lassen!
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Bewertung vom 23.10.2017
Das große Buch der kleinen Hexe
Baeten, Lieve

Das große Buch der kleinen Hexe


gut

Bevor ich aber zu den Illustrationen komme, möchte ich euch kurz von meinem Leseeindruck zu drei der fünf kurzen Geschichten berichten. Den Auftakt der Sammlung macht die Geschichte Die neugierige kleine Hexe. Diese Geschichte eignet sich besonders gut zum Vorlesen vor dem Schlafengehen, denn die kleine Hexe Lisbet fliegt durch die Nacht und sieht in der Dunkelheit Lichter am Horizont, die von den Fenstern eines beleuchteten Hexenhauses herrühren. Hinter jedem Fenster entdeckt die kleine Hexe eine große Hexe. Ob im Schlafzimmer, in der Küche, im Musikzimmer oder im Keller – jeder Raum birgt für Lisbeth eine Überraschung! Besonders schön fand ich hier, dass die Seiten des Buches so aufgebaut sind, dass jeweils eine halbe Seite zum Umschlagen einen Einblick in das aufregende Hexenhaus gewährt und dass sogar ein Querschnitt des gesamten Hexenhauses abgebildet wird (und ich liebe solche Einblicke hinter Häuserfronten).

In der Geschichte Die kleine Hexe hat Geburtstag muss Lisbet sich auf die Suche nach ihrem Kater begeben, denn ohne ihn kann sie unmöglich ihren Geburtstag feiern! Auf ihrer Suche kommt sie an vielen Häusern und Läden von Hexendorf vorbei und wirft einen Blick durch jede Tür. Ich fand bei der Geschichte nicht nur toll, dass die Türen der Häuser tatsächlich im Buch aufklappbar sind, sondern auch, dass man in den vielen Bildern mit den Kindern gemeinsam einiges entdecken kann. Und vielleicht ist auch Lisbets vermisster Kater dabei?

Die Geschichte Die kleine Hexe geht auf Reisen ist, neben den anderen eher gemütlichen Geschichten, ganz schön abenteuerlich! Lisbet macht gemeinsam mit Trixi einen Ausflug mit dem fliegenden Teppich. Sie treffen auf einem Fluss eine Hexe mit einem Hausboot, und diesmal wird es sogar ziemlich gefährlich! Hier haben mir die Illustrationen der Geschichte besonders gefallen, denn an dem Hausboot erkennt man wieder sehr schön die Liebe zum Detail von Lieve Baeten. Gleichzeitig wird bei den jungen Lesern oder Zuhörern die Abenteuerlust geweckt und durch die tollen Illustrationen ein Stück weit gestillt, weil sie unmittelbar in die Geschichte hineinziehen.

Was mich dazu bringt, noch ein paar Worte über die Gestaltung des Buches generell loszuwerden. Mir hat es sehr gut gefallen, dass das Buch aktiv zum Mitmachen einlädt, ob durch aufklappbare Elemente oder halbierte Seiten hinter denen sich etwas Spannendes verbirgt. Es gibt zwar wenig Text, aber durch die tollen Illustrationen lässt die Autorin viel Spielraum für die kindliche Fantasie. Den Zeichenstil kann ich mit keinen mir bekannten Kinderbuchillustrationen vergleichen. Er ist eher grob, was ihn meiner Meinung nach gerade deshalb zu etwas Besonderem macht.
Fazit & Bewertung

Das Kinderbuch Das große Buch der kleinen Hexe ist eine wunderschöne Sammlung fünf ausgewählter Klassiker um die kleine Hexe von Lieve Baeten. Mir hat jede Geschichte ausgesprochen gut gefallen, da die kleine Hexe neugierig und abenteuerlustig ist und junge Leser und Zuhörer mit auf eine spannende Reise nimmt in die große Welt der Hexen. Kunterbunte Illustrationen und wunderschöne Aufklapp-Elemente ziehen nicht nur junge Leser in ihren Bann und lassen trotz ihres Detailreichtums noch viel Platz für die eigene Fantasie. Eine Kinderbuchautorin, deren Geschichten man gelesen haben sollte!
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5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2017
Weißzeit
Carlsson, Christoffer

Weißzeit


sehr gut

Ich liebe es, Bücher von Debütautoren zu lesen und mich von den Geschichten unvoreingenommen überraschen zu lassen. Das ist ein Grund, warum ich mir bei solchen Büchern ungerne vorab Rezensionen oder Meinungen durchlese, um mir noch voll und ganz mein eigenes Bild machen zu können. Bei Weißzeit von Christoffer Carlsson habe ich es ebenso gehandhabt, und ich bin froh darum, denn mache negativen Bewertungen des Buches, die ich nun gelesen habe, hätten mich eventuell davon abgehalten, es zu lesen. Mir hat es im Gegenteil richtig viel Spaß gemacht in die Geschichte einzutauchen und ich bin begeistert von dem rauen Umgangston und der besonderen Atmosphäre, die der Autor schafft.

Auf nur knapp 190 Seiten, beschreibt der Autor eine Welt, die realer und zeitgenössischer nicht sein könnte. Schwedens unschöne Seite, mit verkommenen Wohnwagensiedlungen, verarmten Viertel und überfüllten Ghettos, ist Hauptschauplatz der Handlung des Jugendbuches. Die Protagonistin Vega ist Teil dieser Welt und gehört der untersten Gesellschaftsschicht an, in der sich die Leute ihr Geld mit kriminellen Machenschaften oder mit ihrem Körper verdienen.

[…] dann legte [meine Mutter] eine Hand auf ihren Hintern und die andere auf eine ihrer Brüste und drückte zu, lachte und sagte: „Die hier müssen gut zu sehen sein, denn die bezahlen unsere Rechnungen.“ Das ekelte mich an. (S.17)

Die Lebensumstände machen aus den Figuren der Geschichte bemerkenswerte und interessante, aber auch bemitleidenswerte Charaktere, die man aufgrunddessen nicht unbedingt in sein Herz schließt. Mir ging es jedoch so, dass ich mich sehr gut in Vega hineinversetzen konnte und mich ihr Leben, so traurig und hart es auch sein mochte, ziemlich fasziniert hat. Trotz der harten Bedingungen hat Vega sich so ziemlich als einzige in ihrer Familie und in ihrem Umfeld, ihren Sinn für die Schönheit der Natur bewahrt. Der Wald, der eine große Rolle in der Geschichte spielt, wird von ihr aktiv immer wieder mit allen Sinnen wahrgenommen und reflektiert, was sich atmosphärisch auch sehr schön auf den Leser überträgt.

Um mich herum hörte ich das Knacken und Surren, das Ticken und Flüstern und Knurren des alten Waldes, und mit einem Mal war ich ganz sicher, dass er Zähne hatte […] (S. 91)

Ich bin überrascht, wie wenig mich die eigentliche Aufklärung des Mordes interessiert hat (obwohl der Handlunggstrang raffiniert gemacht ist, mit vielen, unvorhersehbaren und spannende Wendungen und Cliffhängern). Mich haben vielmehr das Miteinander der Figuren, die emotionalen und moralischen Abgründe der Menschen, die oftmals knallharten, ehrlichen und die unbeschönigten Gedanken von Vega zum Thema Sex gefesselt (Die Gedichte wird aus der Ich-Perspektive von Vega beschrieben, was das ganze intensiviert). Trotz der problembehafteten Figuren und dem bedrückendem Setting, gibt es in der Geschichte aber auch immer wieder sinnliche und eindringliche Momente, die ich wahnsinnig toll fand (wie u.a. das nachfolgende Zitat beweist).

Es gibt nicht sonderlich viele guten Bücher, aber die guten sind wie Leuchttürme. Irgendwie helfen sie einem, sich auf dem rechten Kurs zu halten, wenn es stürmt. (S. 135)

Die Sprache des Autors hat mir daher sehr gut gefallen. Gekonnt hält er die Waage zwischen dem rauen Erzählton der Figuren und der sinnlichen Beschreibung der Natur. Beide ergänzen sich perfekt und machen die Geschichte zu einem sprachlichen Erlebnis!

Fazit & Bewertung

Mich hat das Jugendbuch Weißzeit absolut überzeugt! Vor allem die beschriebenen gesellschaftlichen Umstände, die mich oft an den Krimi von J. K. Rowling, Plötzlich Todesfall, erinnert haben, haben die beklemmende Geschichte über Vegas Suche nach der Wahrheit unheimlich spannend gemacht. Ich kann euch daher dieses Debüt des schwedischen Autors nur sehr ans Herz legen. Weißzeit ist eine Geschichte, die nichts beschönigt, die rau und unnahbar daher kommt und den Leser genau dadurch in ihren Bann zieht.
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