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Benutzername: 
Uli
Wohnort: 
86637 Wertingen

Bewertungen

Insgesamt 373 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2024
Unsere Jahre auf Fellowship Point
Dark, Alice Elliott

Unsere Jahre auf Fellowship Point


ausgezeichnet

Ein wirklich 700 Seiten umfassendes Epos, das das Leben zweier unterschiedlicher Frauen schildert. Agnes und Polly sind seit Kindheit Freundinnen und inzwischen über 80 Jahre alt. Schon ein Leben lang verbringen sie ihre Sommer samt Familie in Fellowship Point in Maine in ihren Ferienhäuser. Unterschiedlicher können ihre Lebenswege nicht sein. Während Agnes nie eine Familie gegründet hat, hat sie ihr Leben dem Schreiben gewidmet und ist eine erfolgreiche Schriftstellerin geworden. Polly hat geheiratet, Kinder bekommen und war immer für ihren Mann und die Familie da. Doch nun soll das Ferienidyll zerstört werden, Investoren sind darin interessiert, wogegen die beiden Frauen ankämpfen. In einem weiteren Handlungsstrang erleben wir Agnes in der Zeit zwischen 1960 und 1963, wo sie Briefe an ihre verstorbene Schwester Elsbeth schreibt, denn inzwischen hat sie sich eines kleinen Mädchens angenommen. In einem weiteren Handlungsstrang erleben wir die Lektorin Maud, die Agnes dazu bringen will, ihre Memoiren zu schreiben. Polly ist inzwischen Witwe geworden und hat so einige Schwierigkeiten mit ihren erwachsenen Kindern. Die Autorin läßt uns sehr an dem Leben der Protagonisten teilhaben, sie schreibt wortgewaltig, sehr interessant und man verliert sich total in der Geschichte. Ihre Ausdrucksweise ist sehr gewählt, ich möchte sagen sogar elitär. Man kann das Buch nicht so zwischendurch lesen, sondern man muß manchmal über das Gelesene intensiv nachdenken und alles setzen lassen. Und es ist wie im wirklichen Leben. Die beiden Frauen streiten sich, sind stur, aber dann finden sie wieder zueinander. Das Cover ist sehr eindrucksvoll gestaltet. In einer Illustration sieht man zwei junge Frauen stehen am Abend vor der untergehenden Sonne. Ein Buch, das Spuren hinterläßt.

Bewertung vom 21.08.2024
Vaterländer
Tambrea, Sabin

Vaterländer


ausgezeichnet

Sabin Tambrea ist ein unübertrefflicher Schauspieler, dessen Filme ich immer wieder mit sehr großer Begeisterung ansehe, zumal er ein wirklich hübscher und charismatischer Mann ist. Seine letzte Rolle als Kafka hat er sehr überzeugend gespielt. Nun hat er ein Buch über seine Familie und seiner rumänischen Abstammung herausgebracht, das mir sehr nahe ging und ich viel darüber nachdachte, da ich selbst mit einer Familie Kontakt hatte, die aus Siebenbürgen stammte. Das Buch berichtet in drei Teilen sehr überzeugend über das Leben in Rumänien, über die Schikane von Ceausescu und die Entbehrungen der Bürger. Im ersten Teil erfahren wir, wie Sabin, seine Mutter und seine Schwester nach Deutschland zu seinem Vater, der bereits vor zwei Jahren während einer Tournee geflüchtet ist, nachkommen. Es werden hier die Schwierigkeiten beschrieben, mit denen damals die Familie im "reichen" Westen zu kämpfen hatte, wir erfahren das Leben und die Kindheit des kleinen Sabins, alles kein Zuckerlecken. Im zweiten Teil erzählt uns der Autor von der Inhaftierung seines Großvaters Horea, die schwierigen, unmenschlichen Haftbedingungen in den rumänischen Gefängnisse und auch der Umstand, dass sich Horea nicht unterkriegen läßt. In Teil drei wird von Bela und Rodica berichtet, die Eltern Sabins, wie sie sich kennengelernt haben, ihr musikalischen Studium und ihre Anstellung im Orchester und dann die Flucht von Bela. Eine Geschichte, die uns aufhören läßt und doch zugleich uns Mut macht, dass die Menschen sich nicht unterkiregen lassen und für ihr Recht und die Freiheit kämpfen. Tambrea schreibt wirklich sehr interessant, der Schreibfluß ist leicht und er kann den Leser mit seiner Geschichte voll in seinen Bann ziehen, ohne dass man sich irgendwann langweilt. Am Ende des Buches ist ein sehr hilfreiches Namensverzeichnis, damit wir die Verwandtschaftsverhältnisse besser verstehen können. Das schlichte Cover mit dem Liebespaar soll die Elterns Tambreas darstellen.

Bewertung vom 19.08.2024
Coup
Palinkas, Johann

Coup


ausgezeichnet

Ein dystopischer Politthriller, der schon morgen Wirklichkeit werden könnte. Über dem Ostseeraum wird ein russischer Kampfjet abgeschossen. Die europäischen Natoverbündeten sehen sich einem großen Problem gegenüber. Wie soll man sich verhalten? Der russenfreundliche Kanzler ist bei der Bevölkerung keinesfalls beliebt, man wartet schon auf das Ende seiner Amtszeit. Die Außenministerin ist mehr als ehrgeizig und möchte den Posten haben. Aber auch der Oberste Militärboss liebäugelt mit einem Putsch. Und dann ist dann noch dieser Minister, der einer jungen Journalistin Insiderwissen schon vorab zukommen läßt, damit er der Regierung Schaden zufügen kann. Das Militär rüstet auf. Kommt es zum Kampf? Ein Buch, das über eine politische Lage in Deutschland schreibt, korrupte Machenschaften zeigt und auch die Macht des Militärs beschreibt. Eine gesellschaftskritische Zukunftsversion, die einem schon Angst machen kann. Die Sprache dieses jungen Autors ist prägnant, klar und zeigt in kurzen Sätzen, was Sache ist. Er hält sich weder mit Nebensächlichkeiten noch mit ausschweifenden Nebensätzen auf. Die Kapitel sind kurz und sehr übersichtlich eingeteilt, nicht so zusammengequetscht, wie bei vielen Büchern. Zudem sind die Kapitel mit Name, Datum und Uhrzeit versehen, so dass man sich wirklich gut zurechtfindet. Die Aufmachung des Buches ist einfach großartig. Ein schwarzes Buch mit weißer Schrift und der Schnitt ist leuchtendes Blau mit dem Wort Coup beschrieben. Man meint, man hat eine Kassette vor sich. Ganz etwas anderes. Dieser Debütroman von Johann Palinkas läßt uns in diesen unruhigen Zeiten schon etwas sorgenvoll zurück.

Bewertung vom 17.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


ausgezeichnet

Eine in sich ruhende Geschichte, etwas melancholisch und sehr gefühlvoll erzählt. Die 80jährige Gräfin Diana Henriette Adelaide Charlotte von Reventlow-Criminil hat sich schon vor vielen Jahren aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen und bewohnt nun zusammen mit ihrem Hausmeister Maschmann und der Haustochter Meta die Hallig Südfall. Sie kümmert sich um ihre Pferde und arbeitet noch tatkräftig mit. 1944 stürzt ein englischer Pilot mit seiner Maschine auf der Hallig ab und wird von der Gräfin gefunden und gerettet. In ihrem Haus pflegt sie zusammen mit Meta den jungen Mann gesund. Die sechs Tage, die der Pilot auf Südfall verbringt, schildert uns die Autorin sehr lebhaft und eindrucksvoll. Wir lernen die Gräfin näher kennen und Meta verliebt sich in den jungen Mann. Dieser aber weiß nicht, ob die Menschen auf der Hallig Freund oder Feind sind und mißtraut ihnen. Sehr beeindruckend werden die Gespräche der Protagonisten an den langen Abenden geschildert, die Gräfin erinnert sich an ihre Jugendzeit. Maschmanns Plattdeutsch erinnert uns, dass das Buch am Wattenmehr spielt. Die Natur, die Sonnenuntergänge und die lauen Nächte erwecken in uns eine Sehnsucht, dies selbst alles einmal zu erleben. Ich war von dem Buch mehr als beeindruckt und es ist wirklich wunderbar, was die Autorin alles in diesen nicht einmal 200 Seiten untergebracht hat, ohne etwas zu vermissen oder es als zu kurz zu empfinden. Dass es sich bei der Gräfin und deren Leben auf Südfall um eine reelle geschichtliche Person handelt, macht das Ganze noch viel interessanter. Das Cover verführt zum Träumen. Eine einsame Reiterin in der Weite des Wattenmeers und man meint, gleich kommt der Schimmelreiter um die Ecke,

Bewertung vom 16.08.2024
Der Ruf der Pelikane
Hope, Hannah

Der Ruf der Pelikane


ausgezeichnet

Mit dem zweiten Teil nimmt uns Hannah Hope wieder mit auf die Reise nach Lobos Island. Durch einen kurzen Rückblick sind wir wieder voll in der Geschichte drin. Lisa und Finn genießen nun ihre Zweisamkeit, sie hat ihm lesen und schreiben beigebracht und er ihr das Schwimmen. In dem verlassenen Hotel soll ein Forschungszentrum entstehen, Touristen sollen sich dort dann einmal mit dem Leben der Pelikane vertraut machen. Doch Tiara, die seit langem in einer psychiatrischen Anstalt ist, will das verhindern, denn sie ist sehr eifersüchtig auf Lisa und sie ist immer noch der Meinung, dass Finn sie liebt. Sie setzt alle Energie frei, damit das Zentrum nicht eröffnet werden kann. Lisa will unbedingt das Schicksal von Finns Mutter lösen und hinter seinem Rücken beginnt sie zu recherchieren. Sie hat ein Tagebuch gefunden, das ihr so manches in einem anderen Licht erscheinen läßt und sie muß nun unbedingt handeln. Aber auch die eigene Vergangenheit holt Lisa ein. Das Buch liest sich spannender aus jeder Thriller, da so einige Gefahrenmomente auftreten. Wir erfahren aber auch einiges über die Pelikane und die Naturbeschreibungen lassen einen ins Träumen kommen. Die Autorin hat einen derart guten Schreibstil, sie bringt uns die Personen so rüber, als ob wir selbst dabeigewesen wären. Und trotz allem gibt es noch ein sehr stimmiges Ende und man ist enttäuscht, dass das Buch schon zu Ende ist. Man mein, eine gute Freundin hat uns ihre Erlebnisse erzählt. Das Cover zeigt eine junge Frau vor dem Leuchtturm und am Himmel läßt sich ein Pelikan sehen.

Bewertung vom 08.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


ausgezeichnet

Ein wirklich großartiger Krimi, der alle Facetten eines Thrillers beinhaltet. Der Finne Juha und sein dunkelhäutiger Kollege Lux vom LKA Hamburg müsse sich um einen Entführungsfall eines jungen Mädchens kümmern. Die Entführung ähnelt ungemein einer seit 20 Jahren zurückliegenden Tat, wonach ein 14jähriger Junge in einer Holzkiste vergraben wurde und dort qualvoll erstickte. Juha war damals als junger Kriminaler mit einem älteren Kollegen dabei, als das tote Kind fanden. Der Entführer konnte nicht belangt werden, da er Selbstmord beging. Da der neue Fall schnellstens erledigt und zu den Akten gelegt werden konnte, nahm sich Juha den Cold Case noch einmal vor, denn in der alten Akte entdeckte er so einige Unstimmigkeiten, bei den Protokollen wurde nicht alles vermerkt. Mit Lux zusammen ging er die Zeugenberichte noch einmal durch, befragte Zeugen nochmals und konnte sich Stück für Stück vorwärtstasten und kam immer mehr in einen Kreis von Verleumdungen, Lügen, menschliche Abgründe. Ich war von dem Ende und der Lösung des Falles derart fasziniert und schockiert zugleich. 20 Jahre lang konnte sich der wirkliche Täter in Sicherheit fühlen und nach und nach kam so manche menschliche Tragödie ans Tageslicht. Ich glaube fast, die beiden Autoren haben die Entführung der Ursula Hermann vor 20 Jahren als Vorlage genommen. Das Mädchen wurde ebenfalls in einer Kiste vergraben und starb auch dadurch, dass Blätter das Entlüftungsrohr verstopft haben. Auch hier wurde ein Täter gefunden, dieser bestreitet aber bis heute vehement die Tat. Das Buch ist deshalb auch so interessant, da es von zwei Autoren geschrieben wurde und jeder sein eigene Vorgehensweise mit einbrachte. Dies ist der erste Band der Ermittler Juha und Lux und man darf auf einen weiteren Kriminalfall gespannt sein. Das Cover ist dunkel gehalten, der Wald sieht der bedrochlich aus. Düsterer kann man das Buch nicht gestalten.

Bewertung vom 07.08.2024
Grace Kelly
Hess, Megan

Grace Kelly


ausgezeichnet

Ich liebe diese künstlerisch sehr wertvollen und wunderbaren Bücher der Illustratorin Megan Hess. Sie versteht es wie keine andere, uns das Leben berühmter und bekannter Personen stillvoll rüberzubringen. Ihre Bücher sind für jede Leserin eine sehr schöne Bereicherung. Das Buch über die Stilikone Grace Kelly ist rosafarben gehalten, der Buchschnitt ist golden. Die Seiten sind gute dickes Glanzpapier, das dem Ganzen einen besonderen Touch gibt. In drei großen Abschnitten (Die Frau; das Werk; Die Legende) wird über das Leben und Wirken von Grace Kelly berichtet. Aufgewachsen in einem Elternhaus mit drei Geschwistern wurde schon immer auf gutes Benehmen und stilvolle Kleidung geachtet. Von den Kindern wurde Ehrgeiz und Vorwärtskommen erwartet, was Grace natürlich aus Schauspielerin und dann später als Fürstin zugute kam. Sie wußte genau, in welchen Filmen sie mitspielen wollte und ihre Kleidung war von vornehmer Eleganz; nicht zu vergessen ihre weißen Handschuhe, die sie schon als Kind tragen mußte. Sie setzte auf Dior, Cartier. Und dann lernte sie den Fürsten kennen und lieben und wurde Landesmutter und Mutter von drei Kindern. Leider endete ihr Leben bereits mit 52 Jahren. Wenn man das Buch durchblättert, faszinieren einen die wunderschönen Roben, die Megan Hess so bezaubernd darstellt, dass man selbst ins Träumen kommt. Und dann die berühmte Kellybag, die bis heute noch in Mode ist und für die man schon eine schönen Geldbetrag hinlegen muß. Ein Buch, das man immer wieder in die Hand nehmen kann und sich in das Leben und die Mode von Grace Kelly hineinträumnen kann. Das Buch gleicht einer Schatzkiste, die man nicht mehr aus der Hand legen kann

Bewertung vom 06.08.2024
Die Vollendete
Becker, Andrea

Die Vollendete


ausgezeichnet

Die gefeierte Pianistin Margret ist an Krebs erkrankt und hat mit ihrem Leben bereits abgeschlossen. Sie hat noch einmal alle, die ihr was bedeuten, zur Abschiedsparty eingeladen und sieht gelassen ihrem Ende entgegen. Doch dann erwacht sie plötzlich aus dem Koma und lebt weiter. Ihr Mann Karl ein begnadeter Wissenschaftlicher und Chirurg hat ihr gesundes Gehirn in den Körper seiner verunglückten jungen Freundin implantiert, Margret ist zutiefst unglücklich, will sie doch in dem fremden Körper nicht weiterleben. Aber dies ist noch nicht alles, ihr Mann hat noch andere Eingriffe gemacht. Sie nimmt für alle sichtbar das neue Leben an, doch sie verfolgt einen Plan. Sie recherchiert und erfährt, dass sie nicht die einzige mit dieser Operation ist. Besonders in Rumänien wird den armen Menschen ein neues Leben versprochen. Leider ist noch nicht alles ganz ausgereift und es treten verschieden Ausfallerscheinungen bei den Patienten auf trotz der vielen Medikamente, die ein Abstoßen des Gehirns verhindern sollen. Doch in Margret reift ein Plan heran, den sie mit Hilfe ihrer Freunde durchführen wird. Ein Buch, das mich sofort an Frankenstein erinnert hat. Auch dieser wollte neue Menschen erschaffen. Die Autorin versteht es sehr gut, die Gefühle und Emotionen der Protagonisten rüberzubringen, man fühlt deren Leid und Schmerz. Die Ausdrucksweise ist klar und prägnant, die medizinischen Eingriffe werden mit einfachen Wörtern erläutert. Die Spannung in dem Thriller steigt von Kapitel zu Kapitel und man hofft, dass man den Machenschaften einen Riegel vorschieben wird. Das Ende des Buches ist ganz anders als erwartet, aber sehr ergreifend. Aber was wir hier als Thriller lesen, kann in ein paar Jahren schon die Realität sein, bei den raschen Fortschritten, die Medizin und Wissenschaft machen, vielleicht auch mit Hilfe von KI. Das Cover ist sehr beeindruckend und zeigt den Nacken einer Frau mit einer frisch vernähten Operationsnarbe. Dies war das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe und bin beeindruckt.

Bewertung vom 28.07.2024
SexSucht - Drei Wochen Dauersex   Erotischer Roman
Bale, Midge

SexSucht - Drei Wochen Dauersex Erotischer Roman


ausgezeichnet

Lars hat eine zerbrochene Beziehung hinter sich. Nun fährt er nach Südfrankreich und will sich drei Wochen lang erholen. Nur chillen, Baden, Essen, gute Wein. Doch dann trifft er auf Carolyn, einer Frau, die ihm alles lehrt, was über Erotik, Sex, Ekstase und endlose Höhepunkte zu erfahren ist. Lars ist in einem ungewöhnlichen Rausch. Und als er dann Carolyn beim Sex mit einer anderen Frau in den Dünen beobachtet, ist es um ihn und seiner Gier geschehen. Er lebt seinen Traum aus. Nie hätte er geglaubt, in solchen Höhen der sexuellen Lust zu fliegen. Er ist im Dauerorgasmus. Zwar hat das Buch ein Mann geschrieben, aber er versteht es, auch Frauen für seine Bücher zu begeistern. Wer wäre da nicht selbst mit Lars in Frankreich? Das Kopfkino beginnt sich zu drehen.

Bewertung vom 27.07.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


ausgezeichnet

Ein Thriller, der unter die Haut geht und einem die Haare zu Berge stehen läßt. Mich erinnert der Anfang dieses Buches ein wenig an den Kirmesmörder Jürgen Bartsch, der auch Jungs anlockte und dann tötete. In dem fiktiven Ort Katzenbrunn verschwinden immer wieder männliche Jugendliche. Sie tauchen nie mehr auf, aber deren Leichen werden nie gefunden. So wird auch jetzt wieder ein Kind vermißt, das auf der Kirmes war. Der pensionierte Kriminalkommissar Stahl konnte schon vor 10 Jahre den sog. "Greifer" nicht fassen, nun ist er privat in Katzenbrunn um den Mörder zu finden. Es ist ein seltsames Dorf, in dem keine Kinder mehr leben. Und auch die Menschen verhalten sich alle eigenartig. In einer alten Villa befindet sich eine Nervenheilanstalt. Der leitende Professor hat so seine Geheimnisse, aber auch Schwester Bergmann und deren Mann sind irgendwie verhaltensauffällig, Schugge, ein geistig zurückgebliebener Mann ist aus der Klinik geflüchtet. Warum hat sich der Besitzer des Fotogeschäftes erhängt? Oskar kümmert sich um seine alkoholkranke Mutter und hat immer noch ein kindliches Gemüt. Warum hat der Pfarrer ein eigenes Fotolabor? Und was weiß die Wirtin Geli? Dann gibt es noch das junge Ehepaar, das erst kürzlich ins Dorf gezogen ist und bisher an keinem Ort länger verweilte. Irgendwie scheint das ganze Dorf verdächtig. Die Geschichte wird aus verschiedenen Aspekten erzählt. So lassen wir Oskar, Geli, Stahl und noch andere ihre Lebensweise artikulieren. Es gibt so viele Menschen, die als Täter in Frage kommen. Immer wieder dachte ich, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt, aber dann werden wir wieder auf eine andere Spur gelenkt. Der Autor schreibt unheimlich spannend, seine Sätze sind kurz und prägnant, es wird nicht viel drumherumgeredet, sondern er kommt immer zum Punkt. Er versteht es, mit seinen kurzen Kapiteln, das Interesse und die Neugier zu steigern. En Thriller, der diesen Namen mehr als verdient. Als dann am Ende der Greifer in die Falle geht, ist man schon sehr beruhigt. Allein schon das dunkle Cover mit dem schwarzen Wald und dem Jungen auf dem Fahrrad lassen Gefahr spüren, zudem dann noch die grellgelbe Schrift kommt.