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evelynmartina

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2010
Die Stille nach dem Schrei
Sammer, Isolde

Die Stille nach dem Schrei


sehr gut

„Die Stille nach dem Schrei“ ist kein Psychothriller im herkömmlichen Sinne. Es geht nicht darum, den Täter aufzuspüren, denn wer der Täter ist, erkennt der Thriller-Kenner schon recht bald. Die Handlung nimmt ihren vorhersehbaren Lauf, was aber der Dramatik keinen Abbruch tut. Erlebnisse aus Vergangenheit und Gegenwart werden geschickt miteinander verbunden, so dass langsam ein komplettes Bild entsteht. Hinter allem steht in erster Linie die Frage nach dem Warum und Wieso.
Der Roman setzt sich aus 2 Handlungssträngen zusammen. In normaler Erzählform wird das Geschehen um Martin, seine Stiefmutter und den Kommissar geschildert, in Ich-Form verfasst Tina Aufzeichnungen, in denen sie ihre Sichtweise und Gefühlswelt auszudrücken versucht. Der so gestaltete Aufbau erzeugt Spannung und bewirkt, dass man sich inmitten der Ereignisse befindet und die Verhaltensweisen der Hauptfiguren größtenteils nachvollziehen, wenn auch des Öfteren nicht verstehen kann. Die Sprache ist einfach und prägnant, an manchen Stellen vielleicht zu anschaulich. Beim Lesen entsteht eine gewollt beklemmende und beängstigende Atmosphäre.
Isolde Sammer hat sich eines aktuellen und hochbrisanten Themas angenommen, nämlich das des Kindesmissbrauchs. Sie erstellt nahezu ein Psychogramm eines pädophilen Gewaltverbrechers, durchleuchtet seine Vergangenheit und hinterfragt, wie es zu solch abnormalem Verhalten kommen kann. Zudem schildert sie auf eindringliche Art und Weise die Gefühle und Gedanken der betroffenen Angehörigen, hier die von Irene, die sich intensiv mit der Frage nach ihrer eigenen Schuld beschäftigt. Mit der Person Tina gelingt es der Autorin, ein nicht unbekanntes Phänomen eindringlich und anschaulich darzustellen.
Der Thriller hat mich von Anfang an angesprochen und gefesselt. Große Überraschungen passieren zwar nicht, dafür ist die psychische Komponente der Erzählung beeindruckend und faszinierend. Das Ende ist konsequent und schlüssig, der „Ausblick“ in die Zukunft hat mich allerdings nicht überzeugt. Zudem hat mich im Verlauf des Romans die zum Glück im Keim erstickte Beziehungsgeschichte ein wenig gestört. Positiv hervorzuheben sind die offensichtlich fundierten Recherchen und die umfassende Auseinandersetzung der Autorin mit einem äußerst schwierigen Thema.

Fazit:
Das Buch hinterlässt mich innerlich aufgewühlt und nachdenklich. Die Geschichte ist sicherlich keine Lektüre für dünnhäutige Leser, jedoch sehr aufschlussreich, interessant und mit Tiefgang.
Was den Thriller zu etwas Besonderem macht, sind die gut herausgearbeiteten Charakteren und der vorhandene Bezug zur traurigen und erschreckenden Realität. Man betrachte den Fall Jürgen Bartsch und ähnlich gelagerte Fälle in jüngster Vergangenheit.
Das Erstlingswerk von Isolde Sammer ist meiner Meinung nach geglückt und lässt hoffen auf weitere Veröffentlichungen.

Bewertung vom 16.08.2010
Das Kind
Fitzek, Sebastian

Das Kind


gut

"Das Kind" ist nun der 3. Thriller, den ich von Sebastian Fitzek gelesen habe.
Wie schon in den Büchern "Die Therapie" und "Der Seelenbrecher" schafft es der Autor, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Kurze Kapitel und rasante Szenenwechsel halten die Spannung. Allerdings empfand ich die Ereignisfolge zu dicht, zu temporeich und stellenweise recht unglaubwürdig. Fitzek's Fantasie ist wirklich unbeschreiblich, trotzdem werden in dieser Geschichte ziemlich viele Krimi-Klischees bedient, wobei die Handlung konstruiert und zusammengeschustert wirkt. Die Figuren bleiben auf der Strecke, sie erscheinen glanzlos und unfertig. Ich hatte keinerlei Vorstellung von den Personen, konnte mich nicht in sie hineinversetzen und ihre Verhaltensweisen nur zum Teil nachvollziehen. Meiner Meinung nach ist "Das Kind" solide Unterhaltung, die man nicht hinterfragen sollte, mit einem für den Autor typischen Ende, das zwar Einiges aufklärt, aber nicht alle Fragen beantwortet.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2010
Im Land der Feuerblume / Chile-Saga Bd.1
Federico, Carla

Im Land der Feuerblume / Chile-Saga Bd.1


sehr gut

Carla Federico hat in ihrem Roman "Im Land der Feuerblume" die Auswanderungswelle vieler Deutscher nach Chile im 19. Jahrhundert zum Thema gemacht. Basierend auf diesem historischen Hintergrund begleitet der Leser nahezu mittellose Menschen mit großen Erwartungen und Wünschen auf ihrem Weg in ein fremdes Land und nimmt teil an ihren Bemühungen und Anstrengungen, dort Fuß zu fassen. Voller Hoffnung auf eigenes Land, Selbstständigkeit und ein besseres Leben treten die Auswanderer die Reise von Deutschland nach Chile an und müssen recht schnell erkennen, dass Versprechungen nicht eingehalten werden und die Realität erheblich von ihren Vorstellungen und Träumen abweicht. Trotzdem entwickeln sie sich zu einer Gemeinschaft mit Stärken und Schwächen, machen Schritte nach vorne, müssen zwar immer wieder Rückschläge in Kauf nehmen, verlieren aber nie den Mut, weiter für ihr Ziel zu kämpfen.
Carla Federico schildert eindrucksvoll den Fortgang der Siedler über drei Jahrzehnte lang. Ihre Sorgen, Nöte, Ängste, ihre Freude und ihr Leid werden auf besondere Art und Weise dargestellt, so daß man mitfühlt und mitempfindet. Auf dem Klappentext des Buches heißt es, es gehe in diesem Roman um ein Frauenschicksal, nämlich um das von Elisa, die sich in Cornelius verliebt, in meinen Augen jedoch ist diese Liebesgeschichte nur eingebettet in nicht weniger dramatische Schicksale mehrerer interessanter Personen.
Durch einen bildhaften und einprägsamen Erzählstil versteht es die Autorin zu fesseln und jede Art von Langatmigkeit zu unterbinden. Der Roman umfasst 779 Seiten, was auf mich zunächst abschreckend wirkte. Hat man aber erst angefangen, fliegt man nahezu durch das Buch, denn die Geschichte liest sich einfach und flüssig, ständig passiert etwas, zum Teil überschlagen sich die Ereignisse und sind stellenweise fast des Guten zu viel.
Im Verlauf der Erzählung haben mir besonders die perfekt herausgearbeiteten Charakteren der einzelnen Protagonisten gefallen. Sie haben Ecken und Kanten, man kann sie ins Herz schließen oder ablehnen. Ihre Verhaltensweisen mögen für manchen verständlich, für manchen weniger verständlich erscheinen und doch leidet man mit ihnen. Auch die Beschreibung Chile's wohl einzigartiger Natur und Landschaft ist der Autorin in dem Maße gelungen, dass der Vorstellungskraft des Lesers keine Grenzen gesetzt sind.
Zur besseren Orientierung befinden sich im Buch zwei Landkarten und ein Personenverzeichnis. Am Schluß äußert sich die Autorin in einer historischen Anmerkung.
Fazit: Wer in die Geschichte und die Schicksale deutscher Auswanderer im 19.Jahrhundert eintauchen und dabei Chile aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen will, liegt mit diesem Buch genau richtig.
Obwohl ich kein Freund von Fortsetzungsromanen bin, freue ich mich in diesem Fall auf den bereits verfassten Folgeband, der nächstes Jahr veröffentlicht wird. Außerdem sind weitere Bände geplant, auf die ich sehr gespannt bin.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2010
Der Geschmack von Apfelkernen
Hagena, Katharina

Der Geschmack von Apfelkernen


sehr gut

Bei der Lektüre dieses Romans taucht man in die Familiengeschichte dreier Generationen ein, in der sich Einiges ereignete. Iris kehrt in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter zurück, das sie geerbt hat. Ihr Aufenthalt dort ist der Auslöser zahlreicher Erinnerungen an ihre Kindheit, das Leben ihrer Mutter, ihrer Tanten und ihrer Großeltern.
In einer wunderschönen, bildhaften und einprägsamen Sprache beschreibt die Autorin das alte Haus, den dazugehörenden Garten, die Umgebung sowie Gefühle und Gedanken der Protagonistin. Man sieht die einzelnen Zimmer vor sich, hört die Treppe krachen, riecht die Blumen im Garten und schmeckt förmlich die Äpfel bzw. Apfelkerne, die in der Geschichte keine unwesentliche Rolle spielen. Die Charakteren der einzelnen Personen sind perfekt herausgearbeitet. Gegenwart und Vergangenheit werden geschickt miteinander verknüpft, so daß sich am Ende ein fast komplettes Bild eines Familienschicksals ergibt, wenn auch nicht alle Fragen beantwortet werden.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, ein leises, ruhiges Buch, zum Teil melancholisch, zum Teil amüsant, auf das man sich einlassen kann, wenn man eher Tiefgang als Action mag.

19 von 23 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2010
Der Seelenbrecher
Fitzek, Sebastian

Der Seelenbrecher


gut

Nachdem ich vor kurzem erst "Die Therapie" verschlungen habe und total begeistert war, war ich sehr neugierig auf den Seelenbrecher. Jetzt habe ich das Buch gelesen und bin etwas enttäuscht.
Es fängt vielversprechend an, Spannung wird aufgebaut, und man befindet sich sofort im Geschehen. Durch den Mittelteil habe ich mich zeitweise echt gequält. Eingeschlossen in einer psychiatrischen Klinik ist vom Thema her ja nun auch nicht wirklich etwas Neues. Die Charakteren bleiben auf der Strecke, dafür gibt es einige "Action-Szenen", die ich als leicht übertrieben und aufgesetzt empfunden habe. Der Schluß hingegen hat mir dann wieder gefallen, vor allen Dingen weil ich keine Ahnung hatte, wer denn tatsächlich der Seelenbrecher ist. Die Auflösung ist für mich schlüssig und nachvollziehbar, hinterläßt aber einige offene Fragen und Ungereimtheiten.
Das Buch hat mich gut unterhalten, allerdings nicht vom Hocker gerissen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2010
Das alte Kind
Beck, Zoë

Das alte Kind


ausgezeichnet

Zwei Geschichten, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen, werden spannend und geschickt zusammengeführt. Äußerst interessante Figuren, sich entwickelnde Handlungsstränge und perfekt eingebaute Überraschungsmomente sorgen dafür, daß zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt.
Dieser Thriller ist mehr als ein Krimi. Er wirft zum einen Fragen und Probleme auf, die realitätsbezogen sind und nie an Aktualität verlieren werden, zum anderen zeigt er menschliche Verhaltensweisen und Phänomene, die den Leser weit über die Lektüre hinaus beschäftigen können.
Kurzum: Ein Buch, das mich von Anfang an in seinen Bann zog und das ich sehr gerne weiterempfehlen werde!

Bewertung vom 14.08.2010
Der Trakt
Strobel, Arno

Der Trakt


sehr gut

Titel und Cover deuten schon auf Unheimliches hin, und so befindet sich der Leser auch gleich ohne großes Vorgeplänkel inmitten mysteriöser Ereignisse. Man stellt sich sofort Fragen nach dem Warum und Wie und entwickelt selbst immer wieder neue Theorien über das Geschehene. Figuren, die zuerst sympathisch waren, ändern sich zum Negativen und umgekehrt, das Verwirrspiel nimmt einen flotten Verlauf. Was es eigentlich mit dem Trakt auf sich hat, erfährt man erst zum Schluß des Thrillers.
Die Handlung ist flüssig erzählt und spannend aufgebaut. Zudem spornen kurze Kapitel zum Weiterlesen an.
Die Geschichte hat mich mitgerissen, was bewirkte, daß ich das Buch in kürzester Zeit ausgelesen hatte, denn ich wollte endlich die Auflösung erfahren. Diese hat mich dann allerdings etwas enttäuscht, da sie zu sehr in den Bereich von Science-Fiction geht, ein Genre, das ich nicht sonderlich mag.
Am Ende des Buches findet man eine Leseprobe aus Arno Strobels nächstem Werk "Das Wesen", sie hat mich neugierig auf mehr gemacht ...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2010
Cleo
Brown, Helen

Cleo


sehr gut

Eine ganz normale Familie lebt mit ihren gewöhnlichen Sorgen und Nöten in Wellington, Neuseeland. Ihre Welt scheint in Ordnung zu sein, bis zu dem Tage, als Sam, der ältere der beiden Söhne, kurz vor seinem 9. Geburtstag durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt. Der Verlust von Sam wirft seine Eltern Helen und Steve und seinen jüngeren Bruder Rob vollkommen aus der Bahn. In das zuvor mit Leben gefüllte Haus treten Entsetzen, Trauer, Wut und Hilflosigkeit. Sogar der Familienhund Rata bellt nicht mehr. Doch dann zieht Cleo ein, eine schwarze, eher hässliche, aber göttliche Katze, die sich der verstorbene Sam als Geburtstagsgeschenk ausgesucht hatte. Durch ihr einzigartiges, liebenswertes Wesen gelingt es ihr nach und nach, die einzelnen Familienmitglieder aus ihrer Starre zu befreien, sie zum Lachen zu bringen und ihnen neue Lebensfreude zu geben. Bis zu ihrem Tod begleitet sie die Familie durch Höhen und Tiefen und ist immer da, wenn man sie am nötigsten hat.
In ihrem autobiographischen Roman gewährt Helen Brown dem Leser einen Einblick in ihr Leben, das durch den Tod ihres Sohnes Sam aus den Fugen zu geraten drohte. Durch die Anwesenheit und quirlige Art der Katze Cleo fand die Familie den Weg zurück ins Leben, in dessen Verlauf sich noch Einiges ereignete. An der Seite blieb Cleo, solange sie gebraucht wurde.
Feinsinnig beschreibt Helen Brown Stationen der Trauer und schildert auf beeindruckende und bildhafte Weise, wie ein Tier positiven Einfluss auf den Menschen und seine Verfassung nehmen kann. Man erfährt Interessantes und Spezielles über die Katze und ihre Charaktereigenschaften und wird Zeuge verschiedener Katzen-Abenteuer. Die Katze tritt als Heilerin, Zuhörerin und treue Gefährtin auf. Man leidet mit und wartet gespannt, was die nächsten Schritte der Familie in die Zukunft bringen werden.
In der Erzählung sind kleine Lebensweisheiten und philosophische Ansätze zu finden, die zum Nachdenken anregen. Ernst und Humor werden geschickt miteinander verknüpft und durch die einfache, gefühlvolle Sprache fällt das Lesen und Miterleben leicht.
Obwohl ich kein Katzenmensch bin, hat mir das Buch sehr gut gefallen, eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die Tiere, Menschen und ihre ureigensten Geschichten mögen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2010
Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4
Neuhaus, Nele

Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4


weniger gut

Aufgrund zahlreicher positiver Kritiken und Beurteilungen habe ich jetzt Nele Neuhaus' neuen Taunuskrimi gelesen und kann die herrschende Begeisterung und regelrechte Euphorie über "Schneewittchen muss sterben" absolut nicht verstehen.
Am Anfang war die Geschichte für mich etwas verwirrend, da ich die Vorgänger-Bücher nicht kenne und mir deshalb sämtliche Figuren vollkommen fremd waren. Innerhalb von 100 Seiten wird eine Vielzahl von Personen vorgestellt, die oberflächlich beschrieben werden und zum Teil für den späteren Verlauf relativ unwichtig sind. Wenn man sich durch den Abschnitt gekämpft hat, wird es endlich spannend. Ein Dorf schweigt, und jeder scheint verdächtig zu sein. Leider werden die Verwicklungen durch immer neue Aspekte meiner Meinung nach unnötig in die Länge gezogen. Zudem findet ein ausführlicher Blick in das Privatleben der Ermittler und in das Polizei-Kollegium statt, der mich nur wenig interessiert hat. Die Auflösung des Falles ist dann zwar logisch und ziemlich überraschend, verliert aber in meinen Augen durch überflüssige Effekthascherei am Ende an Glaubwürdigkeit.
Das Thema verspricht viel, wird aber nicht in dem Maße, wie ich es erwartet hatte, umgesetzt. Ich bin enttäuscht, und meine Neugierde auf weitere Bücher dieser Autorin wurde definitiv nicht geweckt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.