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Benutzername: 
Jedida
Wohnort: 
Unfinden

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Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 02.02.2023
Reisehandbuch Deutschland im Winter - Reiseführer
Reisedepeschen

Reisehandbuch Deutschland im Winter - Reiseführer


sehr gut

Dieser wunderschöne Reiseführer besticht durch seine Handlichkeit und die gefühlvollen Texte, die der Besonderheit des Winters in Deutschland Rechnung tragen. Die Stärke des Umschlags lässt erwarten, dass sich dieser Reiseführer ohne Weiteres auf viele Touren mitnehmen lässt, ohne Schaden zu nehmen.

Zu jedem Ort, der vorgestellt wird, gibt es einen kurzen Textbeitrag, der auf die jeweilige Region eingeht und erahnen lässt, was man dort erfühlen und erleben kann. Mal handelt es sich um kulturelle Highlights, mal um Shoppinghighlights, mal um Naturschönheiten oder Erlebnisse der etwas anderen Art wie Kamelreiten in Bayern bzw. Iglubauen im Allgäu.

Ich persönlich bin ein absoluter Landschaftsfreak, kann mich besonders für Flüsse, Seen, Berge und das Meer begeistern. Hier fehlten mir ein wenig die Geheimtipps. Denn ein Geheimtipp ist etwas, was ich noch nicht kenne. Jetzt könnte man sagen, ich bin viel quer durch Deutschland gereist und habe mir stets ausreichend Zeit für eine Region genommen und mich auch gern von Einheimischen herumführen lassen. Das ist wahr und dennoch hatte ich gehofft, dass auch für mich noch etwas Neues dabei ist. Außer dem Ruhrpott und Ulm war ich jedoch bereits überall. Das ist ein wenig schade, aber vielleicht ist das halt so, wenn man viel reist. Es gibt wenige Überraschungen. Ich gebe dennoch einen Punkt Abzug dafür, weil viele Tipps wie das Eisbaden in der Nordsee zu Neujahr einfach mal kein Geheimtipp sind, sondern Massenveranstaltungen.

Nichtsdestotrotz gefällt mir die Aufmachung dieses Reiseführers, denn die Sprache ist nicht nüchtern-sachlich, man fühlt eher, dass diese Zeilen von Reiselustigen verfasst wurden, die die jeweilige Region wirklich lieben.

Und tatsächlich hätte ich nicht übel Lust, in ein Wohnmobil zu steigen und mich noch einmal quer durch Deutschland treiben zu lassen, eine Huskyfahrt zu unternehmen, den Almabtrieb noch ein weiteres Mal zu erleben oder doch mal ein eigenes Iglu zu bauen.

In Zeiten, in denen man wenig inspiriert ist, aber dennoch mal etwas abseits des Alltags unternehmen möchte oder wenn man zu Besuch bei Freunden in einer Region ist, in der man sich nicht gut auskennt, dann kann ich mir vorstellen, dass dieser Reiseführer ein freundlicher und inspirierender Begleiter ist.

Auf jeden Fall ist »Deutschland im Winter« ein hübsches Geschenk für den Winter oder in der Weihnachtszeit, der Lust macht, hinter dem warmen Ofen vorzukommen und mal etwas abseits des Alltags zu erleben.

Bewertung vom 29.01.2023
Ein Neuanfang für uns / Die Frauen vom Lindenhof Bd.1
Oswald, Katharina

Ein Neuanfang für uns / Die Frauen vom Lindenhof Bd.1


ausgezeichnet

Ein starker Reihenauftakt mit einer starken Protagonistin

Ich mag Bücher über starke Frauen ebenso wie Bücher über Neuanfänge – in diesem Roman ist beides vereint und zwar auf eine äußerst spannende und mitreißende Art und Weise.

Handlung:

Der Leser wird hier in die 1950er-Jahre entführt, eine Zeit, in der die Schäden und Trauma, die der Krieg hinterlassen hat, noch deutlich und schmerzhaft hervortreten. Mariannes Familie ist arm, der Vater verstorben, der Großvater von einem Aufenthalt im KZ gebrochen. Mit Näharbeiten versuchen Mutter und älteste Tochter, die Familie am Leben zu erhalten, aber das ist alles andere als erfolgversprechend. Ein Ausweg könnte da die verfallene Schreinerei ihres Vaters sein, aber der Vater hat Marianne fehlendes Talent bescheinigt. Und doch ist da in ihr dieser Drang, sich mit diesem Handwerk zu verwirklichen und damit die Familie zu ernähren. Und als ihr dann die Idee kommt, dieses Handwerk nicht nur zu erlernen, sondern dazu zu nutzen, hübsche Puppenstubenmöbel zu fertigen, nimmt die Handlung so richtig Fahrt auf, ohne dass der Spannungsbogen bis zum Ende abreißt.

Figurenzeichnung:

Die Figuren in diesem Roman sind sehr bildhaft beschrieben, besonders Marianne war für mich sehr greifbar. Nicht nur das Schicksal ist in dieser Geschichte ihr Gegenspieler, sondern auch der angehende Verlobte ihrer Schwester Henni, der immer wieder versucht, Marianne auf ihren angestammten Platz als Frau zu verweisen. In einer Zeit, in der Frauen Männerarbeiten zwar mangels Männern übernehmen mussten, aber kaum etwas ohne männlichen Vormund verwirklichen durften, wächst Marianne jedoch glaubhaft über sich selbst hinaus. Fazit: Hier gelingt ein spannender Reihenauftakt über die Frauen vom Lindenhof, der mich besonders wegen der Faszination für Puppenmöbel begeisterte. Auch dass die Liebesgeschichte zwischen Marianne und ihrem Alexandre ganz ohne explizite Sexszenen auskommt, hat mir gefallen.



Dieses Buch lege ich allen Frauen ans Herz, die sich nicht nur für starke Frauen, sondern auch fürs Handwerk und Selfmadewomen begeistern können. Ich vergebe zufriedene 5 Sterne.

Dass ich die Reihe wahrscheinlich nicht weiterverfolgen werde, liegt einzig und allein daran, dass mir die Leseprobe zu Teil 2 gar nicht gefallen hat. Aber das ist, wie so vieles, sicherlich Geschmacksache.

Was mich hier jedoch wirklich begeistert hat, sind die Arbeiten an den Puppenstubenmöbeln. Es gibt vermutlich kaum eine größere Puppenstubenmöbelliebhaberin als mich.