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TK

Bewertungen

Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2023
Bergleuchten
Seemayer, Karin

Bergleuchten


sehr gut

Menschliche Geschichten vor einem gigantischen Bauwerk

"Bergleuchten" erzählt eine Geschichte vom Bau des Gotthardtunnels.
Diese Zeit des Aufbruchs, die Schwierigkeit, die Dauer und die Gefahr dieses gigantischen Unterfangens sind wirklich sehr eindrücklich eingefangen.
Auch die verschiedenen Leben, die durch dieses Bauwerk berührt und verändert wurden, sind sehr empathisch nachempfunden. Die Alteingesessenen, deren ruhiges, abgelegenes Bergdorf plötzlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerät, die sich dem unvermeidbaren Fortschritt gegenüber sehen, der ihre gesamte Welt verändern wird. Die Fuhrbetriebe, die mit dem Bau des Tunnels und der Eisenbahn zwar ihre Existenz bedroht sehen, aber für die Dauer der Bauzeit auch am ungeheuren Materialbedarf der Baustelle und der Arbeiter verdienen können. Die Italiener, die als Arbeitskräfte zu Hunderten in den Berg kommen, ausgebeutet werden, Gefahren und Feindseligkeiten ausgesetzt sind, und sich trotz allem mit dem Erfolg dieses Jahrhundertbauwerks tief verbunden fühlen. Und die jüngere Generation des Dorfes, vor der sich ganz neue Erfahrungen und Möglichkeiten eröffnen.
Überhaupt sind Karin Seemayer sehr einprägsame Figuren gelungen, allen voran Helene und ihre Freundin Paula, die vor den Traditionen und Erwartungen an eine junge Frau ihre Lebenswege selbst bestimmen wollen.

Die von Sophie Hutter gesprochene Hörbuchversion ist durch deren Schweizer Akzent sehr authentisch und stimmungsvoll. Stimmlich kann sie sich auf die unterschiedlichen Charaktere sehr gut einstellen, man nimmt ihr sowohl die lebensfrohen jungen Italiener als auch die zum Teil grimmigen älteren Bewohner des Bergdorfes ab, und für die starken jungen Frauenfiguren ist ihre Stimme ideal geeignet. Ohne das Buch zum Vergleich gelesen zu haben, würde ich behaupten, dass die Ereignisse beim Hören eindeutig mehr zum Leben erweckt werden.

Eine fesselnde Geschichte vor einem spannenden, gut recherchierten historischen Hintergrund, mit kleineren erzählerischen und stilistischen Schwächen, aber insgesamt sehr zu empfehlen - besonders als Hörbuch, welches die Geschichte noch etwas näher und stärker erleben lässt!

Bewertung vom 10.06.2023
Erdmittelpunkt: Betreten auf eigene Gefahr! / Im Bann der Elemente Bd. 1
Herzog, Anna

Erdmittelpunkt: Betreten auf eigene Gefahr! / Im Bann der Elemente Bd. 1


ausgezeichnet

Nur ein gaaaaanz kleines bisschen die Welt retten...

Einladungen von sprechenden Duschen und merkwürdigen Mädchen muss man folgen, und so stolpern Jacob, seine Freunde und seine Schwester in ein großartiges Abenteuer unter der Erde, um nur mal eben ein kleines bisschen (wirklich nur ein klitzekleines, und die Katastrophe ist auch nur winzig klein!) die Welt zu retten. Ach ja, und Jacob ist übrigens ein Elementarwesen, ein Erdwesen um genau zu sein, nur so nebenbei...

Anna Herzog erzählt wirklich kreativ, witzig und sehr unterhaltsam, und ist dabei sprachlich und stilistisch immer sehr nah an der Zielgruppe.
Der Handlungsablauf ist spannend und rasant gestaltet, ein aufregendes Ereignis jagt das nächste durch eine fantastische Welt aus toll beschriebenen Orten, an denen man den unterschiedlichsten Wesen begegnet. (Achtung, einige der Wesen lispeln oder haben sonstige Sprachbesonderheiten; als sichere Leser hat uns das nicht gestört, sondern trägt zur Charakterisierung bei, je nach Lesestand könnte es allerdings für einige Kinder Probleme bereiten.)
Es ist eine Freude, Jacob, Taio, Lili und Putte zu begleiten, denn ihre Freundschaft und ihr Zusammenhalt, bei dem die Stärken und Schwächen der Einzelnen in der Gruppe gemeinsam funktionieren, um die Abenteuer zu bestehen, sind toll beschrieben.

Das Buchcover ist für meinen Geschmack ein bisschen überladen, die gelblichen abstrahierten Kreaturen und die Schriftart des Titels sind mir zusammen etwas zu viel des Guten. Ansonsten würden die wirklich sehr schönen, blau glänzenden Flächen und die Illustration der Figuren viel besser zu Geltung kommen.
Die Illustrationen innerhalb der Geschichte sind sehr gut getroffen, wobei durch die detaillierte Beschreibung der Szenen und Schauplätze beim Lesen schon sehr starke Bilder im Kopf entstehen, die direkt ins Geschehen versetzen.

Ein wirklich gelungener, starker Beginn einer neuen Kinderbuchreihe. Die Charaktere möchte man sehr gerne noch auf weiteren Abenteuern begleiten, und die Welt der Elemente hält ganz sicher noch weitere Geheimnisse und Überraschungen bereit!

Bewertung vom 08.06.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


ausgezeichnet

Wieder großartig erzählt

Sandra Lüpkes konnte mich schon in "Die Schule am Meer" (die in ihrer Anfangszeit auch in diesem Roman mit einigen Handlungsfäden verknüpft ist) mit ihrem Erzählstil begeistern.
"Das Licht im Rücken" verbindet wieder die Geschichte eines Ortes, hier Wetzlar, einer Institution, hier die Firma Leitz, mit den verschiedenen Lebensgeschichten von realen und fiktionalen Figuren, die mit der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts vom ersten Weltkrieg über die Weimarer Republik bis zum Ende des Dritten Reiches verwoben werden. Diese Reichweite des Handlungsspielraumes, über mehrere Jahrzehnte hinweg und aus verschiedenen persönlichen Perspektiven, schafft eine unglaublich immersive Romanwelt.
Der zusätzliche Aspekt der Technikgeschichte, wie die Fotografie für Privatpersonen praktikabel und erschwinglich und damit massentauglich wurde, das Privatleben auf ganz neue Art festhalten konnte, und, in der Hand von Journalisten, ihrerseits den Verlauf der Weltgeschichte beeinflusst hat, hat mich sehr interessiert.

Die Figuren sind alle so stark charakterisiert, dass man trotz ihrer Vielzahl nicht den Überblick verliert, mit allen mitfühlen und ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Beweggründe nachvollziehen kann. Besonders die historischen Persönlichkeiten Ernst Leitz II. und Elsie Kühn-Leitz haben mich in ihren Überzeugungen und Taten tief beeindruckt. Zum Ende des Buches, auch wenn die Handlung für die Charaktere abgeschlossen ist, wäre ich doch gerne all ihren Geschichten noch weiter gefolgt.

Absolut lesenswertes, historisch spannendes und persönlich bewegendes Bild einer Zeit und ihrer Menschen!

Bewertung vom 07.06.2023
Wo du mich findest
Barns, Anne

Wo du mich findest


sehr gut

Verlieren, Suchen und Finden

"Im Traum lebte ich ein Leben mit dir. [...] Doch du nahmst immer mehr Raum ein in mir, auch am Tag."
Auf der Suche nach dem Mann, der ihr seit einer flüchtigen Begegnung nicht mehr aus dem Kopf geht, fährt Sophie, haltlos nach schweren Verlusten und dem Ende ihrer Ehe, nach Rügen, freundet sich mit ihrer älteren Vermieterin an, begegnet den verschiedensten Menschen...
Die Zusammenfassung der Geschichte könnte unter einem Titel wie "Das kleine rote Rohrdachhaus am Meer" fast an einen Cosy-Romance-Roman erinnern.
Doch Anne Barns erzählt Sophies Geschichte so ganz und gar unkitschig und reduziert, und doch gleichzeitig in einer unglaublich schönen Sprache, die eine wunderbar unwirkliche Atmosphäre zwischen Realität und Traum malt.

Das Cover, wenn auch für sich genommen sehr schön, gefällt mir in Bezug auf die Geschichte noch immer nicht so richtig. Nach der Lektüre kann ich den eingefangenen Moment zwar einordnen, aber emotional passt die Stimmung für mich nicht ganz.

Auf den wenigen Seiten des recht kurzen Buches entstehen in unaufregegt-ruhigen, feinen Beobachtungen nachvollziehbare Persönlichkeiten und spürbare Emotionen, vor der magisch wirkenden Kulisse und dem sich wandelnden Licht der Küste.
Die Sehnsucht nach geliebten Menschen und Freunden, nach Orten und einem (emotionalen) Zuhause zieht sich durch alles, und die Beschreibung "traurigfroh", die Sophie zuteil wird, passt auch für die Geschichte selbst, zwischen Melancholie und Hoffnung, zwischen (Sich-)Verlieren, Suchen und Finden.

Ein trauriges, aber nicht bedrückendes Buch, und gleichzeitig ein sehr schönes, das ein Glücksgefühl zurücklässt. Und das Bild der wunderbaren Marlene mit ihrem verträumten Haus, mit Blick auf den Apfelbaum mit den leuchtenden Glaswindlichtern, und dahinter das Meer und der Himmel...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


sehr gut

"Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hofnung als Sorgen machen."

Ein sehr atmosphärisches Bild eines Wiener Stadtviertels in den 1960er und 70er Jahren, rund um einen Markt und ein Café und die verschiedensten Charaktere, die dort auf ihren Lebenswegen aufeinandertreffen, zusammenkommen, sich ein Stück begleiten, aneinander geraten, auseinander gehen. Die Persönlichkeiten, Eigenheiten, Vergangenheiten, Wünsche und Träume der einzelnen Figuren sind sehr einfühlsam beobachtet und beschrieben. Auch die Aufbruchstimmung der Stadtbevölkerung und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Nachbarschaft des Cafés ist überall spürbar.

"Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hofnung als Sorgen machen." Ein wirklich wunderschöner Satz, der die Grundemotion der Geschichte einfängt.

Als Portrait einer Zeit und eines Milieus und einer Stadt sehr gelungen, sprachlich und erzählerisch ebenfalls ein sehr schönes, ruhiges und stilles Buch. Insgesamt habe ich die Geschichte gern gelesen und ich habe auch keine konkreten Kritikpunkte, aber so richtig packen konnte mich die Handlung doch nicht - irgendetwas worauf die Geschichte zuläuft, ein entscheidendes Ereignis, eine Botschaft habe ich vermisst.
Definitiv aber eine empfehlenswerte Lektüre in leisen Tönen.

Bewertung vom 28.05.2023
Zwischen Himmel und Erde
Rodrigues Fowler, Yara

Zwischen Himmel und Erde


gut

Politisch, kämpferisch und eine Herausforderung

Ein Buch das sehr anspruchsvoll zu lesen ist und schwierig zu beurteilen...
Wenn ich es gelesen habe, hatte es durchaus meine gespannte Aufmerksamkeit, aber sobald ich es weggelegt habe, blieb es dann auch mal ein paar Tage liegen, so dass ich mich erst wieder aufraffen musste. Man hat das Gefühl, ein sehr kluges, literarisch sehr spannendes Buch zu lesen, nur leider ist der Zugang dazu sehr erschwert.
Zum einen wird im Text sehr viel Wissen über brasilianische und britische Geschichte vorausgesetzt, ohne das man sich im Geschehen der Handlung nicht sehr leicht zurechtfindet, da historische Zusammenhänge größtenteils nur angedeutet werden (Innerhalb der Anmerkungen der Autorin am Schluss werden einige im Text angedeutete Ereignisse erklärt, was aber natürlich nur bedingt hilft, wenn man dann bereits die Lektüre beendet hat...). Auch springt die Geschichte zwischen Schauplätzen, Zeiten und Personen, was die Orientierung erschwert.
Eingeschobene größere Abschnitte auf portugiesisch, die nur teilweise übersetzt werden, lassen nicht-sprachkundige Lesende (vermutlich?) einiges (wichtiges?) verpassen. Während der Lektüre nach Übersetzungen zu suchen hätte mich wahrscheinlich noch mehr aus dem Lesefluss herausgerissen, in dem ich mich auch ohnehin schon gerade so halten konnte.

Der Stil ist sehr poetisch und für einen Roman sehr ungewohnt künstlerisch, fast experimentell. Der Erzählstil bewegt sich zwischen Stream of Consciousness und Rausch, lauter atemlos und zeichenlos aneinandergereihte Sätze, Eindrücke die auf einen einströmen, ohne klar zu fassen zu sein, eine Collage aus einzelnen Erinnerungen und Szenen.
Insgesamt respektiere ich diese Stilentscheidungen sehr, da sie die Grundatmosphäre der Geschichte stimmig widerspiegeln.
Für eine bessere Lesbarkeit und ein besseres Verständnis hätte ich mir aber doch vielleicht mindestens ein paar mehr Satzzeichen gewünscht, so dass man wenigstens in den Dialogen weiß, wer gerade spricht.

Das Buch ist definitiv eine Herausforderung, voller politischer und gesellschaftlicher Fragen (Demokratie, Gleichberechtigung, Race, soziale Gerechtigkeit, feministische und queere Themen...). Es ist in seiner Reichweite und Sprache beeindruckend, aber liest sich sicher nicht mal eben so zwischendurch.



...
An einigen Stellen sind mir Unaufmerksamkeiten der deutschen Übersetzung aufgefallen, vor allem Formulierungen, an denen ein anderes Wort deutlich mehr Sinn ergeben hätte [z.B. hätte eine Katze sicher eher einen Riss bzw. eine Kerbe im Ohr, als eine Träne (vermutlich stand 'tear' im Original?)].
...

Bewertung vom 16.05.2023
Van it Yourself!
Mans, Ute;Mans, Rafael

Van it Yourself!


ausgezeichnet

*Praktische und kreative Inspirationsquelle, macht Lust aufs Losbauen und Losfahren*

"Van it Yourself" ist bei 15 verschiedenen Van-Lifern und Campern zu Besuch und zeigt in wunderschön fotografierten Bildern deren selbst ausgebaute Fahrzeuge.

Dabei werden die verschiedensten Van-Größen, Camperzusammenstellungen (von Paar über Paar mit Hund bis hin zu Familie mit Kind*ern und Hund), Funktionsanforderungen, Budgetrahmen und Handwerksfähigkeiten abgedeckt, von praktischer Funktionalität bis hin zur sehr stylischen Speziallösung. Die vorgestellten Zuhause auf Rädern und ihre porträtierten Besitzer*innen sind allesamt wirklich schön und vor allem sehr sympathisch, und bei jedem Beispiel wird man eine tolle praktische Idee und Gestaltungsmöglichkeit finden, die man für sich gerne übernehmen möchte.

Der Untertitel "Ausbautipps für deinen Camper" ist eventuell etwas irreführend. Das Buch enthält zwar viele praktische und/oder dekorative DIY-Anleitungen, für den Ausbau selbst würden Anleitungen aber hier den Rahmen sprengen - zumal ja kein Van 1 zu 1 nachgebaut werden würde, und man ohnehin die Ideen und Inspirationen auf das konkrete eigene Fahrzeug anpassen und auf die eigenen Bedürfnisse, Anforderungen und Fähigkeiten zuschneiden würde.

Das Buch ist eine fantastische Inspirationsquelle und eine Sammlung, was alles möglich ist, womit man an der eigenen Planung herumbasteln und -schrauben kann, ganz nach individuellem Geschmack und Prioritäten. Auch einfach zum Durchblättern, Träumen und Plänemachen eignet sich das Buch perfekt.

Bewertung vom 15.05.2023
SOL. Das Spiel der Zehn
Thomas, Aiden

SOL. Das Spiel der Zehn


ausgezeichnet

Fantastisch in jeder Hinsicht

Eine bestimmte Anzahl von Jugendlichen, die zu einer Form von mehr oder weniger bedeutsamen und mehr oder weniger gefährlichen Wettkampf zusammenkommen, ist im YA-Bereich definitiv nicht neu. Aber das Thema verspricht, wenn es gut gemacht ist, sehr viel Spannung, und in diesem Roman ist es definitiv sehr gut gemacht!
Zuerst fällt das Setting von Reino del Sol auf: ein fantastisches Worldbuilding, welches eine südamerikanisch bunte Welt und Mythologie mit sehr viel gegenwärtiger, wiedererkennbarer Jugendkultur mischt.

Aiden Thomas glänzt außerdem wieder in genau den erzählerischen Stärken, die schon "Cemetery Boys" so wunderbar gemacht haben: tolle Charaktere, perfekte Dialoge, spannende Story, und eine sehr gute Balance aus Humor und Emotionen, leichteren und schwereren Momenten.
Die Themen von Gender und LGBTQ+, die schon in seinem Debütroman eine große Rolle gespielt haben, werden hier fortgeführt: Reino del Sol ist eine in dieser Hinsicht nicht nur absolut inklusive Gesellschaft, sondern es herrscht ein völlig selbstverständliches Verhältnis zu Nonbinarität und Queerness, eine umfassende Akzeptanz der verschiedensten Identitäten, klischeefrei, realistisch und respektvoll - weit entfernt von einem lediglich erzählerischen Gimmick, um irgendeine angenommene Wokeness-Quote zu erfüllen.
Die durchgehende, anfangs kurz erklärte aber dann ganz selbstverständliche Nutzung von Neopronomen für eine genderneutrale Sprache finde ich sehr beeindruckend für ein Jugendbuch, auch wenn sich leider die deutsche Sprache nicht sehr natürlich für Genderneutralität eignet und das Ergebnis zum Teil gewöhnungsbedürtig ist, da sich für das "they" im Englischen keine Entsprechung findet.

Obwohl über der Geschichte die ständige Bedrohung steht, dass der Verlierer des Wettkampfs geopfert werden wird, gibt es so viele charmante Details und humorvolle Dialoge und Situationen, dass der Gesamteindruck doch immer sehr unterhaltsam bleibt - auch ganz nebenbei bei den großen Themen von Identität, Erwachsenwerden, Verantwortung, Familie, Freundschaft und Liebe.

Sowohl ich selbst als auch das 12-jährige Tochterkind (die hier allerdings nur mit einem ausdrücklichen "Nice!!!!" zitiert werden möchte) haben das Buch in kürzester Zeit verschlungen und waren absolut gefesselt und begeistert.
Wir sind sehr froh, uns noch nicht von dieser Welt und den Charakteren verabschieden zu müssen, und sind unheimlich gespannt, wie die Geschichte im zweiten Teil weitergeführt wird. Hoffentlich wird die Wartezeit nicht zu lang!





[Den deutschen Titel des Buches finde ich nicht so gelungen, das Schema Oberbegriff und Untertitel, welches für deutsche Übersetzungen, besonders von Reihen, sehr gerne bemüht wird, mag ich aber generell nicht. "The Sunbearer Trials" lässt sich zwar tatsächlich nicht sehr schön prägnant übersetzen, aber vielleicht hätte man da doch etwas finden können, das den Inhalt nicht ganz so plump zusammenfasst. Auch die Großschreibung von SOL, als wäre es ein Akronym, finde ich etwas merkwürdig.]

Bewertung vom 14.05.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


sehr gut

Ein Leben, und noch ein Leben, und noch ein Leben

Ich bin definitiv kein Gamer, und doch konnte mich diese Geschichte aus der Welt der Spieler und Spielentwickler sehr fesseln und mitnehmen, wahrscheinlich weil, wie in der Geschichte gesagt, im menschlichen Bedürfnis zu spielen sehr viele menschliche Befindlichkeiten verarbeitet und reflektiert werden.
Auch berührt die Geschichte selbst, mit ihren spannend charakterisierten Figuren und deren Beziehungen, als sehr einfühlsam erzählter Einblick viele Fragen des (Zusammen-)Lebens und Erwachsenwerdens, vor allem die Frage, wie Freundschaft bestehen bleibt, sich verändert und weitere Beziehungen beeinflusst.
Als Kind der 80er fand ich das Lebensgefühl der 90er und 2000er-Jahre sehr gut eingefangen, ein bisschen nostalgisch, ein bisschen nerdig, sehr viel retro, sehr realistisch in Bezug auf den spürbaren rasanten Wandel der Unterhaltungstechnik und den nicht ganz so rasanten Wandel des gesellschaftlichen Bewusstseins, sei es zum Thema Gender, Rassismus, Identität...

Ein Comig-of-Age-Roman für das Gefühl einer Generation, emotional interessante Figuren und Konflikte, humorvoll, mit spannenden Perspektivwechseln erzählt.