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Benutzername: 
ullap64
Wohnort: 
47533 Kleve

Bewertungen

Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Malu ist alleinerziehende Mutter und verdient ihren Lebensunterhalt in einem kleinen Café. Janne, ihr 9jähriger Sohn, hat in der Schule Probleme, still zu sitzen und fährt im Park gerne mit seinem Skooter. Walter, der sich selbst "Oldman" nennt, ist verwitwet und spielt im Park gerne Schach, gegen sich selbst oder einen imaginären Gegner. So lernen sich Janne und Oldman kennen, der kleine neugierige Junge und der zunächst verschroben wirkende Alte werden über das Schachspiel allmählich zu Freunden.
Dies ist ein wunderbar zu lesendes Buch! Anders als von mir erwartet, ist trotz des tiefgehenden Themas der Schreibstil leicht und eingängig. Die einzelnen Kapitel berichten jeweils aus der Sicht eines der Protagonisten, so fühlte ich mich den einzelnen Figuren total nah. Auch die Nebendarsteller kommen später noch zu Wort, werden zu immer wichtigeren Figuren in dieser so zarten Geschichte, in der man sich sowohl freuen als auch so manches Tränchen verdrücken kann.
Dieses Buch kann ich nur jedem wärmstens ans Herz legen, man wird belohnt mit einer Botschaft über Freundschaft zwischen Jung und Alt, in der beide Seiten voneinander profitieren sowie dem grossen Zusammenhalt zwischen Freunden, Familie und Bekannten, bei denen im Zweifel jeder für den anderen da ist.

Bewertung vom 05.01.2024
Aufs Meer hinaus
Enger, Cecilie

Aufs Meer hinaus


sehr gut

Der Roman spielt Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts in einer aufstrebenden Hafenstadt in Norwegen. Dort begegnen sich die beiden jungen Frauen Hanna und Bertha, die eine eher rau und anpackend, die andere fleissig und beeindruckt vom geschäftigen Leben und dem neuen Job.

Wir erleben die Geschichte einer Frauenfreundschaft, die sich langsam aber stetig entwickelt, eingebunden in das geschäftige Leben einer Stadt, in der die Männer das Sagen haben. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, das Stimmungsbild der Hafenstadt und ihrer Bewohner zu zeichnen, ich fühlte mich oft in die Vergangenheit zurückversetzt. Es ist eine Geschichte der leisen Töne, ohne jedoch das rauhe Leben dieser Zeit zu beschönigen.

Die thematisch für mich ausgefallene Geschichte habe ich sehr gerne gelesen, obwohl meine Erwartung nach dem Klappentext doch eher auf das Reedereiunternehmen ausgelegt war, das jedoch erst zum Ende des Romans ansatzweise beschrieben wird.

Bewertung vom 18.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

Dieser Roman stellt die Fortsetzung des vor 25 Jahren veröffentlichten Bestsellers "Mondscheintarif" dar. Die Hauptdarstellerin Cora Hübsch ist inzwischen auch entsprechend gealtert, befindet in den mittleren Fünfzigern und sieht sich wieder einmal vor einem Umbruch in ihrem Leben: Die Kinder verlassen das Haus, die Ehe ist eingefahren. Das alte Tagebuch, das Cora damals geführt hat, gibt ihr so manchen neuen Denkanstoß.
Auch dieser Folgeband, ein Vierteljahrhundert später, hat mich wieder bestens unterhalten. Da ich mich etwa im gleichen Alter wie Cora befinde, konnte ich ihre mehr oder weniger groß empfundenen Probleme und Problemchen gut nachvollziehen. Mit einer guten Prise Humor, aber durchaus auch selbstkritisch wird hier das eigene Leben reflektiert, begleitet von einigen alten Weggefährten, die ich hier gerne wiedergetroffen habe. Aber auch ernsthafte Themen, wie der frühe Tod der besten Jugendfreundin werden hier sehr sensibel thematisiert.
Das Buch kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen, es ist auch ohne Kenntnis des Vorbandes lesbar.

Bewertung vom 07.12.2023
Lindy Girls
Stern, Anne

Lindy Girls


sehr gut

Dieser Roman führt uns in das Berlin der 20er Jahre, in dem die Choreographin Wally eine Truppe von jungen Frauen trainiert, deren gemeinsames Zeil es ist, mit ihrem Tanzprogramm auf den Bühnen der Stadt groß herauszukommen.
Das Buch hat mich toll in eine Zeit des Aufbruchs und der beginnenden Freiheit geführt: Kleine Kneipen, große Bühnen und zwischendrin auch einiges an Hinterhofatmosphäre, verbunden mit dem großen Wunsch der Mädels, jede auf ihre Art aus ihrem bisherigen Leben auszubrechen und vielleicht berühmt zu werden. Die Tanzbegeisterung für die modernen, aus Amerika stammenden Tänze wie Charleston oder den titelgebenden Lindy Hop, konnte ich förmlich aus den Textzeilen spüren. Dennoch ist es kein reines Wohlfühlbuch, Hunger, Armut und die unterdrückte Rolle der Frau werden hier ebenfalls gut thematisiert.
Insgesamt ein toll zu lesendes Buch, bei dem ich mir noch ein kleines bisschen mehr Tiefgang gewünscht hätte, aber sehr zu empfehlen für Fans der 20er Jahre.

Bewertung vom 07.12.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


ausgezeichnet

Conny ist Mitte vierzig und arbeitet zusammen mit ihren Kolleginnen in Berlin in einer Verwaltungsbehörde. Ungerechtigkeiten kann sie genauso wenig ab wie Veränderungen ihres gewohnten und oft scheinbar gemütlichen Arbeitsablaufs. Dabei kommt auch Connys Privatleben nicht zu kurz.

Mit diesem humorig-schrägen, teils authentischen und teils selbstironischen Buch begleiten wir Conny mit vielen kleinen Episoden durch ihren Arbeitsalltag. Kein Klischee wird ausgelassen, sei es die Behördenmitarbeiter aber auch die Bürger betreffend.

Auch wenn sich der Roman überwiegend aus der Aneinanderreihung einzelner Szenen zusammensetzt, kommt bei der Lektüre zu keiner Zeit Langeweile auf. Die vielen eingestreuten Gespräche in Berlinerischer Sprache lockerten die Leseatmosphäre für mich noch zusätzlich auf. Ich arbeite selbst bei einer Behörde, habe mich stellenweise kringelig gelacht, trotz der gewollten Überzogenheit steckt in den meisten Geschichten mehr als ein Fünkchen Wahrheit drin. Zumindest konnte ich mich als auch einzelne Kollegen in der ein oder anderen Figur wiederfinden. Ein tolles Buch, dass man nicht allzu ernst nehmen sollte, oder etwa doch? Das muss jeder für sich herausfinden!

Bewertung vom 29.11.2023
Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan
Janson, Karin

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan


sehr gut

Nach überstandener schwerer Erkrankung verliert die Schwedin Annie ihren Job. Als ehemalige Busfahrerin kommt sie auf die Idee, einen alten Bus zu erwerben, der mit Hilfe ihrer unkonventionellen Schwester zu einem Verkaufsbus umgestaltet wird. Annie macht sich auf die Reise quer durch Schweden, einen Bus voller schöner Wäsche und Bademoden im Gepäck, um diese an die Frau zu bringen.

Allein schon die inhaltliche Idee dieses Romans hat mich total fasziniert. Mit ihrem Wäsche-Bus krempelt Annie nicht nur ihr eigenes Leben um und startet noch mal neu durch, sie gibt auch Frauen Mut, mal wieder zu einem tollen Wäschestück zu greifen und sich damit schön zu fühlen. Die kleinen Episoden und Begegnungen, die Annie auf ihrer Reise erfährt, sind wunderbar und leicht zu lesen, dabei ist der Hintergrund durchaus auch ernsthafter Art. Freundschaften, familiärer Zusammenhalt und der Mut zu Neuem sind wichtige Themen, die mich in diesem Roman sehr angesprochen haben. Auch das typische skandinavische Flair wurde hier wieder sehr gut herübergebracht. Einige wenige Längen auf Annies Reise konnten mein positives Lesegefühl nicht schmälern, daher gerne ein Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.11.2023
In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1
Leciejewski, Barbara

In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte spielt in dem kleinen Dorf Mühlbach in der Pfalz. Dort erwartet die in ärmlichen Familienverhältnissen lebende Halbwaise Lina von ihrem Freund und Kaufmannssohn Albert ein Kind, Alberts Eltern unterbinden jedoch eine Hochzeit, da diese nicht standesgemäß sei. Als ledige Mutter hat Lina es im Dorf nicht leicht und nimmt daher das Angebot ihres Jugendfreundes Karl an, sie zu heiraten und ihr fernab in Bremen ein gutes Leben zu ermöglichen.



Es handelt sich um den ersten Band einer Dilogie, der grundsätzlich erst einmal unabhängig gelesen werden kann. In diesem Buch verarbeitet die Autorin einen Teil ihrer Familiengeschichte.

Durch ihren lebendigen Schreibstil habe ich mich sofort mitten in der Geschichte gefühlt, gerade das Leben in den kleinen Dorf konnte ich mir sehr bildhaft vorstellen. Die Autorin versteht es meisterhaft, all ihren Figuren ein Gesicht und einen Charakter zu geben, so dass ich mich in diese so gut hineinversetzen konnte und mit ihnen gelitten habe. Gerne erfahre ich noch, wie es in nächsten Band mit der Nachfolgegeneration weitergeht.

Bewertung vom 20.11.2023
Die Eisfischerin vom Helgasjön
Lamberti, Frieda

Die Eisfischerin vom Helgasjön


sehr gut

Nach einem Unfall kann Rieke ihren Freund und ein weiteres Pärchen nicht zum Skifahren nach Tirol begleiten und erfüllt sich statt dessen ihren langgehegten Wunsch auf einen Wohlfühlurlaub in Lappland. Diverse - nicht immer angenehme - gefühlsmäßige Verwicklungen begleiten sie auf dieser Reise.
Zunächst hat mich das wunderschöne Cover in den Bann gezogen. Wer hier aber einen reinen Wohlfühlroman und skandinavische Beschaulichkeit erwartet, sollte sich direkt von dieser Vorstellung verabschieden. Die Geschichte um Rieke und ihre Gefühle, nicht zuletzt auch ihre Familie betreffend, ist ein großes auf und ab von Hoffnungen, Enttäuschungen, Lügen und Aufarbeitung von Vergangenem. Eingebettet in tolle Landschaftsbeschreibungen, hat mich die wirklich interessante Geschichte an einem Schlechtwettertag sehr gut unterhalten, sie war vielleicht für den geringen Umfang des Buches ein wenig zu ereignis- und temporeich, dennoch kann ich gerne eine Leseempfehlung und gute 4 Sterne vergeben.

Bewertung vom 14.11.2023
Gwendolyns Hoffnung / Die Zuckerbaronin Bd.2
Sahler, Martina;Wolz, Heiko

Gwendolyns Hoffnung / Die Zuckerbaronin Bd.2


ausgezeichnet

Es handelt sich um den zweiten Band der Familiensaga, auf den ich nach dem großartigen Vorband schon sehnsüchtig gewartet habe. Allein das Cover hat natürlich schon einen tollen Wiedererkennungswert.
Diesmal steht Gwendolyn, die mittlere der drei Töchter, im Mittelpunkt, die kurz zuvor den jungen Fabrikantensohn Alexander geheiratet hat und sich dafür von ihrer Familie, den Schmugglerkönigen vom Bayrischen Wald, lossagen musste. Eine Aussöhnung der Schwestern scheint fast unmöglich...
Auch hier habe ich wieder gerade mit den drei Schwestern gelitten, die alle so gegensätzliche Charaktere haben, toll ausgearbeitet sind, so dass ich mich in die Figuren wunderbar hineinversetzen konnte.
Durch einen flotten Schreibstil kam zu keiner Zeit Langeweile auf, zumal hier auch noch einige sehr interessante Nebenfiguren eine Rolle spielen, mit denen man ebenfalls mitgefühlt hat.
Große Spannung, Dramatik, geschäftliches, aber auch privates Geschick wie auch wieder ein großer familiärer Zusammenhalt und auch nicht zuletzt die informative Geschichte zur Erfindung und Weiterentwicklung des Saccharins und der Konkurrenz zu den Zuckerfabrikanten haben mich das Buch mit Begeisterung aber leider auch wieder viel zu schnell beenden lassen.
Ein großartige Geschichte, bei der ich jedoch allein aus Unterhaltungsgründen empfehle, zunächst den Vorband zu lesen.

Bewertung vom 14.11.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen: In den sechziger Jahren erleben wir die junge Floristin Frieda, die sich in den verheirateten Otto verliebt und mit ihm eine schöne, aber heimliche Zeit erlebt, bis sie schwanger wird... In der Gegenwartsebene lebt Frieda als 81jährige im Pflegeheim, nachdem gerade ihr Mann verstorben ist, der sich bisher um Frieda gekümmert hat. Frieda beginnt, auf ihr vergangenes Leben zurückzublicken.

Mit diesem Roman ist dem Autoren ein großartiges Buch gelungen. Die jeweils zum richtigen Zeitpunkt eingestreuten Zeitenwechsel haben mich überzeugend in die Gedankenwelt einer jungen und unbedarften Frau, später einer alten Dame am Ende ihres Lebens eintauchen lassen. Von der Thematik her sicher nicht einfach, kommt bei Frieda für mich gefühlsmäßig jedoch zu keiner Zeit Bitterkeit auf, obwohl sie als junge Frau kaum Unterstützung in ihrer Familie erfahren hat. Eine bedachte und wohldosierte Schreibweise haben mich das Buch trotz einer von Frieda erlebten harten Zeit mit einer gewissen Leichtigkeit lesen lassen, die mich am Ende dennoch nachdenklich zurückgelassen hat.