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Top-Rezensenten Übersicht

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beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


ausgezeichnet

Den überaus spannenden Eindruck, den die Leseprobe von The Dark bei mir hinterlassen hat, konnte der Thriller im Ganzen leider nicht bestätigen. Die beklemmende Atmosphäre der Forschungsstation im tiefsten Polareis kam zwar zeitweise einer Spannung nah aber der Roman wies insgesamt zu viele Längen auf. Es passierte einfach zu wenig und die Figuren blieben blass und oberflächlich gezeichnet. Ob es an der Übersetzung liegt oder der Roman im Original genauso an der Oberfläche bleibt, kann ich nicht beurteilen. Leider nervten mich auch die gedanklichen Selbstgespräche der Ärztin, deren Welt nur um sich selbst zu drehen scheint. Zeitweise kam ein wenig Spannung auf aber dann schien sich alles aufzulösen, weil jede Wendung vorhersehbar war. Schade, dass aus dem Thema nicht mehr gemacht wurde. Vielleicht ist die Thematik auch einfach schon zu häufig in Thrillern aufgetaucht und die Mittel eine Spannungskurve aufzubauen sind in einer solchen Polar-Station begrenzt. Insgesamt würde ich sagen, dass es sich um leichte Unterhaltung handelt, deren Spannung einem nicht den Nachtschlaf rauben wird. Ein unterhaltsames Buch für lockere Lesestunden am gemütlichen Kamin.
Das Cover ist ein Eyecatcher.

Bewertung vom 26.10.2022
Connemara
Mathieu, Nicolas

Connemara


ausgezeichnet

Connemara ist ein Roman auf den man sich erst einmal einlassen muss. Er handelt in Frankreich ist aber kein Roman, bei dem man die typisch französische Leichtigkeit spürt. Eher eine Spur von Melancholie und ein dumpfes Gefühl von Unbehagen. Helen ist eine vom Ehrgeiz getriebene, beruflich erfolgreiche Enddreissigerin, die die Spannung und Neues in ihrem Leben vermisst. Auf der Suche nach neuen Abenteuern und Verbindungen zu längst vergangenen Zeiten, spürt Sie die Leere ihrers eigenen Lebens umso mehr.
Ein Roman, der keine seichte Unterhaltung bietet, sondern ein Buch, das die Schattenseiten der scheinbar erfolgreichen Businessfreaks aufzeichnet und hinter die Fassaden blicken lässt. Einzig störend beim Lesen empfand ich die zeitweise langen Aufzählungen von Ortsbezeichnungen, die absolut unnötig waren und den Lesefluss gestört haben. Auch die Begriffe aus der amerikanischen Businesswelt fand ich in ihrer Vielzahl nervtötend. Diese Kleinigkeiten konnten den Gesamteindruck des Romans aber nicht negativ beeinflussen.

Bewertung vom 13.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

Lektionen von Ian McEwan ist keine leichte Kost, die man nebenbei liest. Auf 700 Seiten zeichnet der Autor ein Bild des Lebens von Roland Baines verwoben mit der Weltpolitik. Seine Kindheit im Internat, fern seiner Familie und entwurzelt in Zeiten der Kubakrise. Dort das schicksalhafte Zusammentreffen mit seiner Klavierlehrerin-. Zum Zeitpunkt des russischen SuperGAU in Tchernobyl erlebt er seinen eigenen. Er wird von seiner Frau verlassen, die ihn mit Säugling zurücklässt, um ihr eigenes Lebensglück ohne sie zu finden. Der deutsche Mauerfall. All diese weltpolitischen Ereignisse werden im Roman mit Baines Leben verwoben. Es geht um Moralvorstellungen, Schuld und Verrat in dieser Geschichte. Mit einfühlsamen jedoch eindringlichen Bildern gelingt es dem Autor den Leser mitzunehmen in die verschiedenen Kapitel des Lebens von Roland Baines. Der Roman weist zwar insgesamt einige Längen auf, es lohnt sich aber in jedem Fall ihn bis zum Ende zu lesen. Meine Empfehlung für Leser, die sich auf ein einzelnes Leben im Kontext der Weltpolitischen Lagen einlassen mögen. Keine leichte Unterhaltung sondern Lesearbeit.

Bewertung vom 07.10.2022
Spaziergang zu dir selbst
Kattilathu, Biyon

Spaziergang zu dir selbst


ausgezeichnet

Das Buch Spaziergang zu Dir selbst hat mich sehr berührt und mit Wärme erfüllt. Ich fühlte mich beim Lesen wie von einem guten Freund begleitet auf meinem Spaziergang durch die Natur und zu mir hin. Wie beim Waldbaden öffneten sich Bilder, die mir den Zugang zum Thema erleichterten. Bijou Kattilathu hat dieses Buch mit sehr viel Herzblut gestaltet und so aufgebaut, dass ich mich als Leser Stück für Stück "vorarbeiten" kann, ohne dass es sich wie Arbeit anfühlt. Viele Emotionen werden geweckt und an die Auseinandersetzung mit dem inneren Ich oder dem inneren Kind werden die Leser behutsam herangeführt. Gleichsam bleibt auch der Unterhaltungsaspekt nicht auf der Strecke. Über den QR-Code kann man das Thema vertiefen und so versuchen mit der Spaziergang-Begleitung seinen Weg zum eigenen Glück oder wenigstens einen achtsameren Umgang mit dem eigenen Ich zu finden.
Eine Leseempfehlung für Leser, die eine kleine Hilfestellung für Ihren Weg suchen oder für ein Freundesgeschenk.

Bewertung vom 04.10.2022
Ein Kind namens Hoffnung
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


ausgezeichnet

Ein Kind namens Hoffnung hat mich ebenso bewegt, wie das Buch "Die karierten Mädchen". In der Zeit des Nationalsozialismus wagen mutige Frauen den einzig ehrbaren Weg... sich um die Opfer kümmern und das eigene Leben riskieren. Der Widerstand im Kleinen ist das, was ein Verbrecherregime von innen aushöhlt. Elly kümmert sich um ein Kind einer jüdischen Familie und geht damit ein sehr großes Risiko ein. Die Geschichte ist sehr bewegend, sowohl thematisch als auch durch den warmen und lebendigen Schreibstil. Das Cover passt hervorragend zum Roman und lässt die Unsicherheit Ellys und des Kindes spüren. Auch der Titel ist sehr gelungen gewählt. Ein Roman für Leser, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen möchten, nach dem Roman noch über den Inhalt reden wollen und die sich evtl. die Frage stellen, hätte ich es auch gewagt ein solches Risiko einzugehen.
Meine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen Herbst.

Bewertung vom 19.09.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


ausgezeichnet

Die Mauersegler ist in meinen Augen der Höhepunkt der bisherigen Veröffentlichungen diesen Jahres. In lebendigen Bildern nimmt uns der Autor mit in die letzten Monate des Lebens seines Romanhelden. Des Lebens müde beschliesst Toni sich in spätestens 12 Monaten das Leben zu nehmen. Jedem Tag seines verbleibenden Jahres ist ein Kapitel gewidmet, das dem Leser einen Einblick in seine Vergangeheit bietet und Gründe liefert für seinen Wunsch nach dem Sterben. Trotz des eigentlich traurigen Themas ist das Buch nicht melancholisch sondern voller Lebenswitz und schönen Erinnerungen. Dass sich das Blatt für Toni nach einer besonderen Begegnung noch wenden kann, ist ein weiterer Aspekt, der das Buch so lesenswert macht. Die bildreiche Sprache, die lebendigen Dialoge, der flüssige Schreibstil machen das Lesen dieses Romans zu einem besonderen Lesegenuss. Ein Buch, das bereits durch sein Cover anspricht und mit seinem Inhalt absolut überzeugt. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen Buchherbst.

Bewertung vom 12.09.2022
Das Glück auf der letzten Seite
Bonidan, Cathy

Das Glück auf der letzten Seite


sehr gut

Zunächst einmal hat mich das Cover, weil so typisch französisch, sehr angesprochen, da ich Paris, Frankreich und alles Französiche liebe. Briefromane habe ich bereits gelesen und in der Regel haben sie mich sehr gut unterhalten. Bei diesem Roman ist zwar die Geschichte stimmig aber irgendwie fehlte mir "das gewisse Etwas", das mich fesselt und das Buch nicht aus der Hand legen lässt. Neben der Geschichte um ein vor langer Zeit verlorenes Manuskript und dessen Auftauchen nach 30 Jahren, mit einem Ende, das vorher nicht vorhanden war, entwickelt sich bei den Recherchen der Beteiligten Personen eine Art Liebesgeschichte. Es könnte den passenden Kontext liefern, um mich als Leser ergreifen zu können aber leider erreichten mich die handelnden Personen nicht wirklich. Vielleicht lag es an der altertümlichen Sprache, den gestelzt wirkenden Briefen oder an dem fehlenden roten Faden. Nach meiner Empfindung blieben die Charaktere ziemlich farblos und obwohl die zweite Hälfte des Buches lebendiger war als der Anfang, reicht es nach meinem Geschmack lediglich für eine Empfehlung als leichte Urlaubslektüre.

Bewertung vom 23.08.2022
Dein Schweigen, Vater
Benda, Susanne

Dein Schweigen, Vater


ausgezeichnet

Dein Schweigen, Vater ist ein Roman über die fehlende Kommunikation der Kriegsvertriebenen, die die schrecklichen und traumatischen Erlebnisse nicht in Worte fassen konnten, und die Auswirkungen der Sprachlosigkeit auf die nächste Generation. Durch den Tode des Vaters ist Marie und Uli jede Möglichkeit genommen, die vielen unbeantworteten Fragen nach der Vergangeheit zu stellen, die ein Verstehen der Familie und ihrer eigenen Wurzeln möglich machen würden. Fehlende Antworten lassen die Geschwister auf die Reise zum Ort der Vertreibung machen. Oft stehen sie sich selbst und einander gegenseitig im Weg aber trotz aller Missverständnisse und Kränkungen suchen sie gemeinsam nach Antworten.
Die düstere Stimmung wird schon beim Betrachten des Covers spürbar. Sie zieht sich phasenweise durch das Buch aber trotz der schweren Kost des Themas, zieht sich ein Hoffnungsschimmer durch das gesamte Buch. Keine Lektüre "für zwischendurch". Wer sich als Leser auf die Geschichte einlassen kann, erhält einen Einblick in die Problematik, die sicher in vielen Nachkriegsfamilien vorkommen kann. Eine Leseempfehlung für Leser, die gerne Stoff zum Nachdenken suchen.

Bewertung vom 16.08.2022
Am liebsten sitzen alle in der Küche
Karnick, Julia

Am liebsten sitzen alle in der Küche


ausgezeichnet

Einen locker-leichten Sommerroman schenkt uns Julia Karnick mit diesem Buch. Die drei, charakterlich und in ihrem Lebensumfeld komplett verschiedenen, Freundinnen treffen sich jeden Donnerstag zum Essen und Plaudern in der Küche. Ihre Problemchen und Alltagssorgen werden ausgetauscht und begutachtet und als die drei erkennen, dass sie in einem Mann einen gemeinsamen "Feind" haben, wird ihm mit vereinten Kräften eine Lektion erteilt. Eine unterhaltsame Lektüre für laue Sommerabende oder Urlaub. Kein Buch, bei dem man viel denken und in die Tiefe gehen muss, sondern eins, das entspannt und ablenkt vom Alltag. Das Cover trifft meinen Geschmack nicht wirklich, da ich zartere Farben und weniger altbackenen Stil passender gefunden hätte. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass viele Anmerkungen in Klammern stehen und meinen Lesefluss erheblich gestört haben. Wer sich daran nicht stört, findet in diesem Roman eine unterhaltsame Urlaubslektüre.

Bewertung vom 15.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


ausgezeichnet

In Snowflake wird der Leser mitgenommen auf die Reise in ein scheinbar neues Leben. Debbie zieht vom Leben auf einem Milchhof nach Dublin, um dort ihr erstes Hochschulsemester anzutreten. So, wie sie mit dem Zug pendelt, so pendelt sich auch zwischen den Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
In beiden Welten steht sie ausserhalb und kommt nicht wirklich an. Die innere Zerrissenheit, der Wunsch dazu zu gehören und das Gefühl von "Anderssein" zieht sich durch den Roman. Die Beziehungen innerhalb der Familie werden ausführlich beschrieben, sodass ein konkretes Bild der Strukturen entsteht. Die Wortwahl ist in den Dialogen spritzig und stellt so einen guten Kontrast zum eher melancholischen Rest der Geschichte dar. Ein Roman, der sicher die jüngeren Erwachsenen Leser anspricht, die den Weg der Selbstfindung selbst noch gehen. Trotzdem eine Leseempfehlung an alle Leser, die keine seichte Unterhaltung suchen, sondern reflektiert Lesen und auch das Ungesagte zwischen den Zeilen erkennen.