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Benutzername: 
TommyB
Wohnort: 
Trittau

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2020
Das Tartarus-Projekt
Schilddorfer, Gerd

Das Tartarus-Projekt


ausgezeichnet

Pageturner „Tartarus“
Das Buch beginnt als teilweise irre, unglaubliche Satire über die Methoden der Werbebranche. Ein etwas unbedarfter und nur mäßig erfolgreicher Autor wird da hineingezogen und zum Urenkel von Emile Zola erklärt und dabei neu eingekleidet. Als geheimnisvoller französischer Autor soll er neuen Erfolg haben, doch das will er ja eigentlich gar nicht, zumindest nicht so! Schnell entwickelt sich daraus eine Kriminalgeschichte; denn er war ein Gast bei der letzten Party eines noch in derselben Nacht grausam verstümmelten Unternehmers dabei. Seine neue Werbeagentin setzt ihn auf den Fall an und lässt durchsickern, dass das nächste Buch ein Enthüllungsbuch über den Mord sein wird. Er muss nur schneller sein als die Polizei. Aber wie?
War das Buch bis hierher schon aufregend, geht es dann erst richtig los: ein Unbekannter steckt ihm Nachrichten zu und ein weiterer Gast der Party, der dort genauso wenig hingehörte wie er selbst, tun sich zusammen. Zwei weitere Morde und ein Mordanschlag auf den Autor später wird aus dem Kriminalroman ein Agententhriller um High-Tech-Waffen, Deckname „Tartarus“. Die angebliche Versicherungsdetektivin entpuppt als Mossad-Agentin, gute Bekannte des Autors spielen ein doppeltes oder gar dreifaches Spiel, wem kann er noch trauen?
Immerhin kann er mit seiner Partnerin das Puzzle tatsächlich entwirren, doch findet er auch noch rechtzeitig die fehlenden Dateien, um Tartarus zu stoppen? Es geht Hin und Her, auch im örtlichen Sinne. Sogar der Chef der Catering-Firma für die Party hat plötzlich etwas mit der Geschichte zu tun.
Das ist ein echter Pageturner, einmal angefangen konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Natürlich ist die Story eher hanebüchen, der Showdown erinnert mehr an Hollywood als an München (trotz Bavaria-Studios), doch ich wurde bestens unterhalten und wollte wissen, wie es ausgeht. Und der zweite Epilog setzt dann noch einen drauf! Ein gedruckter Blockbuster! LESEN!!

Bewertung vom 08.10.2020
Zerrissen / Fred Abel Bd.4
Tsokos, Michael

Zerrissen / Fred Abel Bd.4


weniger gut

Hier schreibt der Fachmann
Wenn der Fachmann schreibt, erfährt man so einiges, was nicht unbedingt als Allgemeinwissen definiert ist. Ein suppenkellenartiges Instrument wird in der Pathologie verwendet, um bernsteinfarbene Flüssigkeit aus dem Herzbeutel zu entnehmen. Und der Clou: es IST eine Suppenkelle. Oder, anderes Beispiel: wird die Arteria subclavia durchtrennt, ist das mit über 90% absolut tödlich, auch wenn ein Arzt danebensteht. Das sind beileibe nicht die einzigen Beispiele. Der Autor ist halt ein bekannter Rechtsmediziner und schreibt über Dinge, von denen er Ahnung hat.
Doch kann er auch wirklich Kriminalromane schreiben? Hier seien zumindest gelinde Zweifel angebracht. Clan-Kriminalität in Berlin ist bestimmt ein heißes, aktuelles Eisen. Doch muss man sich diesem im Bild-Zeitungs-Modus annähern? Da werden Gebiete ausgewiesen, in die kein Streifenwagen fahren kann? Da haben Clans Allmachtsfantasien -das mag ja noch angehen- aber sie sind auch in der Lage, diese umfangreich in die Realität umzusetzen Hier wird es eindeutig zu dicke.
Und dann die Protagonisten, an erster Stelle, natürlich (!) der Rechtsmediziner Fred Abel, ein aufrechter ehrlicher Kerl, fachlich eine Eins. Sein langjähriger Freund, ein ehemaliger Elitesoldat, jetzt Privatdetektiv, der sich gleich mehrfach mit dem Clan anlegt und jedes Mal mit dem Leben davon kommt, obwohl er besiegt wurde. Seine Kollegin dagegen kommt tatsächlich sehr menschlich, verletzlich rüber. Seine „Geheimwaffe“, die IT-Spezialistin wiederum lebt für die Überwachung. Datenschutzgrundverordnung? Sch.. drauf! Auch der Forensiker ist bereit, für Abel mal ein paar Untersuchungen unter Hand extra zu machen. Eine Flasche guter Rotwein und schon läuft die DNA-Analyse.
Mir ist das zu billig und dieses viele unnütze Wissen um Rechtsmedizin überzeugt mich nicht. Wer darüber hinweglesen kann, bekommt eine anständige Kriminalgeschichte serviert mit ordentlich Spannung und verschiedenen Schauplätzen in Berlin, mit ruhigen und mit spannenden Phasen, allerdings mit sehr kurzen Mini-Kapiteln, die immer wieder zu anderen Schauplätzen hin und herspringen. Das soll wohl so eine Art von „Gleichzeitigkeit“ suggerieren, ist mir aber zu hektisch. Der stringente Erzählfluss wird so immer wieder durchbrochen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2020
Heimat muss man selber machen
Trinkwalder, Sina

Heimat muss man selber machen


gut

ABER
„Heimat muss man selber machen“ – Die Unternehmerin Sina Trinkwalder beschreibt in diesem Buch ihren mühevollen Weg, die Firma „manomama“ (kann man googlen!) erfolgreich zu machen. Das aber nicht nur am Markt sondern insbesondere mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sonst mehr oder weniger unvermittelbar waren. Ausländer, Behinderte, Obdachlose, sie alle finden eine „Heimat“ in dieser Firma, um die 150 Menschen.
Alles was sie schreibt, über die Heimat und insbesondere allgemein über die Gesellschaft ist nicht falsch, aber! Das große ABER aus der Überschrift. Sie beklagt die wachsende Spaltung der Gesellschaft, aber hat sich das wirklich in den letzten 150 Jahren verändert? Die Spaltung ist vielleicht anders geworden. Und so geht es munter weiter. Ihre Sicht auf die Gesellschaft wird dargelegt und dann verallgemeinert, was das Zeug hält.
Immer dann ist das Buch gut, wenn sie die Beispiele aus ihrer Firma einfließen lässt. Doch die alle zusammen hätten das Buch noch einmal zur Hälfte gefüllt. Also werden immer wieder große Geschütze aufgefahren und man liest so Sätze wie: „(Sprache) prägt Gemeinschaft im Kleinen wie Gesellschaft im Großen“. Klingt doch gut, aber unterm Strich ist das ein Gemeinplatz, beinahe aussagelos. Und das wird durch die nachfolgenden Sätze nicht besser!
Und ob man Heimat wirklich selber machen MUSS (!) das ist doch extrem zweifelhaft. Dass man sich eine Heimat auch selbst machen kann, sei unbestritten. Damit wird schon der Buchtitel selbst zu einem großen ABER. Nur weil sie selbst angeblich keine Heimat in der Kindheit erfahren hat, muss das ja nicht für alle gelten.
Die neun Regeln (an die 10 Gebote angelehnt) der Firma lauten: Wir sind alle gleich / Wir alle haben eine MitsprachePFLICHT / Wenn mir etwas nicht gefällt, sage ich es / Ich respektiere meine Kollegen und verunsichere sie nicht durch Beleidigungen, Gerüchte und Geschwätz / Wir sind ehrlich miteinander / Wir helfen einander / Wir gehen respektvoll mit Material und Maschinen um / Wir sind manomama.
Nicht schlecht, nicht wahr. Aber (da ist es wieder) mal ganz ehrlich: seit mehr als ein Jahrzehnt hängen solche bzw. ähnliche Listen in den Klassenräumen unserer Schulen um die Kids zu einem besseren Mitandereinder zu bewegen. Hilft es? Bei Sina soll es helfen, naja, glauben wir es ihr einmal.
Fazit: Interessant zu lesen, aber große Erkenntnisse gibt es nicht.

Bewertung vom 05.09.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Wunderbar
Ein Wunder, anders kann man es nicht nennen: ein polnisches Mädchen (Stefania, genannt Fusia) vom Land beginnt in der Stadt bei einem jüdischen Händler zu arbeiten und findet sich recht schnell zurecht. Bald funkt es zwischen ihr und einem der Söhne, doch dann kommt der Krieg. Zunächst noch auf der „russischen“ Seite Polens bekommt sie mehr und mehr Antisemitismus zu sehen, dann kommen die Deutschen und es wird richtig böse.
Juden: ab ins Ghetto, und Fusia versorgt die Familie so gut sie kann durch Verkauf der Dinge, die schnell beiseite geschafft und versteckt werden konnten. Doch das Risiko steigt mit jedem Tag. Der eine Sohn der Familie, der mit dem sie befreundet war, der sie heiraten wollte, stirbt durch einen dummen Zufall im Arbeitslager. Die Deportationen beginnen und letztlich hat sie 13 (!) aus dem Ghetto geflohene Juden auf ihrem Dachboden, die sie tatsächlich durch den Krieg hindurch bis zur Befreiung durch die russische Armee durchbringen konnte. Immer in Angst um sich und um ihre kleine Schwester, um die sie ja noch auch kümmert.
Wie sie das macht, wie viele Probleme sie bekommt, all das wird eindringlich geschildert. Ebenso, wie sie dem anderen Sohn der Familie immer näher kommt. Es ist ein Roman „nach einer wahren Geschichte“. Die Autorin hat sich von ihrem Sohn und ihrer Schwester die Geschichte erzählen lassen und diese Notizen zu einem Roman zusammengeschrieben, der sicher irgendwo natürlich Fiktion ist, aber eben auf real Erlebtem fußt. Es gab eben nicht nur Oskar Schindler. Und Fusia reift in Windeseile, sie bemerkt sogar, dass nicht alle Deutschen schlecht sind.
Im Nachwort, das ein paar Fotos der beteiligten Personen zeigt, wird kurz die Geschichte der Personen weiter erzählt. Das ist eine nette Ergänzung und rundet das Buch so richtig ab.

Bewertung vom 28.08.2020
Keine Panik, ist nur Technik
Ait Si Abbou, Kenza

Keine Panik, ist nur Technik


sehr gut

Die Fachfrau weiß Bescheid

Rezension zum Buch von Kenza Ait Si Abbou: Keine P@nik, ist nur Technik

Frau Abbou, selbst Ingenieurin im Bereich Telekommunikation, will den Leserinnen und Lesern mit diesem Buch Ängste über Technik, speziell über künstliche Intelligenz, kurz KI, nehmen. Sie will die guten wie die schlechten, bedenklichen Seiten aufzeigen. Das ist ihr Anspruch und dem wird sie über weite Teile des Buches, so ca. für die ersten ¾ voll gerecht.
Sie beschreibt Möglichkeiten, sie zeigt z.B. wie Gesichtserkennung funktioniert. Eine Technik, die viele von uns bereits auf ihrem Smartphone haben, wenn das eigene Gesicht den Bildschirm entsperrt. Und sie zeigt eben auch die Grenzen bzw. die Unzulänglichkeiten dieser Technik/en. Um bei dem Beispiel der Gesichtserkennung zu bleiben: Gesichter von weißen Männern werden deutlich besser erkannt und unterschieden als die von dunkelhäutigen, von Asiaten, ja sogar von Frauen. Und sie erklärt, wie das kommt: die Trainingsdaten, also die zig-Tausend Beispielbilder, mit denen die Gesichtserkennung zum Lernen gefüttert wird, beinhalten mehrheitlich weiße Männer. Au weia!
So hält sie ein flammendes Plädoyer für heterogene Entwicklergruppen. Nur so können elementare Fehleinschätzungen vermieden werden. Das macht sie an vielen Beispielen fest, nicht nur an dem genannten.
Gleichzeitig zeigt sie in bildhafter, gut verständlicher Sprache, wie z.B. maschinelles Lernen abläuft, welche Möglichkeiten es dafür gibt. Ein weiteres Beispiel: vor Jahren ging die Sensationsmeldung um die Welt, dass ein Programm den weltbesten Go-Meister (ein Brettspiel mit viel mehr strategischen Möglichkeiten als beim Schach) hat besiegen können. Die Maschine schien also dem Menschen haushoch überlegen. Was in diesen Meldungen aber nicht stand, war, dass die Entwickler des Programmes dieses mit immer neuen Partien gegen den Weltmeister gefüttert hatten, bis es endlich (!) so weit war, diesen zu besiegen. Jedem Skater, der einen neuen Stunt beherrschen möchte, tut es genauso. Üben, üben, üben!
Doch zum Ende des Buches hin werden die Kapitel kürzer und leider immer unkritischer. Sie zeigt, wie die KI die Landwirtschaft bereits verändert hat und was da noch zu erwarten ist, dasselbe mit der Medizin usw. Doch hier fehlen kritische Anmerkungen. Da hätte ich mir schon ein paar Bemerkungen mindestens zum Preis dieser neuen Techniken gewünscht, sprich wer kann sich das leisten? Was nützt die „Einsparung“ wenn das Programm, wenn die Technik dazu unbezahlbar ist?
Aber sonst: lesenswert

Bewertung vom 02.07.2020
HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist
Klemmer, Axel

HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist


sehr gut

Tausendsassa
„Wo Deutschland am schönsten ist“
1000 Ausflugsziele fürs ganze Jahr / Freizeit / Familie / Ferienideen
Das ist das ambitionierte Ziel dieses Buches. Wird es ihm gerecht?
Kurze Antwort: Im Großen und Ganzen JA.
Details: Deutschland wird alphabetisch nach Bundesländern durchgeackert, für jedes Bundesland gibt es die gleichen Kategorien: „Sehenswertes“ / „Übernachten“ / „Essen & Trinken“ / „Bar, Kino, Theater, Musicals“ / „Shopping“ / Feste & Feiern“ / „Ausflüge“. Weder innerhalb des Bundeslandes, noch innerhalb der Kategorien gibt es eine geografische Orientierung. Da kommt also so manch ein Ort mehrfach vor. Das macht aber nichts. Alle Informationen sind kurz, knapp und präzise. Bei den Hotels und Restaurants werden grobe Preiskategorien angezeigt, Anschriften, Telefonnummern und eben hauptsächlich das Wichtigste zu diesem Ort. Die beiden Bundesländer, in denen ich mich sehr gut auskenne, sind gut beschrieben. Das Startbild zu Hamburg hat einen geradezu genialen Begleittext. Und auch als Einheimischer finde ich Informationen und Tipps, die ich so noch nicht kannte, die „Arche Warder“ bei Kiel zum Beispiel wird bestimmt demnächst ein Ausflugsziel sein.
Ich vergebe dennoch „nur“ 4 Sterne, weil dieses Buch zum einen keinen detaillierten Reiseführer ersetzt und zum anderen am Beispiel Hamburgs weder der Kiez mit seinem quirligen Nachtleben noch die kostenlosen Wasserspiele mit Musik in „Planten un Blomen“ vorkommen. Da hätte man auf das eine oder andere teure Hotel und Restaurant verzichten können. Und das ist mein letzter kleiner Kritikpunkt: natürlich werden in allererster Linie die hochpreisigen Etablissements vorgestellt, davon gibt es eben nicht so viele. Aber wer da hingeht, der hat dieses Buch nicht nötig.
Sonst: quadratisch, praktisch, aber ziemlich schwer. Dafür sind die Farbbilder umso schöner.

Bewertung vom 27.06.2020
Ozelot und Friesennerz
Matthiessen, Susanne

Ozelot und Friesennerz


ausgezeichnet

Mehr als nur Strandlektüre
Susanne Matthiessen, geborene Sylterin, erzählt in Form eines szeneartigen Rückblickes ihre Kindheit und Jugend auf Sylt. Der Vater ist sehr erfolgreich als Kürschner, nur die beste Pelze werden hier für die zahlungskräftige Kundschaft handgefertigt, die Mutter schmeißt den Laden und hat noch vermietet, als Tochter hat man da zu funktionieren, will heißen: "Mach' keine Probleme!"
Und so erfahren wir als Leser viel von den Prominenten, die es auf diese Insel verschlagen hat, was sie so treiben und was sie umtrieb. Da hier reale Namen verwendet werden, darf man davon ausgehen, dass jede dieser Storys in irgendeiner Illustrierten bereits breit getreten worden ist und keine Fiktion darstellt. Da kippt Willy Brandt buchstäblich sturzbetrunken vom Balkon, da retten sich Karl Schiller plus eine unbekannte Nackte vor einem Feuer, eine -allerdings falsche- Soraya prellt nicht nur den Pelzhändler sondern gleich ganz Kampen und seine Geschäfte. Es ist amüsant, wenn auch relativ belanglos,was man liest.
Doch im Epilog dreht Susanne Matthiessen noch einmal richtig auf. Sie wirft den Syltern und den anderen den Ausverkauf und die komplette Ausbeutung "ihrer" Insel vor und macht das an einigen Beispielen fest. Ohne dieses Kapitel, das im Prolog schon angedeutet wurde, wäre meine Wertung schlechter ausgefallen.

Bewertung vom 02.06.2020
Thirty
Bradley, Christina

Thirty


ausgezeichnet

Liebens- und lesenswert
Thirty – eine Frau wird demnächst dreißig und gerät unweigerlich in eine merkwürdige Torschlusspanik. Sie weiß nicht mehr so recht, was für sie richtig ist, schmeißt ihren Jab hin, wo ihr gerade eben eine Beförderung mit fetter Gehaltserhöhung angeboten wurde. Im Laufe des Buches erfährt man den Hintergrund für ihren Ausraster.
Und damit geht es dann mit „Thirty“ so richtig los. In den dreißig Tagen bis zu ihrem dreißigsten Geburtstag soll sie auf Geheiß ihrer besten Freundin dreißig Dates ohne jede Vorbedingung schaffen. Außerdem bitte die Freundin um eine prägnante Beschreibung des Dates, des Typen, des Verlaufes usw. Und das wird skurril, der eine geht mit ihr ins Kino mit einer dicken Tüte voll Süßigkeiten, die er aber fast ganz alleine aufmampft. Als er ihr dann endlich etwas anbietet -sie möge sich doch bitte bedienen sorgt er für den schnellen Abbruch des Dates, denn was er da anbietet – aber lest es selbst. Es gibt so viele unglaubliche aber doch irgendwie halbwegs nachvollziehbare Situationen, nicht alle sind lustig aber viele. Und die Suche nach „dem Einen“ scheint sogar zweimal von Erfolg gekrönt zu sein. Wenn da nicht, aber nein, auch das wird nicht verraten.
Das größte aber ist der Schluss, wo sich die irre Vorhersage einer ebenfalls irren Wahrsagerin auf eine ganz unerwartete Art und Weise bewahrheitet.
LESENSWERT! Für Männer wie für Frauen. Flotte Schreibe, nicht immer ganz stubenrein, aber das ist situationsbedingt.
Die Printversion gibt es erst im Juni, dann ist es ein Buch zum Verschenken.

Bewertung vom 31.05.2020
Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5
Minier, Bernard

Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5


ausgezeichnet

Kann Frankreich skandinavisch?

Und mit dieser Frage ist nicht die gleichnamige Schacheröffnung gemeint, sondern natürlich die blutigen Krimithriller aus Schweden und Dänemark. Die Antwort gebe ich auch gleich: Ja und Nein.
Ja: denn es geht nach einem interessanten Vorspann richtig heftig blutig los. Zwei junge Frauen (Schwestern) werden ermordet vorgefunden, der einen wurde sogar das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Beide tragen nur Kommunionskleider.
Nein: Es geschieht zwar noch ein weiterer Mord, aber damit hat es sich dann auch. Es wird keine Blutspur durch Südfrankreich gezogen.
Zurück zur Geschichte: Der oben erwähnte Doppelmord hat schnell einen Tatverdächtigen, den Autor Eric Lang, der offensichtlich mit den beiden Schwestern Kontakt hatte. Die Ermittler kommen schnell voran, doch dann die Wende: ein Selbstmörder, ebenfalls Fan des Schriftstellers und Nachbar der beiden Frauen, bezichtigt sich im Abschiedsbrief der Morde. Der Schriftsteller kommt frei.
Und gut 25 Jahre später wird dessen Frau das Opfer eines merkwürdigen Verbrechens. Viele hochgiftige Schlangen, die der Autor illegal hegt, beißen die niedergeschlagene Frau fast gleichzeitig, der Hausherr wurde nach seiner Darstellung überfallen. Seine Frau trugunter dem Nachmantel nur ein Kommunionskleid. Da klingeln beim dem leitenden Ermittler, der beim ersten Fall nur unwichtiger Assistent war, alle Alarmglocken.
Und jetzt gibt es einen Twist nach dem anderen. Erneut gerät ein Fan in dringenden Tatverdacht, dann eine Geliebte bzw. ihr Ehemann, schließlich der Autor selbst. Und dann gibt es da noch den geheimnisvollen Beobachter der in dem Buch hin wieder verstörend auftaucht und seine ganz eigenen Pläne mit den Protagonisten hat.
Der Mord (der evtl. doch gar keiner war) und die früheren Morde werden jedenfalls 30 Seiten vor Schluss des Buches tatsächlich aufgeklärt, doch es ist damit eben noch nicht zu Ende. Hier wird nichts verraten.
Stilistisch ist das Buch schnörkellos geschrieben, wird zu einem echten „Pageturner“. Die Beschreibungen der orte und Landschaften werden nicht ellenlang ausgewalzt, trotzdem zeigen sie offensichtliche Ortskenntnis. Nett sind die kleinen Nebengeschichten, wo dann auch einmal etwas völlig schief geht.
Absolut empfehlenswerte Krimilektüre.