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Benutzername: 
Tialda von bibliofeles.de
Wohnort: 
Saarland
Über mich: 
schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2015
Emotion Caching
Vullriede, Heike

Emotion Caching


gut

Rezension:

Bei Heike Vullriedes „Emotion Caching“ sprach mich auf den ersten Blick das aussagekräftige Cover an – der Ausschnitt einer Kameraaufnahme. In Verbindung mit dem Klappentext war ich dann sehr gespannt auf diesen Thriller, weiß aber im Nachhinein nicht so ganz, was ich nun davon halten soll

Bis auf Prolog und Epilog, welche aus der Egoperspektive der Protagonistin Kim verfasst sind, wird die Geschichte in der dritten Person erzählt. An sich hat mir Heike Vullriedes Art zu schreiben gut gefallen. Man kommt leicht durch den gut erzählten Text, und ich würde das Buch schon allein wegen des lockeren Stils eher als Jugendthriller bezeichnen.

Im Mittelpunkt stehen Kim und ihre Freunde Nico, Benni und Lena. Sie alle haben die Schule gerade hinter sich gebracht und wissen nun nicht so recht, welche Richtung sie mit ihrem Leben einschlagen wollen. Eine Ausbildungsstelle hat niemand der vier Freunde, und so hängen sie meist im Dönerladen ihres Vertrauens herum.

Neben der Perspektivlosigkeit sitzt jedem einzelnen ein mehr oder weniger kaputtes Zuhause im Nacken. Während Kim sich mit dem neuen Freund ihrer Mutter nicht abfinden kann, lebt Nico in einer großen aber unpersönlichen Familie. Benni hingegen hat unter seinem reichen, aber brutalen Vater zu leiden, und Lena muss ständig auf ihren kranken kleinen Bruder aufpassen.

Es kommt, wie es unter solchen Umständen nun mal kommen muss: Es entwickelt sich eine verrückte Idee, die schließlich völlig entgleist. Durch den Verlust ihres Vaters, hat sich Kim emotional sehr abgekapselt. Um endlich wieder etwas zu fühlen, denkt sie sich ein ganz besonderes Spiel aus: Das Sammeln von Emotionen auf Video. Jeder der vier wählt eine Person, der ein Gefühl abgerungen werden soll – und welche Gefühle sind heftiger als Angst und Entsetzen!? Besonders eine Person findet perversen Gefallen an diesem Spiel, und so wird die Grenze zwischen einem gemeinen aber im Prinzip harmlosen Spaß und einer schwerwiegenden Straftat schon bald überschritten.

Ich habe die Geschichte an sich gern gelesen und habe das Buch auch immer wieder zur Hand genommen, weil ich erfahren wollte, wie es weitergeht. Allerdings waren mir die vier Freunde wahnsinnig unsympathisch – von Seite zu Seite mehr; die Sorte Teenies, die auf der Straße herumlungert und fremde Leute belästigt …

Ich finde, „Emotion Caching“ eignet sich am besten für Jugendliche. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich diese am ehesten mit den Protagonisten identifizieren, aber durchaus lernen können, Dinge, die auf den ersten Blick wie Spaß aussehen, zu hinterfragen.

Fazit:

Zwar spannend, aber leider mit wahnsinnig unsympathischen Hauptpersonen besetzt.

Bewertung vom 28.08.2015
Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod
Mosmann, Daniel

Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod


sehr gut

Rezension:

Nach Daniel Mosmanns erster Anthologie „Von Kastanien und Knochen“, die mir damals richtig gut gefiel, erschien nun endlich sein neues Werk „Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod“. Zugegeben: Das Buchcover kann mit dem Vorgänger nicht mithalten – doch die Geschichten erfreulicherweise schon.

In 10 Kurzgeschichten – teils nur 2-3 Seiten, teils aber auch mal bis zu rund 60 Seiten inkl. Prolog und Epilog – lebt Daniel Mosmann erneut das ganze Spektrum seines schriftstellerischen Könnens aus. Dadurch sind die Texte ganz unterschiedlich – es gibt zwei Gedichte in Versform, eine Kurzgeschichte, die schon fast wie ein kleines Buch wirkt, aber auch Geschichten, in denen der Autor gekonnt mit Worten spielt, sich komplizierter ausdrückt oder auch mal ganz einfach.

Jedoch egal welchen Text man liest, eins haben sie alle gemeinsam: Man kann nicht aufhören zu lesen. Egal wie gewählt die Sprache ist – man fliegt regelrecht durch die Geschichte. Und auch diese unterscheiden sich voneinander. Wie schon im Vorgängerbuch, deckt Daniel Mosmann verschiedene ‚Gruselthemen‘ ab. So wird von Toten berichtet, die von ihrem Ableben noch nichts wissen, von einer vernichtenden Plage, deren Verursacher auf den ersten Blick ein ganz anderer ist, aber auch vom ’schlimmsten Ungeheuer‘ – dem Menschen selbst. Sogar eine Geschichte, die einen schmunzelnd zurücklässt, ist dabei.

So lässt sich auf jeden Fall sagen – wer sich gerne wohlig gruselt, kann „Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod“ ruhig zur Hand nehmen. Ich bin mir sicher, dass jeder Leser mindestens eine Geschichte findet, die ihm einen wohligen Schauer über den Rücken jagt – aber keine Sorge, die Geschichten sind immer noch recht zahm und den Schlaf rauben sie höchstens, weil man weiterlesen möchte.

Fazit:

Perfekt geeignet für eine stürmische Regennacht, die nur noch ein wohlig gruselige Lektüre abrunden kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.08.2015
Der Name des Windes / Die Königsmörder-Chronik. Erster Tag
Rothfuss, Patrick

Der Name des Windes / Die Königsmörder-Chronik. Erster Tag


sehr gut

Rezension:

Von Patrick Rothfuss hatte ich zwar schon gehört, jedoch noch nie etwas gelesen. Nicht zuletzt, weil ich das Cover so toll fand, wollte ich dies mit „Der Name des Windes“, dem Auftakt der Königsmörder-Chronik, genauer gesagt Tag 1, ändern.

Ich muss zugeben: Bevor mich das Buch völlig in seinen Bann ziehen konnte, mussten erst einmal 150 Seiten vergehen. Die Einleitung war für mich fast schon trocken und ermüdend … Doch im Nachhinein bin ich froh, drangeblieben zu sein – denn am Schluss hatte ich mich so mit den Charakteren angefreundet, dass ich am liebsten direkt Band 2 gelesen hätte.

Das Einstiegsproblem bestand für mich darin, dass ich bei ‚Highfantasy-Welten‘ manchmal keinen Anschluss in die fiktive Welt finde. Zum Beispiel nervte mich zu Anfang die ausschweifende Erläuterung der ‚dreistimmigen Stille‘, und die verschiedenen Handlungsstränge musste ich auch erstmal unter einen Hut bringen.

Ohne zu spoilern kann ich aber erzählen, dass die Geschichte erst so richtig startet, nachdem ein reisender Chronist die Gaststätte des sagenumwobenen und magisch begabten Kvothe betritt, ihn erkennt und überredet, sein Leben niederschreiben zu dürfen, was Kvothe, der sich vor seinen Gästen nur als ein normalsterblicher grimmiger Wirt ausgibt, anfangs absolut nicht gefällt.

Und so taucht der Leser in Kvothes Leben ein, der mit seinen Eltern und deren Truppe fahrender Spielleute durchs Land zog – zumindest den ersten Teil seiner Kindheit. Denn eines Tages findet er die Truppe tot im Lager auf – ein Werk der sogenannten Chandrian, stille und schleichende Mörder, die irgendetwas hüten, in der Bevölkerung jedoch als Mythos gelten.

So kommt es, dass sich Kvothe fortan als Waisenkind durchschlägt – wenn auch als eines von ungeheuerlicher Intelligenz – das es schließlich schafft, an der Universität angenommen zu werden, um die arkanen Künste zu erlernen. Sein Ziel: Alles über die Chandrian zu erfahren. Was er an der Uni alles erlebt, nimmt den Großteil der Story ein – nur soviel sei gesagt: Spannung, Abwechslung und Mitfiebern kommen nicht zu kurz.

Für einen Einstieg ins Genre eigenet sich „Der Name des Windes“ wahrscheinlich eher nicht, da man sehr schnell den Überblick verlieren und dann die Lust am Lesen verlieren kann. Allerdings kann ich dieses Buch jedem Fantasy-Liebhaber nur ans Herz legen und raten, über den langatmigen Anfang hinwegzusehen, denn es lohnt sich.

Fazit:

Highfantasy vom Feinsten – wer Tolkiens „Herr der Ringe“ mag, sollte es unbedingt auch mal mit der Königsmörder-Chronik versuchen.

Bewertung vom 22.04.2015
Magischer Hausputz
Claire

Magischer Hausputz


sehr gut

Rezension:

Unser Wohnraum ist für die meisten von uns der Ort, an dem wir uns neben dem beruflichen Umfeld am meisten aufhalten – kein Wunder also, dass hier auch der meiste Frust abgelassen und oft Streitigkeiten ausgetragen werden. Ich denke jeder kennt das Gefühl, wenn zu Hause irgendwie ‘dicke Luft’ herrscht. In “Magischer Hausputz” zeigt Claire unter anderem Wege auf, dieser ‘dicken Luft’ den Weg nach draußen zu zeigen.

Claires Bücher sind ja immer recht ähnlich aufgebaut – so findet der Leser nach dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis ein sympathisches Vorwort, welches so schlüssig und einfach auf das Buchthema vorbereitet, dass man am liebsten sofort loslegen möchte. Genau so gestaltet sich auch der restliche Text im Buch. Die Autorin erklärt auf einfache Art und Weise, sodass eigentlich jeder verstehen dürfte, was gemeint ist. Zusätzlich sorgt sie mit dem Teilen ihrer eigenen Erfahrungen und humorvollen Anmerkungen dafür, dass man gerne weiterliest.

Thematisch dürfte eigentlich jeder etwas für sich finden, denn um seine Wohnung energetisch ein wenig aufzufrischen braucht man nicht viel und auch keinen großen Aufwand (es sei denn man möchte dies – dann kann man sich auch am ein oder anderen Ritual versuchen).

Aufgeteilt ist das Buch in 3 große Kapitel – “Harmonisieren” (z. B. mit der Kraft der Elemente), “Reinigen” (von einfachen Dingen wie der Kraft der Vorstellung, über das Ausräuchern der Räume, bis hin zu Tipps in besonderen Situationen) und “Die Wohnung schützen und energetisch aufladen” (über gute Geister, Glücksbringer, Pflanzen und alles andere, das einer Wohnung Seele verleiht – mein persönliches Lieblingskapitel) – kurz gesagt: für jede Lebenslage etwas. Im Anhang findet sich zusätzlich ein kleiner Brauchtumskalender, der die Hintergründe und die Bräuche zu verschiedenen Jahrespfeilern (z. B. Silvester, Palmsonntag, Gründonnerstag, usw.) erläutert.

Abrundend lässt sich sagen, dass dieses Buch nicht nur für ‘Hardcorehexen’ und ‘Oberesoteriker’ geeignet ist, sondern auch (und sogar vor allem) für ganz normale Leute, die sich gerne auf ein bisschen ‘Magie’ in ihr Leben lassen – und kleine Rituale und Traditionen hat doch irgendwie sowieso jeder ;).

Fazit:

Wie man seine Wohnung ganz leicht zu einem wohlfühligeren Ort macht – verpackt in einen Text, den man gerne liest.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2015
Winterwassertief
Lindner, Lilly

Winterwassertief


ausgezeichnet

Rezension:

Lilly Lindners Bücher berühren jedes Mal aufs Neue tief mein Herz. Ihre Worte sind schmerzhaft treffend, und erscheinen vielen Lesern, die Lillys Probleme als ihre eigenen kennen, als hätte die Autorin die Gedanken aus deren Köpfen genommen, und sie in ein wunderbares Wortgewand gekleidet. “Winterwassertief” ist Lillys zweiter Teil ihrer Biografie, und steht dem Ersten in nichts nach.

Nachdem Lilly im erste Teil, “Splitterfasernackt”, ihr Leben vor der Veröffentlichung ihrer Bücher aufarbeitet, zeigt “Winterwassertief”, wie es danach weiterging. Zwar ist Lilly der Prostitution entkommen, doch ist noch lange nicht ‘alles gut’. Ana, die Magersucht, hält sie nach wie vor in ihren Klauen und auch Lillys Seele weist, wie auch ihre Haut, noch immer tiefe Schnittwunden auf.

Für mich fühlte es sich beim Lesen des Buches an, als würde ich Neuigkeiten einer Freundin in der Ferne lesen. Man lernt Lillys umstrukturiertes soziales Umfeld kennen – Chase, ihre beste Freundin Lady, die mit ihrer Tochter mittlerweile in einem anderen Land lebt, ihren Literaturagenten, der eine große Rolle einnimmt, und auch ihre Eltern, wobei die Mutter bei mir einen äußerst unangenehmen Eindruck hinterließ.

In meinem Kopf und meinem Herzen ist es eindeutig, dass “Winterwassertief” auf den Stapel meiner Lieblingsbücher wandert – doch zu erklären, warum genau das nun so ist, fällt mir schwer, da sicher nicht jeder die gleichen Empfindungen beim Lesen von Lillys Büchern hat. Ich verliere mich so wahnsinnig gerne in ihren unglaublichen Satzkonstrukten. Für mich sind ihre Texte wie ein ‘Alice-Wunderland’ in Buchstabenform, in das ich mich begeben kann, und das Gefühlsausbrüche in mir hervorruft … Außerdem fühle ich mit ihr und erkenne mich an manchen Stellen wieder.

Kurz gesagt – wer mit Lilly Lindners Büchern bisher etwas anfangen konnte, vor allem mit “Splitterfasernackt”, wird sich auch auf jeden Fall in “Winterwassertief” verlieren können. Die Triggerwarnung möchte ich allerdings auch bei diesem Werk nicht vergessen – wer Anfällig auf Themen wie Magersucht und Selbstverletzungen reagiert, sollte diese Lektüre mit Bedacht konsumieren.

Fazit:

Winterwassertiefe Worte, die am Grund das Herz berühren.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.