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Benutzername: 
JDaizy
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2018
Agenten außer Rand und Band / Ben & Lasse Bd.3
Voß, Harry

Agenten außer Rand und Band / Ben & Lasse Bd.3


ausgezeichnet

"Agenten außer Rand und Band" ist bereits der dritte Fall für die selbsternannten Agenten und Brüder Benjamin und Lasse Baumann. Dieses Mal müssen sie den Dieb eines teuren Gemäldes finden, dass in ihrer Schule ausgestellt und geklaut wurde. Jeder ist verdächtig: die Schüler, die Lehrer, der Hausmeister, der Direktor oder war es gar die auf Stöckelschuhen klappernde Sekretärin? Als dann noch einer ihrer Freunde zu Unrecht verdächtigt wird, wird die Zeit knapp und unüberlegt begeben sich die Kinder in große Gefahr. Warum lassen sich die zwei nicht von der Polizei helfen? Können sie den Dieb im Alleingang schnappen? Oder sind sie dieses Mal einen Schritt zu weit gegangen?

Im Zentrum der Geschichte geht es um den Diebstahl und seine Aufkärung, was zeitweise wirklich spannend und aufregend zu verfolgen ist. Was mir aber sehr gut gefallen hat, ist, dass der Autor sehr wichtige Werte einfließen lässt - ohne es den Lesern aufzudrücken. Es geht um den Zusammenhalt in der Familie und unter Freunden, um Behinderungen und Inklusion und um Ehrlichkeit, Vertrauen und Liebe. Wie weit würde man für Menschen gehen, die man liebt? Würde man sogar riskieren für sie zu sterben? Aber es geht (versteckt) auch um verschiedene Familiendynamiken, um Geschwisterbeziehungen und Vernachlässigung. Da der Autor diese Dinge aber wirklich gut und "unauffällig" verpackt, fallen sie jüngeren Kindern vielleicht gar nicht auf. Mit älteren Kindern kann man sicher nach oder während des Lesens darüber reden.
Für uns war es ganz besonders berührend wie Jonathan mit seiner Schwester umgeht. Der Bruder meine Nichte sitzt nämlich auch im Rollstuhl und sie liebt ihn abgöttisch und verteidigt ihn gegen andere (obwohl er der Ältere ist). Und uns hat auch der Zusammenhalt der Kinder untereinander sehr gut gefallen, die doch alle scheinbar so verschieden sind. Sehr gern mochten wir auch den kleinen Bruder Lasse, der durch seine Unbefangenheit und vielen Fragen die Geschichte noch unterhaltsamer und lustiger macht.
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Denn es gibt bereits einen vierten Band in der "Ben & Lasse" - Reihe: Agenten hinter Schloss und Riegel.

"Agenten außer Rand und Band" wurde als Hardcover 2017 (bereits in der zweiten Auflage) im SCM Verlag veröffentlicht. Das Cover zeigt die Brüder und eine dritte Person, wie sie bei Nacht über eine Mauer klettern. Hinter dem Tor warten zwei bellende Hunde. Das sieht alles nicht wirklich ungefährlich aus. Und das ist es auch nicht. Aber das Motiv passt perfekt zum Buch. Genau wie der Titel, der sich im Gespräch auf Seite 106 (auf-)klärt.
Das Buch ist handlich, passt also problemlos in jede Tasche. Das Cover ist stabil, die Klebung auch. Das Buch kann einiges aushalten.
Vom Verlag wird das Buch für Leser ab 8 Jahre empfohlen. Das finde ich passend. Ich würde jedoch die Altersspanne nicht so arg einschränken, wie es der Verlag vorgibt: auf 8 - 10 Jahre. Denn auch mir hat das (Vor-)Lesen viel Freude bereitet. Genau wie meiner neunjährigen Nichte. Aber auch mein siebenjähriger Neffe hatte viel Freude an der Geschichte. Defintiv ist es - auch durch seine angenehme Schriftgröße und die kurzen Sätze - gut für Erstleser geeignet. Aber auch lesefreudige ältere Kinder werden viel Freude an dieser Buchreihe haben. Was ich graphisch auch sehr schön finde, sind die Kapitelanfänge. Sie haben keine Titel, dafür Zahlen die in einer Lupe plaziert sind. Wie passend für kleine Spürnasen.
Das Einzige, dass ich anmerken möchte, ist, dass das Buch mit seinen 173 Seiten und einer Kapitellänge von 5-9 Seiten manchmal doch etwas lang ist für Erstleser. Es hat auch keine Abbildungen zum Auflockern und ist damit eher etwas für kleine Leseratten oder zum Vorlesen.


Fazit:
Eine spannende Agentengeschichte mit viel Humor - für Mädchen und Jungen. Kindgerecht und leicht verständlich. Zum Vorlesen und für Erstleser.

Bewertung vom 22.06.2018
Schlafen ist ein Geschenk des Himmels
Bergren, Lisa T.

Schlafen ist ein Geschenk des Himmels


sehr gut

Der kleine Eisbär baut gerade mit seinen Freunden ein Iglu als ihn seine Mama zum Schlafengehen ruft. Der ist natürlich wenig begeistert und schlurft mit hängendem Kopf nach drinnen. Spielen macht so viel mehr Spaß als Schlafen, findet er. Natürlich versucht er mit allen Mitteln das Zubettgehen hinauszuzögern. Welche Mutter oder welcher Vater kennt das nicht von den lieben Kleinen. Aber Mama Bär erklärt mit ganz viel Liebe, warum es wichtig ist zu Schlafen, und was passieren kann, wenn man nicht (gut) schläft. Außerdem erfährt man warum Schlafen ein Geschenk des Himmels ist.

Das vom Verlag empfohlene (Lese-)Alter ist mit 4-6 Jahren angegeben. Und diese knappe Altersspanne finde ich gut. Unsere dreijährige Lucie konnte mit dem Buch noch nicht so viel anfangen. Ihr gefielen die Bilder, aber es war eindeutig zu viel Text. Wahrscheinlich können Kinder in ihrem Alter die Botschaft der Geschichte auch noch nicht wirklich verstehen. Und für ältere Kinder sind die Illustrationen vielleicht etwas zu "kindlich". Das kommt aber sicher auch immer auf das jeweilige Kind an.
Was ich auch gern erwähnen möchte, ist, dass das Kinderbuch einen deutlichen Bezug zu christlichen Werten hat. (Was man beim Francke Verlag eigentlich weiß. Aber da Kinderbücher oft von Außenstehenden gekauft und verschenkt werden und nicht jeder sich in der Verlagswelt auskennt, finde ich es wichtig, es kurz zu erwähnen.) Mir gefällt das sehr, die Familie meines Bruders ist aber nicht christlich geprägt und so konnten meine Nichten zum Teil wenig mit dem Bezug zu Gott und dem Beten anfangen. Das unterbricht dann immer wieder den Lesefluss beim Vorlesen und die Große hat leider schnell das Interesse am Buch verloren.
Was ich auch sehr schade finde, ist, dass der kleine Eisbär keinen Namen hat. Wir haben dann gemeinsam geschaut, ob wir einen passenden Namen für ihn finden können. Das hat allen viel Freude bereitet.

Das Buch wurde im Januar 2017 ins Deutsche übersetzt und ist ein weiteres Buch aus der "Geschenke des Himmels" - Reihe der Autorin Lisa Tawn Bergren. Es erschien als quadratisches Hardcover (22 x 22 cm) im Francke Verlag und ist hochwertig verarbeitet. Es hat sehr schöne Illustrationen von Laura J. Bryant. Schade finde ich nur, dass nicht alle Seiten ganzseitig farbig illustriert sind. Obwohl auch die kleinen Abbildungen liebevoll gezeichnet sind, empfinde ich es als einen kleinen "Bruch" - gerade im Vergleich zu anderen Kinderbüchern für diese Altersklasse. Bei zum Beispiel Erstlesebüchern wäre das wieder etwas ganz anderes.

Fazit:
Dieses Buch eignet sich besonders als Geschenk für (christliche) Familien oder für Kindereinrichtungen. Denn das Thema "Nicht schlafen wollen" kennen alle Eltern und Erzieher nur zu gut. Trotzdem wird dieses Buch für mich etwas zu sehr "gehyped". Es ist schön, keine Frage. Auch mir hat es gut gefallen. Aber in der großen Anzahl der Kinderbuchwelt gibt es für mich noch Schönere.

Bewertung vom 22.06.2018
Wer hat diesen wunderschönen Morgen gemacht?
Godfrey, Jan;Ayres, Honor

Wer hat diesen wunderschönen Morgen gemacht?


ausgezeichnet

Mit Schwung begrüßt das kleine braune Vögelchen den neuen Morgen, den allerschönsten Morgen den es bisher erlebt hat. Und es stellt sich die Frage, wer diesen wunderschönen Morgen gemacht hat. Weil seine Vogelfreunde keine Antwort wissen, macht es sich auf die Suche und fragt die Blumen und die anderen Tiere auf der Wiese und im Wald. Aber keiner kann oder will ihm helfen. Bis ihm der Wind einen Tipp gibt. Doch damit ist seine Suche nicht zu Ende und das kleine braune Vögelchen fliegt länger, weiter und höher als es jemals geflogen war. Es gibt auf seinem Weg auch schwierige Momente, denn Angst, Hunger und die Dunkelheit begleiten ab und an seine Suche. Doch er gibt nicht auf und findet Antworten und den Weg zurück nach Hause.

Die Geschichte trägt und vermittelt christliche Werte und erzählt einfach und kindgerecht, dass Gott immer bei uns ist. Der Schreibstil ist leicht verständlich, so dass sogar dreijährige Kinder es ohne Probleme verstehen können. Der Verlag empfiehlt in der Altersangabe ein Lesealter von 36 Monaten bis 6 Jahre, das ich so auch bestätigen würde.

"Wer hat diesen wunderschönen Morgen gemacht" wurde im Februar 2018 im Francke Verlag veröffentlicht. Das Buch ist quadratisch (21,5 x 21,5 cm) und hat ein festes, stabiles Hardcover. Auch die 30 Innenseiten sind stabil und griffig. Es ist gut verarbeitet, so dass es kleinen Kinderhänden - wie man es von einem Kinderbuch erwartet - standhält.
Auf dem Cover ist der Hauptakteur des Buches abgebildet, wie er gerade über die Stadt fliegt. Er sieht andere Tiere und Eltern mit ihren Kindern. Und er "lächelt" und hat die Flügel weit ausgebreitet - so als möchte er alle begrüßen und etwas Wichtiges erzählen.

Es sind nicht zuletzt die wunderschönen, detailverliebten Illustrationen von Honor Ayres, die dieses Kinderbuch zu einem wahren kleinen Schatz machen. Unsere Kleine (3 Jahre) war ganz begeistert und hat immer wieder neue spannende Dinge auf den Bildern entdeckt. Kleine Hummeln und eine winzige Raupe, Marienkäfer, Schmetterlinge und nicht zu vergessen, der Traktor mit Anhänger auf dem Feld.
Die Abbildungen sind ganzseitig und wechseln mit der Stimmung des kleinen braunen Vogels ihre Farbintensität. Das hat mir sehr gut gefallen. Ist er freudig, sind die Farben hell und bunt; hat er Angst und ist besorgt, werden sie etwas gedeckter und dunkler. Das macht es den Kindern einfacher die Stimmungslage nachzuverfolgen und zu verstehen.

Fazit:
Ein wunderschönes Kinderbuch mit farbenfrohen, detailverliebten Illustrationen und einer Geschichte, die den Kindern (und hoffentlich auch den Vorlesern) Gott näher bringt und zeigt, dass wir nie allein unterwegs sind. Meine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.06.2018
Das kleine Entchen Benjamin

Das kleine Entchen Benjamin


sehr gut

Benjamin hat Angst vor dem Wasser. Zu dumm, dass er ein kleines Entchen ist und bisher seinen Geschwistern beim Schwimmen im Teich zusehen muss. In der Geschichte erfahren wir, warum Benjamin Angst hat und ob er seine Angst überwinden kann.
Es geht um Mut, um Freundschaft und Unterstützung, denn Benjamin hat Freunde, wie den Frosch oder die Eule, die ihm auf seinem Weg helfen. Schön ist, dass seine Angst vor dem Wasser nicht hochgespielt wird. Die Autorin zeigt, dass wir alle vor etwas Angst haben (können). Damit sind wir also nicht allein. Man darf auch darüber sprechen und es gibt immer einen Weg diese Angst zu überwinden. Dieses Thema ist auch für kleine Kinder schon verständlich, im Buch gut aufgearbeitet und in eine nette Geschichte verpackt.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass das Buch ein schönes Format hat und wirklich stabil verarbeitet ist. Das Hardcover hält einiges aus und auch die Innenseiten sind sehr griffig und fest. Genau das Richtige für kleine Patschehände und zum gemeinsamen (Vor-)Lesen.
Es gibt auf jeder Seite großflächige - auch hinter dem Text hinterlegte - farbige Illustrationen. Die Farben sind unaufdringlich und sanft, fast pastellartig und die Bilder nicht überladen. Gerade für kleine Kinder finde ich das wichtig.
Unserer dreijährigen Nichte haben drei Dinge ganz besonders gut gefallen: Das Benjamin rückwärts schwimmen kann, als er mutig in die Pfütze springt und die letzte Seite als die kleinen Entchen mit ihrer Mama-Ente kuscheln.

Ich persönlich würde das Buch für Kinder ab 3 Jahre empfehlen bzw. für Vorschulkinder. Denn gerade ältere Kinder hinterfragen schon. Unsere ältere Nichte ist im Grundschulalter und hat das Buch mit angeschaut. Sie fand es lustig und hat sogar stellenweise ihrer kleinen Schwester vorgelesen. Aber sie hinterfragen in diesem Alter natürlich schon viel mehr und so hat das Buch bei ihr für einige Fragen gesorgt: zum Beispiel war Benjamins Mutter für sie keine Ente, sondern eine Gans - und Benjamin damit ein Gänseküken. Damit hat sie auch Recht und es war gar nicht so einfach aus dieser Zwickmühle wieder herauszukommen. Aber auch ihr haben die Abbildungen gut gefallen und sie hat sogar begonnen einige Figuren nachzumalen.

Fazit:
Ein wirklich schönes Kinderbuch für Kinder ab 3 Jahre, mit wunderschönen, farbigen, ganzseitigen Illustrationen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das kleine Entchen Benjamin mit seiner Angst vor dem Wasser und wie man diese überwindet. Eine Geschichte über Mut, Freundschaft und Unterstützung.

Bewertung vom 03.04.2018
Die bunten Farben deines Lebens
Macomber, Debbie

Die bunten Farben deines Lebens


ausgezeichnet

In 12 Kapitel auf 287 Seiten beschreibt die Autorin, wie wir unsere Bestimmung im Leben finden und unsere Träume verwirklichen können. Von Anfang an macht sie kein Geheimnis daraus, dass sie überzeugte Christin ist. Sie schreibt offen, sehr persönlich und authentisch darüber, wie sie (mit Gottes Hilfe) ihre Lebensaufgabe gefunden hat und berichtet dabei auch über ihre Schwächen, Zweifel und schweren Zeiten. Dieses Sachbuch (das erste seiner Art von Debbie Macomber, die bisher "nur" Romane veröffentlicht hat) wird durch zahlreiche andere Beispiele aus der Praxis ergänzt, ist dadurch lebendig und lässt sich kurzweilig und flüssig lesen. Ganz anders als man es von anderen Sachbüchern gewohnt ist, die oft trocken und theorielastig eher belehren als an die Hand zu nehmen und Mut zu machen.

Dabei gibt es zahlreiche Praxisbeispiele von ihr und von anderen Menschen, die von Erfolgen und Durchbrüchen, aber auch von Herausforderungen und Rückschlägen berichten. Sehr berührt hat mich die Geschichte um ihren Cousin David und um Michael, der vom Fernmeldeturm fiel und die Erkenntnis, dass es im Leben keine Garantien gibt und man es deshalb nicht aufschieben sollte. Oder das Gleichnis mit den Samen, die wir säen und den daraus wachsenden Pflänzchen, die wir pflegen. Nicht alle Samen gehen auf. Und manchmal wissen wir im Vorfeld gar nicht, was aus einem kleinen Samenkorn entstehen wird.
Die Autorin spricht außerdem über die Eigenschaften erfolgreicher Frauen, über ihre persönliche Formel für Erfolg, Zeitspartipps und über Qualitätszeit und Beziehungen. Dabei gibt sie auch Anregungen für die Praxis, zum Beispiel in Form von Übungen, Tagebüchern und Arbeitsblättern. Hier sind mir besonders ihre Ausführungen zum Thema "Dankbarkeit" in Erinnerung geblieben, die ich gern in die Tat umsetzen möchte.
Es gibt noch so viele inspirierende, bewegende und nachhaltige Textpassagen in "den bunten Farben deines Lebens", die es mir unmöglich machen, sie alle aufzuzählen ohne zu viel zu verraten oder mich zu verlieren. Aber am besten lesen sie dieses wunderbare Buch selbst. Glauben sie mir, sie werden es ganz sicher nicht bereuen.

Das Taschenbuch erschien in seiner deutschen Erstauflage 2018 im Verlag GerthMedien. Es ist hochwertig verarbeitet, hat eine angenehme Schriftgröße und besticht vor allem durch sein wunderschönes Cover. Die zarten Pastellfarben und die Abbildung der entgegengestreckten Hände mit den Wollknäueln vermittelt für mich sofort eine warme Stimmung. Es ist einladend und ich fühle mich irgendwie an die Hand genommen und geborgen. Dabei ist es nicht einfach nur ein "schönes Motiv", sondern passt auch inhaltlich wunderbar zum Inhalt des Buches. Während ich die amerikanische Originalausgabe, die 2007 im Verlag Faith Words unter dem Titel "Knit together: discover God`s patterns for your life" allein wegen ihres Covers nicht in die Hand genommen hätte, ist das hier definitiv anders.
Auch die liebevollen graphischen Details an den Kapitelanfängen sind zauberhaft. Dort wird wieder der Faden auf dem alten Holztisch aufgegriffen, ein loses Ende oder ein Anfang? Für mich ist es eher ein Anfang, nicht nur weil mit ihm immer wieder ein neuer Leseabschnitt beginnt.

Fazit: Ein wunderschönes, berührendes (Sach-)Buch über die Suche nach dem Sinn im Leben und über die Suche nach unserer Bestimmung. Offen, authentisch und sehr persönlich - mit wunderbaren Verknüpfungen zum Stricken, Zeilen und Geschichten die inspirieren, den Leser an die Hand nehmen und vor allem Mut machen, seinen Träumen auf der Spur zu bleiben. Meine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 31.03.2018
Die Kunst des reifen Handelns
Härry, Thomas

Die Kunst des reifen Handelns


sehr gut

"Bevor es losgeht, will ich noch einmal betonen: Reifes Handeln bedeutet nicht, alles in den Griff zu bekommen. Keine Fehler mehr zu machen. Keine Schwächen zu haben, keine Einseitigkeiten und keinem Fehlurteil zu unterliegen. /.../ Es geht um einen Weg des Lernens."

Und um diesen Weg des Lernens, diesen Prozess geht es in Thomas Härrys Buch "Die Kunst des reifen Handelns".
Der Autor möchte dazu im Buch Denkanstöße geben und Perspektiven aufzeigen, wie reifes Handeln gelingen kann. Er beschäftigt sich dabei vor allem ausführlich mit dem Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und reifem Handeln. Was formt eine Persönlichkeit und was lässt sie reifen, auf welche Lebensbereiche wirkt sich reifes oder unreifes Handeln aus - vor allem im Kontext ihrer Aufgaben und Beziehungen. Für mich war auch seine Frage nach wünschenswerten Charaktereigenschaften einer Persönlichkeit sehr interessant. Denn das empfindet sicher jeder etwas anders. Besonders inspirierend und nachhaltig finde ich seine Graphik über unser Verhalten in der reifen und unreifen Zone. Sie hängt jetzt als Erinnerung an meiner Pinwand, denn auch ich bin nicht immer in Balance und habe beim Lesen das ein oder andere unreife Verhaltensmuster an mir (wieder-)erkannt.
Das Sachbuch "Die Kunst des reifen Handelns" ist ein christliches Sachbuch. Dem Leser sollte also bewusst sein, dass der Autor seine Überlegungen in den christlichen Glauben einbettet und aufzeigt welche Rolle er bei der Entwicklung unserer Persönlichkeit spielt. Wichtige Textpassagen werden immer wieder mit biblischen Texten belegt. Es geht also um Lebens- UND Glaubensreife.

Das Buch ist keine leichte Kost und nichts für "zwischendurch". Immer wieder habe ich Pausen eingelegt, um das Gelesene sacken zu lassen und mich mit anderen dazu auszutauschen. Besonders in der Mitte des Buches war es mir phasenweise etwas sehr theorielastig. Dieses Empfinden ist aber ganz individuell und subjektiv, denn der Autor bringt auch sehr viele Praxisbeispiele, die auflockernd wirken. Was mir zum Beispiel positiv im Gedächtnis geblieben ist, ist das Beispiel mit den Tomaten. Hier bringt Thomas Härry einen bildhaften Vergleich dafür, dass der Nährboden entscheidend ist, wenn Gutes wachsen soll. Und DAS gilt nicht nur für wachsende Tomaten, sondern auch für unser Leben. Sehr positiv finde ich auch, dass der Autor dieses Reifethema sehr offen kommuniziert. Er sagt nicht "so und so müsst ihr das machen". Viel mehr gibt er Empfehlungen als Angebote und Denkanstöße, die Ansporn und Anregung sein sollen sich eigene Wege zu erschließen. Alles natürlich mit dem Ziel zu reifen.

Das Buch wurde 2018 als Hardcover mit Schutzumschlag im SCM-Verlag veröffentlicht. Es ist hochwertig verarbeitet, hat eine sehr angenehme Schriftgröße und Kapiteleinteilung und ein Lesebändchen - was ich bei einem Sachbuch sehr schätze. Das Cover hat eine auffallende, aber nicht aufdringliche Farbe und ich mag die Abbildung des Steuerrads, weil es suggeriert, dass man sein Leben selbst in der Hand hat und die Richtung selbst bstimmen kann. Womit ich mich erst noch anfreunden muss, sind die unterschiedlichen Schriftarten im (großformatigen) Titel.
Der Schreibstil des Autors ist eingängig und durch die vielen Praxisbeispiele flüssig zu lesen. Einzig im Mittelteil war es mir etwas zu trocken und theorielastig. Was mir aber sehr gut gefallen hat, waren die vertiefenden Fragen an jedem Kapitelende. Das finde ich sehr inspirieren, weil man schauen kann, ob man das Gelesene verstanden hat bzw. wie man es für sich persönlich anwenden kann.

Fazit:
Reifung ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess. Die Frage ist also nicht, wo wir stehen, sondern ob wir überhaupt noch unterwegs sind. "Nicht dass wir morgen schon am Ziel sind, ist entscheidend, sondern dass wir auf dem Weg bleiben und Richtung halten." Meine Leseempfehlung.