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Benutzername: 
kdneumann
Wohnort: 
Grolsheim

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2022
Schmerz und kein Trost
Haller, Elias

Schmerz und kein Trost


ausgezeichnet

Kommissar Monster und sein Freund Mister Fiesling

Der Chemnitzer Kriminalhauptkommissar Erik Donner ist kein vom Glück verfolgter Mensch. Seine Frau und die kleine Tochter hat er verloren, und nun scheint seine Schwester Marit in den Fängen eines unfassbar brutalen Mörders zu sein. Zur gleichen Zeit wird der 9jährige Sohn seiner Psychoanalytikerin entführt, und alles deutet darauf hin, dass den beiden ein entsetzliches Schicksal droht. Doch damit nicht genug: Der Täter will einzig und allein Rache an Erik Donner nehmen. Ein grauenhaftes Machtspiel beginnt. Wer wird am Ende siegen?

Um es vorweg zu sagen: Dieser Thriller ist von der Thematik her ausgesprochen scheußlich und definitiv nichts für zarte Gemüter. Aber der Autor versteht es, Spannung aufzubauen. Am Ende jedes der angenehm kurzen Kapitel lauert ein Cliffhanger, der es dem Leser verdammt schwer macht, das Buch zur Seite zu legen, um zu verschnaufen. Manche Wendungen und Szenen sind für meinen Geschmack ein wenig weit hergeholt und in der Praxis eher schwer vorstellbar, aber dies ist nun mal ein Thriller, und ein hochkarätiger dazu. War mir die Figur Erik Donner, den seine Kollegen wegen seiner fast übermenschlichen Durchstehkraft Kommissar Monster nennen, zu Beginn reichlich unsympathisch, so habe ich von Kapitel zu Kapitel mehr um ihn gebangt. Mit trockenem Humor und Selbstironie kämpft er gegen einen Gegner, der ihn ohne Unterlass im Visier hat. Aber es gibt auch humorvolle Szenen: Zum Beispiel Donners Zwiegespräche mit einem Knautschball, den er Mister Fiesling nennt, und der ihn überallhin begleitet.
Trotz einiger wirklich grauenhafter und schwer zu ertragender Szenen würde ich diesen Thriller empfehlen, denn er ist ausnehmend gut geschrieben. Man sollte ihn vielleicht nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen lesen.

Bewertung vom 14.08.2022
Falsche Zeugen / Strafverteidiger Pirlo Bd.2
Bott, Ingo

Falsche Zeugen / Strafverteidiger Pirlo Bd.2


ausgezeichnet

Brillanter Justizkrimi

Es ist keine leichte Aufgabe für Toni Pirlo und seine Kollegin Sophie, den Thronfolger einer bedeutenden albanischen Clanfamilie in einer Mordanklage zu verteidigen. Zumal der junge Mann mit der Waffe in der Hand über das Opfer gebeugt erwischt wurde. Und der Tote? Ist kein Geringerer als einer der Mächtigen der Düsseldorfer Nazi-Rocker-Szene. Bislang haben beide kriminelle Organisationen mehr oder minder friedlich nebeneinander koexistiert. Und nun bricht offen Krieg aus. Und Pirlo und Sophie haben nicht den geringsten Anhaltspunkt, wer der wirkliche Mörder ist und was hinter der ganzen Sache steckt.

Mit dem zuweilen chaotisch agierenden Pirlo und der charmant-smarten Sophie sind dem Autor zwei geniale Charaktere gelungen. Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass Ingo Bott in Pirlo ein Selbstporträt gezeichnet hat. Zunächst beginnen die Ermittlungen der Verteidigung eher schleppend. Der Leser wird ausführlich informiert über die persönlichen Befindlichkeiten Pirlos, seine unrühmliche Vergangenheit und Sophies lähmenden familiären Hintergrund. Die Versuche der beiden, undercover an Informationen zu kommen, kann man nur als dilettantisch bezeichnen, beide scheitern damit krachend. Dann plätschert die Handlung lange Zeit ereignislos dahin. Bis Sophie dank ihrer Intuition die spektakuläre Wendung herbeiführt. Ganz kurz vor Schluss. Aber dann rappelt es in der Kiste. Man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Der Schreibstil von Ingo Bott ist juristisch knapp und präzise, dabei aber gespickt mit einer kräftigen Prise trockenem Humor. Pirlo ist kein Normalo, trotz gelegentlicher Aussetzer hat er brillante Anwandlungen. Aber letztendlich ist Sophie diejenige, die die Rädchen am Laufen hält. Das Zusammenspiel der beiden ist es, was für mich den unwiderstehlichen Reiz dieser Krimi-Reihe ausmacht.

Bewertung vom 14.08.2022
Willkommen in Wisewood
Wrobel, Stephanie

Willkommen in Wisewood


sehr gut

Der Leser wird gekonnt in die Irre geführt

Kit Collins ist seit einem halben Jahr in Wisewood, einem dubiosen Erholungsort auf einer abgelegenen Atlantikinsel nahe dem US-Bundesstaat Maine. Sie will dort ihre Ängste verlieren. Aber dann bricht der Kontakt zu ihr ab. Ihre Schwester Natalie macht sich immer größere Sorgen und lässt sich schließlich entgegen den strengen Bestimmungen, die keine Besucher der Erholungsgäste duldet, zu der Insel fahren. Um herauszufinden, dass ihre schlimmsten Befürchtungen zutreffen.

Was zunächst wie ein mit Sadismus gespickter Psychothriller beginnt, hat bald angefangen, meine Geduld als Leser zu strapazieren: Ständig wechselnde Erzähler, gekoppelt mit fortwährenden Rückblenden, verwirren eher, als dass sie für Dramatik sorgen. Die zweite Hälfte des Buches behandelt in eintöniger Weise immer wieder das gleiche Thema, es fehlt der klassische Spannungsaufbau. Dass eine Autorin erfolgreich eine falsche Fährte für die Leser legt, ist okay, sollte aber nicht dazu führen, dass man ab einem gewissen Punkt das Buch am liebsten zuklappen und wegstellen möchte, weil man sich ständig fragt: Wer ist wer in diesem Durcheinander? Und über allem schwebt eine düstere, beklemmende Atmosphäre, die keinen Raum für Hoffnung lässt. Für keine der Figuren kam bei mir so etwas wie Sympathie auf. Da kann auch der klare und flüssige Schreibstil der Autorin nicht mehr viel retten. Die Auflösung des Rätsels kurz vor Schluss ist zugegeben ein Musterbeispiel dafür, wie man den Leser gekonnt manipulieren kann, aber es bleibt ein unangenehmer Nachgeschmack. Unklar ist mir auch, was mit dem irreführenden Coverbild bezweckt wurde.

Im Gesamtzusammenhang gesehen ist „Willkommen in Wisewood“ zwar erzählerisch gelungen, aber von der Thematik her unerfreulich.

Bewertung vom 08.08.2022
Dunkle Gemäuer / Marbach & Griesbaum Bd.2
Bernard, Julia

Dunkle Gemäuer / Marbach & Griesbaum Bd.2


ausgezeichnet

Voller Selbstironie und Situationskomik

Die patente badische Privatdetektivin Suzanne Griesbaum ermittelt wieder: Gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter, dem sympathischen Antihelden Henry Marbach, will sie das Verschwinden der Kamerafrau Mona Laurent aufklären. Schon bald wird klar, dass in dem alten Siechenhaus, in dem ein Horrorfilm gedreht wird, mysteriöse Dinge geschehen. Und bald besteht kein Zweifel mehr: Mona Laurent wurde ermordet. Mit Hartnäckigkeit und Intuition hängt sich Suzanne an die Fersen einer Reihe von Verdächtigen und gerät dabei selbst ins Fadenkreuz des Täters.

Auch wenn man den ersten Band der Reihe noch nicht kennt, findet man sich mühelos in diesem heiter-verspielt-selbstironischen Regionalkrimi zurecht. Parallel zu dem Mordfall erleben wir Suzanne bei ihren tapsigen Versuchen, den begriffsstutzigen Rocksänger Liam zu erobern, und Henrys schauspielerische Versuche treiben uns mehr als einmal die Lachtränen in die Augen. Der spitzbübische badische Humor blitzt aus allen Ecken und macht diesen Krimi zu einem herrlich entspannenden Erlebnis. Dennoch kommt die Dramatik nicht zu kurz. Und am Ende wird es für Suzanne und Henry richtig gefährlich.

Mein persönliches Fazit: Ein Buch, das man sich gönnen sollte, wenn man ganz miese Stimmung hat und einen Aufheller benötigt. Rezeptfrei und garantiert ohne Nebenwirkungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2022
Tief in den Wäldern
Stevens, Chevy

Tief in den Wäldern


ausgezeichnet

Sensationelle Wendungen

Ein Frauenmörder schlägt seit Jahren auf dem Cold Creek Highway im Nordwestern Kanadas immer wieder zu, und meistens trifft es indigene Frauen. Die 17jährige Hailey ist sich sicher, den Täter zu kennen: ihren gewalttätigen Onkel Vaughn, einem Cop. Aber sie ist machtlos gegen ihn und zudem seit dem Tod ihrer Eltern gezwungen, bei ihm und seiner Familie zu leben. Schließlich flieht sie in die Wälder British Columbias, die sie kennt wie ihre Westentasche. - Ein Jahr später taucht die 21jährige Beth auf, die Schwester des jüngsten Opfers des Highway-Mörders. Und auch sie passt in das Beuteschema des Killers. Aber wer ist der Highway-Mörder wirklich?
Nach einem einfühlsamen Prolog, der das Schlimmste ahnen lässt, wird der Leser unerbittlich in die Handlung gezogen. War es zunächst Hailey, um die man in jeder Zeile Angst hatte, so sehen wir später Beth in ihr Verhängnis stolpern, bis die beiden grundverschiedenen Frauen in einem Finale aufeinandertreffen, das an Dramatik und Action nicht zu überbieten ist. Zu sagen, dass die Auflösung des Falls spektakulär ist, wäre die Untertreibung des Jahres.
Es war mir von der ersten Seite an kaum mehr möglich, den Roman aus der Hand zu legen, ich habe ihn in drei Tagen gelesen. Das Unheil nähert sich auf leisen Sohlen, und mehr als einmal war mein Pulsschlag beschleunigt. Für mich persönlich ist „Tief in den Wäldern“ der Thriller des Jahres.

Bewertung vom 27.05.2022
Am dunklen Wasser / Akte Nordsee Bd.1
Almstädt, Eva

Am dunklen Wasser / Akte Nordsee Bd.1


ausgezeichnet

Überraschende Wendungen

Im Fall eines grausamen Mordes an einer attraktiven jungen Lehrerin wird ihr Freund verdächtigt. Die Anwältin Fentje Jacobsen ist von seiner Unschuld überzeugt, übernimmt aber nur widerstrebend diesen schwierigen Fall. Kurz darauf verschwinden in einem nahegelegenen Internat zwei Schülerinnen – die ermordete Lehrerin war deren Vertrauenslehrerin. Gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen? Fentje nimmt ungern die Hilfe des aalglatt erscheinenden Journalisten Niklas John an, muss sich aber eingestehen, dass sie alleine dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Die beiden ungleichen „Ermittler“ sind aufeinander angewiesen, wenn auch als völlig unterschiedlichen Beweggründen.

Das Buch liest sich cremig-leicht, die Sprache der Autorin ist einfach, aber präzise, und die Spannung steigt kontinuierlich. Immer wieder gibt es überraschende und teils schockierende Wendungen. Die beiden Protagonisten könnten von ihren Charakteren und Lebensstilen her unterschiedlicher nicht sein, und doch hat der eine, was dem anderen fehlt. Trotz des bitterernsten Hintergrundes blitzt immer wieder Humor auf. Besonders gefallen hat mir, dass die Anwältin Fentje aus einer intakten Familie stammt, das einen beim Lesen mit Wärme erfüllt.

Ein in jeder Hinsicht gelungener und zu empfehlender Kriminalroman mit viel Lokalkolorit. Jetzt freue ich mich auf den nächsten Band dieser Reihe!

Bewertung vom 09.05.2022
Perfect World. Nichts scheint, wie es ist
Storesang, Joner

Perfect World. Nichts scheint, wie es ist


ausgezeichnet

Im Sog der Russenmafia

Evas Ehemann Daniel verschwindet spurlos, sein Wagen wird von der Polizei verlassen aufgefunden, und wenig später scheint klar: Er hat eine andere Frau, mit der er ein neues Leben beginnen will. Gleichzeitig jedoch findet Eva heraus, dass er schon seit längerer Zeit eine Zweitwohnung besitzt, und Evas Sohn Marc entgeht knapp einer Entführung, ihre Tochter Johanna wird ebenfalls von einem brutal aussehenden Mann verfolgt. Hilfe bekommt Eva von zwei Unbekannten, einem Mann und der Nachbarin von Daniels geheimem Rückzugsort. Aber kann Eva diesen beiden vertrauen? Und bald wird ihr auf grausame Weise klar, dass Daniel in Wahrheit in die Fänge eines russischen Mafia-Clans geraten ist und auch ihr Leben und das ihrer Kinder in größter Gefahr ist.

Man wird als Leser sofort schonungslos in diese brutale Geschichte hineingeworfen und ahnt von Anfang an, dass weitaus mehr als nur ein banaler Seitensprung hinter dem Verschwinden Daniels steckt. Wir begleiten Eva auf ihrer atemlosen Odyssee quer durch Duisburg und hoffen bei Gott, dass es ihr gelingt, ihre Kinder zu retten. Die gesamte Handlung spielt sich in nur drei Tagen ab, in denen Evas bislang sorgloses Leben komplett aus den Fugen gerät. Ehemann Daniel dagegen bleibt bis zum Schluss eine eher nebulöse Gestalt. Die Sprache des Autors ist reich an Bildern und fordert beim Lesen volle Konzentration. Gleich zu Beginn wurde mir klar, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen Krimi handelt, sondern um einen engmaschig gewebten Thriller, der zwar nicht über klassische Spannungs- oder Schockmomente verfügt, den Leser aber dennoch stark belastet und zum Weiterlesen drängt. Ich habe Eva gerne begleitet, auch wenn ich ihre Handlungs- und Denkweise nicht immer nachvollziehen konnte. Am Schluss blieben bei mir noch ein paar Fragen offen.
Mein persönliches Fazit: Ein intelligent geschriebener, nicht alltäglicher Thriller, unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 04.04.2022
Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17
Almstädt, Eva

Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17


sehr gut

Nicht ganz so spannend

Die Lübecker Kriminalkommissarin Pia Korittkis konnte zwar aus den Fängen des Gewaltverbrechers Lohse befreit werden, doch diesem gelang danach die Flucht. Weil er für sie weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, taucht sie für einige Wochen inkognito als Urlaubsgast in einem Kloster unter. Doch auch hier kommt sie nicht wirklich zur Ruhe. Einer der Mönche wird tot aufgefunden, und bald steht fest, dass er ermordet wurde. Kurz darauf verschwindet einer der männlichen Gäste spurlos, um tot aus dem Klostergraben geborgen zu werden. Eigentlich will Pia mit diesen Ermittlungen nichts zu tun haben, aber dann bringt sie durch Zufall ihre hier zuständigen Kripo-Kollegen auf die erste wirkliche Spur. Zeitgleich jagt ihr Lebensgefährte Marten dem flüchtigen Lohse hinterher.

Obwohl dies mein erster Roman von Eva Almstädt ist, gelang mir der Einstieg in diesen siebzehnten Fall von Pia Korittkis mühelos. Der Schreibstil der Autorin ist präzise und subtil, sehr schön finde ich die Beschreibungen des Klosters und seiner Umgebung. Dass innerhalb der einzelnen Kapitel der Erzähler ständig wechselt, ist gewöhnungsbedürftig.
Die übrigen Figuren erscheinen mir ein wenig stereotyp, und die Mönche konnte ich oft erst durch Zurückblättern auseinanderhalten. Echte Spannung kommt meines Erachtens nur in jener Szene vor, in der der Exmann von Pia und ihr Sohn Felix im Haus Verstecken spielen und der Junge nicht auffindbar ist. Auch vermisse ich Cliffhanger am Ende der einzelnen Kapitel. Wohltuend ist dagegen, dass die Autorin durchweg auf exzessive Gewaltszenen verzichtet, was das Lesen trotz der genannten Minuspunkte zum Vergnügen macht. Der Schluss hätte einen Tick aufregender ausfallen können, geht aber in Ordnung. Ich hätte nichts dagegen gehabt, sofort zum nächsten Band zu greifen.
Das Buch selbst liegt sehr gut in der Hand, und das Cover ist stimmungsvoll gestaltet.
Mein persönliches Fazit: Kein hammermäßiger Krimi, aber trotzdem empfehlenswert.

Bewertung vom 22.03.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Ein echtes Sahnestück

Die junge Kopenhagener Kriminalassistentin Lykke Teit bekommt die Chance, einen Mord im Watt aufzuklären. Weil es sich dabei um deutsch-dänisches Grenzgebiet handelt, wird ihr der Flensburger Kommissar Rudi Lehmann zur Seite gestellt. Die beiden auf den ersten Blick ungleichen Ermittler kommen überraschend gut miteinander zurecht und tasten sich in dem Mordfall systematisch vor, zu dem auch das Verschwinden eines Jungen gehört. Wurde er das Opfer einer Entführung? Und gibt es einen Zusammenhang zu dem bislang unaufgeklärten Vermisstenfall der kleinen Rosa vor einem Jahr? Dann werden zwei weitere Bewohner des verschlafenen dänischen Dorfes auf grausame Weise ermordet.
So gierig wie diesen Roman habe ich schon lange kein Buch mehr verschlungen. Ich war von der ersten Seite an gefesselt, und das Zusammenspiel von Lykke Teit und Rudi Lehmann hat mich einfach mitgerissen. Für einen Skandinavien-Krimi ist die Handlung ungewöhnlich zahm, aber niemals langweilig, die vor trockenem Witz sprühenden Sprüche von Rudi haben bei mir immer wieder Lachsalven ausgelöst, und der actionreiche Showdown ist ein echtes Highlight. Der Autor hält sich nicht mit unnötigen Beschreibungen auf, kommt sofort zur Sache und überzeugt mit einer prägnanten Sprache, auch wenn bei den Dialogen nicht immer klar ist, wer gerade spricht. Man könnte bemängeln, dass der Autor die beiden Protagonisten ein wenig zu harmoniesüchtig agieren lässt und keine ernsthaften zwischenmenschlichen Konflikte auftreten, aber das tut meiner Begeisterung für diesen Roman und seine Figuren keinen Abbruch.
Sollte es wirklich weitere Krimis um Teit und Lehmann geben, werde ich sie mir sofort einverleiben.

Bewertung vom 18.02.2022
HOME – Haus der bösen Schatten (eBook, ePUB)
Sager, Riley

HOME – Haus der bösen Schatten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Großartig

Als Erwachsene kehrt Maggie nach Baneberry Hall zurück, in dem sie als Fünfjährige mit ihren Eltern genau 20 Tage gelebt hat. Bis alle drei mitten in der Nacht flohen. Ihr Vater schrieb ein Buch über die unheimlichen Geistererscheinungen, die sie zu diesem Schritt veranlasst hatten, und wurde damit ein wohlhabender Mann. Nach seinem Tod erbt Maggie das Haus und will nun beweisen, dass ihre Eltern, aus welchem Grund auch immer, die ganze Spukgeschichte erfunden haben, vor allem weil sie selbst sich an nichts mehr erinnern kann.
Der Schreibstil von Riley Sager ist ebenso einfach wie brillant. Die Geschichte wird in zwei parallel zueinander verlaufenden Handlungsfäden erzählt: Zum einen sind da die minutiösen und bestürzenden Schilderungen von Maggies Vater, zum anderen Maggies eigene pragmatische Beobachtungen. Eines ist jedoch klar: In Baneberry Hall gab es über Jahrhunderte hinweg mysteriöse Todesfälle. Und auch Maggie muss sich eingestehen, dass in diesem Haus Dinge vor sich gehen, die nicht rational zu erklären sind. Und die sie in Todesgefahr bringen.
Die Mitte des Buches zieht sich ein wenig, was die Motivation zum Weiterlesen für mich kurzzeitig erschwerte, aber dann folgen die schockierenden Ereignisse Schlag auf Schlag, und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
Für mich ist „Haus der bösen Schatten“ eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe.