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JotJot

Bewertungen

Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2016
Alles Tofu, oder was? (eBook, ePUB)
Berg, Ellen

Alles Tofu, oder was? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Voll der Mainstream...

Das passiert: In Ellen Bergs Veganer-Roman steht Dana Twilling im Mittelpunkt, ihres Zeichens Veganerin, die jedes Klischee erfüllt. Leider läuft es weder in Danas Beziehung mit Paul (Macho vor dem Herrn) noch in Danas Bistro (absolut vegan) gut: Paul verlässt Dana, Mietvertrag für Bistro und Wohnung werden mit kurzer Frist gekündigt.

Da braucht Dana Hilfe und die kommt in Person von Philip (Sohn aus gutem Hause, er sich von seinem geldgierigem Vater abwendet) und dem vietnamesischen Koch (der immer einen Spruch auf Lager hat, diese zum Glück aber nicht mit „Konfuzius sagt“ würzt). Diese Personen und noch einige mehr unterstützen Dana im turbulenten Kampf um Bistro, Familie und Liebesleben.

So gefällt mir der Roman: Ein weiterer Roman aus der Feder von Ellen Berg, den ich als Satire verstanden und entsprechend gelesen habe. So macht es denn auch Spaß die Hauptpersonen näher kennen zu lernen und ihre Handlungen nicht zu sehr dem Realitätscheck zu unterziehen.

Da wäre zunächst Dana. Eine Öko-Tante, wie ich sie in meinem persönlichen Umfeld eher selten sehe. Ihr Denken und Handeln scheint nur schwarz und weiß zu kennen. Böse konventionelle Lebensmittel und gute vegane. Ob Letztere tatsächlich immer so ökologisch wertvoll sind, kann sich der Leser gern fragen, wenn er denn erfährt, woher einzelne Lebensmittel stammen. Allerdings merkt man schnell, dass es da auch noch Zwischentöne gibt denen sich Dana schon irgendwie bewusst ist, die sie aber gern negieren würde. Beispielsweise, wenn Töchterchen Leonie dann doch ein Sahneeis bekommt oder echtes Fleisch für den Papa zubereitet wird. Weiteres Merkmal, der etwas unbeholfenen Dana: ihre Naivität. Dana sieht in allen Menschen erst einmal des Gute und traut ihnen zunächst nichts Böses zu, da sie ja auch eine ganz Liebe ist. Da schwankt man als Leser, ob man dann Dana wegen ihrer Einstellungen am liebsten mal ordentlich durchschütteln würde oder weil sie einfach so naiv ist und man sie gern wecken würde.

Neben Dana gibt es natürlich einige andere Stereotypen. Paul, der frische Ex von Dana ist ein Vollblut-Macho, dessen Gemüse Fleisch ist. Dass die Beziehung mit Dana früher oder später scheitern muss, ist eigentlich absehbar. Trotzdem witzig, wie Paul, in seiner Ehre gekränkt, Dana immer wieder zurückerobern möchte.

Im Vergleich dazu bleibt Philip sehr farblos. Auf der einen Seite will er sich von seinen Eltern abwenden, ist dann aber irgendwie doch nicht so richtig konsequent. Statt Dana zu unterstützen und ihr recht früh reinen Wein einzuschenken, verzieht er sich. Da bleibt irgendwie ein fader Beigeschmack: Abhängiges Söhnchen, der jemanden benötigt, der ihm so richtig zur Unabhängigkeit verhilft.

Aufdringlich dagegen ist dagegen die Vertreterin der Pro Domo GmbH, die auf den ersten Blick ziemlich gerissen erscheint, aber eigentlich nur abgebrüht ist und hofft, dass sich ihre Gegner nicht wehren.

Witzig sind der vietnamesische Koch und Danas Eltern. Während der Koch in jeder Situation einen passenden Spruch auf Lager hat, glänzen Danas Eltern in der Rolle der ewigen Eltern. Auch wenn Dana dem Kindesalter schon längst entwachsen ist, ihre Eltern wollen doch immer nur das Beste für das Kind.

Der Verlauf der Handlung ist nicht unbedingt vorhersehbar. Zwar ahnt der Leser recht schnell, dass sich alles zum Guten für Dana wenden wird. Die Umwege, die die Autorin die Protagonisten nehmen lässt, sind dagegen nicht. Dies trägt dazu bei, dass der Leser manchmal einfach nur lachen muss, sich an anderer Stelle einfach die Haare aufstellen, so haarsträubend sind manche Szenen geschildert.


Fazit: In Alles Tofu, oder was? nimmt Ellen Berg die zunehmende Veganisierung aufs Korn. Überzeichnete Charaktere in haarsträubenden und zugleich komischen Situationen machen den Reiz dieses Romanes aus, den man meiner Meinung nach als Satire verstehen sollte.

Bewertung vom 25.09.2015
Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone
Haddon, Mark

Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone


ausgezeichnet

Das passiert: Christopher ist 15 Jahre alt, wer es genauer wissen will, erfährt das im Buch, hat vor einiger Zeit seine Mutter verloren und lebt daher mit seinem Vater allein in dem Städtchen Swindon. Christopher hat einige Talente, er kann hervorragend Rätsel lösen und ist überhaupt mathematisch extrem begabt. Der autistische Junge hat natürlich auch einige Schwächen, mit großen Menschenmengen kann er nicht gut umgehen, er mag die Farben gelb und braun nicht, um nur einige zu nennen.

Eben dieser Christopher entdeckt in einer Nacht den toten Pudel der Nachbarin und setzt nun alles daran, den Mörder des Hundes zu finden und den Mord aufzuklären.

So gefällt mir das Buch: Supergute Tage ist eines der Bücher, das sich mit dem Thema Krankheit auf eine Weise auseinandersetzt, wie man es sich häufiger wünscht. Christopher erzählt aus seiner Sicht. Dabei lernt der Leser die Welt des Jungen mit dem Asperger-Syndroms kennen. Er erfährt, wie sich Mensch organisiert, der beispielsweise nicht deuten kann, was das Mienenspiel seiner Mitmenschen bedeutet. Oder wie er sich in orientiert, wenn das Umfeld ihm einfach Angst macht. All dies wird so erzählt, dass man als Leser einfach nur erstaunt ist, welche Probleme Christopher im Alltag hat und mit welcher Leichtigkeit er mit seinen zahlreichen Handicaps umgeht. Auch, wenn dies ein Lernprozess war.

Mindestens genauso berührend wie es Christophers Erzählungen von sich und seinem Alltag selbst sind, sind es auch die von seinem Vater. Inhaber einer kleinen Firma und Vater eines autistischen Sohnes zu sein, verlangt dem Mann viel ab. Dennoch spürt man in Christophers Erzählungen sowie den Briefen seiner Mutter, was für ein liebevoller Vater er ist. Fast immer gelingt es ihm, sich auf seinen Sohn einzustellen und ihm das zu geben, was er genau in diesem Moment benötigt. Selbst wenn es einmal nicht gelingt, kann man das Verhalten dieses Mannes nachvollziehen.

Fazit: Ein absolut berührender Roman mit einem autistischen Jungen in der Hauptrolle und dessen Angehörige in Nebenrollen. An keiner Stelle wirkt die Darstellung herabwürdigend oder kitschig. So gelingt es, um Verständnis zu werben!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2015
Felsenfest / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.6
Maurer, Jörg

Felsenfest / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.6


ausgezeichnet

Das passiert: Inzwischen zum sechsten Mal muss Jennerwein gemeinsam mit seinem Team einen Kriminalfall aufklären, dieses Mal gibt es nicht nur eine Leiche, sondern eine Geiselnahme und ingesamt drei Leichen. Dabei fängt alles recht harmlos an. Jennerweins ehemalige Abiturklasse (Abschlussjahrgang 1982/83) führt einmal mehr ihr jährliches Klassentreffen durch, parallel dazu treffen sich übrigens auch die Nachkommen dieses legendären Jahrgangs.

Doch bei dem eigentlichen Höhepunkt des Treffens, dem Aufstieg auf die Kramerspitze geschieht es: ein Geiselnehmer aus den eigenen Reihen schlägt zu. Doch wer ist der Übeltäter und was will er? Das bleibt lange Zeit unklar.

So gefällt mir das Buch: Einmal mehr baut Jörg Maurer seinen sechsten Krimi nach dem altbekannten Muster auf. Zunächst scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Handlungsstränge entwickeln sich nach und nach zu einer Handlung. Erneut variiert, ist dies aber nicht langweilig, sondern wieder ein Erfolgsgarant. Denn trotz altbekanntem bietet Maurer dem Leser auch etwas Neues: die Handlungsstränge spielen dieses Mal zu unterschiedlichen Zeiten: neben der Gegenwart ist auch das tiefste Mittelalter Thema.

Interessant ist auch, dass man Jennerwein etwas näher kennen lernt. Kein Wunder, beim Thema Klassentreffen ist natürlich Vergangenheit ein Thema. Da Jennerwein zudem auch noch analysieren muss, wer der Täter sein könnte, gibt er zusätzlich einiges von sich preis, was natürlich von Psychologin Dr. Maria Schmalfuß analysiert wird.

Als Leser hat man bei diesem Fall lange Zeit keine Ahnung, wer denn nun der Täter sein könnte. Dafür hat man aber schnell den Verdacht, was der Grund für die Tat sein könnte. Allerdings fehlt über einen längeren Zeitraum die absolute Sicherheit, denn der Grund für den Mord, weckt im Laufe des Romans auch viele andere Begehrlichkeiten. Das führt zu einer weiteren Gemeinsamkeit der Maurer-Krimis: Während Jennerwein auf der Suche nach dem Täter ist, tritt auch wieder das Ehepaar Grasegger auf. In Nebenrollen treten auch Problemlöser Swoboda sowie Padrone Spalanzani auf.

Fazit: Erneut ein spannender Roman aus der Feder von Jörg Maurer. Dieses Mal will sich Jennerwein vor dem alljährlichen Klassentreffen drücken, was aber nicht gelingt. Ein interessantes historisches Konstrukt dient nicht nur als Grund für mehrere Morde, er bringt zudem auch wieder einige altbekannte Figuren ins Spiel.

Bewertung vom 22.09.2015
Unterholz / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.5
Maurer, Jörg

Unterholz / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.5


ausgezeichnet

Das passiert: Einmal mehr ist Hubertus Jennerwein, seines Zeichens Kommissar im Werdenfelser Land im Einsatz. Dieses Mal wird er auf eine Alm im Umkreis des Kurortes gerufen, auf der eine Tote gefunden wird. Dieser Dame fehlt komplett das Gesicht, von kleinen Tierchen zerfressen.

Aber nicht nur die Todesart ist äußerst merkwürdig. Eigenartig sind auch die Gäste der Alm, die schon kurz nach der Tat von der Alm verschwunden sind. Mitten in der Nacht. All das macht die Ermittlungen nicht wirklich einfach.

Doch dann gibt es doch eine Spur, die Äbtissin (eine gefürchtete Auftragskillerin) soll die Täterin sein. Die Gäste der Alm ebenfalls Auftragskiller aus aller Welt, die hier zu einer Weiterbildung zusammenkamen....

So gefällt mir das Buch: Auch dieser Jennerwein ist nach dem bekannten Muster aufgebaut: Zunächst werden scheinbar nicht zusammenhängende Handlungsstränge vorgestellt. Diese Stränge werden im Laufe des Romans Stück für Stück zu einem Strang zusammengeführt. Auch dieser Roman folgt dem bekannten Erfolgsrezept. Erfolgsrezept, weil die Spannung auf dieser Weise sehr lange erhalten bleibt. Auch wenn man immer mal wieder ahnt, wer wie miteinander verbandelt ist. Allerdings ist man Leser immer mal wieder komplett falschen Spur.

Natürlich gibt es wie in allen Maurer-Krimis aus dem Werdenfelser Land eine weitere Gemeinsamkeit, die immer gleiche personelle Grundausstattung. Während Jennerwein auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern ist, tritt auch das Ehepaar Grasegger, ehemals Bestatter, heute verurteilt mit Berufsverbot auf. Ebenso wenig fehlt der sogenannte Problemlöser Swoboda, der einigen Gästen der Alm zu Hilfe kommen muss und selbst vom Padrone hört man kurz etwas. Das hat irgendwie etwas Vertrautes und ist ein Grund, dass ich mich auf jeden neuen Maurer freue.

Eine weitere Gemeinsamkeit der Romane um Jennerwein: jeder Krimi ist wieder einzigartig. In diesem Fall kommt zum einen das Tatwerkzeug, ein Klappspaten, zu Wort. Zum anderen erfährt der geneigte Leser mehr zum Stichwort Unterholz. Das ist sehr witzig und lockert den Roman auf, ohne das er zu sehr in die Komik abrutscht.

Trotz aller Gemeinsamkeiten der Krimis, müssen interessierte Leser aber nicht in der Erscheinungsreihenfolge lesen. Denn auch im Unterholz erzählt Maurer so viel über die Figuren, wie es für das Verständnis gerade notwendig ist. Wer aber Spaß an Hubertus und Co. gefunden hat, der sollte sich auch die anderen Romane nicht entgehen lassen.

Fazit: Bekannte Figuren, ein zunächst kaum durchschaubarer Fall und ein sprechender Klappspaten. Der fünfte Jennerwein ist nach dem bewährten Muster aufgebaut, weist aber trotzdem Eigenheiten auf, was dem Lesespaß bestens bekommt.

Bewertung vom 21.09.2015
Currywurst & Dolce Vita: Didi & Hasi, die Auswanderer vom Gardasee
Schmitz, Ingrid

Currywurst & Dolce Vita: Didi & Hasi, die Auswanderer vom Gardasee


ausgezeichnet

Worum geht’s : Die mittlerweile dienstälteste Auswanderer-Doku – Goodbye Deutschland von VOX – hat schon so einige Sternchen hervorgebracht. Unter anderem Familie Leithäuser aus dem bergischen Wermelskirchen, die seit einigen Jahren am Gardasee eine Currywurst-Bude betreiben und dabei immer wieder vom Fernsehteam begleitet werden.

Dass in den Fernsehbeiträgen vieles ungesagt bleibt, das versteht sich fast von selbst. So ist es auch bei Hasi und Didi. Die beiden wandern mit Anfang 40 aus, wagen einen Neuanfang. Anders als bei anderen Auswanderern lassen die Beiden dafür einiges in Deutschland zurück, unter anderen auch ihre fast erwachsenen Kinder. Was treibt Eltern dazu, wie geht es ihnen in ihrer Wunschheimat? Das sind die Fragen, die sie in ihrem Buch beantworten wollen.

So gefällt mir das Buch: Zusammen mit der auch als Krimischmitz bekannten Autorin Ingrid Schmitz gelingt es Didi und Hasi perfekt, ihre Geschichte so zu erzählen, dass man sie einerseits auch verstehen kann, ohne dass man die Auswanderer-Soap kennt. Beide Protagonisten kommen hier abwechselnd zu Wort. Sie ergänzen Erzählungen und zeigen so unterschiedliche Sichtweisen von ein und demselben Ereignis. Durch diese Form des Bericht kann der Leser auch gut verstehen, warum die Beiden, die sich scheinbar ständig fetzen, einfach nicht oheneinander könnten.

Wer die Geschichte der beiden auf dem Fernsehbildschirm verfolgt hat, der erfährt in diesem Buch viele Dinge, für die im TV-Format einfach kein Platz ist. So fand ich es persönlich sehr interessant noch etwas mehr über die Beweggründe der Auswanderung zu erfahren. Viel interessanter fand ich jedoch die Gründe, aus denen die beiden ihren Nachwuchs in Deutschland zurückließen. Für beides fehlte mir während der TV-Ausstrahlung noch das Verständnis. Besonders Hasis Statement dazu, dass sie ihre Kinder einfach so zurückließen, fand ich einfach nur Klasse.

Fazit: Sehr gelungener Hintergrundbericht zu einem aus dem TV bekannten Auswandererpaar. Locker und flockig erfährt man von den Gründen für die Entscheidung und den vielen Hürden zu Beginn. Und nicht zuletzt, dass auch eine weniger spektakulär erfolgreiche Auswanderung durchaus ein voller Erfolg sein kann.

Bewertung vom 20.09.2015
Die Eisläuferin
Münk, Katharina

Die Eisläuferin


weniger gut

Das passiert: Die Regierungschefin eines westeuropäischen Landes (Ähnlichkeiten mit Angela Merkel beabsichtigt?) macht sich mit ihrem Mann heimlich auf eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Ein Urlaub, der abrupt in Omsk endet. Da fällt der Regierungschefin ein Schild auf den Kopf und sie verliert ihr Gedächtnis.

Schnell holt der Gatte der Regierungschefin die Security nach Sibirien und ebenso schnell steht fest, dass der Regierungschefin die letzten 20 Jahre fehlen. Also wird die Regierungschefin erst mal zurück nach Deutschland geholt und allmorgendlich gebrieft. Jeden Morgen, denn jeden Morgen fehlt ihr erneut die Erinnerung an den letzten Tag und die Jahre zuvor.

So gefällt mir das Buch: Die Idee, die Katharina Münk mit diesem Buch umsetzen will, ist eigentlich genial. Was wäre wenn die Regierungschefin die letzten 20 Jahre ihres Gedächtnisses einfach verlieren würde. Was wäre, wenn sie auf der Suche nach ihrem Gedächtnis auf einmal völlig unvorhergesehene Dinge unternehmen würde. Was wäre, wenn sich dadurch in der Politik einiges ändern würde?

In diesem Buch dreht sich alles um die Regierungschefin, die während des ganzen Romans nie richtig beim Namen genannt wird, ebenso wie ihr Mann. So unnahbar wie sie durch die Benennung bleibt, so unnahbar bleibt die Regierungschefin im gesamten Roman. Auch als klar ist, dass sie nur mittels starker Emotionen ihre Erinnerungen wiedererlangen kann, wird es nicht spannender. Obwohl dies ein idealer Punkt wäre, der Damen mal richtig Feuer unter dem Hintern zu machen, sinniert die Regierungschefin weiterhin hauptsächlich über ihr Leben und die Politik.

Das Bild der verzagten Kanzlerin, Verzeihung der Regierungschefin, wird zudem durch viele eingestreuter Füllwörter. Diese Sprache mag zwar auf das Vorbild der Romanfigur zutreffen. Sie passt aber nicht zu der Damen, die doch von Emotionen aus der Erinnerungslosigkeit geholt werden soll.

Fazit: Eine gute Idee, die leider nicht gut umgesetzt wird. Die große Spannung bleibt aus, da die im Klappentext versprochenen Emotionen nicht aufkommen. Außerdem bleibt die Hauptfigur sehr blasse, die Nebenfiguren sind ebenfalls fast nicht vorhanden.

Bewertung vom 20.09.2015
Bullenpeitsche / Chas Riley Bd.5
Buchholz, Simone

Bullenpeitsche / Chas Riley Bd.5


sehr gut

Das passiert: Im grauen Hamburg passiert es, brutal werden zwei Polizisten ermordet. Chastity Riley, ermittelnde Staatsanwältin, gerät mit ihren Kollegen von der Polizei bald an ihre Grenzen. Denn schnell wird klar, das mächtige Gegner am Werke sind. Verschleierung aber auch Einschüchterung mit brutalsten Mitteln folgen.

So gefällt mir das Buch: Regionalkrimis sind derzeit ein sehr beliebtes Genre. Und irgendwie passt auch dieser Krimi in dort hin. Er spielt in Hamburgs St. Pauli und entführt den Leser in eine Familie, die sich selbst gefunden hat. Rund um die Staatsanwältin Chas gibt es noch weitere Ermittler, diese aus den Reihen der Polizei, einen Partner aus einer On-/Off-Beziehung und eine Freundin.

Aus dem Prolog heraus wird man quasi sofort in diese Familie entlassen. So erscheint auf den ersten Blick einiges unverständlich, die Autorin schafft es aber, den Leser zu gefangen zu nehmen, dass dieser am Ball bleibt und sich nach und nach in der Familie zurecht findet und sie auch irgendwie liebgewinnt. Leser, die nicht mit diesem Roman starten, tun sich vielleicht ein wenig leichter, mit dem Einstieg. Dieser ist aber auch möglich, wenn Bullenpeitsche das erste Buch um Chastity Riley ist.

Der Schreibstil der Autorin ist eher ungewöhnlich, schnell, teilweise abgehackt, teilweise emotional erzählt Buchholz aus der Sicht der Staatsanwältin. Das trägt sehr dazu bei, dass der Leser die Gefühle und auch das Chaos darin richtiggehend mitfühlen kann. So wird aus einem Fall, der eigentlich nicht vollkommen überraschend ist, dennoch eine lebendige Milieustudie.

Nach so viel Lob, muss leider auch Kritik sein. Der Abschluss sagt mir nicht so zu, denn ein Abschluss ist das nicht wirklich. Irgendwie hat man als Leser das Gefühl da geht noch was – vielleicht ja eine Fortsetzung.

Fazit: Eine Milieustudie um brutale Polizistenmorde, die man einfach nur verschlingt. Leider ist der Abschluss eher unfertig, das lässt auf einen Nachfolger hoffen.