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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 822 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2024
Partikel
Harlander, Wolf

Partikel


ausgezeichnet

Bedrohung Plastik
"Partikel" von Wolf Harlander ist schon der vierte Thriller des Autors, den ich gelesen habe. Wie auch in den anderen hat er sich wieder ein aktuelles Thema aus dem ökologischen und gesellschaftlichem Geschehen gesucht und in eine spannende Form gebracht.
Hier ist das große Thema das riesige Plastik-Problem, vor allem um Mikroplastik und seine weitreichenden Folgen für die Umwelt und auch uns Menschen geht es hier.
Harlander schreibt wieder in seinem bekannten Stil mit den wechselnden Perspektiven, der sich hier aber absolut gut einfügt. Man fliegt gerade so durch die Kapitel, weil sie sehr rasant aufgebaut sind, es ist ein Zeitfaktor vorhanden.
Dieser Plastikmüll ist für die einen eine akute Bedrohung ihres Lebens, für die anderen ein Millionengeschäft. Wie weitreichend das alles ist und vor allem auch, wie ineinander vernetzt von der Verschmutzung unserer Meere bis hin zur Verschmutzung unserer Organe, wird hier sehr gut recherchiert und eindrücklich mit eingebracht.
Durch die Erkrankung mehrerer Menschen und die Entführung eines Kindes wird das Thema hier auch sehr spannend und auch emotional aufgearbeitet.
Der Schreibstil ist einfach zu lesen, die Protagonisten gut angelegt und glaubwürdig.
Für mich gab es hier keine Längen und auch das Ende hat alle losen Faäden wieder aufgegriffen.
Für mich das bisher beste Buch aus der Reihe des Autors, es hat mich zu weiteren Nachforschungen angeregt.

Bewertung vom 15.09.2024
Darwyne
Niel, Colin

Darwyne


sehr gut

Sehr bildgewaltige, starke Erzählung
"Darwyne" von Colin Niel ist eine ganz außergewöhnliche Erzählung.
Ganz großartig gelungen sind hier die Beschreibungen der Orte und auch der Menschen dort. Ich habe mich fast gefühlt, als würde ich gemeinsam mit Darwyne durch den riesigen des Amazonasdschungels streifen, um danach wieder in den verborgenen Slum Bois Sec von Französisch-Guayana zu landen.
Darwyne ist ein außergewöhnlicher Junge, der mit aller Liebe an seiner Mutter Yolanda hängt. Yolanda lebt am Rande der Existenz, sie ist bitterarm, arbeitet viel, hat eine kleine Hütte direkt am Waldrand und wechselnde Stiefväter für Darwyne. Diese verschwinden auf ungewöhnliche Weise.
Mathurine ist die zuständige Sozialarbeiterin, die auch sehr naturverbunden ist und wirklich helfen will. Auch sie macht sich ihre Gedanken.
Durch die abwechselnd erzählten Perspektiven hat man hier die Möglichkeit tief in das Geschehen und den Regenwald einzutauchen. De Geschichte hatte für mich einen unglaublichen Sog, eine Wucht und machte mich teilweise wütend und fassungslos. Also waren auch die Emotionen hier gut beschrieben.
Von der Handlung selbst kann man nicht allzu viel vorwegnehmen, ich mochte das Buch und vor allem auch Darwyne, der von seiner eigenen Mutter als Monster dargestellt und behandelt wurde.

Bewertung vom 09.09.2024
Bis in alle Endlichkeit
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

Absolut klasse aufgebaut
"Bis in alle Endlichkeit" von James Kestrel ist schon das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe und es begeistert mich wieder sehr. Mir hat das andere "Fünf Winter" im Vergleich besser gefallen, aber auch dieses hier hat diesen sehr geschickten Aufbau und die wirklich eindrucksvollen Protagonisten.
Lee Crowe ist Privatdetektiv, er verdient sich gerne auch nebenbei schnell was dazu und in einem kreuzgefährlichen Auftrag unterwegs. Rein zufällig stößt er auf einen Rolls-Royce, dessen Dach eingebeult ist, weil darauf ein junge, elegant gekleidete Frau liegt. Sie ist tot. Er macht Bilder, um sie verkaufen zu können und kurz danach gerät sein Leben, sein Alltag aus den Fugen.
Mittlerweile weiß er auch, wer die junge Frau war, Claire Gravesend und wird von ihrer schwerreichen Mutter beauftragt, Todesumstände und Täter zu finden.
Alles, was ihn geschieht, eine verwanzte Wohnung, ein massiver Überfall auf ihn und weiteres, bringt er mit seinem ursprünglichen Auftrag in Verbindung, bis er auf eine fast exakte Kopie von Claire trifft.
Das Buch ist von Beginn an total spannend und das nimmt sogar noch zu. Immer wenn man denkt, ja, genau so war es, kommt etwas neues und unerwartetes dazu. Ich hatte recht zeitig einen bestimmten Verdacht, was dahinter steckt, aber ganz genau so war es dann doch nicht. Der Aufbau ist sehr gut konstruiert und in sich schlüssig.
Ich mochte auch die Figur de Detektivs, gerade wegen seiner Fehler und Ecken und Kanten sehr, er war nicht immer berechenbar, mir hat das gefallen.
Den Inhalt will ich nicht weiter verraten, es würde zu sehr spoilern, aber es ist schon ein aktuelles Thema, dass das nachdenken lohnt.
Von diesem Autor würde ich sehr gerne weitere Bücher lesen.

Bewertung vom 07.09.2024
Die Schwarzgeherin
Denk, Regina

Die Schwarzgeherin


ausgezeichnet

Ein Jahreshighlight
"Die Schwarzgeherin" von Regina Denk ist ein Roman, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Es ist ein historischer Roman, von einer Zeit, die immer noch wahrnehmbar ist, es ist der Ausgang des 19.Jahrhunderts in den Tiroler Alpen.
Es ist ein Roman über starke und mutige Frauen in einer Zeit des Patriarchats der Männer. Es ist trotz allem auch eine Liebesgeschichte und spannend wie der beste Thriller. Vor allem ist es eine Geschichte, die unter die Haut geht, nicht mehr loslässt, die man auch nicht mehr loslassen möchte.
Theres ist ohne Mutter groß geworden, die Tochter eines Hofbauern, ein offenes und freundliches Mädchen mit Träumen. Schon seit Kindertagen ist sie dem Sohn eines anderen Hofbauern versprochen, die Kinder sind Freunde seit jeher.
Dann taucht ein Fremder auf und Theres verliebt sich und stellt alles in Frage, die Enge ihres Lebens, ihre Lebensträume, die Bestimmung durch andere, die Grenzen, in die sie geboren wurde.
Als Theres schwanger ist, geht sie in die Einsamkeit, eine Hütte in den Bergen und lebt dort als Schwarzgeherin mit ihrer Tochter Marie. Es ist ein hartes Leben voller Entbehrungen, ein Leben am Rand der Gesellschaft, fast ungesehen, aber sie wollte der Herrschaft durch andere entfliehen. Aber auch Marie hat Träume.
Die Geschichte wird abschnittsweise aus verschiedenen Sichten und Zeiten erzählt. Wir begleiten Theres, Marie und ab und an auch ein Adlerweibchen, das hier eine geniale Metapher bildet.
Das Buch handelt vom Leben und Sterben, von Freiheit und ihren Grenzen, von Zusammenhalt und Einsamkeit und von so vielem mehr.
Mir tat immer sehr weh, wie wenig die Menschen wirklich miteinander gesprochen hatten, sich wirklich anvertraut, wie alleine jeder in seinen Gedanken und Gefühlen war. Und so kann man auch den Bogen zur heutigen Zeit ziehen, wo wirklich wichtiges verschwiegen wird und unwichtiges das Thema des Tages ist.
Dieses Buch ist eine Empfehlung für fast jeden Leser, es geht unter die Haut, ist authentisch und einfühlsam und man möchte es wirklich am Stück lesen.

Bewertung vom 07.09.2024
Ich fürchte, Ihr habt Drachen
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen


sehr gut

Wundervolle Geschichte mit und über Drachen
"Ich fürchte, Ihr habt Drachen" von Peter S. Beagle ist endlich mal wieder ein waschechter Fantasy-Roman. Ein Roman mit sehr viel Wortwitz, Humor und eben Drachen.
Es beginnt ganz klassisch mit einer Prinzessin, die Hof hält, um ihren Prinzen als Gemahl zu wählen. Es gibt den Kronprinzen, der auf dem Weg ist, ein Abenteuer zu bestehen und einen Drachen zu erlegen.
Es gibt Robert, der davon träumt, Kammerdiener zu sein, aber Kammerjäger ist, er fängt Drachen, die als Ungeziefer behandelt werden.
Und dann gibt es noch einen Zauberer, der auf Rache aus ist.
Der Autor bedient also von Beginn an schon sämtliche Klischees aus der Fantasy und auch klassischen Märchen. Allerdings sind seine Charaktere wirklich großartig, bis hin zu den Geschwistern von Robert und seinen kleinen Hausdrachen. Die Charaktere machen eine Entwicklung durch und auch die Prinzessin, ich hatte sie mir ganz anders vorgestellt, punktet mit Mut, Intelligenz und Selbstständigkeit.
Der Autor nimmt hier seine selbst eingebrachten Klischees wieder auf die Schippe und das macht er auf sehr charmante Art und mit viel Humor.
Allerdings gibt es hier auch eine richtige Abenteuergeschichte, die Helden ziehen in den Kampf, der Himmel verdunkelt sich, es brennt, die Prinzessin verliebt sich und der Held, ja, mehr werde ich hier nicht verraten. Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert, gerade wenn man Drachen mag.

Bewertung vom 31.08.2024
Anna O.
Blake, Matthew

Anna O.


sehr gut

Wer schläft, sündigt nicht
"Anna O." von Matthew Blake ist ein Thriller, der sein Potential erst so nach und nach entfaltet, es kann auch daran liegen, dass man erst nach und nach etwas tiefer blicken kann.
Anna Ogilvy schläft, sie schläft seitdem Moment, wo sie neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde gefunden wurde.
Dr. Benedict Prince ist Psychologe und Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen werden und er wird in die Klinik The Abbey abgestellt. Er soll Anna O. dazu bringen aufzuwachen, um ihre Aussage zu machen und der Justiz überstellt werden zu können.
Viele Menschen halten Anna O. für unschuldig, viele für eine eiskalte Mörderin, auf jeden Fall ist sie berühmt. Die Frage ist auch, wie haftet man für ein Verbrechen, dass man vielleicht im Schlaf begangen hat.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und auch nicht chronologisch, man erfährt also nach und nach wieder etwas ganz neues und oft auch überraschendes.
Das Buch ist nicht durchweg spannend, aber mich haben die verschiedenen Sichtweisen doch sehr gefesselt und auch all das Wissenswerte zum Thema Schlaf und Träumen und auch Schuldfähigkeit. Ich fand das alles hochinteressant und überlegenswert.
Es gab hier so nach und nach viele Wendungen, gerade zum Ende hin, die teils überraschend kamen, teils aber auch die Glaubwürdigkeit schon arg strapaziert haben. Hier fand ich es etwas viel des Guten.
Allerdings ist es auch ein, mal etwas anderer Thriller, den ich so schnell nicht vergessen werde und über den ich auch länger nachgedacht habe.

Bewertung vom 29.08.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


gut

Ziemlich verwirrend
"Wenn sie lügt" von Linus Geschke ist nicht mein erster Thriller dieses Autors. Wobei er in meinen Auge nicht ganz an den vorigen herankommt.
Goran kehrt nach Waldesroda zurück, dass er vor 20 Jahren, ohne seine Freundin Norah mitzunehmen, verlassen hatte. Damals wurde ein Pärchen aus ihrer Clique ermordet und immer noch schweben diese Vorfälle über den Beteiligten und dem Ort. Vor allem bekommt Norah Briefe, die ein tieferes Wissen zeigen. Lebt der Täter vielleicht sogar noch?
Die Geschichte offenbart uns der Autor langsam und in kleinen Teilen. Alle Protagonisten kommen abwechselnd zu Wort und das auch in ganz unterschiedlichen Zeitebenen.
So setzt sich nach und nach eine Wahrheit zusammen, bis wieder ein anderes Teil an den richtigen Platz fällt.
Beim Lesen habe ich mich immer gefreut, eine Sache durchschaut zu haben und mir ein Bild vom Geschehen machen konnte, bis der Autor es wieder mit wenigen Sätzen zerstörte. Das war geschickt gemacht, wurde mir aber einfach irgendwann zu viel.
Der Schreibstil war gut zu lesen, alles war verständlich dargestellt. Die Spannung war von Beginn an hoch, ich bin immer gut dabei geblieben.
Das Ende hat für mich etwas kaputt gemacht, das passte in meinen Augen nicht so perfekt dazu, war etwas unglaubwürdig.

Bewertung vom 29.08.2024
Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13 (2 CDs)
Carter, Chris

Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13 (2 CDs)


ausgezeichnet

Guter und spannender Band der Reihe
"Der Totenarzt" von Chris Carter ist schon der 13.Fall rund um Robert Hunter und Carlos Garcia vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit und Fans der Serie wissen, dass es hier doch etwas gewalttätiger und blutiger zugeht.
Ich habe das Buch als ungekürztes Hörbuch gehört, meisterlich vorgetragen von Uve Teschner. Seine Stimme hat es einfach gemacht, der Handlung zu folgen und jegliches Geschehen richtig zuzuordnen.
Hier beginnt alles mit einem Opfer eines Verkehrsunfalls, aber bei der Autopsie stellt sich eine andere Todesursache heraus.
Hier geht ein Serientäter mit einer ganz perfiden Masche vor, die jetzt eigentlich eher zufällig ans Licht kommt. Beim Lesen blickt man hier in ganz tiefe Abgründe der menschlichen Psyche und der Folgen daraus.
Das Buch ist von Beginn an spannend erzählt, gerade weil es die Perspektive von Opfern, Täter und Ermittlern geschickt verknüpft und aneinander reiht.
Ein Buch, dass man nicht mehr aus der Hand legt, auch wenn es Albträume beschert. Ich warte gespannt auf den nächsten Thriller vom Autor.

Bewertung vom 25.08.2024
Unsere Jahre auf Fellowship Point
Dark, Alice Elliott

Unsere Jahre auf Fellowship Point


sehr gut

Was einem bleibt
"Unsere Jahre auf Fellowship Point" von Alice Elliott Dark ist ein großartiger Roman, in den man abtauchen und so richtig eintauchen kann.
Ich mochte die beiden Hauptfiguren Agnes und Polly sehr und habe sie gerne über einige Jahre begleitet.
Beide Frauen sind über 80 Jahre alt und die meisten davon befreundet. Ihre Leben unterscheiden sich gar nicht so sehr, wie der Klappentext es darstellt.
Beide sind wohlhabend und bräuchten kein Geld mit Arbeit verdienen, beide sind in der Gesellschaft anerkannt und haben außer ihren Häusern in Philadelphia auch ihre Sommerhäuser an der Küste Maines.
Agnes ist Schriftstellerin und erzählt hier abwechselnd mit Polly und Maude, einer jungen Frau, die die Werke von Agnes neu verlegen möchte und ihr eine Biografie abringen. Alle drei Sichten des Geschehens sind lebendig und interessant erzählt.
Es gibt Rückblicke und Gegenwärtiges und nach und nach setzt sich beim Leser ein komplettes Bild zusammen.
Hier gibt es genug Seiten, um die Protagonistinnen sich entwickeln zu lassen und einige sehr interessante Themen, wie Gleichstellung, Familie, Erbe, Feminismus und auch Landbesitz anzusprechen.
Sehr gelungen fand ich auch die Darstellung der wundervollen Landschaft und Natur an diesem Küstenstrich, ich konnte mir alles sehr gut vorstellen.
Das Buch hat sicher einige Längen, aber ich habe jede einzelne Seite davon genießen können, nur einige Klischees und eine Wende zum Ende hin haben mich etwas gestört.

Bewertung vom 25.08.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


gut

Suche in der Vergangenheit
"Seinetwegen" von Zora del Buono ist ein Roman, den ich mir etwas anders vorgestellt habe.
Zora del Buono wuchs in Abwesenheit ihres Vaters auf, dieser war, als sie acht Monate alt war, bei einem Autounfall verstorben. In ihrem Leben mit ihrer Mutter blieb er immer eine Leerstelle. Jetzt, sie ist fast sechzig, geht sie auf die Suche. Sie sucht Antworten, auf Fragen, die sie lange in sich trägt und solche, die erst neu entstehen.
Die Autorin springt in ihrer Erzählung oft hin und her, zwischen Details ihrer Vergangenheit, ihrer gegenwärtigen Suche. Dabei gibt sie sehr oft gefundenes Wissen in einer Detailtreue wieder, die für mich nicht passt, wenig Sinn macht.
Die Dinge, die mich interessieren, die Menschen und Schicksale dahinter, werden auch erfasst, soweit nachträglich überhaupt nachvollziehbar, aber in kleinem Verhältnis zu anderem.
Der Schreibstil ist verständlich, aber etwas distanziert, was ich auch nachvollziehen kann. Ich habe das Buch gerne gelesen, aber mir blieb Geschehen und Autorin leider etwas fern und fremd.