Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2015
Zeugin der Toten / Judith Kepler Bd.1
Herrmann, Elisabeth

Zeugin der Toten / Judith Kepler Bd.1


ausgezeichnet

Der Schreibstil ist spannungsfördernd durch die knappen, lakonischen Sätze mit einem großen Maß an Sarkasmus und trotz der ernsten Agenten-Thriller-Thematik einer guten Portion Situationskomik. Damit treibt die Autorin die Geschichte stetig voran. Die Kapitel sind kurz, die Szenenwechsel schnell und ineinanderfließend. Einige wenige Rückblicke beleuchten auch die Vergangenheit der Protagonisten und bringen Licht in manches Dunkel.
Die Character sind sehr ausgefeilt. Ziemlich schnell drängte sich bei mir der Vergleich mit den Stieg-Larsson-Büchern auf, da mich Judith und Quirin sehr stark an Lisbeth und Mikael erinnern. Auch ihr Verhältnis zueinander ist kompliziert und vielschichtig. Judith könnte die verschollene Zwillingsschwester von Lisbeth sein, mit einer unglücklichen Kindheit, die große Traumata zurückließ, dabei aber trotz aller Verschrobenheit mit einer großen Portion Intelligenz und Energie ausgerüstet, menschenscheu und misstrauisch und doch in den Augen vor allem der Männer auf ganz eigene Art anziehend und faszinierend. Und Quirin, der hartnäckig an seiner Story arbeitet und nur mit Lisbeths Hilfe zum Ziel kommt. Der Vergleich drängte sich auf - aber dennoch empfand ich sie nicht abgekupfert sondern eigenständig und einnehmend. Auch die große Vielzahl an Nebendarstellern hatten vielschichtige Charaktere und waren nie schwarz oder weiß.
Die Story erscheint gut recherchiert. Sie gab sehr viel für mich neue Informationen preis und schrumpfte trotz den Agenten, Doppelagenten, BND und CIA u. ä. nicht zur reinen Spionage-Geschichte, sondern zeigte im Gegenteil eine interessante Facette im Spiel der Mächte auf und die Menschen, die zwischen all diesen Agenten-Spielchen schnell mal unter die Räder kommen können. Und ein Stück Deutsche Vergangenheitsgeschichte war es natürlich auch.
Ein Lob für den Showdown inklusive Schluss - beides hat meinen Wunsch nach Spannung, logischen Erklärungen, teilweise auch menschlichen Wandlungen und einem runden Ende vollauf befriedigt.

5 Sterne also für einen Thriller, der mich sehr gut unterhalten hat, den ich gerne weiterempfehle und der meinen Eindruck bestätigt hat, dass Elisabeth Herrmann wirklich spannende, gut durchdachte und mitreißend erzählte Bücher schreibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2015
Du
Drvenkar, Zoran

Du


ausgezeichnet

Ja, Drvenkar kann zweifelsohne schreiben. Und er spielt nicht nur mit seinen Protagonisten sondern er spielt auch mal wieder mit dem Leser. Er gibt ihm ganz viele Schnippsel vieler Personen und lässt sich Zeit damit, sie vor unseren Augen zusammenzusetzen. Allerdings ist es mir diesmal besonders schwergefallen, da ich das Gefühl hatte, ständig überlegen zu müssen, wer "Du" jetzt eigentlich ist. Ich gebe zu, ich mag es nicht besonders, wenn ich als Person von einem Buch angesprochen werde. Auch wenn ich in diesem Fall ja nicht als Leser, sondern ständig als anderer Beteiligter fungiere. Als das personifizerierte "Du" sozusagen. Dementsprechend konnte ich mich natürlich auch nicht mit allen Hauptdarstelleren identifizieren und fand so manche ihrer Handlungen und Überlegungen daneben.

Der ausgefeilte Erzählstil konnte mich leider nicht über meine Verwirrung hinwegtrösten und die Spannung wollte sich einfach nicht einstellen. Wer hier wen warum verfolgt und tötet oder töten will interessierte mich gar nicht, da ich ständig damit beschäftigt war, mich wieder auf ein anderes "Du" einzustellen. So gut mir die Vorgängerromane gefallen haben, so sehr hat mich dieser hier enttäuscht. Ich habe für mich erkannt, dass ich nicht für jedes Autoren-Experiment zugänglich bin und dass mir die herkömmlichen Erzählstile einfach mehr liegen. "Sorry" aber "Du" konnte mich nicht überzeugen

Bewertung vom 03.09.2015
Farben der Schuld / Kommissarin Judith Krieger Bd.4
Klönne, Gisa

Farben der Schuld / Kommissarin Judith Krieger Bd.4


weniger gut

Eigentlich habe ich mich immer als Klönne-Fan bezeichnet. Teil 1 und 2 über Judith und Manni habe ich genossen und verschlungen. Gut Teil 3 fand ich etwas gezwungen, schon da war es mir manchmal etwas zu langatmig. Aber die Leseporbe von Teil 4 - der Anfang des Buches - las sich gut und ich hoffte wieder auf ein Highlight. Aber leider verpuffte die Spannung für meinen Geschmack ziemlich schnell. Judith Kriegers persönliche Sorgen in allen Ehren, aber ich fand, es mangelte ihr schon arg an der alten Energie. Und überhaupt waren mir die Charaktäre fast zu ausgearbeitet. Das Beleuchten der Hoffnungen und Ängste, der Wünsche und Begierden nahm so viel Raum ein, dass die Handlung daran krankte. Erst zum Schluss - und das war wie bei Teil 3 - kam plötzlich doch noch Aktion und Kribbeln. Da war ich aber schon so enttäuscht, dass es mich nicht mehr richtig mitriss. Jetzt steht es 2 : 2 bei den Klönne-Büchern. Dieses hier war auf jeden Fall nicht mein Geschmack.

Bewertung vom 03.09.2015
Die Totgesagten / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.4
Läckberg, Camilla

Die Totgesagten / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.4


gut

Dieses Mal tat ich mir mit dem Läckberg-Krimi etwas schwer. Bis gut zur Mitte des Buches springt die Geschichte in teilweise sehr kurzen Abschnitten zwischen sämtlichen Ermittlern, den meisten Verdächtigen, Betroffenen und Verwandten hin und her und man erfährt zwar sehr viel über alle Mitwirkenden aber die Handlung wird dadurch nicht wirklich spannender. Leider hat auch Erika diesmal gar nichts mit dem Fall zu tun und ist gefangen im drögen Familienalltag, den auch die diversen Hochzeitsvorbereitungen nicht wirklich erheitern. Erikas Figurprobleme kamen mir etwas zu ausgiebig vor.

Wie bereits ein vorhergehender Rezensent geschrieben hat, möchte auch ich betonen, wie sehr es mich gestört hat, dass die Ermittlungsergebnisse auf sehr unlogische Weise einfach immer vor dem Leser verborgen werden. Auch hier fand ich nicht, dass dies dem Spannungsaufbau förderlich wäre, da ein wenig mitraten und die Aha-Effekte doch auch zu einem guten Krimi gehören.

Ebenfalls schwer tat ich mich mit dem Reality-Show-Genre, welches ich im Fernsehen meide wie die Pest. Dementsprechend hegte ich wenig bis gar keine Sympathien für die Protagonisten und war von diesem Teil des Buches eher genervt.

Dennoch habe ich das Buch fertig gelesen und fand den Schluss-Plot ganz okay.

Allerdings eindeutig der Schwächste Läckberg für mich.

Bewertung vom 21.08.2015
Wintergäste / Familie Boysen Bd.1
Volks, Sybil

Wintergäste / Familie Boysen Bd.1


sehr gut

Wintergäste von Sybil Volks war mein erstes Buch dieser Autorin. Ich habe mich dafür interessiert, weil es eines meiner Lieblingsszenarien zum Inhalt hat. Ich liebe Bücher, in denen eine kleine Gruppe Menschen durch äußere Umstände gezwungen ist, irgendwo auf einer Insel, oder in einer einsamen Berghütte oder ähnlichem auszuharren, die eigenen Probleme zu wälzen und sich mit einander auseinander zu setzen.
Hier ist es ein Haus auf einer kleinen Insel die zum Schauplatz eines ungewollten Familientreffens wird, da die Kunde geht, die alte Patriarchin Inge wäre verstorben. Ist sie aber ganz und gar nicht. Aber die Familie ist bereits fast vollzählig angereist und sitzt dann ziemlich schnell auf der Insel fest, da das Wetter umschlägt und mit Sturm und Wintereinbruch zum Bleiben zwingt.

Nicht nur draußen tobt der Sturm – auch im Haus wehen eisige Winde und so manches geht hier zu Bruch, was lange nur notdürftig gehalten hat. Hier werden alte Animositäten gepflegt, neue Wahrheiten erkannt. Heuchelei und Lug und Trug, Liebe und Verrat, Hass und Eifersucht. Alles ist hier nah beieinander und es menschelt ganz arg in dieser Großfamilie.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen und abwechslungsreich, da alle beteiligten mit ihren eigenen Gedanken und Empfindungen zu Wort kommen. Auch der einzige Abwesende Sohn kommt zu Wort und die Charaktere sind so facettenreich und menschlich, dass es richtig Spaß macht, jeden näher kennen zu lernen.

Schön finde ich vor allem, dass das Buch irgendwann anfängt, eine Versöhnliche Wendung zu nehmen. Denn schließlich handelt es sich um eine Familie und Familienbande sind stärker als alles andere. Diese Erkenntnis kommt nach und nach auch den meisten Protagonisten und dem Leser und am Ende war ich zufrieden damit, wie alles ausgeht und zu einem mehr oder weniger harmonischen Ende findet.

Ein schönes Sommerbuch – wenn es im Buch stürmt und schneit.

Bewertung vom 21.08.2015
Worte in meiner Hand
Glasfurd, Guinevere

Worte in meiner Hand


ausgezeichnet

Die Autorin Guinevere Glasfurd war mir bis dato unbekannt. Ebenfalls wusste ich nichts über den Philosophen René Descartes und schon allein deshalb hat mich die Geschichte sehr interessiert. Erzählt wird aus der Perspektive der Magd Helena Jans van der Strom, die im Haus eines Buchhändlers lebt und arbeitet und dort den Philosophen kennenlernt, als er zur Logis dort unterkommt. Helena ist für ihre Zeit und vor allem ihren niedrigeren Stand eine sehr emanzipierte und aufgeschlossene Frau und als sie sich auf eine Liebesbeziehung mit Descartes einlässt, ist ihr wohl bewusst, dass nie etwas Ernsteres geschweige denn eine Ehe daraus werden kann, denn René ist von niederem Adel.

Die Liebe der beiden ist groß genug, dass sie alle Widrigkeiten übersteht allerdings müssen die beiden einige große Kompromisse eingehen, die man heutzutage schwerlich akzeptieren würde. Der Erzählstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Vor allem der unaufgeregte Unterton, der dem Leser die Möglichkeit zur eigenen Interpretation lässt. Ich konnte mich in die Gefühle und Gedanken von Helena einfühlen und nachvollziehen, warum sie manches so akzeptiert hat und ihren eigenen fast modernen Weg gefunden hat, mit der teilweise vertrackten Situation umzugehen. Descartes war ein sehr sperriger Charakter und sein Verhalten war natürlich relativ egoistisch und männlich, wie es die damalige Zeit eben so an sich hatte. Gerne hätte ich noch mehr seiner philosophischen Ansätze gehört oder mehr über seine Werke erfahren. Aber die historischen Gegebenheiten sind spannend und ich finde, dass es ein sehr ansprechender historischer Roman mit einer interessanten Liebesgeschichte war und ich empfehle das Buch deshalb sehr gerne weiter.

Bewertung vom 11.08.2015
Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2
Meyer, Kai

Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2


ausgezeichnet

(0)



Seit langem ist Kai Meyer kein Geheimtipp mehr. Seine Fantasyreihen für Kinder und Jugendliche - und für jungebliebene Erwachsene - erfreuen sich großer Beliebtheit. Kai Meyers Stärke sind fantastische Welten, ganz nah dran an der realen Welt und doch mit so vielen ungewöhnlichen, teils genialen Fantasy-Ideen, dass man sich in einen ganz anderen Universum wiederfindet.

So geht es einem auch in der Reihe "Die Seiten der Welt". Natürlich sollte man den ersten Teil gelesen haben, damit man auch alle Feinheiten erkennen, alle Darsteller kennenlernen und die Geschichte so richtig genießen kann. In diesem zweiten Band geht es noch spannender als im Vorgänger weiter. Der Kampf von Gut und Böse erreicht eine neue Dimension. Auf beiden gibt es schmerzliche Verluste zu beklagen und bis zum Ende bleibt das Buch sehr spannend. Es gibt ein zufriedenstellendes Ende, in dem aber jede Menge unbeantwortete Fragen bleiben, die die Neugierde auf den Nachfolgeband schüren.

Besonders gefallen hat mir, dass die Charaktere alle eine Wandlung oder Entwicklung durchmachen und man hier die unterschiedlichsten Typen in einer Geschichte vereint findet. Mir persönlich hat dieser Teil um Längen besser gefallen als der Erste. Die Aktion - selbst die blutigen und tödlichen Auseinandersetzungen - hat mir gut gefallen und ich bin begeistert, dass trotzdem die leisen Töne durchaus nicht untergehen bei all den Kämpfen. Ich habe auch wieder sehr viele neue Personen und Dinge liebgewonnen und die Zitate und Anspielungen auf Romane und Autoren und auf den Leser schlechthin fand ich sehr erheiternd und abwechslungsreich.

Ich hoffe sehr, dass es bald Teil 3 gibt.

Bewertung vom 01.07.2015
Vergeltung
Winslow, Don

Vergeltung


sehr gut

Don Winslow schreibt wie immer beinhart und teilweise kompromisslos. Sein Held Dave Collins erleidet die größte Tragödie, die ein Mann erleben kann. Er verliert seine Frau und seinen Sohn bei einem Anschlag, ohne etwas dagegen tun zu können. Daraus resultiert ein brennender Wunsch nach Rache und Vergeltung, den die Regierung nicht stillen will. Deshalb macht er sich auf eigene Faust auf die Jagd, wird dadruch selbst zeitweise zum Gejagten. Er such sich Unterstützung bei anderne Profis und nimmt die Suche auf.

Das Buch ist spannend und detailfreudig, spart nicht mit Kampf und Blut, wechselt auch mal die Perspektive vom Jäger zum Gefjagten. Aktuellen Bezug sucht der Autor in wirklichen Terroranschlägen und seine Fiktion ist so nah an der Realität dran, dass es einen manchmal gruselt. Für meinen Geschmack war es manchmal etwas "hollywood-lastig". Zumindest hatte ich das Gefühl in einem Movie zu sitzen, der sehr auf Aktion ausgelegt ist. An meinen Liebling von Winslow "Tage der Toten" kommt das Buch nicht ganz ran. Ist aber sicherlich noch immer im oberen Drittel der Thriller-Masse zu sehen. Von mir 4 Sterne und ich freue mich auf weitere Werke von Don Winslow

Bewertung vom 01.07.2015
Die Engelmacherin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.8
Läckberg, Camilla

Die Engelmacherin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.8


gut

Hurra, ein neuer Teil mit Erica und Patrik, dem symphatischen Pärchen aus der Feder von Camilla Läckberg. So dachte ich beim Genuss der Leseprobe. Die beiden werden in ihrem Alltagskampf zwischen Spielzeugexplosionen, Abwasch und Beziehungsstress. Vor allem Erica ist etwas unzufrieden mit der Gesamtsituation sein lässt.
Aber dann gibt es wieder einen ungelösten Kriminalfall. Ebba und Marten leben zurückgezogen und in Trauer auf der Insel Valö leben. Sie haben ihren Sohn Vincent wohl bei einem Feuer verloren. Seltsam also, dass es schon wieder bei ihnen brennt und die Polizei sofort von Brandstiftung ausgeht. Und Ebba wird Ziel weiterer Anschläge. Ob diese in Zusammenhang mit der Vergangenheit ihrer gänzlich verschwundenen Familie stehen oder gar bis nach 1908 zurückgehen, wo Helga Svensson verhaftet wird, weil sie angeblich mehrfachenKindsmord begangen hat. Wie immer besticht die Autorin durch eine brilliant ausgeklügelte Kriminalgeschichte, die – und auch das ist typisch für Camilla Läckberg – sich auf verschiedenen Zeitebenen abspielt.
Dieser Teil der Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Manchmal etwas seicht und langweilig fand ich dagegen die vielen Abschnitte über das Privatleben der Ermittler. Die Belanglosigkeiten und Wiederholungen des Alltags sind sicher realistisch haben mich aber teilweise genervt und die Spannungskurve ist jedesmal wieder stark abgeflacht.
Wie schon im vorhergehenden Teil hätte ich mir etwas mehr Aktion und etwas weniger Babygeschrei gewünscht. Außerdem sind in diesem Erzählstrang die Personen recht eindimensional geschildert und haben auch wenig Raum zu Entwicklung oder Gespräch und Kompromiss. Mehr Farbe bringt Läckberg bei den Charakteren der Krimihandlung zu stande. So lässt mich die Story zweigeteilt zurück. Vielleicht bin ich wirklich der Typ für andere Krimis.