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Sago

Bewertungen

Insgesamt 552 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2018
Mörderische Renovierung
Cantero, Edgar

Mörderische Renovierung


sehr gut

Der Golkonda Verlag fällt mir nun schon zum dritten Mal durch ein ungewöhnliches Buch sehr positiv auf. In diesem Fall ist auch das Erzählkonzept innovativ, denn es besteht aus der Wiedergabe von Videoaufzeichnungen, Tonbandaufnahmen, Tagebucheintragungen, Briefen usw. Allerdings hat es der Autor hier meiner Meinung nach etwas übertrieben. Gern hätte ich mehr Tagebucheintragungen gelesen, in denen Erzählkunst aufblitzt, und weniger drehbuchartigen Sequenzen. Vielleicht merkt man hier doch ein wenig, dass der Autor erstmals nicht in seiner Muttersprache veröffentlicht hat.

Dennoch macht das Buch einfach Spaß. Der Protagonist A. und seine junge Freundin Niamh reisen von Großbritannien in die USA, wo A. von einem entfernten Verwandten Axton Haus, anscheinend ein wahres Spukschloss, geerbt haben soll. Sowohl sein Verwandter als auch dessen Vater haben sich durch einem Sprung aus dem Fenster selbst getötet. Bald beginnt auch A. den düsteren Sog von Axton Haus zu spüren. Und was hat es mit der Geheimgesellschaft auf sich, von der es heißt, dass sie sich jedes Jahr zur Wintersonnenwende auf Axton Haus trifft? Mit Spukeffekten, die mich so manches Mal an Lovecraft erinnerten, wird nicht gespart. Allerdings hat sich mir der Titel des Buches in keiner Weise erschlossen, denn renoviert wird hier wirklich nichts.

Bewertung vom 18.11.2018
Gefährten für immer
Voorhoeve, Anne

Gefährten für immer


ausgezeichnet

Als lebenslange Pferdefreundin war mir das Schicksal der Trakehnergestüte in Ostpreußen im Zweiten Weltkrieg von Kindheit an ein Begriff. Aber hier wird Geschichte lebendig und zwar so packend und vielschichtig, wie ich es nicht erwartet hatte. Das Buch war für mich ein echter Überrascgungshit und hat mich so manches Mal tief bewegt.

Die junge Lotte wird von ihrem Vater aus dem zerbombten Hannover ausgerechnet auf Gut Waldeck in Ostpreußen geschickt. Es wird von Antonia, einer Jugendfreundin von Lottes verstorbener Mutter, geführt. Auf dem Rücken der Trakehnerstute Lilie erlebt Lotte nach anfänglichen Schwierigkeiten zunächst ein herrliches Idyll. Doch der Schein trügt und entgegen aller Kriegspropaganda rückt die russische Armee Ostpreußen immer näher. Gemeinsam mit Antonias Nichte Emilia und dem jungen Harro, dem Sohn des ehemaligen Gestütsverwalters sowie zahlreichen Pferden muss Lotte schließlich fliehen. Das geschilderte Schicksal von menschlichen und tierischen Flüchtlingen wird dabei so realistisch und erschütternd beschrieben, dass ich so manches Mal wirklich schwer schlucken musste.

Immer wieder muss Lotte Abschied nehmen und über sich hinauswachsen. Obwohl der Roman weitestgehend mit fiktiven Figuren arbeitet, lehnt sich Lottes Flucht teilweise an tatsächliche historische Geschehnisse um Marion Gräfin Dönhoff an.

Auch das versöhnliche, aber tifgründige Ende weiß sowohl zu überzeugen als auch zu rühren. Das Buch bietet für alle Generationen soviel mehr, als man hinter dem eher jugendlich-romantischem Cover erwarten würde.

Bewertung vom 11.11.2018
Wild leben!
Baker, Nick

Wild leben!


sehr gut

Der Naturforscher Nick Baker liefert hier ein leidenschaftliches Plädoyer dafür ab. sich als Teil der Natur zu begreifen und vor allem sie mit allen Sinnen zu erleben. Denn was einem fremd ist, kann man nicht begreifen und wird sich auch nicht dafür einsetzen.

Untermalt mit eigenen Erlebnissen, greift Baker jeden unserer Sinne einzeln auf und bringt ihn uns mit biologischen Details nahe. Dabei spart er das eine oder andere Mal nicht mit einer gewissen Skurrilität, wenn er zum Beispiel an übelschmeckenden Nachtschnecken leckt oder dazu anregt, die Natur nackt zu erfahren.

Soweit muss man aber gar nicht gehen. Es reicht schon, in eigenem Garten zu beginnen, nicht alles aufzuräumen und beispielsweise Laubhaufen für Igel zur Verfügung zu stellen.
Den Titel finde ich nicht ganz so glücklich gewählt. Er weckt zumindest bei mir andere Assoziationen. Naturverbunden leben hätte es besser auf den Punkt gebracht. Und dazu liefert das Buch tatsächlich sehr viele Ansätze.

Bewertung vom 04.11.2018
The Last Viking 1 - Das Blut der Wikinger
Anderson, Poul

The Last Viking 1 - Das Blut der Wikinger


sehr gut

Der Mantikore Verlag legt derzeit Romane des berühmten, bereits verstorbenen Autors Poul Anderson wieder auf. Nach War of Gods wollte ich daher nun auch diesen Auftakt der Lebensgeschichte des historischen Wikingerkönigs Harald lesen.

An den epischen Schreibstil Andersons war ich bereits durch den Vorgänger-Roman gewöhnt. Man muss wissen, dass er detailltreu und episodenhaft erzählt, was den Leser eher an alte Sagen denken lässt als einen modernen Roman. Dadurch entsteht leider eine gewisse Distanz zu den Protagonisten. Es lässt ihr Schicksal aber in keiner Weise uninteressant werden.

Der Roman begleitet Harad durch seine Kindheit und Jugend bis ins mittlere Mannesalter. Er folgt ihm durch wechselnde Länder, wo Harald viel Schlachtenruhm erringt, bis er nach Norwegen zurückkehren kann, um sein Königserbe einzufordern.

Leider geht Harald nicht rücksichtsvoll mit Frauen um, was zwar wohl in die Zeit passt, ihn aber nicht besonders sympathisch macht. Sogar als er sich verliebt, ändert ihn das nicht dauerhaft. Angenehmer war mir sein Gefolgsmann, der feinfühlige Ulf. Auch durch das häufige Kriegsgeschehen dürfte der Roman Männer tendenziell mehr begeistern als Frauen. Aber auch als Frau möchte ich im nächsten Teil erfahren, wie es mit Harald weitergegangen ist.

Bewertung vom 28.10.2018
Einfach loslassen -
Rudolph, Ina

Einfach loslassen - "The Work" to go


ausgezeichnet

Schon vor Jahren habe ich mich einmal mit The Work von Byron Katie befasst. Das Ganze blieb damals für mich aber ziemlich abstrakt und verlor sich in biographischen Details Katies und ihren Fallberichten. Irgendwie habe ich zwar ein paar sinnvolle Anregungen mitgenommen (zum Beispiel, dass es keinen Sinn macht, mit der Realität zustreiten), aber keinen dauerhaften Zugang gefunden.

Mit "Einfach loslassen" sieht es dagegen ganz anders aus. Das Set besteht aus einem handlichen kleinen Karton, einem Booklet und Übungskarten. Farbegung und Gestaltung wirken spielerisch leicht und treffen meinen Geschmack. Das Booklet bringt den Kern von The Work wirklich sehr treffend auf den Punkt. Es geht darum, mit Hilfe von vier Fragen eigene Glaubenssätze zu hinterfragen, die regelmäßig ins Unglück führen. Dabei wird viel mit Umkehrungen gearbeitet, die bisher für mich immer etwas unklar geblieben sind, hier aber wirklich hilfreich erklärt werden. Trotzdem bedarf es der Übung, denn die Techniken sind schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint. Die Karten decken einige wichtige Lebensbereiche ab, lasen aber auch mit Karten, die auf der Rückseite Platz für eigene sterssende Glaubenssätze bieten, Raum für individuelle Probleme.
Die Karten haben mir The Work nähergebracht und ich were sie häufig zur Hand nehmen, um damit zu arbeiten.

Bewertung vom 28.10.2018
Die perfekte Unschuld / Luc Callanach Bd.2
Fields, Helen

Die perfekte Unschuld / Luc Callanach Bd.2


ausgezeichnet

Es handelt sich hier um den zweiten Teil der Reihe um das Edinburgher Ermittler-Duo Luc Callanach und Ava Turner. Ich persönlich halte es für wichtig, den ersten Teil gelesen zu haben, sonst wird man keine Freude an der Rahmenhandlung abseits der Mordfälle entwickelt können. Lucs Vergangenheit und was sich zwischen ihm und Ava abspielt oder gerade nicht abspielt, machen für mich aber einen großen Teil des Reizes der Serie aus.
Diesmal bekommen die beiden es mit einer wahren Serie äußerst brutaler Mordfälle zu tun, die regelrecht inszeniert wirken. Spannend ist dabei auch die Frage, um wieviele Mörder es sich handelt und inwieweit die Morde wirklich zusammenhängen. Außerdem entspinnt sich noch ein weiterer Fall mit Cyber-Kriminalität, in dem ausgerechnet ein Freund Avas ermittelt, ein unsympathischer Konkurrent für Luc, der die Stimmung stark anheizt.
Die Autorin legt geschickt falsche Fährten, hält die Spannungskurve hoch und führt mit dem Journalisten Lance und dem Hacker Ben neue, sympathische Nebenfiguren ein. Es macht Spaß, erneut dem Team der Edinburgher Polizei bei der Arbeit zuzusehen. Dabei kann man sich über die arrogante Chefin Overbeck herrlich aufregen. Insgesamt hat mir dieser Band sogar noch ein wenig besser gefallen als der erste Teil, so dass ich Ava und Luc auf jeden Fall weiter folgen werde.

Bewertung vom 21.10.2018
Rebellische Herzen / Saphir Bd.1
Belitz, Bettina

Rebellische Herzen / Saphir Bd.1


ausgezeichnet

Da mir schon die phantastischen Romane von Bettina Belitz sehr gut gefallen haben, war es für mich eine Freude zu entdecken, dass sie auch Pferderomane schreibt. Bereits "Ein Schimmer von Glück" hatte mich vollkommen überzeugt, so dass ich mir "Saphir" nicht entgehen lassen konnte, auch wenn es sich dabei nicht um eine Fortsetzung handelt.
Besonders hervorzuheben ist, dass sich die Autorin hier in keiner Weise wiederholt. Sie gibt ihrer Protagonistin Roxy als Ich-Erzählerin sofort eine unverwechselbare Stimme. Roxy weiß nicht viel über ihre Vergangenheit, nur dass sie als kleines Kind in einem Wohnwagen hauste und Pferdekontakt hatte. In Pflegefamilien hat sie sich nicht zurecht gefunden und wohnt mittlerweile in einer betreuten WG mit anderen Jugendlichen. Sie ist verschlossen und reagiert auf Druck mit Aggressivität bis hin zur Prügelei, für die sie Sozialstunden aufgebrummt bekommt. Ausgerechnet auf dem Kastanienhof, einem noblen Turnierstall, soll sie den Sozialdienst ableisten. Was für andere Mädchen eine Freude wäre, macht Roxy Angst, denn durch ihre Vergangenheit sie ist sicher, alles was ihr gefällt, wird ihr wieder genommen werden...

Auf dem Kastanienhof trifft Roxy nicht nur auf das verstörte Vollblutpferd Saphir, zu dem sie eine instinktive Verbindung spürt. Um Saphir nahe zu kommen, muss sie dem Sohn des Stalleigners, Nolan, ihre Arbeitskraft anbieten, denn Saphir gehört ausgerechnet Nolans arroganter Freundin, die mit Saphir völlig überfordert ist.

Dass die Autorin selbst Pferdeverstand und -erfahrung hat, merkt man in jeder Zeile. Nicht nur fängt sie die versnobte Turnierstall-Atmosphäre wunderbar amüsant ein. sondern sie lässt die Pferde authentisch reagieren und vermittelt nebenbei noch Grundsätze des pferdegerechten Umgangs nach Horsemanship-Prinzipien.

Als sich die Situation um den panischen Saphir immer mehr zuspitzt, muss Roxy über ihren Schatten springen, um ihm zu helfen. Wird es ihr für Saphir gelingen, sich der Gefahr, seelisch verletzt zu werden aussetzen und sich Nolan, auf dessen Hilfe sie angewiesen ist, anzunähern?

Auch die Nebenfiguren des Romans wie Roxys Betreuer Steffen oder der Horseman Ray haben mir gutgefallen. Fazit: Ein gelungener Roman sicher nicht nur für junge und ältere Pferdfreunde, dem ich gern noch viel länger gefolgt wäre.

Bewertung vom 18.10.2018
10 Herzbotschaften
Schädel, Andrea

10 Herzbotschaften


weniger gut

Da ich das Buch im Rahmen einer Leserunde zur Verfügung gestellt bekommen habe, hätte ich es wirklich gern sehr gemocht. Außerdem möchte es auch wirklich lobenswerte Botschaften zum Thema Tier- und Naturschutz vermitteln.

Dennoch hat es meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Das Cover mit einem seelenvoll blickenden Australian Shepherd ist wirklich wunderschön. Die Bilder im Innenteil können mit dieser Qualität jedoch nicht mithalten, sie kämen auf glänzendem Papier vielleicht mehr zur Geltung. Sie wirken etwas beliebig und sind zum Teil auch farbverändert, was zum Beispiel zur genetischen Unmöglichkeit einer Ragdollkatze mit quietschgrünen statt blauen Augen führt. Es entsteht kein natürlicher Eindruck.
Der Textumfang ist sehr gering, ich habe das Buch in wenigen Minuten durchgelesen. Die Botschaften der Tiere, die die Autorin weitergeben möchte, sind leider mitunter redundant formuliert. Wer wie ich ein Grammatikfreund ist, dürfte auch beim falschen Genitiv mit Apostroph und s, den es zwar im Englischen, im Deutschen aber natürlich nicht gibt, aus dem Lesefluss gerissen werden. Hinzu kommen die kurzen Absätze aus ein bis zwei Sätzen, die gleichzeitig bei mir zu einem eher ruckelnden Leseerlebnis geführt haben.

Die übermittelten Botschaften sind zweifellos sinnvoll, bleiben aber oberflächlich. Auch die Ausdrucksweise könnte ausdrucksvoller sein, wenn zum Beispiel einer der tierischen Botschafter einfach als Vogel bezeichnet wird, ohne ins Detail zu gehen.

Wer sich wie ich Tieren und der Umwelt eng verbunden fühlt, wird nichts Neues entdecken können. Lesern, bei denen das nicht der Fall ist, werden durch die wenigen Zeilen meiner Meinung nach nicht zum Umdenken bewegt werden, anders als es im Vorwort als Wunsch formuliert ist.

Verblüfft war ich über den Anteil, den Produkteigenwerbung in dem schmalen Bändchen einnimmt. Dies kam unvermutet und war nach den Botschaften der Tiere ein wenig wie eine kalte Dusche.

Bewertung vom 16.10.2018
Sieben Tage wir
Hornak, Francesca

Sieben Tage wir


ausgezeichnet

Ich hatte mit einer netten Geschichte für zwischendurch gerechnet, mochte das Buch aber kaum mehr aus der Hand legen. Oft hatte ich das Gefühl, einem wunderbar erdachten Theaterstück im Stil von Oscar Wilde zu folgen, so plastisch entwickelt die Autorin die Figuren und verwickelt sie gleichzeitig überzeugend in solche Irrungen und Wirrungen, das es eine wahre Freude für mich war.

Die britische Famile Birch muss sich über Weihnachten wohl oder übel selbst in ihrem Herrenhaus in Norfolk isolieren. Die ältere Tochter Olivia kehrt von einem Auslandseinsatz zurück, wo sie als Ärztin einem gefährlichen Virus ausgesetzt war. Sieben Tage lang muss sich die Familie in Quarantäne begeben. Doch nicht nur Olivia hat Geheimnisse im Gepäck. Auf Mutter Emma, Vater Andrew und die verwöhnte jüngere Tochter Phoebe trifft dies ebenso zu. Als Andrews geheimer nichtehelicher Sohn Jesse und Phoebes Verlobter zusätzlich in die Quarantäne solpern, wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, in der die Birches erkennen müssen, das vieles nicht so ist, wie es ihnen schien.

Der Roman ist raffiniert durchdacht, witzig, anrührend und punktet durch seine Protagonisten, die trotz ihrer unverhohlenen Schwächen durchweg sympathisch sind. Viel mehr als nur Feiertagslektüre!

Bewertung vom 14.10.2018
KA - Das Reich der Krähen
Crowley, John

KA - Das Reich der Krähen


ausgezeichnet

Dies ist nun das zweite Buch in Folge aus dem Golkonda Verlag, das mich mit seiner Einzigartigkeit begeistert. Es ist ein sehr vielschichtiges, episches Werk. Wer nur putzige Tierfantasy sucht, wird wahrscheinlich hier nicht ideal aufgehoben sein. Zwar kann sich der Autor wirklich wunderbar und überzeugend in die Welt der Krähen einfühlen. Es geht hier aber um viel mehr, ja um nichts weniger als um Leben und Tod.

"Totenvögel" werden die Krähen denn auch von den Menschen genannt. Dar Eichling ist die erste Krähe, die sich selbst einen Namen gibt und in grauer Vorzeit die Gesellschaft der Menschen sucht. Eichling lernt sogar, mit einzelnen Menschen zu kommunizieren. Oft sind dies Schamanen, mit denen Eichling auch lernt, den Schleiher zwischen den Welten ein ums andere Mal zu überqueren. Doch dies hat Konsequenzen: Eichling kann zwar sterben, wird jedoch stets wiedergeboren. So lebt Eichling viele Krähenleben, bis er schließlich in der Neuzeit einem alten Witwer begegnet, der Eichlings Geschichte zu Papier bringt.

John Crowley ist in der Tat ein Meister des Wortes, der mir hier nicht nur die Welt der Krähen sehr nahe gebracht hat. Das Buch wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Abgerundet wird es von einem wunderschönen, edel gestalteten Buchumschlag.