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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2016
Leotas Garten
Rivers, Francine

Leotas Garten


ausgezeichnet

Die 84-jährige Leota Reinhardt lebt in einem heruntergekommenen Viertel. Die alltäglichen Arbeiten fallen ihr mittlerweile schwer, besonders das Einkaufen bereitet ihr große Mühe. Und um ihren geliebten Garten kann sie sich schon lange nicht mehr kümmern. Leota bittet bei einer gemeinnützigen Organisation um eine Haushaltshilfe und bekommt den Studenten Corban Solsek zur Seite gestellt.
Corban geht nicht ganz uneigennützig zu Leota, er braucht für seine Semesterarbeit in Soziologie dringend eine ergänzende Fallstudie und hofft auf die Unterstützung der alten Dame.

Nora Gaines hat das Leben ihrer Tochter Annie perfekt geplant. Doch die 18-jährige will sich nicht mehr gängeln lassen und beginnt zu Noras großem Entsetzen, ihre eigenen Pläne zu verwirklichen. Neben einem Kunststudium ist es Annie besonders wichtig, endlich ihre Großmutter Leota besser kennenzulernen…

„Leotas Garten“ ist eine fesselnde Familiengeschichte voller Emotionen. Francine Rivers erzählt sehr intensiv, sie geht auf alle Ereignisse und Charaktere sowie deren Probleme genau ein und kann die Gedanken und Gefühle der Protagonisten ausgezeichnet darstellen - man ist als Leser sofort mittendrin im Geschehen.

Die Beziehungen der einzelnen Akteure zueinander sind ganz unterschiedlich.
Mit Leota und Corban prallen zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Er hält sie für eine alte Hexe, sie ihn für einen Schwätzer. Francine Rivers gestaltet diesen Part der Geschichte sehr humorvoll, die Dialoge der beiden sind einfach herrlich.
Die erste Begegnung von Leota und Annie ist sehr bewegend. Das Miteinander der beiden Frauen ist herzlich und liebevoll und man kann wunderbar nachempfinden, wie gut Oma und Enkelin die gemeinsame Zeit tut.
Das Mutter-Tochter-Verhältnis zwischen Leota und Nora ist alles andere als harmonisch und seit vielen Jahren geprägt von Missverständnissen und Meinungsverschiedenheiten. Während Leota ein altes Geheimnis hütet, hegt Nora einen tiefen Groll gegen ihre Mutter und sieht in Leota nur die Frau, die sich nicht um ihre Kinder gekümmert hat.
Und auch die Beziehung zwischen Annie und Nora ist kompliziert. Nora hat Annies Lebensweg genau festgelegt und erwartet, dass ihre Tochter ausschließlich nach ihrer Pfeife tanzt. Doch Annie hat das Bevormunden satt und möchte ihren eigenen Weg gehen. Gleichzeitig möchte Annie herausfinden, warum ihre Mutter so rechthaberisch und verbissen ist.

Mit Annie kommt sehr viel Lebensfreude und positive Energie in Leotas Haus. Der Garten erblüht nach und nach zu neuem Leben. Und Leota findet im Verlauf der Handlung den Mut, die Wahrheit über die viele Jahre zurückliegenden Ereignisse preiszugeben. Dennoch scheint eine Versöhnung zwischen Leota und Nora in weiter Ferne zu liegen.

Der christliche Glaube spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle. Besonders Leota und Annie halten oft Zwiesprache mit Gott.

„Leotas Garten“ ist eine Familiengeschichte voller Licht und Schatten. Fesselnd, gefühlvoll und immer wieder zum Nachdenken anregend.

Bewertung vom 01.03.2016
Lucy fliegt
Piuk, Petra

Lucy fliegt


ausgezeichnet

Die 23-jährige Lucy will eine berühmte Schauspielerin werden. Hollywood ist ihr Ziel. Und ein Oscar für die beste weibliche Hauptrolle darf natürlich auch nicht fehlen. Lucy weiß, dass sie es schaffen kann und ist bereit für ihren Lebenstraum alles zu tun. Sie steigt trotz ihrer Flugangst in ein Flugzeug und los geht’s…

In „Lucy fliegt“ wartet Petra Piuk mit einem sehr ungewöhnlichen Schreibstil auf. Sie legt Lucy unvollständige Sätze in den Mund. Anfangs befremdlich, fühlt sich dieser Stil aber schon nach wenigen Seiten richtig an. Er passt zu Lucy und zu ihrer Geschichte, denn Lucy, die eigentlich Linda heißt, scheint manche Gedanken nicht wirklich zu Ende zu denken.

Lucy wirkt zunächst sehr lustig. Man schmunzelt über ihre Pläne und ihre wenig durchdachten Aktionen, lacht über die naive Art und Weise, wie sie sich ihr Leben ausmalt.
Doch nach und nach wird klar, dass hier kaum etwas lustig ist. Während Lucy im Flugzeug sitzt, erzählt sie aus ihrem Leben – diese Rückblenden werden im Verlauf der Geschichte immer häufiger und dramatischer.
Mit jeder gelesenen Seite wird deutlicher, dass Lucy die Realität aus den Augen verloren hat, in einer Traumwelt gefangen ist und keinerlei Selbstwertgefühl hat. Lucy ist eine junge Frau, der es von Kindesbeinen an an Liebe und Anerkennung gemangelt hat – ein Mangel, den sie durch die Verwirklichung ihrer abgedrehten Träumereien auszugleichen versucht. Sie wünscht sich, dass alle zu ihr aufschauen und sie bewundern. Für dieses Ziel macht sie alles. Dass sie nur ausgenutzt, belächelt, verschaukelt und verspottet wird, registriert sie zwar, schiebt die Bosheiten aber beiseite und ist sich sicher, dass sie es allen zeigen wird. Sie landet in einer Casting-Show. Wird für eine quotenträchtige Geschichte gedemütigt und rutscht unaufhaltsam auf einen Abgrund zu…

„Lucy fliegt“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in ihre eigene Realität flüchtet und aus dieser Parallelwelt nicht wieder herausfindet. Ein großartiger, sehr bewegender Roman. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.03.2016
Ich bin dann mal ganz anders
Schreiner, Jennifer

Ich bin dann mal ganz anders


gut

Die 28-jährige Studentin Anna wirkt auf den ersten Blick chaotisch und tollpatschig. Ihr Selbstwertgefühl ist im Keller – kein Wunder, hat sie doch eine perfekte Schwester, der einfach alles zu gelingen scheint. Fettnäpfchen-Hüpferin Anna beschließt daher, dass eine neue Identität her muss. Sie stülpt sich kurzerhand Perücken auf den Kopf und kreiert sich so zwei zusätzliche Leben – grandiose Idee oder größtes Fettnäpfchen aller Zeiten?

„Ich bin dann mal ganz anders“ ist frisch-fröhlich geschrieben und kommt humorvoll und mit einer guten Portion Romantik daher. Annas Perücken-Persönlichkeitswechselspiel steckt voller Situationskomik.

Was anfangs noch witzig ist und mich gut unterhalten hat, wird irgendwann zu einem Kuddelmuddel, das ich nicht mehr durchschaut habe. Anna geht es ähnlich, nach und nach wächst ihr ihr Identitäten-Hin-und-Her über den perückten Kopf und alles endet mit einem großen Knall.

Die große Frage: Macht eine andere Haarfarbe/eine Perücke einen neuen Menschen? Bei Anna wirkt es und ich vermute sogar, dass man sich tatsächlich für kurze Zeit selbst täuschen kann, aber es scheint mir unmöglich, alle anderen mit diesem Wechselspiel zu übertölpeln. Genau das ist es aber, was in dieser Geschichte passiert, selbst Mutter und Schwester fallen bis zum Schluss auf Annas kleine Maskerade herein – dadurch wird die Handlung leider sehr unglaubwürdig.

„Ich bin dann mal ganz anders“ ist eine turbulente Komödie, die mir insgesamt zu überdreht und zu unrealistisch war.

Bewertung vom 17.02.2016
Das Schlossgespinst / Anwalt Fickel Bd.3
Hess, Hans-Henner

Das Schlossgespinst / Anwalt Fickel Bd.3


ausgezeichnet

Meiningen im Hochsommer. Drückende Hitze im Amtsgericht und Anwalt Fickel - luftig in Hawaiihemd und Badelatschen gewandet - möchte am liebsten jegliche Anstrengung vermeiden. Doch wie so oft kommt es ganz anders, als man es gerne hätte: Die ehemalige Bürgermeisterin Elfriede Langguth wird ermordet und der Fickel muss als Testamentsvollstrecker ran…

„Das Schlossgespinst“ ist bereits Fickels 3. Fall - für mich war dieser Einsatz in Meiningen der erste, den ich mit Rechtsanwalt des Meininger Amtsgerichtes erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der ersten Fälle habe ich den Ermittler und seine Kollegen sehr gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir Informationen fehlen würden.

Ganz begeistert bin ich von dem großartigen Humor, der in diesem Kriminalfall durchweg mitschwingt. Herrliche Situationskomik und schräger Wortwitz haben mich immer wieder Schmunzeln lassen. Aber der Krimi ist nicht nur unterhaltend und humorvoll – man kann auch prima mitgrübeln, wer denn nun hinter dem hinterhältigen Mord an der Roten Elfriede steckt.
Die Ermittlungen verlaufen sehr ruhig. Fickel und auch Kriminalrat Recknagel halten Augen und Ohren offen und gehen den sich auftuenden Hinweisen nach. Während einige Spuren zum Historischen Verein und ins Schloss Elisabethenburg führen, legen die Ermittler ein besonderes Augenmerk auf das persönliche Umfeld der Ermordeten. Neben der Spurensuche gibt es immer wieder Einblicke in den Arbeitsalltag von Fickel, der Oberstaatsanwältin Gundelwein und deren Kollegen – die Justiz wird hier in ein sehr amüsantes Licht gerückt.

Ganz nebenbei erfährt man auch noch allerlei Wissenswertes über die Historie Meiningens – die südthüringische Kulturstadt wird von Hans-Henner Hess prima in Szene gesetzt.

Gut gefallen haben mir die zahlreichen Fußnoten – informative Anmerkungen und witzige Kommentare verleihen der Geschichte zusätzlichen Pfiff.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir großen Spaß gemacht - „Das Schlossgespinst“ ist ein sehr unterhaltsamer Krimi mit einem außergewöhnlichen Ermittler. Ein großartiges Lesevergnügen, besonders für Freunde des skurrilen Humors.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2016
Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt. Warum ist keins mehr da, wenn man es am dringendsten braucht?
Krauleidis, Raymund

Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt. Warum ist keins mehr da, wenn man es am dringendsten braucht?


ausgezeichnet

In „Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt…“ wird die gute, alte Textaufgabe aufpoliert und ins Rampenlicht gerückt. Mit viel Witz präsentiert Raymund Krauleidis in diesem Buch Alltagssituationen, wie sie eigentlich jeder kennt bzw. schon einmal erlebt hat.
Der Autor hat zahlreiche Begebenheiten aus den unterschiedlichsten Bereichen des täglichen Lebens (von Arbeit über Freizeit und Sport bis hin zu Politik ist alles dabei) in Textaufgaben verpackt und diese mit herrlich amüsanten Lösungsvorschlägen ausgestattet. Herausgekommen sind viele kleine Geschichten. Zum Schmunzeln. Zum Lachen. Zum Nachdenken. Und auch zum Kopfschütteln.
Ab und an gibt es für die Freunde der Mathematik etwas zum Rechnen (Lösungen sind im Anhang zu finden), aber bei den allermeisten Aufgaben kommen auch Mathe-Muffel voll auf ihre Kosten.

„Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt…“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung. Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht – ein Buch, das mich fröhlich und gut gelaunt zurücklässt.

Bewertung vom 16.02.2016
Rentierköttel / Torsten, Rainer & Co. Bd.3
Simon, Lars

Rentierköttel / Torsten, Rainer & Co. Bd.3


ausgezeichnet

Leksand, Mittelschweden. Ein schönes Häuschen mit Garten, Freundin Linda an seiner Seite – davon kann Torsten Brettschneider im Moment nur träumen, denn das frisch erworbene Haus wurde erhaltungstechnisch arg vernachlässigt und Linda ist spurlos verschwunden. Deshalb engagiert Torsten für die Renovierungsarbeiten flugs eine Handwerker-Crew, drückt Papa Gerd die Aufsicht aufs Auge, klettert mit Freund Rainer in VW-Bus Lasse und braust nach Lappland, um Linda zu finden…

Lars Simon weiß, wie er seine Protagonisten piesacken kann und schickt Torsten und Rainer diesmal in die eisekalten, unendlichen Weiten Lapplands. Damit nicht genug für das abenteuererprobte Duo - mitten im idyllischen, frostigen Nirgendwo hockt eine Bande verpeilter Gestalten, die sich offenbar für die Nachkommen nordischer Götter halten und Torsten und Rainer in ihren Kreis aufnehmen wollen.

Und damit nimmt ein großartiges Spektakel seinen Lauf – auf den Leser wartet ein herrlich turbulentes Schwedenabenteuer mit sehr viel Situationskomik, Slapstickeinlagen und einer riesigen Portion Wortwitz.

Wie auch schon in den vorherigen Bänden sind auch in „Rentierköttel die herrlich skurrilen Akteure der Clou. Neben Torsten und Rainer sind natürlich auch Nörgel-Papa Gerd und seine Renate wieder mit von der Partie. Zu ihnen gesellen sich einige schräge Neuzugänge, die mit abgedrehten Eigenheiten zu punkten wissen und durchweg für beste Unterhaltung sorgen: Thoralf Leifsson aka Odin hat eine Heringsallergie. Die emanzipierte Umweltaktivistin Daphne „die Da“ Teichmann wird zu Rainers Herzblatt. Und Lindas Ex-Freund Olle Olofsson macht seinem Titel „A***geige“ alle Ehre.

Das Lesen von „Rentierköttel“ hat mir riesengroßen Spaß gemacht. Ein Buch, randvoll mit guter Laune - pures Lesevergnügen für alle, die skurrile Figuren und wahnwitzige Abenteuer mögen.

Bewertung vom 02.02.2016
Sturm über dem Meer
Wilken, Constanze

Sturm über dem Meer


ausgezeichnet

Borth/Wales. Ein neues Projekt führt die Archäologin Dr. Samantha Goodwin an die Westküste Wales’ in das beschauliche Fischerdorf Borth. Hier hat ein Sturm die versteinerten Baumstümpfe eines versunkenen Waldes freigelegt. Sam freut sich auf die Aufgabe, denn ihre Großmutter Gwen lebt in Borth. Dass Sam bei ihrer Spurensuche auf das Geheimnis um das Verschwinden ihres Großvaters vor 60 Jahren stoßen wird, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

In „Sturm über dem Meer“ erwartet den Leser eine spannende Familiengeschichte über mehrere Generationen mit interessanten Charakteren und rätselhaften Ereignissen.

Der versteinerte Wald, der bei Ebbe am Strand von Borth sichtbar wird, ist mit einer Legende verknüpft. Hier soll es einst ein mächtiges Königreich gegeben haben - Cantre’r Gwaelod, das auch als das „walisische Atlantis“ bezeichnet wird. Cantre’r Gwaelod soll untergegangen sein, weil Seithennin, der Wächter der Fluttore, während eines Sturmes betrunken war und seine Pflicht vernachlässigt hat.
Sam ist dieser alten Legende auf der Spur und sucht nach Resten von Burganlagen. Als sie zwischen den Baumstümpfen ein Grab mit einer Leiche entdeckt, glaubt sie, ihren vermissten Großvater Arthur gefunden zu haben. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und Sam gerät in große Gefahr.

Die Geschichte spielt nicht nur im heutigen Borth, sondern zu einem großen Teil auch in den 1950er Jahren. Hier lernt man Gwen als junge Frau kennen und erfährt, was sie in den Nachkriegsjahren alles erlebt hat.
Besonders gut hat mir gefallen, dass Constanze Wilken nicht nur von den schönen, heiteren Momenten erzählt, sondern auch von den Problemen der Einwohner berichtet. Gerade die Nachkriegszeit macht der Bevölkerung schwer zu schaffen. Nicht nur die alltäglichen kleinen Sorgen kommen zur Sprache, auch das Leid der Kriegsversehrten und die Rationierungen in der Versorgung sind ein Thema. Schwere Zeiten, die nicht nur Kummer, Entbehrungen und Verzicht im Gepäck haben, sondern auch Neid, Missgunst und Habgier.

Constanze Wilken baut durch die Rätsel, die der Fund der Leiche mit sich bringt, eine großartige Spannung auf. Man wird hineingezogen in einen Strudel aus vergangenen und aktuellen Geschehnissen. Stück für Stück werden die zurückliegenden Ereignisse ans Tageslicht befördert - man kann bestens mit den Akteuren mitfiebern und ganz wunderbar über die Hintergründe und Motive, die damals zu dem Mord geführt haben, spekulieren.

Sam muss dieses Abenteuer nicht alleine durchstehen, der verwitwete Ex-Marineoffizier Luke Sherman und sein pfiffiger Sohn Max stehen ihr zur Seite.

Man merkt diesem Buch auf jeder Seite Constanze Wilkens Liebe zu Wales an. Die schroffe Natur, die tosende See und auch der kleine Küstenort werden detailreich beschrieben und die Eigenart und Schönheit der Landschaft hervorgehoben.

„Sturm über dem Meer“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir mit seiner mitreißenden Handlung nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch Einblicke in die Historie und die Mythen von Wales ermöglicht. Absolute Leseempfehlung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2016
Das dunkle Herz der Welt
Le Hingrat, Liliana

Das dunkle Herz der Welt


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das dunkle Herz der Welt“ nimmt Liliana Le Hingrat den Leser mit auf eine fesselnde Reise in das 15. Jahrhundert und erzählt die Geschichte der rivalisierenden Ritter Vladislav Basarab Draco und János Hunyadi. Einst Schwertbrüder, zerbricht ihre Freundschaft, als sie sich beide in Clara von Thegzes verlieben.

Die Autorin hat die historischen Ereignisse im Südosten Europas zwischen Februar 1431 und Dezember 1447 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein vielschichtiges und vor allem authentisches Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Liliana Le Hingrat versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil sehr geschickt, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Nach einem kurzen Prolog, in dem es um die Geburt von Vlas engem Vertrauten Roxolan geht, wird man direkt ins Geschehen katapultiert und erlebt Vladislavs Aufnahme in den mächtigen Drachenorden mit.

Die ausführlichen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen machen die Szenerie lebendig – schnell ist man mittendrin in einer Welt aus Intrigen und Verrat, Religionskonflikten, Eifersucht und Neid. Der Kampf um den walachischen Thron und das Ringen um Reichtümer, Macht und Ruhm werden von der Autorin spannend und mitreißend erzählt.

Sowohl die historischen wie auch die fiktiven Figuren werden lebhaft und facettereich dargestellt und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren wie Vlas Frau Vasilissa wirken nicht oberflächlich, sondern bereichern die Szenerie außerordentlich.

Abgerundet wird der Roman durch Landkarten auf den Umschlaginnenseiten, ein ausführliches Personenverzeichnis und ein erläuterndes Nachwort.

Mir hat das Lesen dieses historischen Romans mit den politischen Verwicklungen, den Kriegswirren, dem Glaubensgerangel, den fiesen Machenschaften und Intrigen und der spannenden Liebesgeschichte sehr gut gefallen. Ein tolles, intensives Leseerlebnis.