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Benutzername: 
harakiri
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Ostalb
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1100 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2021
Über Menschen
Zeh, Juli

Über Menschen


ausgezeichnet

Was für ein Roman! Ich bin mir sicher, dass meine Rezension diesem Buch in keiner Weise gerecht werden kann. Jetzt schon ist dieses Buch mein absolutes Jahreshighlight und wohl nicht zu toppen.
Dora zieht von Berlin in ein kleines Dorf in Brandenburg. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Doch nur, wenn man die Oberfläche betrachtet. Während sie sich einrichtet, kommt sie mit ihrem Nachbarn in Kontakt, dem „Dorf-Nazi“. Gote greift ihr unter die Arme und Dora merkt: wir alle sind nur Menschen.
Die Bücher von Juli Zeh sind nicht einfach nur Romane. Es sind Welten, die sich eröffnen. Und wieder die Frage: was macht uns zu den Menschen, die wir sind, bzw. der Antwort: die wenigsten Menschen wollen etwas Böses.
Auch die in dem kleinen Dorf in Brandenburg nicht. Und doch gibt es dort Personen, die anders sind, in keine Schablone passen, die AfD wählen oder Nazis sind. Doch als Dora diese Leute näher kennenlernt stellt sie fest, dass niemand besser oder schlechter ist als andere. Jeder geht seinen Weg, oft erzeugt durch seine Umgebung und die Umstände.
Zehs Charaktere sind voller Leben, egal ob Protagonist oder Nebenfigur, alle wirken authentisch. Neben Dora und Gote hat mir auch Franzi sehr gut gefallen und auch die Schilderungen des Dorfes wirkten lebensnah und greifbar.
Fazit: Juli Zehs Schreibweise hat mich wieder umgehauen und mitgerissen.

16 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Ein neuer Anfang / Hebammen-Saga Bd.4
Winterberg, Linda

Ein neuer Anfang / Hebammen-Saga Bd.4


sehr gut

Eine neue Generation
Margot, Edith und Luise sind mittlerweile viele Jahre an der wieder aufgebauten Frauenklinik tätig. Immer noch macht ihnen ihre Arbeit viel Spaß und nun dürfen sie eine neue Generation Hebammen ausbilden. Marion, Jule und Helga verstehen ihr Handwerk genauso gut wie das ursprüngliche Trio. Doch auch für sie hält das Leben einiges bereit.
Der leider letzte Band der Hebammen-Saga konnte mich auch wieder begeistern. Das Buch liest sich beinah von alleine. Lebendige, sympathische Charaktere und eine schlüssige Handlung machen das Lesen zu einem Vergnügen.
Lediglich denselben Kritikpunkt wie beim letzten Band muss ich wieder anbringen: auch wenn das Buch Die Hebammen heißt, es sind doch für mich zu viele Geburten vorgekommen. Darüber kommt das Privatleben der Protagonisten ein wenig zu kurz. Gerade die Sache mit der Engelmacherin, die auf einmal nicht mehr verfolgt wird oder Luises Abschied: hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Fazit: schade, dass die Reihe mit diesem Band endet. Ich hätte die Hebammen gerne noch auf weiteren Abenteuern begleitet.

Bewertung vom 13.03.2021
Romy und der Weg nach Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.16
Marly, Michelle

Romy und der Weg nach Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.16


ausgezeichnet

Unvergessen als Sissi – doch Romy Schneider war viel mehr.
Romy will erwachsen werden und ihr Leben selbst bestimmen. Als sie bei Dreharbeiten Alain Delon kennenlernt, weiß sie: sie wird ihm nach Paris folgen und ihr Image der kindlichen Kaiserin ablegen. Die Hürden sind allerdings hoch und Romy muss schwer kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen.
In „Romy und der Weg nach Paris“ bekommt der Leser nur einen Teil vom Leben Romy Schneiders präsentiert. Der aber hat es in sich. Romys befehlerische Eltern machen es ihr nicht leicht. Doch Romy lässt sich nicht unterkriegen und brilliert sogar in einem französischsprachigen Theaterstück.
Einen Roman über eine berühmte Schauspielerin zu schreiben ist sicher nicht einfach, aber Michelle Marly gelingt das fabelhaft. Geholfen hat ihr wohl auch, dass sie Romys Mutter kannte, wie sie uns im Nachwort verrät. Ebenfalls im Nachwort stehen weitere autobiographische Daten zum Leben der zauberhaften Schauspielerin.
Fazit: Es hat mir sehr gut gefallen, Romy in diesem Roman näher kennen zu lernen, auch wenn das Werk nicht als Biografie gilt.

Bewertung vom 13.03.2021
Später
King, Stephen

Später


sehr gut

Es gibt immer ein Später
Jamies Lieblingswort ist „später“. Und so erzählt der Ich-Erzähler aus Stephen Kings neuem Roman auch. Viele Vorwegnahmen erschweren ein wenig die Geschichte, was aber nicht weiter schlimm ist, weil sich „später“ meist schon auf der nächsten Seite ergibt.
Jamie ist noch ein kleiner Junge als er entdeckt, dass er mit den Geistern von Toten reden kann. Eigentlich sollte das ja niemand wissen, aber gewisse Leute nutzen diese Tatsache, um Jamie für ihre Zwecke zu benutzen. Und so bleibt ihm am Ende kaum etwas anderes übrig, als seine Macht zu benutzen.
Auf dem Cover steht „Roman“. Jamie, der Erzähler, fast ein wenig naiv in seiner Schilderung, spricht von einem Horrorroman. So weit würde ich jetzt nach dem Lesen nicht gehen. Aber ein wenig gruselig ist die Handlung stellenweise schon. Die Leichen an sich sind weitgehend freundlich, bis auf eine. Die gibt dem ganzen Buch dann auch den gewissen Horror-Touch, ohne aber ins Splattergenre abzudriften. Dafür sorgt auch schon Jamies kindliche Art, durch die sich gar nicht erst groß Schrecken aufbaut.
King schreibt ja gern übernatürlich und hier war man vom Klappentext her schon darauf vorbereitet, was mir sehr gut gefallen hat. Kurze Kapitel sorgen für einen raschen Lesefluss.
Fazit: Vielleicht wird der Roman ja irgendwann fortgesetzt – später.

Bewertung vom 13.03.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


sehr gut

Das Leben ist ein Kreis.

Als Edna in einer Zeitschrift ein Foto ihres Jugendfreundes Jakob sieht, ist ihr klar: sie muss zu ihm. Ein in der Kindheit gegebenes Versprechen muss eingehalten werden. Gegen jede Vernunft beginnt sie ihren Weg quer über die Alpen – zu Fuß.

Und die Geschichte beinhaltet noch so viel mehr. Die Geschichte der „Schwabenkinder“, Kinder, die von ihren armen Familien weggeholt werden, um bei reichen Gutsbesitzern für Unterkunft und Essen zu arbeiten. Und die der Willkür der Gutsbesitzer ausgeliefert waren. Diese historische Begebenheit ist weitgehend unbekannt, wurde von Casagrande jetzt aber in ihrem Roman thematisiert.

Die Geschichte von Edna und Jacob ist fiktiv, aber vielschichtig. Und Ednas Fußmarsch erinnert entfernt an den 100-Jährigen. Ihre Erlebnisse sind teilweise auch etwas skurril und unglaubwürdig. Und am Ende fand ich sie dann auch etwas zäh. Aber besonders Emil, der Papagei, hat mich fasziniert.
Die Story spielt auf zwei Ebenen: der historischen und der Gegenwart. Beide konnten mich überzeugen und fesseln, aber vor allem die Etappen der Vergangenheit haben mich tief berührt. Das Schicksal der Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden und teilweise noch sehr klein waren.

Fazit: ich bin sehr froh, dass die Autorin diese Schicksale in einer schönen Geschichte zu Papier gebracht hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2021
Der Käfig / Island-Trilogie Bd.3
Sigurdardottir, Lilja

Der Käfig / Island-Trilogie Bd.3


sehr gut

Irgendwie fehlte mir dieses Mal etwas. Beziehen sich die ersten beiden Teile der Trilogie noch auf Sonja, steht dieses Mal Agla im Mittelpunkt. Nicht, dass deren Geschichte nicht auch sehr interessant wäre, aber ich dachte, es geht spannend mit Sonjas Story weiter. Die wird nun leider zur Nebenfigur. Dennoch ist das Buch eine tolle Ergänzung zu den Vorgängerbänden und löst auch einige Fragen auf und bringt die Story zu einem Ende.
Agla wurde von Sonja verlassen und ihr Betrug im Bankengeschäft beschert ihr einen Gefängnisaufenthalt. Nach einem Selbstmordversuch bekommt sie durch die neue Insassin Elisa und durch ein Jobangebot neuen Lebensmut.
Spannung entsteht durch die Reise der Journalistin Maria, die Agla bei der Aufdeckung eines Finanzskandals hilft.
Parallel läuft noch die Handlung von Anton, der seiner Freundin Julia ein ganz besonderes Geschenk machen will. Diese Story fand ich aber eher störend und seitenfüllend. Sie passt so gar nicht zum Rest der Trilogie.
Fazit: fand ich die ersten beiden Bände noch total gut, bin ich bei diesem etwas im Zwiespalt. Sehr gut geschrieben, eine interessante Story, aber nicht wirklich passend zu den Vorgängerbänden.

Bewertung vom 08.03.2021
Die Stimme der Rache / Ackerman & Shirazi Bd.2
Cross, Ethan

Die Stimme der Rache / Ackerman & Shirazi Bd.2


ausgezeichnet

Bereits am Ende des 1. Bandes der neuen Reihe um Francis Ackermann jr., alias Franklin Stine, erfahren wir von einem neuen, besonders schrecklichen Killer: Der Red Rose Killer, der auch Nadia, Ackermans neue Partnerin bereits im Visier hat.
Der zweite Band beginnt spannend und diese Spannung hält bis zum Ende an. Besonders „das Spiel“ ist Nervenkitzel pur. Ein Killer, der so grausam ist, kam mir nur selten unter. Und manchmal frage ich mich, wie ein Autor ticken muss, der sich solche Dinge ausdenkt. Aber ich mag es gern etwas blutiger und komme hier wieder voll auf meine Kosten. Zudem klingt auch wieder Ackermans besonderer Humor an manchen Stellen durch und bringt den Leser zum Schmunzeln.
Allerdings sind so manche Alleingänge von Polizisten wieder zu bemängeln, die zwangsläufig nichts Gutes bringen. Etwas unglaubwürdig ist auch die Jagd auf der Plantage, aber das sind schon die einzigen beiden Handlungsstränge, an denen ich etwas auszusetzen habe.
Sonst fühlte ich mich in der Handlung wieder gut aufgehoben und habe mich gefreut, dass es ein Täter auch einmal mit Francis aufnehmen kann und ihm einen Schritt voraus ist. Denn dies sorgte für Spannung der Extraklasse und dafür, dass man Ackerman nicht nur als Übermenschen wahrnimmt, dem nichts und niemand gewachsen ist. Auch Nadia hat mir in diesem Band wieder sehr gut gefallen. Schade, dass man von Ackermans Freundin nichts mehr liest.
Fazit: viel besser als der erste Teil, weil man gleich von Anfang an in der Story drin ist und die Spannung von der ersten Seite an gegeben ist. Wo im ersten Band noch die Zusammenhänge erklärt werden und Nadia eingeführt werden mussten, ging es hier gleich zur Sache, was dafür sorgte, dass man das Buch nicht aus der Hand legen wollte.

Bewertung vom 03.03.2021
Todesrauschen / Jula Ansorge Bd.3
Kliesch, Vincent

Todesrauschen / Jula Ansorge Bd.3


ausgezeichnet

Spannend geht es weiter. Man sollte die ersten beiden Teile der Serie kennen, damit man mit der Handlung dieses neuen Bandes klarkommt.
Jula und Hegel wurden von Remus entführt und sollen den Aufenthalt von Julas Bruder Moritz verraten. Doch der hat ihnen nur eine kurze Sprachnachricht geschickt, mit der auf den ersten Blick nicht viel anzufangen ist. Doch Hegel wäre nicht Sprachexperte, wenn er nicht auf ein verborgenes Geräusch aufmerksam würde.
Ein sehr spannendes Buch, das man kaum aus der Hand legen mag. Die „Spiele“ die die Entführer mit Jula und Hegel spielen, die vielen Wendungen, mit denen man nun wirklich nicht rechnet, das alles macht das Buch überaus lesenswert. Man klebt förmlich an den Seiten. Wer ist der geheimnisvolle Pizzabote und was hat er mit Julas Bruder Elyas vor? Und warum sollen die Entführer nicht schwerere Geschütze auffahren? Das alles sind Fragen, die man sich beim Lesen unweigerlich stellt und die – ganz Kliesch und Fitzek am Ende mehr als überraschend gelöst werden.
Das Ende macht dann schon wieder Appetit auf den neuen Band, der allerdings erst im Mai 2022 erscheinen soll. Bis dahin heißt es, Abschied nehmen von Jula und Hegel, aber schon einmal vorfreuen bis der neue Krimi erscheint.
Fazit: die beiden Autoren überraschen immer wieder mit spannenden Handlungen und überraschenden Wendungen. Wieder super gelungen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2021
Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10
Sten, Viveca

Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10


ausgezeichnet

Wer ist die Tote?
Bei Bauarbeiten auf einer unbewohnten Schäreninsel wird ein Skelett gefunden. Schnell wird klar: es kommen zwei Frauen in Frage, die 10 Jahre zuvor spurlos verschwunden sind. Thomas Andreassons Team konzentriert sich auf eine der Frauen, während Anklägerin Nora (schwer traumatisiert von ihrem letzten Fall) den Fokus auf die andere Frau legt.
Auch der mittlerweile 10. Fall der Schärenreihe ist alles andere als langweilig. Da sich Noras Trauma sehr auf die Vorkommnisse im Vorgängerband beziehen, würde ich empfehlen, diesen vorher auf jeden Fall zu lesen.
Die Handlung ist rasant und spannend und sehr interessant aufgebaut. Am Ende der Kapitel wird jeweils abwechselnd die Geschichte von den beiden Frauen wenige Tage vor dem Verschwinden geschildert. Und das lädt dann zu wilden Spekulationen ein. Denn die Autorin führt den Leser mehr als einmal auf eine falsche Fährte.
Die ganze Story ist so raffiniert angelegt, dass man als Leser sehr lange rätselt, wer denn nun der Täter und vor allem: wer die Tote ist.
Wer mir in diesem Buch so gar nicht gefallen hat, ist Nora. Die hat wirklich einiges an negativem Touch mitbekommen und ich hoffe, dass sie sich im nächsten Band wieder berappelt.
Fazit: ein Krimi mit einem besonderen Aufbau, der durch Spannung, kurze rasante Kapitel und Lokalkolorit besticht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.