Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
TochterAlice
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 1396 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2021
Der perfekte Kreis
Myers, Benjamin

Der perfekte Kreis


ausgezeichnet

Es sind runde Sachen, für die ich mich neuerdings begeistere, beziehungsweise dieser Roman darüber: über Calvert, einen ehemaligen Falkland-Soldaten und Redbone, eine Art Punkpoeten oder zumindest Freidenker, die den Sommer 1989 damit verbringen, England, beziehungsweise dessen Kornfelder mit wundersamen Kreisen zu dekorieren.

Nein, es sind keine Umweltrabauken, denn sie zerstören das Korn nicht, sie gehen sehr liebevoll damit um. Und schaffen sozusagen ein nationales Mythos, denn keiner kann sich so recht erklären, wie diese Kreise, die immer eine andere kunstvolle Form aufweisen, entstehen. Mehr und mehr werden sie für das Werk von Ausserirdischen gehalten.

Calvert und Redbone sind zwei sehr besondere und vor allem sehr unterschiedliche Charaktere, die auch - so könnte man meinen - vollkommen verschiedene Beweggründe für ihre nächtlichen Aktivitäten haben. Ob es tatsächlich so ist?

Dies zu erfahren, ist ebenso spannend wie die merkwürdigen Dinge, die sie nächtens so erleben. Die sind genauso merkwürdig wie ihre eigenen Taten und so denkwürdig wie die fast prophetischen Weissagungen Calverts zur Zukunft der Umwelt, die ich ihnen aber nicht verraten möchte - nein, diesen sehr besonderen und ebenso schrägen Umweltroman sollten Sie in Gänze genießen!

Bewertung vom 29.08.2021
Besichtigung eines Unglücks
Loschütz, Gert

Besichtigung eines Unglücks


gut

Autor Gert Loschütz nimmt ein Zugunglück vergangener Zeiten - nämlich im Dezember 1939 - zum Ausgangspunkt seines Romans. Wobei es auf eine wenig dominante Art auch im Mittelpunkt steht. Wenige Tage vor Weihnachten hat es sich ereignet, in einer Zeit, in der der Zweite Weltkrieg noch jung und frisch war, als man noch nicht wusste, was für tragische Wendungen er nehmen und wie lange er dauern würde.

Es ist eine wahre Begebenheit, dieses Unglück von Genthin nahe Magdeburg und soll das größte bisherige in Deutschland sein. Mit einer Unmenge von Todesopfern.

Loschütz fokussiert sich auf eine junge Frau, Carla, mit einem Juden in Düsseldorf verlobt, aber mit einem italienischen Herren aus Berlin kommend, wo sie mehrere Wochen lang ein Zimmer geteilt haben. Wir erfahren eine Menge über dieses "Dreieck".

Schlauer wird man dadurch nicht unbedingt, bin ich jedenfalls nicht geworden. Erzähler ist der Journalist Thomas Vandersee, dessen Mutter Lisa aus Genthin stammt und damals im weitesten Sinne auch mit dem Unglück zu tun hatte. Er ist derjenige, der über die Zusammenhänge recherchiert, weit über das Unglück hinaus. Genauer gesagt bis in das Leben des Journalisten selbst hinein, also bis in die Gegenwart.

Und genau dieser Umstand ist es, der mich so sehr verwirrt hat. Dadurch ging für mich jegliche Zentrierung flöten. Ich hatte so schon Mühe, am Ball zu bleiben, von Beginn an: denn das Unglück selbst bringt eine ganze Fülle von Personal auf die Bühne, sie wuseln herum wie Ameisen. Mich zumindest haben sie verwirrt. Und aus diesen Irrungen und Wirrungen bin ich bis zum Ende des Romans nicht hinausgekommen.

"Besichtigung eines Unglücks" ist ein Roman, der polarisiert. Einer, der wahrscheinlich mehr Fürsprecher hat als Kritiker, was ich ihm von ganzem Herzen gönne. Leider war es jedoch nicht ganz mein Fall!

Bewertung vom 26.08.2021
Erben wollen sie alle
Hennig, Tessa

Erben wollen sie alle


ausgezeichnet

Biancas Kinder samt Anhang halten eher lockeren Kontakt zu der Mutter, die in einem Alterssitz auf Mallorca haust. Soll sie sich doch ein schönes Leben machen für die letzten paar Jahre.

Aber zu schön darf es auch nicht sein - als Sohn Steffen und Tochter Anja herausbekommen, dass es da seit neuestem so einen flotten Typen namens Wolfgang gibt und ihre Mutter sich mit ihm eine Weltreise gönnen will - da machen sie sich schnell auf den Weg nach Spanien. Schließlich steht Biancas 75ster Geburtstag bevor und den sollte man ja nicht verpassen. Und nebenbei noch die Erbschaft in trockene Tücher bringen.

Was besonders für Hotelbesitzer Steffen ein wichtiges Anliegen ist, läuft es mit dem Betrieb doch eher schlecht als recht. Krankenschwester Anja denkt zwar auch an das Geld, doch als Krankenschwester ist ihr das Wohlergehen der Mutter mindestens genauso wichtig. Zumal Tochter Luisa, die natürlich auch mitfliegt, einen sehr guten Draht zur Oma hat und diese öfter besucht.

Die kleine Reisegesellschaft, zu der als Vierte im Bunde noch Steffens Frau zählt, sieht sich beim Anblick von Wolfgang, dessen Hemd die behaarte Brust freilässt und der auch sonst alles dafür tut, alternde Frauenherzen zum Schmelzen zu bringen, sofort in ihrem Verdacht bestätigt. Und es kommen noch so einige Indizien hinzu....

Ein witziger Ferien- und Sommerroman, aber einer mit Tiefe. Einer, der zeigt, dass es auf der Ferieninsel Mallorca nicht nur oberflächlich zugeht und auch hinter die Kulissen schaut. Und das nicht zu knappt. Autorin Tessa Hennig hat einen herrlich originellen Stil. Jede der Figuren ist liebevoll ausgearbeitet und lässt das Kopfkino rotieren. Ein Roman, in dem es auch um Berufswahl, wichtige Lebensziele, Demenz und Beziehungen im Allgemeinen wie auch im Besonderen geht und der trotzdem - oder gerade deswegen als Lektüre im Liegestuhl durchaus passend ist.

Bewertung vom 24.08.2021
Shuggie Bain
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


sehr gut

Ich musste mich mehrmals vergewissern, dass dieser Roman nicht in Nordirland spielt - ging es doch wieder und wieder um Katholiken und/oder Protestanten: diese fromm und ein bisschen verbohrt, sprich: langweilig; jene von einer geradzu unverfrorenen Lebenslust, vor allem die männlichen Exemplare.

In eine solche Patchwork-Familie wird Shuggie Bain in den 1970ern hineingeboren, man ist arm, spielsüchtig, scharf auf den Mann/die Frau des Freundes oder der Freundin, raucht und trinkt ohne Sinn und Verstand - und die jungen Leute lernen von den älteren.

Es sei denn, man ist ein Kind wie Shuggie Bain: ein Kind, das nicht ganz der Norm entspricht, da es viel zu feminin auftritt für einen Jungen, der sich doch prügeln und mit den Weibern rumtreiben soll. Nun gut, letzteres vielleicht nicht ganz im Vorschulalter wie Shuggie es ist, aber Sie wissen was ich meine.

Es ist eine Art Familiensaga: Shuggie und seine Wurzeln. Abgesehen von diesen religiösen Aspekten (die - wenn überhaupt - auf eine ganz andere Art Eingang finden würden) könnte dieser Roman auch in Köln-Chorweiler oder Berlin-Marzahn spielen.

Wenn es auch hier gewaltige Einschränkungen gibt, denn der Roman spielt in der Thatcher-Ära, in einer Zeit, in der der Arbeitskampf auf eine vollkommen neue Ebene gehoben wurde.

Trotzdem ist dies ein sehr persönlicher Roman, in dem viel vom Autor Douglas Stuart, seinen Erlebnissen und seinem Blick auf die Welt steckt. Ein Buch, das fesselt, das aber auch ganz schön wehtut. Und zwar genau da, wo man am empfindlichsten ist. Mein Eindruck: der Autor schafft es, wirklich jedem Leser einen Spiegel vorzuführen und ihn so einzubinden, dass er seine eigenen kleinen und auch größeren Sünden und Übergriffe stets vor Augen hat. Man sollte als sehr bewusst und gestärkt in diese Lektüre starten!

Bewertung vom 20.08.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


sehr gut

Viel Schmerz
Ja, in dem Familiengefüge von Benjamin, Pierre und Niels sowie ihren Eltern läuft wenig ohne Schmerz ab - sei es seelischer oder körperlicher. Denn die Grundstimmung ist stehts eine recht aggressive; die Eltern, beides "erfahrene Trinker" setzen sich bewusst von den Kindern ab, als diese noch recht jung sind. Und zwar nicht durch Entzug ihrer Anwesenheit, sondern sie entziehen ihnen ihre Aufmerksamkeit und ihre Liebesbeweise sehr häufig..

Und zeigen ihnen deutlich häufiger Verärgerung oder Überdruss anstelle von Zuneigung. Obwohl es auch diese herzlichen Momente gibt, aber entweder sind sie schnell vorbei oder vermengen sich schon, während man sie durchlebt, mit etwas Unangenehmen. Eine merkwürdige Familie, in der - so verstehe ich es - eine gewisse Ruhe, eine liebevolle Stringenz fehlt.

Dennoch, wir durchleben auch schöne Momente gemeinsam mit der Familie, erleben den unterschiedlichen Umgang der Eltern mit jedem der Brüder, aber auch der Brüder untereinander. Gerecht geht es dort nicht zu, aber was ist schon Gerechtigkeit innerhalb einer Familie!

Es ist die Sicht Benjamins, aus der heraus die Geschichte entsteht und sich entwickelt - er ist derjenige, der zwischen allen Stühlen steht, der, der so gern die Familie stärker vereinen würde. Doch ist auf der anderen Seite auch derjenige, der im Mittelpunkt des traumatischen Ereignisses, das alles veränderte, stand.

Es ist kein schöner Roman, der angenehme Gefühle im Lesenden weckt, das nicht, aber ergreifender, erschütternder. Auf jeden Fall einer, der mich nicht so schnell loslassen wird!

Bewertung vom 17.08.2021
Wo der Wolf lauert
Gundar-Goshen, Ayelet

Wo der Wolf lauert


ausgezeichnet

Wo lauert denn der Wolf? Das ist wirklich die zentrale Frage im vorliegenden Roman von Ayelet Gundar-Goshen: Wer ist Freund, wer Feind und wer - wenn überhaupt - will dich zugrunde richten?

Lilach Schuster lebt mit ihrer Familie, Ehemann Michael und Sohn Adam schon seit vielen Jahren in Palo Alto, Kalifornien, wo sie durch den Job ihres Mannes zu Wohlstand gelangt sind. Dann kommt durch das Attentat eines jungen Afroamerikaners in der lokalen Synagoge ein junges Mädchen zu Tode und nicht nur die Gläubigen, nein die gesamte jüdische Community ist zutiefst getroffen.

Bald kommt ein Afroamerikaner aus Adams Stufe zu Tode und es stellt sich die Frage, ob das Eine mit dem Anderen zu tun hat. Nachdem Adam sich komplett verändert und von einen stillen Stubenhocker zum aufmüpfigen Krav Marga-Fan entwickelt hat und besonders seinem Trainer die größte Verehrung entgegenbringt, wird Lilach immer hellhöriger. Zumal das Verhältnis Adams zum toten Jungen nicht einfach war.

Ein spannender Roman, worin es vor allem um die Frage geht, wie gut man sein Umfeld, seine liebsten und nicht zuletzt sich selbst kennt.

Lilach gerät mehrmals zwischen die Räder, aber nur fast. Obwohl ihre sichere, geborgene Familie sich aufzulösen droht. Oder doch nicht?

Ein Roman von enormer Tiefe, der sich dennoch schnell liest. Ayelet Gundar-Goshen schreibt unterhaltsam und eindringlich - dennoch muss man sich manchmal eine Pause nehmen und reflektieren - war alles so, wie ich es gelesen habe oder lauert irgendwo gerade der Wolf?

Ein spannender, vielschichtiger Roman um die Bedrohung des Alltags, des Gewohnten. Erst im Verlauf wird einigen Charakteren und auch mir klar, wie kostbar und wertvoll das Alltägliche zuweilen ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2021
Der Brand
Krien, Daniela

Der Brand


sehr gut

Die Spannkraft einer Ehe
und zwar der von Rahel und Peter Wunderlich, steht im Zentrum des Romans. Ihretwegen kommt alles so, wie es eben so kommt. Nämlich, dass sie beide beschlossen haben, gemeinsam einige Wochen in der Einsamkeit zu verbringen, um zu sehen, was bei ihnen noch da ist. Was noch so läuft. Vielmehr will Rahel das austarieren, Rahel, die Psychologin.

Dass ihnen ein abgebranntes Haus und die erwachsenen Kinder - mit und ohne Nachwuchs - ins Gehege kommen, damit haben sie nicht gerechnet.

Für das Ferienhaus finden sie rasch Ersatz und fahren statt nach Bayern in die Uckermark, um ihrer mütterlichen Freundin Ruth unter die Arme zu greifen und ihren kleinen Hof zu bewirtschaften, während sie bei ihrem Mann Viktor weilt, der nach einem schweren Schlaganfall in der Reha ist.

Dort finden sie zunächst wenig Ruhe, zumal ihre Tochter Selma mit den Enkeln, vor allem aber mit ihren eigenen Problemen einfällt.

Doch nach und nach gibt es ein Miteinander und auch ein Zueinander, das in einer Tragödie mündet, die - wie soll man sagen - zwar mit ihnen zu tun hat, aber auf eine eher mittelbare Art und Weise. Oder auch nicht.

Wie ich es schon von Daniela Krien kenne, lässt sie Frauenfiguren auftreten, die ihre innere Zerrissenheit zelebrieren, jede auf ihre eigene Art. In diesem Fall sind es die Frauen aus Rahels Familie: sie selbst, ihre Tochter Selma, ihre längst verstorbene Mutter Edith. Im Vergleich zu "Die Liebe im Ernstfall" gelingt es der Autorin hier aus meiner Sicht deutlich besser, die verlorenen Chancen, Träume und Ideen in witzige, spritzige oder auch tiefgründige oder tragische Zusammenhänge zu stellen.

Auch wenn dieses Thema mir auf die Dauer etwas zu anstrengend wird, habe ich dieses Buch, in dem Daniela Krien durchaus auch Humor einsetzt, recht gerne gelesen. Ich bin allerdings immer noch weit entfernt davon, es als leichtfüßig zu bezeichnen.

Bewertung vom 15.08.2021
Finde deinen Seelenpartner
Franckh, Pierre

Finde deinen Seelenpartner


weniger gut

Wollten Sie schon mal einen Partner, der so aussieht wie ein Star, den Sie verehren? Und dann gehen sie auf eine Veranstaltung, treffen seinen Doppelgänger - in diesem Falle den von Roger Whittaker und - peng! - das ist es. Nach Fehlschlägen, Enttäuschungen und ewigem Frust finden Sie in diesem Mann den Seelenpartner, der Sie ein Leben lang begleitet.

Denn er spürt natürlich auch sofort, dass Sie füreinander gemacht sind, weil Sie ihrerseits aussehen wie... ich will es gar nicht wissen!

Ich gebe es zu, das war eines der extremsten, der heftigsten Fallbeispiele, die in diesem Buch, das im Übrigen das Werk eines Mentalcoaches, Bestsellerautors und Schauspielers (ein erfahrener Mensch, wie Sie sehen) ist, wiedergegeben werden, aber die anderen sind nicht weit davon entfernt.

Es gibt auch Anleitungen bzw. Verhaltenskodizes, die anzuwenden sind, wenn man sich bereits geöffnet hat, zum Studenten seines Lebens geworden ist.

Und wenn Ihr Seelenpartner ein Fischer in Alaska ist, der noch nie weg war? Keine Angst, ist er nicht, er schleicht mehr oder weniger bereits um Sie herum, genau wie Sie um ihn. Denn Sie ähneln einander in vielen Dingen, haben viele gemeinsame Vorlieben, und deswegen - nur keinen Stress - werden Sie einander begegnen, wenn die Zeit reif ist.

Ein Märchen? Nein, der neueste Ratgeber vor Pierre Franckh, der für mich eher in Richtung eines Albtraumes navigiert....

Bewertung vom 14.08.2021
Harlem Shuffle
Whitehead, Colson

Harlem Shuffle


ausgezeichnet

Überleben in der Hackordnung von Harlem
Ray Carney hat es geschafft - nicht in allen, aber doch in wesentlichen Aspekten. Er lebt im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater ein mehr oder weniger ehrenhaftes Leben als Möbelhändler und hat ein Mädchen aus der Oberklasse geheiratet - sehr zum Verdruß von deren Eltern. Aber Elisabeth hält zu ihm, sie sind inzwischen sogar Eltern. Carver gibt sich Mühe, seine kleinen kriminellen Kuhhandel von seiner Frau fernzuhalten, deren Eltern sich ihrerseits bemühen, ihn zu demütigen, ohne es die Enkel spüren zu lassen.

Diesmal hat Colson Whitehead, ohne von seinem Anspruch, das (Über)leben der Afroamerikaner in den USA vergangener Zeiten in all seinen Facetten schonungslos und offen zu vermitteln, abzulassen, einen überaus stilvollen Unterhaltungsroman geschrieben.

Einen, der zwar stellenweise sehr wehtut, aber bei dem man auf der anderen Seite nicht selten das Gesicht zum Lächeln verzieht.

Die Story spielt im Harlem der frühen 1960er Jahre und einige der Benachteiligten haben Mechanismen entwickelt, um nicht ganz so benachteiligt zu sein wie ihre Schicksalsgenossen.

Als eines der Qualitätsmerkmale gilt es, hellere Haut als andere zu haben, im Idealfall sogar gelegentlich für einen Weißen gehalten zu werden, ein äußeres Merkmal, dessen sich beispielsweise Carneys Schwiegermutter Alma rühmen kann - ganz im Gegensatz zu ihm selbst, was sie ihn nicht selten spüren lässt.

Doch neue Zeiten sind im Anmarsch, nicht nur dadurch, dass Martin Luther King und seine Gesinnungsgenossen ihre Stimme immer lauter erheben.

Wie auch immer, jedenfalls schaffen es auch Dunkelhäutige, Weißen und nicht ganz Weißen ein Schnippchen zu schlagen. Vielleicht ja sogar mehrere? Gewissermaßen hat Colson Whitehead, ohne sein Können in irgendeiner Form einzuschränken, hier einen Schelmenroman geschaffen. Mit ernstem Hintergrund natürlich! Aber mit nicht nur einem Augenzwinkern!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2021
Die Leuchtturmwärter
Stonex, Emma

Die Leuchtturmwärter


sehr gut

Das Geheimnis des Leuchtturms

Das bereits seit 20 Jahren ungelöst geblieben ist. Im Jahr 1972 nämlich verschwanden drei Leuchtturmwärter auf geheimnisvolle Weise von ihrem Arbeitsplatz. Weit konnten sie nicht gekommen sein, denn der Leuchtturm stand erhaben mitten im Meer - nur mit einem Sockel drumherum.

Jeder von ihnen hinterließ eine Frau und keine dieser Frauen hatte aufgehört, sich um das Ereignis Gedanken zu machen, nach Lösungen zu suchen. Allerdings wurden sie damit allein gelassen, bis im Jahr 1992 ein Autor auftauchte, der sich mit dem Thema beschäftigte und sie befragte: Helen, die Kluge, Elegante und Zurückhaltende. Jenny, die wie eine Klette an ihrem Bill hing und Michelle, die fast noch ein Kind war.

Dadurch wird so einiges wieder wachgerüttelt.

Emma Stonex versteht es meisterhaft, die Charaktere der Figuren , das Wesen jedes Charakters herauszuarbeiten und ihm genau auf dieser Basis einen Platz in der Handlung zu verleihen. Wobei sie sukzessive mit immer neuen Informationen, weiteren Details aufwartet.

Der Leser sollte achtsam sein, denn jede kleinste Andeutung findet sich in irgendeiner Form im Handlungsverlauf wieder - manchmal auch nicht sehr offensichtlich . Doch hat jedes Wort, jeder Satz seine eigene Position - wie in einem Puzzle fügt sich dadurch das Bild zusammen.

Ein mitreißender, spannend geschriebener Roman, den ich über weite Strecken nicht aus der Hand legen wollte. Einzig das Ende enttäuschte mich, aus meiner Sicht konnte es sowohl in Bezug auf die Konstruktion als auch auf den Inhalt nicht mit den anderen Teilen des Romans mithalten.