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vielleser18
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Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 823 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2016
Die Kaminski-Kids: Der Selfie-Betrüger (eBook, ePUB)
Meier, Carlo

Die Kaminski-Kids: Der Selfie-Betrüger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Handys, WhatsApp. Fast jeder Jugendliche hat eines, benutzt den Messenger-Dienst. Nachrichten werden schnell verschickt, schnell geteilt, genauso wie Fotos. In der Schule der Kaminski-Kids gab es jüngst einen Fall, bei dem ein Mädchen ein kompromittierendes Foto verschickt hat, als Liebesbeweis, und nun kennt es die ganze Schule. Wer hat es weiter verteilt ? Das Mädchen hat die Schule verlassen, ein (Übel-)Täter wurde nicht überführt.
Als Doro von Kevin aufgefordert wird, ein "schönes" Selfie zu machen, ahnen Simon und Deborah Kaminski, dass Kevin hinter der damaligen Affäre stecken könnte. Sie warnen Doro, doch die glaubt an ihren großen Schwarm und die große Liebe und verfängt sich in Kevins Beteuerungen, bis ......ja, bis sich die Ereignisse überschlagen und sogar Simon in Verdacht gerät mit falschen Karten zu spielen.

Die Kaminski-Kids-Bücher sind eine Reihe für Jugendliche. Empfohlenes Alter ist 8-10 Jahre. Ich habe es zusammen mit meinem 8jährigen Sohn gelesen. Es ist nicht gruselig, jedoch spannend, aber nicht so, dass man hinterher nicht (ein)schlafen kann. Wir kannten bisher nur die gekürzten Short-Story-Bücher. Auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bände kommt man mit dieser Geschichte zurecht, da in jedem Buch ein neuer Fall behandelt wird.

Hier hat mir besonders gefallen, dass ein aktuelles, sehr sensibles Motto thematisiert wurde: Handys und seine Gefahren. Mobbing, das Ausnutzen von Mitschülern, aber auch das Einschüchtern und Erpressen von Gleichaltrigen. Viele Themen, bei denen es wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen sensibilisiert werden, damit sie in ähnlichen Situationen richtig reagieren können und sich insbesondere der Gefahren der Weiterleitung von Bildern und Nachrichten, gerade in Gruppen-Chats bewusst werden.

Meinem Sohn hat diese Geschichte sehr gut gefallen, sie ist spannend geschrieben und man muss einfach immer weiter lesen. Trotz aller Spannung gibt es aber auch humorvolle Passagen, bei denen auch mal gelacht werden kann. Für Kinder auch zum Vorlesen oder miteinander lesen geeignet, nicht nur wegen der Textmenge, sondern auch um gemeinsam darüber zu sprechen. Schöne Sw-Bilder lockern den Text auf.

Fazit:
Spannende Geschicht für junge Leser über ein wichtiges zeitgemäßes Thema: WhatsApp und Mißbrauch von Selfies

Bewertung vom 06.11.2016
Als der Himmel zerriss
Rapp, Stephanie

Als der Himmel zerriss


ausgezeichnet

Emily Winslow und ihr Vater ziehen nach Irland, dorthin, wo sie einen Landsitz und Ländereien geerbt haben. Doch die irischen Pächter wehren sich gegen die anglikanischen Besitzer und da Charles Winslow sein Gut nicht selber verwalten kann, stellt der Roland Tuppence als Verwalter ein. Ein Mann, der durchgreifen kann.

Emily, aufgewachsen in London, kam schon dort mit der Oberflächlichkeit ihrer Mitmenschen in den höheren Kreisen nicht klar und hier im - für sie - einsamen Irland, versucht sie die Pächter und ihre Familien kennnen zu lernen und zu verstehen, doch außer von Brendan O`Neill, stößt sie auch auf viel Ablehnung und teilweise auch Hass. Sie lernt aber auch die Nöte der Bewohner kennen, die in einfachen Hütten leben und sogar Familien, die alles verloren haben und in Erdlöchern hausen müssen.

Es sind jedoch nicht nur die Standesunterschiede und der Wohlstand der sie trennt, sondern auch ihre Religion. Hier trifft die Anglikanerin auf Katholiken und Methodisten.


Für mich war es das erste Buch von Stephanie Rapp. Die Autorin hat bereits mit "Die Gehilfin des Buchdruckers" und "Ungeschmickt in London" Romane geschrieben.
Beim vorliegenden Roman hat mich von Anfang an die Zeit und das Land Irland interessiert. Meine Erwartungen an das Buch wurden weit übertroffen. Nicht nur, dass die Autorin mich hat vollends eintauchen lassen in diese schwere und schwierige Zeit, nein, sie hat die historischen Fakten mit vielen Details, ohne zu überladen, geschmückt, hat nicht nur ein Roman mit viel Herz, sondern vor allem einen authentischen Roman mit vielen Höhen und Tiefen für die Protagonisten geschrieben.

Dabei wurden nicht nur die Standesunterschiede der verschiedenen Protagonisten thematisiert, sondern vor allem ihre unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Alles sind Christen, doch die Differenzen und Probleme in der damaligen Zeit waren unter Anglikanern und Katholiken in Irland für lange Zeit unüberwindlich. HInzu kam die Herrschaft der Oberschicht aus England und die Armut der einheimischen Bevölkerung.

Die Protagonisten, sei es die Hauptperson Emily, oder die weiteren Akteure des Romans, sind von Stephanie Rapp so lebendig beschrieben worden, die vielen sehr spannenden Stellen im Roman haben mich atemlos weiterlesen lassen, genauso wie die vielen Fragen, die man sich beim Lesen gestellt hat und die sich erst nach und nach auflösen, so dass die Spannung die ganze Zeit sehr hoch ist. Es geht aber auch um den christlichen Glauben, um Vergebung und natürlich auch um die große Liebe.

Am Ende ist noch ein sehr interessanter und ausführlicher Anhang, in dem die Autorin noch ihre Recherchen und die historischen Fakten, die sie mit eingebaut hat, erklärt.


Fazit:
Ein faszinierender, lebendiger, spannender und sehr interessanter Roman über die Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts in Irland. Hier treffen Welten aufeinander: Englische Oberschicht und irische Landbevölkerung. Anglikaner auf Katholiken. Reich und arm.
Voller Gefühle, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für den Leser !
Klare Leseempfehlung - für mich ein Lesehighlight dieses Jahres!

Bewertung vom 29.10.2016
Killer-Tschick
Loibelsberger, Gerhard

Killer-Tschick


sehr gut

Penny Lanz ist einigen vielleichts schon vom Fernsehformat SoKo Donau - Soko Wien ein Begriff. Gerhard Loibelsberger hat die Figur nun einem rasanten, abwechslungsreichen und actionreichen Krimi die Hauptrolle spielen lassen.

In Wien tauchen immer mehr illegale Zigaretten auf. Aber das schlimme daran ist, dass sie mit Arsen und Rattengift verseucht sind und schon einigen älteren Menschen in Wien das Leben gekostet haben. So gibt es im Prolog schon gleich die erste Tote. Penny Lanz und ihre Kollegen begeben sich in Wien auf die Jagd nach den Zigaretten und finden einen immer größer werdenden Sumpf von illegalen und mafiosen Strukturen vor. Alles ist aber anfangs noch nicht zu durchblicken. Parallel erfährt der Leser vom Kleinkriminellen Bojko Schiwkow, dem ehemaligen bulgarischen Gewichtheber, der immer wieder überfallen wird. Wer jagt ihn und warum soll er sterben ? Bojko weiß sich aber seiner Haut zu wehren und setzt so manchen Angreifer für immer schachmatt, taucht immer wieder unter.

Der Krimi mit viel Wiener Dialekt (keine Angst, auch als Nicht-Wiener hatte ich keine Schwierigkeiten und für jedes Wienerische gibt es auch gleich als Fußnote eine Übersetzung) besticht durch viel Action, zwei parallelen Erzählsträngen, die erst am Schluß zusammengeführt werden. Die Protagonistin Penny Lanz wird dem Leser symphatisch, auch wenn sie ihren eigenen Kopf und auch so manches Laster hat.

Lange tappt man als Leser über die HIntergründe im Dunkeln und auch wenn man, wie ich, im letzten Drittel ahnt, was bzw. wer hinter allem steckt, bleibt es durch die dann einsetztenden sehr spannenden und sich überschlagenden Ereignisse interessant.

Manchmal gibt es zwar Szenen, die mir zu stakkatohaft oder nach einer Drehbuchmanier geschrieben worden sind, diese halten sich jedoch in Grenzen.

Fazit:

Auch wer Penny Lanz von der Soko Wien nicht aus dem Fernsehen kennt, wird mit Spannung diesen actionreichen Krimi lesen können.
Actionreich, rasant und mit viel Wiener Schmäh geschrieben.
Doch Vorsicht: wer illegale Zigaretten konsumiert, wird es sich wahrscheinlich danach zweimal überlegen, diese noch anzuzünden...

Bewertung vom 29.10.2016
Konrad und das Nadelöhr
Franke, Thomas

Konrad und das Nadelöhr


ausgezeichnet

Das Buch besteht aus vielen ganz unterschiedlichen Kurzgeschichten, die aber immer Tiere als Hauptpersonen haben. Da gibt es nicht nur das Kamel Konrad, sondern auch Mäuse, Spatzen, Löwen und andere Tiere, die hier die Protagonisten sind. Die Geschichten eignen sich zum Vorlesen oder selber lesen, sie sind immer mit dem richtigen Ton geschrieben, mal zum schmunzeln, mal ernsthafter, aber am Ende gibt es immer die passende Bibelstelle, die hier kindgerecht erzählt wird und die Geschichte nochmal kurz auf den Punkt bringt.
Alle Episoden haben eine Problemstellung, die kindgerecht gelöst wird. Die (sprechenden) Tiere sind geeignete Hauptfiguren und zu jeder Geschichte gibt es auch immer noch eine sw-Zeichnung.

Ich habe das Buch mit meinem 8jährigen Sohn gelesen, der oftmals laut gelacht hat. Wir hatten viel Spaß mit dem Geschichten. Auch die ernsteren Geschichten haben uns gefallen. Der Schreibstil ist kindgerecht ohne die Kinder zu unterfordern, die Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit ist klasse.

Hoffentlich gibt es aus der Feder des Autors bald einen zweiten Band, es würde uns sehr freuen.

Bewertung vom 23.10.2016
Bombennacht
Rausch, Roman

Bombennacht


ausgezeichnet

Würzburg. Es ist der 16. März 1945, ein Tag, der frühlingshaft beginnt. Doch am Abend wird die Stadt nicht mehr die sein, die sie war. Ein Bombenangriff von über 225 Flugzeugen wird die historische Stadt zunichte machen. Roman Rausch hat durch fiktive Menschen die Realität diesen Tages nachempfunden. Vorbilder waren Zeitzeugenberichte, aber auch historische Dokumente.

Hauptpersonen sind der Leiter der Nervenklinik Prof. Werner und seine Famlie, Ehefrau, Tochter Charlotte, Sohn German und dem jüdischen Klavierlehrer Paul, die Krankenschwesterschülerin Fanny, ihr Vater und ihre Mitbewohner. Paul, der Flieger der Royal Air Force ist .
Aber auch der Junge Julius, das Mädchen Apollonie, Elsa, die seit Jahren Patientin auf der Station der Nervenklinik ist und so manch andere Figuren.

Abwechselnd wird in wie in einem Stundenprotokoll von den letzten 24 Stunden des historischen Würzburgs berichtet. Dabei gelingt es Roman Rausch, von den ersten fast idyllischen Stunden, in der die Menschen Pläne schmieden, noch hoffnungsvoll sind, bis hin am Ende zu Entsetzen, Tod, Leid und tiefe Abgründe der menschlichen Seele hin zu wechseln, im Buch werden die ganze Bandbreite an Gefühlen geweckt. Eine Geschichte, da sie so, zumindest was die Rahmenbedingungen angeht, Realität ist, so dass die Beschreibung der letzten 24 Stunden wahrlich dem Leser unter die Haut gehen und man das Buch nicht einfach so schließen kann. Es hallt nach. Es treibt an weiter zu recherchieren um noch mehr zu erfahren. So war mir schnell klar, dass es diesen beschriebenen Prof. Werner wirklich gegeben hat, es handelt sich um Prof. Werner Heyde.

Die Geschichte, die so ruhig anfängt, steigert sich von Stunde zu Stunde, ab Beginn der Bombardierung, lesen wir schnell wechselnde Sequenzen zwischen unseren Progagonisten. Man hofft mit ihnen, leidet mit ihnen und trauert auch mit ihnen. Als Leser meint man die Hitze zu spüren, die Gase zu riechen, die Angst selber zu spüren. Ich konnte das Buch am Ende nicht mehr aus der Hand legen und musste einfach wissen, wer überlebt hier, wer schafft es aus der Flammenhölle heraus. Und dann, gerade als man sich beim Lesen glaubte etwas beruhigen zu können, kommt alles anders als man glaubte....


Fazit:
Roman Rausch zeichnet hier ein bewegenden Ablauf der letzten 24 Stunden des historischen Würzurgs. Ein mitreissender Roman, der einem auch nach dem Lesen noch lange bewegt, da er realitätsnah geschrieben wurde.

Bewertung vom 18.10.2016
Der Sturz des Doppeladlers
Mosser, Birgit

Der Sturz des Doppeladlers


ausgezeichnet

Das Buch beginnt mitten im 1. Weltkrieg. Es geht um Österreich und stellvertretend für die damalige Zeit, sind es vier Hauptfiguren, die im Roman von Birgit Mosser die Hauptrollen spielen.

Da ist es einmal die Angestellte im Haushalt der Gräfin von Hohenstein, Berta Sogl, deren Freund gefallen ist und die ein uneheliches Kind erwartet.
Es geht auch um den Soldaten Julius Holzer, der Tiroler, der als Oberleutnant im Krieg ist und mit seinen Soldaten die Stellung halten soll. Egal was passiert - bis zum bitteren Ende.
Durch Ferdinand von Webern, einem Sektionschef im k.u.k.-Ministerium werden viele politische Fakten vermittelt.
Und durch den Rittmeister August Behlolavek und seine Familie bekommt der Leser einen Einblick in das Leben einer höher gestellten Familie während des 1. Weltkrieges.
Dazu kommen noch ein paar andere Figuren, die mit den Hauptfiguren verwandt bzw. befreundet sind.

Der Roman beginnt mit dem Tod des Kaisers Franz Joseph und endet mit dem Ende des Jahres 1921. Viel ist passiert in der Zwischenzeit und anhand der vier Erzählstränge bekommt der Leser ein sehr gutes Bild vom damaligen Leben. Eindrucksvoll und m.E. grandios ist das geschichtliche Wissen, dass die Autorin hier gekonnt vermittelt. Es ist die Geschichte vom Ende der Donaumonarchie und der Anfänge des Staates Österreich.
Es ist keine stringende Geschichte, es sind vielmehr Streiflichter der wichtigsten Umbrüche bei den Protagonisten, die Birgit Mosser hier erzählt. Dabei erwachen sie trotzdem zum Leben, angefüllt mit Sorgen, Nöten, Ängsten in einer harten Zeit. Es geht ums Überleben, nicht nur an der Front, sondern auch für die Frauen zu Hause. Hungersnot, Wohnungsnot, aber auch die Sorgen und die Ausgrenzung, wenn man ein uneheliches Kind erwartete. Aber auch die Zeit des Umbruchs und der sich veränderten gesellschaftlichen Ordnung beschäfgitgt die Protagonisten.
Dies ist auch für den Leser keine einfache Geschichte, denn die Autorin lässt den Leser tief eintauchen und mitfühlen.

Fazit:
Ich selber habe viel über die österreichische Geschichte beim Lesen gelernt, vieles war für mich neu. Gefallen hat mir, dass dieses Wissen nicht trocken vermittelt wurde, sondern eingepackt in die Schicksale von Einzelnen. Ein berührender Roman, der einem mal wieder zeigt, wie anders das Leben zur damaligen Zeit war.

Bewertung vom 15.10.2016
Brot backen in Perfektion mit Hefe
Geißler, Lutz

Brot backen in Perfektion mit Hefe


sehr gut

Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig. Großformatige Fotos, zwei Lesebändchen zur Markierung der Rezepte, eine sehr klare Strukturierung und eine verständliche Einleitung.

Das Plötz-Prinzip bassiert auf Brote mit einer (variablen) Hefemischung - je nach Brot/Brötchen-Sorte. Es wird mit wenig Hefe gearbeitet (ca. 12g Frischhefe für 600g Mehl, bzw. 1kg Brot). Die Zutaten sind ansonsten auch sehr übersichtlich. Für den normalen Teig benötigt man außer Mehl und Hefe nur noch Salz und Wasser. Varianten sind dann u.a. mit Joghurt, Kartoffeln, Kreuzkümmel, verschiedenen Mehlsorten oder Milch, Butter und Zucker.

Jeder Arbeitsschritt ist mit anschaulichen Fotos dargestellt. Gerade bei der Teigzubereitung. Der Teig muss vor dem Backen 24 Stunden reifen und in dieser Zeit mehrmals ausgezogen werden. Nach der Ruhezeit wird er gefaltet und im vorgeheizten Backofen gebacken.

Zum Backen benötigt man allerdings am Besten einen gusseisernen Topf - oder man verwendet (z.B. bei den Brötchen) zwei Backbleche (eines oben verkehrt herum als Deckel). Ansonsten werden noch alltägliche Dinge aufgeführt, die benötitgt werden, wie Messer, Teigschaber, Backpapier, Ofenhandschuhe, Schüsseln, Leinentücher, Waage. Nützlich ist auch ein Gärkorb.

Im Anhang ist noch einmal eine Rezepttabelle mit allen Brot/Brötchensorten aufgeführt, die man sich am Besten kopiert, damit das Buch nicht Mehlflecken oder sonstige Beschädigungen bekommt, wenn man das Buch beim Backen neben sich liegen hat.

Fazit:
Sehr hochwertige Aufmachung, klare Strukturierung, zum Backen braucht man etwas Geduld und die richtige Ausrüstung (allerdings werde hier keine hohen Ansprüche gestellt).

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2016
Kollisionen
Scheibe, Florian

Kollisionen


gut

Auf der einen Seite das priviligierte Paar Carina und Tom, die sich sehnlichst Nachwuchs wünschen und die, weil es auf natürlichem Wege nicht klappt, zu einer Kinderwunschbehandlung gehen.
Auf der anderen Seite steht Mona. 16 Jahre, drogenabhängig und schwanger.
Immer wieder - gerade zwischen Carina und Mona - kommt es zu Kollionen, ein Zusammenprall mit dem Fahrrad, ein zufälliges Treffen im Park, im Krankenhaus, vor dem Sexshop.....manchmal bewusst wahrgenommen, manchmal nicht.

Florian Scheibe erzählt in einem sehr flüssigen, sehr gut lesbaren Schreibstil, die Entwicklung der drei Protagonisten in ihrem jeweiligen Umfeld.
Absolut positiv ist dabei die perspektivischen Wechsel, ein Kapitel reiht sich ans nächste, immer wieder aus Sicht eines anderen Protagonisten. Dabei weiß man anfangs nicht immer, wer ist gerade gemeint, ein schöner Reiz, und vielfach werden die einzelnen Szenen der Kollisionen aus zwei Perspektiven erzählt. Dabei treten immer wieder große Unterschiede der Wahrnehmung auf. Jeder erlebt dabei das Ereignis etwas anders.

Ja - die Protagonisten.
Carina, die Architektin, die als Maklerin Luxus-Lofts verkauft, die unbedingt Kinder möchte und nicht schwanger wird. Die durch verschiedene Ereignisse immer mehr Bodenhaftung verliert (wenn sie denn jemeils welche hatte) und immer extremer wird.
Tom, ihr Lebensgefährte, Journalist, der durch die Erkenntnis, dass er zeugungsunfähig ist, aus alleln Wolken fällt und in eine Lebenskrise fällt.
Mona, die aus superreichem Hause stammt (Geld vorhanden, Liebe und Beachtung nicht), abgerutscht ins Drogenmilieu und auf die Straße, schwanger von Petr, einem rumänischen Punk und Hausbesetzer.
Symphatisch ist mir keiner geworden, Am ehesten vielleicht Mona, die es irgendwie schafft. Dennoch ist es gerade das Ende das micht nicht überzeugen konnte. Lange haben mich die Szenenwechsel, die Kollisionen überzeugen können, doch am Ende war mir vieles zu viel. Zu extrem, zu abgedreht, zu häufig, zu zufällig und identifizieren konnte ich mich mit keinem.
Es ist ein extrem von reich und arm, von zwei absolut differenten Lebensweisen. Das Verhalten von Monas Eltern, die Praktiantin, Petr und Co, das Drogenviertel und das Luxusloft, Die Asche in der Urne, das "saubere" Ende im Drogenumfeld.

Es steckt viel wahres in dem Roman, aber die Häufigkeit dieser extremen Begebenheiten macht es wieder unglaubwürdig .
Und wenn man die Masse an Kollisionen als einfach als gelungenes gestalterisches Element des Autors ansieht, ist es für mich die Aussage am "glücklichen" Ende, das für mich einfach nur ein Bild des Ballast abwerfens um glücklich zu sein, bedeutet, das mir nicht gefällt.

Fazit:
Sehr gut geschrieben, eine tolle Idee, gelungene Szenenwechsel, aber letztendlich war es ein Zusammenprall von Extremen, von Menschen, die auf beiden Seiten keinen Glauben, keinen Halt, keine Grenzen kannten, das war mir auf beiden Seiten zu extrem, da die Anhäufung es unglaubwürdig gemacht hat. Das Ende konnte mich dann nicht überzeugen.

Bewertung vom 14.10.2016
Das Geheimnis der Mittsommernacht
Kabus, Christine

Das Geheimnis der Mittsommernacht


sehr gut

Clara, ihr Mann Olaf und der gemeinsame Sohn Paul sind schon fast auf dem Weg nach Samoa, als ein Brief aus der norwegischen Heimat Olafs sie erreicht. So reisen sie erst noch einmal nach Norwegen. Doch dann geschieht ein Unglück und für Clara und Paul ändert sich alles. Sie bleiben erst einmal in der kleinen norwegischen Stadt Røros, doch warum werden sie angefeindet ? Insbesondere von den eigenen Schwiegereltern ?
Sofie Svartstein lebt in Røros, nachdem Tod der Mutter nur noch mit Vater und Schwester Silje. Ihr Vater ist Bergwergsbesitzer. Doch Sofie hat sich noch nie großartig an Etikette gehalten und interessiert sich für mehr als nur Mode und Kaffeekränzchen. Sie ist aber auch noch jung und sehr weltfremd, als sie daher den smarten deutschen Moritz kennenlernt, lässt sie sich schnell den Kopf verdrehen.


Es ist die Geschichte von zwei jungen Frauen Ende des 19. Jahrhunderts. Clara, die als Waisenkind aufwuchs, verheiratet und Mutter ist, und es gelernt hat, sich durchzusetzen um überleben zu können, die nun in eine ihr fremde Gesellschaft, mit neuer Sprache und vor allem ohne großen finanziellen Möglichkeiten überleben muss. Auf der anderen Seite die etwas jüngere Sofie, die behütet aufwuchs, mit Dienstboten, in einem großen Haus und ohne finanzielle Probleme. Dennoch, auch sie erleidet einen Verlust, sie wil aus dem behüteten, für sie als leer empfundenen Leben ausbrechen. Dazu kommt ein Geheimnis. Wer hat versucht das Sägewerk anzustekcen ? Warum ist Ivar Svartstein, Sofies Vater, so verbittert ? Was ist das Geheimnis der Hirtin Siru ?


In diesem Roman schafft es die Autorin Christine Kabus wieder einmal viele historische Begebenheiten mit einfliessen zu lassen. Das harte Leben, gerade der Arbeiter der damaligen Zeit. Eine Zeit, in der auch Kinder schon mit jungen Jahren mit hinab ins Bergwerk mussten. Eine Zeit, in der Arbeiterbewegungen entstanden.
Christine Kabus hat immer wieder verstreut fundiertes Wissen eingestreut. so dass man sich gut hinein versetzen konnte.

Die Geschichte der zwei Frauen ist interessant, allerdings stieg für mich die Spannung in diesem historischen Roman erst gegen Ende an. Lange ging es erst darum die auch alltäglichen Sorgen der Protagonistinnen darzustellen. Die Figuren wurden gut ausgearbeitet, so dass man sie sich gut vorstellen konnte. Ihre Entwicklung war vorhersehbar, dennoch gab es noch die eine oder andere Überraschung. Langweilig war es trotzdem nicht, da man sich durch die sprachlich sehr gut ausformulierte Geschichte gut in diese Zeit hinein versetzen konnte.
Die Nebenfiguren waren sehr interessant und haben die Geschichte mit Leben gefüllt.


Fazit:
Christine Kabus hat es wieder einmal geschafft, eine andere Epoche aufleben zu lassen. Es war für mich eine authentische Geschichte zweier Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts, gespickt mit vielen historischen Informationen. Auch wenn die Spannung diesmal nicht so hoch wie in ihren vorherigen Romanen war, hat mir "Das Geheimnis der Mittsommernacht" gefallen.