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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 527 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2014
Queen of Clouds
Gerdom, Susanne

Queen of Clouds


ausgezeichnet

Eine magische Welt und eine Prophezeiung

Inhalt:
Es gibt Menschen, die in Türmen leben und über diejenigen herrschen, die in den Schluchten leben. Die Schluchter müssen den Türmern dienen und einen Zehnt abgeben. Da relative Unfruchtbarkeit der Menschen das Land wie eine Epidemie überfallen hat, werden den Schluchtern sogar Kinder geraubt. Kein Wunder, dass es über kurz oder lang zu einer Rebellion kommt.

Daneben existiert noch eine Prophezeiung, nach der die Schluchter und die Türmer zusammen den Turm Null finden und dort den Ewigen König erwecken sollen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Diese Aufgabe fällt der Schluchterin Elster und dem Türmer Valentin und ihren Freunden zu. Eine abenteuerliche Reise beginnt, die aufgrund der Feindschaft der beiden Gruppen nicht immer harmonisch verläuft.

Meine Meinung:
Wieder einmal beweist Susanne Gerdom mit ihrem neuesten Werk, über welch enorme Fantasie sie verfügt. Sie hat eine tolle Welt entwickelt, die ganz entfernt an unsere reale Welt erinnert, aber dann doch wieder nicht. Dabei beschreibt sie die Umgebung so bildhaft, dass bei mir sofort das Kopfkino in Gang gesetzt wurde. So macht das Lesen gleich noch viel mehr Spaß! Susanne Gerdom schreibt wie gewohnt sehr fesselnd und immer wieder mit einer Prise Humor, was das Lesen zu einem spannenden Vergnügen macht.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, anfangs abwechselnd aus der Sicht von Elster und Valentin, später auch aus Melanias Perspektive. Dadurch wird das Geschehen umfassend beleuchtet, und der Leser erhält Einblick in die Gedanken und Gefühle verschiedener Charaktere.

Die Protagonisten sind hervorragend ausgearbeitet. Man kann sich ein Bild von ihnen machen, man kann ihre Handlungsweisen meistens gut nachvollziehen. Sie sind mit Ecken und Kanten versehen, keine der Figuren ist nur schwarz oder nur weiß. Sie sind teilweise mit Zweifeln und zwiespältigen Gefühlen ausgestattet, was sie umso authentischer wirken lässt.

Besonders die Figur der Elster mochte ich sehr. Sie ist ein bisschen unzufrieden, rebellisch, aber im Grunde doch herzensgut. Ihr zur Seite steht ihr bester Freund Indigo, dessen romantische Gefühle Elster zu seinem Leidwesen nicht erwidert. Auch die anderen Paarungen geben viele Rätsel auf. Es wartet manche Überraschung auf den Leser, wer hier mit wem wie verbandelt ist. Doch auch hinter den Identitäten mancher Personen stecken Geheimnisse, die entdeckt werden wollen. So kann ich nur genaues Lesen, auch zwischen den Zeilen, empfehlen, um die versteckten Hinweise rechtzeitig zu bemerken.

Das Buch ist ein Einzelband, am Ende sind die wichtigsten Fragen aufgeklärt. Doch gibt es über diese Welt noch so viel zu erfahren, dass ein Fortsetzungsband durchaus vorstellbar und wünschenswert ist.

Fazit:
Ein toller, vielschichtiger Fantasyroman für Menschen ab ca. 14 Jahren, nach oben ohne Altersbeschränkung. Ich kann nur eines empfehlen: LESEN!

Bewertung vom 01.09.2014
Geschenkt
Glattauer, Daniel

Geschenkt


ausgezeichnet

Humor und Tiefgang vereint

Inhalt:
Gerold Plassek, 43, ist Journalist bei einer Gratiszeitung. Hier verbringt er den Tag mit Nichtstun zwischen den wenigen Zeilen, die er schreibt. Abends flüchtet er sich in seine Stammkneipe und spricht dem Alkohol mehr zu, als ihm guttut. Sein Leben ändert sich plötzlich, als Alice ihm ihren 14-jährigen Sohn Manuel aufdrängt. Alice will ein halbes Jahr im Ausland arbeiten, Manuel aber unbedingt in Wien bleiben. Und wer bietet sich da als Aufsichtsperson mehr an als der leibliche Vater, auch wenn der von seinem Vaterglück bisher nichts ahnte und Manuel keine Ahnung hat, wer sein Vater ist und auch gar nichts von diesem wissen will?

Als dann auf eine kleine Zeitungsnotiz hin, die Gerold geschrieben hat, ein anonymer Spendensegen losbricht, gerät er immer mehr ins Rampenlicht und erweist sich schließlich gar nicht als der Loser, für den ihn immer alle gehalten haben, einschließlich er selbst.

Meine Meinung:
Dieser Roman basiert auf einer wahren Begebenheit, dem sogenannten „Wunder von Braunschweig“, einer Serie von anonymen Spenden an soziale Einrichtungen oder bedürftige Einzelpersonen, die im November 2011 begann. Den Spenden lagen meistens kleine Zeitungsausschnitte bei, in denen auf die Nöte der Einrichtungen bzw. Personen eingegangen wurde.

Daniel Glattauer hält sich in seinem Roman weitgehend an diese Vorlage. Auch im Roman gibt es eine Serie von anonymen Spenden, denen Zeitungsnotizen beiliegen, und zwar Zeitungsnotizen, die Gerold Plassek verfasst hat. Warum ausgerechnet Notizen des Versagers Gerold? Weder sein Chef noch er selbst können sich einen Reim darauf machen. Auf jeden Fall kann sein Lotterleben so nicht weitergehen, denn nun hat er eine moralische Verpflichtung. Er hat es quasi in der Hand, wer Spenden bekommt, indem er einen Artikel darüber schreibt. Und dass er diese Verpflichtung ernst nimmt, dafür sorgt Manuel, der Gerold kräftig in den Hintern tritt und ihm mal ordentlich die Meinung geigt. Konnten sich die beiden anfangs nicht ausstehen, dreht sich das Blatt schon bald, und Gerolds Ziel ist es, Manuels Respekt und Liebe zu gewinnen.

Da die Geschichte aus Gerolds Sicht in der Ich-Form erzählt wird, kann man sich dabei gut in den Protagonisten hineinversetzen. Seine Gedanken, seine Gefühle werden direkt zum Leser transportiert. Und auch wenn einem dieser Typ Mensch im richtigen Leben eher unsympathisch wäre, kann man Gerold doch irgendwie mögen, zumal er sich im weiteren Verlauf ja auch ganz stark ändert. Manuels Enthusiasmus ist einfach ansteckend, vor allem wenn man vor dem eigenen Kind gut dastehen will.

Die Annäherung zwischen Vater und Sohn beschreibt Glattauer sehr einfühlsam und berührend. Beide profitieren von dieser Beziehung. Gerold bekommt endlich mal wieder den Hintern hoch und Manuel findet in seinem Vater nach und nach eine Vertrauensperson. Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und sehr interessant mit viel Tiefgang gezeichnet. Obwohl die Geschichte an sich recht ernst ist, liest sie sich sehr amüsant, denn Glattauer hat sie mit viel Humor, mit Selbstironie und Sarkasmus gespickt.

Fazit:
Ein Buch mit dem typischen Humor von Daniel Glattauer, aber auch mit viel Tiefe. Womöglich sein bester Roman. Auf jeden Fall absolut lesenswert.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2014
Niemand liebt November
Michaelis, Antonia

Niemand liebt November


ausgezeichnet

Emotional überwältigend und verstörend

Inhalt:
Kurz vor ihrem sechsten Geburtstag verschwinden die Eltern von Amber Lark, genannt November. Das Mädchen wird von Kinderheim zu Kinderheim, von Pflegefamilie zu betreuter WG gereicht. Als sie elf Jahre später eine Spur von ihrem Vater findet, reißt sie kurzerhand aus, um ihn zu suchen. Die Spur führt in eine Kneipe, das „Bottled“, durch dessen Tür Wolf Lark damals hineingegangen ist, aber nicht mehr herausgekommen. Amber geht der Spur ihres Vaters nach, doch immer ist er schon wieder weg. Was das Mädchen auf seiner Suche erlebt, ist absolut haarsträubend und schockierend.

Meine Meinung:
Antonia Michaelis schreibt unverwechselbar. Man muss ihren Stil mögen oder zumindest bereit sein, sich darauf einzulassen. Sonst wird man vielleicht enttäuscht sein. Ich persönlich liebe ihre Bücher. So ist auch „Niemand liebt November“ ein absolutes Highlight für mich. Wie gewohnt spielt Michaelis mit den Realitäten. Man kann lange Zeit nicht zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden. Gibt es bestimmte Personen wirklich oder sind sie nur Einbildung der Protagonisten? Passiert das alles wirklich oder ist es ein Traum?

Michaelis’ Romane sind oft verstörend, aber „Niemand liebt November“ ist sicher der härteste. Hier passieren Dinge, die man nicht lesen will, wo man versucht ist, ein paar Seiten zu überblättern, um das Böse nicht an sich heranzulassen. Insofern kann man auch über die Altersempfehlung ab 16 Jahren geteilter Meinung sein. Ich würde sagen, es kommt darauf an … Es gibt sicher 16-Jährige, die damit klarkommen, andere könnten Albträume bekommen.

Hauptsächlich wird die Geschichte aus Ambers Perspektive erzählt. Amber ist ein verlorenes Mädchen, verlorener geht es gar nicht. Allein die fröhlichen Erinnerungen an ihre Eltern halten sie bei der Stange. So ist es absolut nachvollziehbar, dass es ihr größter Wunsch ist, die beiden wieder zu finden. Dafür nimmt sie einiges auf sich, mehr als ihr guttut. Das tut einem als Leser weh, das macht einen wütend, umso mehr, als man ganz dicht an der Protagonistin dran ist. Sie macht so vieles falsch, weiß nicht, wem sie vertrauen soll und wem besser nicht. Dabei schafft es die Autorin, den Leser so an Amber zu binden, dass man jeden ihrer Schritte nachvollziehen kann und mit dem Mädchen mitleidet. Das Buch ist emotional wirklich keine leichte Kost.

Wie üblich hat mich auch bei diesem Buch der wunderbar bildreiche, poetische Schreibstil von Antonia Michaelis begeistert. Die Sprache ist einfach zum Niederknien, wie ich es von dieser Autorin gewohnt bin. Die Sätze sind so fein gewoben, dass sie einem auf der Zunge zergehen.
„Der Regen ließ nach. Die Nacht wurde lautlos älter.“ (S. 13)
„Der Tag draußen war der kälteste des ganzen Winters. Die Sonne schien, und an den Vorstadtbäumen hing der Reif in Feenmustern.“ (S. 321)
Einfach schön!

Fazit:
Dieses Buch hat mich emotional überwältigt, zwischen den Realitäten herumgewirbelt und mit einem grandiosen Schluss wieder ins Leben geholt. Für Fans von Antonia Michaelis und solche, die bereit sind, es zu werden.

Bewertung vom 27.08.2014
Alle Augen auf dich
Mayer, Gina

Alle Augen auf dich


sehr gut

Inhalt:
Die junge Schauspieler Myriam Bellinger wurde entführt. Sie hatte die Hauptrolle in der Internet-Serie „Missing“, in der es auch um eine Entführung geht. Wie in der Serie kann die Außenwelt die Gefangenschaft und die Leiden von Myriam über ein Videoblog beobachten. Nimmt sich der Täter die Serie zum Vorbild? Als eine Lösegeldforderung an den Produzenten Erik Holm eingeht, steht die Fan-Welt kopf. Denn Holm ist bankrott, das Geld muss über Crowdfunding hereinkommen, also über Spenden der Fans.

Meine Meinung:
Wieder einmal ist Gina Mayer ein spannender Jugendthriller gelungen. Er kommt ohne Blut aus, dafür befasst er sich mit Themen, die die Jugend interessieren: Serien, Internet, Foren, Drogen, Liebe, Familie.

Von Anfang an gibt es eine Reihe von Verdächtigen, die sich im Verlauf des Buches in der Favoritenrolle abwechseln. Alle haben mehr oder weniger starke Motive und Möglichkeiten für die Tat, und doch traut man es keinem wirklich zu. Allmählich kommen immer mehr Details ans Tageslicht, sodass man als Leser schließlich einen guten Überblick über die beteiligten Personen hat. Trotzdem bleibt die Geschichte bis zum Schluss undurchsichtig. Die Auflösung ist dann aber logisch. Überrascht hat sie mich nicht unbedingt, es war einfach eine von mehreren Möglichkeiten, die es gab.

Gina Mayers Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er lässt sich leicht und locker lesen. Durch viele Dialoge wirkt die Handlung sehr lebendig. Erzählt wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, einmal aus der Sicht von Amelie Fröhlich, der ermittelnden Kommissarin, zum anderen aus der Sicht von Jo Steiner, dem Freund der Entführten. Dadurch ergibt sich ein rundes Bild.

Leider ist mir Amelie mit ihrer ewigen Unentschlossenheit und ihren körperlichen Befindlichkeiten ziemlich auf die Nerven gegangen. Auch die meisten anderen Figuren strotzen nicht gerade vor Sympathie. Doch sind sie alle gut charakterisiert, daher kann ich auch ohne Sympathieträger auskommen.

Fazit:
Klasse Jugendthriller! Undurchsichtig bis zum Schluss.

Bewertung vom 08.08.2014
Stigmata
Gurian, Beatrix

Stigmata


ausgezeichnet

Ausgefeilter Jugendthriller, auch für Erwachsene lesenswert!

Inhalt:
Emma hat vor wenigen Wochen durch einen Unfall ihre Mutter verloren. Der Vater starb schon vor ihrer Geburt. Nun ist die Jugendliche ganz auf sich gestellt. Sie macht sich heftige Vorwürfe, denn ihre letzte Begegnung mit ihrer Mutter endete im Streit. Da erhält sie einen Hinweis, dass es sich gar nicht um einen Unfall, sondern um Mord gehandelt haben könnte. Auf der Suche nach den Mördern gelangt Emma in ein äußerst dubioses Camp für Jugendliche in den Bergen. Schon bald ist klar, dass es hier um Leben und Tod geht …

Meine Meinung:
„Stigmata“ konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistern. Es war mein erstes Buch von Beatrix Gurian aka Beatrix Mannel, aber ganz sicher nicht mein letztes.

Der Plot ist sehr ausgefeilt. Die Autorin überschüttet einen mit Details, die zusammen ein dichtes Netz ergeben. Manches davon ist wichtig, anderes ist eine falsche Fährte. Man wird geradezu gezwungen, über die Zusammenhänge zu spekulieren, und das macht wahnsinnig viel Spaß! Auf manche Dinge bin ich leichter als auf andere gestoßen, aber das große Ganze hat sich mir erst am Ende offenbart. Obwohl im Nachhinein alles logisch erscheint, tappte ich bis zum Schluss im Dunkeln, wer nun wirklich der Drahtzieher hinter der Geschichte ist. Es gibt jede Menge Verdächtige, die sich mit wechselnder Intensität die Favoritenrolle teilten. Kaum glaubte ich, Anhaltspunkte dafür zu haben, dass es nur „X“ sein könnte, wurden diese ein paar Seiten weiter wieder entkräftet und dafür schien nun „Y“ verdächtig. Hier hat die Autorin mich wirklich gekonnt an der Nase herum geführt und immer wieder überrascht.

Es gibt verschiedene Handlungsstränge, die sich abwechseln. Einmal befinden wir uns mit Emma in der Gegenwart im Camp. Diese Szenen werden in der Ich-Form von Emma im Präsens erzählt. Die Geschehnisse einige Wochen zuvor werden von Emma in der Vergangenheitsform berichtet. Und schließlich erfahren wir Dinge aus der Vergangenheit von Agnes, Emmas Mutter.

Über Fotos, die ihr zugespielt werden, taucht Emma immer weiter in die Vergangenheit ihrer Mutter ein. Diese Fotos sind im Buch auch abgebildet und lassen einen noch tiefer in die Handlung hineinrutschen, weil sie einfach perfekt passen. Überhaupt ist die Aufmachung des Buches sehr schön, ein echter Hingucker im Regal!

Der Spannungsbogen ist perfekt und steigt immer mehr an. Einmal konnte ich mich wirklich nicht mehr zurückhalten und musste vorblättern, weil ich das Ende einer Szene vor Anspannung nicht erwarten konnte. Die rätselhaften Vorkommnisse werden immer schlimmer und gruseliger. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch die Protagonisten weiter und gehen schließlich mit der Situation souveräner um als am Anfang. Die Interaktionen zwischen den Jugendlichen im Camp fand ich sehr interessant und gut dargestellt.

Fazit:
Ein Buch, das viele Rätsel aufgibt und zum Spekulieren einlädt. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht. Ich kann diesen Roman allen jugendlichen und jung gebliebenen Thrillerfreunden wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 01.08.2014
Nur wer fällt, lernt fliegen
Gavalda, Anna

Nur wer fällt, lernt fliegen


sehr gut

Eine Liebesgeschichte der anderen Art

Bei einem Wanderurlaub fallen Billie und Franck in eine Felsspalte. Während Billie sich nur am Arm verletzt hat, hat Franck starke Schmerzen und kann sich nicht bewegen. Bald wird er bewusstlos. Billie lässt ihrer beider Leben Revue passieren.

Das Leben meint es nicht gut mit Billie und Franck. Billie wurde als Säugling von ihrer Mutter verlassen, wuchs bei der verhassten Stiefmutter auf. Liebe und Fürsorge lernt das Mädchen nicht kennen. Zitat: “Irgendwann und ohne dass es seine Absicht gewesen wäre, meinte mein Vater es endlich einmal gut mit mir und starb." (S. 107)

Franck ist schwul und leidet sehr unter seinem herrischen Vater. Beide haben nichts zu lachen, bis sie in der Schule zusammen für ein Theaterstück proben. Hierbei kommen sie sich nahe und werden Freunde. Freunde fürs Leben. Auch wenn das Schicksal sie immer wieder auseinander treibt, kommen sie früher oder später doch wieder zusammen und sorgen füreinander.

Mir fiel es nicht leicht, in das Buch hinein zu finden. Billies ungehobelte Sprache mit vielen Vulgär- und Fäkalausdrücken hat mich abgestoßen. Natürlich wirkt diese Sprache authentisch, aber lesen mag ich so etwas einfach nicht.

Die erzählten Episoden aus den Leben der zwei jungen Menschen sind anfangs recht kurz. Alles wirkt ein bisschen abgehackt und wenig geschmeidig. Für den Lesefluss ist das zwar nicht förderlich, aber es spiegelt das Erzählte wider. Insofern passt es gut.

Ist das Buch anfangs mehr oder weniger trostlos, wirkt es später doch hoffnungsvoll. Anna Gavalda zeigt, dass man sich nicht aufgeben darf, dass man sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kann und dass mit wahrer Liebe alles leichter geht.

"Nur wer fällt, lernt fliegen" ist vielleicht nicht Anna Gavaldas bestes Werk, aber durchaus lesenswert.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2014
Zertrennlich
Sarginson, Saskia

Zertrennlich


gut

Inhalt:
1987. Die Zwillinge Isolte und Viola leben beide in London. Die eine hat mehr oder weniger erfolgreich Karriere gemacht, die andere versucht, sich zu Tode zu hungern. Zwei verschiedene Wege, um der Vergangenheit zu entfliehen.

1972. Die zwölfjährigen Mädchen Isolte und Viola leben mit ihrer Mutter im Wald in Suffolk. Hier lernen sie die etwa gleichaltrigen Zwillinge Michael und John kennen. Sie verbringen zusammen einen fast unbeschwerten Sommer, bis etwas Schreckliches geschieht.

Meine Meinung:
Saskia Sarginson wechselt in ihrem Debütroman häufig die Perspektive. Abwechselnd werden Viola (in der Ich-Form) und Isolte (in der Sie-Form) beleuchtet. Dabei springt die Erzählung zwischen Gegenwart (1987) und Vergangenheit (1972) hin und her. Es gibt aber auch Passagen aus 1972, die im Präsens erzählt werden. Zudem sind die Szenen der Vergangenheit nicht chronologisch. Das ist, ehrlich gesagt, ein wenig verwirrend und macht das Lesen recht anstrengend.

Die ersten zwei Drittel habe ich mich durch das Buch kämpfen müssen. Die Autorin beschreibt vor allem die Ereignisse in der Vergangenheit so ausufernd, dass man am liebsten ein paar Seiten überblättern würden. Dabei passiert nicht wirklich viel. Man lernt aber vor allem Issy und Viola recht genau kennen. Ich hatte schließlich eine gute Vorstellung von ihrem Zusammenhalt, ihrem Zwillingsgefüge, ihrer gegenseitigen Abhängigkeit. Die Charaktere sind eigentlich relativ interessant, auch ihr Verhältnis zu den beiden Jungen.

Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Beschreibungen sind schön bildhaft. Man hört direkt das Rascheln der Wälder oder das Rauschen des Meeres, man riecht die weiche Erde. Doch konnte mich die Geschichte einfach nicht richtig fesseln. Ich wartete ständig darauf, dass endlich etwas Schreckliches oder überhaupt etwas Ungewöhnliches passiert, aber dazu kam es erst kurz vor Schluss. Und dann wurde es ziemlich schnell abgehandelt.

Die Atmosphäre wirkt durchweg bedrückend, selbst als die Kinder unbeschwert durch den Wald streifen. Das Buch hat mich dadurch richtig runter gezogen. Erst spät in der Geschichte erscheint ein Hoffnungsschimmer. Das Ende ist ziemlich offen, was ich aber zu dem davor Erzählten passend finde.

Fazit:
Das Buch ist nicht schlecht. Es wird sicher seine Leser finden. Aufgrund der anstrengenden Erzählweise kann ich es aber nicht uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 14.07.2014
Berstende Sterne / Legend Trilogie Bd.3
Lu, Marie

Berstende Sterne / Legend Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Die Legend-Trilogie:
- Fallender Himmel
- Schwelender Sturm
- Berstende Sterne

Inhalt:
Acht Monate sind vergangen, seit June und Day sich zuletzt gesehen haben. Day kümmert sich um seinen Bruder Eden, June ist eine Princeps-Anwärterin des jungen Elektors Anden. Als die Seuche sich wieder auszubreiten beginnt, soll June Day dazu bringen, dass er Versuche mit Eden, der möglicherweise Antikörper und damit ein Heilmittel in seinem Blut trägt, erlaubt. Doch Day sträubt sich vehement, um seinen Bruder zu schützen. Doch als die Bedrohung durch die Kolonien immer greifbarer wird, muss etwas geschehen. Endlich arbeiten June und Day wieder Hand in Hand.

Meine Meinung:
Nachdem ich von den ersten beiden Bänden total begeistert war, konnte ich es kaum erwarten, den dritten Band dieser Dystopie-Reihe zu lesen. Auch dieser hat mich nicht enttäuscht. Ich war sehr schnell wieder im Geschehen drin. Dass dieser Band nicht nahtlos an den letzten anschließt, sondern eine Lücke von acht Monaten lässt, hat zur Folge, dass die Handlung hier quasi an einem neuen Punkt anfängt, das Vergangene im Detail nicht so wichtig ist. An die groben Geschehnisse konnte ich mich noch gut erinnern.

Ich habe das Buch geradezu verschlungen und dabei mit den beiden Helden gebangt. Es ist durchweg spannend geschrieben, selbst die Szenen, in denen gar nicht viel passiert. Marie Lu versteht es einfach, mitreißend zu schreiben. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um Actionszenen oder um romantische Szenen handelt. Mit beidem konnte die Autorin mich überzeugen.

Wie schon in den ersten beiden Bänden wechselt die Perspektive von Kapitel zu Kapitel zwischen June und Day, wobei beide in der 1. Person im Präsens erzählen. Dadurch wird man direkt in die Handlung hineingezogen, bekommt die Gedanken und Gefühle beider Protagonisten hautnah mit und kann sich von beiden Seiten ein umfassendes Bild machen.

Beide Protagonisten, aber auch die Nebenfiguren wie Eden, Tess und Anden machen eine starke Entwicklung durch. June ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu Day und ihrer Loyalität zu Anden und der Republik. Sie muss sich im Senat durchsetzen und hat immer noch mit Metias’ Tod zu kämpfen. Für Day spielt Eden die größte Rolle. Ihn will er um jeden Preis beschützen. Doch über allem schwebt wie ein Damoklesschwert Days tödliche Erkrankung.

Die Handlung ist absolut logisch aufgebaut, die Figuren wirken authentisch. Insgesamt ist dieser letzte Band vielleicht etwas ruhiger als die Vorgänger, dafür kommt nun alles zu einem runden Abschluss. Auch eine im zweiten Band offen gebliebene Frage wird hier geklärt. Die Spannung steigt kontinuierlich an, bis sie sich in einem fulminanten Showdown entlädt.

Das Buch endet mit einem Epilog, der mich rundum zufrieden zurücklässt.

Fazit:
Toller Abschlussband dieser Trilogie! Für Dystopie-Fans ist die Reihe sehr zu empfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2014
Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
Park, Jessica

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte


sehr gut

Inhalt:
Nach der High School will Julie endlich aus dem verschlafenen Ohio wegkommen. Sie wird an einem College in Boston angenommen. Nach einem Wohnungsdesaster kommt sie erst mal bei einer früheren Freundin ihrer Mutter unter. Die Familie ist etwas seltsam, vor allem die dreizehnjährige Celestine, die sich fürchterlich gewählt ausdrückt, keine sozialen Kontakte hat und ohne eine lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn, der auf einer Weltreise ist, nirgendwo hingeht.

Da Julie in Finns Zimmer wohnt, hält sie es für das Beste, sich ihm vorzustellen - auf Facebook. Die überaus netten Chats und E-Mails mit Finn lassen bald Gefühle aufkommen. Dass er sogar als Pappfigur noch sehr gut aussieht, schadet Julies Verliebtheit keineswegs.

Julie freundet sich schnell mit Celestine und dem anderen Bruder Matt an. Matt kümmert sich liebevoll um seine kleine Schwester, da die Eltern oft unterwegs sind. Doch sobald Julie das Thema auf die Pappfigur bringt, machen alle dicht. Julie aber bleibt hartnäckig und sorgt dafür, dass ihre verschlossenen Mitbewohner sich öffnen.

Meine Meinung:
Mir hat das Lesen dieses Buches viel Spaß gemacht. Es ist sehr locker geschrieben, aber nicht umgangssprachlich. Die Dialoge sind teils witzig, teils aber auch traurig, aber nie langweilig.

Entgegen dem Untertitel „Wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ wird die Geschichte nicht in der Ich-Form erzählt, wenngleich aus Julies Perspektive. So wird der Leser nah an dieser Protagonistin durchs Buch geführt und hat bis zu einem gewissen Maß Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Dass ich mich trotzdem nicht wirklich mit ihr identifizieren konnte, mag daran liegen, dass sie mir einfach zu oberflächlich ist. Julie legt sehr viel Wert auf gutes Aussehen, auf angesagte Kleidung, die richtigen Farben. Da kann ein Bewunderer noch so nett sein, ohne diese Attribute hat er bei Julie keine Chance. Das fand ich sehr schade, denn ansonsten ist sie eigentlich sehr sympathisch.

Celeste ist meine heimliche Lieblingsfigur. Auch wenn sie keine Freunde hat, hat sie doch einen ganz guten Riecher für zwischenmenschliche Beziehungen. Aufgrund ihrer Intelligenz lässt sie manchen genialen Spruch los, was mich mehr als ein Mal zum Schmunzeln brachte.

Leider ist das Buch ziemlich vorhersehbar. Es gibt zwar immer mal wieder überraschende Momente, doch das große Ganze war mir schon nach wenigen Seiten klar. Aufgrund des netten „Drumherums“ hat es mir trotzdem gut gefallen. Ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.