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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2011
Inselzirkus / Mamma Carlotta Bd.5
Pauly, Gisa

Inselzirkus / Mamma Carlotta Bd.5


sehr gut

Liebe, Leid und Leidenschaft

So kurz vor den Osterferien ist noch nicht viel los auf Sylt und so haben die Mitarbeiter der Mordkommission auch kein Problem damit, den 50. Geburtstag eines Kollegen ausgiebig zu feiern. Dumm nur, dass ausgerechnet mitten im ausgelassenen Feiern eine Leiche im Lister Hafen gefunden wird. Der ermordete Klatschreporter war angeblich hinter einer heißen Story her. Denn auf Sylt gastiert gerade die Filmcrew zu einer Telenovela, mit dabei in einer Gastrolle der bekannte Schauspieler Bruce Markreiter. Während die ersten Ermittlungen von Kommissar Eric Wolf und seinen Kollegen noch etwas beschwerlich anlaufen, ist Mamma Carlotta mit ihren Enkeln am Set der Telenovela, da Carolin und Felix sich für eine Komparsenrolle bewerben möchten. Doch nicht nur die beiden werden engagiert, auch Mamma Carlotta. Doch kaum hat diese sich richtig am Filmset eingelebt, geschieht ein weiterer Mord und die Hauptverdächtigen sind unter den neuen Kollegen von Mamma Carlotta zu finden.

Gewohnt witzig, spritzig und herrlich leichtfüßig beginnt Gisa Pauly einen weiteren Krimi ihrer Mamma Carlotta-Serie. Und so verfolgt man am Anfang amüsiert schmunzelnd die Versuche von Erik Wolf und seinen Kollegen, die Ermittlungen so professionell wie möglich durchzuführen, ohne dabei zu sehr durchblicken zu lassen, dass man ja eigentlich kaum noch geradeaus gehen kann. Zwar ist bei den Ermittlungen schnell ein Verdächtiger ausgemacht, doch dieser hat ein wasserdichtes Alibi und so stagnieren Erik Wolfs Nachforschungen anfangs. Selbst als schon bald ein zweiter Toter im Umfeld der Telenovela gefunden wird, kann man nicht sicher sein, ob hier ein oder mehrere Täter am Werk waren.

Gleichzeitig blüht Mamma Carlotta regelrecht am Filmset auf. Gibt es doch so viele interessante Neuigkeiten, die sie bei ihrer Rückkehr nach Umbrien den Nachbarn erzählen kann. Und dass ihre Schauspielkolleginnen sie auch noch als emanzipierte Frau bezeichnen, tut sein übriges dazu, dass Eric und die Enkel jetzt sogar ab und an auf ihr gewohntes Abendessen verzichten müssen. Denn Mamma Carlotta ist lieber mit ihren neuen Freundinnen zusammen und versucht zusätzlich natürlich auch, die Morde aufzuklären. Dabei liefert sie ihrem Schwiegersohn Erik wieder den einen oder anderen entscheidenden Hinweis, was sehr an seinem Ego kratzt.

Neben der neu entdeckten Emanzipation seiner Schwiegermutter muss sich Erik auch mit einer pubertierenden Tochter auseinandersetzen. Carolin fühlt sich zurückgesetzt, ausspioniert und natürlich total missverstanden. Selbst Mamma Carlotta’s Versuche, bleiben erfolglos. So flüchtet Carolin in die Welt der Minna von Barnhelm, lernt ganze Passagen auswendig und träumt von einer großen Filmkarriere.

Der Krimi gestaltet sich vor allem wieder sehr unterhaltsam, eine große Spannung kommt jedoch während des Lesens nicht unbedingt auf. Allerdings entwickelt sich die Geschichte wieder sehr abwechslungsreich und was auch die Auflösung des Falls angeht, überrascht sie und war so nicht unbedingt vorhersehbar.

Herrlich zu lesen sind natürlich wieder die ganzen Eskapaden, die Mamma Carlotta erlebt und dieses Mal gerät sie ziemlich zwischen die Fronten und muss sich einiges einfallen lassen, um ihrem Schwiegersohn bei der Aufklärung zu helfen. Natürlich immer so, dass Erik hiervon nichts mitbekommt. Denn so einige Freundschaften, welche die quirlige Italienerin pflegt, würden jetzt nicht unbedingt die Zustimmung des Kommissars finden. Was auch immer wieder zu Erheiterungen führt, sind Szenen, in dem die trockene, wortkarge Mentalität der Sylter auf den übersprühenden, lebhaften Charakter von Mamma Carlotta trifft.

Fazit: Ein witziger, unterhaltsamer Sylt-Krimi, der jetzt nicht unbedingt sehr spannend ist, aber durch seine italienische Protagonistin überzeugt.

0 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2011
Die afrikanische Königin
Domerego, Roch; Blanchard, Christian

Die afrikanische Königin


sehr gut

„Wenn die Bienen einmal von der Erde verschwinden,
hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.“ – Albert Einstein

Man merkt sofort, dass es sich bei dem Autor Roch Domerego um einen Bienenzüchter und Bienenheilkundigen handelt. Seine Informationen zu Bienen wie auch zu anderen Umweltthemen sind sehr fundiert und ihm gelingt es hervorragend, einem diese Informationen unterhaltsam, verständlich und vor allem gut dosiert zu vermitteln. Zusätzlich greift er mit seinem Co-Autor Christian Blanchard in dem Öko-Thriller auch brandaktuelle Themen wie Öko-Benzin und Umweltzerstörung auf.

Dabei kommt aber bei weitem die Story an sich nicht zu kurz und die gestaltet sich recht komplex und nur in Teilen vorhersehbar. Schnell ist klar, dass hier das Management eines Pharma-Konzerns von den Übergriffen betroffen ist. Doch welche Gründe stecken dahinter und warum erfolgen diese ausgerechnet mit solch aggressiven Bienen? Hat sich hier nur jemand eine ziemlich perfide Mordart ausgedacht oder stecken ganz andere Beweggründe dahinter? Mit diesen Fragen beschäftigt man sich anfangs, doch schnell wird klar, in welche Richtung sich der Thriller bewegt. Jedoch nimmt mit diesem Wissen die Spannung in keiner Weise ab.

Die Sprache der Autoren ist sehr flüssig und durchweg fesselnd. Die Story gestaltet sich von Anfang an spannend und verbindet gut die Ermittlungen mit dem Privatleben der Protagonistin. Ab und an sind mir einige kleine Ungereimtheiten aufgefallen, die jedoch nicht unbedingt störend für den Lesefluss sind. So fand ich es schon ein wenig merkwürdig, dass Lara gleich ein sehr vertrauensvolles und freundschaftliches Verhältnis mit ihren Arbeitskollegen führt, obwohl diese sich ja erst einige Tage kennen. Beim Lesen wirkt es so, als wenn das Team schon seit Jahren zusammen ermitteln würde. Und auch der Schluss hat bei mir ein paar offene Fragen hinterlassen, die aber jetzt nicht unbedingt prägnant sind.

Die Mitwirkenden sind durchweg ausgereift dargestellt und nehmen hierdurch schnell Konturen an. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich bei der Profilerin Lara. Diese zierliche junge Frau wirkt nur nach außen hin zerbrechlich und hilfsbedürftig. Dahinter verbirgt sich ein sehr zielstrebiger, neugieriger Charakter, der sich des Öfteren recht eigenwillig darstellt. Lara steht mit beiden Beinen im Leben, ist unternehmungslustig, hat eine direkte Art an sich und mit ihren Eltern verbindet sie ein tiefes Vertrauensverhältnis; diese ganzen Kriterien bewirken beim Lesen eine glaubhafte Darstellung ihres Charakters.

Fazit: Auch wenn die Story ein wenig vorhersehbar ist, überzeugt der Öko-Thriller jedoch durch eine brandaktuelle Story, welche fundiert, zum Nachdenken anregend und spannend vermittelt wird und einer Protagonistin, die einem sofort sympathisch wird.

Bewertung vom 15.04.2011
Bullenball / Hauptkommissar Hambrock Bd.4
Holtkötter, Stefan

Bullenball / Hauptkommissar Hambrock Bd.4


ausgezeichnet

Dieses Mal konzentriert sich Stefan Holtkötter weniger auf die Ermittlungen, wobei diese aber auch nicht zu kurz kommen, sondern mehr auf die verschiedenen Lebensumstände einiger Mitglieder der Landjugend, die alle in einer Jazzband spielen. So umfasst der Krimi auch mehrere Handlungsstränge, die geschickt gelegt immer im passenden Moment wechseln, nämlich dann, wenn es interessant oder spannend wird. Somit lernt man ziemlich schnell alle Beteiligten kennen, erhält ein umfassendes Bild von ihnen, wie auch in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Und auch die Story zieht gleich richtig gut an und die Spannung hält sich mühelos bis zum extrem fesselnden Showdown.
Stefan Holtkötter thematisiert in seinem neuesten Krimi zum einen die Umstände, die zu einem Amoklauf führen können. So vertieft er zwar jetzt nicht extrem das Thema, gibt einem aber dennoch einen guten Einblick in das Seelenleben eines möglichen Amokläufers. Diesen Einblick erhält man durch immer wiederkehrende, kurze Erzählstränge, in dem er diesen zu Wort kommen lässt. So erfährt man von seinem Hass auf seine Umgebung und auch den Grund, wie es zu seinen zerstörerischen Gefühlen kam. Allerdings kommen für ihn mehrere Personen in Frage, sodass seine Identität bis zum Schluss verborgen bleibt.
Neben dem Amoklauf behandelt der Autor auch das Thema Mobbing unter Schülern, was in einem engen Bezug zu dem möglichen Amokläufer steht und seine Handlungen und vor allem seine Äußerungen im Internet verständlicher machen. Hierdurch entwickelt sich die Story sehr komplex und überrascht auch immer wieder mit nicht vorhersehbaren Wendungen. Etwas irritiert haben mich nur die versteckten Hinweise über einen Mitwirkenden, bei dem der Verdacht der Pädophilie aufkommt. Dies wird allerdings auch nicht weiter vertieft, ist eher nur ein unrelevanter Nebenzweig der Story und deswegen war es für mich etwas verwunderlich, warum dies überhaupt eingebaut wurde. Ist aber auch in keiner Weise störend.
Seine Figuren sind wieder sehr realistisch und ausgereift beschrieben, bleiben aber auch teilweise in ihren Absichten nicht vorhersehbar, was einem auch in der Frage nach der Identität des Täters immer wieder seine Meinung revidieren lässt. Besonders gelungen fand ich die Darstellung der jungen Adelheid; man fühlt regelrecht mit ihr und kann sehr gut ihre Angst, das Gefühl der Ausgrenzung und Einsamkeit nachvollziehen.
Auch vom Privatleben von Hambrock erfährt man wieder einiges. So ist er momentan Strohwitwer, weil Elli in Holland ihren Vater versorgt, da ihre Mutter im Krankenhaus liegt. Das anfängliche „Freiheitsgefühl“ von Hambrock wandelt sich schon bald. Er weiß nicht recht was er mit sich anfangen soll, meidet die leere Wohnung und verbringt seine Abende lieber in seiner Stammkneipe. Und als er auch noch erfahren muss, dass seine Kollegin Heike die Mordkommission wegen ihrer Schwangerschaft verlassen möchte, ist es mit seiner guten Laune endgültig dahin. Zumal er auch bei den Ermittlungen einfach nicht weiterkommt und sich lange keine heiße Spur finden lässt.
Fazit: Wieder einmal ein gelungener Münsterland-Krimi mit einer aktuellen, komplexen Story und einem überaus sympathischen Hauptkommissar.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2011
Cagot
Knox, Tom

Cagot


sehr gut

Das Rätsel seiner Herkunft
Tom Knox beginnt seinen Thriller äußerst rasant und hält dieses hohe Erzähltempo während der kompletten Story bei. So gestaltet sich diese von Anfang an äußerst spannend und die häufigen Wechsel zwischen den Erzählsträngen von David und Simon sorgen ebenfalls dafür, dass während des kompletten Buches absolut keine Langatmigkeit aufkommt. Diese beiden Erzählstränge sind anfangs völlig voneinander losgelöste Geschichten, die erst im Lauf des Thrillers zueinander finden. Denn jeder der Beiden verfolgt anfangs ein unterschiedliches Ziel, welches jedoch nach und nach nur auf ein Thema hinausläuft: Den Cagots. Diese Personengruppe ist der Dreh- und Angelpunkt der Story und somit entwickelt sich diese auch ziemlich komplex, da viele verschiedene Gruppierungen ein Interesse an den Cagots haben bzw. hatten und deren Vergangenheit in das aktuelle Geschehen mit eingreift. Teilweise fand ich es etwas überladen bzw. konstruiert, aber irgendwie gelingt es Tom Knox doch immer wieder, seine Geschichte relativ schlüssig und vor allem extrem fesselnd zu erzählen.

Was ich wirklich als gut gelungen fand, war die Vermischung von Fiktion und Wahrheit. So lässt Tom Knox viele reale Informationen mit einfließen und baut hierum eine gelungene fiktive Geschichte. Allerdings ist sein Sprachstil auch nichts für Zartbesaitete. Stellenweise beschreibt er recht brutal einige Szenen, die einem schon wirklich unter die Haut gehen. Ansonsten ist sein Schreibstil sehr flüssig und absolut fesselnd.

Seine Protagonisten David und Simon sind gut ausgearbeitet und in ihrem Verhalten zumeist nachvollziehbar. Vor allem die Zweifel, die David im Lauf des Thrillers kommen, sind verständlich dargestellt. Einzig die Figur des ETA-Aktivisten Miguel war in meinen Augen manchmal etwas übertrieben. So wirkt er unbezwingbar, extrem brutal, dabei äußerst intelligent und in seinem Verhalten oft unverständlich. Allerdings wird dieses Verhalten auch im Lauf des Thrillers erklärt und dadurch verständlicher.

Fazit: Ein extrem rasanter Thriller, der es in meinen Augen durchaus mit Dan Brown aufnehmen kann.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2011
Wundränder
Mall, Sepp

Wundränder


ausgezeichnet

Ausgegrenzt

Eines Morgens ist Pauls Vater nicht mehr da. Er wurde verhaftet. Warum, dass weiß der 12-jährige Paul nicht und keiner der Erwachsenen erzählt ihm etwas genaues. So macht sich Paul selbst so seine Gedanken und redet mit seinem besten Freund Herbert darüber. Die junge Johanna zieht mit ihrem stark stotternden Bruder Alex vom Berg hinunter in die Stadt. Dort macht sie eine Ausbildung als Krankenschwester und auch Alex findet sehr schnell eine Anstellung. Sehr fürsorglich kümmert sich Johanna um ihren jüngeren Bruder, liest ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Bis Alex eines Tages anfängt, eigene Wege zu gehen. Wege, die Johanna unbekannt sind und die ihr Angst machen.

Anhand dieser beiden Schicksale erzählt Sepp Mall die Unterdrückung, unter denen sich die Südtiroler gegenüber den Italienern ausgesetzt fühlen. Der Roman spielt im Jahr 1966, wo Südtirol bereits seit bald 50 Jahren Italien zugeteilt ist und so lange leiden die Südtiroler schon unter der polizeilichen Willkür, staatlicher Unterdrückung und der Ausgrenzung durch die Süditaliener. Solange rebellieren sie aber auch schon dagegen und Terrorakte sind keine Seltenheit. In dieser Zeit wachsen die Protagonisten auf, Kontakte mit Italiener sind verpönt, man bleibt unter sich.

Sehr eindringlich, nachdenklich und gefühlvoll beschreibt der Autor diese beiden Familienschicksale, die sich mit Sicherheit so oder zumindest so ähnlich abgespielt haben können. Zumindest mag man dies glauben, denn seine Schreibweise wirkt sehr authentisch und beispielhaft.

Anhand kurzer Kapitel wechselt Sepp Mall immer wieder zwischen den beiden Geschichten, wobei er die Geschichte von Paul aus Sicht einer dritten Person erzählt und Johanna ihre Geschichte selbst erzählen lässt. So wirken beide Schicksale sehr nahegehend, berühren einen und man fühlt regelrecht ihren Schmerz und ihre Angst, zumal man sich bei Beiden schon recht bald vorstellen kann, wie ihre Geschichte enden wird. Zum Schluss verknüpfen sich die beiden Schicksale sogar noch auf eine sehr traurige Art und Weise.

Fazit: Ein sehr eindringliches, gefühlvolles, nachdenkliches Buch, für das man sich wirklich ein wenig Zeit nehmen sollte und das ein Thema aufgreift, dass immer noch aktuell ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2011
Stadt der Schmerzen / Katharina Kafka Bd.2
Kneifl, Edith

Stadt der Schmerzen / Katharina Kafka Bd.2


ausgezeichnet

Leben und Sterben in Florenz

Edith Kneifl lässt ihre extravaganten Hobbydetektive in ihrem zweiten Fall in der traumhaften Kulisse Florenz ermitteln und dies gestaltet sich ein wenig chaotisch, überaus humoristisch und sehr spannend. Durchsetzt sind die Ermittlungen mit vielen historischen Hintergrundinformationen über die geschichtliche Vergangenheit dieser wunderbaren Stadt in der Toskana. So bekommt man einen spannenden Krimi wie auch interessante Informationen zu Florenz geboten, die dafür sorgen, dass man eigentlich augenblicklich die Koffer packen möchte, um die Stadt selbst zu erkunden.

Der Krimi gestaltet sich von Anfang an fesselnd, spannend und komplex angelegt. Weder ist das mögliche Motiv schnell ausgemacht noch ist früh ersichtlich, welches Familienmitglied der umfangreichen Verwandtschaft von Orlando nun hinter dem Mord steht oder ob gar die italienische oder rumänische Mafia hier ihre Finger im Spiel hat. Zumal die Autorin hier viele unterschiedliche Themen wie Kinderprostitution, Mädchenhandel, Diebstahl, Mord sowie das Fälschen von Parfüm im großen Stil aufgreift und diese geschickt zu einer schlüssigen Geschichte zusammenfasst.

Neben der komplexen Story stehen bei Edith Kneifl klar ihre Protagonisten im Vordergrund und diese sind wirklich zwei Originale. Da ist zum einem der Transvestit Orlando, der mit Vorliebe seinem Sissi-Look frönt, den Katharina jedes Mal auf die Palme bringt. Orlando ist zickig, herrlich naiv, geht nie ohne ausgefeiltes Make-Up aus dem Haus, braucht im Bad immer Stunden und sein größter Traum ist es, als uneheliches Kind von seiner italienischen Familie akzeptiert zu werden. So hofft er natürlich auch darauf, im Testament seines Vaters bedacht zu werden und sieht sich schon als Landedelmann mit eigenem Weingut. Und dann die Romni Katharina Kafka: Die studierte Historikerin arbeitet in Wien als Kellnerin, ist äußerst freiheitsliebend, aufbrausend und extrem neugierig. Was ihr in Florenz auch noch zum Verhängnis werden soll.

Die Szenen zwischen Katharina und Orlando sind herrlich erfrischend und warmherzig und so wirkt der Krimi auch durchweg äußerst locker, flüssig und packend erzählt. Und da die Story aus Sicht von Katharina dargestellt wird, erhält man auch sofort einen Bezug zu ihrer Person wie auch zu ihrem schwulen Freund Orlando, der sie mehr als einmal zur Weißglut bringt. Sei es sein Sissi-Look, sein ständiges Genörgel, wenn Katharina sich eine Zigarette ansteckt oder seine notorische Unpünktlichkeit. Beide Charaktere wirken durchweg sehr authentisch und auch, wenn Edith Kneifl bei Orlando sich schon des einen oder anderen Klischees bedient, ist seine Figur absolut sympathisch angelegt und sein Verhalten nie aufgesetzt.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer, spannender Krimi, der vor einer traumhaften Kulisse spielt und zwei Protagonisten, die man einfach ins Herz schließen muss.

Bewertung vom 30.03.2011
Blut von deinem Blute
Roth, Silvia

Blut von deinem Blute


ausgezeichnet

"... Sie kam nach Hause, um zu sterben ..."

Die Polizei war sich damals sicher, dass eine der Schwestern die brutalen Morde begangen haben muss. Zum einen ist da die unbeherrschte Mia, die bereits als Jugendliche für ihre unkontrollierten Wutausbrüche bekannt war und dann Laura, die seltsam emotionslos den Mord an ihrem Vater und dessen Frau zur Kenntnis nahm. Mia lebt bis heute in dem Herrenhaus, arbeitet als Malerin, legt sich mit jedem Inselbewohner an und lässt das Familienhaus verwahrlosen. Laura dagegen flüchtete direkt nach den Morden nach Deutschland und verdrängt die Morde.

Durch Rückblicke von Laura wie auch durch die Erzählungen der Inselbewohner erfährt man so nach und nach die gestörten Familienverhältnisse der Bradleys kennen. Die Mutter der Schwestern beging Selbstmord, als die Mädchen gerade ins Teenageralter kamen. Besonders Laura leidet von klein auf unter der Gefühllosigkeit und dem Geiz ihres Vaters, ihre jüngere Schwester Mia wird ihrer Meinung nach von ihrem Vater immer bevorzugt. Und dann noch die Stiefmutter, die ihr Vater bereits kurze Zeit nach dem Tod ihrer Mutter heiratet. Diese wird von den Schwestern von Anfang an nicht akzeptiert, die Ehe ist unglücklich und so flüchtet sich diese immer öfter in Fressattacken.

Trotz der paradiesischen Kulisse Jerseys gelingt es Silvia Roth fast augenblicklich eine beklemmende, geheimnisvolle Atmosphäre aufzubauen, die sich im Verlauf des Psychokrimis immer mehr steigert. Mit ein Grund ist das düstere Herrenhaus, in dem viele Zimmer verschlossen sind, das von Mia total verwahrlost wurde und dem Wissen, dass in der Küche die Morde geschahen. Und dann die Figuren selbst. Man weiß bis zum Schluss nicht, ob Mia die Mörderin war. So recht glauben, möchte man es eigentlich nicht, wäre es doch zu offensichtlich, allerdings hatte Mia die Möglichkeit und auch ihr Verhalten sprechen gegen sie. Dann Laura: Sie hat keine Erinnerungen an die Mordnacht, hat sie vielleicht die Morde begangen und dies 15 Jahre erfolgreich verdrängt? Oder war es gar jemand anderes?

Die Inselbewohner wie auch die Schwestern geben einem hier keine Sicherheit. Sie sind zwar durchweg alle hervorragend beschrieben, doch auch so undurchschaubar, dass man wirklich niemand trauen mag. Dies fördert natürlich extrem die Spannung und diese Ungewissheit hält sich wirklich bis zum Schluss. Besonders interessant ist hier die Figur von Mia. Sie ist eindeutig eine sehr gestörte, unbeherrschte Frau, deren Wutausbrüche wie aus dem Nichts kommen, die sich mit jedem anlegt und trotzdem wurde mir ihr Charakter irgendwann doch ein wenig sympathisch. Ihre Protagonistin Laura ist ebenfalls wunderbar gezeichnet. Die unter Bindungsängsten leidende Businessfrau fühlt sich von Anfang an nicht wohl auf der Insel, hat regelrecht Angst vor ihrer Schwester und doch lässt die Vergangenheit sie nicht ruhen, sodass sie unermüdlich nach Beweisen in Bezug auf den Mörder sucht.

Silvia Roths Schreibstil ist eher ruhig, absolut flüssig, extrem fesselnd und ihr gelingt es wunderbar einen immer wieder auf eine falsche Fährte zu führen. Ihre Geschichte erzählt sie zum einen aus Sicht von Laura. Deren ständige Angst vor ihrer Schwester und dem unguten Gefühl, welches ihr die Insel vermittelt, sind regelrecht greifbar. Zum anderen begleitet man Leon bei seinen Nachforschungen. Seine Fragen werden von den Inselbewohnern recht bereitwillig beantwortet. Doch dadurch ist er auch ständig hin- und hergerissen zwischen seinen Gefühlen zu Laura und den Informationen, die er über die beiden Schwestern erhält.

Fazit: Ein extrem beklemmender und eher ruhig angelegter Psychokrimi, der mit ausgefeilten Charakteren und einer sehr komplexen Story überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2011
Als der Tag begann
Murray, Liz

Als der Tag begann


ausgezeichnet

Der Weg aus dem Sumpf
Liz Murrays Eltern sind beide Kinder der Straße, drogenabhängig und obdachlos. Beide kommen aus zerrüttenden Familienverhältnissen, haben dort nur Gewalt und Trunkenheit nahe stehender Verwandter kennengelernt. Aus diesem Sumpf fliehen Beide auf die Straße, lernen sich dort kennen, bleiben zusammen und bekommen zwei Töchter, eine davon ist Liz. Man erfährt so anfangs einiges über das Leben von Liz Eltern, wie z. Bsp. ihr Dad mit dem Dealen von Drogen den stetig luxuriöser werdenden Lebenswandel finanziert. Bis es dann zur Verhaftung ihrer Eltern kommt, wobei ihre Mutter zu diesem Zeitpunkt bereits mit Liz schwanger ist. Liz Mutter wird freigesprochen, ihr Vater muss für 3 Jahre ins Gefängnis.
Liz erzählt sehr anschaulich aus dem Alltagsleben ihrer Kindheit. Wie es ihrer Mutter gelingt, das Sorgerecht für sie und ihre Schwester zu behalten, sie sich aufopferungsvoll um ihre beiden Kinder kümmert. Doch als Liz Vater aus dem Gefängnis entlassen wird, fällt auch ihre Mutter wieder in den alten Trott zurück und die Drogen bestimmen das Leben. Lisa und Liz sind noch zu klein, um das ganze Ausmaß zu verstehen, lernen jedoch sehr schnell, sich bei gewissen Situationen diskret im Hintergrund zu halten, um so Ärger aus dem Weg zu gehen.
Ihr Schreibstil ist von Anfang an sehr direkt und kraftvoll und spricht einen sofort an. Man hat das Gefühl einer Freundin gegenüberzusitzen, die einem ihr Leben erzählt, einfach nur gefühlvoll und absolut fesselnd, dabei aber verschönt sie nie. Es ist mir schon lange nicht mehr passiert, dass ich bereits auf der ersten Seite in die Geschichte regelrecht eintauche, die Zeit um mich herum vergesse und nur noch gebannt weiter lese.
Liz‘ Leben berührt einen zwangsläufig, stimmt einen nachdenklich, bringt einen zum Weinen und vor allem, sie lässt einen so schnell nicht mehr los, auch weil man weiß, dass sie authentisch ist. Mit ein Grund dafür ist die Sprache von Liz Murray. Ihr gelingt hervorragend die Gratwanderung, weder zu viel Mitleid zu erzeugen noch zu sehr in die Sachlichkeit abzudriften. Sondern sie trifft genau die richtige Dosierung, um ihre Leser anzusprechen.
„Als der Tag begann“ ist die Biographie einer jungen Frau, deren Kindheit geprägt ist von der Drogensucht der Eltern, sie ist traurig, manchmal durchsetzt mit schönen Erinnerungen, oft fast hoffnungslos, von quälendem Hunger, Armut und Drogen geprägt. Und doch zeigt sie einem auch, dass man sich mit Hilfe des eigenen, eisernen Willens und mit Hilfe von treuen Freunden und engagierten Lehrern aus einem Sumpf von Drogen, Kleinkriminalität und Obdachlosigkeit heraus kämpfen kann.

Bewertung vom 23.03.2011
Letzter Kirtag / Gasperlmaier Bd.1
Dutzler, Herbert

Letzter Kirtag / Gasperlmaier Bd.1


sehr gut

Mord in Altaussee

Der letzte Kirtag und das Bierzelt von der Spurensicherung gesperrt, das geht nun aber wirklich nicht. Denn dies würde passieren, würde Gasperlmaier den Toten auf der Biergarnitur sitzen lassen. Also nichts wie ab mit ihm in den nahegelegenen Toilettenwagen. Als er aber seinen Chef anruft wird dem Polizist Gasperlmeier bewusst, dass er hier wohl einen ziemlichen Fehler gemacht hat und es sollte nicht sein letzter bei dem Fall sein. Denn als einheimischer Inspektor soll er die für die Ermittlungen beauftragte Frau Dr. Kohlross unterstützen und hierbei lässt der Gasperlmaier aber auch wirklich kein Fettnäpfchen aus.

Herrlich locker und wunderbar unterhaltsam hat Herbert Dutzler seinen Krimi angelegt und hierbei ein Ermittlerduo geschaffen, das durch seine Unterschiede perfekt zusammenpasst. Die Handlung an sich rückte bei mir ziemlich schnell in den Hintergrund, denn ich wartete eigentlich mit jeder umgeschlagenen Seite nur darauf, in welchen Schlamassel der Gasperlmaier denn jetzt wieder hinein geraten wird.

Und trotzdem ist natürlich auch die Story wichtig und diese präsentiert der Autor von Anfang an gut durchdacht und schlüssig. Mir war lange Zeit nicht ganz ersichtlich, um wen es sich nun bei dem Mörder bzw. den Mördern handeln soll, denn der Tote im Bierzelt bleibt beileibe nicht der letzte. So sind auch die Spannung und die Neugier ob der Auflösung des Falls von Beginn an vorhanden und halten sich auch mühelos bis zum Schluss, auch wenn man sich während des letzten Drittels hin schon denken kann, wie die Morde zusammenhängen und warum sie geschehen sind, denn der Kreis der Verdächtigen bleibt recht übersichtlich.

Auch Gasperlmaiers Meinung über Zugereiste zu verfolgen sind einfach nur witzig und unterhaltsam. Durch diese Ansichten, den Beschreibungen von Altaussee und auch, woran man z. Bsp. an der Lederhose einen Einheimischen von einem Außenstehenden unterscheiden kann, verleiht dem Krimi viel Lokalkolorit.

Mit seinem Gasperlmaier ist Herbert Dutzler ein überaus menschlicher, ständig an sich selbst zweifelnder Charakter gelungen, der einem auf Anhieb sympathisch ist. Meist wirkt er schüchtern, um Worte verlegen und unbedacht in seinen Handlungen. Und doch zeigt Herbert Dutzler auch, dass der Gasperlmaier auch einmal richtig auf den Tisch hauen kann und durchaus Durchsetzungspotential hat.

Auch die anderen Figuren sind sehr gut herausgearbeitet, haben Ecken und Kanten und wirken absolut authentisch. Wer mich wirklich angenehm überrascht hat, war der Charakter von Frau Dr. Kohlross. Anfangs hielt ich sie noch für etwas arrogant und von oben herab. Doch mit der Zeit entwickelt sich die Ermittlerin als couragierte, durchsetzungsfähige Frau, die selbstlos hinter ihren Kollegen, insbesondere dem Gasperlmaier, steht.

Fazit: Ein wunderbar witziger, unterhaltsamer Krimi mit viel Lokalkolorit und einem Protagonisten, den man einfach ins Herz schließen muss.