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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 997 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2018
Giftmorde

Giftmorde


sehr gut

»Unscheinbar, am Rand der Freifläche stehend, kauerten mehrere krautige Büsche, knapp brusthoch. An kräftigen und ausladend verzweigten Stängeln befanden sich lanzettförmige, flaumig behaarte Blätter. An den Spitzen der Zweige blickten ihm, in grünen Blütenkelchen lauernd, glänzend schwarze Beeren entgegen, Dämonenaugen gleich. Schlagartig hatte sich seine trübe Stimmung aufgehellt. Er wusste, kaum dass er die beinah kirschgroßen Früchte erblickte, er würde später am Tag wiederkommen. Mit einem Eimerchen.«

Giftmorde haben eine lange Tradition in der Verbrechensgeschichte. Aus gutem Grund, ermöglichen Sie doch auch dem körperlich schwächeren Täter, sein Tötungswerk zu begehen. Eine Waffe ist auch nicht notwendig und wenn man sich geschickt anstellt, ist man zum Zeitpunkt des Mordes an einem Ort fern der Tat und geschützt durch ein gutes Alibi. Wie viele Giftmorde wohl regelmäßig unaufgeklärt, ja sogar unentdeckt bleiben?

In dieser Anthologie werden 15 tödliche Anleitungen zum Giftmord vorgestellt. Gemordet wird mit verschiedenen Giften und aus ganz unterschiedlichen Motiven. Die Geschichten wurden von 14 Autoren geschrieben, wodurch verschiedene Stile die Vielfalt ergänzen. Eine Gemeinsamkeit haben alle Fälle: Das jeweilige Gift wuchs im heimischen Garten oder nahgelegenen Wald, man staunt unweigerlich, wie giftig doch die eigene Umgebung ist bzw. sein kann, wenn man es darauf anlegt. In jedem Kapitel gibt es von der als Tatwerkzeug gebrauchten Pflanze übrigens eine Abbildung.
Abwechslung ist garantiert, bei den Fällen ist auch ein historischer dabei, zu einigen fielen mir die Ausdrücke „schräg“, „krass“ oder „sehr schwarz“ ein. Bei den Beweggründen gab es solche, die ich nachvollziehen konnte und andere, über die ich nur noch fassungslos den Kopf schütteln konnte.
Nicht immer läuft alles wie geplant, da wird auch mal der Täter zum Opfer. Manche Geschichten haben ein rundes, klassisches Ende, bei dem der Täter überführt wird, das Gute siegt. Bei anderen hingegen trifft das ganz und gar nicht zu, da kann man sich von einem kreativen Schluss überraschen lassen.

Wie immer bei Büchern mit Geschichten habe ich jede einzeln gewertet und am Ende den Durchschnitt errechnet. Eine Geschichte sprach mich nicht an (2 Sterne), für fünf Geschichten konnte ich 3 Sterne vergeben. Sechsmal lautete meine Wertung 4 Sterne und dreimal stimmte alles und ich vergab 5 Sterne. Im Schnitt ergibt das 3,7 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

Fazit: Was so alles im Garten wächst… Sehr unterhaltsam! Vor allem auch die Risiken und Nebenwirkungen ;-)

»Nachahmer werden also nachdrücklich gewarnt! Menschen reagieren oft anders, als der schlaueste Täter planen kann.
Sollten Sie dennoch auf den Geschmack gekommen sein, lesen Sie unbedingt vor jedem Giftmord die tödlichen Anleitungen und fragen Sie Ihren Anwalt oder Bestatter.«

Bewertung vom 06.05.2018
Föhnlage / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.1
Maurer, Jörg

Föhnlage / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.1


sehr gut

»Jennerwein stieg schwungvoll aus dem Auto. Er war mittelgroß, mittelmuskulös, mittelgutaussehend – kein Castingbüro dieser Welt hätte ihn als Kommissar der Kriminalpolizei besetzt. … Die Aura der Unauffälligkeit und der Camouflage hatte ihm schon bei einigen Ermittlungen die Deckung gegeben, aus der heraus er zugepackt hatte. ... Er hätte beim Weltkongress der Hardcore-Vegetarier ein Wiener Schnitzel essen können, ohne aufzufallen.«

Der erste Fall für Kommissar Jennerwein. Kürzlich hatte ich ihn mit Band 10 dieser Reihe kennengelernt und gleich beschlossen, dass ich mehr von ihm lesen möchte. Wie erhofft hatte ich viel Spaß dabei!

Schauplatz der Handlung ist ein idyllischer bayerischer Alpen-Kurort. Der Autor stammt aus Garmisch-Partenkirchen und nach den Beschreibungen der Umgebung könnte das hier auch passen, aber es gehört wohl zum besonderen Stil der Reihe, dass immer nur von dem „Kurort“ gesprochen wird.
Ebenfalls zum Stil gehört das Spiel mit tatsächlichen und vorurteilsbehafteten bayerischen Eigenarten und Besonderheiten. Sprache, Kleidung, Essen, Musik, da fehlt nichts. Ich habe mich herrlich amüsiert! Genossen habe ich ebenfalls so manche kreative Wortschöpfung. Wenn beispielsweise Jennerwein im Rausgehen noch eine Frage hat, dann „columbot“ er ;-)

Unterhaltungswert ist also schon mal reichlich da, aber wie steht es mit dem Krimi? Der kommt verzwickt daher. Bei einem Konzert stürzt ein Mann von der Decke ins Publikum, Ergebnis: Zwei Tote, einer davon übelst zugerichtet. Unfall, Mord, Selbstmord… alle Möglichkeiten stehen zunächst offen. Bei den Ermittlungen haben Jennerwein und sein Team aber schnell das Gefühl, dass noch mehr dahintersteckt, denn sehr eigenartige Spuren tauchen auf. Und dann ist da noch das angesehene Bestatter-Ehepaar Ignaz und Ursel Grasegger, bei denen irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht…

Als Ermittler bietet Jennerwein einen interessanten Stilmix. Da betreibt er einigerseits ruhige, klassische Polizeiarbeit, wenn es aber notwendig ist, liefert er sich mit einem Trachtler eine Verfolgungsjagd durch den ganzen Ort. Zu seinem Team gehören recht unterschiedliche Charaktere, was die Arbeit oft sehr reizvoll gestaltet.
Die Auflösung ist schlüssig, allerdings nicht krimi-typisch. Was aber auch wieder seinen Reiz hat. Ich werde diese Reihe weiterverfolgen!

Fazit: Ordentlicher Krimi mit großem Unterhaltungswert, eine Reihe und ein Ermittler mit Kult-Potential.

Bewertung vom 28.04.2018
Baedeker Oberbayern

Baedeker Oberbayern


sehr gut

»Man lasse den Zwiebelturm im Dorf: Die einzige im »Volk« wirklich verwurzelte Kleidung sind auch in Bayern die Jeans.«

Man merkt es schon an diesem kurzen Zitat, dieser Reiseführer informiert mit einem Augenzwinkern. In einem angenehm zu lesenden Stil vermittelt der Autor reichlich Infos, die für Besucher in Oberbayern wichtig sind.
Das Reisegebiet ist groß, entsprechend umfangreich ist dieser Ratgeber. Er bietet sich an, wenn man beabsichtigt oder für die Zukunft plant, verschiedene Regionen aufzusuchen. Wer nur in eine „Ecke“ fährt, benötigt sehr viele Kapitel im Buch nicht.
Umfang und Gewicht bedeuten außerdem, dass man dieses Buch besser im Hotelzimmer lässt, ich werde es jedenfalls so machen.

Der Aufbau ist gut durchdacht. Zu Beginn gibt es eine Übersicht der Top-Reiseziele, darunter Landschaften, Orte, Naturschönheiten, Museen, Kirchen und Kunstwerke. Es folgt ein großer Infoteil, der unter anderem ein umfangreiches Kapitel zur bayerischen Geschichte enthält, ein weiteres über Kunst und Kultur, Traditionen und eins über berühmte Persönlichkeiten. Natürlich fehlt auch der Bereich „Essen und Trinken“ nicht, in dem wir erfahren, dass Schweinsbraten und Bier Grundnahrungsmittel sind. Man ahnte es schon ;-)
Das Kapitel „Mit Kindern unterwegs“ enthält einige ganz gute Tipps, die Bereiche „Shopping“ und „Übernachten“ sind nicht so umfangreich, wie ich sie schon in anderen Reiseführern erlebt habe (für mich persönlich war das aber völlig ok so). Es folgt „Urlaub aktiv“, mit einem Sonderteil zu Sicherheit in den Bergen.

Nun werden einige Touren vorgeschlagen, jede davon sieht sehr reizvoll aus. Die darin enthaltenen Etappenziele sowie viele andere werden im folgenden umfangreichen Abschnitt „Reiseziele von A bis Z“ vorgestellt. Alphabetisch geordnet lässt sich jedes Ziel leicht finden und gibt auf jeweils mehreren Seiten die wichtigsten Infos dazu. Ein Ziel wie „München“ benötigt eigentlich einen eigenen Reiseführer, erhält hier aber immerhin 46 Seiten. Viele schöne Fotos erzeugen zudem sofortiges Fernweh. Eine große, herausnehmbare Faltkarte vervollständigt den Reiseführer. Die Karte werde ich sicher immer im Gepäck haben, sie ist enorm übersichtlich und enthält auch noch die kleinsten Ortschaften.

Fazit: Sehr umfangreich und detailliert und dabei in einem angenehmen Stil geschrieben. Für die Handtasche allerdings nicht geeignet.

Bewertung vom 28.04.2018
Das kleine Buch: Singvögel
Kamolz, Klaus

Das kleine Buch: Singvögel


sehr gut

Wer Tiere mag, der weiß, dass es sehr lohnend ist, sich nicht nur mit den Exoten zu befassen, sondern auch der heimischen Tierwelt Aufmerksamkeit zu schenken.
Singvögel mag eigentlich jeder. Dieses handliche Büchlein liefert viele Infos, hilft bei der Bestimmung und passt dank des kleinen Formats in jede Tasche. Ideal also, um beim Spaziergang genauer nachschauen zu können, was da im nächsten Baum zwitschert.

Zunächst einmal erfährt der Leser, weshalb Singvögel „kleine Wunder der Natur“ sind. Wie die Natur die Gesangskünste durch Körperbau und Lungenkapazität unterstützt, ist beachtlich. Und es gibt über 4.000 Arten von Singvögeln, eine enorm große Gruppe ist das also! Vorgestellt werden sie aber natürlich nicht alle, sonst wäre es mit der Handlichkeit des Buchs vorbei ;-)

Wie funktioniert das mit dem Gesang eigentlich genau? Weshalb können Singvögel zweistimmig singen? Und wie locke ich solche Meistersinger in meinen Garten? Der Leser erfährt neben vielen grundlegenden Infos auch interessante Besonderheiten. Wer weiß zum Beispiel, dass Amseln lügen können? Dass bei den Buchfinken im Winter nur das Weibchen in den Süden fliegt, Stare Schwärme mit mehr als einer Million Vögeln bilden können und dass der Spatz (Haussperling) schon in der Altsteinzeit vor 400.000 Jahren in der Nähe von Menschen gelebt hat und damit einer der ältesten Kulturfolger der Tierwelt ist? Wenn man dann noch liest, was Gartenbaumläufer mit Pinguinen gemein haben, fühlt man sich wirklich gut informiert!

Jedem Vogel ist eine Doppelseite gewidmet, der Text wird mit schönen und anschaulichen Fotos ergänzt. Nur selten las ich jedoch einen Hinweis auf den Bedrohungsgrad des jeweiligen Tieres. Heißt das, dass der Bestand in diesen Fällen nicht bedroht ist? Eine Aussage wie „nicht bedroht“, „gefährdet“ usw. ist sonst üblich und fehlte mir hier.

Fazit: Schönes und handliches Bestimmungsbuch mit vielen grundlegenden und interessanten Infos.

Bewertung vom 23.04.2018
Ich wollte nur Geschichten erzählen
Schami, Rafik

Ich wollte nur Geschichten erzählen


ausgezeichnet

»Unser Leben ist keine stetige Linie. Es ähnelt eher einem Mosaikgemälde. Je näher man kommt, umso sichtbarer werden die Bruchlinien, umso charaktervoller die einzelnen Steine.«

Rafik Schami ist ein wundervoller Erzähler. Wer schon mal Geschichten von ihm gelesen oder gehört hat, wird sich dieser Aussage vermutlich anschließen. Dieses Buch nun ist ein besonders persönliches. Er berichtet hier von sich selbst, von seinem Weg, seinen Gedanken und Problemen. Erst kürzlich, als ich zuhause mal wieder von seinen Geschichten schwärmte, fragte mich mein Sohn, weshalb Schami eigentlich damals (1971) nach Deutschland kam. Diese Frage wird hier beantwortet. Und wieso schreibt er eigentlich auf Deutsch? Auch dazu, und zu vielen weiteren Fragen, gibt es Antworten.

Wie es seine Art ist, hat er die vielen Infos über sich in Geschichten verpackt, er nennt sie hier Mosaiksteine. Und dieser Vergleich ist gut gewählt, denn das Leben ist nun mal eine Ansammlung von vielen Ereignissen, selten gibt es für eine Entscheidung ausschließlich einen Grund und selten kann man eine Einstellung wirklich verstehen, wenn man sie nicht von verschiedenen Seiten hinterfragt und beleuchtet hat.

In diesen Geschichten nun erfährt der Leser nicht nur sehr vieles über den Menschen und Autoren Rafik Schami, sondern zwangsläufig auch über Syrien, arabische Länder und ihre Kultur. Es wird manches Mal sehr politisch, da wird kein Blatt vor den Mund genommen und offen und deutlich kritisiert. Sehr ausführlich wird auch auf das Leben eines Exilautors eingegangen, die vielen Probleme beschrieben, die das mit sich bringt. Immer erfolgt dies auf sehr gut und leicht verständliche Weise, niemand muss (trotz anspruchsvoller Themen) eine zu komplexe Ausführung fürchten.

Das Lesen war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Mal schmolz ich dahin, einfach aufgrund der wundervoll gewählten Sprache, ich sah Bilder vor meinen Augen entstehen und genoss ihre Lebendigkeit. Manchmal konnte ich schmunzeln, immer wieder wurde ich aber traurig oder wütend. Die Schilderungen sind einfach so intensiv, dass man sich ihnen nicht verschließen kann. Sie berühren, gehen gleich durch ans Herz. Kein Buch also, dass man einfach so nebenbei liest. Ich habe so manche Seite mehrfach gelesen. Nicht, weil ich sie nicht verstanden hätte, sondern weil mich das Thema beim Lesen so beschäftigte, dass ich die Worte erneut in mich aufnehmen wollte.

Fazit: Ein wundervolles Buch, intensiv und sehr persönlich! Wer Rafik Schami mag, sollte es unbedingt lesen!

»Geschichten sind Fenster zu den Seelen und Kulturen anderer Völker und Länder. Geschichten ermöglichen es auf eine zauberhafte Art, Kinder und Erwachsene die Schönheit der Sprache nicht nur entdecken, sondern an erster Stelle genießen zu lassen. Einen besseren Zugang zu einer Sprache kann kein Lehrbuch vermitteln.«

Bewertung vom 21.04.2018
Die Macht der Manipulation
Steyrer, Johannes

Die Macht der Manipulation


sehr gut

»Manipulative Tools, Tipps und Tricks können … oft Wunder wirken: Sie sind dreimal wirksamer als rationale Argumente, um die Einstellung von Impfgegnern zu ändern. Sie verursachen bei Schulkindern, zumindest kurzfristig, einen Leistungszuwachs um das Zweieinhalbfache. Sie verdoppeln die Bereitschaft, aus Ökogründen einen Monat lang Mülltagebücher zu führen. 21 richtige Worte bringen Mitarbeiter dazu, immerhin für eine Woche, um 51 Prozent härter zu arbeiten. Ihr Einsatz verzweifacht die Zuwendungen für Krebshilfe und die Bereitschaft zu Prostatauntersuchungen. … In einem Mahnschreiben, das an säumige Steuerzahler ergeht, genügt nur ein einziger Satz, um den Anteil derer, die die Abgaben überweisen, um 50 Prozent zu steigern.«

Manipulation ist ein Reizwort. Niemand möchte manipuliert werden und wer Manipulation anwendet, gibt dies ungern zu. Trotzdem gehört sie zum Alltag und begegnet einem täglich. In der Familie beeinflussen sich Partner, Eltern und Kinder, im Berufsleben Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzte, Kunden werden ebenso manipuliert wie Patienten oder Klienten.

Ist Manipulation immer etwas Negatives? Wenn ich mir einige Beispiele aus dem Eingangszitat anschaue, dann sind da doch gute und vernünftige Dinge dabei! Die Grenzen zur Motivation sind oft fließend. Das Buch beginnt daher zunächst mit einer Begriffserklärung, führt auch aus, dass manchmal manipulative Tools einen Vorsprung vor rationalen Argumenten haben.
Im Anschluss werden dann verschiedene Techniken vorgestellt und es wird gezeigt, wie man sie erkennt und wie man sie anwendet. Zu Beginn jedes Kapitels wird zunächst eine Geschichte erzählt, die eine bekannte Alltagssituation schildert samt angewandter Manipulationstechniken. Das ist höchst anschaulich und vieles kommt einem sofort bekannt vor. Es folgen Erläuterungen und Tipps, wie man mit der jeweiligen Situation umgehen kann, was man verbessern könnte, wie man sich schützen kann und wo Stolperfallen lauern.
Den Abschluss bildet ein Kapitel mit Übungsbeispielen und Praxisfällen, hier kann man das Gelernte sehr schön vertiefen.

Alles ist wirklich unterhaltsam geschrieben und leicht verständlich. Das Buch kam für mich nicht wie ein durchschnittlicher Ratgeber daher, ich habe es wirklich gerne gelesen und einige interessante Gedanken und Tipps mitgenommen. Allerdings sollte man sich nicht der Hoffnung hingeben, nach der Lektüre unbeeinflussbar durchs Leben gehen zu können oder künftig sicher eigene Ziele durchzusetzen. Vieles geschieht unterbewusst, auch die Körpersprache muss stimmig sein und wenn man bei der Anwendung einer Manipulationstechnik „erwischt“ wird, kann das ausgesprochen kontraproduktiv sein.

Fazit: Alles über Manipulation im Alltag – sehr informativ und unterhaltsam vermittelt.

Bewertung vom 15.04.2018
Unterwegs mit Bodie
Jones, Belinda

Unterwegs mit Bodie


sehr gut

Belinda Jones hat schon die 40 überschritten, als ihre Beziehung in Trümmern liegt und der Traum von eigenen Kindern endgültig geplatzt zu sein scheint. Deprimiert verkriecht sie sich, hängt traurigen Gedanken nach. Zeitgleich hatte ein Vierbeiner namens Bodie auch nicht das große Los gezogen. Von seinem Menschen nicht mehr gewollt, war er zunächst im Tierheim gelandet und als sich niemand fand, der den Mischling aufnehmen wollte, drohte ihm dort die Todesspritze.
Als Belinda auf Bodie aufmerksam gemacht wird, erobert er sofort ihr Herz. Belinda ist irritiert. Ihr ganzes Leben lang war sie ein „Katzenmensch“, hatte noch nie einen Hund oder auch nur den Wunsch, einen zu besitzen. Aber nun lässt sie sich auf das Abenteuer ein, nimmt Bodie auf und die beiden freunden sich schnell an. Das Glück scheint perfekt, als Bodie in der Nachbarschaft Hundedame Winnie kennenlernt und sich in sie verliebt. Doch Winnie samt Familie ziehen weg, von L.A. ins entfernte Portland.
Belinda fasst einen Entschluss: Gemeinsam mit Bodie macht sie sich auf den Weg gen Norden, um Winnie zu besuchen. Auf der über 3.000 Kilometer langen Reise entlang der amerikanischen Westküste erleben die beiden so einiges und finden zu einem völlig neuen Lebensgefühl.

Ich mag Tiere und Hund Bodie flog auch mein Herz gleich zu. Belinda betont immer wieder sein Lächeln, das man schon sehr schön auf dem Cover bewundern kann. Auch Reisen liebe ich und der hier beschriebene Roadtrip hat bei mir ständiges Fernweh ausgelöst. Beschreibungen von atemberaubenden Landschaften reihen sich aneinander, Strände, Wälder und Sehenswürdigkeiten gibt es reichlich. Alle haben jedoch eins gemeinsam, sie müssen für Mensch und Hund zu erleben sein. Ziele, bei denen Bodie nicht erwünscht war, wurden nur in Ausnahmefällen von Belinda besucht und immer musste gleichzeitig eine tolle Hundebetreuung vor Ort oder in der Nähe sein. Wer also richtig viel mit seinem vierbeinigen Freund unternehmen möchte und wem wichtig ist, dass Hund genau so viel Spaß hat, wie man selbst, der findet hier reichlich Anregungen.
Ich habe gestaunt, was es alles an Aktivitäten für und mit Hunden gibt! Ob das nur in Amerika so ist? Einiges erschien (bei aller Liebe zum Tier) schon fast ein wenig übertrieben. Ich bezweifle auch stark, dass man ohne entsprechenden finanziellen Hintergrund in der Lage ist, viele dieser Unternehmungen durchzuführen. Das war so ein Punkt, der mich häufig störte. Womöglich ist es nur Neid, aber auch wenn Belinda nicht müde wurde, die Unterschiede zwischen ihr und den „wirklich Reichen“ zu betonen, stieg sie zwischendurch in 5-Sterne-Nobelherbergen ab und ich schätze, dass der durchschnittliche Hundebesitzer mit Rechnungen für Futter und Tierarzt vollkommen ausgelastet ist und einige der hier beschriebenen Hunde-Tagesbetreuungen nie im Leben bezahlen könnte.

Neben den gemeinschaftlichen Aktivitäten geht es aber natürlich auch um die Wirkung, die das ganze auf Belindas Psyche hat. Da tut sich Erstaunliches, der beste Freund des Menschen kann schon therapeutische Wunder vollbringen. Eine schlichte Botschaft kommt schnell bei Belinda an: Hänge nicht nur deinen Gedanken nach, sondern lebe und genieße den Augenblick!

Amüsieren konnte ich mich beim Lesen auch. Belindas Verwandlung erfolgt nicht nur psychisch, sondern vor allem zu Beginn rein optisch. Sie ist, oder besser war, eine Frau, die niemals ungeschminkt und nicht angemessen gekleidet die Straße betreten hätte. Nun schlüpft sie, der Not gehorchend, in Jeans und Sportschuhe, weil man mit Pumps und Kleidchen nicht querfeldein durch die Natur kann. Und sie gewöhnt sich daran, ungestylt das Haus zu verlassen, da Bodie morgens mit dem Pinkeln nun mal nicht warten kann, bis sie sich zurechtgemacht hat. Zwangsläufig verschieben sich da die Perspektiven und man öffnet sich für neue Gedanken und Lebensweisen. Mit Belinda vor Bodie wäre ich mit Sicherheit nie warm geworden…

Fazit: Unterhaltsamer Roadtrip, perfekt für Hundefreunde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2018
Schwarzes Watt / Theo Krumme Bd.4
Berg, Hendrik

Schwarzes Watt / Theo Krumme Bd.4


sehr gut

»Nelly, ihre über alles geliebte kleine Schwester, lag vor ihr. Doch Ina konnte sie nur an ihrer Kleidung erkennen. An den frechen kurzen Bermudas, der Blümchenbluse, ihre liebste Bluse, die sie im Sommer praktisch nie auszog. Der Ring in Form einer blühenden Rose, den sie an der rechten Hand trug und den sie, Ina, ihr zum 16. Geburtstag geschenkt hatte.
All das erkannte sie wieder. Aber nicht ihr blutiges, zerschlagenes Gesicht.«

So einen Schock verarbeitet man sein ganzes Leben lang nicht. Vor allem dann, wenn der Täter nicht gefasst wurde.
Zwanzig Jahre später. Als Ina mit ihrer Familie an der Nordsee Urlaub macht, sieht sie zufällig einen Mann, in dem sie den Mörder ihrer Schwester wiederzuerkennen glaubt. Kommissar Krumme und seine Kollegin Pat von der Kripo Husum beginnen zu ermitteln und finden bald heraus, wen Ina da gesehen hat. Den angesehenen und beliebten Pastor der Nachbargemeinde. Kann der wirklich der Mörder sein?

Mein vierter Fall für Krumme – ich hatte mich sehr darauf gefreut und wurde wieder nicht enttäuscht. Erneut hat Hendrik Berg eine spannende Handlung kreiert, sie mit einem Schuss Mystery durchzogen und mit witzigen Szenen gewürzt.

Was das Buch, wie auch seine Vorgänger, ausmacht, ist seine tolle Atmosphäre, beim Lesen entsteht die Küste vor dem geistigen Auge, die Spannung fesselt, die Seiten fliegen nur so dahin und die ein oder andere Überraschung wartet auch noch auf den Leser. Wie immer wird es ein wenig mysteriös, in Einschüben blickt man in die Vergangenheit, verfolgt über Jahrhunderte hinweg gewisse Ereignisse und trifft auf eine junge Frau, die Ina zu sehen glaubt.

Mit Ina wurde ich nicht so richtig warm, sie ist ein schwieriger Charakter. Ganz klar traumatisiert, aber auch oft eine Zumutung für ihre Mitmenschen. Krumme hingegen mochte ich sehr, er ist ein intelligenter Ermittler, mit ein paar Schwächen, die ihn menschlich machen und manchmal sogar liebenswert wirken. Diese Beschreibung trifft übrigens genau so auf Krummes Partnerin Pat zu. Und dann ist da noch Harke, ein skurriler Charakter, der in jedem Krumme-Fall auftaucht, hier aber leider nur recht kurz.

Richtig witzig fand ich die Szenen mit Krumme und Pflegehund Watson. Herrlich! Ich habe so gelacht und hoffe auf ein Wiederlesen mit dem Vierbeiner! Überhaupt hoffe ich auf weitere Fälle für Krumme, denn diese Reihe macht einfach Spaß!

Fazit: Spannend, mysteriös und mit toller Atmosphäre – gerne mehr davon!