Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
narnia
Wohnort: 
Alt Ruppin
Über mich: 
wer mehr erfahren möchte ist herzlich eingeladen: www.buecherveraendernleben.npage.de

Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2010
Gotteskrieger / Gabriel Allon Bd.7
Silva, Daniel

Gotteskrieger / Gabriel Allon Bd.7


ausgezeichnet

Gleich in mehrfacher Hinsicht ist dieser Thriller ein gefährlicher Mix. Der ehemalige Top - Journalist von CNN Daniel Silva mischt in seinem Buch geschichtliche Fakten wie die Anschläge vom 11. September in New York mit seiner Story und führt uns Leser in das Jahr 2016.

In diesem Thriller kämpfen Geheimdienstler aus Amerika, England und Israel für das Gute auf der Welt. Wobei für mich auf einigen Seiten des Buches nicht ganz klar ist, ob sie selbst immer das Gute verkörpern und ob sie wirklich immer auf der Seite des Guten stehen.

Auf offener Straße wird in London Elizabeth Halton, die erwachsene Tochter des amerikanischen Botschafters entführt. Klar, dass nur islamistische Terroristen dahinter stecken können. Weltweit unternehmen Geheimdienstler alles nur mögliche um Elizabeth Halton zu befreien. Die Story ist verdammt gut geschrieben, lässt kaum Zeit zum Luft holen.

Was mich jedoch ein wenig zurückhaltend reagieren lässt ist die Überlegung: Wo beginnt die ethische Verpflichtung eines Schriftstellers seinem Leser und seiner Gesellschaft gegenüber? Wenn ich im Buch beispielsweise lese: "Europa ist das nächste Schlachtfeld." oder über den Zeitpunkt nachgedacht wird wann die Scharia in den Niederlanden eingeführt wird, dann kann dies auch ein weiterdrehen an einer unsichtbaren Spirale bedeuten, die niemand ernsthaft will. Viel ist in diesem Thriller von Terrorismus, gefährlichem Islam und Aufrechterhaltung der westlichen Demokratie zu lesen. Zeitweise dachte ich bereits an das große Endzeitszenario. Von Dialogen wie diesem: "Die Barbaren stehen vor den Toren." - "Die Barbaren haben die Tore längst aufgebrochen, Adrian. Sie leben jetzt unter uns und fressen unsere Kinder." wurde mein Gefühl noch weiter angetrieben.

Mein Fazit: Die erzählte Geschichte ist so gut erzählt, dass ich dem Buch sogar seine Rechtschreibfehler verzeihe. Aber es bleibt das Gefühl der Beklemmung. Was wenn es wirklich eines Tages so kommt wie es im Buch beschrieben steht? Wenn es zu einer verschärften ungeahnten Konfrontation zwischen sich unversöhnlich gegenüber stehenden Ideologien kommt, müssen wir uns dann vorwerfen lassen, diese Situation unter anderem mit Büchern wie diesem herbeigeredet zu haben?



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

17 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2010
Alle Farben des Schnees
Overath, Angelika

Alle Farben des Schnees


ausgezeichnet

Wie ist das wenn man vom vornehmen Tübingen in die kleine Berggemeinde Sent zieht? Ein ganz fremder Ort ist es ja nicht, der Ferienort war es bisher, aber nun wohnt die ganze Familie hier, jeden Tag, das ganze Jahr über.

Die Autorin führt Tagebuch über die erste Zeit und lässt uns mitlesen. Noch kommt es ihr nur sehr zögerlich über die Lippen, dass "nach Hause" kommen. Heimat ist das große Thema das dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite durchstreift. Ist Heimat eigentlich dort wo man sein Bett stehen hat?

Angelika Overath vergleicht ihren Garten mit dem der Nachbarin. Dort steht alles wohl gepflegt, bei ihr ist längst nicht alles so in Schuss, gehört sie doch noch nicht so richtig hier her?

"Wenn wir einmal Geld haben, kaufen wir hier eine Ferienwohnung." sagte der Mann der Autorin und so begann ihre gemeinsame Liebe zu Sent. Das Ankommen in dem kleinen romanischen Dorf "der Bauern und Zuckerbäcker, der Handwerker und Feriengäste" ist eigentlich mehr als nur ein Umzug von Stadtmenschen in ein Dorf mit fremder Sprache.

Sehr schön beschreibt Angelika Overath dieses Dorf, seine Lage in der herrlichen Bergwelt, seine Menschen und selbst seinen einmaligen Geruch. Dieses zunächst fremde Feriendorf wird langsam Heimat. Die Familie der Autorin nimmt es Schritt für Schritt in Besitz, nach und nach lernen sie alle Farben des Schnees dort oben in Sent kennen, dort wo sechs Monate lang im Jahr der Schnee liegen bleibt.

Ein nachdenklich machendes Buch über das Leben, das sich immer wieder Einrichten, letztendlich egal ob in einem kleinen Dorf oder der großen weiten Welt. Wo steht eigentlich mein Bett?

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2010
Ich, der kleine Katholik
Kretz, Pierre

Ich, der kleine Katholik


ausgezeichnet

Es liegt schon ein gewisser Reiz darin als Protestant dieses Buch zu lesen. In 34 kurzen Kapiteln beschreibt der heute 60 jährige seine Zeit als kleiner Katholik, eine Zeit in der es eben geschehen konnte, dass man als Geschenk zur Kommunion eine Sammeltasse bekommt. Beinah klingt dies wie aus einer anderen Welt, es scheint fast ausgeschlossen zu sein heute einen Jugendlichen zu finden der noch weiß was eine Sammeltasse überhaupt ist.

Der Autor muss bereits als Kind sehr genau beobachtet haben. Herrlich wie er beschreibt, wie die Katholiken seines Ortes fast im Fünf - Minuten - Takt vom beichten aus der Kirche wieder heraus kamen. Der kleine Pierre stellte bei den Gläubigen einen leichten und befreiten Gang nach dem beichten fest.

Dieses Buch ist schwer einzuordnen. Ganz sicher ist es ein Ausflug in die Geschichte. Es ist aber auch die Beschreibung eines Mannes wie er dem Katholiksein entwachsen ist, ohne ihm entkommen zu können. Als der kleine Pierre seinen Kinderschuhen entwachsen war und er Bücher las deren Autoren das Gesicht der Pfarrers erstarren lies, da fragte ihn der Priester warum er schon so lange nicht mehr zur Beichte kam. Pierre begründete es mit der vielen Arbeit und damit, dass er jetzt eben so viel liest. Diese kleine Geschichte ist für mich die stärkste im Buch. Ich frage mich: Geht Pierre Kretz nicht mehr zur Beichte weil er ihr entwachsen ist, gerade weil er jetzt so viele andere Bücher liest?

Ganz automatisch habe ich während des Lesens immer wieder Parallelen zu meinen protestantischen Kindertagen gezogen. Gut, dass Peugeotfahren evangelisch ist und Renaultfahren katholisch, dass konnte ich im tiefen mecklenburgischen Land nicht feststellen, aber mit dem Heranwachsen habe auch ich gespürt, so manchem zu eng werdenen endlich entfliehen zu können. Dieses Gefühl drückt der Autor sehr schön in seinen Geschichten aus.

So ist es dann plötzlich nicht nur ein Geschichtsbuch, sondern auch ein theologisches Buch. Engt Glaube zu sehr ein? Der katholische mehr als der protestantische? Das mag jeder für sich beantworten. Ich fand das Buch nicht nur unterhaltsam sondern auch spannend und herausfordernd.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2010
Exotische Soldaten und ehrbare Töchter
Menrath, Manuel

Exotische Soldaten und ehrbare Töchter


ausgezeichnet

Vor 70 Jahren wurden im Kanton Luzern über 500 Soldaten interniert. Einige unter ihnen sahen ziemlich exotisch für europäische Augen aus. Es waren Angehörige des algerischen 2. Spahi - Regiments. So kamen sie in das kleine Triengen mit ihremTurban auf dem Kopf und waren für die einheimischen ehrbaren Töchter Exoten die ihre größte Neugierde weckten.

Natürlich versuchten die Befehlshaber jegliche Kontaktaufnahme zu verhindern, was glücklicherweise nicht gelingen konnte. Die Neugierde der ehrbaren Töchter und die Freiheiten der Internierten waren zu groß und so entwickelten sich Freundschaften, teilweise gab es noch viele Jahre später Briefkontakte.

Viele Einzelschicksale und Freundschaften stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Es zeigt einen sehr unbekannten Teil der Geschichte. Es geht um die Unabhängigkeit der Schweiz, um Liebe und Freundschaft und um die aberwitzige Situation im Örtchen Triengen vor 70 Jahren, die so etwas wie einen Wochenendtourismus auslöste, denn an den Wochenenden kamen Menschen von weit her um die exotischen Soldaten zu sehen.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2010
Goebbels
Longerich, Peter

Goebbels


ausgezeichnet

Zwei Jahrzehnte hat der Wissenschaftler recherchiert und mit anderen Experten diskutiert, auch neue Forschungsergebnisse gesichtet, um dann diese umfassende Goebbels - Biografie vorlegen zu können.

Gut, dass Peter Longerich sich nicht darauf bechränkt hat, den Propagandaminister als Scheusal zu beschreiben. Vielmehr fragt der in England lebende Wissenschaftler woher Goebbels seine Ideologie hatte, die er bis zum Schluß so vehement vertrat.

Longerich, ganz der Historiker im besten Sinne, bezieht neueste Forschungen in seine Arbeit mit ein. Er räumt dabei radikal mit Mythen auf. So war Goebbels nicht der immer und überall präsente Propagandaminister und Verführer aller Deutschen - was natürlich seine Mitschuld aus heutiger Sicht nicht schmälert.

Der Autor wird in seinem Buch oft sehr privat, öffnet dabei glücklicherweise keine Kitschschubladen. Er berichtet wie der Katholik Goebbels heranwächst und wie sich immer mehr seine bereits oft diskutierte Persönlichkeitsstörung manifestierte. Diese war es dann auch die Motor seines Handelns war, dass immer mehr zu einem Wettlauf um Anerkennung seiner Person wurde.

Nach der Veröffentlichung dieses umfassenden Standardwerkes zur Person Goebbels, verschieben sich einige Sichtweisen bei meinem bisherigen Blick auf die Person. Es lohnt sich hinter die Fassaden zu schauen und zu erkennen wie ein kleiner Junge zum führenden Vertreter eines menschenverachtenden Regimes werden konnte. Auch wenn Goebbels Schuld in voller Gültigkeit bestehen bleibt, frage ich mich einmal mehr, warum waren diese Leute damals nicht zu bremsen?


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2010
Judastöchter / Pakt der Dunkelheit Bd.6
Heitz, Markus

Judastöchter / Pakt der Dunkelheit Bd.6


ausgezeichnet

Hält man ein Buch von Markus Heitz in Händen, sollte man äußerste Vorsicht walten lassen. Er schreibt Bücher die wie ein Suchtmittel wirken. Erst gelesen legt man sie wieder aus den Händen.

Nach seinem letzten Buch "Judassohn" schließt sich also nun sofort "Judastöchter" an. Es schadet sicher nicht den "Judassohn" gelesen zu haben um "Judastöchter" zu verstehen, muss man es jedoch nicht zwingend gelesen haben.

Die Vampirin Sia steht im Mittelpunkt dieses 600 - Seiten - Wälzers. Ein einziges Lebensziel verfolgt die Unsterbliche. Ihre beiden letzten Nachfahren Emma und Elena will sie beschützen. Doch beide werden entführt und für Sia, die letzte der todbringenden Judaskinder beginnt ein aussichtsloser Kampf gegen die Zeit.

Für Emma und Elena tut Sia alles. Sie willigt ein in Irland Gestaltwandler umzubringen. Wenn sie diese tötet, dann so ist es abgemacht, werden ihre beiden Nachfahren freigelassen. Natürlich versucht Sia alles nur Vampir mögliche ohne zu ahnen, dass sie unbemerkt in politische Ränkespiele hineingezogen wurde.

Der "Großmeister der deutschen Fantasy" hat mit diesem Buch einen weiteren Meilenstein der Vampirszene geschaffen. Seine Fans werden es ihm danken. Mit diesem Buch, so Markus Heitz in seinem Nachwort in diesem Buch, schließt sich zunächst der Kreis um Sia und andere lieb gewordene Figuren. Aber Heitz sagt auch, es ist für ihn nicht ausgeschlossen zum Wiederholungstäter zu werden, so kann er sich sehr gut vorstellen einmal einen Wandler in den Mittelpunkt eines Romans zu stellen, wir können also sicher sein, noch viel von ihm zu hören.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

16 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2010
Das Auge des Raben
Pattison, Eliot

Das Auge des Raben


ausgezeichnet

Engländer und Franzosen schlagen sich 1760 um die Vormachtstellung in Amerika. Größtes Leid haben diese Kämpfe den Indianern gebracht. Alkohol und europäische Krankheiten kosteten vielen das Leben.

Europäische Einflüsse in Nordamerika zerstörten aber auch, dass bisherige Miteinander unter den großen Indianerstämmen und waren der Beginn der Entfremdung von ihren eigenen Mythen und ihrer Religion. Der in Pennsylvania lebende Eliot Pattison beschreibt sehr schön indianische Riten und Mythen.

Während Franzosen und Engländer um die Unterstützung der Indianer buhlten, kommt es zur Verhaftung des Schamanen Conawago. Er hat einen an den Baum genagelten sterbenden englischen Offizier gefunden, jetzt wird er selbst des Mordes bezichtigt.

Duncan McCallum der Conawago sein Leben verdankt, versucht den wahren Täter zu finden. Dabei werden immer mehr Ritualmorde bekannt. Der Schotte Duncan wird erkennen müssen, dass politische Motive hinter den Morden stecken.

Neben dieser politischen Ebene ist für mich beinah ebenso interessant wie Pattison von den amerikanischen Ureinwohnern berichtet. Da ist noch die Zeit greifbar in der die Indianer ohne Europäer leben konnten. Und da hat bereits die Zeit der Vertreibung der Indianer aus ihren angestammten Gebieten durch Engländer und Franzosen begonnen. Der Autor beschreibt sehr gut wie diese Schwelle und - das Auftreten der Europäer in Amerika - die Zerstörung der heilen Indianerwelt darstellt. Sie war nicht vollkommen heil, Probleme gab es auch unter ihnen, aber die grundlegende Zerstörung ihrer Welt, egal ob Mythen oder Landbesitzfragen begann erst mit den Europäern.

Dieser Roman lebt von gut präsentierten Geschichtsfakten und von lebendigen Charakteren die dem Leser nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.