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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2013
Sichelmond
Gemmel, Stefan

Sichelmond


ausgezeichnet

>>Er hatte es satt auf der Flucht zu sein. Er hasste es, sich nur nachts durch die Stadt bewegen zu können, aus Angst, entdeckt zu werden. Doch vor allem hasste er diese Situation der Ungewissheit und Hilflosigkeit.>>

* * *

"Neumond-Täter" nennt die Zeitung ihn!

Bereits zum 3. Mal erwacht Rouven verletzt und blutend in einer wildfremden und völlig verwüsteten Wohnung, deren Eigentümer plötzlich verschwunden sind. Und wieder sind da diese mysteriösen Brandzeichen im Türrahmen: ein Sichelmond, eine Kralle und ein Buchstabe seines Namens. Sein Name; das Einzige, was ihm aus seiner Vergangenheit in Erinnerung geblieben ist.

Und wieder flüchtet Rouven nach Hause, bevor die Polizei am Tatort eintrifft. Obwohl, nach Hause? Sein "Zuhause" ist ein Raum in einem stillgelegten Wasserwerk, wo er mit der dementen Nana wohnt, die er vor ein paar Jahren hilflos auf der Straße aufgelesen hat und für die er Michael, Arthur oder manchmal auch Bernie ist.

Wieder ist Neumond, wieder erwacht Rouven wie die Male zuvor, aber etwas ist anders, da sitzt ein gefesseltes, völlig verängstigtes Mädchen in der Ecke...

* * *

Mein persönlicher Überraschungshit.

An dieses Buch bin ich, ehrlich gesagt, ohne große Erwartungen herangegangen. Der Autor war mir unbekannt, aber das Cover sprach mich spontan an und ich dachte: Baumhaus Verlag, das kann ja gar nicht schlecht sein, bestimmt eine nette (Wer)Wolfsgeschichte für zwischendurch.

Surprise, Surprise... weit gefehlt und wie bin ich denn überhaupt auf Wolf gekommen?

Stefan Gemmel hat mit "Sichelmond" einen mystisch-mysteriösen Fantasy Roman für junge Leser geschrieben, der bereits auf den ersten Seiten eine unvermutete und überraschende Sogwirkung entwickelt, der man sich einfach nicht entziehen kann.

Mysteriös und spannend bis zum Schluss, fügen sich anfangs die einzelnen, meist noch leeren Puzzleteile zusammen, die erst nach und nach mit "Farbe" gefüllt werden und Teile des Gesamtbildes erkennen lassen. Und immer, wenn man denkt, ah, jetzt hab ich es, deckt sich ein weiteres Teil in einer ganz anderen Ecke auf und man erkennt, das man gar nichts hat.

So geht Spannung!!!

Die Charaktere sind toll ausgearbeitet, greifbar und sympathisch. Und mit den größtenteils recht kurzen Kapiteln und dem klaren, flüssigen Schreibstil, ist dieses Buch ein wahrer Pageturner.

Fazit: Ein großartiges, spannendes Buch, das mich total positiv überrascht hat. Schön, denn oft ist es ja eher umgekehrt der Fall. Ein Autor, den man sich merken sollte.

Bewertung vom 16.10.2013
Die Tuchhändlerin
Hübner, Ivonne

Die Tuchhändlerin


ausgezeichnet

>> "...Oder sind Sie eine Frau, die ihn durch ihre Klugheit und ihren Wissensdurst fasziniert? Sind Sie eines der Mädchen aus dem Dorf, denen er die Köpfe verdreht, wenn er nur mit dem Finger schnippt? Oder sind Sie eine Frau von hohem Stand und enormer Bildung, der er lieber aus dem Weg gehen möchte? Sind Sie die Verlobte des Studiosus Kollmar? Oder sind Sie einfach nur die Frau, in die sich Caspar verliebt hat?"

Elsbeth ließ ihre Worte wirken. Sie erwartete keine Erwiderung von Luisa, machte einen Knicks und ging ihres Weges. >>

* * *

Es ist ein hartes und entbehrungsreiches Leben, das Caspar Weber mit seinen Eltern und Geschwistern führt. Doch der Familien-zusammenhalt ist sehr stark, sie sind ein eingespieltes Team und arrangieren sich immer wieder mit den gegebenen Umständen.

Kein unübliches Bild im Weberdorf; die Arbeit ist hart, die Gesundheit oftmals mehr als angeschlagen und schon die Jüngsten müssten - statt Schule - mit anpacken. Da ist jeder froh, wenn er einen besser bezahlten Damast-Auftrag ergattern kann und nicht Leinwand weben muss. Doch die Zunftgebote sind streng und im Hintergrund kündigt sich schon die industrielle Revolution mit der Erfindung von Jaqcard an...

Luisa Treuentzien lebt in einer ganz anderen Welt. Ihr Vater ist Tuchhändler und gut situiert. Ihr hat es nie an etwas gefehlt - außer vielleicht einem liebevollen und warmherzigen zuhause. In Ermangelung eines männlichen Nachfolgers ist sie quasi mit dem Geschäft großgeworden und hat gelernt, sich in einer Männerdomäne zu behaupten. Zumindest, soweit dies zugelassen wird, denn sie ist und bleibt nun mal eine Frau und damit stehen Ihr nicht wirklich viele Türen offen.

Eines frühen Morgens kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung, die ihr Leben verändern wird. Für eine verspätete Annahme von Damast-Servietten schleicht sie sich heimlich ins Kantor und lernt dabei den Webersohn Caspar kennen, der ihr vorher immer nur kurz in Gesellschaft der anderen Weber begegnet ist. Doch gesellschaftlich trennen sie Welten und so versuchen beide ihre Gefühle zu ignorieren und zu verleugnen. Und außerdem ist Luisa ja bereits verlobt - und zwar standesgemäß...

* * *

Mit "Die Tuchhändlerin" ist Ivonne Hübner ein historischer Schmöker gelungen, der versteht locker und leicht zu unterhalten, ohne dabei seinen Anspruch zu verlieren.

Man wird hineinkatapultiert in das Zittauer Land und findet sich unmittelbar in der Welt der Weber wieder.

Die Autorin baut die politische Lage, Informationen über das Weberhandwerk sowie anderes Hintergrundwissen über die damalige Zeit ganz geschickt in die Handlung mit ein, so dass es immer einen aktuellen Bezug hat und nie trocken rüberkommt. Das hat mir persönlich unheimlich gefallen; denn auch der Schreibstil ist sehr angenehm. Er ist nicht gespickt mit Fremdwörtern und einer Vielzahl Fachbegriffen oder hochgestochen, sondern klar und sehr flüssig zu lesen.

Die Charaktere sind ausgereift und agieren überzeugend, nachvollziehbar und mit Leidenschaft! Sie brennen für das was sie tun und stehen hinter ihren Überzeugungen. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Luisa und Caspar haben da großartige Momente und der Schlagabtausch (manchmal auch nur in Gedanken) ist herrlich. Man merkt, dass in diesem Roman viel, viel Herzblut steckt und er lange gereift ist.

Es ist eine Liebesgeschichte, über alle Konventionen hinweg, eine Geschichte über Familien, Brüder und die Gesetze der damaligen Zeit. Aber vor allem ist es eine Geschichte, über eine mutige junge Frau, die ihren Weg geht.

Fazit: Ein großartiger historischer Roman, der für sich steht und auch gar nicht auf Folgebände angelegt ist. Und trotzdem wünscht man sich, Ivonne Hübner hätte schon längst den Stift in der Hand und würde eine Fortsetzung verkünden. Zu erzählen gäbe es genug und eine Leserschar ist ihr sicher! Vielen Dank für die vergnüglichen Lesestunden!!!

Bewertung vom 12.10.2013
Das Bild der Erinnerung
Jary, Micaela

Das Bild der Erinnerung


ausgezeichnet

>>In Mayfair ließen sich nur die vornehmsten Kunsthändler nieder, in dieser noblen Gegend wurde geklotzt, nicht gekleckert. Hier wurden auch keine Preisnachlässe gewährt. Nicht einmal auf Erinnerungen...>>

* * *

1961: 15 Jahre sind vergangen, als Philip plötzlich über ein Gemälde im Fenster eines Kunsthändlers stolpert, das mit Wucht viele Erinnerungen und Gefühle in ihm wieder hochkommen lässt...

2010: Die Kunstexpertin Anna soll eine Expertise zu einem Gemälde aus der Sammlung Philip Coleman erstellen. Dieses Bild von Leo Reichenstein galt seit 1926 als verschollen und weist in seiner Stempelung eine Lücke auf. Allerdings ist das, bedingt durch die Kriegswirren, gar nicht mal so unüblich. Trotzdem beginnt Anna tiefer nachzuforschen, stößt dabei aber immer wieder auf Mauern und die Auftraggeberin macht Druck.

Was hat es mit diesem leidenschaftlichen Bild auf sich? Ist es eine Fälschung?

Micaela Jary führt den Leser ganz geschickt durch 2 Zeitstränge zurück in das Jahr 1946, in dem die Hauptgeschichte spielt. Das Jahr, in dem sich Philip, Henry, Rita und Fee kennenlernen, im Berlin der Nachkriegszeit. Das Jahr, in dem alles begann!

* * *

Dieser Roman mit seinen 3 Ebenen, ist so geschickt ineinander verflochten, dass er die Spannung bis zum Schluss hindurch hält.

Die Autorin entführt uns ins Berlin der direkten Nachkriegszeit - eine Zeitreise, die ich so noch nicht gelesen habe. Es ist der Beginn des Wiederaufbaus und des "Leben Zurückeroberns". Es ist die Zeit der Alliierten, des Hungerns und Frierens und des Mangels, aber auch eine Zeit der Hoffnungen, der Lebenslust, des Tanzens und nach vorne Schauens. Und vor allem, der Liebe!

Dieses Buch vereint Zeitzeugnis, Liebesgeschichte und auch ein klein bisschen Krimi. Und, er ist großartig recherchiert. Dadurch haben die Personen die Möglichkeit, das damalige Lebensgefühl so perfekt zu vermitteln, als wäre man selber dabei.

Und auch das ist eine der großen Stärken von Micaela Jary: Da steht ein Mann im Regen und ich spüre sofort den klammen, schweren Mantel und rieche die nasse Wolle. Genau so katapultiert sie den Leser tief hinein ins Jahr 1946.

Ein großartiger Schreibstil! Ein großartiger Roman! Mit Schicksalen, die einen tief bewegt zurücklassen und Liebesgeschichten, die realitätsnaher nicht sein könnten. All das durch die Augen lebendiger, greifbarer und sympathischer Charaktere, mit denen man leidet, lebt und liebt. Mit jedem Einzelnen!

Fazit: Ein Buch, das einem noch lange nachhängt und die Frage aufwirft "Wie hätte ich gehandelt?". Absolut lesenswert!

Bewertung vom 03.10.2013
Ewig / Paul Wagner & Georg Sina Bd.1
Weiss, David G. L.;Schilddorfer, Gerd

Ewig / Paul Wagner & Georg Sina Bd.1


ausgezeichnet

>>"Als ich die ersten Meldungen bekam, war ich skeptisch." Er sprach leise und konzentriert. "Nein, mehr als das. Ich fand es lächerlich, überhaupt darüber nachzudenken. Da ging es um einen mittelalterlichen österreichischen Kaiser, sein Geheimnis und einen Orden, der es fünfhundert Jahre lang verteidigt haben soll.">>

* * *

Ein inszenierter Mord in einer der ältesten Kirche Wiens und den einzigen Hinweis geben zwei Buchstaben, die der Mörder aus Opferkerzen gebildet hat. Kommissar Berner tappt im Dunkeln. Auch der Journalist Paul Wagner - meist noch vor der Polizei am Tatort - scheint ratlos. Aber er hat einen alten Freund, Sina, ein begnadeter Historiker und Zeichenleser, der sich nach dem Tod seiner Frau völlig zurückgezogen hat und als Einsiedler auf einer alten Burg lebt - nur sind sie damals nicht grade in Freundschaft auseinander gegangen...

Doch es geschehen weitere Morde und Wagner und Sina werden immer tiefer in diese mysteriöse Geschichte hineingezogen. Fast scheint es so, als wolle jemand die beiden darauf ansetzen einer bestimmten Spur zu folgen um ein uraltes Geheimnis zu lösen.

Das Rätsel um A E I O U, diesen 5 Buchstaben, die vom österreichischen Kaiser Friedrich III immer wieder verwendet wurden, deren Bedeutung aber auch nach über 500 Jahren niemand zu entschlüsseln vermag. Dabei haben sie mächtige Gegenspieler, die nicht nur aus einer Richtung kommen und anscheinend auch unterschiedliche Ziele verfolgen...

Und am Ende stellt sich noch die Frage, was den Kaiser Friedrich III mit dem König Qin Shihuangdu (der, mit der Terrakotta-Armee) verbindet...

* * *

Da verstehen zwei ihr Handwerk! Ich habe selten einen so vielschichtigen und vor allem einen so gut recherchierten Thriller gelesen. Alle Schauplätze, alle geschichtlichen Gegenstände und Ereignisse basieren auf (größtenteils) wahren Begebenheiten. Man kann sich die Orte des Geschehens und die Relikte im Internet anschauen und bekommt so einen noch besseren Zugang zu der historischen Thematik. Auch die eingeschobenen kurzen Geschichten rund um die Großen der Alchemie sind grandios. Appetizer für jeden der auf den Geschmack gekommen ist und sich näher mit der den oftmals schillernden, mysteriösen Persönlichkeiten der Geschichte beschäftigen möchte (wie Rasputin, den Grafen St. Germain etc.).

Das Duo Schilddorfer und Weiss hat, abgesehen von den realen Personen, mit ihrem Team Berner, Wagner und Sina eine tolle Kombi mit sehr starken und sehr unterschiedlichen Charakteren geschaffen, die einander ergänzen, aber auch aneinander wachsen. Man kann die persönliche Weiterentwicklung und auch das zwischenmenschliche, die Freundschaften mitverfolgen. Und selbst der Bösewicht ist eine sehr gelungene Persönlichkeit und hat durchaus so seine Momente.

Ich möchte diesen Roman nicht mit D. Brown vergleichen, bzw. auf dieses Niveau herabsetzen. Natürlich gibt es auch hier waghalsige Aktionen, rasante Action und sowieso Action, Action, Action, aber es driftet nie in total unglaubwürdige Szenen ab und die Hintergrundinformationen sind einfach unschlagbar.

Und obwohl der Thriller 500 Seiten volle Konzentration erfordert, ist er ein gnadenloser Pageturner. Durchweg spannend, mit einem schnörkellosen flüssigen Schreibstil und genau den richtigen Kapitellängen und Szenenwechseln. Schlaflose Nächte garantiert, denn man möchte immer mehr erfahren und immer tiefer eintauchen in das große Rätsel der Menschheit (und am liebsten gar nicht wieder auftauchen).

Bleibt der Schluss, wohl unbestritten die große Kür bei Thrillern dieser Thematik. Und was soll ich sagen? Großartig und logisch gelöst, mit einem supertollen versteckten Teaser auf den 2. Band "Narr".

Fazit: Ein faszinierender Thriller rund um Kaiser Friedrich III (der Erzschlafmütze) und der Alchemie, von dem ich ganz nebenbei Unmengen gelernt und interessante Fakten erfahren habe.

Ein absolutes Lesehighlight und eine 100%ige Leseempfehlung!!!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2013
Das geheime Vermächtnis des Pan / Pan-Trilogie Bd.1 (eBook, ePUB)
Regnier, Sandra

Das geheime Vermächtnis des Pan / Pan-Trilogie Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

>> Ich stöhnte und schloss einen Moment die Augen. Gab es hier ein Loch, in das ich versinken konnte? Als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich seinen Blick mit den typischen Empfindungen, mit denen ich oft gemustert wurde: Amüsement, Herablassung und ein wenig Mitleid.>>

* * *

Wow, denkt Lee, dass ist ja mal ein toller Auftrag. Felicity, die Auserwählte, die er finden und an sich binden soll, ist eine kleine Schulschönheit und bevor er überhaupt so richtig seinen Charme spielen lassen kann, hat sie sich ihm schon sprichwörtlich an die "Lippen" geworfen. Aber irgendetwas passt an diesem Kuss nicht...

Wer kann denn auch ahnen, dass es zwei Felicity gibt und das, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Denn "seine" Feli ist der dickliche, leicht ungepflegte Trampel, der ihm mit seiner Tollpatschigkeit schon heute morgen aufgefallen ist: Die City.

(Feli)City kann gar nicht glauben, dass der Neue, dieser Schönling, dem bereits der komplette Star-Club verfallen ist, ausgerechnet an ihr Interesse zeigt. Und auch der Star-Club kann nicht fassen, dass es Lee immer wieder zu der oft nach Alkohol riechenden, ungekämmten City (der dreckigen Stadt) hinzieht ~ die sich dann auch noch völlig immun gegen seinen Charme und sein Aussehen zeigt!

Als ob City nicht grad genug andere Probleme hätte...

* * *

Ein gleich zweifach gelungener Auftakt. Zum einen der Pan-Trilogie von Sandra Regnier und zum anderen des Carlsen Verlages, der mit dieser Veröffentlichung sein neues E-Book Label Impress an den Start gebracht hat, das mir persönlich sehr gut gefällt. Man hat sich für tolle Autoren und Autorinnen entschieden und der Preis stimmt.

Nachdem mich Sandra Regnier schon mit "Schauspieler küssen anders" begeistert hat, war ich jetzt sehr gespannt auf ihren Ausflug ins Jugendbuch und Fantasy Genre, der im ersten Teil allerdings noch nicht so sehr Fantasy ist, sondern als witzige Highschoolromanze beginnt.

Ja, das ist nicht neu, aber: man muss ja auch das Rad nicht immer neu erfinden und es begeistert trotzdem immer wieder, wenn die Ausstattung stimmt. Und die stimmt hier einfach! Die Autorin hat mit den beiden Felicity`s wunderbare Gegensätze geschaffen, deren Wortgefechte und Gedanken man gerne verfolgt und mit Lee einen undurchsichtigen, sympathischen Typ, der nur langsam seine Maske bröckeln lässt - aber was steckt dahinter? Auch die Clique um City besteht aus zwar stereotypen, aber trotzdem herrlich normalen und sympathischen Außenseitern.

Mich haben die Charaktere und der Schreibstil sofort überzeugt. Er ist spritzig, ideenreich, mit einem großartigen Humor und tollen Dialogen und lässt einen nur so durch die Seiten klicken....

Und trotzdem muss ich ganz leise sagen, ob mich dieses E-Book später im Ganzen überzeugen kann, das wird sich mit Teil 2 zeigen. Denn die eigentliche Aufgabe von Fee und Lee, die erst am Ende von Teil 1 Ihren Anfang nimmt, die konnte mich noch nicht so ganz überzeugen. Obwohl die Idee klasse war, war mir hier das Abenteuer an sich etwas zu flach und die Lösungen zu einfach und schnell bei der Hand, so dass die Spannung darunter litt. Und dieser Part war auf Spannung ausgerichtet. Allerdings wird der Leser dafür mit einem großartigen Cliffhanger belohnt.

Fazit: Ein toller Auftakt mit ein paar kleinen Schwächen zum Ende hin und nichtsdestotrotz ein purer Lesegenuss ~ Teil 2 wird schon mit Spannung von mir erwartet.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2013
Genau mein Beutelschema
Lehmann, Sebastian

Genau mein Beutelschema


gut

„Mir ist Dein unbedruckter Stoffbeutel aufgefallen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Woher kommt das?“
* * *
…mein Leben zwischen Hipstern.
Da steht man als 31-jähriger Normalo in einem Club in Neukölln und wundert sich über das schlechte 90-iger Jahre Revival des DJ und noch mehr über all die ach so unkonventionellen Hipster, in ihren Röhrenjeans, ausgelatschten Stiefeln und Stoffbeuteln, - die sich mittlerweile jedoch nur noch durch die Wahl ihres Spruches auf der Tasche in Ihrer Masse individualisieren können - und voll zu Scooters „How much is the fish“ abgehen…
Ja, es ist schon nicht einfach, ohne Text auf seinem Beutel aber dafür mit einem Mate-Wodka in der Hand, ein fröhliches Gesicht zu den BSB aufzusetzen. So ergeht es Mark, der noch nicht ahnt, dass ihm grade dieser Umstand dazu verhilft, von der coolen Christina A. angequatscht zu werden, die er verdammt niedlich findet.

Und damit nimmt es seinen Lauf, sein Leben zwischen Hipstern, mit einer 10 Jahre jüngeren Freundin, die bereits eine Karriere bei Universal hat, wohingegen er immer noch in Tiergarten wohnt und sein Studium nur zum Kleinanzeigenberater geführt hat….

* * *

Ein Roman über Berlin-Neukölln, Hipster, MiddleAger und deren Selbstfindung bzw. auch Selbstreflektion, den ich erst einmal ein paar Tage lang selber reflektieren musste.

Denn Sebastian Lehmann hat mit seinem Beutelschema ein sehr interessantes Debut hingelegt, das mich leider noch nicht durchweg überzeugen konnte und das in mir dumpfe Erinnerungen an einen Benjamin von Stuckrad-Barre (2013 reloaded) hochkommen ließen, und mit dem hatte ich in den 90-igern schon so meine Probleme.

Allerdings haben mir der Schreibstil, der Humor und vor allem die wilden Ideen von Herrn Lehmann sehr gefallen und das hat den Roman lesenswert und unterhaltsam gemacht.

Nach einem richtig guten Start, verlor sich der Mittelteil ein wenig und zum Ende hin wurde noch einmal wild (und mit Sicherheit nicht nach jedermanns Geschmack) aufgedreht. Ob es zum Roman passte? Von der Aussage sicherlich, von der Umsetzung… sei dahingestellt.

Die Protagonisten und auch Nebenfiguren waren wunderbar aus dem Leben gegriffen und deshalb auch ziemlich klar definiert. Aber auch hier war ich leicht zwiegespalten, einerseits konnte ich super mit Mark mitfühlen und seine kleine „Midlife-crisis“ in vielen Punkten total nachvollziehen, dann aber wiederum war es mir einfach zu nüchtern (die Liebe), zu überzogen (sein Arbeitsalltag). Es passte vom Stil her nicht immer ganz zusammen, mal tiefsinnig und dafür dann andere Seiten viel zu überzogen.

Sprachlich toll, gar keine Frage, von den Ideen her klasse, meine Abzüge liegen da wohl eher in der B-Note, weil das „Intellektuellengeschwätz“ mich teilweise genervt hat (wo wir wieder beim Barre wären) und das gleichmäßige Niveau noch nicht so ganz da war.
Und trotzdem ein Roman, der mich gut unterhalten hat und ein Autor, von dem ich gerne mehr lesen würde und von dem wir auch sicher noch einiges erwarten dürfen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2013
Amore macchiato
Corda, Kathrin

Amore macchiato


sehr gut

"Genau so müssen Sie das machen, Signorina: Nerven bewahren, Geduld haben und in der Zwischenzeit schwimmen gehen. Sie haben heute schon viel gelernt."

* * *

Abenteuer Sardinien!

Annika hatte sich ihre Zeit auf Sardinien so schön ausgemalt: Champagner, Pool, Nobelhotel und ganz nebenbei die Vorstellung des neuen Dakar koordinieren, immerhin ein 4 MIo € Projekt, zu dem tausende von Journalisten, Autohändler und Geschäftsleute erwartet werden. Sogar ihr Konto hat sie noch ganz fix geplündert, um auf der "Insel der Reichen und Schönen" auch mithalten zu können. Und da die Vorbereitungen von einer Eventagentur übernommen wurden, braucht sie der ganzen Sache nur noch den letzten Schliff zu geben. So weit der Plan!

Umso größer der Schock, als Annika am Veranstaltungsort Schäfer und Schafe statt Zelte und Stehtische vorfindet und anscheinend noch nicht einmal die Genehmigung für das Naturschutzgebiet vorliegt.

Jetzt muss ein Plan her, Verbündete und vor allem Gummistiefel.

Einziger Lichtblick in diesem ganzen Chaos, ist der smarte Geologe Riccardo, der sie in einer überaus prekären Situation im Meer erwischt hat....

~ ~ ~

Nach "Cappuccino Fatale", der zweite Italien Roman von Kathrin Corda. Diesmal geht es auf die Insel und mit viel Liebe zu Land & Leuten und interessanten Details, erlebt man Sardinien in all seinen Facetten.

"Amore Macchiato" ist ein herrlich locker, leichter Sommerroman, mit einer karriereorientierten, nicht immer ganz sympathischen Heldin, einer schönen Liebesgeschichte und auch der Humor und die unerwarteten Wendungen kommen nicht zu kurz.

Er hat alles, was ein Roman für eine kleine Auszeit vom Alltag braucht. Und meiner Meinung nach, hätte er auch gerne noch ein paar mehr Seiten haben dürfen. Warum? Kathrin Corda hat so viele schöne Idee und bringt auch die andere, die unbekanntere Seite von Sardinien mit ein, so dass sie teilweise gar nicht so sehr in die Tiefe gehen kann, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich hätte an so manchen Orten und Situationen gerne ein wenig länger verweilt.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Man spürt die Sonne auf der Haut, das Meer und den Sand... Und mit ihren Figuren hat sie oftmals richtig tolle typische Italiener und deutsche Bosse geschaffen, die einen sehr schmunzeln lassen.

Fazit: Ein schöner Roman über Liebe, Freundschaft, Karriere und Beamte - mit viel gutem Café und ganz viel sardischem Flair. Vielen Dank für diese tolle Auszeit bei diesem herbstlichen Schmuddelwetter!

Bewertung vom 09.09.2013
Löffelchenliebe
Kaufhold, Julia

Löffelchenliebe


ausgezeichnet

>> Vielleicht gab es doch noch ein Mittelding zwischen dem Mann mit Fahrradhelm und Poloshirt und dem wilden Cowboy, der aus welchem Grund auch immer, keine Kinder wollte. Vielleicht saß er einen Tisch weiter und wartete nur darauf, dass ich in sein Leben trat. >>

* * *

Oh ja, Anna hört sie ticken, Ihre Uhr...

Die lebenslustige 35-jährige möchte unbedingt Kinder, nur der richtige Mann ist ihr noch nicht über den Weg gelaufen. Nach einigen gruseligen Blind Dates, lernt sie an einem Messewochenende David kennen und verliebt sich Hals über Kopf. Das David erst 25 ist und noch studiert, stört keinen von beiden. Obwohl sich bei Anna immer wieder eine leise Stimme meldet, die sich fragt, ob er wohl auch Kinder möchte? ....und zwar jetzt?

*

Der Debutroman von Julia Kaufhold hat mich überrascht und schlichtweg umgehauen. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wir haben einen gemütlichen Nachmittag im Schaukelstuhl verbracht.

Der Schreibstil lässt einen nur so durch die Seiten fliegen. Er ist spritzig, locker und zugleich ganz oft kurz und prägnant. Nach dem ersten Kapital hatte ich für eine Sekunde die Befürchtung, dass dadurch die Emotionen zu kurz kommen oder die Liebesgeschichte witzig aber oberflächlich bleibt. Doch ich wurde im Handumdrehen eines Besseren belehrt. Hier bleibt gar nichts auf der Strecke. Die Autorin schafft es sogar in einem 3-Wort-Satz oder allein mit einem Blick so viel Gefühl rüberzubringen, dass mich die Geschichte zwischen Anna und David völlig in den Bann gezogen hat. Ich habe mit ihnen gelacht, geweint und gelitten.

Die Story ist turbulent und steckt voller Situationskomik, lässt einen aber trotzdem auch immer wieder berührt und nachdenklich zurück.

Mit ihren Figuren, der tollpatschig, chaotischen Anna, dem sympathischen und zu seinen Überzeugungen stehenden David, seinem dementen Opa, Anna´s Mutter und ihren Freundinnen, ja, selbst mit dem undurchsichtigen Weilt, der Tag für Tag in der Bar an der Theke hockt, hat Julia Kaufhold lebendige Charaktere geschaffen, um nicht zu sagen, Hamburger Charakterköpfe. Sie sind vielschichtig, echt und aus Herzblut geformt. Das merkt man und deswegen macht es einfach nur Spaß ihre Geschichte zu verfolgen. Es macht das Buch zu einem echten Pageturner, dem es an nichts fehlt, weder an Humor noch an Ernsthaftigkeit.

Fazit: Ein rundum gelungenes Debut, der tiefer geht, als es das Cover vermuten lässt.

Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.09.2013
Reservierung for Lucky One
Arnold, Kajsa

Reservierung for Lucky One


ausgezeichnet

>> "Nicht er hat mich verletzt, sondern seine Worte, dass ich langweilig und kleinkariert wäre. Aber weißt du was, ich bin gerne langweilig und kleinkariert. Henning schüttelte bedächtig den Kopf. "Lilly, du bist alles andere als langweilig - bei kleinkariert bin ich mir noch nicht so sicher, aber langweilig auf keinen Fall." >>

* * *

Eine wunderbar romantische Kurzgeschichte für zwischendurch!

*

Alina, grade frisch getrennt und nicht wirklich ein abenteuerlustiger, weltoffener Mensch, lernt im Zug auf einem Kurztrip nach Paris, Henning kennen. Diesen unverschämten Typen, der aussieht wie ein siebzehnjähriger Skater und sich ganz dreist auf ihren (natürlich) reservierten Platz setzt.

...und er scheint auch nicht mehr von ihrer Seite weichen zu wollen.

* * *

Herrlich! Ich weiß gar nicht genau, was ich erwartet habe, aber bekommen habe ich eine knappe Stunde abtauchen, sich fallenlassen und die Welt drumherum komplett zu vergessen.

Diese kleine Liebesgeschichte hat alles was es braucht: Humor, tolle gegensätzliche und interessante Charaktere, romantische Schauplätze und ganz viel Emotionen in allen Facetten.

Und ich glaube, das macht dieser deutschen Autorin, die hier unter einem Pseudonym schreibt, so schnell keiner nach. Sie schafft es bislang in all ihren Büchern, Emotionen in einer enormen Bandbreite und immer direkt unter die Haut zu transportieren. Mit "Lucky One" hat sie bewiesen, dass sie es auch auf knapp 100 Seiten kann, allein mit 2 tollen Protagonisten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, die einem aber beide sofort ins Herz schleichen und einer Story, die mit so mancher Überraschung aufwartet.

Zum Glück erscheint mit "Last Minute for Lucky One" jetzt im September eine heißersehnte Fortsetzung.