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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 898 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2018
Die Elternsprecherin
Gelman, Laurie

Die Elternsprecherin


gut

INHALT
Jennifer Dixon (47) ist dreifache Mutter und steckt mitten in der Midlife-Crisis. Einst war sie eine junge abenteuerlustige Frau und nun allein Mutter und Hausfrau zu sein, füllt sie nicht aus. Um sich abzulenken, wird sie Elternsprecherin an der William-H.-Taft-Grundschule. Ein leichter Job, wie sie denkt. Doch schnell wird sie eines Besseren belehrt. Denn die Eltern machen aus allem ein Problem, zeigen sich unkooperativ und kommen mit Jennifers direkter wie unkonventioneller Art nicht klar.

MEINUNG
Die kanadische Autorin und Ex-TV-Moderatorin Laurie Gelman war selbst fünf Jahre Elternsprecherin und ist daher mit der Materie bestens vertraut. Dementsprechend viele Erfahrungen und Erlebnisse werden in vorliegende Lektüre eingeflossen sein.

Ich muss zugeben, dass ich mich trotz des interessanten Themas mit dem Buch schwer getan habe. Dies lag zum einen an den äußerst klischeebehaften Charakteren und zum anderen an dem trivialen Plot. Infolge brach ich die Lektüre immer wieder ab. Nur die Neugier auf das Kommende hat mich schlussendlich dazu bewogen, das Buch doch zu beenden.

Die Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Jennifer Dixon ist eine chaotisch-taffe Mittvierzigerin, die gern mit Worten austeilt. Ihre an die Eltern gerichteten E-Mails trieften durchweg vor Sarkasmus und boten damit gute Unterhaltung. Auch ihren unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn fand ich sympathisch. Was mich allerdings nervte, war ihr teenagermäßiger SMS-Kontakt mit Don, ihrem ehemaligen Schulschwarm. Denn Jennifers Gatte Ron ist eine Seele von Mann, aber auch das muss sie im Laufe der Handlung erst noch herausfinden. Ihr Nachzügler Max fiel hingegen durch seinen eigenwilligen Kleidungsstil und seine naseweise Art positiv auf. Nur die Nebencharaktere, sprich die Eltern, gelangen Gelman gewöhnungsbedürftig. Ob karrieregeile oder sog. Helikopter-Eltern, kein Extrem wurde ausgelassen

FAZIT
Nette Geschichte, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 28.07.2018
Der Horror der frühen Medizin
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Medizin


ausgezeichnet

INHALT
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts endete fast jede Operation tödlich. Dies lag mitnichten am medizinischen Unvermögen der damaligen Chirurgen, sondern vielmehr an der mangelnden Hygiene. Weder die Ärzte noch die OP-Säle wurden desinfiziert. Kurzum, Keime konnten sich rasant ausbreiten. 1860 erreichte die Mortalitätsrate in den britischen Krankenhäusern gar ihren Höchststand. Der vielseitig interessierte Chirurg Joseph Lister (1827-1912) wollte dieses sinnlose Sterben beenden, indem er sich entschieden gegen die allseits bekannte Miasmentheorie aussprach. Der Quäkersohn forschte und beobachte den Verlauf der gängigen Wundinfektionen (wie z. B. Erysipel, Gangrän oder Sepsis) mikroskopisch genau und fand heraus, dass das Krankenhauspersonal als Überträger Nr. 1 fungierte. Lister stützte sich dabei auf Louis Pasteurs Studien und entwickelte diese ehrgeizig neben dem hektischen Klinikbetrieb in Glasgow und London weiter. Was folgte, verblüffte Patienten wie Ärzte und machte Lister zum Begründer der sog. antiseptischen Medizin. Der Hospitalismus konnte gebannt werden, indem man fortan Hände, Kleidung sowie den OP-Bereich gründlich desinfizierte.

MEINUNG
Mit der Biografie „Der Horror der frühen Medizin“ ist der britischen Medizinhistorikerin Lindsey Fritzharris wahrlich eine spannende Lektüre mit krimihaften Zügen gelungen. Ich habe das 276-seitige Buch regelrecht verschlungen. Das lag zum einen daran, dass mich die Thematik brennend interessiert hat und zum anderen an den bildhaften Beschreibungen der Autorin. Fritzharris hat sowohl die Zeitumstände als auch die Rückständigkeit der Chirurgie im 19. Jahrhundert erschreckend realistisch porträtieren können. Dies setzt natürlich eine umfangreiche Recherche voraus. Als Leser staunt man einfach, wenn von alltäglichen Schausektionen und Schlachter ähnlichen Medizinern die Rede ist. Man kann es sich kaum vorstellen, aber damals galten Krankenhäuser als „Todeshäuser“ und wurden nur im äußersten Notfall aufgesucht. Im Privaten sah es nicht besser aus. Dort herrschte Dunkelheit, Dreck und harte Arbeit.

Diese recht bedrückende Stimmung nimmt das Cover auf eindrückliche Weise auf. So ist der Titel in Blutrot gehalten und der schwarze Hintergrund erinnert an den Tod. Die zwei metallischen Operationsgeräte flößen zusätzlich Respekt ein.

Dreh- und Angelpunkt der Lektüre ist Joseph Lister. Er war eine Lichtgestalt der damaligen Zeit. Er lebte 100 Prozent für die Medizin und ordnete dieser alles unter. Sein Forscherdrang, sein Mut zur Veränderung und seine Bescheidenheit haben mir imponiert. Es ist m. E. wichtig, dass man an solch wichtige Persönlichkeiten der Naturwissenschaft erinnert wird. Denn ich kannte Lister vor der Buchlektüre nicht, hatte weder im Biologieunterricht oder irgendwo anders von ihm gehört.

FAZIT
Ein durchweg lesenswertes Kapitel der Medizingeschichte, das flüssig und spannend erzählt wird. Gut, dass sich die Medizin in puncto Asepsis weiterentwickelt hat.

Bewertung vom 26.07.2018
Klugscheißer Royale / Lehrer Seidel-Romane Bd.1
Steffens, Thorsten

Klugscheißer Royale / Lehrer Seidel-Romane Bd.1


ausgezeichnet

INHALT
Timo Seidel ist 28, hat früh sein Studium abgebrochen und nie einen richtigen Beruf erlernt. Nichtsdestotrotz weiß er immer alles besser und ist damit der geborene Callcenteragent. Doch gerade seine große Klappe wird ihm im Job zum Verhängnis. Nach 5 Jahren wird er gekündigt und erhält zeitgleich von seiner Freundin Cleo den Laufpass. Letztere hatte sich bisher um den gesamten Haushalt und die Miete gekümmert. Nun steht der Endzwanziger das erste Mal ohne Frau, Geld und Job da. Da kommt das Jobangebot einer Bekannten gerade im richtigen Moment. Fortan soll Timo an der Abendschule in Brühl Englisch und Deutsch unterrichten. Doch wird er diese Herausforderung ohne pädagogisches Rüstzeug, aber mithilfe seiner Besserwisserei meistern können?

MEINUNG
Mit „Klugscheißer Royale“ ist Thorsten Steffens ein überzeugender Debütroman gelungen, der sich nicht nur flott, sondern auch mit viel Spaß lesen lässt.
Hauptprotagonist und Ich-Erzähler Timo macht seinem Ruf als Klugscheißer im Laufe der Handlung alle Ehre. Ständig verbessert er Bekannte, Kollegen oder Passanten und macht sich damit nicht nur Freunde. Zudem fällt dem Halbamerikaner das Haushalten schwer. Ein Zurück ins Hotel ist keine Option. Dementsprechend muss er nicht nur in seiner neuen Funktion als Lehrer einiges dazulernen. Und sein Weg ins „selbstständige Erwachsenenleben“ ist wahrlich eine Lektüre wert. Ich habe mich jedenfalls bis zum Buchende köstlich über ihn, den charmanten „Antihelden“, amüsiert.

Die Nebencharaktere, allen voran die überschwängliche Direktorin Frau Penne, verliehen dem Plot zusätzlich Farbe.

Für Thorsten Steffens‘ leicht verständlichen und unterhaltsamen Sprachstil konnte ich mich auf Anhieb begeistern. Besonders sein Humor und die damit verbundenen Neologismen („Wörter-Worte-Verwechsler“) und Euphemismen (z. B. „Münzmallorca“) gefielen mir.

Das Cover ist ein farbiger Eyecatcher. Der Kontrast zwischen grauer Beamtenkluft und Königskrone ist toll, vom hellblauen Hintergrund ganz zu schweigen.

FAZIT
Die passende Lektüre für Fans humorvoller Literatur, Lehrer und passionierte Klugscheißer.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2018
Meerjungfrauen morden besser / Konny und Kriemhild Bd.2
Kruse, Tatjana

Meerjungfrauen morden besser / Konny und Kriemhild Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Kriminalroman mit Konny und Kriemhild, den sog. K&K-Schwestern, bot wieder phänomenal gute Unterhaltung.

Dieses Mal gehen die beiden ungleichen Zwillingsschwestern auf Reisen, genauer gesagt gen Hamburg. Dort hoffen beide, mehr über Kriemhilds vor 15 Jahren verstorbenen Mann, den Kapitän Kommodore, und dessen illegalen Schatz herauszufinden. Natürlich ist dies wieder kein leichtes Unterfangen für die beiden Bestagerinnen, denn ehemalige Crewmitglieder des Kommodoren sind ihnen stets auf den Fersen und verlangen ihr Kuchenstück vom Millionenfund...

MEINUNG
Tatjana Kruses Fortsetzungsroman mit dem rüstigen Schwesternpaar hat mich ab der ersten Zeile gefangen genommen und bis zum überraschenden Schlussakkord nicht mehr losgelassen.

Konny und Kriemhild sind zwei überzeugende Charaktere. Ihre Gegensätzlichkeit, die eine nordisch-herb und hager und die andere eher emotional und rubenhaft, macht sie so sympathisch und lebensecht. Auch im gesetzten Alter können sie es sich nicht verkneifen, sich gegenseitig aufzuziehen. Infolge kommt es zu einigen nordisch-direkten sowie schwarzhumorigen Wortduellen, welche die Lektüre bereichern. Besonders über Konnys Alkohol- und Männerabusus sowie über Kriemhilds angestaubte Moralansichten wird sich gern gefetzt.

Abgesehen vom kongenialen (Hilfs-)Ermittlerpaar, denn nichts anderes sind die beiden Vollblut-B&B-Betreiberinnen schlussendlich, vermag mich die Krimikomponente von Kruses Erzählungen jedes Mal aufs Neue an Skurrilität und Abwechselung zu überraschen. Kapitel um Kapitel stolpern Konny und Kriemhild in "Meerjungfrauen morden besser" über Leichen, ohne das sie dies groß mitzunehmen scheint. Denn zu allem Überfluss muss nicht nur ein Geldschatz aufgespürt werden, sondern auch Nacktkater Amenhotep und Neuzugang, Graupapagei Chuck Norris, bei Laune gehalten werden. Kurzum, die beiden älteren Weibsbilder und ihre Menagerie inklusive Harley Davidson sind schon eine illustre, mit allen Wassern gewaschene Truppe. Mir ist vor allem der exaltierte Amenhotep ans Leserherz gewachsen, der schnell friert und dann gern mal einen Babystrampler trägt.

Dem Handlungsort Hamburg hat Kruse mit diesem Roman ebenso ein Denkmal gesetzt. Das maritime, schnoddrige und z. T. zwielichtige Flair hat die Autorin sehr treffend eingefangen.

Sprachlich gab es nichts zu beanstanden, denn Kruses leichtfüßig-humorvoller und famos beobachtender Stil, der nie um Direktheiten verlegen ist, brennt sich schnell ein und macht süchtig. Wer einmal Tatjana Kruse gelesen hat, der lässt sich auch ihr übriges Œuvre nicht entgehen.

Auch optisch macht das Buch etwas her. Passend zum Sujet wurde das Cover maritim und blutig (Titel) gestaltet. Mir gefiel es auf Anhieb.

FAZIT
Ein insgesamt sehr humoriger und spannender Krimi, der einem skurrilen Theaterstück gleicht, das für den Zuschauer bzw. Leser immer wieder neue Facetten und verblüffende Denkweisen bereithält. Hoffentlich wird es noch viele Fälle mit und für die K&K-Schwestern geben.

Bewertung vom 16.07.2018
Gruppentherapie
Kalpenstein, Friedrich

Gruppentherapie


ausgezeichnet

INHALT
Friedrich Kalpensteins neuester Coup dreht sich um den Möchtegernschlagerstar Benny Biber, der am Wochenende im John-Travolta-Gedächntislook auf Mallorca auftritt und sonst als biederer Architekt Ben in München bei Zöllner & Zöllner Karriere macht. Wäre dieses Doppelleben nicht schon anstrengend genug, hat Ben auch noch zwei Freundinnen gleichzeitig. Einerseits führt er eine Beziehung mit der berechnenden Tochter seines Chefs, Clarissa Zöllner, andererseits unterhält er eine lose Affäre mit der älteren Bardame Eva. Wie lange wird er dieses berufliche und private Schmierentheater noch aufrechterhalten können?

MEINUNG
Friedrich Kalpensteins Roman "Gruppentherapie" bot gewohnt spaßig-leichte Unterhaltung und wartete dazu noch mit einem sympathisch-naiven Hauptcharakter auf, dem man einfach nichts übel nehmen konnte. Buchseite um Buchseite durfte der Leser an Bens stetig wachsendem Dilemma teilhaben und mitfiebern. Untermalt wurde die ganze skurrile Chose dann noch mit herrlich Klischee besetzter Schlagermusik, die der Autor alias Ben Valdern höchstpersönlich vertont hat (s. gleichnamige CD) und stilistisch an die bekannten "Malle-Stars" erinnert. Bereits dieser kleine, aber feine Einblick in die spezielle Schlagerwelt Mallorcas strapazierte die Lachmuskeln sehr und verfügte über reichlich Fremdschämpotenzial. Aber für Hauptprotagonist Ben bzw. Benny ist dies kein Problem, Hauptsache er kann die Zuhörerschaft damit begeistern. Sein Architektenleben verläuft hingegen mehr als spaßbefreit und ist stets am schönen Schein orientiert, was Ben wenig behagt. Die Bussi-Bussi-Gesellschaft der Zöllnerdynastie nimmt er lediglich für den beruflichen Aufstieg, aber mit gehörig Bauchschmerzen, in Kauf. Auch hierbei bewies Kalpenstein eine gute Beobachtungsgabe, indem er diese in sich verlogene, oberflächliche Gesellschaftsschicht in seiner Erzählung realistisch nachzeichnete.
Besonders die Nebencharaktere, allen voran die eiskalte Clarissa und Bens gutmütiger Produzenten-Freund Sascha, konnten in ihren Rollen überzeugen.
Kalpensteins humorige Schreibe durfte auch bei "Gruppentherapie" nicht fehlen. Kurzweilig und mit gutem Gespür für Gags bzw. Situationskomik entführt er den Leser in Bens chaotisch-abenteuerliches Leben.

FAZIT
Heitere Komödie, die sich prima als Urlaubslektüre eignet und den Alltag vergessen lässt.

Bewertung vom 16.07.2018
Ramses - Reich an Jahren -
Dietrich, Anke

Ramses - Reich an Jahren -


ausgezeichnet

INHALT
Im 5. Teil der Ramses-Romanreihe von Anke Dietrich muss Pharao Ramses II. (1279-1213 v. Chr.) einige private Schicksalsschläge verkraften. Erst stirbt unverhofft der Thronfolger Amuni, dann noch seine Mutter Tuja und die geliebte Gemahlin Nefertari und schlussendlich der zweite designierte Horus im Nest. Doch abgesehen vom privaten Leid kann Ramses II. ebenso Erfolge, wie die Fertigstellung des Abu-Simbel-Heiligtums und den Friedensvertrag mit den Hethiterkönig Hattusili, vorweisen.

MEINUNG
Als großer Fan von Anke Dietrichs Historienroman-Reihe um Ramses II. konnte ich mir den fünften der Band einfach nicht entgehen lassen und wurde abermals nicht enttäuscht. "Ramses - Reich an Jahren" knüpft nahtlos an die Handlung aus dem Vorgängerband an und vermochte den Leser abermals ab der ersten Zeile mitzureißen. Die Autorin schaffte es auf grandiose Weise, Historie und Fiktion miteinander zu kombinieren. Das Eintauchen in diese spannende Epoche der ägyptischen Geschichte gelang daher wieder einmal spielerisch-leicht. Darüber hinaus hat Dietrich zeittypische Begriffe aus der altägyptischen Sprache mit einfließen lassen, die nicht nur den Kenner jubilieren ließen, sondern auch für den Laien in einem gesonderten Glossar leicht verständlich erklärt wurden. Die gewohnte Dramaturgie der Ramses-Romane wird auch im 5. Band an keiner Stelle vernachlässigt, so dass ein Ereignis schnell das nächste abwechselte. Mir gefiel vor allem, dass die Autorin neben allen historischen wie kulturellen Fakten versucht, die Königsfamilie menschlich abzubilden. Denn auch ein Gottkönig kann trauern bzw. Gefühle zeigen.

FAZIT
Wieder eine gelungene Romanauskopplung, die große Lust aufs Staffelfinale macht.

Bewertung vom 30.06.2018
Nie wieder Amore!
Hennig, Tessa

Nie wieder Amore!


ausgezeichnet

Tessa Hennigs neuester Coup entführt den Leser nach Bella Italia. Auf der Sonneninsel Sizilien hat Apothekerin Moni Renner (66) einst ihr Herz an den attraktiven Kellner Vincenzo verloren, der längst verstorben sein soll. Doch das Gegenteil ist der Fall. Er wurde quicklebendig auf einer Orangenplantage gesehen. Als Moni dies eines Tages von der deutschen Auswanderin Lena erfährt, gibt es kein Halten mehr und die rüstige Dame bucht sofort einen Flug nach Catania...

MEINUNG
Mit "Nie mehr Amore!" ist Tessa Hennig ein wahrlich unterhaltsamer wie atmosphärisch reizvoller Sommerroman gelungen, der ab der ersten Zeile Lust auf einen Italienurlaub macht.

Die sympathische Hauptprotagonistin Moni ist eine lebensbejahende ältere Dame, die auf Sizilien nach Vincenzo und damit nach Antworten auf allerlei Fragen sucht. Im Schlepptau hat sie ihren Schnöselenkel Jan, der alles andere erbaut über seine Rolle als Aufpasser und Chauffeur ist. Vor Ort warten zwei herzige Helferinnen, die Lehrerinnen Lena und Francesca, auf sie, die eine Sprachschule auf Sizilien eröffnen wollen und denen Monis Liebesgeschichte nicht kalt lässt. Infolge begibt man sich gemeinsam auf Spurensuche nach Vincenzo und reist dabei nicht nur durch Monis Vergangenheit, sondern streift auch einige kulturelle wie landschaftliche Hotspots der Insel. Und natürlich ist auch die Mafia mit von der Partie. Kurzum, der Plot hat mehr zu bieten als das übliche Dolcefarniente. Denn hier treffen unterschiedliche Charaktere, Kulturen sowie Generationen aufeinander, wobei die Liebe das alles verbindende Element darstellt. Kein Wunder, dass sich Hennig ein Happy End nicht verkneifen konnte.

Die moderne, leichtfüßige Sprache passt perfekt zum überschaubaren Plot; Italianismen inklusive.

FAZIT
Von wegen nie mehr Amore. Dieses Buch zeigt, dass es nie zu spät für die große Liebe ist. Die weiblich-romantische Leserschaft wird jubilieren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2018
Mopshöhle / Holmes und Waterson Bd.6 (eBook, ePUB)
Richter, Martina

Mopshöhle / Holmes und Waterson Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

INHALT
Mops Holmes und Kommissar Waterson müssen sich noch von ihren letzten Fall erholen, da kommt das Angebot aus Aix-en-Provence genau zur rechten Zeit. Gemeinsam geht's nach Frankreich, um der dortigen Polizei bei der Lösung einer schauderhaften Verbrechensserie unter die Arme zu greifen. Jedes Jahr wird ein blondes Mädchen am Nationalfeiertag entführt und vom Täter kahlgeschoren. Bisher werden drei junge Frauen vermisst.

MEINUNG
Martina Richters nunmehr 6. Kriminalfall für Waterson und Holmes war wieder ein sehr spannendes wie unterhaltsames Stück Belletristik, das ich mit Freude und Interesse gelesen habe.

Mops Holmes als allwissender Erzähler ist Dreh- und Angelpunkt dieser Krimireihe. Sein ausgeglichenes Wesen und sein kriminalistisches Gespür machen ihn zum perfekten Polizeihund. Zusammen mit dem menschlichen Kollegen Waterson bildet Holmes ein kongeniales Duo, das das Leserherz ab dem ersten Moment für sich einzunehmen vermag. Denn Mensch und Hund bilden hier eine Einheit und verstehen einander blind. Darüber hinaus wird auch das Privatleben der beiden Ermittler eingehend beleuchtet und von Roman zu Roman weitererzählt. Besonders Holmes' Familie ist dabei immer ein Quell der Heiterkeit, weil es auch unter den tierischen Protagonisten herrlich menschelt. Da wäre zum einen der alternde Mops Marquez, Holmes Vater, der mehr und mehr vergisst und zum anderen Holmes' kluge Partnerin Bena Hula, die ihrem Holmes stets mit Rat und Tat zur Seite steht. Abgesehen von diesem familiären Klein-Klein weiß die Autorin den Leser auch für die Krimikomponente ihrer Erzählung zu begeistern. Denn so süß und niedlich Holmes & Co auch sein mögen, die Verbrechen sind es keinesfalls. Obgleich diese nicht allzu blutrünstig seien mögen, so sind sie doch gerade auf der psychologischen Ebene oft gruselig.
Der Handlungsort ist dieses Mal nicht Knieslingen, sondern die französische Provence, was auch für Abwechselung, nicht nur im kulinarischen Bereich, sorgte.

FAZIT
Wieder ein ungemein lesenswerter Mopskrimi, der tierisch gut unterhält und als wahrer Pageturner daherkommt.

Bewertung vom 03.06.2018
Eine Frage der Leidenschaft
Frodeno, Jan

Eine Frage der Leidenschaft


ausgezeichnet

Jan Frodeno (*1981) ist der deutsche Ausnahmetriathlet der letzten Jahre. Ob EM-, WM-Titel oder die Ironman-Krone keine Auszeichnung ist vor ihm sicher. Doch so leicht seine Rennen auch immer aussehen mögen, dahinter steckt eine Menge Arbeit. Mental sowie physisch fordert ihn der Königstriathlon in Kona auf Hawaii Jahr für Jahr aufs Neue heraus.

Wie Frodeno zu dem erfolgreichen Athleten wurde, der er heute ist, und wie er sich in Form hält, davon erzählt dieses Buch. Mich hat besonders Frodenos unverstellte wie leidenschaftliche Sprache imponiert. Mit viel Disziplin und Passion nahm er seit seiner Kindheit Schmerzen und Strapazen für den Sport in Kauf. Anfangs war es ausschließlich der Schwimmsport, der ihn formte, doch dies sollte sich bald ändern. Mit 18 verließ er Südafrika, wo er und seine Familie seit 1992 wohnten, um sich in Saarbrücken zum Triathleten ausbilden zu lassen. Dort reifte er Schritt für Schritt zum Hoffnungsträger heran. 2008 in Peking war es dann so weit. Dort holte er die Goldmedaille im Triathlon und war am Ziel seiner Träume angelangt. Doch was sollte darauf folgen? Frodeno plagten Zweifel und die Motivation ebbte ab. Aber Freunde und Trainer halfen ihm aus dem persönlichen Tief heraus. Von nun an war der sagenumwobene Ironmantitel seine Triebfeder. Und die Rechnung ging auf. 2015 und 2016 wurde Frodeno in Hawaii Erster.

Mit den Ironmantitel hat er sich schon heute unsterblich gemacht und ist trotz allem immer noch nicht müde und weiter auf Titeljagd. Welche wichtige Bedeutung das Team hinter dem Spitzensportler spielt, wird beim Lesen schnell deutlich. Zum einen hält ihn Frau Emma, australische Ex-Triathletin, den Rücken frei und kümmert sich ums Private. Zum anderen gibt es da noch seinen Kumpel Felix, der gleichzeitig auch sein Manager und Geschäftspartner ist, sowie seinen Trainer und seinen Physiotherapeuten, die sich täglich um ihn kümmern. Hinzu kommen befreundete Triathleten, wie Nick Kastelein, die mit ihm zusammen trainieren und ihn zu Höchstleistungen antreiben. Kurzum, Jan Frodeno ist keine One-Man-Show, sondern ein gut funktionierendes kleines Unternehmen. Auch die eigene Marke Frodissimo zeugt von Weitblick und Geschäftssinn.

Mein Highlight bildete Frodenos detaillierte Beschreibung seiner akribischen Vorbereitung auf Wettkämpfe - speziell auf den Ironman. Ob Ernährung, vier verschiedene Trainingseinheiten am Tag oder mentale Frische. Nichts überlässt er, typisch deutsch, dem Zufall :-) Die Statistik einer Trainings-/Arbeitswoche ist beachtlich, nahezu übermenschlich: 25 km Schwimmen, 650 km Radfahren und 100 km Laufen. Chapeau vor solch einem Arbeitstier!

Ehrlich und realistisch blickt Frodeno in "Eine Frage der Leidenschaft" auf sich und seine sportlichen Erfolge und Niederlagen zurück und gibt dabei einen spannenden Einblick in die derzeitige Triathlonszene.

FAZIT
Ein durch und durch lesenswertes Buch, das mitreißt, motiviert und begeistert. Mich konnte der sympathische Ausnahmeathlet, den ich bisher nur flüchtig aus diversen TV-Sportübertragungen kannte, ab der ersten Zeile von sich überzeugen und ich hoffe, dass Jan Frodeno noch viele erfolgreiche Jahre vor sich hat. Denn keiner leidet so schön für seinen Sport wie er.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.