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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2612 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2022
Hoffnung / Das Tor zur Welt Bd.2
Georg, Miriam

Hoffnung / Das Tor zur Welt Bd.2


sehr gut

Ein zeitbeschreibender Roman zum Schmökern
"Das Tor zur Welt - Hoffnung" von Miriam Georg ist der zweite Band ihrer Auswanderer-Dilogie, der im Rowohlt Verlag erscheint.

1912 sind die Auswanderhallen Hamburgs überfüllt von zahlreichen Menschen, die auf eine Passage nach Übersee und dort auf ein besseres Leben hoffen. Diese Hoffnungen machen sich rücksichtslose Betrüger zunutze. Auch Ava arbeitet dort, eigentlich wollte sie auch in Amerika sein, aber Claire hat sie verraten. Dennoch sorgt sich Ava um Claire und sucht sie, denn sie standen sich nahe wie Schwestern.
Claire lässt alles hinter sich was ihr bisher etwas bedeutet hat, um sich vor ihren Feinden zu schützen und verriet damit auch Ava. Nun muss sie ihre ganze Kraft zusammen nehmen, um für die Liebe und ihr Leben zu kämpfen. Nach ihrer Rückkehr aus Amerika muss sie auch ihrer Mutter wieder unter die Augen treten, die sich inzwischen verlobt hat, ausgerechnet mit dem Mann, der bei Claire Hysterie festgestellt hatte.

Das Leben in Hamburg und in der Auswandererstadt zeichnet Miriam Gold in atmosphärischen Bildern, sodaß man sich beim Lesen direkt dorthin versetzt fühlt und den Trubel, die Hoffnungen auf einen Neubeginn, aber auch das Elend und Leid der Menschen fühlbar miterleben kann.

Soviel hängt für die Menschen von einer Schiffspassage nach Übersee ab und sie alle setzen ihre Sehnsüchte auf diesen Traum Amerika.

Die Perspektiven der Handlung wechseln ständig und ebenso die Zeitebenen. Diese Wechsel haben mich im Lesefluss etwas gestört, weil durch die Zeitsprünge der chronologische Ablauf nicht ganz eindeutig verläuft. Außerdem werden zahlreiche Personen in die Geschichte eingebunden, die zwar viel Leben und Abwechslung in die Story bringen, hier wäre aber ein Personenregister ganz hilfreich gewesen. Der wechselseitige Blick auf Ava und Claire zeigt, das beide in Hamburg um ihr persönliches Glück und auch um die gemeinsame Freundschaft kämpfen. Vor dieser historischen Kulisse spielt sich auch eine bewegende Liebesgeschichte ab und es wird ein Geheimnis gelüftet, dass für die beiden Protagonistinnen von großer Tragweite ist.

Der flüssige und bildhaft beschreibende Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, man erlebt die Szenerie der Auswandererhallen, das Alltagsleben und das Prozedere der unterschiedlichen Vorgänge sehr nachvollziehbar mit. Wie sehr die Menschen trotz ihres Elends an ihrer Heimat hingen und dennoch diesen für sie ungewissen Schritt des Auswanderns wagten, kann man sich nur schwer vorstellen. Und die Übergriffe und Verbrechen unter diesen armen Leuten zeigt die Autorin mehr als deutlich. Frauen waren ohne Ehemann oft schutzlos ausgeliefert und sie waren rechtlos, egal ob sie reich oder arm waren. Sie mussten zusehen, wie sie zurecht kamen oder wer ihnen helfen konnte. Insgesamt blieb für mich die Spannung etwas auf der Strecke, weil es doch viele Nebengeschichten gab.

Ein bewegender Roman, der den Zeitgeist in der Auswandererstadt aufgreift und mir die Armut der Menschen deutlich vor Augen geführt hat. Die vielen Nebenhandlungen ziehen die Geschichte allerdings etwas in die Länge.

Bewertung vom 07.11.2022
Neues Backen
Kratochvila, Laurel

Neues Backen


ausgezeichnet

Ein Alleskönner in Sachen europäischer Backwaren
Im Prestel Verlag erscheint das Buch "Neues Backen" von Laurel Kratochvila.

Ihre Bäckerei "Fine Bagels" betreibt die Amerikanerin Laura Kratochvila seit 2012 in Berlin, dort bietet sie überwiegend jüdische Backwaren an.

Die Autorin führt uns auf eine Backreise quer durch Europa und stellt uns das Backhandwerk und seine kulturelle Entwicklung, aber auch die Visionen von elf unterschiedlichen Bäcker:innen vor, die mit Leidenschaft für ihre Arbeit brennen und jeweils ein persönliches Rezept verraten. Das Handwerk hat sich lange Zeit hin zu industrialisierten Produkten entwickelt, doch nun scheint es gerade bei kleineren Backbetrieben wieder eine Kehrtwende zu geben, die saisonale und regionale Backwaren in Handarbeit herstellen und dafür überlieferte Rezepte verwenden, die sie auch modern abwandeln.
Ich mag den wunderbaren Duft von frischgebackenem Brot und selbstgebacken ist immer ein ganz besonderer Genuss, bei dem man auch genau weiß, welche Zutaten enthalten sind.

Wer Brot backt, muss sich aber auch etwas mit der Handwerkskunst auskennen und die nötige Liebe, Handarbeit und Erfahrung mitbringen, dann erhält man wunderbare Backergebnisse.

In einer kurzen Einleitung erzählt die Autorin ihren Werpersönliche Dinge und allgemeine Informationen zum Buch. Danach folgen die fünf Kapitel, die sie jeweils einer Teigart widmet und darin Grundrezepte und Grundtechniken vorstellt.

Die Kapitel enthalten folgende Teigarten:

- Brote und Brötchen

- Brioches und angereicherte Teige

- Plunderteig und Blätterteig

- Tartes und Plätzchen

- Konfitüren, Füllungen, Toppings und Cremes

In diesem Buch macht man eine Reise zu elf verschiedenen Bäcker:innen, erfährt ihren privaten Werdegang und lernt ihr persönliches Brot- oder Backerzeugnis kennen. Zu diesen Rezepten steuert die Autorin weitere Rezepte bei und man bekommt insgesamt 99 Rezepte an die Hand, um selbst zu mischen, zu kneten, zu formen und damit unter die Bäckermeister:innen zu gehen.

Den meisten Rezepten liegt der in einzelnen Schritten beschriebene Sauerteigansatz zugrunde, der täglich gehegt und gefüttert werden will. Das sollte man bei der Auswahl der Rezepte im Hinterkopf haben, weil es doch etwas zeitaufwändig ist. Außerdem wird über Hilfsmittel und Werkzeuge informiert, über das Mischen des Teiges, das Straffen, Ziehen und das Gehen. Bei den Grundrezepten gibt es immer einen genauen Zeitplan, nach dem man sich richten kann und das ist wirklich hilfreich, weil man die Zeiten des Knetens, der Teigruhe (incl. der sogenannten kalten und warmen Führung) und der Wirkzeit und Endgare erfährt. Wenn man sich an diese Zeiten hält, kann das Backergebnis nur gut werden. Appetitmachende Fotos zeigen jedes Rezepte in Großaufnahme und durch das Lesebändchen und den stabilen Einband ist das hochwertige Buch einsatzfähig für die Küche.
Das Backbuch zeigt neben Grundlagen-Wissen auch spezielle Techniken der Teigverarbeitung in anschaulichen Foto-Storys. Das gefällt mir besser richtig gut. Die Rezepte haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und sind teilweise, schon allein durch das Gehen und Ausarbeiten der Teige sehr zeitaufwändig. Manche sind durchaus für Anfänger geeignet, die meisten Rezepte empfehle ich aber eher Backfreunden mit Vorkenntnissen.

Es gibt klassische Brotrezepte, süße Variationen wie Berliner, Franzbrötchen oder Brioche, aber auch herzhafte Rezepte für Hackfleischröllchen oder Pilztarte. Diese Vielfalt macht das Buch zu einem Alleskönner in Sachen Backen und man lernt auch viele neue Varianten kennen, wie beispielsweise die Holunder-Maritozzi, Bialys oder Challa.

Dieses Buch begeistert mit tollen Rezepten, vielen Back- und Knet-Tipps und den fesselnden Werdegängen der vorgestellten Back-Profis. Diese persönlichen Einblicke verleihen dem Backhandwerk die nötige Seele und für den Leib sorgen die vielseitigen Rezepte aus vielen europäischen Ländern. Brotbacken bereichert nicht nur den Speiseplan, es ist einfach ein ganz besonderer Genuß für Leib und Seele!

Bewertung vom 05.11.2022
Tod im Olivenfass / Sophia Lange und Commissario Andreotti ermitteln Bd.1
Pozzi, Renato

Tod im Olivenfass / Sophia Lange und Commissario Andreotti ermitteln Bd.1


sehr gut

Gardaseekrimi bewegt sich im Milieu von Geigenbauern und Sammlern

Kaum kehrt Sophia Lange zurück in die Heimat ihrer italienischen Mutter nach Salò am Gardasee, wird ihr auch schon ihre Geldbörse gestohlen. Als sie den Diebstahl bei Commissario Andreotti meldet, verspricht er ihr Aufklärung, wenn sie ihm wiederum mit ihrem Wissen als Geigenbauerin zur Verfügung steht. Denn er muss gerade einen Mordfall aufklären, der mit historischen Geigen in Zusammenhang zu stehen scheint.

Auf ruhige und besonnene Weise übernimmt Commissario Andreotti den Fall des Toten im Olivenfass und kommt dabei einem weiteren Verbrechen auf die Schliche, bei dem nicht Oliven, sondern historische Geigen eine entscheidende Rolle spielen. Ob alt, wertvoll oder gefälscht, dazu kann er nichts sagen, aber er hat Glück, denn er kann auf das Wissen der jungen Geigenbau-Meisterin Sophia Lange zurückgreifen, die bei ihm den Diebstahl ihrer gestohlenen Geldbörse anzeigt. Sophia ist gerade in ihre alte Heimat nach Salò zurückgekehrt und hofft, beim bekannten Familienunternehmen Maggio als Geigenbauerin arbeiten zu können. Sie freut sich auch schon auf das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe Luigi Maggio.

Anders als es der Titel vermuten lässt, spielen nicht die Oliven eine entscheidende Rolle in diesem Krimi, sondern alte historisch wertvolle Geigen. Denn der Tote im Olivenfass war ein Gutachter für Instrumente. Wer Violine spielt und sich mit klassischer Musik auskennt, wird diesen Krimi für die vertiefenden, musikalischen Themen und die Einblicke in die Arbeit des Geigenbaus lieben. Ich gehöre nicht zu diesem Personenkreis, wurde aber dennoch sehr gut unterhalten und habe die Aufklärung der Mordfälle interessiert verfolgt. Dieses Buch zeichnet sich auch das geschilderte Wissen rund um den Geigenbau aus, was man so eher selten zu lesen bekommt.

Wortgewandt führt Renato Pozzi durch die Handlung und lässt die schöne Kulisse des Gardasees erstrahlen. Auch die Auswahl der Charaktere und die Zeichnung ihrer Persönlichkeit ist gut gelungen. Während der alte Andreotti lieber einen ruhigen Arbeitsalltag bevorzugt, hat Sophia durch ihre Einbindung in die Ermittlungen Blut geleckt und bringt ihr Fachwissen gekonnt ein. Das weckt auch die stillgelegten Lebensgeister Andreottis und beide ergänzen sich perfekt als sympatisches Ermittlungsduo, das nach und nach die Hintergründe der kriminellen Vorgänge aufdeckt und damit zu einem Team zusammenwächst.

Ein ganz besonderer Krimi, der ohne großes Blutvergießen auskommt und mit seinem Geigen-Thema mal ganz neue S(a)eiten aufschlägt. Bei dieser Lektüre lernt man einiges über alte Meister und die Arbeit des Geigenbaus hinzu und wird mit dem Zusammenspiel des tollen Ermittler-Duos bestens unterhalten.

Bewertung vom 03.11.2022
Astrid Lindgren / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.24
Lieder, Susanne

Astrid Lindgren / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.24


ausgezeichnet

Eine gelungene Romanbiografie über Astrid Lindgren

Astrid Lindgren wird früh und unverheiratet Mutter und gibt ihren Sohn Lasse zu Pflegeeltern. Als sie Lasse 1929 zu sich holt, beginnt für sie eine schwere Zeit, doch sie liebt ihren Sohn und kämpft sich durch. Sie lernt Sture Lindgren kennen, beide heiraten und ihre Tochter Karin wird geboren. Als Karin später erkrankt, denkt sich Astrid für sie die Geschichte um Pippi Langstrumpf aus, die später zu ihrem Durchbruch wird.

"Ich tauge genauso wenig zum Bücher schreiben wie eine Kuh zum Eislaufen." Zitat Seite 100
Die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907-2002) wurde mit Büchern "Pippi Langstrumpf", "Kalle Blomquist", "Die Kinder aus Bullerbü" und "Michel aus Lönneberga" weltbekannt und sie wollte damit Kinder glücklich machen. Das ist ihr gelungen, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Denn mit Pippi Langstrumpf hatte ich meine ersten Leseerlebnisse und auch Madita, Michel und die Bullermü-Kinder prägten meine Kindheit. Astrid Lindgren ist es zu verdanken, dass mir die Welt der Geschichten und Bücher so wichtig wurde.

Astrid Lindgren war eine starke Frau, die Kinder liebte, aus Leidenschaft schrieb und sich für die Gleichberechtigung und für Rechte von Kindern einsetzte. Hauptberuflich arbeitete sie als Lektorin, nach Feierabend schrieb sie ihre Geschichten und war immer für ihre Familie und ihre kleinen Fans da. Sie beantwortete sogar ihre Fanpost persönlich.

Susanne Lieder erzählt lebendig und auf einfühlsame Weise aus dem bewegten Leben Astrid Lindgrens und das auf so interessante Art und Weise, dass ich von Anfang an gefesselt war und nicht wollte, dass die Geschichte endet. Sie hält sich an die realen Fakten und erzählt aus den wichtigen Stationen im Leben der Autorin. Die Zeit umfasst zunächst die Zeit als Alleinerziehende, dann die Höhen und Tiefen ihrer Ehe mit Sture und das Leben als Familie, das sie nicht ausfüllt. Erst als Astrid ihre Geschichten zu Papier bringt, beginnt ihre schriftstellerische Karriere, die für Astrid völlig nebensächlich war. Sie schrieb, weil sie ihre Fantasie ausleben und Geschichten schreiben und damit Kinder erfreuen wollte.
Aber auch die Zeit und den Blick auf den zweiten Weltkrieg erleben wir aus der Sicht der Schwedischen Autorin.

Es wird deutlich, wie wichtig für Astrid ihre Familie war. Sie machte ihr Privatleben nicht publik, sie erlebte immer wieder melancholische Lebensphasen und blieb im Inneren ein Kind. Wahrscheinlich gehen deshalb ihre Geschichten um die Welt und begeistern noch immer.
Mir wurde nach der Lektüre deutlich, dass sich Astrid Lindgren in schwierigen Lebenslagen nicht entmutigen ließ, sondern einfach weiter machte.

Diese Romanbiographie zeigt uns Astrid Lindgren als Frau und Liebende und hat mir sehr gut gefallen, ich vergebe eine volle Leseempfehlung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2022
Wunder der Natur zum Entdecken und Verstehen
Wilkinson, Carl

Wunder der Natur zum Entdecken und Verstehen


ausgezeichnet

Lehrreiches Kindersachbuch mit interessanten Fakten und tollen Bildern

Die Natur birgt viele faszinierende und wundersame Besonderheiten, die häufig wie Wunder anmuten und die man sich nur schwer erklären kann. Warum lösen sich Lawinen, wie erwacht ein Baum im Frühjahr, warum wird es durch eine Sonnenfinsternis am Tag dunkel?

Die Wunder der Natur sind großartig und so rätselhaft, man weiß häufig gar nicht genau, wie sie entstehen. Auf Wiesen gibt es merkwürdige Feenringe, warum bilden sie einen Kreis? Und wie entstehen beispielsweise Polarlichter oder Stalaktiten? Wieso leuchten Katzenaugen im Dunkeln? Wann entwickelt sich eine Wüste in ein blühendes Meer aus Blüten? Was sind Geysire und wie funktionieren sie? Was passiert bei Erdbeben oder wie entsteht ein Tornado? Wie schnell wächst eine Eiche?

Diese und andere interessante Fragen und Phänomene aus der Natur werden in dem Buch mit naturalistischen Illustrationen und verständlichen Texten näher vorgestellt und den Leser:innen somit nahe gebracht. Schön und total selbstverständlich ist auf den Bildern auch die Einbindung von diversen Menschen oder welchen mit Handicap. Hier wird die Achtsamkeit für die Umwelt und die Natur geschärft und die Aufmerksamkeit auf einzelne Themen gelenkt. Es ist ein Genuß, die einzelnen Naturphänomene bewusst auf sich wirken zu lassen und mehr über die Entstehung und Hintergründe zu erfahren.

Wunderschön anzusehen, lehrreich und interessant präsentiert sich dieses Buch über Wundern aus der Natur. Achtsamkeit gepaart mit Wissen ist die beste Voraussetzung für einen wertschätzenden Umgang mit der Natur.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2022
So klingt die Geschichte der Musik
Collet, Emilie

So klingt die Geschichte der Musik


sehr gut

Farbenfrohe und musikalische Annäherung an die Musik-Geschichte
Im Ullmann Verlag erscheint das mit Musik unterlegte Bilderbuch "So klingt die Geschichte der Musik" von Emilie Collet. Es richtet sind an Kinder ab 12 Monaten.

Hören und Sehen sind für Kinder entscheidende Sinne um etwas ihre Umwelt zu entdecken und etwas zu verstehen. Dieses Buch stellt Klangbeispiele verschiedener Musikepochen vor, gestartet wird im Mittelalter und führt weiter über die Renaissance, Barock, Klassik, Romantik bis in die Moderne.

Durch das Berühren eines Soundbuttons startet die Musik und das ist auch schon für kleine Kinder ein tolles Erlebnis.

Die Illustrationen sind bunt und fröhlich und zeigen Musiker und Tänzer in Menschen- und Tiergestalt in der zur Musikepoche üblichen Kleidung. In der Überschrift wird der jeweilige Musikstil mit Jahrezahlen benannt und in kurzen Texten etwas zur Musik erklärt oder es werden kleine Mitmachaufgaben gestellt.

Dieses kartonierte Hardcover ist recht robust und für Kinderhände gut geeignet. Sie haben einfach Freude daran, die bunten Bilder anzusehen, den kleinen Chip zu drücken und dann die Musikfragmente zu hören. Auch wenn sie mit den Jahreszahlen und den Namen der Epochen sicher noch nicht viel anfangen können, so erkennen sie doch, wie unterschiedlich die Musikstile sind.

Die Klangqualität ist für so ein kleines Buch recht gut und die Sequenzen sind recht klar hörbar. Betrieben wird das Soundmodul mit auswechselbaren Knopfzellen, die man zum Anhören einschalten muss.


Die Verbindung von Akustik und Visuellem ist für Kinder sehr lehrreich und sie greifen gerne zu diesem Buch weil es interaktiv ist.

Bewertung vom 29.10.2022
Wintermeer und Bernsteinherzen
Janz, Tanja

Wintermeer und Bernsteinherzen


sehr gut

Ein schöner Winter-Roman für lange Winterabende
Finja hat sich in Hamburg ihren Traum von einer eigenen Naturheilpraxis aufgebaut, doch gerade steckt sie in einer schwierigen finanziellen Situation. Da kommt das lukrative Angebot ihrer ehemaligen Chefin genau richtig. Finja soll ihren früheren Job als Maklerin für einen bestimmten Auftrag wieder aufnehmen und für einen Schauspieler in Sankt Peter-Ording eine exclusive Immobilie mit besonderen Anforderungen finden, der Preis spielt keine Rolle. Gerne stürzt sich Finja in die Aufgabe und kann gleichzeitig die Schönheit der Gegend wunderbar genießen und lernt auch noch den sympathischen Zahnarzt Jesper kennen.

Ich mag den eingängigen und atmosphärischen Erzählstil von Tanja Janz, sie lässt die schöne Natur an der Nordsee und das spezielle Flair Sankt Peter-Ordings und einige weihnachtliche Szenen wunderbar in ihre Geschichte einfließen und hat mich mit dieser Geschichte wieder gut unterhalten. Die Handlung umfasst Finjas Erlebnisse während ihrer Maklertätigkeit und bekommt durch die unterschiedlichen Protagonisten eine unterhaltsame Note.

Finja fühlt sich in Sankt Peter-Ording richtig wohl, sie genießt die Zeit an der Nordsee. Als sie den Zahnarzt Jesper trifft, fliegen schnell die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Doch sie muss Geld verdienen, ihre Naturheilpraxis läuft alles andere als kostendeckend und so sucht sie für ihre alte Chefin eine bestimmte Immobilie. Das ist nicht so leicht, denn wer hier wohnt, möchte in der Regel nicht verkaufen. Als sie das reizvolle, alte reetgedeckte Barnsteenhuus entdeckt, ist sie vom Zauber des Hauses erfüllt und es zieht sie magisch an. Das könnte das passende Objekt für ihren Auftraggeber sein, wenn der unbekannte Eigentümer denn überhaupt verkaufen möchte. Aber zunächst muss sie den Besitzer erst einmal aufindig machen.

Es ist ein wunderbares Vergnügen, gemeinsam mit Finja durch die Ortsteile Sankt Peter-Ordings zu spazieren und wer die Szenerie kennt, fühlt sich gleich heimisch. Man spürt den Wind und die Kälte die einem beim Gang über den langen Steg in Bad um die Nase weht. Schön sind auch die Zeit im Reitstall, die kulinarischen Genüsse und die beschriebenden Wohnobjekte, die mit ihrer Vergangenheit eine interessante Geschichte erzählen.

Nicht ganz überzeugt hat mich Finja als Maklerin, so ganz professionell wirkt sie bei ihrer Immobiliensuche leider nicht und ihr Auftraggeber ist scheinbar einer von den großspurigen Menschen, die glauben, mit Geld alles kaufen zu können. Das gibt der Geschichte einen leicht schalen Beigeschmack. Für gute Unterhaltung sorgen allerdings die weihnachtlichen Vorbereitungen im Reitstall und die Treffen mit Finjas Zahnarzt. Und es gibt einige Hintergründe in der Geschichte, die von Nächstenliebe erzählen und damit genau zum Thema Weihnachtswunder passen.

Für lange Winterabende ist dieser Roman genau die richtige Lektüre. Er lässt vom nächsten Besuch in Sankt Peter-Ording träumen, erzählt von Liebe, Zeit im Pferdestall und von Nächstenliebe und bringt damit reichlich Wohlfühlatmosphäre mit.

Bewertung vom 25.10.2022
Die grüne Küche - Quick + Slow
Frenkiel, David;Vindahl, Luise

Die grüne Küche - Quick + Slow


ausgezeichnet

Gesunde Veggie-Küche für jeden Tag
Die Autoren David Frenkiel und Luise Vindahl sind das Bloggerpaar hinter dem Food-Blog "Green Kitchen Stories". Ihr Blog steht für eine gesunde Esskultur mit vegetarischen Rezepte für die ganze Familie.

Die Autoren haben hier einen vielseitigen grünen Mix vorgestellt, wo sich einfache, schnelle Alltagsgerichte und aufwändigere Festmahlzeiten abwechseln. Für letztere steht man auch schon gerne mal etwas länger in der Küche und feiert den Kochvorgang vielleicht auch schon gemeinsam mit den Gästen.

Diesem Buch merkt man seinen modernen Touch an, so tragen die einzelnen Kapitel solche reißerischen Bezeichnungen wie Grundzutaten mit Wumms, Morgenstund, Quick-Auf die Schnelle, Slow-Ruhige Momente, Coole Kombis und Süßes. Gemeint sind damit nichts anderes als Frühstücksideen, Salate, schnelle Gerichte für zwischendurch, Suppen, Hauptgerichte und Süßes.

Die unterschiedlichen Zubereitungen machen deutlich, hier kommt es grundsätzlich auf die gute Vorbereitung der Grundzutaten an und auf Meal Prep, damit man zum eigentlichen Kochen wenig Zeit im Alltag benötigt. Die Gerichte lassen sich häufig mit bestimmten Upgrades oder Toppings geschmacklich verändern und an verschiedene Vorlieben anpassen. Es gibt auch einige Varianten für vegane Formen.
Das Buch hat einen festen Einband und eine handliche Größe, was mir in der Küche immer sehr wichtig ist. Mir gefällt die geschmackvolle Aufmachung zwischen Text und Bild und die wunderbaren Foodfotos. Zusätzlich eingestreute Familienbilder sorgen für eine persönliche Note aus dem Leben der Autoren-Kochfamilie.


Meine Favoriten sind: Vier-Jahreszeiten-Buchweizen-Poridge; Luftige Kokos-Pfannkuchen; Tomatensalat mit Kichererbsen und Feta; Schwedische Ofen-Pfannkuchen; Rigatoni mit Harissa, Tomaten und Zitronenjoghurt; Kürbisquiche; Fächerkartoffeln und Grünkohl in Safran-Dhal (hier benötigt man die oben erwähnten drei Blätter).

Nicht so gut finde ich, dass für manche Gerichte viele verschiedene Zutaten nötig sind, häufig auch nur in kleinen Mengen. Als Beispiel: Drei Blätter Grünkohl bekomme ich aus dem eigenen Garten, aber im Supermarkt ist das eher eine unübliche Menge. Außerdem muss man wissen, dass einige Zutaten auch nicht überall erhältlich sind, wie bestimmte Gewürze und Mehlsorten. Ebenso sieht es mit Zatar und Sumach aus, deren Zubereitung aber mit Rezept im Buch vorgestellt werden. Manchmal muss man vor dem Kochen einen Einkauf im nächsten Asia-Markt oder im türkischen Supermarkt einplanen.

Für mich waren nicht alle Rezepte alltagstauglich, weil Das fand ich sehr schade, denn es schmälert die Lust am Ausprobieren und Nachkochen ein klein wenig.

Bei der häufig im Buch erwähnten Granola-Butter kann ich den Hype nicht nachvollziehen, weil ich Geschmack nichts abgewinnen kann. Und auch wenn Röstkaroffeln mit Chili-Butter und Wassermelonen-Feta-Salat sicherlich gut schmecken, benötige ich dafür kein spezielles Rezept.

Bei den Gerichten, die mit dem Zusatz SLOW gekennzeichnet sind, sollte man vor der Zubereitung genau hinsehen, wie lange die Fermentier-, Rühr-, Ruhe- oder Koch-Zeit insgesamt beträgt. Diese Zeitangabe befindet sich seitlich am Rand des jeweiligen Rezeptes. Ich habe es eher zufällig entdeckt.


Unter dieser Auswahl findet sich bestimmt einiges, was man gerne nachkochen möchte, ich hatte einfach mehr Hauptgerichte erwartet. Die Umsetzung von schmackhafter, vegetarischer Küche ist auf alle Fälle gegeben. Vielseitige Veggie-Küche, mal schnell, mal aufwändiger zubereitet.

Bewertung vom 24.10.2022
Heute ist der schönste Tag.
Sabbag, Britta

Heute ist der schönste Tag.


ausgezeichnet

Man ist immer selbst ein Stück weit für sein Glück verantwortlich

Eigentlich hatte sich Bär darauf gefreut, in der warmen Sonne spielen zu können. Doch dann ziehen graue Regenwolken auf und es gießt wie aus Eimern. Da bleibt er am besten gleich den ganzen Tag in seiner Höhle. Aber sein Freund Biber kommt an diesem Regentag vorbei und lockt ihn aus seiner Höhle, denn auch bei Regen kann man viele schöne Dinge entdecken und erleben. Man wird doch nur ein bißchen naß!

"Was haben wir für ein Glück, das es regnet!" Zitat

Wer sagt denn, dass man bei Regen keinen Spaß haben kann? Biber findet das gar nicht schlimm und bringt Bär auf tolle und gute Ideen. Bei Regen kann man herrlich mit Gummistiefeln in Pfützen springen, tanzen, singen oder im See schwimmen. Und wenn man pitschnaß und durchgefroren wieder nach Hause kommt, gibt es etwas Heißes zu trinken oder zu essen und das ist doch auch gemütlich. Dann spielt man drinnen Verstecken oder malt mit Buntstiften oder Wasserfarben einen Regenbogen. Es gibt viele schöne Dinge, die besonders gemeinsam glücklich machen, weil man zusammen Spaß hat. Dann scheint auch irgendwann wieder die Sonne.

Die Botschaft hinter diesem Buch ist klar. Schlechte Laune ist mies und mit Freunden, die gute Laune verbreiten und tolle Ideen haben, ist das Leben gleich viel schöner. Diese Erfahrung macht auch Bär und er erlebt, wie man sich den Tag selbst mit schönen Dingen füllen kann, weil man es möchte und Spaß haben will.

Die Texte sind einfach gehalten und sehr verständlich, aber die wunderschönen Illustrationen machen das Buch erst zu einem kleinen Highlight, denn sie zeigen nicht nur die Natur sehr getreu, sondern machen auch die Mimik in den Gesichtern von Bär und Biber sehr deutlich, sodass kleine Leser:innen gleich ihre Gefühle erkennen können. Und der besondere Hit ist der Song, den man sich per QR-Code anhören und dann mitsingen kann. Den entsprechenden Text findet man am Ende der Geschichte abgedruckt.

Auch wenn das Wetter oder die Laune mal nicht mitspielt, kann man sich trotzdem einen tollen Tag machen, um hinterher richtig glücklich zu sein. Und mit gutgelaunten Freunden machen Spiele und Unternehmungen doch erst richtig viel Spaß, auch wenn es mal gießt oder eben nicht so ist, wie man es sich wünscht.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Farbe der Gummistiefel, die im Buchtext als rot beschrieben werden, in der Abbildung aber gelb sind. Da hat es wohl ein kleines Missverständnis gegeben. :-)


Ein wunderschönes Freundschaftsbuch, dass deutlich macht, das jeder selbst für sein Glück etwas tun kann. Trübsal blasen bringt nichts, lieber das Beste aus der Situation machen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2022
Haus der Träume / Die Kaufhaus-Saga Bd.1
Lacrosse, Marie

Haus der Träume / Die Kaufhaus-Saga Bd.1


sehr gut

Wunderbarer Auftakt rund um das KaDeWe

Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts: Schauplatz dieses Romans ist das berühmte Berliner Kaufhaus KaDeWe, das mit seinen Luxusgütern schon früher berühmte Personen und kaufkräftige Kunden anzog. Als Tochter des Kaufhaus-Justiziars ist Judith Bergmann mit diesem Luxusangebot groß geworden. Ganz anders als Rieke, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und deren Mutter im Kaufhaus die Putzkolonne leitet. Rieke ist vom Glanz des Angebots schier überwältigt und setzt alles daran, dort eine Anstellung zu bekommen. Sie hat Glück und wird Kassenmädchen, dort lernt sie auch ihren Kollegen Hermann kennen und möchte ihn heiraten. Judith war auf dem Lyzeum und möchte studieren, sie soll den Sohn des Kaufhausgründers heiraten. Als sie das Leid vieler hungernder Kinder wahrnimmt, engagiert sie sich in der Kinderfürsorge im jüdischen Viertel. Als der Erste Weltkrieg ausbricht müssen Judith und Rieke ihre Lebenspläne hintenanstellen.

Der Roman beginnt mit einem Prolog von 1907 mit dem prunkvollen Glamour des berühmten Kaufhauses. Dort lernen wir Rieke und Judith im Alter von zehn Jahren kennen als gerade der König von Siam mit seinem Gefolge das Kaufhaus besucht. Danach führt die Geschichte durch eine unruhige und schwierige Zeit, die von 1914-1926 reicht und die Marie Lacrosse mit historischen Begebenheiten, aber auch mit Leben, Emotionen, Not und Intrigen füllt.

Die Romanhandlung wird aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten durch drei Familien gezeigt. Da ist die Familie des Kaufhausgründers Adolf Jandorf, der sich nach oben gearbeitet hat und trotz des Erfolges ein guter Mensch geblieben ist. Ebenfalls in der Oberschicht verkehrt die Familie von Judiths Bergmann, sie wird sogar auf eine soziale Frauenschule geschickt. Dagegen stammt Familie Krause aus der Arbeiterschicht, die Mutter schuftet als Putzfrau, der Vater ist ein Trinker und Rieke muss alle möglichen Duldungen erleiden, um in Lohn und Brot zu bleiben.

Der wunderbar flüssige und bildhafte Schreibstil führt einerseits durch die glanzvollen Angebote des Kaufhauses und bringt aber auch die Not der Berliner Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs zum Ausdruck. Auch die schwierige Lage mit der Hyperinflation wird gut deutlich gemacht und die Folgen für hungernde Menschen, insbesondere Kinder wird immer wieder thematisiert. Man erlebt auch den Erfindungsgeist der Berliner und spürt, wie die sozialen Ungleichheiten die Gesellschaft spalten.

Marie Lacrosse schildert auf eindringliche Weise den Überlebenskampf der Bevölkerung während und nach dem Ersten Weltkrieg und lässt uns gleichzeitig das Luxusangebot im Kaufhaus bestaunen. Dank der Erlebnisse von Rieke und Judith taucht man in das Alltagsleben ein und sieht sich von den Nöten der Menschen umgeben. Mit Rieke habe ich mitgelitten und mich für ihre Erfolge gefreut und auch Judith wurde zu meiner Sympathiefigur, denn sie setzt sich mit großer Empathie für notleidende Kinder ein, ihre Ausbildung auf der Alice Salomon Schule hat Früchte getragen.

Die Ausgestaltung der Charaktere erfolgt sehr lebensnah und mit vielen unterschiedlichen Facetten, die Handlung ist emotional und zeitbeschreibend, sodaß man sich spürbar in die Zeit versetzt fühlt.
Dieser Roman verdeutlicht auf stimmungsvolle Weise die Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre und bringt das damalige politische und persönliche Leben der Menschen spürbar zum Ausdruck. Aber auch der aufkommende Nationalsozialismus und die Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung werden im Roman Teil der Handlung. Marie Lacrosse hat sehr ausführlich recherchiert und eine fiktive Geschichte vor historischer Kulisse erzählt, die mir gut gefällt, die aber durch die Menge an Personen, Vorgängen und detailreichen Informationen auch etwas überfrachtet und zu sehr auserzählt wurde.

Ein umfassender, gut erzählter Roman, der das Leben der Menschen und das Kaufhaus KaDeWe im Wandel der Zeiten beschreibt.