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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2022
Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7
Caplin, Julie

Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7


sehr gut

Romantische Lovestory mit irischer Wohlfühlatmosphäre
Der Roman "Das kleine Cottage in Irland" ist Julie Caplins siebter Band aus der Reihe "Romantic Escapes", die im Rowohlt Verlag erscheint.

Bei dieser Reihe sind alle Romane eigenständig und unabhängig voneinander und bieten Landeseinblicke und echtes Lesevergnügen.


Die Anwältin Hanna lebt in Manchester und meldet sich zu einem mehrwöchigen Kochkurs in Irland an. Sie liebt gute Küche und möchte endlich kochen lernen. Am Tag ihrer Anreise trifft sie in Dublin auf Conor, sie verbringen einen romantischen Abend und eine gemeinsame Nacht miteinander. Am nächsten Tag reist Hannah ins wunderschöne County Kerry, wo sie die Truppe des Kurses kennenlernt. Und zufällig taucht auch Conor auf, er ist der Sohn der Kursleiterin. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!

Dieses Mal entführt uns Julie Caplin in die irische Grafschaft Kerry mit ihrer wildromantischen Steilküste und den grünen Wiesen und Hügeln.

Hannah ist eine gute Anwältin, aber eine miserable Köchin. Deshalb macht sie einen sechs-wöchigen Kochkurs bei der renommierten Kochschule Adrienne Byrnes an der irischen Südwestküste in Killorgally. In Dublin lernt sie Conor kennen, es knistert sofort zwischen ihnen und sie verbringen die Nacht miteinander.

In Killorgally trifft Hannah auf die Kochtruppe, eine bunt gewürfelte Gruppe, die im Laufe der Kochwochen gut zusammenwächst. Alle fünf Teilnehmer:innen bekommen unterschiedliche Aufgaben zugeteilt, Hannah kümmert sich um die Hühner, andere übernehmen den Kräutergarten, die Schweine und Kühe und lernen so das Landleben kennen und lieben.

Als Hannah Conor wiedersieht, trifft sie fast der Schlag. Beide wollen ihr Geheimnis von Dublin geheimhalten, fühlen sich aber zueinander hingezogen, was niemand merken soll. Dieser Umstand sorgt für unterhaltsame Leseszenen, aber auch für romantische Dates und Kabbeleien, für Missverständnisse und ablehnende Haltung. Hannah unternimmt einige Ausflüge mit ihren neuen Kochfreunden in die nährere Umgebung, in Pubs und in Restaurants, wodurch man als Leserin die Gegend und Landsleute wunderbar miterleben kann. Die Beschreibung des traumhaften irischen Settings und der köstlich klingenden Gerichte habe ich genossen. Sie machen den besonderen Reiz dieser Reihe aus.


Im Kochkurs wird einiges Grundwissen erlernt und angewende und es ist unterhaltsam zu sehen, wie sich die Kochteilnehmer so anstellen. Nebenbei erfährt man mehr über ihr Privatleben und es ist schön zu beobachten, wie sie sich näher kennenlernen und als Gruppe zusammenwachsen. Sehr gern habe ich auch die alltäglichen Szenen auf dem Hof und die romantische Liebesgeschichte begleitet. Trotz der verborgen gehaltenen, gegenseitigen Gefühle sind sich Conor und Hannah bewusst, dass diese gemeinsame Zeit bald enden wird. Ich war neugierig, ob sie sich ihre Gefühle eingestehen und ein Paar werden.

Hannah hatte für mich etwas widersprüchliches in sich, deshalb wurde ich mit ihr nicht so recht warm. Mal ist sie schlagfertig und tough und dann wieder wirkt sie wie ein unreifer Teenager. Das habe ich ihr als erfahrener Anwältin nicht ganz abgenommen. Alle anderen Charaktere konnten mich da mehr überzeugen.

Dieser Liebesroman bezaubert durch ein traumhaftes Setting und die Wohlfühlatmosphäre. Wer romantische Storys mit Irlandflair mag, sollte dieses Buch lesen.

Bewertung vom 16.06.2022
Ostseeglück
Eden, Stephanie

Ostseeglück


sehr gut

Imkerei als persönlicher Glückswegweiser

Stephanie Eden (Jahrgang 1976) fühlte sich ausgebrannt nach Jahren in der Werbebranche und in der Großstadt. Die Geburt ihrer Zwillinge sorgte für ein Umdenken und führte sie an die Ostsee. Dort inmitten von Rapsfeldern entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Imkerei und entwickelte ihr persönliches Lebensglück.

Die Autorin wagt einen Neubeginn als Imkerin und eignet sich die dafür nötigen Kenntnisse nach und nach an. Über die einzelnen Schritte bei der Anschaffung von Bienenvölkern und wissenswerte Hintergründe über die Arbeit von Imkern und das Leben der fleißigen Bienen berichtet sie auf unterhaltsame Weise in "Ostseeglück". Für einen hilfreichen Anfang sorgt ihre Mitglied im Imkerverein, dort findet sie gleichgesinnte Imker, die sie mit Herz und Wissen unterstützen. Ihr ist die nachhaltige Imkerei wichtig, sie möchte nicht marktorientiert auf den Ertrag pochen. Die Arbeit mit den Bienen füllt sie aus und erdet sie, das naturnahe Leben mit Bienen macht glücklich.

Während Stephanie Eden ihre Anfänge der Imkerei schildert, wird man unweigerlich mitgerissen von ihrer Begeisterung für die Bienen. Alles Wissen, dass sie von ihrer Imker-Freunden erfährt, schreibt sie in ihrem Buch nieder. Wie arbeiten Bienen und welche Aufgaben haben Drohnen? Welche Hierarchie besteht in einem Bienenvolk?

Der Großteil des Buches dreht sich um Wissen über die Imkerei und um die Stephanie Edens eigene Erfahrungen mit ihren Bienenvölkern. Darüber hinaus bringt sie ihren persönlichen Hintergrund ein, erzählt auf lockere und heitere Weise aus ihrem Familienalltag als Mutter dreier Kinder und Frau eines Piloten.

Geradezu ein Segen ist Stephanies Imkerpate Udo, er gibt nicht nur sein immenses Wissen über die Imkerei weiter, er erklärt und hilft, wo er nur kann und seine Begeisterung für die Bienen färbt auch auf mich als Leserin ab. Diese neue Aufgabe und das Leben mit den Bienen ist als naturnahes Erlebnis gut nachzuvollziehen.
Die vielen Informationen über Bienen bringen auch unbekanntes Wissen über Bienen zutage, diese kleinen fleißigen Insekten sind ein wahres Wunderwerk der Natur und müssen unbedingt erhalten und geschützt werden.

Gerne hätte ich noch etwas mehr über das Leben an der Ostsee erfahren, von ihrer neuen Nachbarschaft und wie sie dort aufgenommen wurde als Neuhinzugezogene.

Lehrreiches und interessantes Buch über die Imkerei und über den Nutzen der Bienen für die Natur. Nach dieser Lektüre weiß man mehr über die Imkerei und möchte am liebsten selbst Bienenvölker betreuen.

Bewertung vom 14.06.2022
Tide, Tod und Tüdelkram
Pistor, Elke

Tide, Tod und Tüdelkram


sehr gut

Ein charmanter Urlaubskrimi

Annemie Engel, Bäckerin und Konditorin mit Leib und Seele, unternimmt gemeinsam mit ihrem Bekannten Werner den ersten Urlaub ihres Lebens, es geht an die Küste. Die Krönung ihrer Ferientage am Meer soll das Konzert des bekannten Schlagerstars Peter Juwel sein. Aber dann findet Annemie die Leiche ihres Idols und kann es kaum fassen. Ihre Mitteilung an die Polizei läuft ins Leere, die Beamten wollen ihr nicht glauben und tatsächlich liefert der Sänger am Abend putzmunter sein Konzert. Irgendwas läuft hier ganz gewaltig schief! Annemie will der Sache auf den Grund gehen und erst recht, als sie am Tag darauf erneut den Sänger tot auffindet. Von dem Moment an verdächtigt man Annemie des Mordes.

Der erste Urlaub von Annemie Engel wird zum Alptraum ihres Lebens, als sie ihr totes Schlageridol Peter Juwel trifft. Aber die Leiche verschwindet und die Polizei glaubt ihr erst bei der zweiten Leiche und verdächtigt Annemie prompt des Mordes. Durch ihr Alibi kann sie diesen Verdacht abwehren, dafür haftet aber der Ruf einer verrückten "Alten" weiter an ihr. Dabei ist sie eine herzensgute Frau, die lediglich hofft, dass sich im Urlaub mit ihrem Bekannten Werner ein neuer Lebensabschnitt erfüllen würde. Lange genug hat sie ihr Leben ohne Partner und eigene Kinder verbracht. Als ihre Pensionswirtin Sonja einen Unfall hat und Hilfe für ihr Café nötig wird, springt Annemie sofort ein. Sie backt Kuchen und Torten und hält den Frühstücks- und Kaffeebetrieb am Laufen. Außerdem kümmert sie sich mit Werners Hilfe um die Töchter der Wirtin.

Die Nachforschungen gestalten sich spannend, die Spurensuche erfolgt auf beschauliche Weise und manches wirkt ein wenig konstruiert, doch das stört den Charme der Geschichte nicht weiter. Die Charaktere sind vielfältig angelegt, der enge Kern um Annemie wird mit einer liebenswürdigen Ausstrahlung beschrieben und wächst mir im Laufe der Handlung immer mehr ans Herz. Und die köstlich klingenden Ergebnisse aus der Backstube sorgen für ein gemütliches Flair, dort wäre ich gerne selbst Gast.

Annemie ist eher eine zurückgezogene Person, sie kennt weder Urlaubsentspannung noch verfügt sie über Internetkenntnisse, sie fühlt sich in ihrer Backstube wohl und wirkt damit ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Aber durch den Umgang mit Sonja und ihren Kindern verändert sie sich und wird offener, sie wagt sich aus ihrem Back-Schneckenhaus und nimmt die Aufklärung des Mordes selbst in die Hand. Dabei stößt sie ihrem Verehrer Werner vor den Kopf und braucht erst den Rat ihrer ebenfalls angereisten Freudin Gerburg, um zu erkennen, dlass man für das eigene Glück stets selbst verantwortlich ist.

Bei diesem unblutigen Krimi braucht man kein großes Ermittlungsgespür, die Fakten werden solide aufgedeckt und am Ende bekommt der Täter die Strafe, die er verdient.

Am Ende des Buches warten seitenweise Rezepte auf fleißiges Nachbacken. Von Brötchen, Möhrenkuchen über Brownies bis hin zu köstlich klingenden Torten wie Flockentorte, Regenbogentorte, Marzipantraum oder Low-Carb-Käsekuchen, alle Rezepte stammen aus Annemies Repertoire.

Ein charmanter Urlaubskrimi mit sympathischen Figuren und einer backenden Emittlerin, die man gerne verfolgt.

Bewertung vom 10.06.2022
Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2
Geschke, Linus

Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2


sehr gut

Actionreicher Thriller mit interessantem Hintergrund

Ex-Polizist Alexander Born wird von seinem Freund Dimitri gebeten, im Entführungsfall junger Mädchen zu ermitteln. Ihre Väter scheinen zum Umfeld der russischen organisierten Kriminalität zu gehören. Obwohl die Lösegeldforderungen der Entführer erfüllt wurden, hat man ein Mädchen tot aufgefunden. Wer steckt hinter den Entführungen? Born fühlt sich ausgebrannt und hat eigentlich noch mit Vorgängen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen, aber er schuldet Dimitri den Gefallen. Er verbeißt er sich in den Fall und stößt auf Lügen, Gewalt und Verrat. Wem kann er noch glauben? Und wer ist dieser Typ, der sich "Der Dunkle" nennt?



Die Handlung wird aus der Perspektive verschiedener Personen geschildert und lässt uns damit einen umfassenden Blick werfen.

Die Entführungen werfen viele Fragen auf und die Verbindung zur russischen Mafia macht von Anfang an klar, dass es hier nicht gewaltfrei abgeht. Born verfolgt mit Hilfe seiner ehemaligen Kollegin Carla Diaz eine vielversprechende Spur, beide kommen in Gefahr.

Die Handlung ist spannend geschrieben, die Entführungsfälle und das spätere Auftauchen der Teenager sind der passende Aufhänger für einen interessanten Thriller. Alexander Born kann sich hier mal wieder beweisen, er arbeitet in seiner illegal, leicht kriminellen Art und kommt damit seinen Ex-Kollegen der Berliner Polizei in die Quere, trotzdem erhält er Schützenhilfe von Carla Diaz.

In einigen Rückblenden erfahren wir, wie manche Menschen sich zu grausamen Tätern entwickelt haben, das eröffnet einen neuen Blickwinkel und verwischt etwas die Abstufungen zwischen Gut und Böse. Das Aufeinandertreffen von Born und dem Dunklen bewirkt eine fesselnde Wirkung und hat mich zum Weiterlesen gezwungen. Auch Borns Charakter wird näher beleuchtet, wir erfahren, was ihn im Kampf gegen das Böse antreibt und warum er sich nur widerwillig in die Machenschaften des organisierten Verbrechens wagt.

Ein wenig verwirrt hat mich die Vermischung von Rache, Korruption und Kartellen. Wer kämpft hier gegen wen und welche persönlichen Absichten stecken dahinter? Born schlägt sich wacker, er hat skrupellose Gegner, die vor nichts zurückschrecken und erst sehr spät konnte ich die Hintergründe der Taten näher durchschauen.

In diesem rasanten Thriller gibt es viele actionreiche Szenen, man begegnet Gewalt und Macht und erlebt die kriminelle Seite bestimmter Organisationen und Menschen, die nur ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen.

Linus Geschke hat mit Finsterthal einen fesselnden Thriller mit interessantem Hintergrund vorgelegt, den ich gut empfehlen kann.

Bewertung vom 09.06.2022
Matisse
Hollmann, Eckhard

Matisse


ausgezeichnet

Ein eindrücklicher und umfassender Blick auf den Künstler Henri Matisse

Henri Matisse lebte von 1869 bis1954. Er war studierter Jurist, wandte sich aber der Kunst zu. Als Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer gilt er als einer der bedeutendsten Wegbereiter der Klassischen Moderne, begründete den Fauvismus und legte damit den Grundstein für den Expressionismus. Seine Werke zeigen viele stilistische Neuerungen, die Farbe und Form neu erfanden. Sein vielseitiges Gesamtwerk reicht vom Pointilismus über Wandgemälde, Scherenschnitten und Lithografie bis hin zu Glasfenstern.

In diesem mit vielen Bildbeispielen versehenen Band stellt uns Kunsthistoriker Eckhard Hollmann die Lebensstationen und das Werk des Künstlers Henri Matisse näher vor. Das ist ihm in der Kürze des Buches gut gelungen. Die künstlerischen Eigenarten und Kunstrichtungen werden deutlich beschrieben und man erhält durch die Abbildungen wichtiger Werke einen optischen Eindruck der Darstellungsweise und durch die Erklärungen zu den jeweiligen Werken auch die Hintergründe und Besonderheiten näher erläutert. Besonders die Formvereinfachung und reine Farbfeldmalerei wurde durch Matisse geprägt.

Henri Matisse war als Künstler sehr ehrgeizig und schaffensfreudig, er malte unermüdlich. Als er krankheitsbedingt nicht mehr malen konnte, wandte er sich dem Scherenschnitt zu und fertigte farbenfrohe Collagen aus mit Gouachefarben bestrichenem Papier.

Eckhard Hollmann beschreibt auf kompetente Weise das Leben und Schaffen von Henri Matisse und erwähnt die wichtigen Stationen und Werke seiner künstlerischen Laufbahn. Die auf hochwertigem Papier abgebildeten Werke bekommen durch die Bildbeschreibung und Analyse das nötige Hintergrundwissen und zeigen anhand der verschiedenen Stilrichtungen auch die Vielseitigkeit des Künstlers.

Die Verbindung von Biografie, Zeitdarstellung und Kunstreflexion und die gute Bebilderung machen dieses Buch zu einem gelungenen Bildband, der dazu einlädt, sich intensiver mit diesem Künstler zu beschäftigen.

Bewertung vom 08.06.2022
Schwarzwälder Verschwörung / Schwarzwald-Krimi Bd.3
Graze, Linda

Schwarzwälder Verschwörung / Schwarzwald-Krimi Bd.3


sehr gut

Unterhaltsame Handlung mit aktuellem Bezug

Nach über vierzig Jahren lernt Justin Schmälzle seine leibliche Mutter kennen, die ihn als Baby einfach verlassen hat. Glücklicherweise bekam er mit Margot Schmälzle eine liebevolle Adoptivmutter. Mitten in diesen nicht so einfachen Besuch, hat Schmälzle beruflich mit einem Verschwörungsfall, Schlafschafen und toten Schafen und sogar mit einer Leiche zu tun. Im bisher recht friedlichen Bad Wildbad ist zur Zeit der Teufel los, denn nächtliche Lärmattacken von Randalierern bringen die Anwohner um ihre Nachtruhe. Außerdem besetzen merkwürdige Verschwörungstheoretiker und Aluhutträger den Kurpark. Gibt es Zusammenhänge zwischen diesen Vorgängen und wer steckt hinter dem Mord?

Justin Schmälzle ist Ermittler, hat schwarze Hautfarbe, liebt vegane Gerichte und zog seiner Frau Claudia zuliebe von Karlsruhe nach Bad Wildbad. Nun hat sich nach über vierzig Jahren seine leibliche Mutter angekündigt, auf die Justin eigentlich gut verzichten kann. Denn er liebt einzig und allein seine schwäbische Mutter Margot.

Bei diesem Buch sorgen die Szenen der Krimiermittlung, die Protestbewegung und die privaten Einblicke in Schmälzles Leben für abwechslungsreiche Unterhaltung. Man darf sich auf gut angelegte Charaktere freuen, zu denen der gemütliche Chef Harald Scholz und die leibliche, leicht schräge Mutter Manou gehören, die Familie Schmälzle auf Trab hält. Beim Ermitteln scheint Schmälzle der einzige Mitarbeiter zu sein, der engagiert ans Ermitteln geht, während Scholz sich gern aufs leibliche Wohl konzentriert.

Der flüssige Erzählstil und die Dialoge im Dialekt lassen sich wunderbar lesen, es gibt viele humorvolle Sprüche und bildhafte Beschreibungen, die für einen Krimi zwar etwas ausführlich geraten sind, aber genau den unterhaltsamen Charme des Buches ausmachen.

Die Themen der Verschwörer und Regierungskritiker und der Staatsverschuldung verleihen der Handlung einen aktuellen Anstrich, und von verschwurbelt bis nachvollziehbar wirkt alles ganz wie im realen Leben. Und was es mit den toten Schafen auf sich hat, war mir bis zum Ende ein Rätsel, es wurde dann aber logisch aufgeklärt. Bei diesem Buch gefällt mir der private Part mit der leiblichen Mutter und die Gedanken zu Rassismus noch besser als die Verschwörungstheorien und die Ermittlung.

Besondere Charaktere, aktuelle Themen und etwas Humor verleihen diesem Krimi den speziellen Charme, durch den er sich locker und unterhaltsam lesen lässt.

Bewertung vom 06.06.2022
Das Glück schmeckt honigsüß
Haasis, Persephone

Das Glück schmeckt honigsüß


gut

Unterhaltsames Halligflair mit wenig überzeugender Liebesgeschichte

Lena kehrt nach Hallig Hooge zurück, um sich um die Beerdigung ihrer verstorbenen Großmutter Alva zu kümmern. Im hübschen Häuschen ihrer Großmutter ist es immer noch wie früher und Lena genießt den blumenreichen Garten, die Bienen und das Wattenmeer. Als sie erfährt, dass sie Alvas Haus gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Jacob erben soll, ist sie verblüfft. Was hatte ihre Großmutter mit diesem Testament im Sinn?

Lena hat sich mit ihrem Freund Mats in Bremen eine Tischlerwerkstatt aufgebaut, beide haben sich dafür hoch verschuldet. Als sie auf Hallig Hooge ankommt, erinnert sie sich schmerzhaft an ihre Liebe zu Jacob und Lena muss sich darüber klar werden, wie sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellt.

Sie trifft Jacob wieder und erinnert sich an gemeinsame Zeit, das reißt alte Wunden auf und sie bereut es, sich all die Jahre nicht mehr um ihre Großmutter gekümmert zu haben. Lena ist nun siebenundzwanzig Jahre und alles andere als eine erwachsene Frau, die weiß, was sie will. Sie ist ein unsteter Charakter, heult sich bei Jacob aus und lässt sich von ihm trösten und bei der Imkerei helfen. Aber sie will auch ihre Werkstatt mit Mats nicht aufgeben. Und es ärgert sie, dass Mats sie nicht mehr unterstützt und in ihrer Trauer für sie da ist.

In diesem Roman taucht man in ein wundervolles Setting der Hallig ein, erlebt einen wunderschön blühenden Garten mit summenden Bienen und erfährt von der Hilfsbereitschaft der verschlossenen Inselbewohner untereinander, eine Hilfe, die auf der Hallig zum Überleben wichtig ist. Die Beschreibungen zur Imkerei, die wild wuchernden Pflanzen und das Meeresrauschen haben bei mir sofort den Urlaubsmodus angeworfen und ich hätte gern von den Kuchen und Gerichten bei Marit und auch von der süßen Honigmilch genascht.

Leider hat mir Lena mit ihrer Art den Roman nicht gerade versüßt. Sie hat ein Problem damit, sich auf ihre Gefühle zu verlassen, weil sie schon enttäuscht wurde. Aber sie kann auch eindeutige Signale und zuverlässige Angaben und Liebeserklärungen einfach nicht deuten und erscheint mir sehr wankelmütig.

Wir dürfen in einigen Rückblenden in Alvas Leben sehen, sie trug ein Geheimnis mit sich, dass jetzt aufgedeckt wird und der Grund für ihr eigenartiges Testament war. Allerdings empfand ich diesen Blick in die Vergangenheit doch etwas oberflächlich und nicht so tiefgreifend, wie ich es mir erhofft hatte.

Mit Lena hatte ich so meine Probleme, ich hätte sie in ihrer Unentschlossenheit mehrfach schütteln können. Denn dass sie den Grund für die Trennung von Jacob nie persönlich besprochen hat, fand ich völlig unrealistisch. Und Jacob hätte seine zahlreichen Mailentwürfe an Lena auch mal abgeschickt und sich nicht nur die Gedanken von der Seele geschrieben. Außerdem fand ich die Gründe ihrer Eltern, Lena allein auf die Hallig fahren zu lassen, um den Nachlass zu klären, total an den Haaren herbei gezogen.

So sehr ich mich auf der Hallig mit seinen Bewohnern wohlgefühlt und die Natur und die Bienen genossen habe, so wenig konnte mich leider die Liebesgeschichte abholen, auch wenn sie insgesamt recht unterhaltsam war. Von Persephone Haasis habe ich schon bessere Romane lesen dürfen.

Ein Urlaubsroman mit Honigmilch und Bienengesumm, reichlich Halligflair und einer Liebesgeschichte, die mich leider nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 03.06.2022
Berlin Friedrichstraße: Tränenpalast / Friedrichstraßensaga Bd.2
Schweikert, Ulrike

Berlin Friedrichstraße: Tränenpalast / Friedrichstraßensaga Bd.2


ausgezeichnet

Die bewegende Schilderung einer Familie zwischen Ost und West

In Berlin wachsen die Freunde Robert, Johannes, Ilse und Ella auf, bis der Krieg sie trennt. Und auch nach dem Frieden bleiben tiefe Wunden zurück, der Bahnhof Friedrichstraße wurde teilweise zerstört. Nur Johannes’ Kiosk blieb als Treffpunkt der Freunde, die fast zu einer Familie geworden sind. In den Nachkriegsjahren bekommt Lilli, die Tochter von Robert, Zwillinge, ihr Freund Michael verschwindet und sie muss die Kinder allein durchbringen.

Ulrike Schweikert hat das Zeitgeschehen im zweigeteilten Berlin genau recherchiert und es sehr bildhaft und mit realistisch wirkender Dramatik geschildert. Mir stockte oft der Atem als ich die dramatischen Vorgänge gelesen habe. Der Roman startet 1945 mit Fliegeralarm und Bombenangriffen auf Berlin. Alles liegt in Schutt und Asche. Dann folgt der Einmarsch der Russen und mit ihnen ihre widerwärtigen und gewalttätigen Übergriffe auf Frauen und junge Mädchen. Welches Leid da über die Frauen kam, ist kaum vorstellbar. Ein Kriegsverbrechen, dass noch heute nicht als solches gilt. Ich habe mit Lilli und Ella gehofft, dass sie die harte Zeit nach dem Krieg gut überstehen. Sie mussten nicht nur die sexuelle Gewalt erleiden, sie mussten auch bei Hunger und im Kältewinter ihre Kinder schützen und versorgen, um zu überleben.

Als endlich wieder Frieden herrschte, hieß das auch etliche Kriegsheimkehrer mit ihren seelischen Wunden aufnehmen und die Trümmer wieder aufzubauen. Viele dieser Lasten wurden einzig und allein von Frauen bewältigt. Der Begriff Trümmerfrauen kommt nicht von ungefähr. Während sich die Lage im Westteil Berlins durch den Aufbau der Westallierten langsam verbessert, bleibt der Osten unter russischer Führung weiterhin zurück. Die Gründung der DDR sorgte mit seinem Regime für Unterdrückung der Meinungsäußerung und die Bürger wurden bespitzelt. Wer Republikflucht begehen wollte, wurde unter Strafe gestellt. Die Folgen kennen wir, 1961 wurde die Mauer gebaut, die Berlin und damit etliche Familien trennte.

Nachdem Lillis Freund Michael spurlos verschwunden ist, opfert sie sich für ihre vaterlosen Zwillinge Anne und Cornelia auf, den einzigen Halt findet sie bei Michaels Mutter Ella. Und es ist ein Lichtblick, als dann ihr Vater Robert und Johannes aus dem Krieg zurückkehren, allerdings im Ostsektor. Viele Szenen spielen sich in Johannes Kiosk ab, er wird zum familiären Zufluchtsort. Und im geteilten Berlin bekommt der benachbarte Bahnhof Friedrichstraße eine ganz besondere Bedeutung, hier trennt sich nun die deutsche Bevölkerung in Ost und West und es kommt zu dramatischen Szenen der Trennung, die auch in Lillis Familie für Probleme sorgt.

Man kann bei diesen Schilderungen oft nur schlucken und hoffen, dass sich solche Szenen nicht wieder auf deutschem Boden abspielen. Ulrike Schweikerts flüssiger und einnehmender Schreibstil hält uns die harten Prüfungen des Lebens von Lilli, Ilse und Ella in dieser Zeit bildhaft genau vor Augen. Ich war oft betroffen, was sich im Osten abspielte, wo doch das Ende des Krieges eigentlich ein neuer Anfang sein sollte. Die Schilderungen zeigen sehr anschaulich die politische Entwicklung, die Unterschiede zwischen Ost und West und die bedrückende Situation der Menschen in der DDR.

Ein sehr bewegender, zeitbeschreibender Abschluß der Reihe, der die Dramatik einer deutsch-deutschen Teilung und die Vorgänge in Berlin Ost deutlich macht und damit tief unter die Haut geht.

Bewertung vom 02.06.2022
Nebelreise
Baumann, Margot S.

Nebelreise


gut

Leichte Lektüre für den Sommerurlaub

Die Juristin Samantha sucht als Nachlassverwalterin eine verschwundene Millionenerbin und reist ins malerische Küstenstädtchen Poole. Die Spurensuche erweist sich als wenig ergiebig, dafür lernt Samantha zufälligerweise den jungen Ethan kennen, der ihr sehr sympathisch ist. Beide unternehmen eine Wochenendtour auf die Kanalinsel Jersey, dort erhofft sich Samantha ein weiteres Puzzleteil für ihre Erbschaftssache. Aber vorrangig genießt sie erst einmal die Gesellschaft Ethans.

Bei diesem Roman erlebt man einen unterhaltsamen Mix aus schönen Landschaftsbeschreibungen, angenehmen Charakteren, einer Prise Liebe mit romantischen Gefühlen und einem besonderen Geheimnis. Durch den flüssigen Schreibstil und die interessante Spurensuche als roten Faden der Geschichte kann man der Handlung gut folgen. Die bildhaften Beschreibungen der Handlungsorte Poole und Jersey oder zu Hardy´s Cottage sind so verlockend, dass man selbst gern dabei wäre.
Eigentlich wollte Samantha ja nur einen beruflichen Auftrag erfüllen, doch ihre eigenen Gefühle und Lebenswünsche sind so stark, dass sie mit Herzflattern über ihre Zukunft nachdenkt. Die Liebesgeschichte zwischen Samantha und Ethan beginnt recht schnell, später taucht noch eine Ex-Verlobte auf, was Samantha etwas verwirrt. Allerdings sind beide sehr ineinander verliebt, landen nach romantischen Szenen im Bett und genießen ihre gemeinsamen Ausflüge.

Bei der Erbschaftssache liegt aber vieles im Dunkeln und auch wenn manches vorhersehbar ist, dauert es etwas, bis sich Erkenntnisse durch Zufall oder Schicksal zeigen und damit endlich die wahren Hintergründe offenlegen. Solche Zufälle finde ich immer sehr unglaubwürdig, weil sie schlicht zu konstruiert wirken. Ziemlich einfach, weil sie sich wiederholen erscheinen mir die gleichlautenden Satzenden des 48. Kapitels und des letzten Kapitels.

Diese romantische Lektüre mit Südenglandflair ist als leichte Unterhaltung für den nächsten Urlaub sicher gut geeignet.

Bewertung vom 31.05.2022
Romy Schneider
Mahler, Nicolas

Romy Schneider


sehr gut

Eine ausdrucksstarke filmografische Erinnerung an Romy Schneider

Nicolas Mahler lebt und arbeitet als Comiczeichner in Wien. Romy Schneider, eigentlich Rosemarie Magdalena Albach, lebte von 1938-1982.

Romy Schneider spielte in zahlreichen Filmen mit, deckte dabei viele Genres ab und war auch in Frankreich und Hollywood ein gefeierter Star. Sie gilt als eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen im letzten Jahrhundert. Vielen Zuschauer:innen spielte sie sich schon allein durch ihre Rolle als Sissi für immer ins Herz. Der Comic-Zeichner Nicolas Mahler bebilderte Romys 58 Filme und zeigt damit die Bandbreite ihres Könnens. Das Buch wird damit zu einem Nachschlagewerk für alle Fans der Ausnahmeschauspielerin.

Seit ihrer Jugendrolle als Sissi habe ich Romy Schneider auch in weiteren Filmen bewundert und empfand sie immer als interessante und außergewöhnliche Person, deren Leben von der Presse und ihrem Mythos geprägt war.

Dieses Buch ist eine Hommage an Romy Schneider, es enthält Infos zu ihrem Leben und zeigt den zeichnerischen Blick Mahlers auf Romy in ihrer jeweiligen Rolle. Seine Illustrationen sind eine Mischung aus Karikatur und Zeichnung, die so treffend gelungen sind, dass man die Schauspielerin perfekt wiedererkennt.

Zu jedem Filmtitel werden neben einer knappen Inhaltsangabe das Erscheinungsjahr, der Regisseur und wichtige Filmpartner erwähnt. Romy spielte mit namhaften Schauspielern wie Michel Piccoli, Alain Delon, Jean- Paul Belmondo, Anthony Perkins und Gert Fröbe. Ob Heimatfilm, Beziehungsdrama, Komödie, Literaturverfilmung oder Arthouse-Film, Romy glänzte in diversen Genres und eroberte sich damit ihren Platz im Filmgeschäft. Das Buch startet mit "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" von 1953 und endet mit Romys letztem Film "La passante du Sans-Souci" aus 1982. Kurz darauf verstarb die Schauspielerin in Paris.

Es ist ein Genuss Mahlers wunderbar charakteristisch treffende Illustrationen zu betrachten und dazu die von ihm gewählten Zitate Romys, die Stilmittel oder Dialoge, Nerd-Wissen oder andere Details zu den Filmen lesen zu können. So bekommen die Bilder den nötigen Hintergrund, der sie gekonnt in den jeweiligen Kontext rückt und mehr über die Zeit, die Entstehung und Romys persönliche Eindrücke verrät.


Eine ausdrucksstarke Filmografie für alle Filmfreunde und Fans von Romy Schneider, die mir besonders durch die treffende zeichnerische Darstellung Mahlers gut gefällt.