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Sago

Bewertungen

Insgesamt 552 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2018
Das Heer des Weißen Drachen / Draconis Memoria Bd.2
Ryan, Anthony

Das Heer des Weißen Drachen / Draconis Memoria Bd.2


gut

Es handelt sich hier um den zweiten Teil der Draconis Memoria Serie. Den ersten Teil sollte man unbedingt gelesen haben, sonst wird man der komplexen Handlung nur schwer und mit wenig Vergnügen folgen können.

Schon der erste Band hatte mich etwas ambivalent zurückgelassen. Ohne Zweifel versteht es der Autor zu schreiben, kreiert eine in sich schlüssige Welt und liefert zudem wieder eine wahre Fleißarbeit ab. Genau da beginnt aber mein Problem: Das Buch weist Längen auf, durch die ich mich manchmal mühsam vorankämpfen musste. Wieder spinnt Ryan vier Handlungsstränge, die sich diesmal um die bereits bekannten Protagonisten Clay, Lizanne, Sirus und Hilemore drehen. Über das Innenleben dieser Figuren erfährt man erneut nur wenig, so dass sich für mich kein wirkliches Mitfiebern eingestellt hat. Besonders bei den Frauenfiguren schwächelt Anthony Ryan erneut. Diese sind eigentlich nur Männer in Frauenkleidern. Auch dieser Band dürfte daher männliche Leser mehr begeistern als Leserinnen.

Am interessantesten war für mich der Handlungsstrang um Sirus, denn hier erfährt man endlich mehr über die Verderbten, gefolgt von den Geschehnissen um Clay, die interessante Einblicke in die Entstehung der Drachen boten. Hiervon hätte ich gern mehr gelesen. Lizannes Erlebnisse waren dagegen so langatmig, dass ich mich gelegentlich anstrengen musste, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Ein typischer zweiter Band, der die Handlung nur mäßig vorantreibt und einige Cliffhanger hinterlässt.

Bewertung vom 01.10.2018
Die Party
Winner, Jonas

Die Party


sehr gut

Eine Wiedervereinigung nach 30 Jahren: 10 Jugendfreunde und -freundinnen werden vom reichen Brandon überraschend ohne ihre Partner zu einer Halloween-Party geladen. Es ist die Neuauflage einer Halloween-Party aus dem Jahr 1986, die ziemlich plötzlich endete, ohne dass jemand sagen könnte, was eigentlich die Ursache war. Alles soll sein wie damals, und so müssen als erstes die Handys abgegeben werden. Doch spätestens als Brandon schon bei der Begrüßung ums Leben kommt, ist klar, dies wird keine normale Feier. War es ein Unfall, Selbstmord oder Mord? Das riesige Anwesen wird von der Außenwelt abgeschnitten. Jeder verdächtigt jeden. Bald steht fest: Diese Party soll nur einer überleben...

Der Autor führte die Protagonisten so präzise ein, dass ich keine Mühe hatte, sie trotz der Vielfalt auseinanderzuhalten. Zudem hilft dabei auch eine Liste der handelnden Personen im Anhang. Unter den Chrakteren liegt der Fokus definitiv auf dem Autor Nick, mit dem man mitfiebert und um den man bangt. Trotz der Weitläufigkeit des Settings entsteht eine beinahe klaustrophobische Atmosphäre. Unter Hochspannung fragt man sich, welche Schatten in der Vergangenheit und in der Gegenwart lauern. Dafür bekommt man schließlich eine ebenso überraschende wie originelle Lösung präsentiert.
Ein Thriller, den man nur ungern aus der Hand legt und der Lust macht auf Halloween! Für mich persönlich waren die 80er-Jahre-Anklänge ein Extra-Bonus als Erinnerung an die Jugendzeit.

Bewertung vom 30.09.2018
Gork der Schreckliche
Hudson, Gabe

Gork der Schreckliche


gut

Als großer Drachenfan konnte ich mir natürlich dieses Buch mit der tollen Drachenkralle auf dem Buchumschlag nicht entgehen lassen. Leider hat mich der Umschlag dann leider mehr begeistert als der Inhalt.

Die Grundidee ist durchaus innovativ: Drachen unterschiedlichster Art besuchen in ihrer Jugend eine Militärakademie, um sich dann auf einen fremden Planeten zu begeben, sich dort zu paaren und die einheimische Bevölkerung zu unterjochen. Der junge Gork, der elternlos aufwachsen muss, ist allerdings ziemlich aus der Art geschlagen. Seine Hörner sind ebenso winzig wie sein Wille zur Macht.

So weit, so gut. Leider ist Gorks Ausdrucksweise als Ich-Erzähler gewollt äußerst redundant. Was bringt einen Autor nur dazu, auf gefühlt jeder dritten Seite "Mein schuppiger grüner A****" (ich schreibe hier mal: Pöter) einzubauen? Die Geschichte zählt als Fun-Fantasy, aber eigentlich nicht lustig. Viemehr ist die Drachensterblichkeit extrem hoch. Schade! Eine Story, aus der man viel mehr hätte machen können.

Bewertung vom 23.09.2018
Liebe und Verderben
Hannah, Kristin

Liebe und Verderben


ausgezeichnet

Auch mit ihrem neuen Roman konnte Kristin Hannah mich wieder vollends überzeugen. Durch das einzigartige, in Alaska angesiedelte Setting, das die Autorin in atmosphärischer Dichte transportiert, ist die Story außergewöhnlich. Man meint förmlich, die Kälte und die Entbehrungen am eigenen Leib zu spüren.
Die junge Leni ist eine starke Protagonistin. Ihr Vater Ernt kehrt paranoid aus dem Vietnamkrieg zurück. Mit seiner Frau Cora hofft er, im Leben wieder Fuß zu fassen, als er von einem verstorbenen Kriegskameraden eine einsame Hütte in Alaska erbt. Die kleine Familie ist ohnehin auf sich gestellt, denn Lenis Mutter Cora, die aus besseren Verhältnissen stammt, hat Ernt gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet.
Wie hart die Lebensbedingungen in Alaska tatsächlich sind, darauf sind die drei jedoch nicht wirklich vorbereitet. Nur durch den starken Zusammenhalt aller Nachbarn ist ein Leben dort möglich. Die Autorin schafft hier auch überzeugende, interessante Nebenfiguren, wie Large Marge, die Cora und Leni manchesmal zur Seite steht. Denn die lange Winter und die Einsamkeit lassen Ernt immer mehr den Bezug zur Realität verlieren. Selbst Cora und Leni sind vor ihm nicht mehr sicher....
Gleichzeitig lernt Leni den Nachbarssohn Matthew kennen. Bald wird aus Freundschaft Liebe. Doch ausgerechnet Matthews Vater ist Ernt der größte Dorn im Aufge.
Die Geschichte wird auch als "Romeo und Julia in Alaska" beworben. Die Liebesgeschichte nimmt aber erst im hinteren Teil des Buches größeren Raum ein und ist wirklich vielschichtig und dramatisch. Kristin Hannah schafft es wieder einmal, die Leser emotional zu packen, ohne ins Kitschige abzugleiten.

Bewertung vom 16.09.2018
Die Welt war so groß
Jaffe, Rona

Die Welt war so groß


sehr gut

Am renommierten Radcliffe-College treffen sich Ende der fünfziger Jahre die Lebenswege der Studentinnen Annabel, Chris, Emily und Daphne. Alle stammen aus reichen Familien. Doch selbst Frauen, die damals schon die Möglichkeit hatten zu studieren, sahen sich mit Vorurteilen konfrontiert, die heute glücklicherweise Geschichte sind. So träumt Emily zum Beispiel von einer Zukunft als Ärztin, wird jedoch in den sozialen Bereich gedrängt.

Lebensbestimmend war damals auch die Jagd nach einem passablen Ehemann. Auch wenn alle Frauen dieses Ziel schließlich erreichen, müssen sie sich zwanzig Jahren später anlässlich des Jubiläums-Klassentreffens fragen, ob sie tatsächlich den richtigen Pfad eingeschlagen haben und wie glücklich sie geworden sind.

Die Autorin schafft plastische, fesselnde Charaktere, denen man durchweg gern folgt. Sie gewährt scharfe, fast sezierende Blicke in ihre Seelen und in den Geist vergangener Zeiten. Es hat mich gefreut zu lesen, dass die Geschichte der Freundinnen in einem weiteren Roman fortgeführt wird. Dieses werde ich auf jeden Fall lesen.

Bewertung vom 16.09.2018
Ich, Santa
Kay, Jay

Ich, Santa


gut

Das Buch hat bei mir einen sehr ambivalenten Eindruck hinterlassen. Ich hatte übersehen, dass es sich um ein BoD handelt. Da wage ich mich normalerweise nicht ran. Hier merkt man aber, dass das Buch ein sehr professionelles Lektorat genossen hat. Bis auf wenige heftige Grammatikfehler, wie man sie mittlerweile auch in Büchern größerer Verlage findet, ist mir nichts aufgefallen.
Dennoch hat mich das Buch leider nicht begeistert. Das liegt zum einen daran, dass sich einfach für mich kein rundes Bild ergeben hat. Das Cover lässt die meisten Leser sicherlich ein idyllisches Weihnachtsmärchen erwarten. Stattdessen geht es im Buch aber eher um eine Geschichte über die Wilde Jagd bzw. verkörperte Naturkräfte oder Kräfte der Jahreszeiten, die der Autor Kinder der Erde nennt. Das hat mich eigentlich positiv überrascht, da mir noch so gar nicht weihnachtlich zumute ist. Leider konnte mich aber die Geschichte des namenlosen Ich-Erzählers nur gelegentlich fesseln, und zwar immer dann, wenn es märchenhaft-mystisch zuging. Über weite Strecken verliert sich die Geschichte aber in einem simplen Jungen-Abenteuer. Zudem wurde hier für mich auch einiges an Potential verschenkt. Der Jahrmarkt, auf dem die Kinder der Erde zu finden sind, ist sehr technisiert und wenig mysteriös und auch eine hartnäckig auftauchende Indian (ein Motorrad) störte die Atmosphäre.
Außerdem war mir das ganze Konzept der Kinder der Erde zu uneinheitlich gestaltet. Hier purzeln englisch, französich, spanisch klingende Namen munter mit Latein gekreuzt durcheinander. Eine aus Asien stammende Naturkraft trägt einen eher spanisch oder französisch klingenden Namen...

Sprachlich bewegt sich der Autor auf angenehm hohen Niveau. Er pflegt die Angewohnheit, entgegen dem gewöhnlichen Satzbau häufig ein Adjektiv oder das Objekt des Satzes an den Anfang zu stellen. Dieses Stilmittels habe ich mich gelegentlich auch schon bedient. Hier fiel mir aber auf, dass das schnell redundant wirken kann.
Das Buch wird ergänzt durch eine Kurzgeschichte aus dem Universum der Kinder der Erde, die der Autor als Vignette bezeichnet und auch sicherheitshalber die Wikipedia-Erklärung des Begriffes dazuliefert. Dennoch fand ich diesen Begriff hier nicht so passend, und habe mich durch diese Nachlese zum Buch leider etwas durchquälen müssen.

Bewertung vom 09.09.2018
Das Vogelhaus
Meijer, Eva

Das Vogelhaus


sehr gut

Die Vogelforscherin Len Howard, die Ende des 19. Jahrhunderts in England geboren wurde und 1973 starb, war mir bisher kein Begriff. In der Tat ist sie zu Unrecht in Vergessenheit geraten, da sie keine wissenschaftliche Ausbildung besaß und das Verhalten verschiedener Wildvögel nicht unter reproduzierbaren Bedingungen in einem Labor erforschte, sondern sie sich in ihrem natürlichen Umfeld so vertraut machte, dass sie ihr in ihr Haus folgten.
Zu Lebzeiten wurde ihr der Vorwurf gemacht, sie vermenschliche Vögel. Das war nicht der Fall, vielmehr erkannte Len, dass bestimmte Gefühle wie Freude und Trauer nicht allein Menschen vorbehalten sind. Damit hat mir das Buch aus dem Herzen gesprochen.
Für mich überraschend war, dass das Buch in Rückblicken Len lange während ihrer Kindheit und Jugend sowie während ihrer Londoner Karriere als Orchester-Geigerin begleitet. Erst in der zweiten Hälfte ihres Lebens wendet sich Len radikal ihrer wirklichen Leidenschaft, den Vögeln zu. Sie bezieht ein einsam gelegenes Haus auf dem Land. Menschen sind von da an nur noch ungern geduldete Gäste, da sie die Vögel in die Flucht schlagen. Mir persönlich haben beide Teile des Buches sehr gut gefallen, zumal die Autorin das Bild einer tief empfindenden, faszinierenden Frau in poetischen Bildern zeichnet:"Der Gedanke an Paul umgibt mich wie ein Geist, Anwesenheit des Abwesenden."..."Verlust heißt begreifen, dass dir nichts je gehört hat. Trauer heißt begreifen, dass die Hoffnung dahin ist, oder vielleicht noch nicht ganz begreifen."
Mich hat das Buch tief berührt, allerdings auch melancholisch gestimmt. Wer Tiere nicht liebt, wird leider auch durch dieses wunderbare Buch nicht verstehen, warum die Gesellschaft von Vögeln manchmal der der Menschen vorzuziehen sein kann.

Bewertung vom 02.09.2018
Drei Pferdefreundinnen - Filmpferd in Not
Szillat, Antje

Drei Pferdefreundinnen - Filmpferd in Not


sehr gut

Der erste Band der neuen Reihe "Drei Pferdefreundinnen" wartet mit einem gediegenen, ungewöhnlichen Setting auf: Das Gestüt Casparon ist nicht nur äußerst nobel, sondern beherbergt auch eine Filmpferdeschule. Die junge Mila kommt aus eher einfachen Verhältnissen. Umzugsbedingt kommt sie neu auf das Gestüt und fällt nicht nur durch ihre einfache Kleidung aus dem Rahmen, sondern auch, weil sie sich kein eigenes Pferd leisten kann. Um überhaupt in Nähe der Pferde zu sein, absoviert sie ein Praktikum auf Casparon. Sehr schnell gerät sie nicht nur mit dem arroganten Gestütsleiter Ansgar aneinander, sondern auch mit Leo, dem Sohn des Filmpferdetrainers. Wie gut, dass es die gleichaltrigen Mädchen Kata und Nelly gibt, die obwohl sie eigene Pferde besitzen, nicht auf Mila herabsehen. Schnell vereint die drei Mädchen und auch Leo ein Geheimnis: Warum steht ein äußerst edles Filmpferd, der Araberhengst Rashun eingepfercht in einem Boxenverschlag und gilt als gefährlich?
Mädchen, Pferde, Abenteuer: Die Reihe hat alles, was das Herz junger Pferdefans hochschlagen lässt. Lobenswert ist, dass dabei auch Wert auf artgerechte Pferdehaltung und pferdegerechten Umgang gelegt wird. Das Buch macht wirklich Spaß, ist aber leider schon vorbei, kurz nachdem man die Protagonistinnen etwas kennengelernt hat und mit ihnen warmgeworden ist. Manches wurde dabei etwas hastig gelöst. Dennoch ein vielversprechender Auftakt.

Bewertung vom 26.08.2018
Das rote Adressbuch
Lundberg, Sofia

Das rote Adressbuch


gut

Die Protagonistin Doris ist bereits über 80 und pflegebedürftig. Wie einen Schatz hütet sie ihr rotes Adressbuch, das sie als Kind von ihrem Vater geschenkt bekam. Doch die meisten Namen darin sind bereits durchgestrichen, da die Personen längst verstorben sind. Doris ahnt, dass auch ihr Ende naht. Die Geschichten zu all diesen Namen will Doris jedoch für ihre Großnichte Jenny aufbewahren, die mit ihrer Familie in den USA wohnt, während Doris Schwedin ist. Und so beginnt Doris zu schreiben und nimmt uns als Ich-Erzählerin mit in ihre Vergangenheit.

Doris kam in Stockhom zwischen den Weltkriegen zur Welt. Als ihr Vater früh verstirbt, gibt Doris' Mutter sie kurzerhand bei einer reichen Dame mit nur 14 Jahren in Stellung. Ein hartes Leben, doch Doris hat Glück, denn ihre Arbeitgeberin zieht mit ihr nach Paris, wo Doris nach kurzer Zeit als Model entdeckt wird und sogar für Chanel arbeitet. Dennoch empfindet sie dieses Schicksal beinahe als noch härter. Der homosexuelle Maler Gösta wird in den ersten Pariser Jahren ihr einziger Vertrauter, bis ihr Allan begegnet. Er ist halb Franzose und halb Amerikaner und hält sich nur vorübergehend in Paris auf. Zwischen den beiden beginnt eine Liebesaffäre, bis Allan von einem Moment auf den anderen nach Amerika zurückkehrt, ohne ein Wort der Erklärung.

Auch Doris' unruhiger Lebensweg verschlägt sie in die USA. Ausgerechnet während des Zweiten Weltkrieges reist sie nach England, noch immer auf der Suche nach Allan, und kehrt schließlich nach Schweden zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich der Geschichte mit großem Interesse gefolgt. Danach nimmt die Spannungskurve jedoch je ab und die Handlung wird irgendwie belangloser. Ich konnte Doris' Handlungen nicht mehr unbedingt nachvollziehen. Zunehmend rückt Jenny mit ihrer kleinen Tochter in den Mittelpunkt der Erzählung, denn die beiden machen sich in der Gegenwart auf nach Schweden, um Doris vor ihrem Tod noch einmal zu sehen. Die immer wiederkehrenden Besuche im Krankenhaus mit dem quengelnden Kind bei der frisch operierten Doris waren nicht unbedingt ein Lesevergnügen. Auch Jenny ist ein ehemaliges Model und ich habe mich gefragt, ob es in diesem Buch für Frauen auch andere Berufe gibt als Model oder Haushälterin. Leider kippt die Handlung zum Ende hin in Nicholas Sparks-artigen Kitsch ab. Wirklich schade, denn die von der Autorin aufgeworfene Frage "Hast du genug geliebt" ist durchaus bedenkenswert.
Erwähnt sei noch der schöne Umschlag, der das Buch zu einem Schmuckstück macht.

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Bewertung vom 26.08.2018
Der Duft des Lebens
Bagus, Clara Maria

Der Duft des Lebens


sehr gut

"Wenn man zur Welt kommt, muss man lernen zu leben, und wenn man glaubt, es zu können, muss man lernen zu sterben..." Mit derartig berührenden Sätzen wartet der vorliegende Roman immer wieder auf. Der ganze Text ist märchenhaft und poetisch.

In einer nicht näher bezeichneten Stadt, die nur zum Teil unseren Naturgesetzen folgt, kommt Aviv zur Welt. Seine Mutter Helene stirbt bei der Geburt. Aviv wird von seiner Hebamme Selma und dem Glasbläser Abramowitch aufgezogen, bei dem er auch in die Lehre geht. Aviv ist ein aufrichtiger junger Mann, den es stets zum Guten zieht. Doch er kann nicht umhin zu bemerken, dass etwas in der Stadt nicht stimmt. Blumen, Düfte und Farben scheinen aus der Welt zu veschwinden. Bald kommt Aviv Unglaublichem auf die Spur: Der Arzt Kaminski ist mit einer faulenden Seele geboren und nun nahezu seelenlos. Aus guten Seelen möchte er für sich selbst die perfekte Seele destillieren. Zunächst fängt er nur den letzten Atemzug seiner Patienten mit interessanter Seele ein und sperrt sie in Flaschen, so dass diese nicht mehr ihren goldenen Hauch verströmen können. Bald beginnt er sogar, seine Patienten bewusst in den Tod zu schicken. Gemeinsam mit dem Bettler Filip und einem Straßenjungen ist Aviv entschlossen, Kaminski aufzuhalten...

Auf seiner Reise ins Erwachsenendasein löst Aviv das Rätsel um seinen leiblichen Vater, lernt Verlust und tiefe Trauer kennen und verliert doch nie den Glauben an das Gute. Die Protagonisten sind nahezu allegorisch gestaltet. So sind Aviv, Filip und Avivs Zieheltern von Grund auf gut, Kaminski jedoch abgrundtief böse. Dies ist bewusst so angelegt und verstärkt den märchenhaften Eindruck. Dennoch führt es auch dazu, dass man als Leser eine gewisse Distanz zu den Figuren bewahrt. Das Ende kam für mich persönlich etwas zu abrupt und verlor sich ein wenig im Allgemeinen. Ansonsten hat mich der Roman durchweg gefesselt.