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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2015
Die Kreuzträgerin 01
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin 01


ausgezeichnet

Eine Stadt irgendwo in Europa im 22. Jahrhundert. Eine Gesellschaft, die keine Krankheiten, keine Kriege, keine Arbeitslosigkeit kennt. Ein System, das auf vier starken Säulen steht: Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Frieden.

Hier lebt die 20-jährige Anna Tanner, Studentin am Humanium im vierten Jahr. Sie hat die apollinische (wissenschaftliche) Laufbahn eingeschlagen und sich damit für ein Leben in Form und Ordnung entschieden. Im Gegensatz zur dionysischen (gefühlsbetonten) Laufbahn, die ein Leben voller Religiosität und rauschender Feste zu Ehren der Naturgottheiten verspricht, zählen für die Apolliner nur Fleiß und Arbeitswille. Eine dritte Gruppe in der Studentenschaft bilden die sogenannten Peacemen – unruhestiftende Studenten, die den Ernst des Lebens nicht verstanden haben, jedoch im Namen der Toleranz geduldet werden.

Lydia Schwarz beginnt diese christliche Dystopie mit einer unheimlichen Begegnung: Anna wird in einer dunklen Gasse von einem Bettler aufgehalten und bekommt einen Zettel mit einer Botschaft in die Hand gedrückt – die Nachricht beinhaltet neben einem Kreuzzeichen die Aufforderung, nach der Wahrheit zu suchen. Annas Neugierde ist geweckt, besonders das kunstvoll gezeichnete Kreuz fasziniert sie.

Im Folgenden lernt man Anna und ihre Welt kennen und begegnet wichtigen Weggefährten: dem quirligen Felix Livingstone, Annas Studienkollege und bester Freund. Adonis Magellan, außergewöhnlich gut aussehender Dozent (Humanitus Perfectus) für Geschichte. Norbert, ein pfiffiger Peaceman. Außerdem wird man in Annas großes Geheimnis eingeweiht. Sie versteckt ihre kranke, labile Mutter in ihrer Wohnung. Niemand darf von Priscilla Tanners Existenz wissen, das musste Anna ihrem verstorbenen Bruder fest versprechen.

Der fesselnde Erzählstil von Lydia Schwarz hat mich sofort in das Geschehen hineingezogen, schnell bin ich mittendrin in dieser auf den ersten Blick so perfekten Welt. Doch das scheinbar gut funktionierende System erweist sich bei genauerem Hinsehen als Fassade – das muss auch Anna im Verlauf der Handlung feststellen.

Annas Zweifel an der Rechtschaffenheit der Regierung beginnen, als sie einer Gruppe im Untergrund lebender Christen begegnet - eine illegale, verfolgte Gemeinschaft, die trotz aller offensichtlichen Entbehrungen weder ihren Glauben noch ihre Hoffnung verloren hat. Anna ist beeindruckt von diesen Menschen. Die Begegnung bringt sie völlig aus dem Tritt und löst eine wahre Flut an Emotionen in ihr aus. Die Geschichten der Bibel üben eine gewaltige Anziehungskraft auf Anna aus, die Worte berühren sie. Sie erfährt ungeahnte Wärme und Herzlichkeit, Geborgenheit und Zuversicht.
Anna will mehr über die Christen erfahren und macht sich auf die Suche nach der Bedeutung des Kreuzes. Immer mehr Fragen sprudeln aus ihr heraus. Sie beginnt, das System-Europa zu hinterfragen und erkennt bei ihren Recherchen, dass ihre Welt ein Gebilde aus Lug und Trug und das friedliche, gewaltfreie Zusammenleben nur eine Illusion ist. Dass sie sich mit ihren Nachforschungen in Lebensgefahr begibt, bemerkt sie zu spät…

Es gelingt Lydia Schwarz hervorragend, die Spannung durchgehend auf einem hohen Niveau zu halten, indem sie die wahre Gesinnung von Annas Mitstreitern Felix und Adonis immer wieder infrage stellt. Wer meint es ehrlich? Wer ist gefährlich? Lydia Schwarz versteht es sehr geschickt, auch den Leser in dieses Verwirrspiel miteinzubeziehen. Man weiß irgendwann nicht mehr, welcher der beiden Männer vertrauenswürdig ist und welcher nicht.

Mir hat das Lesen dieser fesselnden, tiefgründigen Geschichte rund um den christlichen Glauben großen Spaß gemacht. Absolute Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.12.2015
Abschiedskonzert
Herzog, Kristina

Abschiedskonzert


ausgezeichnet

Berlin. Mord im Konzerthaus! Im Foyer liegt der Kopf von Kolja Fechner. Von dem Rest des Hausdirigenten fehlt jede Spur. Alexander Rosenberg, Neuling im LKA 1, übernimmt seinen ersten Fall als Teamleiter und ermittelt gemeinsam mit seiner Kollegin Kathleen Neubauer. Schnell stoßen die beiden Ermittler auf pikante Details in Fechners Privatleben. Und auch in undurchsichtige Geldgeschäfte war der Dirigent verwickelt…

„Abschiedskonzert“ von Kristina Herzog liest sich angenehm zügig und ist ein Krimi, wie ich ihn mag. Die Handlung hat mich von der ersten Seite an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Ich konnte prima mit den Ermittlern miträtseln und mitgrübeln.

Nicht nur der spannende Kriminalfall hat mich schnell gepackt, auch das Personal, das Kristina Herzog hier ins Rennen schickt, hat mich begeistert. Die Akteure werden allesamt interessant und vielschichtig präsentiert. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, ihren Figuren eine Persönlichkeit zu geben. Selbst kleine Nebenfiguren wirken echt und lebendig, haben ihre Eigenarten und handeln entsprechend. Besonders gut hat mir gefallen, dass sich die privaten Angelegenheiten der Ermittler ohne aufgesetzt zu wirken in die Krimihandlung einfügen.

Die Ermittlungen sind für Alexander und Kathleen alles andere als einfach. Die Zusammenarbeit der beiden ist anfangs etwas holperig, weil sie als Team erst zusammenwachsen müssen. Nicht nur die verzwickte Spurensuche macht den Kommissaren zu schaffen, die beiden ärgern sich außerdem sowohl über ihren stinkstiefeligen Chef als auch über ihren neidischen und ständig stichelnden Kollegen Lukas. Hinzu kommt, dass es auch im Privatleben nicht besonders rund läuft. Während Alexander Liebeskummer hat und sich trotz Differenzen nach seiner Verlobten Susa sehnt, hat Kathleen mit den täglichen Herausforderungen als alleinerziehende Mutter zu kämpfen. Entgegen aller Unwegsamkeiten gelingt es dem Team Rosenberg/Neubauer, den Täter in einem dramatischen Finale dingfest zu machen.

Das Lesen von „Abschiedskonzert“ hat mir großen Spaß gemacht - ein spannender, unterhaltsamer Krimi mit zwei sehr sympathischen Ermittlern. Bitte mehr davon.

Bewertung vom 21.12.2015
Der Spion von Dunvegan Castle
Ehlers, Jürgen

Der Spion von Dunvegan Castle


sehr gut

London 1744. Der Herzog von Cumberland möchte Jan Veenstra loswerden, da dieser zu viel über ihn weiß und ihm bei seinem Ziel, sich die Thronfolge zu sichern, gefährlich werden könnte. Cumberland ersinnt einen hinterhältigen Plan und schickt den recht leichtgläubigen Jan kurzerhand als Hauslehrer nach Schottland auf die Insel Skye und gibt ihm den Auftrag, nebenbei die schottische Opposition auszuspionieren. Jan lebt sich auf Dunvegan Castle gut ein, erweist sich als Spion allerdings als wenig tauglich. Er schlittert in so manches Abenteuer und gerät nicht nur in die ein oder andere missliche Lage, sondern auch zwischen die Fronten des zweiten Jakobitenaufstands…

In seinem historischen Roman „Der Spion von Dunvegan Castle“ entführt Jürgen Ehlers den Leser in das 18. Jahrhundert nach England und Schottland und erzählt von den Begebenheiten rund um den letzten Versuch der Stuarts, den Thron zurückzugewinnen. Der Autor hat die historischen Ereignisse zwischen Mai 1744 und Mai 1746 mit einer interessanten fiktiven Geschichte verknüpft und ein umfassendes und glaubwürdiges Bild des letztendlich gescheiterten Aufstands gezeichnet. Die Beschreibungen der Schauplätze sind Jürgen Ehlers dabei genauso gut gelungen, wie die Schilderungen der Erlebnisse von Jan Veenstra.

Die politischen Verwicklungen, Intrigen und Ränkespiele der damaligen Zeit sind nicht leicht zu durchschauen. Das waren sie für die Beteiligten damals wahrscheinlich genauso wenig, wie sie es für mich als Leser heute sind. Dennoch gelingt es Jürgen Ehlers sehr gut, mir einen Eindruck von den Zuständen vor und während des Jakobitenaufstands von 1745 zu vermitteln.
Irgendwie verfolgte sowohl in London wie auch in Schottland jeder seine persönlichen Interessen und es scheint, dass die viele Schotten sich nicht sicher waren, auf wessen Seite sie eigentlich stehen. Als Charles Edward Stuart („Bonnie Prince Charlie“) mit der festen Absicht, das Haus Stuart wieder an die Macht bringen, schottischen Boden betritt, gelingt es ihm, einige Highland-Clans um sich zu scharen und eine Rebellion anzuzetteln.
Nach anfänglichen Erfolgen gegen die von Cumberland angeführten Engländer kommt es im Moor von Culloden zu einer entscheidenden Schlacht, in der die Jakobiten, wie sich die Anhänger der Stuarts nannten, barbarisch niedergemetzelt wurden.
Jürgen Ehlers schildert besonders diesen letzten Kampf äußerst detailreich und blutig – es wird sehr deutlich, wie gnadenlos Cumberland vorgegangen ist.

„Der Spion von Dunvegan Castle“ hat mir gut gefallen. Ein historischer Roman, dem man die intensive Recherche anmerkt; ein Buch, das die Gräuel des Krieges sehr realistisch dargestellt - daher empfehlenswert für Leser, die sich für die Historie Schottlands und Englands interessieren und vor einer blutigen Szenerie nicht zurückschrecken.

Bewertung vom 16.12.2015
Land-Jagd
Lewentz, Manuela

Land-Jagd


sehr gut

Kamp-Bornhofen. Die junge Journalistin Anna Sturm wird am Rheinufer tot aufgefunden. Wurde sie ermordet, weil ihre Eltern ihren Hof trotzt großzügiger Kaufsumme nicht zugunsten des geplanten Industrieparks hergeben wollten? Kommissarin Jil Augustin nimmt die Ermittlungen auf…

Manuela Lewentz beginnt ihren Roman „Land-Jagd“ damit, die handelnden Personen vorzustellen – eine wichtige Grundlage für das Folgende, denn die Autorin verwendet eine besondere Erzählweise: Sie lässt alle Akteure in Ich-Form zu Wort kommen. Diese Art, eine Geschichte zu erzählen, ist mir bisher noch nicht begegnet, aber ich finde das sehr interessant. Irgendwie ist es spannend, dass man von jedem die Gedanken zu den Ereignissen erfährt. Auch der Täter schildert auf diese Weise unter dem Pseudonym „Ich“ die Geschehnisse aus seiner Sicht.

Der Kriminalfall selbst kommt nicht mit Höchstspannung daher, die Suche nach dem Verantwortlichen für den Tod der jungen Redakteurin verläuft in recht ruhigen Bahnen.
Neben den Ermittlungen im Fall Anna Sturm gibt es noch weitere kriminelle Aktionen, die bei einigen Mitwirkenden für zusätzliche Aufregung sorgen. Außerdem nehmen zwischenmenschliche Verwicklungen einen großen Part in der Handlung ein. Einige finden letztendlich ihr Glück, für andere endet die Geschichte tragisch.

„Land-Jagd“ hat mir gut gefallen. Besonders die Erzählweise mit den ganzen Ich-Perspektiven hat mich fasziniert, weil ich so einen Blick hinter die Fassade jedes Einzelnen werfen konnte.

Bewertung vom 15.12.2015
Kalter Zorn / Kiran Mendelsohn Bd.2
Albrecht, Ilja

Kalter Zorn / Kiran Mendelsohn Bd.2


sehr gut

In einer Waldhütte nahe Xanten wird die amerikanische Austauschschülerin Patricia Masterson tot aufgefunden. Sie wurde gefoltert und brutal ermordet. Da es in den USA zwei ungelöste Mordfälle mit deutlichen Parallelen zu dem hiesigen Mord gibt, fliegt BKA-Ermittler Kiran Mendelsohn nach Washington, um dem Täter gemeinsam mit den US-Behörden auf die Spur zu kommen. Kurze Zeit später geschieht in Deutschland ein weiterer Mord…

„Kalter Zorn“ ist bereits der zweite Fall für das Ermittlerteam rund um den Profiler Kiran Mendelsohn – für mich war dieser Einsatz der erste, den ich mit den BKA-Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes war ich schnell mit den Akteuren vertraut und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir für das Verständnis dieses Thrillers wichtige Informationen fehlen würden.

Ilja Albrecht erzählt die Geschichte von der ersten Seite an spannend und fesselnd, ruckzuck ist man mittendrin im Geschehen und geht mit einem BKA-Team des Bereichs Internationale Koordination und Beamten des FBI auf Verbrecherjagd. Interessant und detailliert wird beschrieben, wie die Ermittler bekannte Merkmale wie Tatorte, Tathergang, Opfertyp, Spuren etc. analysieren und dann daraus ein Täterprofil erstellen.

Doch trotz einiger guter Ergebnisse kommen die Ermittler nicht wirklich voran – Ilja Albrecht schickt hier einen ausgebufften Täter ins Rennen, der Kiran und Co. mit seinem Handeln immer wieder überrascht und herausfordert. Er kontaktiert die Ermittler via Internet-Chat, ändert seine Vorgehensweise und verwischt damit das klare Bild, das die Fallanalytiker sich von ihm gemacht haben.

Am Ende muss Kiran erkennen, dass er trotz aller Sorgfalt einen wichtigen Aspekt nicht in seine Überlegungen zum Täterprofil einbezogen hat – ein Punkt im Handlungsverlauf, der mir sehr gut gefallen hat, da es den Thriller echter und glaubwürdiger macht, wenn auch ein erfahrener Ermittler nicht durchweg fehlerlos handelt.

Nach einem dramatischen Showdown befassen sich die letzten Kapitel des Buches mit dem Täter, seinem Hintergrund, seiner Entwicklung und den Umständen, die ihn zum Mörder gemacht haben.

„Kalter Zorn“ ist ein tiefgründiger Thriller, der mir ein paar sehr spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 09.12.2015
Im Schatten der Hanse
Mützlitz, Henning

Im Schatten der Hanse


sehr gut

In seinem historischen Roman „Im Schatten der Hanse“ entführt Henning Mützlitz den Leser in das Jahr 1376 nach Lübeck und wartet mit einer spannend erzählten Geschichte auf - schnell war ich mittendrin in einer Welt aus Abenteuer, Intrigen und Verrat, Missgunst und Mord.

Genauso düster und bedrohlich wie das Cover andeutet, ist es um die derzeitige Situation des 21-jährigen Kaufmannssohn Jacob Wallersen bestellt. Vater und älterer Bruder sind kurz nacheinander verstorben - plötzlich steht Jacob als Familienoberhaupt da und soll die Geschäfte führen, obwohl er keine Ahnung vom Fernhandel hat. Damit nicht genug, von Schulden, Überfällen und dem Verlust wertvoller Frachten in die Enge getrieben, versinkt Jacob in einem Strudel aus dunklen Machenschaften und lässt sich mit zwielichtigem Gesindel ein.
Jacob wirkt überfordert, verzweifelt und hilflos – kein Wunder, der junge Mann wurde auf seine gewichtige Aufgabe nicht vorbereitet. Mutter und Schwester stellen nur Forderungen und bieten keinerlei Rückhalt. Als Leser leidet man mit Jacob. Und man ärgert sich gleichzeitig über ihn, weil er Entscheidungen trifft, die seine sowieso schon prekäre Lage noch verschlimmern.

Zur gleichen Zeit kämpft das Waisenmädchen Svanja Kristofson in Reval um Leib und Leben – ihr Dasein als Straßenkind ist absolut kein Zuckerschlecken. Von miesen Gestalten bedroht und bedrängt, gelingt es ihr, sich in einem Fass mit Zobelpelzen zu verstecken…
Svan war für mich ganz eindeutig der „Star“ in dieser Geschichte. Das gewiefte Mädchen weiß sich in jeder Situation zu helfen, kann sich blitzschnell auf neue Gegebenheiten einstellen und entsprechend handeln.

Ebenfalls in Reval: Matthäus Gerwald. Matt ist Steuermann auf der „Stolzer Jacob“, einer Kogge, die zur Flotte der Wallersen gehört. Die „Stolzer Jacob“ soll eine Ladung Zobelpelze nach Lübeck bringen – das sich in einem Fass neben den Pelzen auch noch die kleine Svan befindet, bemerkt zunächst niemand. Die Fahrt nach Lübeck endet jäh, als die Kogge vor Gotland von Piraten gekapert wird…

Die Beschreibung der Geschehnisse und Handlungsorte ist Henning Mützlitz sehr gut gelungen, so dass man schnell von der mittelalterlichen Atmosphäre eingefangen wird und einen guten Einblick in diese zum Teil äußerst grausame Zeit erhält.

Auch wenn Jacob und die Schieflage seines Familienunternehmens im Mittelpunkt der Handlung stehen, erlebt man einen großen Teil der Geschichte aus den Perspektiven von Svan und Matt und bekommt so einen Eindruck von dem rauen und gefährlichen Leben auf See und kann einen kleinen Blick in die Welt der Piraten werfen.

„Im Schatten der Hanse“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert. Auch wenn am Ende der Geschichte einige Fragen offen bleiben, hat es mir Spaß gemacht, die Akteure durch diese für sie aufregende und gefährliche Zeit zu begleiten.

Bewertung vom 08.12.2015
Diridari
Rößner, Susanne

Diridari


ausgezeichnet

Rosenheim im Februar. Brigitte Gebauer hat ihre Freundin Miriam Dahl als vermisst gemeldet. Um seiner Schwester einen Gefallen zu tun, sieht Hauptkommissar Martin Sauerwein sich gemeinsam mit seiner Kollegin Eva Neunhoeffer in der Wohnung der Vermissten um. Schnell steht fest, Miriam wurde entführt! Sauerwein übergibt den Fall an die zuständige Vermisstenstelle.
Zeitsprung. Es ist Spätsommer. Eine mysteriöse Einbruchserie hält die Rosenheimer in Atem. Sauerwein und seine Kollegen übernehmen die Ermittlungen und erleben eine Überraschung…

„Diridari“ ist nach „Fangermandl“ der zweite Fall mit dem sympathischen Team rund um Hauptkommissar Martin Sauerwein, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich.

Susanne Rößner hat mich auch mit „Diridari“ von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Das Buch lässt sich angenehm zügig lesen, Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend auf einem hohen Level. Zahlreiche im Handlungsverlauf auftauchende Fragen sowie einige unerwartete Wendungen haben mir viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe gegeben.

Sauerwein und sein Team unterstützen die Kollegen des Einbruchsdezernats bei der Aufklärung der Einbruchserie. Was anfangs nach einem Routinefall für die Rosenheimer Kommissare aussieht, entwickelt sich schnell zu einer verzwickten Angelegenheit. Für die größte Verwirrung sorgen dabei an unterschiedlichen Tatorten gefundene Fingerabdrücke - diese Fingerabdrücke dürfte es dort eigentlich nicht geben, denn sie gehören zu einem Mann, der angeblich vor einigen Monaten bei einen Schiffsunglück um Leben gekommen ist.

Sehr spannend sind auch die Geschehnisse in dem Handlungsstrang um die entführte Miriam. Miriam leidet nach Monaten der Gefangenschaft am sogenannten Stockholm-Syndrom. Nach anfänglich großer Angst baut sie eine positive Beziehung zu ihrem Entführer auf. Sie empfindet Sympathie für ihn, fühlt sich zu ihm hingezogen, möchte sogar bei ihm bleiben.

Nicht nur die zwei anscheinend voneinander unabhängigen Handlungsstränge, auch die Vielzahl an Personen, die unterschiedlichen Schauplätze und die diversen Nebenhandlungen bereichern das Geschehen - überall passiert etwas, aber trotz der Fülle an Details gelingt es mühelos, den Überblick über den Handlungsablauf zu behalten, weil alles sehr gut durchdacht ist und sich nach und nach schlüssig miteinander verbindet.

Die gesamte Handlung ist nicht nur vielschichtig, sondern auch realitätsnah. Die Spurensuche wirkt durch den Wechsel von Erfolgen und Fehlschlägen echt und glaubwürdig. Außerdem ist man nicht nur bei den Ermittlungen dabei, sondern erlebt auch alles andere, was die Akteure beschäftigt, sehr intensiv mit. So macht Sauerwein nicht nur der knifflige Fall Probleme. Das ungebührliche Verhalten vom Kollegen Max Hansen gegenüber Eva nimmt unerträgliche Ausmaße an, so dass Sauerwein eingreifen muss. Und auch in seinem persönlichen Bereich hat der Hauptkommissar wichtige Entscheidungen zu treffen.

„Diridari“ hat mich durchweg begeistert. Die stets fesselnde Handlung und die ausdrucksstarken Figuren bieten spannende Unterhaltung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen.

Bewertung vom 07.12.2015
Schuldfrei
Friewald, Gerlinde

Schuldfrei


ausgezeichnet

Wien. Rechtspsychologe und Profiler Nick Stein muss seinen Urlaub abbrechen - ein grausiger Leichenfund in einer alten Villa erfordert seine sofortige Rückkehr nach Wien…

„Schuldfrei“ ist nach „Faltenfrei“ der zweite Fall für Nick Stein - wieder hat mich Gerlinde Friewald mit einer mitreißend erzählten Geschichte und einem gut durchdachten Handlungsverlauf rundum begeistert. Die Autorin versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Gleich in der Einstiegsszene ist es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen: Sechs Menschen wurden grausam gefoltert und anschließend gekreuzigt. Eine an einem Kreuz hängende Frau erzählt von dem Geschehen um sich herum, kurz darauf stirbt sie.

Im Folgenden geht man mit dem Sonderermittler des BKA und seinem Team auf Spurensuche. Obwohl die Ermittlungen nach dem Fund der Leichen auf Hochtouren laufen, scheint eine Lösung des Falls in weiter Ferne zu liegen – lange Zeit ist die Identität der Opfer unklar. Und selbst als alle Namen bekannt sind und feststeht, dass es mit dem ehemaligen Kinderheim Rotherburg eine Verbindung zwischen den Toten gibt, bleiben die Hintergründe zu der Tat weiterhin im Dunklen.

Die Beschreibungen der Schauplätze sind Gerlinde Friewald bestens gelungen. Die Handlung ist vielschichtig und auch die Akteure werden allesamt interessant und facettenreich präsentiert.
Besonders Nick hat mich begeistert, weil er nicht auf eine Aufklärung um jeden Preis aus ist, sondern ein hervorragendes Gespür dafür hat, wie viel er den Menschen mit seinen Fragen zumuten kann.
Auch Nicks Assistentin Sam spielt die ihr zugedachte Rolle wieder ganz ausgezeichnet. Ich mag ihre schroffe, direkte Art sehr gerne. Eine toughe Frau, die nicht mit derben Ausdrücken geizt und das Herz am rechten Fleck hat.

„Schuldfrei“ ist ein fesselnder, angenehm zügig zu lesender Krimi, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 24.11.2015
Die Bastardtochter
Schier, Petra

Die Bastardtochter


ausgezeichnet

Koblenz, 1362. Die schöne Enneleyn kann ihr Glück kaum fassen, als der Ritter Guntram von Eggern um ihre Hand anhält. Kaum verheiratet, zeigt Guntram jedoch sein wahres Gesicht und macht seiner jungen Frau das Leben zur Hölle. Enneleyn schweigt und lässt alle in dem Glauben, dass sie glücklich und zufrieden ist…

In ihrem historischen Roman „Die Bastardtochter“ entführt Petra Schier den Leser in das 14. Jahrhundert nach Koblenz und erzählt eine spannende Geschichte voller Leid und Liebe.

Dieser dritte Teil der Kreuztrilogie kann auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gelesen werden, da die für das Verständnis wichtigen Hintergründe von der Autorin geschickt in die laufende Handlung eingeflochten wurden.

Nachdem es in „Die Eifelgräfin“ um Elisabeth und Johann und in „Die Gewürzhändlerin“ um Luzia und Martin ging, steht diesmal Johanns uneheliche Tochter Enneleyn und ihre Ehe mit dem gewalttätigen Guntram im Mittelpunkt des Geschehens.

Petra Schier schreibt fesselnd und mitreißend. Die Akteure werden alle lebendig und bildhaft dargestellt und man kann bestens mit ihnen mitfühlen und mitfiebern.

Das gilt besonders für Enneleyn. Die Beweggründe für ihr Schweigen und das stumme Ertragen aller Erniedrigungen und Prügel sind einleuchtend, denn sie lebt in einer Zeit, in der es normal war, dass ein Mann seine Frau geschlagen hat. Verstehen will man ihr Geheimhalten der wahren Zustände und ihre Schauspielerei dennoch nicht und möchte sie am liebsten wachrütteln, damit sie ihren Vater, ihre Stiefmutter oder zumindest eine Freundin einweiht. Doch die junge Frau ist zu stolz, denkt nur an die Familienehre und will ihren Vater nicht enttäuschen. Nur dem aus Mailand zurückgekehrten Anton gelingt es, hinter ihre sorgfältig aufgebaute Fassade zu blicken, doch Enneleyn will seine Hilfe nicht.

Auch Bösewicht Guntram ist Petra Schier hervorragend gelungen. Ein echter Mistkerl, über dessen Machenschaften man sich ein ums andere Mal aufregen kann. Er ist sehr talentiert, wenn es darum geht, seine Mitmenschen an der Nase herumzuführen. Alle sehen in ihn den Ehrenmann, der nur das Beste für seine Frau will. Doch das Gegenteil ist der Fall, er ist eiskalt, brutal, berechnend und drangsaliert Enneleyn wo es nur geht. Das Ziel, das Guntram mit seinem miesen Verhalten verfolgt, bleibt bis zum Schluss unklar und ist um einiges umfassender als „nur“ die häusliche Gewalt.

Das der Trilogie den Titel gebende Kreuz spielt natürlich auch in diesem Band wieder eine Rolle und bringt einen Hauch von Magie in die Geschichte. Das Kruzifix, das schon seit über zweihundert Jahren im Besitz der Familien von Küneburg, Bongert und Wied ist, pulsiert, als wäre es lebendig. Es summt und sirrt und kann zornig pfeifen. Es leuchtet in unterschiedlichen Farben und strahlt Wärme aus. Es scheint zu wissen, was die Menschen denken und fühlen, erkennt das Böse und warnt vor Gefahr.

In einer Nebenhandlung lernt man Wulfhard de Berge kennen. Der Fernhändler aus Konstantinopel wirkt undurchsichtig und verschlossen. Schnell wird klar, dass er auf der Suche nach dem Kruzifix ist – doch ob er es ehrlich meint oder gefährlich ist, bleibt zunächst offen.

Eine Nebenfigur, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe, ist Palmiro. Der freche Straßenjunge aus Mailand kommt mit Anton nach Koblenz und bringt mit seinem Witz eine große Portion Leichtigkeit in das Geschehen.

„Die Bastardtochter“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Es war sehr spannend, Enneleyn kennenzulernen, sie auf ihrem Weg durch die schwere Zeit zu begleiten und Kummer und Furcht aber auch Momente des Glücks mit ihr zu teilen.

Bewertung vom 17.11.2015
Tote Hippe an der Strippe
Minck, Lotte

Tote Hippe an der Strippe


ausgezeichnet

Lorettas Chef Dennis sitzt mächtig in der Patsche. Er wird von einer zwielichtigen Bande massiv bedroht und erpresst. Die Gauner wollen ihm sein Callcenter abluchsen und das derzeitige Personal durch professionelle Damen ersetzen, die die Anrufer der Hotline in einen Puff locken sollen. Klar, dass Loretta und ihre Freunde nicht zögern und Dennis zu Hilfe eilen…

Auch in ihrem fünften Abenteuer laufen Loretta & Co. wieder zur Höchstform auf. Diesmal mutet Lotte Minck ihren Protagonisten einiges zu – es wird brandgefährlich für die Ermittlertruppe, denn es gilt, einer gewalttätigen Bande das Handwerk zu legen. Bärbel und Frank und später auch Loretta ermitteln diesmal verdeckt und begeben sich getarnt in die Höhle des Löwen. Ein grandioses Schauspiel! Doch dann läuft die ganze Sache aus dem Ruder und es geht den Helden ganz böse an den Kragen.

Lotte Minck wartet wieder mit einer großen Portion Wortwitz und Situationskomik auf. Der Humor ist wie immer frisch und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Die Akteure versprühen mit ihren Eigenheiten ganz viel gute Laune. Neben Loretta ist es wieder einmal Frank, der mich mit seiner lässigen Art und seinem Ruhrpottslang besonders begeistert hat.

Großes Lob auch an die Umschlaggestaltung – die herrlich detailreiche Illustration von Ommo Wille stimmt ganz wunderbar auf den Inhalt dieser Krimödie ein.

„Tote Hippe an der Strippe“ ist eine tolle Verknüpfung von Spannung und Humor – es hat wieder großen Spaß gemacht, mit Loretta und ihren Freunden auf Verbrecherjagd zu gehen.