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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 884 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2016
Das Schlossgespinst / Anwalt Fickel Bd.3
Hess, Hans-Henner

Das Schlossgespinst / Anwalt Fickel Bd.3


ausgezeichnet

Meiningen im Hochsommer. Drückende Hitze im Amtsgericht und Anwalt Fickel - luftig in Hawaiihemd und Badelatschen gewandet - möchte am liebsten jegliche Anstrengung vermeiden. Doch wie so oft kommt es ganz anders, als man es gerne hätte: Die ehemalige Bürgermeisterin Elfriede Langguth wird ermordet und der Fickel muss als Testamentsvollstrecker ran…

„Das Schlossgespinst“ ist bereits Fickels 3. Fall - für mich war dieser Einsatz in Meiningen der erste, den ich mit Rechtsanwalt des Meininger Amtsgerichtes erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der ersten Fälle habe ich den Ermittler und seine Kollegen sehr gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir Informationen fehlen würden.

Ganz begeistert bin ich von dem großartigen Humor, der in diesem Kriminalfall durchweg mitschwingt. Herrliche Situationskomik und schräger Wortwitz haben mich immer wieder Schmunzeln lassen. Aber der Krimi ist nicht nur unterhaltend und humorvoll – man kann auch prima mitgrübeln, wer denn nun hinter dem hinterhältigen Mord an der Roten Elfriede steckt.
Die Ermittlungen verlaufen sehr ruhig. Fickel und auch Kriminalrat Recknagel halten Augen und Ohren offen und gehen den sich auftuenden Hinweisen nach. Während einige Spuren zum Historischen Verein und ins Schloss Elisabethenburg führen, legen die Ermittler ein besonderes Augenmerk auf das persönliche Umfeld der Ermordeten. Neben der Spurensuche gibt es immer wieder Einblicke in den Arbeitsalltag von Fickel, der Oberstaatsanwältin Gundelwein und deren Kollegen – die Justiz wird hier in ein sehr amüsantes Licht gerückt.

Ganz nebenbei erfährt man auch noch allerlei Wissenswertes über die Historie Meiningens – die südthüringische Kulturstadt wird von Hans-Henner Hess prima in Szene gesetzt.

Gut gefallen haben mir die zahlreichen Fußnoten – informative Anmerkungen und witzige Kommentare verleihen der Geschichte zusätzlichen Pfiff.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir großen Spaß gemacht - „Das Schlossgespinst“ ist ein sehr unterhaltsamer Krimi mit einem außergewöhnlichen Ermittler. Ein großartiges Lesevergnügen, besonders für Freunde des skurrilen Humors.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2016
Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt. Warum ist keins mehr da, wenn man es am dringendsten braucht?
Krauleidis, Raymund

Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt. Warum ist keins mehr da, wenn man es am dringendsten braucht?


ausgezeichnet

In „Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt…“ wird die gute, alte Textaufgabe aufpoliert und ins Rampenlicht gerückt. Mit viel Witz präsentiert Raymund Krauleidis in diesem Buch Alltagssituationen, wie sie eigentlich jeder kennt bzw. schon einmal erlebt hat.
Der Autor hat zahlreiche Begebenheiten aus den unterschiedlichsten Bereichen des täglichen Lebens (von Arbeit über Freizeit und Sport bis hin zu Politik ist alles dabei) in Textaufgaben verpackt und diese mit herrlich amüsanten Lösungsvorschlägen ausgestattet. Herausgekommen sind viele kleine Geschichten. Zum Schmunzeln. Zum Lachen. Zum Nachdenken. Und auch zum Kopfschütteln.
Ab und an gibt es für die Freunde der Mathematik etwas zum Rechnen (Lösungen sind im Anhang zu finden), aber bei den allermeisten Aufgaben kommen auch Mathe-Muffel voll auf ihre Kosten.

„Eine Rolle Klopapier hat 200 Blatt…“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung. Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht – ein Buch, das mich fröhlich und gut gelaunt zurücklässt.

Bewertung vom 16.02.2016
Rentierköttel / Torsten, Rainer & Co. Bd.3
Simon, Lars

Rentierköttel / Torsten, Rainer & Co. Bd.3


ausgezeichnet

Leksand, Mittelschweden. Ein schönes Häuschen mit Garten, Freundin Linda an seiner Seite – davon kann Torsten Brettschneider im Moment nur träumen, denn das frisch erworbene Haus wurde erhaltungstechnisch arg vernachlässigt und Linda ist spurlos verschwunden. Deshalb engagiert Torsten für die Renovierungsarbeiten flugs eine Handwerker-Crew, drückt Papa Gerd die Aufsicht aufs Auge, klettert mit Freund Rainer in VW-Bus Lasse und braust nach Lappland, um Linda zu finden…

Lars Simon weiß, wie er seine Protagonisten piesacken kann und schickt Torsten und Rainer diesmal in die eisekalten, unendlichen Weiten Lapplands. Damit nicht genug für das abenteuererprobte Duo - mitten im idyllischen, frostigen Nirgendwo hockt eine Bande verpeilter Gestalten, die sich offenbar für die Nachkommen nordischer Götter halten und Torsten und Rainer in ihren Kreis aufnehmen wollen.

Und damit nimmt ein großartiges Spektakel seinen Lauf – auf den Leser wartet ein herrlich turbulentes Schwedenabenteuer mit sehr viel Situationskomik, Slapstickeinlagen und einer riesigen Portion Wortwitz.

Wie auch schon in den vorherigen Bänden sind auch in „Rentierköttel die herrlich skurrilen Akteure der Clou. Neben Torsten und Rainer sind natürlich auch Nörgel-Papa Gerd und seine Renate wieder mit von der Partie. Zu ihnen gesellen sich einige schräge Neuzugänge, die mit abgedrehten Eigenheiten zu punkten wissen und durchweg für beste Unterhaltung sorgen: Thoralf Leifsson aka Odin hat eine Heringsallergie. Die emanzipierte Umweltaktivistin Daphne „die Da“ Teichmann wird zu Rainers Herzblatt. Und Lindas Ex-Freund Olle Olofsson macht seinem Titel „A***geige“ alle Ehre.

Das Lesen von „Rentierköttel“ hat mir riesengroßen Spaß gemacht. Ein Buch, randvoll mit guter Laune - pures Lesevergnügen für alle, die skurrile Figuren und wahnwitzige Abenteuer mögen.

Bewertung vom 02.02.2016
Sturm über dem Meer
Wilken, Constanze

Sturm über dem Meer


ausgezeichnet

Borth/Wales. Ein neues Projekt führt die Archäologin Dr. Samantha Goodwin an die Westküste Wales’ in das beschauliche Fischerdorf Borth. Hier hat ein Sturm die versteinerten Baumstümpfe eines versunkenen Waldes freigelegt. Sam freut sich auf die Aufgabe, denn ihre Großmutter Gwen lebt in Borth. Dass Sam bei ihrer Spurensuche auf das Geheimnis um das Verschwinden ihres Großvaters vor 60 Jahren stoßen wird, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

In „Sturm über dem Meer“ erwartet den Leser eine spannende Familiengeschichte über mehrere Generationen mit interessanten Charakteren und rätselhaften Ereignissen.

Der versteinerte Wald, der bei Ebbe am Strand von Borth sichtbar wird, ist mit einer Legende verknüpft. Hier soll es einst ein mächtiges Königreich gegeben haben - Cantre’r Gwaelod, das auch als das „walisische Atlantis“ bezeichnet wird. Cantre’r Gwaelod soll untergegangen sein, weil Seithennin, der Wächter der Fluttore, während eines Sturmes betrunken war und seine Pflicht vernachlässigt hat.
Sam ist dieser alten Legende auf der Spur und sucht nach Resten von Burganlagen. Als sie zwischen den Baumstümpfen ein Grab mit einer Leiche entdeckt, glaubt sie, ihren vermissten Großvater Arthur gefunden zu haben. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und Sam gerät in große Gefahr.

Die Geschichte spielt nicht nur im heutigen Borth, sondern zu einem großen Teil auch in den 1950er Jahren. Hier lernt man Gwen als junge Frau kennen und erfährt, was sie in den Nachkriegsjahren alles erlebt hat.
Besonders gut hat mir gefallen, dass Constanze Wilken nicht nur von den schönen, heiteren Momenten erzählt, sondern auch von den Problemen der Einwohner berichtet. Gerade die Nachkriegszeit macht der Bevölkerung schwer zu schaffen. Nicht nur die alltäglichen kleinen Sorgen kommen zur Sprache, auch das Leid der Kriegsversehrten und die Rationierungen in der Versorgung sind ein Thema. Schwere Zeiten, die nicht nur Kummer, Entbehrungen und Verzicht im Gepäck haben, sondern auch Neid, Missgunst und Habgier.

Constanze Wilken baut durch die Rätsel, die der Fund der Leiche mit sich bringt, eine großartige Spannung auf. Man wird hineingezogen in einen Strudel aus vergangenen und aktuellen Geschehnissen. Stück für Stück werden die zurückliegenden Ereignisse ans Tageslicht befördert - man kann bestens mit den Akteuren mitfiebern und ganz wunderbar über die Hintergründe und Motive, die damals zu dem Mord geführt haben, spekulieren.

Sam muss dieses Abenteuer nicht alleine durchstehen, der verwitwete Ex-Marineoffizier Luke Sherman und sein pfiffiger Sohn Max stehen ihr zur Seite.

Man merkt diesem Buch auf jeder Seite Constanze Wilkens Liebe zu Wales an. Die schroffe Natur, die tosende See und auch der kleine Küstenort werden detailreich beschrieben und die Eigenart und Schönheit der Landschaft hervorgehoben.

„Sturm über dem Meer“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir mit seiner mitreißenden Handlung nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch Einblicke in die Historie und die Mythen von Wales ermöglicht. Absolute Leseempfehlung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2016
Das dunkle Herz der Welt
Le Hingrat, Liliana

Das dunkle Herz der Welt


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das dunkle Herz der Welt“ nimmt Liliana Le Hingrat den Leser mit auf eine fesselnde Reise in das 15. Jahrhundert und erzählt die Geschichte der rivalisierenden Ritter Vladislav Basarab Draco und János Hunyadi. Einst Schwertbrüder, zerbricht ihre Freundschaft, als sie sich beide in Clara von Thegzes verlieben.

Die Autorin hat die historischen Ereignisse im Südosten Europas zwischen Februar 1431 und Dezember 1447 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein vielschichtiges und vor allem authentisches Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Liliana Le Hingrat versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil sehr geschickt, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Nach einem kurzen Prolog, in dem es um die Geburt von Vlas engem Vertrauten Roxolan geht, wird man direkt ins Geschehen katapultiert und erlebt Vladislavs Aufnahme in den mächtigen Drachenorden mit.

Die ausführlichen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen machen die Szenerie lebendig – schnell ist man mittendrin in einer Welt aus Intrigen und Verrat, Religionskonflikten, Eifersucht und Neid. Der Kampf um den walachischen Thron und das Ringen um Reichtümer, Macht und Ruhm werden von der Autorin spannend und mitreißend erzählt.

Sowohl die historischen wie auch die fiktiven Figuren werden lebhaft und facettereich dargestellt und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren wie Vlas Frau Vasilissa wirken nicht oberflächlich, sondern bereichern die Szenerie außerordentlich.

Abgerundet wird der Roman durch Landkarten auf den Umschlaginnenseiten, ein ausführliches Personenverzeichnis und ein erläuterndes Nachwort.

Mir hat das Lesen dieses historischen Romans mit den politischen Verwicklungen, den Kriegswirren, dem Glaubensgerangel, den fiesen Machenschaften und Intrigen und der spannenden Liebesgeschichte sehr gut gefallen. Ein tolles, intensives Leseerlebnis.

Bewertung vom 31.12.2015
Die Kreuzträgerin 01
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin 01


ausgezeichnet

Eine Stadt irgendwo in Europa im 22. Jahrhundert. Eine Gesellschaft, die keine Krankheiten, keine Kriege, keine Arbeitslosigkeit kennt. Ein System, das auf vier starken Säulen steht: Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Frieden.

Hier lebt die 20-jährige Anna Tanner, Studentin am Humanium im vierten Jahr. Sie hat die apollinische (wissenschaftliche) Laufbahn eingeschlagen und sich damit für ein Leben in Form und Ordnung entschieden. Im Gegensatz zur dionysischen (gefühlsbetonten) Laufbahn, die ein Leben voller Religiosität und rauschender Feste zu Ehren der Naturgottheiten verspricht, zählen für die Apolliner nur Fleiß und Arbeitswille. Eine dritte Gruppe in der Studentenschaft bilden die sogenannten Peacemen – unruhestiftende Studenten, die den Ernst des Lebens nicht verstanden haben, jedoch im Namen der Toleranz geduldet werden.

Lydia Schwarz beginnt diese christliche Dystopie mit einer unheimlichen Begegnung: Anna wird in einer dunklen Gasse von einem Bettler aufgehalten und bekommt einen Zettel mit einer Botschaft in die Hand gedrückt – die Nachricht beinhaltet neben einem Kreuzzeichen die Aufforderung, nach der Wahrheit zu suchen. Annas Neugierde ist geweckt, besonders das kunstvoll gezeichnete Kreuz fasziniert sie.

Im Folgenden lernt man Anna und ihre Welt kennen und begegnet wichtigen Weggefährten: dem quirligen Felix Livingstone, Annas Studienkollege und bester Freund. Adonis Magellan, außergewöhnlich gut aussehender Dozent (Humanitus Perfectus) für Geschichte. Norbert, ein pfiffiger Peaceman. Außerdem wird man in Annas großes Geheimnis eingeweiht. Sie versteckt ihre kranke, labile Mutter in ihrer Wohnung. Niemand darf von Priscilla Tanners Existenz wissen, das musste Anna ihrem verstorbenen Bruder fest versprechen.

Der fesselnde Erzählstil von Lydia Schwarz hat mich sofort in das Geschehen hineingezogen, schnell bin ich mittendrin in dieser auf den ersten Blick so perfekten Welt. Doch das scheinbar gut funktionierende System erweist sich bei genauerem Hinsehen als Fassade – das muss auch Anna im Verlauf der Handlung feststellen.

Annas Zweifel an der Rechtschaffenheit der Regierung beginnen, als sie einer Gruppe im Untergrund lebender Christen begegnet - eine illegale, verfolgte Gemeinschaft, die trotz aller offensichtlichen Entbehrungen weder ihren Glauben noch ihre Hoffnung verloren hat. Anna ist beeindruckt von diesen Menschen. Die Begegnung bringt sie völlig aus dem Tritt und löst eine wahre Flut an Emotionen in ihr aus. Die Geschichten der Bibel üben eine gewaltige Anziehungskraft auf Anna aus, die Worte berühren sie. Sie erfährt ungeahnte Wärme und Herzlichkeit, Geborgenheit und Zuversicht.
Anna will mehr über die Christen erfahren und macht sich auf die Suche nach der Bedeutung des Kreuzes. Immer mehr Fragen sprudeln aus ihr heraus. Sie beginnt, das System-Europa zu hinterfragen und erkennt bei ihren Recherchen, dass ihre Welt ein Gebilde aus Lug und Trug und das friedliche, gewaltfreie Zusammenleben nur eine Illusion ist. Dass sie sich mit ihren Nachforschungen in Lebensgefahr begibt, bemerkt sie zu spät…

Es gelingt Lydia Schwarz hervorragend, die Spannung durchgehend auf einem hohen Niveau zu halten, indem sie die wahre Gesinnung von Annas Mitstreitern Felix und Adonis immer wieder infrage stellt. Wer meint es ehrlich? Wer ist gefährlich? Lydia Schwarz versteht es sehr geschickt, auch den Leser in dieses Verwirrspiel miteinzubeziehen. Man weiß irgendwann nicht mehr, welcher der beiden Männer vertrauenswürdig ist und welcher nicht.

Mir hat das Lesen dieser fesselnden, tiefgründigen Geschichte rund um den christlichen Glauben großen Spaß gemacht. Absolute Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.12.2015
Abschiedskonzert
Herzog, Kristina

Abschiedskonzert


ausgezeichnet

Berlin. Mord im Konzerthaus! Im Foyer liegt der Kopf von Kolja Fechner. Von dem Rest des Hausdirigenten fehlt jede Spur. Alexander Rosenberg, Neuling im LKA 1, übernimmt seinen ersten Fall als Teamleiter und ermittelt gemeinsam mit seiner Kollegin Kathleen Neubauer. Schnell stoßen die beiden Ermittler auf pikante Details in Fechners Privatleben. Und auch in undurchsichtige Geldgeschäfte war der Dirigent verwickelt…

„Abschiedskonzert“ von Kristina Herzog liest sich angenehm zügig und ist ein Krimi, wie ich ihn mag. Die Handlung hat mich von der ersten Seite an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Ich konnte prima mit den Ermittlern miträtseln und mitgrübeln.

Nicht nur der spannende Kriminalfall hat mich schnell gepackt, auch das Personal, das Kristina Herzog hier ins Rennen schickt, hat mich begeistert. Die Akteure werden allesamt interessant und vielschichtig präsentiert. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, ihren Figuren eine Persönlichkeit zu geben. Selbst kleine Nebenfiguren wirken echt und lebendig, haben ihre Eigenarten und handeln entsprechend. Besonders gut hat mir gefallen, dass sich die privaten Angelegenheiten der Ermittler ohne aufgesetzt zu wirken in die Krimihandlung einfügen.

Die Ermittlungen sind für Alexander und Kathleen alles andere als einfach. Die Zusammenarbeit der beiden ist anfangs etwas holperig, weil sie als Team erst zusammenwachsen müssen. Nicht nur die verzwickte Spurensuche macht den Kommissaren zu schaffen, die beiden ärgern sich außerdem sowohl über ihren stinkstiefeligen Chef als auch über ihren neidischen und ständig stichelnden Kollegen Lukas. Hinzu kommt, dass es auch im Privatleben nicht besonders rund läuft. Während Alexander Liebeskummer hat und sich trotz Differenzen nach seiner Verlobten Susa sehnt, hat Kathleen mit den täglichen Herausforderungen als alleinerziehende Mutter zu kämpfen. Entgegen aller Unwegsamkeiten gelingt es dem Team Rosenberg/Neubauer, den Täter in einem dramatischen Finale dingfest zu machen.

Das Lesen von „Abschiedskonzert“ hat mir großen Spaß gemacht - ein spannender, unterhaltsamer Krimi mit zwei sehr sympathischen Ermittlern. Bitte mehr davon.

Bewertung vom 21.12.2015
Der Spion von Dunvegan Castle
Ehlers, Jürgen

Der Spion von Dunvegan Castle


sehr gut

London 1744. Der Herzog von Cumberland möchte Jan Veenstra loswerden, da dieser zu viel über ihn weiß und ihm bei seinem Ziel, sich die Thronfolge zu sichern, gefährlich werden könnte. Cumberland ersinnt einen hinterhältigen Plan und schickt den recht leichtgläubigen Jan kurzerhand als Hauslehrer nach Schottland auf die Insel Skye und gibt ihm den Auftrag, nebenbei die schottische Opposition auszuspionieren. Jan lebt sich auf Dunvegan Castle gut ein, erweist sich als Spion allerdings als wenig tauglich. Er schlittert in so manches Abenteuer und gerät nicht nur in die ein oder andere missliche Lage, sondern auch zwischen die Fronten des zweiten Jakobitenaufstands…

In seinem historischen Roman „Der Spion von Dunvegan Castle“ entführt Jürgen Ehlers den Leser in das 18. Jahrhundert nach England und Schottland und erzählt von den Begebenheiten rund um den letzten Versuch der Stuarts, den Thron zurückzugewinnen. Der Autor hat die historischen Ereignisse zwischen Mai 1744 und Mai 1746 mit einer interessanten fiktiven Geschichte verknüpft und ein umfassendes und glaubwürdiges Bild des letztendlich gescheiterten Aufstands gezeichnet. Die Beschreibungen der Schauplätze sind Jürgen Ehlers dabei genauso gut gelungen, wie die Schilderungen der Erlebnisse von Jan Veenstra.

Die politischen Verwicklungen, Intrigen und Ränkespiele der damaligen Zeit sind nicht leicht zu durchschauen. Das waren sie für die Beteiligten damals wahrscheinlich genauso wenig, wie sie es für mich als Leser heute sind. Dennoch gelingt es Jürgen Ehlers sehr gut, mir einen Eindruck von den Zuständen vor und während des Jakobitenaufstands von 1745 zu vermitteln.
Irgendwie verfolgte sowohl in London wie auch in Schottland jeder seine persönlichen Interessen und es scheint, dass die viele Schotten sich nicht sicher waren, auf wessen Seite sie eigentlich stehen. Als Charles Edward Stuart („Bonnie Prince Charlie“) mit der festen Absicht, das Haus Stuart wieder an die Macht bringen, schottischen Boden betritt, gelingt es ihm, einige Highland-Clans um sich zu scharen und eine Rebellion anzuzetteln.
Nach anfänglichen Erfolgen gegen die von Cumberland angeführten Engländer kommt es im Moor von Culloden zu einer entscheidenden Schlacht, in der die Jakobiten, wie sich die Anhänger der Stuarts nannten, barbarisch niedergemetzelt wurden.
Jürgen Ehlers schildert besonders diesen letzten Kampf äußerst detailreich und blutig – es wird sehr deutlich, wie gnadenlos Cumberland vorgegangen ist.

„Der Spion von Dunvegan Castle“ hat mir gut gefallen. Ein historischer Roman, dem man die intensive Recherche anmerkt; ein Buch, das die Gräuel des Krieges sehr realistisch dargestellt - daher empfehlenswert für Leser, die sich für die Historie Schottlands und Englands interessieren und vor einer blutigen Szenerie nicht zurückschrecken.

Bewertung vom 16.12.2015
Land-Jagd
Lewentz, Manuela

Land-Jagd


sehr gut

Kamp-Bornhofen. Die junge Journalistin Anna Sturm wird am Rheinufer tot aufgefunden. Wurde sie ermordet, weil ihre Eltern ihren Hof trotzt großzügiger Kaufsumme nicht zugunsten des geplanten Industrieparks hergeben wollten? Kommissarin Jil Augustin nimmt die Ermittlungen auf…

Manuela Lewentz beginnt ihren Roman „Land-Jagd“ damit, die handelnden Personen vorzustellen – eine wichtige Grundlage für das Folgende, denn die Autorin verwendet eine besondere Erzählweise: Sie lässt alle Akteure in Ich-Form zu Wort kommen. Diese Art, eine Geschichte zu erzählen, ist mir bisher noch nicht begegnet, aber ich finde das sehr interessant. Irgendwie ist es spannend, dass man von jedem die Gedanken zu den Ereignissen erfährt. Auch der Täter schildert auf diese Weise unter dem Pseudonym „Ich“ die Geschehnisse aus seiner Sicht.

Der Kriminalfall selbst kommt nicht mit Höchstspannung daher, die Suche nach dem Verantwortlichen für den Tod der jungen Redakteurin verläuft in recht ruhigen Bahnen.
Neben den Ermittlungen im Fall Anna Sturm gibt es noch weitere kriminelle Aktionen, die bei einigen Mitwirkenden für zusätzliche Aufregung sorgen. Außerdem nehmen zwischenmenschliche Verwicklungen einen großen Part in der Handlung ein. Einige finden letztendlich ihr Glück, für andere endet die Geschichte tragisch.

„Land-Jagd“ hat mir gut gefallen. Besonders die Erzählweise mit den ganzen Ich-Perspektiven hat mich fasziniert, weil ich so einen Blick hinter die Fassade jedes Einzelnen werfen konnte.