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Benutzername: 
TochterAlice
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 1396 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2021
Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
Zhang, C Pam

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold


gut

Eine Frau, die von der Bekenntnis zu ihrer Herkunft, zu ihren Wurzeln getragen wird und ein Mann, der mit Gold seine Familie in eine rosige Zukunft führen will: das sind die Eltern von Lucy und Sam. Beziehungsweise waren sie es - zu Beginn des Romans leben beide schon nicht mehr und ihre Kinder Lucy und Sam fliehen vor all dem Bösen, das ihnen bereits begegnet ist und hoffen auf eine bessere Zukunft. Doch davor müssen sie ihren Vater beerdigen - mit zwei Münzen auf den Augen. Allein das ist schon nahezu unmöglich.

Die Eltern haben ihnen ein Pferd und die großen Fragen des Lebens hinterlassen: Was ist dem Herzen am nächsten, was kann nicht verdrängt werden? Was sollen die Ziele des Lebens sein? Und vor allem: wo ist unser Zuhause? Fragen von grundlegender Relevanz, auf die ungenügende Antworten folgen.

Dieser Roman behandelt - so wurde angekündigt - trotz seiner zeitlichen Ansiedelung im 19. Jahrhundert DIE Themen unserer Zeit: Hunger (nicht nur den nach Mahlzeiten), Klimaschutz, soziale Hierarchien, allem voran die Chancengleichheit (ob es sie jemals geben wird?) und die Frage, was Heimat eigentlich ist.

Betrüblicherweise sind die Antworten sämtlich ungenügend und sehr, sehr traurig: sie kreisen um mangelndes Vertrauen, Betrügereien unter Verwandten, fehlende Wärme und Ähnliches.

Ich hatte schon früh befürchtet, mit einem frustrierenden Ende konfrontiert zu werden, doch es kam noch schlimmer, als ich erwartet hatte. Nach der Lektüre des Romans musste ich mich ganz schön ablenken, um nicht dauerhaft von dieser Hoffnungslosigkeit angesteckt zu werden.

Bewertung vom 09.08.2021
Ein neuer Morgen für Samuel
Druart, Ruth

Ein neuer Morgen für Samuel


sehr gut

Wo gehöre ich hin?

Das hat sich Samuel bis zu seinem neunten Lebensjahr nie gefragt, denn er wähnte sich in Obhut seiner leiblichen Eltern, der Franzosen Jean-Luc und Charlotte., die mit ihm schon seit er sich erinnern kann, in den Vereinigten Staaten leben. Untereinander sprechen sie nur englisch.

Doch 1953 wird sein Vater von einem geheimnisvollen Staatsdienst abgeführt und sogar als Kidnapper verurteilt, denn es kommt raus, dass ihm Samuel als winziger Säugling übergeben wurde - von dessen eigener Mutter Sarah, die ins Konzentrationslager deportiert wurde, ebenso wie ihr Mann David.

Nachdem beide es geschafft hatten, zu überleben und glücklich nach Paris zurückkehrten, begannen sie sofort mit ihrer Suche nach Samuel,.

Da Charlotte und Jean-Luc aber keine Nachricht über den Verbleib von Samuel hinterlassen hatten, dauerte diese Suche weit über acht Jahre!

Samuel, der in den USA nur Sam genannt wurde, beginnt also 2953 ein zweites Leben bei seinen leiblichen Eltern, mit dem er nur schwer zurecht kommt.

Vor allem Sarah ist untröstlich, ihren so lange vermissten Sohn so distanziert zu erleben.

Wie es zu dieser Übergabe von Baby Samuel im Jahre 1944 in Paris kommt, wie es mit seinen beiden Elternpaaren weitergeht und ob Samuel noch mal glücklich wird - das alles beschreibt Autorin Ruth Druart in ihrem eindringlichen und ungewöhnlichen Roman.

Dieser vermochte mich über weite Strecken zu fesseln und zwar aufgrund seiner Authentizität und der Emotionalität, doch gelegentlich empfand ich ihn dann doch zu langatmig.

Ein schönes Buch, das ich allen empfehle, die sich für die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Jahre danach interessieren und gerne Romane darüber lesen.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Eine über weite Strecken gewissermaßen brutale Poesie, die stellenweise auch zart, ja sogar zärtlich werden kann, spricht aus den Seiten dieses Buches.

Die Hauptfigur ist Duchess Radley, ein junges Mädchen, das Tag für Tag mit der Vergangenheit konfrontiert wird. Mit dem, was in ihrer Familie geschah, lange bevor sie, lange bevor ihr kleiner Bruder Robin geboren wurde. Ihre Mutter Star führt ein verkommenes, verwahrlostes Leben, seit sie ihre eigene kleine Schwester verlor - umgebracht von Vincent King, der damals ihr eigener Freund war.

Es war kein Mord, es war quasi ein Versehen, doch Star muss damit leben und kann es doch nicht. Die schöne Star, die Nachts in der einzigen Bar des kleinen Ortes singt und von den lokalen Männern verachtet, aber noch mehr begehrt wird. Sie ist nur noch ein Wrack - Duchess, selbst noch ein Kind, muss sich um alle familiären Angelegenheiten kümmern. Sich selbst bezeichnet Duchess vor ihrer Umwelt, von der sie viel Ablehnung erfährt, ebenso wie vor sich selbst als Outlaw. Ihr als Einziger weit und breit zur Seite steht der lokale Polizist Walk, der immer schon die Hand über die Kinder gehalten hatte, auch über Star, soweit möglich.

Und dann wird Vincent King aus dem Gefängnis entlassen und es geschieht die nächste Tragödie. Duchess und Robin müssen weiterziehen zu ihrem Großvater Hal, den Duchess zunächst hasst, dann aber zu schätzen lernt. Sobald das erfolgt ist, passiert wieder etwas - und Duchess lernt, dass das Leben nur weitergehen kann, wenn sie noch mehr loslässt, als es bereits der Fall ist - und zwar das Einzige, was für sie im Leben noch zählt. Schafft sie das?

Eine Art moderner Western voll von tragischen Figuren - allen voran Duchess selbst. Ein Mädchen, das eigentlich nur Hass kennt und Liebe erst lernen muss. Allem voran, sich selbst zu lieben.

Ein Roman, der wehtut. Es geschehen reihenweise Ungerechtigkeiten, die mir quasi körperlich weh getan haben. Auch wenn Duchess, so hart und schroff sie sich auch gibt, vom Autor mit einer Zartheit dargestellt wird, die stellenweise gar in Zärtlichkeit umschlägt.

Eine Fragen blieben für mich offen, doch im großen und ganzen hat mich dieses Buch sehr berührt.

Bewertung vom 02.08.2021
Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben
Hirschhausen, Eckart von

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben


sehr gut

Prima Klima?
Nein, leider schon lange nicht mehr Obwohl es ganz zu Beginn der Corona-Krise einen Moment gab, in dem die Erde zumindest in unseren Gefilden ein klein bisschen aufatmen konnte. Doch der ist lange vorbei und nun droht das brennende Thema hinter den Aktualitäten des bundesdeutschen, europäischen und globalen Alltags zu verblassen.

Wer, wenn nicht Eckart von Hirschhausen, der stets präsente Unterhalter, aber auch Mahner (vor allem in seiner Königsdisziplin, der Medizin), könnte hier dem interessieren Laien - denn nichts anderes ist er selbst im Hinblick auf die meisten Aspekte der klimatischen Fragestellungen - einen fundierten, leicht lesbaren und anregenden Einblick in dieses Thema geben?

Denn anregend soll es ja sein - der interessierte Bürger soll sich nicht nur informieren, sondern auch handeln. Auch, wenn es nur im ganz Kleinen ist, nach der Auseinandersetzung mit diesem Buch (nicht Lektüre, denn man soll mehr tun als es nur lesen) sollte man bereit sein dafür.

Und selbstverständlich sollte auch Bereitschaft zu weiteren Recherchen vorliegen. Auch dafür gibt es mannigfaltige Anregungen!

Bewertung vom 01.08.2021
Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2
Graw, Theresia

Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Wie auch im Vorgängerroman, in dem das Leben der Familie Twardy in Ostpreußen vor und während des Zweiten Weltkriegs dargestellt wird, fühle ich mich fast als Teil der Handlung, so dicht und atmosphärisch beschreibt Autorin Theresia Graw die Geschichte von Dora Twardy und ihren Lieben, ehemaligen ostpreußischen Gutsbesitzern, die es nach dem Zweiten Weltkrieg in die Nähe von Lüneburg verschlagen hat, wo sie ganz von vorn beginnen müssen.

Dora lässt sich nicht unterkriegen und schafft es, einen Studienplatz in Tiermedizin zu ergattern: ausgerechnet an der Humboldt-Universität Berlin im Ostteil der Stadt, wohin sie mit ihrem Ziehkind Clara, der Tochter ihrer großen Liebe Curt, aufbricht.

Dort lebt Dora bei Verwandten, denn ihr jüngerer Bruder ist nach dem Krieg im Osten Berlins hängen geblieben und hat in eine Familie eingeheiratet, deren Oberhaupt voll und ganz im Dienste des neuen Regimes und damit auch Moskaus steht, wie Dora schnell klar wird. Teilweise ist das sogar hilfreich für sie und Clara und erleichtert ihnen das Einleben um einiges.

Nach einem hoffnungsfrohen Beginn wird ihr, nicht zuletzt durch die Zerschlagung des Aufstandes vom 17. Juni 1953, an dem sie teilgenommen hat, allerdings klar, dass dort kein Bleiben für sie ist.

So findet sie sich bald wieder auf der Suche nach einem festen Platz für ihr Leben. Und nicht nur für sich, sondern auch für Clara und Curt, den sie gefunden hat - doch noch verhindert vieles ihren Start in ein gemeinsames Leben.

Wieder ist es der Autorin meisterhaft gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit aufleben zu lassen, die Unterschiede zwischen Nord und West, zwischen Stadt und Land spürbar zu machen. Ich war so sehr in die Geschichte Doras und ihrer Lieben versunken, dass ich förmlich die Protestrufe der Demonstranten hörte, um nur ein Beispiel zu nennen.

Ein ganz besonderer, authentischer Roman, der mich begeistert hat!

Bewertung vom 30.07.2021
Familie ist, wenn man trotzdem lacht
Busch, Wiebke

Familie ist, wenn man trotzdem lacht


gut

Drei Zimmer; Küche, Diele, Bad
mitten in Hamburg: das kann für eine vierköpfige Familie ganz schön eng werden! Steffi sucht, von ihrem Mann Arno nur halbherzig unterstützt, schon seit Jahren eine größere und komfortablere Bleibe für ihre Familie.

Doch Hamburg ist komplett zu, was von Miethaien und anderem raffgierigem und wollüstigen Gesocks schamlos ausgenutzt wird, was die Finanzen, aber auch anderes angeht.

Dann vielleicht raus aufs Land? Steffi lernt rasch, dass es auch da ganz schön viele Minusse gibt, allem voran die tägliche ewig lange Anfahrt in die Stadt zum Arbeitsplatz. Bis Steffis Freundin Helen zufällig Flora Blum kennenlernt, eine alte Dame mit einem viel zu großen Haus....

Ein schönes und überaus aktuelles Thema, das aber leider sehr behäbig und vorhersehbar erzählt wird. Hier wäre ein Zweier-Team ideal gewesen: Wiebke Busch mit ihren Einfällen und Recherchen und mit jemandem an ihrer Seite, der einen deutlich flotteren Schreibstil pflegt.

So ist es ganz ok für zwischendurch - aber unbedingt gelesen haben muss man das nicht...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2021
Für ein Leben
Woelk, Ulrich

Für ein Leben


gut

Zwei sich parallel entwickelnde Handlungsstränge über zwei interessante Frauen: Niki, Hippietochter, aufgewachsen u.a. in einem Ashram, vor allem jedoch in Mexiko und Lu Berlinerin mit Multikulti-Hintergrund und einem mehr als komplexen Vater bewegen sich lange aufeinander zu, bis die Frauen endlich zusammenkommen. Da auf dem Weg dahin (und auch während des Weges) auch andere Menschen, die über kurz oder lang eine größere Rolle für eine der beiden Frauen spielen, auftauchen, gibt es eine Menge Biographien, die im Handlungsverlauf zu erlesen sind - man kann sich im Eifer des Gefechts auch leicht vertun! Ich hatte bereits einige Bücher des Autors gelesen, die mir gut gefallen haben und freute mich daher sehr über die Möglichkeit, dieses Buch zu lesen und zu rezensieren.
Es ist deutlich länger als andere mir bekannte Bücher von Ulrich Woelk und das hat auch eigentlich überhaupt nichts mit der Qualität zu tun. Doch im Vergleich zum bspw. von mir sehr geschätzten "Der Sommer meiner Mutter" gibt es einen riesengroßen Unterschied: in vorliegendem Roman kommen immer wieder erhebliche Längen vor - ein stilistisches Instrument, mit dem ich Woelk bisher so gar nicht in Verbindung gebracht habe.

So eindringlich und intensiv er seine Figuren zeichnet, so sehr verheddert er sich in zahlreichen Nebenschauplätzen und -figuren. Gelegentlich entstand während der Lektüre der Eindruck, dass er immer mehr "Nasen" auflaufen lässt, weil ihm diese Art der Darstellung liegt.

Und dann der viele Sex! Ich hatte leider das Gefühl, dass so manche Beziehung - und in diesem dicken Roman gab es ganz schön viele unterschiedlicher Art - durch Sex oder eben auch durch dessen Fehlen definiert wird.

Für mich interessantere Aspekte wie das Stadtbild Berlins zu Zeiten der Wende bleiben dadurch auf der Strecke.

Keine Frage, auch dieser Roman ist, wie alle mir bisher bekannten "Woelks" ausgesprochen süffig zu lesen und der Autor macht es dem Leser leicht, am Ball zu bleiben. Trotzdem war ich froh, als ich diese Lektüre beendet hatte!

Bewertung vom 23.07.2021
Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1
Kunnas, Noora

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1


sehr gut

Tolle Ferien verleben Lilli und ihr Bruder Mikko bei ihrem Onkel Jim. Und das, obwohl dieser Kinder überhaupt nicht leiden kann und sie bestenfalls ignoriert.

Aber: diesmal haben die beiden Bekanntschaft gemacht mit Jims Nachbarin Flora und deren Kumpels: einem sprechenden Hahn und einem einbeinigen ehemaligen Käptn.

Flora hat so gar nichts von einer Oma - außer dem Aussehen! Sie benimmt sich, als wäre sie selbst ein Kind, das aber viel mehr darf als "normale" Kinder - mit dem Seniorenmobil durch die Stadt brettern, als wäre sie Teil einer Motorrad-Gang. Rumrosinen einlegen und essen (und verratet nicht weiter, dass Lilli und Mikko auch welche abbekommen haben).

Mit Flora werden die Ferien zu einem einzigen Abenteuer und die Kinder unterstützen Flora und ihre Freunde dabei, Gerechtigkeit in die Stadt zu bringen.

Ein modernes Märchen, dass ich als ein wenig überzogen fand, das kleinere Kinder aber ganz sicher entzücken wird. Man muss ja gar nicht alles verstehen, Hauptsache, es ist wild und übermütig. Und das ist es definitiv!

Bewertung vom 22.07.2021
Nachttod / Hanna Duncker Bd.1
Mo, Johanna

Nachttod / Hanna Duncker Bd.1


sehr gut

Nach fünfzehn langen Jahren kehrt Hanna zurück in ihre Heimat: auf die Insel Öland, die sie direkt nach dem Abitur verließ. Inzwischen ist sie Polizistin geworden. Auf Öland ist sie immer noch die Tochter eines verurteilten, inzwischen verstorbenen Mörders. Man begegnet ihr entsprechend und nicht nur einmal kommentiert Hanna mit "ich bin nicht mein Vater".

Die Arme hat es echt nicht leicht: Gleich nach ihrem beruflichen Start wird die Leiche eines vermutlich ermordeten Teenagers aufgefunden und schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um Joel, den Sohn ihrer ehemals besten Freundin Rebecka handelt, mit der sie seit ihrem Fortgehen keinen Kontakt mehr hatte.

Bei der Untersuchung seines Umfeldes ergeben sich so einige Verdachtsmomente - er war mit einer ortsbekannten Krawallnudel über Kreuz, aber auch sein leiblicher Vater - Rebecka ist längst nicht mehr mit ihm zusammen - ist ein richtig brutaler Kerl.

Hannah arbeitet in einem Team mit Erik, der wohl als die helle Seite des Duos gelten soll: ein braungebrannter, blonder Enddreißiger mit Frau und Tochter, der Rebecka mit offenen Armen aufnimmt - ich empfinde ihn fast als ein bisschen aufdringlich und zudem trägt er im Vergleich zu Hanna deutlich weniger zu den Ermittlungen bei, was aber auch daran liegen kann, dass Hanna sozusagen in ihr altes Umfeld zurückkehrt.

Teils ein bisschen sehr ausführlich, auch wird immer mal wieder - nicht immer ganz passend - ein aktuelles Thema eingeschoben. Doch im großen und ganzen begeistert mich dieser Serienstart und ich sehe Band 2 mit großer Freude und vor allem mit Ungeduld entgegen.

Denn: Auch für mich war dies eine Rückkehr nach Öland, wo ich als Siebenjährige einen laaangen Sommer in einem Feriencamp verbrachte: sechs Wochen ohne meine Eltern. Würde man heute nicht mehr machen, aber mir hat es dort gefallen, abgesehen davon, dass das Essen mir nicht geschmeckt hat. Aber wie auch Hanna habe ich Freundschaften aus meiner Öland-Zeit- sie haben alle bis heute gehalten!

Es muss also nicht immer traumatisch zugehen auf dieser hübschen kleinen Insel, auf der auch das schwedische Königshaus eine Sommerresidenz besitzt. Mir hat dieser "kriminalistische" Ausflug abgesehen von den oben erwähnten Punkten wirklich gut gefallen und ich freue mich schon auf den nächsten Teil!

Bewertung vom 19.07.2021
Die Bücher des Monsieur Picquier
Roger, Marc

Die Bücher des Monsieur Picquier


sehr gut

Im Seniorenheim "Les Bleuets" weht ein anderer, viel frischerer Wind, seit es einen Vorleser gibt. Nämlich Hilfskoch Grégoire, der bislang mit Lesen so gar nichts am Hut hatte. Aber bei der Essensverteilung hat er den ehemaligen Buchhändler Monsieur Picqiuer kennen gelernt, dessen winziges Zimmer auch im Stile einer Buchhandlung eingerichtet ist - findet jedenfalls Grégoire, der sich zugegebenermaßen nicht allzu gut auskennt.

Aber: das Zimmerchen ist voll mit Büchern und dabei ist das nur ein Bruchteil vom persönlichen Besitz des alten Buchhändliers. Denn mehr passt hier nicht hinein. Das tragische: aufgrund seines Leidens kann der alte Herr sie gar nicht mehr selber lesen.

Grégoire, der es bisher so gar nicht mit Büchern hatte, den alten Herrn jedoch sehr schätzt, bietet sich daraufhin als Vorleser an, was von der Heimleitung als - zunächst winzig kleiner - Anteil seiner Arbeitszeit genehmigt wird. Grégoire wird richtig gut und er findet in dem alten Herrn überraschenderweise einen Vertrauten. Peu à peu wird er zum Vorleser des gesamten Seniorenheims.

Doch Monsieur Picquier geht es gesundheitlich immer schlechter und er hat eine große Bitte an Grégoire: es ist etwas ganz Unheuerliches, aber das verrate ich nicht.

Denn das Buch ist wirklich lesenswert - gerade in Zeiten, wo man so richtig gepackt werden will von einem Roman und zwar so, dass man ihn erst aus der Hand legt, wenn er wirklich zu Ende ist.

In vielen Aspekten war der vorliegende Roman ein solches Buch für mich, aber um mich so ganz und gar abzuholen, war ein bisschen zu viel Sex drin, auch an - aus meiner Sicht - unpassender Stelle. Aber ich kann mir vorstellen, dass es vielen noch besser gefällt, zumal die Handlung komplett aus der Sicht von Grégoire geschildert wird, was den eigentlichen Charme des Buches ausmacht.

Ich wollte und erwartete ein bisschen zu viel. Wer jedoch einfach einen Roman lesen will, der süffig ist, dazu Tiefe und einen leisen Humor gekonnt vereint, der ist hier an der richtigen Stelle!