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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Xirxe
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Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2014
Keiner kommt davon - eine Geschichte vom Überleben
Nicholls, Sally

Keiner kommt davon - eine Geschichte vom Überleben


sehr gut

1349 - die Pest hat den europäischen Kontinent fest im Griff, Millionen Menschen sterben. Auch das Dorf, in dem die 14jährige Isabel mit ihrer Familie lebt, bleibt davon nicht verschont und schon muss auch sie im direkten Umfeld ihrer Bekannten, Freunde und Verwandten die ersten Toten beklagen.
Es ist eine unglaublich düstere und streckenweise sehr hoffnungslose Lektüre, man wird von dem grenzenlosen Grauen das in dieser Zeit herrschte, förmlich hineingezogen in dieses Buch (vielleicht sollte man es als Erwachsene/r mit jugendlichen LeserInnen gemeinsam lesen). Die Hauptperson Isabel ist für ihr Alter und die damalige Zeit sicherlich überdurchschnittlich reflektiert, vielleicht schon fast etwas zu viel. Denn obwohl mir die Schrecken dieser Pestzeit deutlich vor Augen traten, hatte ich dennoch nur selten das Gefühl, mich im Mittelalter zu befinden. Theoretisch hätte sich das Ganze auch vor 150 Jahren in einem hinterwäldlerischen Dorf ereignen können. Doch die Gedanken Isabels machen dafür deutlich klar, wie schwach es um Nächstenliebe und Empathiefähigkeit gerade in Notzeiten gestellt ist. Fast jede/r ist sich selbst dann am nächsten und nur Wenige noch halten die Fahne der Barmherzigkeit und Menschenliebe empor. Für Isabel selbst wird diese Zeit zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst - was und wer ihr wichtig ist und wie weit sie dafür bereit ist zu gehen. Und dass es sich lohnt, für das Leben zu kämpfen.
Spannend - auch für Erwachsene!

Bewertung vom 09.05.2014
Ich glaube, es hackt!
Schrödel, Tobias

Ich glaube, es hackt!


sehr gut

Nicht erst seit den Enthüllungen Edward Snowdens ist klar, dass im digitalen Zeitalter Überwachung, Manipulation und Betrug eine ganz neue Qualität entwickelt haben. Doch was dies für das eigene Leben bedeutet, ist den meisten Menschen noch immer unklar. Während die Einen nun vollständig die Finger von PCs und ähnlichem lassen ('Viel zu gefährlich. Nix für mich!'), ist es Anderen entweder völlig gleichgültig ('Ich hab' nichts zu verbergen.') oder sie ergeben sich resigniert in ihr Schicksal ('Man kann ja eh nix machen.')
Tobias Schrödel versucht hier mit seinem Buch Abhilfe zu schaffen. Und gleich vorweg: Dies gelingt ihm auf wirklich unterhaltsame Weise, was bei einer so drögen Materie wie IT-Sicherheit nicht gerade eine Selbstverständlichkeit ist. Es geht um so alltägliche Themen wie u.a. Passwörter, Handys, E-Mails oder Online-Einkäufe, aber auch um exotischere Dinge wie Biometrie oder Funknetze. Die jeweiligen Kapitel sind wiederum in recht kurze, überwiegend nur 2-3seitige Artikel unterteilt, die immer mit einer meist amüsanten Einleitung aus dem 'normalen' Leben beginnen. Schrödel schreibt locker-leicht und ich habe die ganzen 361 Seiten mit einem permanenten Grinsen gelesen - und trotzdem (oder gerade deshalb?) viel Neues und Interessantes erfahren und gelernt. Auch wenn es als Ergebnis erschreckend ist wie weit sich die technischen Möglichkeiten schon entwickelt haben, macht der Autor klar, dass man etwas dagegen tun kann. Man muss es nur tun! Zugegeben, einen 100%igen Schutz gibt es nicht, aber wo gibt es den schon?
Weshalb dann nach solch einer Lobeshymne ;-) nicht die volle Punktzahl? Obwohl dieses Buch ganz klar für IT-Laien geschrieben wurde, gibt es doch immer wieder Fachausdrücke die nicht erklärt wurden: Algorithmus, Bootbereicht, Logfile... Weiterhin habe ich mich bei manchen Artikeln gefragt, was sie in diesem Buch sollen: Beispielsweise wie man bei einer Autovermietung ein Upgrade bekommt oder wie man ein zweites Getränk im Flieger erhält. Glücklicherweise gibt es nur wenige dieser 'Ausrutscher'. Daher ist dieses Buch wirklich Allen, die bisher nur keine oder wenig Ahnung von IT-Sicherheit haben, wärmstens ans Herz zu legen!

Bewertung vom 30.04.2014
Mission Hydra
Robinson, Jeremy

Mission Hydra


gut

Na hier fliegen aber die Fetzen im wahrsten Sinne des Wortes - und zwar keine Klamotten ;-) Was mit einem mysthisch anmutendem Prolog beginnt (weit vor Christi-Geburt folgen Männer einer Art Gott, um für ihn in den Tod zu gehen), entfaltet sich in kürzester Zeit zu einem heftigen Action-Thriller, der nach und nach in ein riesiges Gemetzel übergeht. Archäologen haben in Peru offenbar Überreste der Hydra entdeckt. Doch sie sind nicht die einzig Interessierten: Ein Multimillionär will um jeden Preis das Geheimnis der Unsterblichkeit lüften und braucht dazu die DNA der Hydra. Dafür geht er über Leichen - im wahrsten Sinne des Wortes...
Tja, was will man von solch einem Buch schon erwarten? Tiefgründige Gespräche? Protagonisten mit feinsinnigen Persönlichkeiten? Bedeutungsschwere Gedanken und Fragen? Sicherlich nicht, denn hierfür wäre bei der Hochspannung unter der die Geschichte steht, schlicht weder Zeit noch Raum. Ein Nervenkitzel folgt dem nächsten und ein Abenteuer jagt das andere. Man kommt beim Lesen überhaupt nicht dazu sich noch Fragen nach dem Warum, Wieso und/oder der Sinnhaftigkeit zu stellen. Das Ganze ist völlig überzogen und so gut wie überhaupt nicht glaubwürdig, doch die Story ist einfach spannend zu lesen. Zudem hält sich trotz der ganzen Action und der stattfindenden Materialschlacht das Waffenfachchinesisch noch in Grenzen, sodass man ohne Schwierigkeiten darüber hinwegsehen kann.
Sicherlich kein literarischer Höhepunkt ;-) das Ganze, aber für Action- und Splattermoviebegeisterte vermutlich ein Genuss. Für den Rest - spannend aber mehr auch nicht.

Bewertung vom 28.04.2014
Du bist ein Künstler
Bantock, Nick

Du bist ein Künstler


sehr gut

Für dieses Buch benötigt man Zeit - und zwar mehr als für andere. Normalerweise habe ich ein Buch mit 200 Seiten in nicht mehr als vier Tagen (wenn überhaupt) gelesen, aber nun bin ich schon fast drei Wochen dabei - und brauche vermutlich nochmal so lange. Denn hier wird nicht nur Lesestoff konsumiert, nein, man muss auch selbst aktiv werden. Und das dauert einfach.
Nicht weniger als in jeder Leserin und jedem Leser die Kreativität zu wecken ist das Ziel von Nick Bantock, der selbst mehr Künstler ist als Autor. Hierzu hat er 49 Übungen entwickelt mit sehr unterschiedlichem Zeitaufwand: Manche sind in 10 Minuten erledigt, an anderen kann man das ganze Wochenende sitzen. Es wird gebastelt, geschrieben, gesprochen, gemalt undundund - unglaublich, wieviele Möglichkeiten in diesem Buch aufgeboten werden. Und das Alles, ohne dass man allzu viele Sachen dafür benötigt. Häufig reicht ein Stift und Papier.
Wie es sich für ein kreativitätsförderndes Buch gehört ;-) ist die Aufmachung ausgesprochen anregend sowie kunst- und phantasievoll. Auf festem weissem Papier finden sich überall zwischen den Anleitungen kleine und große Bilder, Zeichnungen, Collagen, Fotografien von Skulpturen, Alltäglichem undundund. So macht es einfach auch Freude, 'nur' darin herumzublättern.
Wer gerne mal etwas Anderes machen möchte (und vor allem auch die Zeit hat bzw. sie sich nimmt), wird viele schöne Anregungen in diesem Buch entdecken - und vielleicht für sich selbst ein neues Hobby. Ansonsten ist es auch eine wunderschöne Geschenkidee ;-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2014
Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden
Heinzen, Georg; Koch, Uwe

Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden


sehr gut

Anfang der 80er gab es potentielle Lehrer ohne Ende - und keine Stellen. Junge Menschen, die sich voller Idealismus in ein Lehramtsstudium gestürzt hatten, mussten feststellen dass ihr Wissen und ihre Kenntnisse nicht gebraucht wurden. Mathias Grewe, geboren 1955, ist einer von ihnen. Von seinen Eltern gefördert und gefordert (er soll es einmal besser haben als sie) sind seine eigenen Erwartungen an das Leben anspruchsvoll: der Beruf soll nicht nur den Lebensunterhalt sichern sondern auch einem höheren Sinn dienen. Die Gesellschaft will er mitgestalten, aktiv in der Demokratie mitwirken. Voller Idealismus und Enthusiasmus engagiert er sich in der Friedensbewegung, demonstriert gegen die Stationierung der Pershing-II-Raketen, schreibt Flugblätter und erledigt so 'nebenbei' sein Studium. Doch irgendwann beginnt er zu realisieren, dass seine Zukunftspläne wohl anders verlaufen werden als geplant, denn es gibt wesentlich weniger Lehrerstellen als Anwärter. Und so findet er sich mit 30 Jahren als Aushilfsfahrer wieder und zieht ein Resümee.
1985 erschien dieses Buch und obwohl ich mehrere Jahre später als der Protagonist an der Uni weilte, sind die Verhältnisse derart exakt beschrieben, dass ich ständig nur zustimmend grinsend nicken konnte. Der Glaube an ein besseres Leben, die Weigerung sich als ein Rädchen in den kritiklosen Konsumkreislauf integrieren zu lassen, sich nicht in einen Kokon des Privatlebens einzuhüllen sondern aktiv auch am politischen Leben teilzunehmen - hehre Vorsätze, die zumeist zugunsten einer möglichen Karriere schnell über Bord geworfen wurden. Und heute, fast 30 Jahre später, sieht es nicht viel anders aus. Nur wird nun die Karriere direkter angestrebt und mögliche anderweitige gute Vorsätze bezüglich einer eventuellen Verbesserung der Gesellschaft häufig nur noch zum eigenen Vorteil verfolgt. Tja, manches ändert sich wohl nur wenig...

Bewertung vom 24.04.2014
Der Zorn des Lammes
Groschupf, Johannes

Der Zorn des Lammes


ausgezeichnet

Jazz und Milan sind zwei junge Menschen die sich noch nie zuvor begegnet sind. Ihre Wege kreuzen sich in Berlin in einem Bus der Linie 29, mit dem Beide immer wieder quer durch die Stadt fahren. Während Jazz den jungen Mann nur beiläufig registriert, ist Milan sofort völlig vernarrt in das Mädchen. Er ist sich sicher: Sie sind füreinander bestimmt.
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Protagonisten erzählt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Einmal Jazz, die direkt nach der Schule aus einer Kleinstadt nach Berlin gezogen ist, um dort ein Praktikum bei einer Zeitung zu machen. Sie hat noch schwer mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, durch die ihr Leben bei den Eltern stark eingeengt wurde. Und dann Milan: Auch ihn plagt seine Vergangenheit, wenn auch in völlig anderer Art und Weise. Er hört Stimmen in seinem Kopf die ihm heftig zusetzen, immer wieder und wieder, doch er ist sich sicher, sie bezwingen zu können. Ebenso wie er sich sicher ist, dass Jazz und er zusammengehören.
Es ist eine beklemmende Lektüre, Jazz in ihrer Unbedarftheit zu erleben und gleichzeitig zu wissen, welche verrückte Ideen Milans Denken beherrschen. Man ahnt worauf alles hinausläuft und dann - tja, das werde ich hier natürlich nicht schreiben ;-)
In jedem Fall lässt einen die Geschichte nicht so schnell wieder los, denn das Alles wirkt derart realistisch, dass es so und genau so überall immer wieder passieren könnte. Ein klasse Thriller, der zwar als Jugendbuch annociert wird, aber ohne Weiteres auch im 'Erwachsenenbereich' mithalten kann. Und jetzt besorge ich mir noch das erste Buch des Autors ;-)

Bewertung vom 15.04.2014
Ich und die Menschen
Haig, Matt

Ich und die Menschen


sehr gut

Ein Wesen aus einer anderen Welt, die ausschließlich von Rationalität und Logik geprägt und deren höchste Wissenschaft die Mathematik ist, schlüpft in die Hülle eines irdischen Mathematikers, um sämtliche Spuren dessen Arbeit zu vernichten. Was die Eliminierung von Menschen, die von seiner Arbeit Kenntnis hatten, mit einschließt. Doch der Auftrag ist nicht so leicht durchzuführen wie gedacht, denn das Wesen findet sich plötzlich wieder inmitten einer Familie, da sein Alter Ego Frau und Sohn hat. Wider Erwarten beginnt er die Menschen als Individuen zu betrachten und entwickelt zu seiner Überraschung Gefühle - etwas, was ihm bislang völlig unbekannt war. Er fragt sich, was die Menschen ausmacht und kommt zu erstaunlichen Erkenntnissen - sowohl für ihn selbst wie auch für die Lesenden.
Eine geschickte Idee, die Kritik an unserer Gesellschaft und unserem Way of Life aus der Warte eines höchst rationalen und logisch denkenden Wesens zu formulieren, das zudem eine Lanze bricht für mehr Gefühl und weniger Ökonomie in jeder Form. Die Umstände und Widersprüchlichkeiten unseres Alltags, in dem Effizienz und Effektivität als höchste Gebote Menschlichkeit und Mitgefühl nur noch wenig Raum lassen und dem wir uns ohne allzu großes Widerstreben nur zu häufig fügen, werden aus Sicht eines Einsteigers in die menschliche Gefühlswelt kritisch hinterfragt. Und nur allzu oft kann man seinen Gedanken nichts weiter als zustimmen. Darumherum rankt sich eine zarte Vater-Sohn- wie auch Liebesgeschichte, die durch die benannten Gegebenheiten nicht eben geradlinig verlaufen, aber genau deshalb immer wieder für komische Situationen gut sind.
Ein unterhaltsames Buch das ernsthafte Fragen aufwirft, ohne jedoch betulich zu wirken. Das könnte sogar Naturwissenschaftlern gefallen ;-)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2014
Das Labyrinth der Wörter
Roger, Marie-Sabine

Das Labyrinth der Wörter


sehr gut

Germain, Mitte 40, ist zumindest wissensmäßig betrachtet ein großes Kind geblieben. Vater unbekannt, von der Mutter nicht geliebt und nur als Last betrachtet, mogelte sich der kleine Germain so durch die Schule und glänzte mehr mit seiner Abwesenheit als durch gute Noten. Da auch sein Lehrer keinerlei Interesse zeigte, mehr Zeit als nötig für ihn aufzubringen, verließ er die Schule praktisch als Analphabet und schlägt sich seitdem mit Gelegenheitsjobs durch. Doch was ihm an Kenntnis und Kultur fehlt, macht er durch Herzensbildung wieder wett. Eines Tages lernt er beim Taubenzählen Margueritte kennen, eine hochgebildete und belesene alte Dame, mit der er sich anfreundet und die ihm die Welt der Wörter, der Bücher und des Denkens nahe bringt. Und Germain beginnt, sich eigene Gedanken zu machen...
Und dieses Buch hat man verfilmt? Ich muss gestehen, dass ich mir das nur schwer vorstellen kann, da ein Großteil der doch eher mageren (da häufig nur halbvollen) 220 Seiten die Gedankenwelt des Protagonisten widerspiegelt. Es ist ein leicht und auch schnell zu lesendes Buch, denn die Autorin behält konsequent die Schlichtheit der Sprache Germains bei. Doch genau durch diese Schlichtheit wirken viele der Überlegungen so anrührend, da komplexe Gedanken durch einfache Sachverhalte erklärt werden - wie bei einem Kind, dem noch die Fähigkeiten fehlen, sich auszudrücken: 'Wenn man unkultiviert ist, heisst das nicht, dass man nicht kultivierbar ist. Man muss nur an einen guten Gärtner geraten.' (Und mit Gartensachen kennt sich Germain aus!).
Schöne, gefühlvolle Unterhaltung, die einen vielleicht den Gedanken 'Mensch, ist die/der dumm!' mit etwas mehr Zurückhaltung benutzen lässt.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2014
Mann im Dunkel
Auster, Paul

Mann im Dunkel


ausgezeichnet

Nur eine Nacht umfasst die Rahmenhandlung dieses Buches, doch die Geschichten die darin erzählt werden, würden locker für eine ganze Woche ausreichen.
August Brill, 72jähriger verwitweter Literaturkritiker, lebt seit einem Unfall der ihn zum Krüppel machte, bei seiner geschiedenen Tochter Miriam, die ebenso unglücklich ist wie er. Zu den Beiden gesellt sich noch Augusts Enkelin Katya, Miriams Tochter, die sich die Schuld am Tod ihres Ex-Freundes gibt und deren Lebensenergie gerade noch dazu ausreicht, sich gemeinsam mit ihrem Großvater Filme anzuschauen. Wie in fast jeder Nacht kann Brill nicht schlafen und so beginnt er, sich eine Geschichte auszudenken um möglichen Erinnerungen (und ganz besonders einer bestimmten) aus dem Weg zu gehen. Owen Brick lebt mit seiner Frau ein normales kleines Leben bis er sich eines Morgens in einer Grube wiederfindet, gekleidet in eine Soldatenuniform. Nach und nach wird ihm klar, dass er sich in einer Parallelwelt befindet - aber noch immer in der gleichen Zeit und im gleichen Land. Dort herrscht ein Sezessionskrieg, der schon Tausende Menschen das Leben gekostet hat. Und Owen wurde dazu ausgewählt, diese Barbarei zu beenden. Doch dafür muss er einen Menschen töten...
Wie schon erwähnt, ist dies nicht die einzige Geschichte des Buches. Brill schreckt immer wieder aus seiner Phantasie auf und verliert sich dann in Erinnerungen, in denen ebenfalls wieder Geschichten erzählt werden, die ohne weiteres die Grundlage für ein eigenes Buch sein könnten.
Es sind traurige Erzählungen, die aber zumindest ein kleines bisschen Trost enthalten: die Frau deren Mann verschwand, sie aber immer liebte; der SS-Offizier der das junge Mädchen hoffnungslos liebte und ihr und ihrer Familie zur Flucht verhalf; Owen Brick, der ein Land von einem Krieg befreien soll - doch um welchen Preis? Und Brills Leben selbst, der sich nie verzeihen kann, was er seiner geliebten Sonja antat...
Es ist das erste Buch von Auster, das ich gelesen habe und ich bin hin und weg. Nicht nur dass er gut erzählen kann, er ist auch in der Lage diesen an sich schon packenden Geschichten so viel Hintergründiges mitzugeben, dass man ständig zum Weiterdenken angeregt wird. Da führen die USA mal keinen Krieg gegen Dritte - und schon erheben sie die Waffen gegeneinander. Oder welche Aussagekraft Gegenstände in Filmen entwickeln können - beeindruckend. Soll ein Mensch einen anderen töten, um das Leben vieler anderer zu retten?
Suchte ich nach einem Motto für dieses Buch, wäre es 'Das Leben ist enttäuschend...' - ein Satz der in einem der beschriebenen Filme fällt und vermutlich jeder der Personen in diesem Haus zugeschrieben werden könnte. Doch 'Und die wunderliche Welt dreht sich weiter' - ein Zitat von Rose Hawthorne, das am Ende des Buches auftaucht und (irgendwie allen) wieder Mut macht.