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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 527 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2014
Aethersturm
Gerdom, Susanne

Aethersturm


ausgezeichnet

So toll wie der erste Band

Schon der erste Band der Ætherwelt-Dilogie hat mich begeistert, und der zweite steht diesem in nichts nach.

Die Autorin wirft uns anfangs einige Wochen in der Zeit zurück. Der erste Abschnitt spielt zu einer Zeit vor „Æthermagie“. Hier lernen wir Jenö, einen jungen Halbengel kennen, der für die weitere Geschichte noch wichtig sein wird. Schon bald tauchen dann auch die Charaktere, die ich im ersten Band kennen und lieben gelernt hatte, wieder auf: Kato, Mizzi, die Milans und viele andere. Auch die Handlungsorte sind dem Leser schon aus dem ersten Band bekannt: der Laden von Meister Tiez, die Kanalisation unter Wien oder die Irrenanstalt am Brünnlfeld. Ja, auch ins Brünnlfeld werden wir wieder gelockt, doch keine Angst, diesmal verschont uns Susanne Gerdom mit allzu erschütternden Beschreibungen von Behandlungsmethoden.

Es droht Krieg zwischen den Menschen und den Engeln, die die Versklavung der Elementare aufgehoben sehen wollen. Die Kaiserin ist verschollen, ebenso Meister Tiez, der Korridor in dessen Laden droht zu kollabieren. Der rote und der schwarze Milan arbeiten daran, das Ætheroskaph zu reparieren, um mit dessen Hilfe Tiez zu finden, auf dem alle Hoffnungen ruhen. Es klemmt also an allen Ecken und Enden, und mehr als einmal scheint die Lage aussichtslos. Nichtsdestotrotz lassen sich unsere jungen Freunde nicht entmutigen. Mit Hilfe der Elementare bringen sie manches Kunststück zustande, werden oft genauso überrascht wie der ahnungslose Leser und finden nebenbei noch die Liebe.

Wie man es von Susanne Gerdom gewohnt ist, sind auch in diesem Buch die Figuren äußerst liebevoll und facettenreich ausgearbeitet. Dazu kommt eine wunderbar bildhafte Sprache, die das Lesen zu einem großen Vergnügen macht. Das Handlungsgerüst ist ein komplexes Netz aus verschiedenen Fäden, die sich schließlich alle an einem Punkt treffen und in einem Aha-Erlebnis gipfeln.

Ich muss zugeben, den magischen Verwirrungen der Zeit konnte ich nicht immer hundertprozentig folgen. Das hat das Lesevergnügen aber keinesfalls geschmälert. Toll beschrieben war es allemal und für Spannung sorgte es auch.

Fazit:
Eine Mischung von Steampunk und Fantasy mit einer neuartigen Idee, garniert mit liebenswerten Figuren, einem tollen Sprachstil, viel Spannung und einer Prise Humor.

Bewertung vom 09.06.2014
Als Gott schlief - Ein Fall für Jutta Stern und Tom Neumann 1 (eBook, ePUB)
Wind, Jennifer B.

Als Gott schlief - Ein Fall für Jutta Stern und Tom Neumann 1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Inhalt:
In Wien wird die Leiche des bestialisch gefolterten und ermordeten Weihbischofs Heuss aufgefunden. Wer war zu einer solchen Tat fähig und warum? Schon bald wird die Leiche eines Pfarrers in München entdeckt, und den zuständigen Ermittlern der Wiener Kripo wird schnell klar, dass sie es mit demselben Täter zu tun haben. Was verbindet die beiden Geistlichen? Hat der Mörder einen Hass auf die katholische Kirche? Die Spuren weisen in eine ferne Vergangenheit …

Meine Meinung:
Jennifer B. Wind hat sich mit ihrem Thriller an ein brisantes Thema herangewagt, das sie sehr gut recherchiert hat. Dafür hat sie meinen vollen Respekt. Auch wenn die Handlung fiktiv ist, ist sie doch an wahre Begebenheiten angelehnt. Wenn man sich das vor Augen hält, wird einem ganz anders. Ich möchte vom Inhalt nicht zu viel verraten, aber ich finde, dieses Buch sollte aufgrund des tatsächlichen Hintergrunds von möglichst vielen Menschen gelesen werden. Um ein intensives Nachdenken und Erschüttertsein wird man nicht herumkommen. Wer allzu empfindlich ist, sollte aber vielleicht doch lieber die Finger davon lassen. Man könnte Albträume davon bekommen.

Ich habe mir überlegt, das Buch mit 5 Sternen zu bewerten, einfach weil ich es wichtig finde, dass es gelesen wird. Doch gibt es einige Punkte, die ich nicht so gelungen finde, wie das bei einem 5-Sterne-Buch der Fall wäre, deshalb „nur“ sehr gute 4 Sterne ;-)

Der Schreibstil ist flüssig, gut zu lesen, aber nicht außergewöhnlich. Der Aufbau der Handlung ist sehr gut gelungen. Es wechseln sich Passagen in der Gegenwart mit Szenen aus der Vergangenheit ab. Je weiter die Morde und die Ermittlungen in der Gegenwart fortschreiten, umso mehr Einblick erhält man in die Schrecken der Vergangenheit und kann beides schon bald miteinander verknüpfen. Dabei folgen auf extrem schwer zu ertragende Abschnitte immer wieder leichtere, sodass man als Leser wieder verschnaufen kann.

Jutta Stern und Tom Neumann sind zwei Kripo-Beamten, die mir gleich sympathisch waren. So habe ich ihnen gerne bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen. Vor allem Tom ist eine tolle Figur, nicht umsonst hat er den Spitznamen „Einstein“. Seine Intelligenz und sein Charme bringen die Ermittlungen gut voran. Obwohl ich diese beiden Charaktere an und für sich sehr mochte, konnte ich manche ihrer Handlungsweisen dann doch nicht wirklich nachvollziehen bzw. es war mir um sie herum zu viel konstruiert, was mit dem Fall nicht in Zusammenhang steht. Klar braucht ein Thriller, zumal wenn es eine Reihe werden soll wie im vorliegenden Fall, eine gewisse entwicklungsfähige Rahmenhandlung, aber hier wirkte es auf mich ein bisschen aufgesetzt, zu gewollt. Das könnte natürlich damit zusammenhängen, dass der Kriminalfall hier so unerhört ist, dass ich mir eigentlich gar keine Fortsetzung vorstellen kann. Aber keine Sorge, der Fall an sich ist abgeschlossen.

Fazit:
Lesen!

Bewertung vom 08.06.2014
Phantasmen
Meyer, Kai

Phantasmen


sehr gut

Inhalt:
Rain und Emma sind Waisen. Ihre Eltern kamen vor drei Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Seitdem ist ihr Leben etwas durcheinander. Seit eineinhalb Jahren tritt auf der Erde ein seltsames Phänomen auf. Die Geister der Toten erscheinen an der Stelle, wo die Menschen gestorben sind. Hier stehen sie unverrückbar und erstrahlen in einem hellen Licht. Das Auftauchen der Geister folgt einem zeitlichen Plan, es tauchen nicht alle auf einmal auf. Als der Tag gekommen ist, an dem Rains und Emmas Eltern als Geister erscheinen sollen, fahren die beiden aus Wales quer durch Europa bis zu der Absturzstelle in der Wüste in Spanien, um sich von ihren Eltern zu verabschieden, einen Schlussstrich zu ziehen und ihr Leben neu zu beginnen. Hier lernen sie Tyler kennen, einen Norweger, der wegen seiner Freundin Flavie gekommen ist.

Die Geister erscheinen. Doch plötzlich passiert etwas ganz Unerwartetes. Sie lächeln, und es ist ein böses Lächeln. Rain und Emma flüchten zum Glück, denn es stellt sich heraus, dass das Lächeln der Geister tödlich ist. Das Lächeln verebbt, doch es wird wiederkommen, und wer zu nah dran ist, wird sterben. So wird es schnell immer mehr Geister geben und es wird schwierig sein, ihnen auszuweichen. Damit nicht genug, bekommen es Rain, Emma und Tyler auch noch mit einer Söldnergruppe zu tun, von denen sie fortan gejagt werden.

Meine Meinung:
Ich mag Kai Meyers Schreibstil. Er versteht es, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Bildhafte Beschreibungen, sodass auch direkt das Kopfkino in Gang gesetzt wird, interessante Charaktere und eine weitgehend durchdachte Handlung machen das Lesen zu einem wahren Vergnügen. Dabei punktet der Autor mit einem fantasievollen Geschehen, das außerdem höchst spannend abläuft.

Wir erleben die Handlung aus der Sicht der 19-jährigen Rain, die liebevoll um ihre jüngere Schwester Emma bemüht ist. Rain ist ein ziemlich kantiger Charakter, der mir über weite Strecken erst einmal suspekt blieb, obwohl sie als Ich-Erzählerin fungiert. Sie hat schon einiges mitgemacht in ihrem kurzen Leben und wenig Nähe erfahren. Doch nach und nach wird dieser Charakter immer mehr enthüllt.

Emma fand ich dagegen von Anfang an sehr interessant und schillernd. Ein äußerst intelligentes Mädchen mit einer enormen Auffassungsgabe und quasi ohne jede Angst, da es mit Gefühlen jeglicher Art bei ihr hapert. Sie trägt mit ihren unerwarteten klugen Sprüchen viel zur Handlung bei und war meine heimliche Heldin in dieser Geschichte.

Tyler fand ich zuerst gar nicht so sympathisch, wirkt er doch anfangs recht abweisend. Aber natürlich kann er die Mädchen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. So schließen sich die drei notgedrungen zusammen. Dabei entwickeln sich dann auch sachte Gefühle, doch spielen sie keine vordergründige Rolle, sondern runden die Charaktere einfach ab.

Die Beschreibung der Geister hat mich sehr fasziniert. Hier hatte ich direkt Bilder vor Augen, das strahlende Leuchten, das boshafte Lächeln, ganze Gruppen von Geistern, die neben- und übereinander stehen. Das wechselt von gruselig über wunderschön bis zu unvorstellbar.

Das Buch liest sich spannend wie ein Thriller. Man kann es kaum aus der Hand legen. Dabei ist alles so geheimnisvoll, dass man lange nicht weiß, wohin das alles führt und woher diese Geister plötzlich kommen. Kai Meyer hat so manche Überraschung eingebaut, die ich so nicht erwartet hätte.

Ich war beim Lesen wirklich total begeistert von diesem Buch und auch lange Zeit davon überzeugt, dass ich es mit 5 Sternen bewerten würde. Doch der Schluss, die Auflösung des Geisterrätsels, hat mich dann sehr unzufrieden zurückgelassen. Hier werden leider die genauen Zusammenhänge nicht erklärt. Es ist einfach so. Punkt. Das war mir dann einfach zu wenig. Aber das ist mein persönlicher Eindruck und sollte niemanden vom Lesen abhalten. Manchen Leuten wird die Ausführung so reichen.

Fazit:
Fantasievoll, gruselig, spannend - lesen!

Bewertung vom 29.05.2014
28 Tage lang
Safier, David

28 Tage lang


ausgezeichnet

Ein lebendiges Stück Zeitgeschichte

Inhalt:
1942/1943, Polen. Die 16-jährige Mira lebt mit ihrer Mutter und ihrer 12-jährigen Schwester Hannah im Warschauer Ghetto. Seit dem Tod des Vaters ist die Mutter depressiv und apathisch. So bleibt Mira nichts anderes übrig, als selbst Lebensmittel für ihre kleine Familie zu besorgen. Besorgen - das heißt für Mira schmuggeln. Dabei begibt sie sich täglich in Lebensgefahr. Doch damit nicht genug. Als die Deutschen die Räumung des Ghettos und den Abtransport aller Juden anordnen, gibt es kaum noch Hoffnung am Leben zu bleiben. Letztendlich schließt Mira sich den Aufständischen an.

Meine Meinung:
David Safier hat nach fünf humorvollen Romanen (u. a. „Mieses Karma“, „Plötzlich Shakespeare“) etwas Neues gewagt. Schon seit vielen Jahren hatte er den Wunsch, dieses Buch zu schreiben, und ich bin sehr froh darüber, dass er es endlich getan hat. Denn es ist einfach rundherum gut gelungen! Das Thema liegt dem Autor sehr am Herzen, sind doch seine Großeltern in Buchenwald bzw. im Ghetto von Lodz umgekommen. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass er genau weiß, wovon er hier schreibt.

Zwar sind die Protagonisten fiktive Personen, doch ist alles, was sie erleben, tatsächlich irgendjemandem damals passiert oder hätte genau so passieren können. Teilweise spielen auch reale Personen eine Rolle wie zum Beispiel Janusz Korczak, der tatsächlich ein Waisenhaus geleitet hat und mit „seinen“ Kindern in den Tod ging.

Trotz des „schweren“ Themas besticht das Buch durch eine gewisse Leichtigkeit im Erzählstil. Das ist sicherlich auch der jugendlichen Ich-Erzählerin Mira geschuldet und hat mir ausgesprochen gut gefallen. So lässt sich das Buch locker lesen, ohne dass man in Depressionen verfällt, obwohl das angesichts des Erzählten zu erwarten wäre. Der Ernst der Lage kommt dabei trotzdem immer zur Geltung. Diese Gratwanderung hat David Safier in meinen Augen hervorragend bewältigt.

Mira ist eine tolle Heldin. Sie ist mutig und hat einen starken Überlebenswillen, doch alles im realistischen Rahmen. Sie hat Schwächen und Fehler. Das macht es so einfach, sich mit ihr zu identifizieren und mit ihr zu leiden, zu bangen und zu hoffen. Ihre Entwicklung von einem jungen Mädchen zur Kämpferin wird plausibel dargestellt.

Mira zur Seite stehen zwei junge Männer, Daniel und Amos. Beide sind ihre Freunde, und ein bisschen spielt auch die Liebe mit. Doch nimmt sie hier zum Glück nicht überhand, zeigt aber, dass auch im Ghetto das Leben zumindest teilweise in gewohnten Bahnen ablaufen kann.

Die Atmosphäre im Ghetto kann man sich sehr gut vorstellen, die Beschreibungen wirken sehr plastisch und lebendig. Die Straßen und Häuser konnte ich beim Lesen direkt vor mir sehen, ebenso die Personen, ob es nun Mira und ihre Familie waren oder die SS-Soldaten, die jüdischen Polizisten… Sie alle erwachten in meinem Kopf zum Leben.

Besonders wichtig erscheint mir die Aussage des „verrückten“ Rubinstein: „Jeder ist frei zu entscheiden, was für ein Mensch er sein möchte.“ (S. 45) Und so zieht sich wie ein roter Faden eine Frage durch den Roman: Was für ein Mensch möchtest du sein? In vielen verschiedenen Situation muss Mira sich entscheiden. Und so sollte man als Leser gleich mit nachdenken und sich fragen: Wie hätte ich gehandelt? Was würde ich in einer solchen Lage tun? Was für ein Mensch will ich sein?

Fazit:
Ein tolles Buch, ein wichtiges Buch, das die Tage des Widerstands im Warschauer Ghetto lebendig werden lässt und dafür sorgt, dass die Gräuel nicht so schnell vergessen werden.

Ich möchte dieses Buch uneingeschränkt allen Lesern ab etwa 14 Jahren empfehlen. Auch als Schullektüre könnte ich es mir gut vorstellen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2014
Das Glück, wie es hätte sein können
Olmi, Véronique

Das Glück, wie es hätte sein können


sehr gut

Inhalt:
Erzählt wird die Geschichte von Suzanne und Serge, beide verheiratet, nur nicht miteinander ;-)

Suzanne ist Klavierstimmerin und eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist weder himmelhochjauchzend noch zu Tode betrübt. Sie liebt ihren Mann Antoine, auch wenn er ein bisschen langweilig wirkt. Serge ist Immobilienmakler mit einer eigenen Firma. Er bezeichnet sich selbst als neureich. Verheiratet ist der 60-Jährige mit der etwa 30 Jahre jüngeren, hübschen Lucie, mit der er zwei Kinder hat, den achtjährigen Théo und die noch kleinere Chloé. Serge könnte glücklich und zufrieden sein, er hat alles, was ein Mann sich wünschen kann. Doch etwas nagt in ihm.

Meine Meinung:
Véronique Olmi tastet sich langsam vor. Der Roman beginnt mit einer Begegnung zu einem Zeitpunkt, als Suzanne und Serge schon nicht mehr zusammen sind. Von hier aus entwickelt sich die Beziehung zwischen den beiden in wechselnden Perspektiven. Dabei erzählt Suzanne in der Ich-Form, die Perspektive von Serge übernimmt ein personaler Erzähler. Mir gefällt die Art, wie Olmi zwischen den Protagonisten hin und her springt, mal den einen, dann den anderen beleuchtet. Wie sie in die Vergangenheit zurück geht, um auch die allererste Begegnung der beiden zu beschreiben, auch wenn diese Begegnung noch gar nicht als solche wahrgenommen wurde. Mir gefällt die analytische Betrachtungsweise dieser Autorin. Zum Teil reihen sich verschiedene Momentaufnahmen aneinander. Hier fehlte mir dann manchmal die kausale Entwicklung.

Serge wird seit seiner Kindheit von einem „Dämon“ geplagt. Nicht einmal mit seiner Frau Lucie konnte er bisher darüber sprechen. Doch in der unscheinbaren Suzanne findet er endlich jemanden, dem er sein Herz ausschütten will. Es wird sich herausstellen, dass die Ereignisse in der Vergangenheit Serge so beeinflussen, dass die Beziehung zwischen Suzanne und ihm keine Zukunft hat.

Die Sprache ist gehoben, aber trotzdem direkt. Die Sätze sind in der Regel nicht besonders lang. Sie drücken die dargestellte Atmosphäre gut aus. Man fühlt sich wirklich nach Paris versetzt, der Pariser Charme kommt gut zum Ausdruck. Obwohl das Buch nur 220 Seiten hat, beinhaltet es eine ganze Lebensgeschichte. Denkt man zuerst, man weiß, wo der Roman hinführt, wird man überraschend eines Besseren belehrt.

Nicht jeder wird dieses Buch gut finden. Man muss schon bereit sein, sich auf etwas Ungewöhnliches einzulassen und man muss den Schreibstil mögen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2014
Der dunkle Kuss der Sterne
Blazon, Nina

Der dunkle Kuss der Sterne


ausgezeichnet

Eine wunderschöne Geschichte mit einem komplexen Verwirrspiel

Inhalt:
Als die 17-jährige Canda am Morgen ihres Hochzeitstages aufwacht, ist ihre Zukunft zerstört. Der Glanz, der sie bis dahin umgeben hat, ist über Nacht verschwunden, ebenso Tian, der Bräutigam, dem sie seit ihrer frühesten Kindheit versprochen war. Canda und Tian gehören zur obersten Kaste in der Stadt Ghan. Die Herrschenden sind hier mit Gaben ausgestattet, die man im gemeinen Volk nicht findet. So hat Canda zum Beispiel eine ausgeprägte Begabung für Zahlen, ein enormes Erinnerungsvermögen und einen Glanz, eine Ausstrahlung, die die Menschen für sie einnimmt. Da Canda ohne ihre große Liebe Tian eine „Einzelne“ ist, wird sie von ihrer Familie verstoßen und eingesperrt. Ihr gelingt die Flucht, und ausgerechnet die höchste Herrscherin, die Mégana, unterstützt sie dabei. Sie schließen einen gefährlichen Pakt. Die Mégana gibt Canda den Sklaven Amad zur Seite, denn allein hätte das in Geborgenheit aufgewachsene Mädchen außerhalb der Stadt keine Chance.

Meine Meinung:
Nina Blazon hat mich mit ihrem neuen Fantasyroman von der ersten Seite an gefangen genommen. Durch die bildhaften Beschreibungen und die äußerst lebendig dargestellten Figuren kann man tief in die Geschichte eintauchen. Dabei hilft auch, dass die Protagonistin Canda in der Ich-Form erzählt. So lernt man vor allem diese Person gut kennen - soweit sie sich selbst kennt. Die anderen bleiben lange Zeit sehr mysteriös und undurchschaubar, was natürlich die Spannung, abgesehen von der Handlung an sich, noch einmal erhöht. Man weiß nie, wem man trauen soll und wem besser nicht. Konzentriertes Lesen erhöht die Chance, dass man die vielen Details, zum Teil auch abstrakten Ideen, richtig sortiert und die eigenen Spekulationen in die richtige Richtung gehen lässt.

Der Charakter Canda hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das Mädchen entwickelt sich von einer arroganten höheren Stadtbewohnerin, die in strengen Regeln gefangen ist, ohne sie zu hinterfragen, zu einem offenen Wesen mit einem großen Herz für andere. Dabei mutiert sie aber nicht zu Super-Woman, sondern macht auch Fehler, wirkt manchmal unbeholfen und verletzlich. Auf ihrer abenteuerlichen Reise mit Amad durch die Wüste und über das Meer lauern unzählige Gefahren. Canda lernt nicht nur mit Waffen und um ihre Liebe zu kämpfen, sondern muss auch erkennen, dass die Gesellschaft der Stadt Ghan auf einem Geheimnis beruht, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Blazon versteht es hier perfekt, Canda und mit ihr den Leser lange Zeit zu verwirren. Erst ganz am Schluss wird klar, was hinter allem steckt. Dieses Verwirrspiel ist wirklich einzigartig. Kaum etwas in diesem Buch ist vorhersehbar. Und hat man noch kurz vorher den Eindruck, das ist alles zu verzwickt, das geht niemals auf, belehrt die Autorin uns eines Besseren. Die Auflösung ist stimmig, und die wichtigsten Fragen werden befriedigend beantwortet. Einfach klasse gemacht!

Obwohl „Der dunkle Kuss der Sterne“ in derselben fantastischen und magischen Welt angesiedelt ist wie „Faunblut“ und „Ascheherz“, ist es ein Einzeltitel. Wir begegnen hier neuen Charakteren und neuen Landstrichen. Es sind keinerlei Vorkenntnisse nötig. Die Handlung ist in sich abgeschlossen. Auch wenn ich gerne noch mehr von Canda und Amad lesen würde, finde ich es toll, dass ich nun nicht ewig auf eine Fortsetzung warten muss.

Fazit:
Anspruchsvolle Jugendfantasy, auch für Erwachsene bestens geeignet

Bewertung vom 14.10.2013
Und dann kam Ute
Schröder, Atze

Und dann kam Ute


sehr gut

Ein Muss für Atze-Fans – Ja, nee – is klar!

Inhalt:
Atze Schröder, Comedian und Frauenheld, wohnt in einem Mehrfamilienhaus in Essen. Er versteht sich mit all seinen Nachbarn prächtig. Und auch mit Ute, die in die Wohnung unter ihm einzieht, freundet er sich schnell an. Ute ist hübsch, Waldorflehrerin, Veganerin und schwanger – und so ganz anders als die Frauen, auf die Atze bisher stand. Deshalb braucht er auch ziemlich lange, bis er merkt, dass er sich in Ute verliebt hat.

Meine Meinung:
FANS BITTE HIER LESEN:
Wer kennt und liebt ihn nicht, Atze Schröder, den Proll-Comedian? In diesem Buch beschreibt er die Figur, wie sie leibt und lebt. Die Geschichte lebt von urkomischen Situationen und Wortwitz. Die Handlung an sich ist eher banal, aber darum geht es den Fans ja nicht. Sie wollen lachen, und das können sie. Beim Lesen, vor allem bei den Dialogen, hatte ich Atzes Stimme im Kopf. Der Stil ist einfach Atze, genauso könnte er es auch in einer Bühnenshow erzählen. Und hier kommen wir zum Sternabzug: Einige Szenen hat er sich nämlich selbst von der Bühne geklaut. Und manche Gags werden in leicht abgeänderter Form wiederholt, das macht sie aber nicht doppelt so lustig.

NICHT-FANS BITTE HIER LESEN:
Wer kennt Atze Schröder nicht? – Kein Problem, man kann auch gut ohne leben. Sein Humor ist zum Teil schon grenzwertig und trifft manchmal auch unter die Gürtellinie. Das ist nicht jedermanns Sache, muss es auch nicht sein. Wer hier einen tiefsinnigen Roman erwartet, ist absolut verkehrt.

Fazit:
Ein Muss für Atze-Fans – Wer seinen Humor nicht mag, sollte die Finger weglassen.

Bewertung vom 03.10.2013
In guten wie in toten Tagen
Mayer, Gina

In guten wie in toten Tagen


ausgezeichnet

Ein sanfter Psychothriller

Helena will ihren ehemaligen Lehrer und Mädchenschwarm Tom Schenker heiraten. Doch eine Woche zuvor soll erst mal ein zünftiger Junggesellinnenabschied gefeiert werden. Helenas jüngere Schwester Cara soll ihn organisieren. Sie verehrt Helena geradezu und möchte alles so perfekt wie möglich für sie gestalten, denn Helena selbst ist auch perfekt und gibt sich mit nichts Geringerem zufrieden. Zuerst haben die Mädels auch viel Spaß, doch als der Abend fortschreitet und der Alkoholkonsum einen höheren Level erreicht, kommt es zur Eskalation. Die Party wird vorzeitig aufgelöst. Am nächsten Tag ist der Bräutigam tot. Der Verdacht fällt auf Helena, die sich nicht an das Geschehen in der Nacht erinnern kann.

Allein Cara ist von der Unschuld ihrer Schwester überzeugt und versucht, den wirklichen Mörder zu finden bzw. herauszufinden, was in dieser Nacht wirklich geschehen ist. Sie spricht mit Helenas Freundinnen, wobei sich bald herausstellt, dass praktisch jede von ihnen ihr Geheimnis, ihre Leiche im Keller, hat. Der Kreis der Verdächtigen wird immer größer. Doch langsam, aber sicher, wird auch das Bild von dem perfekten Brautpaar demontiert.

Als Leser schwankt man ständig hin und her, wer nun der Mörder sein könnte, doch man wird es erst ganz am Ende erfahren. Dabei hat Gina Mayer viele Hinweise zwischen den Zeilen ausgestreut, sodass die Auflösung wirklich logisch erscheint.

Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin ohne viel Blut auskommt und so der Roman auch für etwas sensiblere Menschen gut geeignet ist. Der Spannungsbogen wird gut gehalten - ich wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Allerdings ist es nicht so extrem nervenaufreibend, dass einem schier das Herz stehen bleibt und man Angstzustände bekommt ;-)

Erzählt wird in der 3. Person, wobei der Focus auf Cara liegt. Diese Protagonistin war mir von Anfang an sympathisch. Man lernt sie im Laufe der Geschichte sehr gut kennen. Besonders bewundernswert fand ich es, dass sie so bedingungslos zu ihrer Schwester hält – im Gegensatz zu deren Freundinnen und den Eltern.

Auch die sanfte Liebesgeschichte zwischen Cara und ihrem Arbeitskollegen Vitali hat mir sehr gut gefallen. Sie passt sehr gut ins Geschehen, und der Thriller wird dadurch perfekt abgerundet.

„In guten wie in toten Tagen“ war mein erstes Buch von Gina Mayer, aber es wird mit Sicherheit nicht das letzte sein. Die Autorin konnte mich auf Anhieb überzeugen.

Bewertung vom 26.08.2013
Schwesterlein, komm stirb mit mir / Stadler & Montario Bd.1
Sander, Karen

Schwesterlein, komm stirb mit mir / Stadler & Montario Bd.1


sehr gut

Deutscher Thriller

Inhalt:
Kriminalhauptkommissar Georg Stadler wird an einen grausigen Tatort in Düsseldorf gerufen. Eine Anwältin wurde brutal ermordet. Bald sieht Stadler Parallelen zu einem früheren Fall und bittet die Psychologin Liz Montario um Hilfe. Diese ist auf Serienmörder spezialisiert und bereit, die Polizei zu unterstützen. Dabei steckt sie selbst in der Klemme, denn irgendjemand schreibt ihr Drohbriefe, jemand, der (zu) viel über sie weiß…

Meine Meinung:
Karen Sander aka Sabine Klewe hat mich mit „Schwesterlein, komm stirb mit mir“ wirklich gut unterhalten. Das Buch war von Anfang bis Ende spannend, droht ein Serienmörder doch, immer neue Opfer zu töten. Es gab sehr anschauliche blutige Leichen- und Tatortbeschreibungen. Sie waren aber nicht so eindringlich, dass ich davon Albträume bekommen hätte. Eine Vielzahl von Verdächtigen verleitet zum Rätseln und Spekulieren. Und selbst als ein Täter dann sehr wahrscheinlich ist, bleibt noch die spannende Frage nach dem Warum und natürlich die Frage, ob vermisste Personen womöglich auch noch sein Opfer geworden sind.

Leider wurde ich am Ende ernüchtert zurückgelassen. Die Auflösung erschien mir sehr, sehr unwahrscheinlich. Viele Fragen wurden nicht geklärt, vor allem, wie der Täter das alles bewerkstelligen kann. Es gelingt ihm immer alles einfach so, für Normalbürger nicht zu beschaffende Informationen fliegen ihm scheinbar zu, ohne dass darauf eingegangen wird, wie es dazu kommt. Hier hat es sich die Autorin meiner Meinung nach etwas zu einfach gemacht.

Davon abgesehen kann ich diesen Thriller, der der Auftakt zu eine Reihe um das Team Stadler / Montario ist, wirklich empfehlen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.