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essingen

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Insgesamt 1384 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2021
Asche ist furchtlos (eBook, ePUB)
Lukas, Clint

Asche ist furchtlos (eBook, ePUB)


sehr gut

Jonas ist verlassen. Verlassen vom Leben, von Liebe und von einer Zukunft, egal von welcher Art. Als er unerwartet auf seine Tochter trifft, holt ihn die Vergangenheit im Sekundentakt ein. Er sieht Nora in ihr und kann nur schwer vergessen.

Nora, die schöne scheinbar unerreichbare Frau, die mehr als nur ein Abenteuer für Jona war. Ausgerechnet für Jona, der eigentlich gar nicht so genau weiß, wie man Abenteuer überhaupt schreibt.

Doch dann ist Nora so schnell verschwunden, wie sie ihm damals erschienen ist und lässt ihn mit ihrer gemeinsamen Tochter Ciri zurück.

Das Leben meint es danach mit Jonas nicht wirklich gut. Er kann und will Nora nicht vergessen und macht sich auf die Suche nach dieser Frau. Er zieht durch diverse Nachtklubs, fällt wieder in die Strukturen seines alten Lebens gemeinsam mit Nora zurück und schafft es nur schwer und für den Leser kaum erträglich, sich irgendwie über Wasser und von den Gedanken an Nora fern zu halten.

Fazit

Clint Lukas hat eine Männerfantasie geschaffen. Nora, eine entwaffnende Frau, sexy und einzigartig, die einen Mann so schnell nicht mehr aus ihren Fängen lässt. Alle Waffen werden gezogen und die Register der Manipulation sind scheinbar unendlich.

Das Nachtleben entpuppt sich als Rettung und Abstieg zugleich. Während Nora die Odyssee seines Vaters mal mehr mal weniger gut ertragen kann, wird deutlich, dass sich die Berliner Untergrundszene als verblüffend anstrengend zeigt.

Die dunklen Abgründe werden tiefer und tiefer und Lukas wirf ein obsessives Licht auf Kreuzberg. Entweder man ist Teil davon oder mal lässt besser ganz die Finger davon.

Bei so viel Spannung kann ich diese Geschichte in kein Gerne quetschen. Für mich ist es eine verkappte Love-Story, die wie man schon nach den ersten Zeilen erahnt, kein gutes Ende nehmen wird…

Bewertung vom 28.01.2021
Im Schatten des Granatapfelbaums
Ali, Tariq

Im Schatten des Granatapfelbaums


ausgezeichnet

Der Frieden in Granada ist zu Ende. Wir schreiben das Jahr 1499 und die Welt steht Kopf.

Die Wände des maurischen Königreichs bröckeln. Religiöser Fanatismus, Macht und Geldgier regieren mit. Der spanische König Ferdinand und seine Königin Isabella schaffen es, mit Hilfe der kirchlichen Inquisition ihre Macht ausreichend zu demonstrieren.

Für die muslimische Bevölkerung bedeutet diese Machtübernahme Flucht, Verlust von Heimat und der Aufgabe der eigenen Identität.

Umar steht also vor einer Wahl, die eigentlich keine ist. Als aufgeklärter Moslem muss er und seine Familie um sein Gut bangen.

Tariq Ali erzählt durch die einzelnen Familienmitglieder dieses traurige Kapitel unserer Geschichte. Was Ausgrenzung, Fanatismus und Vertreibung aus Menschen macht, sehen wir Tag für Tag.

Als Leser dürfen wie einen tiefen Einblick in diese Zeit miterleben. Atemberaubende Kunst, Bildung und ein Miteinander treffen auf Machtgier einiger weniger Menschen. Untermauert wird dies mit fadenscheinigen religiösen Weltanschauungen.

Tariq Ali fasziniert mit seiner Erzählweise. Er blickt tief mit den Augen der einzelnen Familienmitgliedern Umars auf sein Granada im Jahr 1499.

Die Vergangenheit wird immer wieder in unserer Geschichte zur Zukunft. Lehrreiche Stücke unserer Zeitgeschichte machen uns dennoch zu keinen besseren Menschen.

Mutig tritt Tariq Ali auch gegen Vorbehalte diverser religiöser Gruppen ein. Religion scheint schon immer eine Auslegungssache zu sein.

Bewaffnet mit schonungsloser Offenheit zeigt Tariq Ali, dass Koran und Bibel sich in ihrer Erzählung gar nicht so uneinig sind und dass man sich als Mensch und Gläubiger, egal welcher Weltreligion immer für das Gute im Menschen und für den gesunden Menschenverstand entscheiden sollten.

Bewertung vom 26.01.2021
Essen gut, alles gut
Niemeier, Heike

Essen gut, alles gut


ausgezeichnet

Wie wir lernen, wieder auf unseren Bauch zu hören

Überall lauern sie, die Diätpläne und konfusen Ernährungstipps. JoJo-Effekt und Mangelernährung ist vorprogrammiert.

Doch was ist überhaupt Ernährung, woher kommen all diese Tipps und Tricks?

Der Einstieg in das Sachbuch fällt leicht, denn die inneren Werte zählen hier und gehen über den so beliebten Body-Mass-Index hinaus. Satt werden ist hier die Devise und das möglichst gesund mit Freunde, denn das Hirn und das Auge essen selbstverständlich mit.

Weiter geht es mit etwas Fachwissen. Für jeden Esser gelten andere Regeln und andere Bedürfnisse. Doch wie wird man diesem gerecht?

Wir beschäftigen uns weiter mit Lebensmitteln und was Wasser für uns bedeutet. Über Eiweiße, Kohlenhydrate und zu diversen Stoff- und Ölwechseln gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, den gesunden Einstieg zu schaffen.

Ein paar Spielregeln zum Schluss geben dem Leer noch weitere Ideen und Hinweise, wie wir uns gesund ernähren, ohne zu viel Verzicht üben zu müssen.

Die Kapitel werden mit leckeren Rezepten abgeschlossen. Nachkochen ausdrücklich erwünscht!

Dr. Heike Niemeier macht es einem leicht, sich selbst in diesem Ratgeber zu finden. Ganz auf den Patienten einzugehen und sich selbst in den gut geschilderten Beispielen wiederzuerkennen gelingt spielend.

Als Allergikerin ist man natürlich schon ein wenig geschult und es fällt mir leicht, mich mit der Materie „Lebensmittel“ zu befassen. Dennoch habe ich tolle Tipps und Tricks neu entdeckt und nehme auch ein paar leckere Rezepte mit auf die nächste Einkaufsliste.

Niemeier schafft es, nicht zu sehr in Detail zu gehen. Für mich also ein gelungenes Nachschlagewerk. Besonders die Tipps, ausreichend zu Trinken und Fehlverhalten und ungesunde Verhaltensweisen so nach und nach einfach aus dem Alltag zu streichen hat mir sehr gut gefallen. Aus Frust wird so schnell Genuss und das macht doch unsere Ernährung aus.

Bewertung vom 25.01.2021
Happy Birthday, Türke! / Kemal Kayankaya Bd.1
Arjouni, Jakob

Happy Birthday, Türke! / Kemal Kayankaya Bd.1


ausgezeichnet

Kemal Kayankaya ist Privatdetektiv in hessischen Frankfurt und natürlich mit sämtlichen Klischees behaftet, die es so gibt.

Sein neuer Fall kommt ihm gerade etwas unpassend. Seit geraumer Zeit nervt ihn eine Wespe in seinem Büro und als er dieses fiese Ding endlich zu fassen bekommt, klingelt es an der Tür.

Die Auftraggeberin befindet sich in tiefer Trauer. Die junge kleine Türkin erzählt Kayankaya vom Tod ihres innig geliebten Mannes. Nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ermittelt die Polizei nur schleppend. Das es sich bei dem Fundort der Leiche um ein Bordell handelt, scheint die junge Witwe nicht wirklich zu beschäftigen und Kayankaya braucht dringend ein wenig Geld.

Ein kleines Problem verheimlicht er allerdings seiner Auftraggeberin, die natürlich selbstverständlich davon ausgeht, dass er fließend türkisch spricht. Doch der Tausend-Mark-Schein ist einfach zu verlockend.

Die Ermittlungen führen ins Drogenmillieu. Mit der Holzhammermethode macht er sich bei der örtlichen Polizei natürlich nicht gerade Freunde, aber beim Pensionär Löff stößt er auf offene Ohren, bis der erste Drohbrief reinflattert.

Mit viel hessischem Charme schafft es Kayankaya schnell, sich Durchblick im Frankfurter Bahnhofsviertel zu verschaffen.



Jakob Arjouni macht es einem sehr leicht, Kayankaya zu mögen. Der frischgebackene Privatdetektiv nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt den Leser schnell mal laut auflachen. Feiner Humor und gut gezeichnete Charaktere machen diesen Roman/Krimi, wenn auch nur 170 Seiten lang zu einem abendfüllenden Programm.

Das der Krimi im Jahr 1983 spielt und im klassischen Chandler/Marlow-Stil geschrieben ist, macht schon nach den ersten paar Seiten Lust auf mehr. Doch leider ist Jakob Arjouni bereits an einem Krebsleiden früh verstorben.

Bewertung vom 24.01.2021
Manchmal liegt der Zauber so nah
Loebnau, bibo

Manchmal liegt der Zauber so nah


ausgezeichnet

Einfach mal abschalten? Geht das überhaupt und wenn ja, wie? Alle kennen das. Die Zeit rennt und rennt und wir hetzen irgendwie hinterher. Wie soll man also ausgerechnet Zeit dafür finden, einfach mal nichts zu tun?

Selbstoptimierung ist derzeit in. Nachdem man alle Zimmer ausgemistet hat, sich ein wenig in die Ecke des Minimalismus begeben hat und vor gepackten Säcken steht, tja was dann?

Wo fängt man an, wo hört man auf? Leistungsdruck in allen Bereichen macht uns zu dem, was wir sind. Deshalb ist es so wichtig, zwischendurch einfach mal abzuschalten.

Bibo Loebnau erklärt uns hier wirklich kurz und knapp, wie man dieser Falle entkommt, in dem man als erstes auf seinen Körper hören soll.

Es gilt den Punkt zu finden, bei dem einem das Nichtstun leichtfällt. Daraus erschließt sich schneller als gedacht, dass wir bereit dafür sind, bessere Entscheidungen in unserem Alltag zu treffen. Dennoch kämpfen wir alle tagtäglich gegen Arbeitsüberlastung an.

Wenn der Job erledigt ist, fängt abends dann das Hamsterrad im Kopf zu rennen. Dagegen gibt es in diesem kleinen praktischen Ratgeber ebenfalls Tipps und Tricks, das Rad endlich anzuhalten.

Gezielt, strukturiert und mit einem starken Willen, auch mal Nein zu sagen packen wir das nächste Kapitel an und lassen uns definitiv nicht mehr unterkriegen.

Mit Bibo Loebnau fällt es einem weniger schwer, im Nichtstun einen Sinn zu sehen. Begleitet von schönen Zitaten, ausgewählt passenden Bildern wird man sanft auf unser Problem, dem Alltag nicht entfliehen zu können gestupst.

Wie deutet man seinen eigenen Stress, bevor es zu spät ist? Hier findet man viele kleine und praktische Tipps und Tricks. Loebnau schafft mit „Manchmal liegt der Zauber so nah“ eine kleine Auszeit für Jedermann. Praktisch, kompakt und mit passenden Zitaten schafft man sich so eine ganz eigene kleine Auszeit, die einen praktischerweise auch wieder an die Notwendigkeit unserer eigenen ME-TIME zu erinnern. Eignet sich auch hervorragend als Geschenk!

Bewertung vom 22.01.2021
Chaos Walking - Das Hörbuch zum Film / Chaos Walking Bd.1 (2 MP3-CDs)
Ness, Patrick

Chaos Walking - Das Hörbuch zum Film / Chaos Walking Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Wie wäre es mal mit einer Dystopie?

Todd Hewitt ist gerade einmal dreizehn Jahre alt, als in seiner Heimatstadt Prentisstown plötzlich die Welt stillt steht. Er ist das letzte Kind in dieser seltsamen Gemeinde und steht so unter besonderer Beobachtung. Mutterlos wächst er behütet bei zwei Pflegevätern auf, die ihm versuchen, möglichst viel Überlebenswillen mit auf den Weg zu geben.

In Prentisstown gibt es keine Frauen mehr. Alles Weibliche ist ausgestorben, ausgerottet durch ein mysteriöses Virus, welches kurz nach dem Krieg mit den Spakle, einem in den Sümpfen lebenden Volk ausbrach.

Die Männerwirtschaft hat ihre ganz eigenen Regeln und untereinander können diese ihre Gedanken hören. Diesen Lärm, der offen ausgestrahlt in der Masse des Ganzen untergeht, bringt Todd immer mehr in Gefahr.

Als er eines Tages von einem Spaziergang mit seinem Hund Mandji zurückkehrt, ist sein Rucksack zur Flucht bereits gepackt.

Quer durch die Sümpfe und mit einer handgezeichneten Landkarte flieht er vor seinen Hetzern aus seinem alten Dorf. Während die Jagdsaison auf Todd begonnen hat, trifft dieser ausgerechnet im Feindgebiet auf ein Mädchen. Todd kann es kaum glauben, kennt er Mädchen und Frauen nur aus alten Filmen.

Aus anfänglicher Feindschaft wächst eine Verbundenheit, die jedoch durch die nahende Armee aus Prentisstown immer brüchiger wird. Viola entpuppt sich als Mädchen aus einer anderen Galaxie. Den Absturz hat sie nur knapp überlebt. Gebildet, ohne Lärm umgeben machen sich die beiden auf den Weg nach Haven. Denn nur dort kann Viola endlich Kontakt zu ihrem Volk aufnehmen.

Todd stellt während der Flucht vor der Armee aus dem eigenen Dorf fest, dass seine bisherige Welt und all sein Wissen darüber erstunken und erlogen ist. Nur schwer kann er damit umgehen, dass es noch weitere Dörfer, freundliche Völker und fremde Wesen gibt. Wie schön wäre es, wenn ihm nicht eine reitende und mordende Armee auf den Fersen wäre….

Fazit:

Chaos Walking hat es geschafft, mir schlaflose Nächte zu bescheren. Mit anfänglicher Neugierde steigt man ein in eine Lügengeschichte, deren Wahrheiten nur schwer zu entwirren sind. Todds Zweifel an sich selbst und an sein bisheriges Leben bringt so manch schwere Entscheidung mit sich und lässt ihn nicht immer gut dastehen. Nur schwer kann er seinen Lärm beherrschen und mehr als einmal gelingt die Flucht nur dank seines Hundes Manji und erstklassigen Einfällen von Viola.

Hilfe annehmen und sich in Geduld zu üben ist nicht gerade eine Stärke von Todd, sodass die Probleme vorprogrammiert sind.

Aber mal ganz ehrlich, wie würdet ihr Euch verhalten, wenn ihr nach und nach feststellen würdet, dass euer ganzes Leben in eine Lüge gepackt war?

Chaos Walking ist spannend, mutig und schonungslos. Patrick Ness entpuppt Prentisstown als eine Gesellschaft, in die sie unsere hoffentlich niemals entwickeln wird.

Freundschaft und Ehrlichkeit sind ein hohes Gut!
Mit David Nathan erhält Todd Hewitt eine Stimme, die man so leicht nicht vergisst. Das Echo der Lüge hallt stets ein wenig zurück….

Bewertung vom 21.01.2021
Great Reckoning
Penny, Louise

Great Reckoning


ausgezeichnet

Teil 12 der kanadischen Chief Inspector Gamache Krimireihe – Die große Abrechnung in der Akademie.
Inspector Gamaches hat nach einer kurzen Auszeit einen Neuanfang gewagt. Als Chef der Polizeiakademie will er noch den letzten Rest Korruption an den Wurzeln ausrotten und die neuen Kadetten der Akademie zu ehrlichen und aufrechten Polizisten erziehen.
Doch die Rechnung hat er ohne Leduc gemacht. Sein Vorgänger, immer noch als Lehrkraft dort beschäftigt, zieht weiterhin seine dunklen Strippen.
Gamache ist ihm natürlich schon längst auf die Spur gekommen und ganz simpel einfach dem Geld gefolgt. Doch das reicht nicht, um Leduc für immer hinter Gitter zu bringen.
Als eines Abends ein Schuss fällt, hält Gamache den Atem an. Leduc liegt erschossen in seinem Zimmer, der Revolver direkt neben ihm.
Isabelle Lacoste, jetzt endlich Chef der Kriminalpolizei wird an den Tatort gerufen. Ihr und auch ihrem Kollegen war klar, dass Gamache mit seiner Abrechnung noch nicht fertig war und ein Auge auf alte Kollegen und Feinde geworfen hatte, aber ist er auch zu einem Mord fähig?
Gamache hingegen führt erstmals seine ganz eigenen Ermittlungen. Er bringt die seiner Meinung nach besonders gefährdeten Kadetten nach Three Pines und beschäftigt diese dort mit einer gefundenen Landkarte. Doch anstatt dem Rätsel der geheimnisvollen Landkarte nachzugehen, fangen die Vier an, sich erst mal selbst zu zerfleischen. Die Last der gemeinsamen Vergangenheit mit Leduc wiegt schwer auf den Schultern der Kadetten.
Gamache bittet einen außenstehenden Mountie zur Überwachung des Falles an die Seite von Lacoste, was zu Ärgernissen führt und mehr Geheimnisse lüftet, als so manchem Verdächtigen lieb ist.
Fazit:
Der zwölfte Fall steigt tief in die Vergangenheit Gamaches hinab. Er öffnet die Türen für Bitterkeit, Sehnsucht und Rache. Gamache und sein ehemaliges Team haben Mühe, mit den Verwicklungen, den Heimlichkeiten und der Wahrheit klarzukommen. Zweifel werden geschürt und falsche Spuren gelegt. Obwohl es mein zwölfter Gamache war, blieb der Mörder mir bis fast zur letzten Seite ein wahres Rätsel!
Ich habe mich hier für die kanadischen Titel im Original entschieden, da die deutsche Veröffentlichung sich leider nicht an die Erscheinungsreihe hält.
Mit Louise Penny begibt man sich in dieses beschauliche kleine Nest, ins belebte Montreal und glaubt dort angekommen zu sein. Liebreiz umgibt einen aber hinter der Fassade scheint genau dies stets auch das Böse heraufzubeschwören.

Bewertung vom 17.01.2021
Die Bucht am Ende der Welt
Bambaren, Sergio

Die Bucht am Ende der Welt


gut

Willkommen im Paradies. Das Schöne liegt näher als du glaubst!

Schon mal ein guter Einstieg. Ich bin eigentlich kein Fan von Lebensratgebern, war aber dennoch positiv überrascht.

Ausgerechnet eine Insel bringt einem das eigene Leben näher. Wie kann man als Laie den Traum aller Surfer erleben und die perfekte Welle erwischen? Dafür muss man schon mal nach Tobago reisen.

Doch das Meer von Tobago ist glatt wie eine Spiegeloberfläche. Keine Wellen, der Traum vom Surfen geplatzt. Kurz vor der Abreise trifft Bambaren auf den Taucher André. Der überzeugt ihn zum Tauchen und unter Wasser angekommen, nimmt Bambaren den Leser mit in einen scheinbar völlig neuen Kosmos.

Auch als Nichttaucher verleitet die Geschichte zum Abtauchen ins blaue Nass.

Bambarens Stil ist leicht und bekömmlich, sogar etwas mitreißend, wenn er von seinen Taucherlebnissen erzählt. Für mich als Nichttaucher war das auf jeden Fall ein großer Anreiz.

Die Geschichte über die Kraft und Schönheit, die in uns selbst liegt – mit wunderschönen ganzseitigen Farbfotos illustriert, gibt Auftrieb.

Bewertung vom 15.01.2021
Mythos Bildung
El-Mafaalani, Aladin

Mythos Bildung


ausgezeichnet

Aladin El-Mafaalani ist Professor für Erziehungswissenschaften und hat auch schon vorher unser Schulsystem aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachten dürfen. Angefangen natürlich als Schüler, dann als Student, später Lehrer aber dann auch als Ministerialbeamter und noch mal ganz privat als Vater. Damit ist er prädestiniert ein Buch über unser Bildungssystem zu schreiben.

Gerade jetzt, wo dieses Bildungssystem häufig im Mittelpunkt der Diskussionen steht. Sei es bei der Digitalisierung unseres Landes, sei es bei Integration von Migranten aber auch bei der Lösung sonstiger sozialer Probleme, ist die Bildung häufig ein Allheilmittel.

Mit diesem Vorurteil möchte der Autor aufräumen. Bildung kann einen Teil zur Lösung beitragen, ist aber nie die Lösung selbst. Außerdem braucht unser Bildungssystem selbst eine große Reform, denn hier liegt auch vieles im Argen.

Um dem Leser dieses doch sehr komplexe Thema näher zu bringen, teilt es El-Mafaalani in kleine, voneinander unabhängige, sehr gut verdauliche Happen auf. Zuerst wird der Bildungsbegriff beleuchtet. Was ist eigentlich Bildung? Wer ist gebildet, wer nicht? Das ist gar nicht so einfach, wie es sich im ersten Moment anhört. Im zweiten Teil geht es um die Chancengleichheit und warum unser Bildungssystem nicht darauf ausgerichtet ist, die herrschende Ungleichheit zu beseitigen. Danach erfahren wir, warum die Lehrer das Gefühl haben, dass die Leistungen schlechter werden, obwohl unsere Bildung immer besser wird und höhere Abschlüsse häufiger erreicht werden.

Trotzdem gibt es einen Teil der Gesellschaft, die diesen Aufschwung nicht oder nur sehr schwer erreichen. Dies wird im vierten Teil „In Armut aufwachsen – und zur Schule gehen“ beschrieben. Im Anschluss betrachtet der Autor unser Schulsystem an sich, genauer den Unterricht und die Lehrer.

Wie muss guter Unterricht aussehen, welche Voraussetzungen benötigen die Lehrer für einen guten Unterricht und welche Stellschrauben stehen für die Verbesserung zur Verfügung? Zum Abschluss wagt Aladin El-Mafaalani noch einen Blick in die Zukunft.



Dieses Buch ist ein Muss für alle, die in unserem Bildungssystem arbeiten! Aber auch für alle, die mit Bildung direkt oder indirekt, zum Beispiel als Schüler oder als Eltern, zu tun haben. Nach der Lektüre hat man einen ganz anderen Blick auf unsere Schulen, aber auch auf unsere Gesellschaft insgesamt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.01.2021
Der Duft der Mangoblüten
Divakaruni, Chitra Banerjee

Der Duft der Mangoblüten


sehr gut

Gleich vorab, ich bin eigentlich kein Fan von solchen Kurgeschichten, aber Chitra Banerjee Divakaruni hat mich hier mit ihren Romanen rund um dieses bezaubernde Indien mit diesen uralten Traditionen bereits mehrfach eines Besseren belehrt.

In Indien haben Frauen und insbesondere Mädchen wie wir hoffentlich alle als Leser wissen, nicht die gleichen Rechte wie in Europa.

Der Duft der Mangoblüten ist ein Erzählband. Die Kultur Indiens ist vielseitig und wird natürlich oft missverstanden und ist als Laie oft nur schwer hinzunehmen. Divakaruni erzählt uns die Geschichten verschiedener Frauen. Alle Frauen befinden sich auf verschiedenen Lebenswegen, die uns Europäern oft gar sehr altmodisch daherkommen.

Die Frauen, aus verschiedenen Kasten, ob vom Land oder gar aus der Stadt, sind bemüht, ihren eigenen Weg aus ihrem derzeitigen Leben zu finden ohne mit ihren lange anerzogenen Traditionen zu brechen. Doch der Kampf um ihre Rechte lässt sie zweifeln, ob diese Traditionen wirklich noch zeitgemäß sind und dem Wohl der Frau, der Ehefrau oder gar der Familie dienen.

Mit diesen Fragen lässt uns Divakaruni tief in diese so gespaltene Welt Indiens eintauchen.

Chitra Banerjee Divakaruni zeigt die immer noch vorherrschenden Missstände dieser Kultur auf, ohne dabei zu sehr auf die Pauke zu schlagen. Stets bemüht, die Traditionen oder Lebensweisen zu erklären, schafft Divakaruni dem Leser Klarheit. Dieses riesige Land steckt fest. Soviel Weisheit und dennoch keine Lösung für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau…

Divakaruni hofft, Verständnis für diese Traditionen, aber auch für die Frauen, die aus diesen uralten Traditionen ausbrechen möchten, zu schaffen.

Es bleibt nur zu hoffen, dass es weiterhin mutige junge wie auch alte Frauen in Indien geben mag, die von ihren teilweise vorgegebenen Lebenswegen abweichen und versuchen, sich selbst zu finden.

Ebenfalls sehr zu empfehlen ist der Romanerstling von Chitra Banerjee Divakaruni „Die Hüterin der Gewürze“.