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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 797 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2022
Die Aschebrut
Böger, Moritz

Die Aschebrut


ausgezeichnet

Pech und Schwefel und noch mehr
"Die Aschebrut" von Moritz Böger ist ein sehr gut geschriebenes Fantasy-Abenteuer.Wir begeiten hier eine Gruppe von Söldner auf eine Insel, um die vom Herrscher benötigten Schwefellieferungen wieder in Gange zu bringen, ein scheinbar kurzer und sicherer Auftrag, eine Quest.
Auf der Insel angekommen, ist es merkwürdig menschenleer und es werden sehr seltsam und blutleer aussehende Leichen gefunden. Die Stimmung ist fast greifbar unheimlich und gefährlich. Sehr schnell begreift man, es geht nicht mehr um den Schwefel, sondern um das eigene Leben.
Dieses Buch ist wunderschön gestaltet mit einer Karte und einigen Illustrationen, auch ein Personenverzeichnis ist vorhanden. Die Welt selber ist sehr sorgsam und detailliert gestaltet, ich kann mich da sehr gut einfühlen.
Sehr gut gefallen haben mir die Charaktere im Buch, die mir so vertraut wurden, wie meine Truppe in einem Rollenspiel. Es gibt den Anführer, einen Heiler, Schützen und auch einen guten Schwertkämpfer. Jeder hat seine Ecken und Kanten und wird so einmalig und unverwechselbar, sogar eine Charakterentwicklung findet statt.
Das Abenteuer um die Geschöpfe der Insel ist erfrischend und unverbraucht und durch den flüssigen, sehr lebendigen Schreibstil hatte ich fast einen Film vor Augen und sehr viel Freude beim Lesen.
Viel mehr von der Geschichte kann man hier nicht verraten, da es auch die eine und andere unvorhergesehene Wendung gibt. Ein absoluter Tipp für Freunde von düsteren und unheimlichen Abenteuern.

Bewertung vom 07.02.2022
Ungeschminkt hält besser
Beutin, Lothar

Ungeschminkt hält besser


ausgezeichnet

Mehr miteinander reden
"Ungeschminkt hält besser" von Lothar Beutin ist eine Geschichte über die Begegnung zweier verschiedener Menschen, die es schaffen miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wir haben hier den Studenten Jakob, zwanzigjährig und Philomena, ein Frau jenseits der sechzig, die in der Mensa unverbindlich miteinander ins Gespräch kommen. Mir gefällt die Art sehr, wie sich hier zwei Menschen begegnen, neugierig aufeinander werden und ihre Meinung und Denkweisen zu vielen hochaktuellen Themen austauschen.
Es beginnt mit den Schilderungen Philomenas über die Anzeichen und Folgen des Alterns, ungeschönt und recht brutal, die sonst meist in etwas abgemilderter Form angesprochen werden. Jakob macht ihre ehrliche und schockierende Art neugierig und es kommt zu erneuten Treffen, wo es auch um das Leben, den Tod, Politik und Gesellschaft, die Umwelt und Corona geht.
Mir gefällt sehr, dass es zwischen den beiden zu Diskussionen auf Augenhöhe kommt, es zeigt, wie wichtig es ist, andere Menschen, andere Meinungen anzuhören und Argumenten aufgeschlossen gegenüberzustehen.
Diese Buch bietet viele Themen als Denkanstöße und Diskussionsgrundlagen an, es bietet keinen fertigen Standpunkt und das ist seine ganz besondere Stärke.
In der Gegenwart habe ich manchmal das Gefühl, die Menschen müssen wieder lernen miteinander zu reden und sich keine vorgefertigte Meinung von den Medien vorsetzen zu lassen, dabei hilft dieses Buch sehr.

Bewertung vom 03.02.2022
Das giftige Glück
Lerchbaum, Gudrun

Das giftige Glück


ausgezeichnet

Naturphänomen Sterben
"Das giftige Glück" von Gudrun Lerchbaum ist ein Roman, der mir noch so einige Zeit im Kopf herumschwirren wird.
Rund um Wien wird der Bärlauch befallen, mit einem Pilz, der tötet, sehr schnell und sehr unkompliziert. In den Nachrichten wird vor dem Verzehr gewarnt, aber es gibt auch Stimmen, die auf die Möglichkeit des schnellen, selbstbestimmten und glücklichen Sterbens hinweisen.
Die Hauptfiguren sind hier drei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten, sie haben Ecken und Kanten, sind nicht unbedingt sympathisch, aber vielleicht grade dadurch sehr authentisch.
Sehr nachdenklich machen hier die Reaktionen der Menschen, die davon erfahren, aber vor allem die der Politik und die Meldung in Nachrichten und sozialen Netzwerken. Das klingt alles so echt und vorstellbar und gestaltet sich auf eine Art und Weise, wie wir das jetzt ja schon mit dem Corona-Virus erleben durften.
Für sehr viel Spannung ist auch gesorgt, da hier auch eine Mordermittlung mit reinspielt, mich haben aber mehr die anderen Fakten und teils philosophischen Fragen interessiert.
Der Roman ist absolut genreübergreifend und schlecht in eine bestimmte Schublade zu stecken, er ist Krimi, Dystopie, Wissenschaftsthriller, Fantasy und Gesellschaftskritik. Er zeigt die Liebe zur Natur genauso wie den Wert der Freundschaft und das Thema Sterben.
Das Buch selber ist total schön aufgemacht mit einem wundervollen Cover. Für mich wird es nicht das letzte Buch von dieser Autorin bleiben.

Bewertung vom 03.02.2022
Afrika ist kein Land
McCann, Jennifer;Reisedepeschen

Afrika ist kein Land


ausgezeichnet

Ehrlicher Blick auf einen wunderschönen Kontinent
"Afrika ist kein Land" von Jennifer McCann ist kein Reiseführer, aber ein ganz toller Reisebericht, der dafür sorgt, dass einen das Fernweh so richtig fest packt.
Ich habe den Kontinent Afrika leider noch nie bereist, aber da das einer meiner großen Träume ist, ist dieses Buch für mich genau das Richtige. Nacheinander bereisen wir hier ganz verschiedene afrikanische Länder, wie Tansania, Uganda, Kenia, Sambia, Madagaskar, Ruanda, Simbabwe, Malawi, Mosambik, Angola und Gabun.
Wissen hatte ich mir über die Länder schon aus anderen Reiseberichten und Dokumentationen angeeignet, aber so wie ich das hier präsentiert bekomme, das ist nochmal eine ganz andere Perspektive. Sie hinterfragt hier auch ganz kritisch ihr eigenes Verhalten als Touristin und setzt ihre gemachten Erfahrungen auch mit der politischen Situation in Verbindung. Sehr gut finde ich auch den Brückenschlag zur Kolonialzeit, um zu begreifen, wie stark das immer noch nachwirkt.
Die Autorin führt uns hier aber natürlich nicht nur die teilweise gravierende Armut vor Augen, sondern auch die atemberaubende Schönheit der Natur, die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen und auch die Gefahren, in die sie geraten ist.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und lebendig, ich kann mir alles gut vorstellen und mir ein Bild machen.
Das Buch selber ist ein wunderschön gestaltetes Hardcover mit Lesebändchen und schönen Illustrationen. Jedem Afrikainteressierten ist es ans Herz zu legen.

Bewertung vom 02.02.2022
Die unhöfliche Tote (MP3-Download)
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote (MP3-Download)


gut

Am Hof der Königin
"Die unhöfliche Tote" von SJ Bennett ist der zweite Teil aus der Reihe "Die Queen ermittelt", aber der erste, den ich jetzt hier gehört habe.
Die Queen hat wirklich genug zu tun, mit dem Verwalten des riesigen Haushalts und dann fällt ihr ein verschwundenes Gemälde auf, wobei es nicht verschwunden ist, sondern an anderem Ort hängt.
Noch dramatischer ist, dass ihre Haushälterin tot am Pool liegt. Die Polizei wird eingeschaltet, aber die Queen selber und ihre Assistentin Rozie ermitteln auch mit ihren eigenen Mitteln und Fähigkeiten.
Da ich sehr wenig über den royalen Haushalt und den Buckingham Palace weiß, fand ich da sehr vieles informativ, tat mich mit den vielen Namen und ihren Tätigkeiten bei Hof sehr schwer. Vielleicht noch schwerer, weil ich das Hörbuch hörte und deshalb nicht mal schnell zurückblättern konnte.
Als einzigste der vielen Charaktere sind mir Rozie und die Queen selber im Gedächtnis geblieben, diese waren aber wirklich sehr intelligent und mit einem hervorragenden britischen Humor ausgestattet.
Der Kriminalfall ist sehr interessant aufgestellt und bietet bis zum Ende auch noch Wendungen, die so nicht vorhersehbar waren. Für mich hatte das Buch ein wenig zuviel Lägen, wobei die Spannung zu sehr abfiel.

Bewertung vom 31.01.2022
Gipfelrausch
Laage, Philipp;Reisedepeschen

Gipfelrausch


ausgezeichnet

Die Höhe lockt
"Gipfelrausch" von Philipp Laage ist ein Buch, dass vor Abenteuerlust nur so sprüht. Hier geht es um mehrere Bergbesteigungen in sehr unterschiedlichen Regionen der Welt.
Dem Autor gelingt es mit seinen tollen Beschreibungen mich an seinen Touren teilhaben zu lassen. Ich lese total gerne Bücher über Abenteuer, zu Fuß, per Rad oder Kanu, im Eis, in der Wüste und hoch auf die Berggipfel. Der Mensch ist zu soviel fähig und unsere Natur so wunderschön, sie hat so viele Herausforderungen zu bieten. Grade auch auf die Beschreibungen der Natur und auch des Kampfes mit sich selber lege ich dabei viel Wert und beides kommt in diesem Buch zu Ehren.
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht den Autor und seine Begleiter ins Zillertal und in den Großen Kaukasus, auf den Kilimandscharo und den heiligen Vulkan Fuji, in die Mondberge und ins wilde Pamir zu folgen.
Sehr schön merkt man hier auch, wie sein Anspruch an die Touren und an sich selbst ständig steigt, wobei er auch von Zweifeln und Mißerfolgen berichtet. Mir gefällt auch, dass er seine ganz persönlichen Gedanken mit uns teilt, positive und auch manchmal negative.
Das Buch selber ist sehr hochwertig gestaltet, zu jedem Kapitel gibt es ein tolles Foto, es gibt eine Übersichtskarte und man kann es durch das sehr handliche Format gut mitnehmen.
Ich bin kein Bergsteiger und werde es wohl auch nicht mehr werden, aber durch dieses tolle Buch fühle ich mich einigen Gipfeln etwas näher und kann es allen Naturbegeisterten nur empfehlen

Bewertung vom 31.01.2022
Allein auf dem Meer
Vick, Chris

Allein auf dem Meer


ausgezeichnet

Geschichten retten Leben
"Allein auf dem Meer" von Chris Vick ist ein wunderbares Buch für Kinder und Jugendliche ab elf Jahren, die Altersspanne würde ich hier aber nach oben offen lassen.
Bill ist im Urlaub, ist auf einer Yacht, alles ist unbeschwert und ein Sturm zieht auf. Für ihn eigentlich ganz unvorstellbar, wird er aus seiner heilen, friedlichen Welt gerissen und findet sich ganz alleine in einem Rettungsboot auf dem Atlantik wieder. Er kämpft mit allen Mitteln, um diesen Sturm zu überleben.
Als das Meer wieder ruhiger wird, findet er ein Mädchen, auf einer Tonne, wie tot im Wasser treibend. Er holt sie ins Boot und ist plötzlich nicht nur für sein eigenes Überleben verantwortlich. Ganz genau tauchen wir in die Gedankenwelt von Bill ein, der ein guter Junge ist und trotzdem weiß, dass er jetzt auch teilen muss.
Es macht Freude, den beiden bei den Versuchen, sich zu verständigen, zuzusehen, Sie haben Zeit, denn das treiben auf dem Meer dauert viele Wochen an. Aya beginnt Geschichten zu erzählen, Märchen wie Scheherazade aus 1001 Nacht. Die beiden Kinder retten sich gegenseitig, einer könnte ohne den anderen nicht überleben. Aus den kulturellen Unterschieden der beiden wird eine tiefe Freundschaft.
Die Geschichte ist langsam erzählt, mit eindringlichen, verständlichen Worten, sie braucht Zeit, sich zu entfalten. Durch die guten Beschreibungen fühlt man fast die brennende Sonne und den Durst selber. Für mich ist das ein sehr gelungenes und empfehlenswertes Buch für alle Abenteurer, die nicht immer nur volle Action brauchen.

Bewertung vom 30.01.2022
Eifersucht
Nesbø, Jo

Eifersucht


gut

Eifersucht in Stückchen
"Eifersucht" von Jo Nesbø ist eine sehr feine Sammlung von Krimi-Kurzgeschichten, die sich letztendlich alle im gleichen Thema verbinden. Wie in der namensgebenden Geschichte geht es um das Thema Eifersucht, dass ja oftmals auch das Motiv vieler Verbrechen ist. Man sollte Kurzgeschichten mögen, denn die Geschichten sind ansonsten untereinander nicht verbunden.
Das Thema Eifersucht wird in den sieben Geschichten aber wirklich von verschiedenen Seiten und Gesichtspunkten betrachtet, dem liegt schon fast eine philosophische Schönheit zugrunde und in einigen Fällen wurde ich auch mit einer Wendung am Ende überrascht.
Der Schreibstil des Autors ist gewohnt gut und souverän und er schafft es natürlich auch eine Spannung aufzubauen und im weitesten Sinn über den Ermittler selbst einen Bogen zu schlagen zwischen den einzelnen Fällen. Was mir hier fehlt ist die Tiefe der Geschichte und der Beteiligten, die es sonst in seinen Büchern immer gibt.
Ich wurde hier gut unterhalten, aber es war mehr so Lektüre für zwischendurch und für mich nur eine Überbrückung bis zum nächsten "großen" Roman des Autors.

Bewertung vom 29.01.2022
Der Erinnerungsfälscher
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


sehr gut

Verluste
"Der Erinnerungsfälscher" von Abbas Khider ist eine Geschichte, die uns aus der Sicht von Said Al-Wahid erzählt wird.
Said Al-Wahid lebt schon viele Jahre in Deutschland, jetzt in Berlin undihn erreicht die Nachricht seines Bruders Hakim, dass seine Mutter in Bagdad im Sterben liegt. Er bucht sofort einen Flug und macht sich auf die lange Reise zurück, zurück in sein Geburtsland und zurück in seine Erinnerungen.
Es sind schwere und tragische Erinnerungen an sein Leben im Irak, an den Krieg, an seine Flucht, an eine sehr schwere Einbürgerung und er ist im Unklaren darüber, welche seiner Erinnerungen wahr sind. Diese Unsicherheit zieht sich in Sprüngen durch die Erzählung und hilft dem Protagonisten wohl bei der Wahrung seines gesunden Menschenverstandes.
Die Sicht von Said auf die Geschehnisse im Irak, aber vor allem auch auf seine Ankunft und sein Leben in Deutschland fand ich sehr interessant. Darüber hätte ich gerne noch mehr erfahren, denn da waren die bürokratischen Hürden schon sehr hoch. Sehr interessant auch seine Erlebnisse rund um den Reisepass und warum er ihn immer bei sich trägt.
Die Geschichte ist kurz, man kann sie am Stück lesen, ich hätte sehr gerne noch mehr von Said erfahren und mich auf eine längere Erzählung eingelassen. So ganz konnte ich mich in diese Erinnerungsfetzen nicht einlassen, obwohl mich der Schreibstil durchaus gepackt hat.

Bewertung vom 27.01.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


gut

Verstörende Tragödie
"Der fürsorgliche Mr. Cave" von Matt Haig ist eine Geschichte, die erzählt wird aus Sicht eines Vaters an seine Tochter.
Terence Cave ist Antiquitätenhändler und hat das Gefühl irgendwie verflucht zu sein. Seine Mutter starb durch Suizid, seine geliebte Frau ei einem Raubüberfall. Er blieb mit den noch kleinen Zwillingen Reuben und Byrony zurück. Nun sind die beiden Teenager und sein Sohn stirbt bei einem tragischen Unfall direkt vor seinen Augen.
Verständlicherweise hat er jetzt nur noch größere Angst um seine geliebte Tochter Byrony und möchte alles tun, um sie zu schützen. Und damit übertreibt er nicht nur ein wenig, sondern treibt seine Tochter erst recht zu unüberlegten Aktionen.
Durch die besondere Erzählweise erleben wir alles nur aus der Sicht von Mr. Cave, den man dabei beobachtet, wie er immer tiefer in seinen eigenen Gedanken verstrickt wird. Und es stehen hier auch immer seine Gedanken und Gefühle im Vodergrund.
Das Buch ist eine ruhige Erzählung, es geht eigentlich mehr um das Innenleben des Protagonisten, als um wirkliches Geschehen. Man kann sehr genau beobachten, wie der Protagonist in einer Spirale von dunklen Gedanken und Gefühlen immer tiefer rutscht und die Folgen davon sehen.
Es ist kein spannendes Buch, es ist kein optimistisches Buch, aber es ist ein Buch, dass mich zum nachdenken gebracht hat, dass sehr gut die Gefühle eines zutiefst traumatisierten Menschen darstellt und die Folgen davon. Empfehlenswert für Leser, die kein Happy End und rosarote Brille brauchen.