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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 654 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2021
Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1
Kling, Maria

Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1


ausgezeichnet

Der neunjährige Freddy und seine zwölfjährige Schwester Flo sind mit ihrem Vater und seiner neuen Freundin in eine Wohnung nach Berlin gezogen. Die ungewöhnlichen Hausbewohner wecken Freddys Neugier. Sollten tatsächlich Heinzelmännchen, Vampire, Hexen, Geister, Zombies und Werwölfe das Haus bewohnen? Flo glaubt ihrem Bruder jedenfalls kein Wort. Bald kommt es nicht nur zu Missverständnissen und Enthüllungen, sondern auch zu einer Mission, die sie nur alle gemeinsam bewältigen können.

Vor Vampiren und Hexen muss man sich nicht fürchten. Die sympathischen Wesen beweisen, dass es auf gegenseitige Unterstützung und Offenheit ankommt. Die unterhaltsam erzählte Geschichte strotzt nur so vor witzigen Dialogen und wunderbar eigenwilligen Charakteren. Und die herzerwärmende Botschaft lautet: Haltet zusammen, seit ihr auch noch so verschieden.

Der Sprecher Uwe Kling haucht den eigenwilligen Charakteren Leben ein, weshalb es richtig Spaß macht zuzuhören und es leicht fällt, die Charaktere zu unterscheiden. Mit gekonnt verstellter Stimme und Dialekt bekommt beispielsweise Wolfgang Wütke seinen berlinerischen Charme und Walter Wiesel ist die Verschlagenheit förmlich anzuhören.

Sollte man sich also lieber für das (ein wenig) gekürzte Hörbuch entscheiden? Während die Buchvorlage mit witzigen Illustrationen und lockerem Schreibstil begeistert, hält sich das Hörbuch nicht immer an die literarische Vorlage und Uwe Kling kreierte ein ganz eigenes Hörerlebnis, das ebenso empfehlenswert ist und vor allem durch die Ungezwungenheit und Charakterlebendigkeit überzeugt.

Fazit: Ein gelungenes Hörerlebnis für Kinder.

Bewertung vom 28.10.2021
Das Skelett im Schlossgarten / Malvina Moorwood Bd.2
Loeffelbein, Christian

Das Skelett im Schlossgarten / Malvina Moorwood Bd.2


ausgezeichnet

Malvina Moorwood und ihr bester Freund Tom sind zurück! Dich erwarten rätselhafte Geheimnisse, zwielichtige Gestalten, Tomatenwitze und verhängnisvolle Schriftstücke.

In ihrem zweiten Abenteuer ermitteln die Freizeitschnüffler Malvina und ihr bester Freund Tom wieder in einem rätselhaftem Fall: in der Baugrube im Schlossgarten wurde ein Skelett gefunden. Malvinas Großvater steht unter Verdacht und verschwindet daraufhin spurlos. Außerdem bahnen sich weitere familiäre Katastrophen an und eine mysteriöse Prophezeiung des Alten Lord fordert zum Handeln auf, bevor alles zu spät ist.
Nur Malvina scheint den Ernst der Lage zu verstehen. Zu Zweit begeben sie sich in ein gefährliches Abenteuer, um wieder einmal das Schloss und Familie Moorwood zu retten. Wer den ersten Teil mochte, wird von der Fortsetzung begeistert sein. Wer völlig neu einsteigt, wird aber auch gut zurecht kommen. Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Die elfjährige Ich-Erzählerin „Miss Furchtlos“ überzeugt erneut durch ihre Cleverness und ihrem Mut. Sie hat dazugelernt: ein bisschen weniger ungeduldig und vorlaut als früher, hat sie sich ihre unstillbare Neugier bewahrt und ihren detektivischen Spürsinn geschärft. Mit kindlicher Unbedarftheit, Tatendrang und messerscharfem Verstand bildet sie mit Tom ein super Team. Im Gegensatz zu seiner Freundin liebt Tom Rätsel, was sich, besonders in diesem Fall, als unschätzbare Fähigkeit erweist. Mit seiner geduldigen Art ist er der ideale Gegenpol zu Malvina, die im Kratzbürsten-Modus ziemlich patzig werden kann. Das gruselige Setting eines verfallenen Schlosses, nebliger Moorlandschaften, flackernder Straßenlaternen bei Nacht, zwielichtige Gestalten und finsterer Überraschungen verleihen der Geschichte eine schön schaurige Atmosphäre. Der lockere Schreibstil, der liebenswerte Familienflair und amüsante Andeutungen, aber vor allem das Zusammenspiel aus Malvina und Tom, machen das Buch besonders lesenswert.
Des Rätsels Lösung ist geheimnisvoll und nicht vorhersehbar. Ganz im Gegenteil: es tun sich immer neue Fragen auf, deren Antworten erst Stück für Stück zusammengesetzt werden müssen. Das Ende hält noch einen überraschenden Twist bereit. Es macht in allen Altersklassen großen Spaß, Malvina und Tom beim Geheimnisse lüften zu begleiten und man kann sich dabei selbst bei all den Ungereimtheiten in Spekulationen verlieren.

Es gibt wieder eine schwarze Doppelseite mit weißer Schrift, und ein paar schöne Illustrationen, zu einigen Szenen im Buch. Generell ist die Gestaltung aus Text und Zeichnungen gut gelungen. Uns hat besonders gefallen, dass alles passend inszeniert und nachvollziehbar aufgeklärt wurde, wobei man als Leser oder Leserin gern mal auf eine falsche Fährte gelockt wird.

Fazit: Empfehlenswert! Perfekte Herbstlektüre für kleine Spürnasen, die ein bisschen gruseligen Nervenkitzel mögen. Eine spannende, mysteriöse und rätselhafte Geschichte mit einem cleveren Detektivenduo, das auch anspruchsvollen Schnüfflern gefallen könnte. Ich würde das Buch für Kinder ab 10 Jahren empfehlen, die Spaß an verstrickten Geheimnissen haben. Wir freuen uns bereits auf die Fortsetzung, die Anfang 2022 erscheint.

Bewertung vom 28.10.2021
Book Rebels

Book Rebels


gut

„Book Rebels - 75 Heldinnen aus der Literatur“ ist ein Projekt mit Studenten und Studentinnen des Literaturinstituts Hildesheim, die eine Sammlung ihrer literarischer Heldinnen zusammengestellt haben, die sie beim Lesen bewunderten und die auch nach der Lektüre einen prägenden Eindruck hinterlassen konnten.

Das Buch durchzustöbern, ist ein Vergnügen. Auf jeder Doppelseite lässt sich ein neues Porträt entdecken. Sowohl die übersichtliche, einheitlich farbige Gestaltung mit einem treffendem Zitat, als auch die kunstvollen, seitenfüllenden Illustrationen, waren genau mein Geschmack. Manche Details in den Illustrationen verraten vor allem denen etwas, die die Bücher bereits gelesen haben - ein nostalgisches Element, in der ansonsten freien Interpretation der Künstlerin Felicitas Horstschäfer.

Ich verstehe „Book Rebels“ nicht nur als eine Ansammlung weiblicher, literarischer Vorbilder, sondern vor allem als Hommage an erinnerungswürdige Bücher wie „Der geheime Garten“ oder „Miss Marple“, die bereits viele Generationen begeistern konnten. Hier ist die Mischung aus Klassikern der Kinderliteratur, wie „Pipi Langstrumpf“ oder der Weltliteratur, wie „Romeo und Julia“ und neueren Werken, wie „The Hate U Give“ gut gelungen.
Ich hätte mir beim Lesen manche Texte allerdings in einfachen Worten gewünscht, was die Autoren und Autorinnen an den Figuren so motiviert und begeistert hat, und warum man das vorgestellte Buch deshalb unbedingt lesen sollte. Gerade in Anbetracht der Tatsachen, dass „Book Rebels“ sich an Kinder richtet und einen Anreiz zum Lesen bieten soll. Die meisten Texte fassen allerdings nur die wichtigsten Aspekte oder schlicht den Inhalt zusammen. Die Porträts hätten dabei auch gern etwas ausführlicher sein dürfen. Hier fehlte mir die persönliche Note und eine Umsetzung, die der Zielgruppe auch einen Nutzen bringt, der über eine kurze Buch- bzw. Charaktervorstellung hinaus geht.

Fazit: Ein schönes Buch zum Stöbern, das vor allem die Freude daran vermittelt, in Geschichten einzutauchen und neugierig auf außergewöhnliche Mädchen und Frauen der Literatur macht. Empfehlenswert für Literaturbegeisterte, die gern in Erinnerungen schwelgen. Unter den vorwiegend bekannten 75 Büchern, ist sicher auch eins dabei, das man noch nicht kennt.

Bewertung vom 28.10.2021
Resilienz für dich
Loebnau, bibo

Resilienz für dich


sehr gut

„Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, um resilienter, also widerstandsfähiger für Krisen zu werden.“

Man findet in diesem Buch vor allem altbewährte Ansätze um Widerstandskraft zu entwickeln und turbulente Zeiten in den Griff zu kriegen: Selbstvertrauen aufbauen, Bedürfnisse erkennen oder das kreisende Gedankenkarussell stoppen. Dazu liefert der Ratgeber einige bekannte Strategien, wie das „Probleme von der Seele schreiben“, oder die Kunst des Loslassens. Wer noch nie etwas von „Brain Fog“ gehört hat, lernt nicht nur einen neuen Begriff, sondern hat auch einen weiteren Grund, um der körperlichen und psychischen Gesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wichtige Themen, wie Selbstliebe, Achtsamkeit, Ernährung und Bewegung werden zwar nur oberflächlich angerissen, aber vermitteln in Kürze das Wichtigste und bieten umsetzbare Anreize. Es geht vor allem darum, die Basics zu verstehen und sich in die richtige Richtung zu bewegen.
„Resilienz für Dich - Krisen sind Chancen„ richtet sich bevorzugt an Leserinnen, die, statt dicker Fachbücher, gestalterisch ansprechende Denkanstöße in schönen Pastellfarben mögen. In kleinen Häppchen wird das Wichtigste zum Thema Resilienz serviert, um aufkommenden Selbstzweifeln, Verunsicherungen und Ängsten erst gar keinen Nährboden zu bieten. Außerdem lädt der Ratgeber zur direkten Umsetzung ein: durch das Aufschreiben eigener Gedanken dient es später als personalisiertes Nachschlagewerk und Erinnerungsstütze, denn jeder geht unterschiedlich mit Problemen um. Dabei können auch die modern in Szene gesetzten Zitate als Reminder dienen, die seitenfüllend gestalterische Highlights darstellen.

Fazit: Hier zählt in erster Linie die ermutigende Botschaft: „Wir haben es selbst in der Hand.“ Ein nützlicher und gestalterisch ansprechender Ratgeber mit Infos und Methoden, wie man in schwierigen Zeiten gelassen bleibt, sich besser erholen und vielleicht sogar an den Herausforderungen wachsen kann. Da jeder Mensch irgendwann Enttäuschungen, Verluste oder Konflikte erlebt, wäre dieses Büchlein tatsächlich ein nettes Geschenk, das sagt: Du bist mir wichtig - sei du dir auch wichtig. Besonders Frauen, die sich sonst nicht mit positiver Psychologie beschäftigen, könnten einen nachhaltigen Nutzen aus diesem Ratgeber und Eintragejournal ziehen, den man immer wieder zur Hand nehmen kann.

Bewertung vom 28.10.2021
Das Haus am Rande der Magie Bd.1
Sparkes, Amy

Das Haus am Rande der Magie Bd.1


sehr gut

Das Wort Neun steht in diesem Fall nicht wirklich für eine Zahl, sondern ist der Name der Heldin dieser Geschichte. Neun besitzt nichts außer einer Spieluhr und hält sich mit riskanten Diebstählen über Wasser, dessen Beute sie ihrem skrupellosen Bandenboss Zocks aushändigen muss. Durch den ständigen Überlebenskampf und dem Mangel an Liebe, wirkt Neun verschlossen, pragmatisch und robust, aber eine der wenigen Lichtblicke in Neun’s Leben sind die Bücher, die sie sich aus der Bibliothek leiht. Als sie die Miniversion eines Hauses stiehlt, wird sie in ein magisches Abenteuer hineingezogen, das sie sonst nur aus Büchern kennt.

„Das Haus am Rande der Magie“ spielt in einer Zeit, in der Pferdewagen über Kopfsteinpflaster fahren und Magie etwas Ungewöhnliches ist, das für die meisten nicht existiert. Ebenso ungläubig ist Neun, als sie auf den kultivierten Zauberer Eiderdaus, „Leiter des Teeverkostungskomitees, und Weltmeister im Hüpfkästchenspringen 1835,“ einen Haushältertroll mit Schürze und ein schwertschwingenden Holzlöffel mit Gesicht trifft. Sie reagiert misstrauisch und traut der Sache nicht, was angesichts ihrer Vergangenheit sehr nachvollziehbar ist. Die drei schrägen Charaktere sind außerdem nicht die einzigen Bewohner des Hauses. Ein Fluch hält sie gefangen und nur Neun kann das Haus nach Belieben verlassen und betreten. Mit ihrer Hilfe könnten sie den Fluch endlich brechen und für Neun wäre es eine Möglichkeit, ihrer Armut zu entkommen: Eiderdaus stellt ihr einen Juwel in Aussicht, dessen Verkauf ihr einen Geldsegen bescheren würde.

Eine herrlich verrückte Geschichte, die an das wandelnde Schoss aus „Sophie im Schloss des Zauberers“ von Diana Wynne Jones erinnert.
Die Geschichte ist allerdings nicht so komplex und richtet sich mit kurzen Dialogen und lebendigem Schreibstil eher an Zehn bis Dreizehnjährige. Die Charaktere sind skurril und lustig, bleiben jedoch oberflächlich. Der Fokus liegt auf der Handlung, die mit unvorhersehbaren Wendungen auf ein spannendes Finale zusteuert. Für Kinder garantiert der sprühende Funkenregen an Ideen abwechslungsreiche Unterhaltung, aus: Spannung, chaotischer Magie, Humor, ein bisschen angenehmen Grusel und etwas Rätselspaß. Gut geeignet, für jene, die eine verspielt magische Geschichte suchen, die ohne beängstigendem Fiesling auskommt, und neben dem Spaßfaktor auch eine Prise Lehrreiches und Herzerwärmendes enthält. Die Geschichte bekommt außerdem eine Fortsetzung, die im Mai 2022 erscheint.

Bewertung vom 28.10.2021
Aribella und die Feuermaske
Hoghton, Anna

Aribella und die Feuermaske


ausgezeichnet

„Da kannst du dich glücklich schätzen. Die Fähigkeit zu lesen ist die mächtigste Kraft von allen. […] Lesen ist Magie! Es kann uns in andere Welten versetzen und ermöglicht uns, unsere eigene besser zu verstehen.“

Aribella fühlt sich wie eine Außenseiterin. Nur auf ihren Freund Theo kann sie sich wirklich verlassen, weil ihr Vater, nach dem Tod ihrer Mutter, in tiefer Trauer versunken ist. Kurz vor ihrem dreizehnten Geburtstag passiert etwas Unglaubliches: Aus ihren Fingern lodern Flammen. Es herrscht ein Aberglaube über dunkle Mächte, der sich um Geister und den Blutmond rankt. Aribella befürchtet, dass man sie der Hexerei beschuldigt und versucht vor den Wachen zu fliehen. Im Halb-hier-halb-da-Hotel findet sie Hilfe und erfährt: sie ist eine Novizin und gehört zu den Cannovacci, eine geheime Gesellschaft, die mit ihren magischen Kräften, Venedig beschützen.

Gleich zu Beginn überzeugt der Schreibstil mit bildhafter Sprache und einer traumhaften Kulisse von Venedig: elegante Gondeln und venezianischer Flair im nebligen Herbst. Anna Hoghton hat mit ihrem Debüt ein wundervolles Kinderbuch geschrieben, indem man sich mit Aribella identifizieren kann und miterlebt, wie sich ihr Leben komplett wandelt, als sie feststellt, dass Magie wirklich existiert. „Soll ich dir das schönste Geheimnis über das Außenseiterdasein verraten? Du bist niemals die Einzige. Du hast bisher nur noch nicht herausgefunden, zu wem du gehörst. Und du bist nicht merkwürdiger als ich oder der Rest von uns. Du bist eine Cannovacci, Aribella.“ Ein bekanntes Erzählschema, das viele Kinder bereits bei „Harry Potter“ begeisterte, das aber mit neuartigen Ideen aufwartet und weniger komplex ohne Fortsetzungen auskommt. Die Charaktere sind auf wenige Eigenschaften und Fähigkeiten begrenzt, wirken aber dennoch nicht eindimensional. Gleichzeitig wird man von einer gut überschaubaren Anzahl von Figuren nicht überfordert. Seffie beispielsweise ist dickköpfig, herzlich und hat die beneidenswerteste Fähigkeit: Sie kann mit Tieren sprechen. Seffie ist für Aribella nicht nur eine hilfreiche Unterstützung, um sich im Halb-hier-halb-da-Hotel einzugewöhnen, sondern auch eine tolle Freundin. Obwohl die Geschichte nicht aus Aribellas Perspektive erzählt wird, kann man wunderbar in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen und ihr Handeln nachvollziehen. Wer aufmerksam liest, könnte den Geheimnissen bald auf die Schliche kommen und ahnen, in welche Richtung es vielleicht geht, aber trotzdem hält die Story noch den ein oder anderen Twist bereit. Besonders das Ende hat uns gefallen und macht „Aribella und die Feuermaske“ zu einem magischen Abenteuerroman mit viel Gefühl, Positivität und Geheimnissen.

Fazit: Ein gefühlvolles Kinderbuch, das neben Abenteuern und Magie, ganz unvermittelt Werte wie Selbstvertrauen, Individualität, Mitgefühl und Freundschaft weitergibt. Genau das richtige für junge Leseratten ab 10 Jahren und Erwachsene, die einen unkomplizierten Wohlfühl-Mix aus Abenteuer, Fantasie und fortlaufender Handlung bevorzugen. Empfehlenswert!

Bewertung vom 07.10.2021
Die Sternenleserin und das Geheimnis der Insel
Hargrave, Kiran Millwood

Die Sternenleserin und das Geheimnis der Insel


sehr gut

„Wir alle tragen die Karte unseres Lebens auf unserer Haut, in der Art, wie wir gehen, sogar in der Art, wie wir wachsen.“

Poetisch, magisch und fantasievoll erzählt Kiran Millwood Hargrave von der einzigartigen Freundschaft zwischen Isabella und Lupe und dem dunklen Geheimnis der Insel Joya. Die Geschichte beginnt damit, dass Lupe ihren Geburtstag feiert und Isabella hat sich für ihre Freundin ein besonderes Geschenk ausgedacht. Doch der Tag wird von einem schrecklichen Ereignis geprägt, woraufhin Lupe schließlich fortläuft. Doch Isabella kennt das Ziel ihrer besten Freundin und geht ein hohes Risiko ein, um sie zu finden.

Die 13-jährigen Freundinnen sind völlig unterschiedlich aufgewachsen. Während es Lupe, als Tochter des Couverneurs Adori, an nichts gefehlt hat, ist Isabella im Dorf Gromera aufgewachsen, hat früh Verluste verkraften müssen und ist die Tochter des Kartographen, der sich gegen den Gouverneur und seine Selbstherrschaft ausspricht. Dieser ist nicht nur für die Unterdrückung der Dorfleute verantwortlich, sondern auch dafür, dass Isabellas Vater nicht mehr reisen und neue Länder entdecken kann. Seit der Herrschaft des Gouverneurs sind die Häfen geschlossen und der Wald dient, mit seinem dichtem Dornengebüsch, als Grenze zwischen dem Dorf Gromera und dem Rest der Insel. Niemand traut sich in die Vergessenen Gebiete hinter der Grenze. Isabella träumt davon, die Waldgrenze zu überwinden und das Unbekannte zu erforschen, um die Arbeit ihres Vater fortzuführen. Eine sagenumwobene Geschichte, die ihr Pa ihr oft erzählt hat, handelt von einem Kriegermädchen namens Arinta, die einen Damön bezwang, um die Insel Joya zu retten. Isabella lässt die Geschichte nicht los. Ist sie wirklich nur ein Mythos?

Im Fokus steht das magische Geheimnis und Schicksal Insel Joya und die besondere Freundschaft zwischen Isabella und Lupe. Beim Lesen ist man genauso ahnungslos wie die Ich-Erzählerin Isabella und weiß nicht, welche Richtung die Geschichte einschlagen wird. Es gibt spannende, dramatische und düstere Szenen, Momente der Trauer und zarte Gefühle des Glücks. Das unheimliche Setting in den Vergessenen Gebieten ist sehr atmosphärisch, und man kann die Anspannung der Charaktere und die bestehende Bedrohung förmlich spüren. Ungerechtigkeit, Entbehrungen und Leid bilden neben weiteren Themen, einen harten Kontrast zu der poetischen Erzählweise und den fantasievollen Sprachbildern. Kiran Millwood Hargrave schreibt auf besondere Weise emotional, ohne rührselig zu werden und hat erneut eine Geschichte geschaffen, die auch für Erwachsene ein Leseerlebnis bietet. Isabella ist die titelgebende Sternenleserin, die das Handwerk der Kartographie von ihrem Vater erlernt hat und mit Hilfe von Tinte, Papier und geleitet vom Polarstern, den Weg durch das Abenteuer navigiert. Eine facettenreiche Hauptfigur, die sich voll innerer Widersprüche zwischen Überwindung, sehnsüchtiger Neugier und Entschlossenheit ins Leserherz schleicht. Die Geschichte ist handlungsreich, lässt sich aber trotzdem Zeit für berührende und stille Momente.

Die düstere Stimmung und die dramatischen Szenen ließen mich manchmal daran zweifeln, ob es wirklich für Kinder ab 10 Jahren geeignet ist. Aber es ist genau das richtige Buch, wenn man etwas Außergewöhnliches sucht, das aufrüttelt, und gleichermaßen hoffnungsvoll mitreißt. Das dramatische Finale war berührend und das Ende des Buches ist sehr hoffnungsgebend und schön.

Es ist kein Wohlfühlroman, sondern eine abenteuerliche und gefährliche Reise, märchenhaft erzählt. Ein Plädoyer für Freundschaft und Zuversicht in schweren Zeiten.

Bewertung vom 07.10.2021
Ein Buch, vier Jahreszeiten
Funk, Kristin

Ein Buch, vier Jahreszeiten


ausgezeichnet

„Ein Buch, vier Jahreszeiten“ ist ein hochwertig gestaltetes Buch, mit modernen Elementen und kurzen, inspirierenden Texten, die sich auf die vielen Vorzüge, der vier Jahreszeiten konzentrieren. Bereits beim ersten Blättern fallen die seitenfüllenden Fotografien auf, die dezenten Farben und beruhigenden Schriftbilder, die eine besonders angenehme Atmosphäre schaffen. Für jede Jahreszeit finden sich etwa vierundzwanzig Anregungen, während sich der Aufbau wiederholt: eine Begrüßung, um das neue Naturschauspiel Willkommen zu heißen, eine Liste für passende Unternehmungen, für die nächsten Monate und vieles mehr. Hier trifft Moderne auf traditionelles Wissen und Rituale: kreative und nachhaltige DIY-Ideen, Achtsamkeitsübungen, stimmungsvolle Gedichte, eine Geschichte und drei bis vier Rezepte für jede Jahreszeit und immer wieder kunstvolle Aquarelle, die hervorragend ins Gesamtkonzept passen. Kristin Funk legte besonderes Augenmerk auf die minimalistisch beruhigende Optik, Positivität und Altbewährtes, wie traditionelle Rezepte oder das dänische Hygge.

Mir hat besonders die positive Grundstimmung gefallen, die sich darauf konzentriert, was die jeweilige Jahreszeit zu bieten hat und wie man sogar dem regnerischen November etwas abgewinnen kann. Das hebt die Stimmung und es steigt die Vorfreude, einiges mal auszuprobieren. Allerdings versteht sich das Buch vor allem als oberflächliche Inspirationsquelle und Entspannungslektüre. Eignet sich dadurch aber hervorragend als nettes Geschenk für jede Gelegenheit.

Fazit: Es macht Freude, darin zu schmökern. Bietet vor allem stimmungsvolle Inspiration und Entspannung beim Lesen.

Bewertung vom 07.10.2021
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


ausgezeichnet

„The Stranger Times“ erzählt von dunklen Mächten, Magie, skurrilen Tragödien und schockierenden Wahrheiten. Hannah will ihr altes Leben hinter sich lassen und durchlebt eine Tortur von Bewerbungsgesprächen. Nie hätte sie damit gerechnet, einen Job bei der „Stranger Times“ zu ergattern. Die Wochenzeitung berichtet über das Rätselhafte und Unerhörte auf der ganzen Welt und gibt den Augenzeugen und ihren ungewöhnlichen Schilderungen eine Stimme. Hannah wird mit allerhand Skurrilem konfrontiert und in ein Abenteuer hineingezogen, dass ihren vollen Einsatz abverlangt.

„… man [darf] der Magie nicht mit Logik kommen […], sonst kriegt die Magie nämlich schlechte Laune und hört auf zu funktionieren. … Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, Horatio, als Eure Schulweisheit sich räumt. Kurz gesagt: Stellen Sie nicht die Magie infrage.“

Das Cover ist schon etwas besonderes und bieten einen echten Wiedererkennungswert. Immer wieder finden sich im Buch eingestreute kurze Artikel aus „Stranger-Times-Ausgaben“, die exemplarisch einen Eindruck der bizarren (und lustigen) Berichterstattung vermitteln. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: neben den Redaktionssitzungen, gibt es beispielsweise Szenen des dunklen Gegenspielers oder der leitenden Detektiv’s. Sprich: man hat einen guten Überblick, weiß aber stets nichts alles.
Mir hat vor allem der Humor sehr gefallen, der in den eigentümlichen Figuren, der schrägen Situationskomik und den amüsanten Dialogen erblüht. Da man in die Geschichte hineingeworfen wird, braucht es ein bisschen, aber ich bin mit den Charakteren ungewöhnlich schnell warm geworden und hatte mit der Story meinen Spaß. Die angespannte Dynamik der bunten Charaktermischung hatten dabei großen Unterhaltungswert: Die sanfte Humbug-Publizistin Reggie, der selbstmordgefährdete Ox, die unverblümte Stella, die fromme Grace und der enthusiastische Simon - der überhaupt nicht für die Zeitung arbeitet, aber sehr motiviert ist, das zu ändern. Aber so richtig Stimmung bringt der, zu Grace Unmut, Schimpfworte-herumschreiende-Chefredakteur Banecroft in die Redaktion: „Also, wessen Bein muss ich bespringen, um hier eine Tasse Tee zu bekommen?“ Hannah passt mit ihrem Organisationstalent hervorragend ins Kolloquium, und verhilft zu einem journalistischen und kriminalistischen Teamwork, das sich sehen lassen kann. Die kurzen Kapitel und Perspektivenwechsel sorgen förmlich dafür, dass man durch den Text fliegt. Selbst die vielen Nebensächlichkeiten tragen zum witzigen Charme bei. Ich habe schon länger nicht mehr das Ende eines über 400 Seiten Buches so bedauert (und eine so unterhaltsame Dankesrede gelesen). Mit einem packendem Finale und einem rätselhaftem Cliffhanger auf der letzten Seite, auf dessen Aufklärung ich sehr gespannt bin. Auf die Fortsetzung muss ich mich noch bis 2022 gedulden, aber ich bin sicher, es lohnt sich.

Fazit: Caimh McDonnell hat einen gelungenen Genremix aus Krimi, Fantasy und Komödie verfasst. Ganz nach dem Motto: Reading is fun! Die Geschichte hat alles, was es braucht: sie ist spannend, magisch, bewegend und überzeugt mit einfallsreichen Charakteren und jeder Menge Witz. Großartig übersetzt von André Mumot und besonders lesenswert für alle, die den britischen Humor bei Douglas Adams schon so liebten.